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Die Front

Stolz marschieren wir durch das Tor der Kaserne, im Gleichschritt, im selben Takt der Trommeln, hinaus. Mit erhobenem Haupte, mit dem Stahlhelm bedeckt und das Gewehr auf dem Rücken. Der schwere Rucksack bemerke ich noch kaum. Sonnenstrahlen blenden meine Sicht doch es hindert mich nicht. Schritt auf Schritt marschieren wir Meter für Meter Richtung Schicksal.

Durch eine Stadt führt unser Weg, die Menschen stehen am Straßenrand und jubeln uns zu. Kinder laufen hinterher, Blumen werden  geworfen, die Leute winken  lachend und wünschen uns alles Gute. Manche Personen stecken uns mit einem Lächeln Nahrungsmittel zu. Viele Frauen sehen uns mit traurigen Blick hinterher, wissend, dass so manche Mütter keine glückliche Heimkehr zu erwarten hat.

Laut erheben wir unsere Stimmen und singen im Chor Lieder, die uns an die Heimat erinnern aber auch an die Sehnsucht nach der Ferne, dem Mut und der Ehre eines Soldaten. Manch einer denkt mit wehmütigen Herzen an seine Eltern, seine Geschwister, seine Geliebte, an alle, die in der Heimat auf sie warten. Mit einen Klaps auf den Helm holen wir sie aus ihren Gedanken. Unterwegs werden noch Witze gerissen, denn jeder Soldat weiss, dass er vielleicht nicht mehr nach hause kommt und geniesst jede Minute seines Lebens.

Je weiter die Armee kommt, desto karger wird das Land und je weniger Menschen sehen wir unterwegs. In der Ferne können wir die dumpfen Knaller der Artillerie hören, das Schreien von Männern, die charakteristischen Schüsse aus Gewehren und das Stottern der Mgs. Unser Blick erblickt eine verwüstete Landschaft, abgebrannte Vegetation, Granatkrater, Tote, kilometerlange Gräbensysteme und Stacheldrahtwälder.  Rauch bedeckt das Niemandsland zwischen den Gräben. Von einem Ende des Horizonts bis zum anderen verlaufen diese Laufgräben und aus der Ferne wuseln die Menschen darin rum wie Ameisen in ihren Bau. Der Anblick hebt unser Herz und wir können es kaum erwarten an die Front zu kommen.

Uns kommt ein Zug Soldaten entgegen. Ihr Anblick erschüttert viele aus unserem Batallion. Sie sehen aus wie wandelnde Leichen. Ihr Gang humpelnd oder schlürfend. Viele sind bandagiert, tragen zerrissene Kleidung und blicken uns aus hohlen Augen an. Ihr Kampfesgeist ist entwichen, doch ihre Körper tragen sie denoch weiter. Bedrückt marschieren wir weiter in das Lager. Unsere Offiziere erlauben uns, uns niederzulassen und erstmal die Sachen abzulegen. Leicht erschöpft setzen wir uns auf den Boden und sehen dem Treiben im Lager zu. Hektisch geht es hier zu. Über uns fliegen die Ritter der Lüfte in ihren mechanischen Flugrössern in Richtung des Feindes. Plötzlich erklingt eine Pfeife und alle Soldaten rennen zu den Gräben und in die Bunker. Hektisch schauen wir uns um und unsere Vorgesetzten befehlen uns, zu den Gräben zu rennen und sofort in die Bunker zu gelangen.

BUMM!

Dicht neben uns schlägt eine Granate ein und zerreisst mehrere Leute auf einmal. Ich liege ebenfalls auf den Boden, meine Ohren piepen, meine Sicht ist verschwommen. Einer meiner Kameraden hilft mir auf die Beine und schwankend folge ich ihm schnell in einen der Bunker während immer mehr Geschosse einschlagen und Dreck und Leiber durch die Luft katapultieren. So plötzlich wie das Donnern angefangen hat, so schnell hört es auf.  Auf einmal leuchten rote Signalfackeln auf und aus der Ferne sehen wir die feindlichen Truppen mit großen Geheule auf unsere Stellung zustürmen. Ihre Augen verzerrt, ihe Gesichter sind Fratzen, die unseren Tod wünschen. Kugeln surren durch die Luft. Einer meiner Kameraden neben mir wird von der Brustwehr gefegt. Ein blutiges Loch ziert seine Stirn. Eilig ergreife ich meine Waffe, lade durch, lege in Ruhe an und ziele. Mein Atem wird langsamer, alles um mich herum bewegt sich in Zeitlupe, mein Blick fixiert den Gegner, mein Finger drückt langsam dem Abzug.

PENG!

Wie eine Puppe im Wind fliegt der feindliche Soldat nach hinten. Nochmal repetiere ich mein Gewehr und ziele neu. Wieder ein Soldat weniger, noch einer und noch einer. Der gesamte Graben feuert auf den Sturm der auf uns zukommt. Neben mir knattert ein Mg und zerfetzt mehrere Leute auf einmal. Einige Truppen sind schon zum Stacheldraht gelangt und versuchen diesen zu überwinden. Eine Handgranate kullert auf die Gruppe zu, eine Explosion verhindert das Unterfangen und hinterlässt nur wenige Stücke von etwas, was mal mehrere Menschen waren.Grimmig suche ich das Niemandsland ab und bemerke eine Bewegung im Augenwinkel. Blitzschnell drehe ich mich um und erhebe meine Gewehr um gerade noch so einen Spaten abzuwehren. Ich blicke in hasserfüllte Augen und versuche mich frei zu kämpfen. ich stoße ihn mit einen Ruck zurück und steche mit meinen Bajonett zu. Stahl durchdringt zuckendes Fleisch.

Zum ersten Mal in meinen Leben sehe ich einen Menschen sterben. Direkt vor meinen Augen, durch meine eigenen Hände. Geschockt schaue ich zu wie er am Boden liegt und mich mit seinen sterbenden Augen durchdringt als ob er mich für diese abscheuliche Tat verurteilen will. Blut strömt wie ein Wasserfall aus seiner Wunde heraus und durchnässt den Boden unter ihm. Der Anblick lässt mich aufstoßen und übergeben. Mit blassen Gesicht und einer Kälte in der Brustgegend richte ich mich langsam wieder auf und registriere meine Lage. Einigen Gegnern ist es anscheinend gelungen in unseren Graben zu gelangen. Trotzig stellen wir uns dem Feinde entgegen.

Doch plötzlich schrillt eine Trillerpfeife im Chaos und alle Feinde beginnen damit sich zurückzuziehen. Meine Kameraden schiessen noch einige Salven hinterher, doch der Feind hat Glück und entkommt. Eilig versuchen wir noch Ordnung zu schaffen. Viele Tote liegen in den Gräben und wir tragen sie weg. Der einsetzende Regen wischt das Blut von unseren Händen doch nie mehr aus unseren Seelen. Als ich die Leiche des Soldaten fand, den ich getötet hatte, fragte ich mich unwillkürlich ob wir beide in einer anderen Welt und in einem anderen Leben vielleicht zusammen ein Bier getrunken und uns verstanden hätten.

 Ich hasse diesen Krieg. 

 

Alltag

In der Nacht gehen wir raus auf das Niemandsland und versuchen die Positionen der gegnerischen Vorposten auszukundschaften. Leise schleichen wir uns durch die Todeszonen, überwinden Stacheldraht und Granatkrater. Langsam kommen die ersten Mg-Stellungen in Sicht, näher trauen wir uns nicht ran, denn wenn wir bemerkt werden, hagelt es Kugeln. Mein Kamerad notiert sich schnell die Positionen, dann schleichen wir zurück. Plötzlich leuchtet eine rote Signalrakete auf und es knallt. Ich renne los und bemerke, dass mein Gefährte auf dem Boden liegt und sich windet. Ich laufe zu ihm zurück und merke, dass er schon tot ist. Nach einer schnellen Durchsuchung finde ich einen Brief, überlege kurz, nehme ihn mit und suche weiter. Mein Blick fällt auf seine kalten Hände, diese umklammern die Notizen. Hastig entreisse ich seinen toten Fingern das Papier und renne los, verfolgt von einen Kugelhagel, der den Dreck hinter mir aufwirbelt.

Erschöpft erreiche ich unsere Stellungen und rufe laut die Parole, damit die Wachen nicht auf mich schiessen. Geschickt kletter ich in den Graben und gehe schnell zum Kommandoposten. Ein Oberleutnant verlässt das Zelt und erwartet mich bereits. "Oberleutnant, habe die Positionen der gegnerischen Stellungen entdeckt und notiert, ein Mann Verlust", Ich salutiere und stehe stramm während der Offizier die Notizen betrachtet. "Gut gemacht, Oberfeldwebel, sie können jetzt wegtreten."

Nachdenklich gehe ich zum nächsten Feldpostzelt und betrachtete den Brief. Er ist vermutlich an seine Familie addressiert. Ob es ihr gut geht und gut versorgt ist? Hatte er Kinder? Diesen tapferen Soldaten, der mir unbekannt war und den ich erst heute getroffen habe und noch nicht kennen lernen konnte. Am Posten angekommen, gebe ich den Brief ab und versuche das Geschehe zu verdrängen.

Mit hungrigen Magen schlender ich zu einer Feldküche, deren leckeren Gerüche schon vom fernen riechen kann. Ein grimmiger Koch gibt mir dort eine Portion Gulasch und ein hartes Stück Brot, was ich mir beides freudig schmecken lasse. Im Lager und in den Gräben wird hektisch gearbeitet, unablässig werden die Gräben mit Sandsäcken und Holzbretter ausgebaut und die Schiessscharten mit Metallblechen verstärkt. Wir haben den Vorteil des besseren Untergrundes, denn hier ist der Boden nicht so schlammig und das Grundwasser ist tiefer als woanders. Dadurch brechen die Gräben nicht bei übermässigen Regen ein. Ich schaue bei dem Munitionsdepot vorbei und lasse mir Munition geben für mein Gewehr und noch Munition für ein Mg, denn ich habe nachher Wache.

Noch ist es relativ ruhig, doch der nächste Angriff, der nächste Sturm lässt sicher nicht lange auf sich warten.

Der Angriff

"Aufstehen Männer, heute ist es soweit, wir greifen an!"

Laut hallt die Stimme des kommandierenden Offiziers durch die Morgenluft und ich werde wach. Ich reibe mir die Müdigkeit aus meinen Augen und esse ein bisschen von meiner Ration. Die Luft ist kühl, leichter Nebel wabert über das Niemandsland. ich greife meine Waffe, nehme sie erstmal auseinander und reinige sie. Zumindest versuch ich es.

Heute kommen neue Rekruten und sollen gleich erste Kampferfahrung sammeln, indem sie gleich in den Angriff geschickt werden sollen. "Arme Kerle, sie sind noch so jung", sage ich zu einen meiner Kameraden. "Müssen wohl frisch aus der Grundausbildung sein", antwortet er mir, "Ich wette, die überleben nicht mal 3 Minuten auf dem Schlachtfeld." Wir betrachten die neuen Kameraden. Sie wirken noch sehr jung, sind frisch aus der Schule eingezogen worden. Manche von Ihnen sind blass und gucken sich hektisch um. Andere wirken eher trotzig, andere bewegen ihren Mund als ob sie beten würden. Wir selber betrachten uns schon als alte Hasen, aber im Grunde sind wir kaum älter als der Haufen Burschen da drüben. "Hey jungs! Wenn ihr auf uns achtet und aufpasst, dann überlebt ihr vielleicht den Krieg", rufen wir ihnen zu. Manche werden noch blasser und einer muss sich übergeben. War doch keine so gute Idee.

Zudem sollten wir heute mechanisierte Verstärkung erwartet, aber anscheinend verspäten sich die Jungs. Immer dann wenn  sie mal gebraucht werden, sind sie nicht da. Aber gut, dann starten wir halt ohne sie. Zum frühen Vormittag sammeln sich alle Soldaten an den vordersten Gräben und warten auf das Angriffssignal. Manche beten noch ein letztes Mal, andere überprüfen ihre Ausrüstung und einige müssen sich übergeben, da sie nervös sind. Das Warten ist das Schlimmste. Ein lautes Schrillen und mehrere Leuchtsignale geben uns den Befehl zum Angriff.

Laut schreiend klettern wir die Leiter hoch, springen über die Hügel und rennen auf die gegnerischen Stellungen zu. Lautes Donnern und heftiges Beben zeigen uns, dass unsere Artillerie uns Feuerschutz gibt. Die ersten Posten sind in Sicht und beginnen auf uns zu feuern. Vor mir fallen einige Soldaten und ich schmeisse in Deckung hinter einen kleinen Erdhügel und beginnen zurück zu feuern. Ich ziele und drücke ab. Links von mir wird ein Trupp stark unter Feuer genommen, zum Glück haben sie sich in einen Granattrichter versteckt. Ich entsicher eine Granate und werfe sie geschickt in Richtung einer Mg-Stellung.

*BUMM*

ich linse über den Hügel und sehe, das mein Wurf doch nicht so schlecht war. Es klafft ein Loch in der Stellung und ich wechsel auf meine Maschinenpistole. Plötzlich wird das Gegenfeuer heftig und zerreisst viele meiner Kameraden. Hinter mir kommt ein Flammenwerferteam in Sicht, doch eine Kugel trifft den Tank, explodiert und hüllt die Gruppe in Flammen ein. Grausige Schreie der Brennenden erfüllt die Luft, ich ziehe meine Pistole und erschiesse sie. Ich will ihnen ihre Leiden nicht verlängern.

Doch der Gegner hämmert weiter heftig auf uns ein. Lautes Getöse dröhnt auf und mehrere Stahlungetüme fahren auf uns zu. Ich rufe den Rest meiner Leute zu, dass wir uns zurückziehen. Chaos herrscht vor und verzweifelt versuchen wir uns abzuhauen. Doch die Panzer holen uns fast ein und wir müssen heftige Verluste erleiden. Ein paar Männer und ich springen in einen Granattrichter und wehren uns. Doch Maschinengewehrsalven und die Kanonen der Panzer halten uns zurück. Wir sprechen gerade unsere letzten Worte als plötzlich ein Grollen auftaucht. Ich schaue über den Rand des Grabens und sehe wie ein Panzer in einer Explosion aufgeht. Stampfen wird immer lauter. Ich drehe mich um und sehe die lang ersehnte Verstärkung.

Mehrere Kampfläufer stampfen auf uns zu. An ihren Armen hängen schwere Panzerabwehrkanonen und Maschinenkanonen. Auf den Schultern thronen Raketenwerfer. Der Gegner konzentriert sein Feuer auf die neue Bedrohung, doch die Panzerung ist zu dick und die Kugeln und Granaten prallen einfach ab. Dann erwidern die Läufer das Feuer und hämmern mit ihren Geschossen auf die Gräben ein. Ich jubel laut und alle Soldaten machen bei dem Jubel mit. Wir klettern aus dem Trichter und folgen den Kampfläufer auf dem Vormarsch.

Die vordersten Schützengräben sind praktisch dem Erdboden gleich gemacht worden.  Wir suchen nach feindlichen Soldaten, töten die letzten Überlebenden und übernehmen die Reste der Grabenanlagen. Die Läufer geben uns Feuerschutz während wir uns eingraben. Unser Funker meldet dem Hauptquartier und Kommandovorposten, dass es uns gelungen ist, eine große Stellung des Feindes einzunehmen und zu halten. "Haltet die Stellung, wir schicken Pioniere zum Ausbau der Bunker", befiehlt uns der Kommandeur. Ich bestätige den Befehl und verteile die wenigen Leute auf wichtige Schlüsselpositionen. Die Kampfläufer sollen zusätzlichen Feuerschutz liefern.

"Gefreiter, wieviele Verluste haben wir zu vermelden?", rufe ich einen meiner Untergebenen. Schnell komm ter zu mir gerannt. "Sir, von 200 Mann haben wir 89 Tote, 64 leicht und schwere Verwundete. 47 Soldaten sind noch voll kampfbereit." "Wie sieht es mit der Ausrüstung und Munition aus?" "Munition konnten wir vom feind in größeren Mengen bergen und Waffen als auch Ausrüstung und Dokumente wurden gesichert." "Sehr gut Gefreiter." "Danke Herr Oberfeldwebel" " Sorgen sie dafür das an allen wichtigen Porsitionen die Männer bereit sind und Acht geben." "Jawohl Herr Oberfeldwebel", salutierte und verschwand um die Befehle auszuführen.

Ich schmunzel über seinen Eifer und denke darüber nach, was auf uns zukommen mag.

 

Die Verteidigung

"Knall"

Ein Körper kippt um und bleibt auf dem Boden liegen, während das Blut rausströmt. Alle Männer schrecken auf und besetzen schnell ihre Verteidigungspositionen. Explosionen erleuchten die Nacht und ein Hagel aus Blei kommt auf uns zu. Chaos herrscht vor, da der Feind uns unerwartet in der Nacht angreift. Heftig trifft uns der Angriff. Ich sehe mehrere Männer schon blutend im Graben liegen. Hektisch versuchen die restlichen Leute sich zu wehren. "Los Männer , nicht nachgeben, haltet die Stellung! Piloten zu euren Maschinen!" Schnell laufen die Piloten zu ihren Läufern und bemannen diese. Surrend erwachen System und Waffen werden ausgefahren. "Feuert auf folgende Koordinaten, die ich euch durchgebe." Kurz darauf richten sich Geschützerohre aus und feuer mit allem was sie haben. Explosionen erhellen die Nacht. Innerhalb von wenigen Minuten ist ein Großteil des gegnerischen Kugelhagels verstummt und ein erheblicher Teil des Niemandlandes umgepflügt.

Auf einmal explodiert einer der Maschinen in einen gleissenden Feuerball. Verwundert blicke ich mich um. "Was ist passiert? Wieso ist der Läufer zerstört worden?" "Herr Oberfeldwebel, wir haben keine Ahnung. Wir konnten keine weiteren Gegner feststellen, ich.......Argggggggggg" Mein Untergebener wird umgerissen und Blut spritzt aus der Wunde. Schockiert versuche ich die Blutung zu stoppen, doch plötzlich hört das Röcheln auf und das Zappeln lässt nach. Wütend verstaue ich meine Wut in mich und konzentiere meinen Geist auf die Verteidigung. "Männer! Verzagt nicht! Kämpft für Ruhm und Ehre!" Ein trotziges Gebrüll der Truppe lässt mein Herz höher schlagen.

 Schnell weise ich sie an, Stellungen zu beziehen. Die restlichen Maschinen geben uns Feuerschutz dabei. Heftiges Laserfeuer kommt uns entgegen. Mehrere meiner Männer werden getroffen. "Verschanzt euch im Hauptbunker"! Hektisch rennen wir auf den Bunker zu und versiegeln die Türen. "Hier Oberfeldwebel Karpow an sämtliche Piloten der Kampfläuferstaffel Gelb, feuert mit allem was ihr habt. Passt aber auf, wenn ihr keine Munition mehr habt oder ihr zu schwere Schäden erleidet, zieht euch umgehend zurück! das ist ein Befehl !" " Aye Aye! Es war uns eine Ehre!" Wir hören von draussen starkes MG-Feuer, sowie das typische Zischen der Laser und die Explosionen donnern auf uns ein. Die Erschütterungen werden immer heftiger, doch der Bunker hält den Beschuss noch aus. Die Türen beben plötzlich. "Verdammt sie sind schon an dem Tor. Männer, nehmt Verteidigungsstellungen ein, haltet durch bis die Verstärkung kommt."
Ich gebe den Befehl die letzten Rationen und die letzte Munition austeilen. Dann bauen wir aus allem Möglichen Deckungen und Barrikaden. Nun beginnt das Warten. Grimmig erwarten wir den letzten Angriff, den letzten Kampf, das letzte Aufbocken eines Tieres. Man erwartet in so einen Augenblick das man Wut emfindet oder Trauer. Doch genau das fühle ich nicht. Es ist als ob eine Last von meinen Schulter fällt.

"Meine Herren, für den Fall das wir den Morgen nicht mehr erleben werden. Es war mir eine Ehre mit ihnen Seite an Seite gekämpft zu haben. Nehmt so viele Feinde mit wie es geht. Lasst sie bereuen uns angegriffen zu haben! "

Das Tor wird aufgesprengt. Der Druck der Explosion drückt in meinen Ohren. Heftiger Wind blässt mir entgegen und die ersten Schüsse kommen uns zugeflogen. Die Zeit wird langsamer, alles um mich herum bewegt sich wie in Zeitlupe. Ich ziele, drücke den Abzug und die Hülsen fliegen aus meiner Waffe, die Kugeln zischen aus dem Lauf, fliegen durch den Pulvernebel und treffen auf ihre Ziele. Schreie erreichen meine Ohren und ich muss grinsen, dass ich noch ein paar Bastarde töten konnte. Ein lautes Hämmern verrät mir, dass unser schweres Maschinengewehr seine Arbeit aufgenommen hat. Ein Pfeifen dringt durch den Lärm und mehrere blaue Geschosse fliegen an mir vorbei. "Pass auf, dass die Plasmakanone nicht überhitzt!", rufe ich dem Schützen zu.  Das gesamte Gefecht dauert nur wenige Minuten doch es fühlt sich wie Stunden an. Chaos herrscht vor, mehrere meiner Männer fallen, Hitze und Tod verbreiten sich wie ein Orkan.

"Zieht euch zurück, es sind zuviele, los los!" " Nein Herr. Zieht ihr euch zurück, wir geben euch Rückendeckung, wenn ihr überlebt, lebt unsere Kompanie weiter. Los geht!" Wütend blicke ich auf die Reste meiner Kompanie. Entschlossene Gesichter starren mich an. Stolz auf diese tapferen Mannen durchfährt mich. Kurzentschlossen greife ich nach meinem Maschinengewehr. "Männer, dann bleibe ich bei euch, ich bin stolz auf euch und wir werden heute nacht in den Hallen Vahallas speisen, also haltet stand bis zur letzten Patrone!" Mutig und mit unserer letzten Kraft halten wir unsere Position, doch mit jeder Minute werden wir immer weniger. Immer heftiger werden die Angriffe und immer tiefer dringen unsere Gegner vor. Wir ziehen uns immer weiter nach innen zurück, vor dem Kommandobunker im innere, nehmen wir unsere letzte Verteidigungsstellung ein. Wir sind nur noch 8 Mann, nur noch mit einen schweren Maschinengewehr und dem Plasmawerfer und den normalen Handfeuerwaffen ausgerüstet. Unsere letzten Sprengsätze haben wir benutzt um die Gänge hinter uns zu verminen. Doch dies wird den Feind nicht lange aufhalten. Seine schweren Schritte und die lauten Rufe verraten uns, dass diese nicht mehr weit sind. Plötzlich bebt es von draussen und die Rufe verstummen, das Beben wird immer heftiger und der Bunker ruckelt stark, dass die Decke droht auf unsere Köpfe zu fallen. "Los Männer, solange sie abgelenkt sind, müssen wir versuchen hier rauszukommen! Auf Auf Kameraden!!", rufe ich und wir rennen alle los. Jeder gegnerischer Soldat der uns zu spät bemerkt wird erschossen und tatsächlich schaffen wir es fast bis zum Ausgang. Doch dann höre ich nur noch einen lauten Knall und alles wird schwarz um mich herum.

 

Freizeit

Dunkelheit hat mich umfangen. Schmerz durchfährt meinen gepeinigten Körper. Ich höre Stimmen, doch ich kann sie nicht zuordnen. Langsam versuche ich mich zu bewegen aber dies ist unmöglich. Jede kleinste Bewegung führt zu Schmerzen, die mich aufstöhnen lassen. Ich spüre einen kurzen Stich in meinen Arm und falle wieder in die selige Umarmung des Schlafes. Einige Zeit später wecken mich Stimmen, doch dieses Mal verstehe ich sie deutlich. Eine männliche Stimme und eine weibliche. Die Frau klingt für mich wie ein Engelschor und ich bete, sie möge nie mehr aufhören zu reden.

 

"Herr Doktor, der Patient ist erwacht und versucht sich zu bewegen." "Sehr gut, der Herr Oberfeldwebel hat lange geschlafen, mal sehen wie es ihm jetzt geht." Anhand der Schritte merke ich wie die Beiden an mein Bett kommen und versuche meine Augen zu öffnen. Die Dunkelheit schwindet und das Licht blendet mich zuerst. "Herr Oberfeldwebel, ganz langsam, sie haben eine Granatexplosion überlebt und liegen seit 3 Wochen im Lazarett und haben geschlafen." Ich erblicke das lächelnde Gesicht des Arztes und das engelsgleiche Antlitz der Schwester, die neben ihm steht.

 

Ihr Anblick sollte wie ein Balsam für meine Seele sein und doch….spüre ich nichts als Schmerz und Trauer, als ich merke wie meine Gedanke an meine Kameraden abschweifen, die sich sicher über die Anwesenheit dieser Frau gefreut hätten. Fast abwesend frage ich den Doktor: "Doktor, was ist mit den anderen Männern geschehen?" "Ahh, sie meinen sicherlich ihre Kameraden. Sie wurden schon vor kurzen entlassen. Zu meinem Bedauern muss ich ihnen leider mitteilen, dass nur drei der Soldaten lebend geborgen wurden." "Sind sie sicher?" "Ja leider, wir haben mehrere Tage gebraucht um sie zu finden und zu bergen. Sie waren unter reichlich Erde und Schutt begraben. Anscheinend hatte unsere Artillerie ihre Position unter Feuer genommen, weil befürchtet wurde dass sie nicht mehr leben und somit der Vorposten verloren war."

 

Bedrückt und nachdenklich sehe ich aus dem Fenster raus. In mir wirbeln meine Gedanken und eine eiskalte Leere steigt auf in mir. Eine aufkommende Wut lässt mich meine Fäuste ballen. Erinnerungen blitzen in meinen Kopf auf. Erinnerungen an bessere Tage mit meinen Kameraden, Wettkämpfe, Schlägereien in unserer Lieblingskneipe und an ausgiebige Saufereien in derselben. Erinnerungen an harte Schlachten, die wir überstanden haben und an fremde Welten die wir erkundet haben. Trauer erfasst mich und Tränen benetzen mein Gesicht. Plötzlich fällt ein Sonnenstrahl auf  mein geplagtes Antlitz. Ich sehe aus dem Fenster. Draußen ist ein strahlend schöner Tag, die Vögel zwitschern und ich höre die Menschen sich angeregt unterhalten.

 

"Doktor, wo bin ich eigentlich?" "Sie sind in der Kolonie Gamma, im Lazarett Stauffenberg. Wir müssen nur noch den Papierkram hinter uns bringen und sie einer letzten Untersuchung unterziehen. Dann können wir sie entlassen. Das Oberkommando hat für ihre Verdienste erstmals einen Sonderurlaub verordnet. Schwester, kümmern sie sich um ihn. Oberfeldwebel, wir sehen uns noch. Schönen Tag noch." Ich nicke ihn zu und die Schwester schaut nach meinen Wunden und führt diverse medizinische Sachen durch, von denen ich keine Ahnung hat. Trotz ihres gestressten Gesichtsausdruckes sieht man ihre Schönheit deutlich an. Vermutlich war sie verheiratet oder hatte viele Verehrer.

 

"Wie heißen sie Schwester, wenn ich sie fragen darf?" "Fragen dürfen sie, aber das heißt nicht dass ich ihnen antworten muss", sagt sie und grinst mich an. Oh man, ihr Lächeln kann den stärksten Mann umhauen. Plötzlich macht sie eine ruckartige Bewegung und ein Schmerz durchfährt mein rechtes Bein. Mit tränenden Augen frage ich sie: „Schwester, sind sie immer so grob zu ihren Patienten?“  „Nur zu den besonderen Fällen.“, entgegnet sie laut lachend, als sie ihre Sachen einpackt. Kurz bevor sie den Raum verlässt, sagt sie noch zu mir: „Herr Oberfeldwebel, sie können sich nun anziehen. Genießen sie ihren Ausgang. Melden sie sich noch mal bei uns im Lazarett bevor sie wieder zur Front abrücken. Es wurde übrigens eine Wohnung für sie bereit gestellt, weitere Informationen finden sie in dem Dossier auf dem Nachttisch.“

 

Während ich mich langsam anziehe, überlege ich meine weiteren Schritte und komme zu dem Entschluss einfach mal zu entspannen. Gerade die Ruhephasen soll man nutze um wieder zu Kräften zu kommen und gerade in diesen Zeiten weiß man nicht wann man das nächste Mal  in Ruhe Luft holen kann. Ein Blick auf das Siegel des Umschlages verrät mir, dass diese Befehle von obersten Kommandostab des Quadranten stammen. Stirnrunzelnd öffne ich das Dossier und überfliege die Papiere. Anscheinen werde ich einem Zug frischer Rekruten übernehmen, die gerade die Grundausbildung hinter sich haben. Verdammte Grünschnäbel. Wieso ausgerechnet ich? Ich habe 4 Wochen Zeit um aus diesen Haufen Nichtsnutze eine halbwegs anständige Truppe zu bilden. Laut der Unterlagen sind die Kids hauptsächlich Kriegsweisen. Sie haben Angehörige auf den Außenwelten verloren und haben sich alle freiwillig gemeldet. Sehr interessant. Ich frage mich nur, wieso diese Befehle von den obersten Entscheidungsträgern kommen. Ein letzter Blick auf das Befehlsschreiben verrät mir, dass in zwei Wochen ein Briefing stattfindet. Da lass ich mich mal überraschen, was dahinter steckt. Erst mal genieß ich meine wohl verdiente Ruhepause.

 

Das erste Ziel meines Urlaubs: die örtliche Kneipe.

Rekrutierung

Mein Schädel dröhnt und ich fasse mir stöhnend an den Kopf. Hätte ich gestern nicht so viel getrunken, aber hinterher ist man immer schlauer. Leicht verkatert schaue ich aus dem Fenster, das Wetter ist ähnlich meiner aktuellen Verfassung. Starker Regen lässt die Tropfen an der Fensterscheibe zerplatzen und der kalt-graue Nebel zieht sich durch die Straßen.  Eindeutig ein Mistwetter, wo man nicht mal einen Hund vor die Tür jagt. Ich stehe auf und mache mich fertig für die Besprechung. Während ich meinen Mantel zuknöpfe, fällt mein Blick auf das Dossier mit den merkwürdigen Befehlen. Kurz verharre ich, runzel mit der Stirn, greife den Umschlag und verstaue diesen in einer Tasche. Zeit um aufzubrechen und Licht ins Dunkle zu bringen. Auf den Weg zur Kommandantur  begegne ich wie erwartet keiner Menschenseele.

 

„Guten Morgen Oberfeldwebel! Ich hoffe es geht Ihnen gut Sir, wenn man den Besuch in der Kneipe gestern bedenkt.“, schallt es laut in meine Richtung. Ein junger Chief Petty Officer First Class der Raumflotte rennt grinsend auf mich zu. „Sie sehen richtig wach aus, Herr Oberfeldwebel, die Zecherei gestern war doch nicht die beste Idee von uns“, entgegnet der junge Unteroffizier grinsend den Gruß meinerseits. „Junge, sei bloß still, du hast mich dazu überredet, mein Schädel brummt wie eine Railgun. Wie kannst du nur so gut aussehen? Du hast mindestens genauso viel gesoffen“, grummel ich mürrisch.  „Weist du wieso man mir den Befehl über einen Haufen nichtsnutziger Rekruten überlässt? Ich gehöre an die Front und bin sicher nicht als Aufpasser für einen Kindergarten geeignet. Sag schon Cobweb, du hast doch immer Informationen die man erst erfährt, wenn man ganz tief gräbt und du hast überall Verbindungen.“ „Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wieso man dir diese Befehle gegeben hat. Dafür müsste ich einige Erkundigungen einziehen. Ich bin eher daran interessiert was auf der heutigen Besprechungen für Themen auf dem Tisch landen“, sinniert Cobweb.

 

Langsam kommt die, kurz außerhalb der Stadt liegende, Kommandozentrale in Sicht. Es ist ein großer flacher Gebäudekomplex, im typischen Allianzstil und mit den Standarttarnungen versehen. Wie alle militärischen Bauten, wurde dieses direkt von einem Fertigungsplanet der Innenwelten hierher transportiert.  Vor dem Eingang stehen mehrere schwer bewaffnete Wachposten und um den Komplex sind mehrere Flugabwehrkanonen aufgebaut worden und zusätzlich sichern dicke Mauern und große Wachtürme die nähere Umgebung. Auf einem etwas entfernten Feld führt grad eine Panzertruppe mehrere Manöver aus. Auf dem Raumhafen in der Nähe landen gerade mehrere Truppentransporter und entladen sowohl mehrere Regimenter als auch Vorräte, Munition, Waffen und diverse andere Güter, die an der Front gebraucht werden.  Es scheint so als ob eine Großoffensive vorbereitet wird.

 

Am Haupteingang angekommen, werden wir von einem grimmig aussehenden Obergefreiten aufgefordert die Durchgangsscheine vorzulegen, was wir sogleich auch tun. Im Gebäude kommen uns viele Nachrichten- und Geheimdienstoffizieren hektisch entgegen. „Cobweb, irgendwas ist im Busch. Es ist ziemlich viel Betrieb hier, zumindest mehr als sonst. Ob der Generalstab eine neue Offensive plant?“  „ Es ist zumindest offensichtlich. Lassen wir uns überraschen. Ich bin ziemlich gespannt auf alles Weitere.“ Nach ein paar Minuten erreichen wir das schwarze Loch. Das schwarze Loch bezeichnet einen absolut abhörsicheren Konferenzraum, der nur wenigen Offizieren der Allianz bekannt ist. Alle Informationen bleiben in diesen Raum und nichts entkommt diesen, daselbe Verfahren wie bei einem ein schwarzes Loch. Ich war das letzte Mal vor einigen Jahren hier drin um Befehle bezüglich eines geheimen Auftrags zu erhalten, die uns hinter die feindlichen Linien führte.

 

 >Lichtblitze ziehen an mir vorbei, laute verzweifelte Rufe dröhnen in meinen Ohr, heftige Explosionen umgeben mich, Staub wirbelt auf,  Laserstrahlen ziehen an mir vorbei, Plasmastöße zischen durch die Luft. Meine Sicht ist verschwommen, Pfeifen beeinträchtigt etwas mein Gehör, ich versuche mich zu orientieren. Ein Hand packt mich an der Schulter und zerrt mich von momentanen Standort weg.

 

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: Hans Karpowski
Bildmaterialien: Marcel Malleike (piqs.de) http://piqs.de/fotos/search/Marcel+Malleike/126975.html
Tag der Veröffentlichung: 13.11.2013

Alle Rechte vorbehalten

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