Cover

 

Manche Directioner denken, dass wenn sie so wären wie ich, alles gut wäre. Dass sie alles hätten, was sie wollen. Dass für sie ein Traum in Erfüllung geht. Doch so ist es nicht!
Ich liebe meinen Bruder wirklich, aber da er sehr oft auf Tour ist oder irgendwo am Arsch der Welt eine Autogrammstunde oder ein Konzert gibt, sehe ich ihn nur selten. Obwohl ich ihn erst seit ein paar Monaten kenne, habe ich ihn wirklich lieb gewonnen und kann mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Und dann ist da auch noch diese Sache mit einem seiner Bandkollegen...
Es klingt jetzt vielleicht etwas verwirrend für euch, da ihr mich nicht kennt, also möchte ich euch hiermit meine Geschichte von Anfang an erzählen.
Denn ich bin die Schwester von Liam Payne!

 

Kapitel 1




Ich hasse Schule! Wieso muss man da überhaupt hin? Alles, was man wissen will und sollte, findet man im Internet! Anscheinend merkte auch meine Lehrerin, dass ich nicht ganz bei der Sache war. ,,Pia! Man findet nicht alles im Internet! Wenn du schon so denkst, dann lass wenigstens nicht die ganze Klasse an deiner Meinung teilhaben! Schließlich gibt es auch noch Leute in der heutigen Gesellschaft, die etwas lernen wollen!" Scheiße, wieso spreche ich eigentlich immer meine peinlichsten Gedanken laut aus? ,,Das bezweifle ich!", murmelte ich. Hinter mir kicherten einige. Gott sei Dank, hat DAS meine Lehrerin nicht gehört! Endlich hörte ich das lang ersehnte Klingeln der Schulglocke und stürmte aus dem Klassenzimmer. Vor der Klasse zog ich mir meine Jacke an und wartete auf Hilal und Elisa. Zusammen gingen wir zu mir nach Hause, um das Referat für Geschichte (*kotz*) fertigzustellen.
Auf dem Weg, hörten wir die ganze Zeit Musik. Hauptsächlich Ed Sheeran, doch irgendwann war mir das zu langweilig und ich schaltete das Radio auf meinem Handy ein. Obwohl wir in Deutschland leben, hören wir gerne englische Radiosender, wie z.B.
Radio 1 oder Sirius XM Auf Sirius XM kam nichts, also stellte ich auf Radio 1 um. Nach ein paar News kam die neue Single von One Direction. Keine Ahnung, wer die sind, aber es hörte sich wirklich gut an. Ich stellte lauter, aber da man auf meinem Handy nur Radio mit Kopfhörern hören kann, konnte nur ich das Lied hören. Der Song war zuende und ich merkte mir den Namen. 'Little Things'.
Da ich zu sehr in den Song vertieft war, habe ich nicht bemerkt, dass Hilal und Elisa schon weiter vorne waren. Ich beschleunigte meine Schritte und holte die beiden ein.
,,Kennt ihr One Direction?", fragte ich, während ich das Radio ausstellte, um ihnen besser zuhören zu können. Erst überlegten beide, doch dann hellte sich Hilals Gesicht etwas auf und sie sagte: ,,Ja. Ich glaube die sind dritter bei dem britischen X-Factor geworden, aber Simon Cowell, so heißt einer der Juroren, hat sie trotzdem unter Vertrag genommen!" Damit war ich erstmal zufrieden, aber ich nahm mir fest vor, mehr über sie heraus zu finden.
Nachdem wir bei mir zu Hause ankamen und gegessen haben, sind wir auf mein Zimmer gegangen um an dem so verhassten Referat zu arbeiten, doch konzentrieren konnte ich mich nicht wirklich, meine Gedanken schweiften immer zu dem Lied ab und zu den Stimmen die mich in den Bann gezogen haben und von denen ich noch mehr hören wollte. Ich beschloss nachdem wir mit dem Referat fertig sind, im Internet die Band One Direction zu suchen, aber erst mal sollte ich mich etwas mehr auf das Referat konzentrieren.
Nach etwa zwei Stunden, hatten wir das Referat fertig und konnten uns endlich etwas entspannen. Ich holte meinen Laptop hervor und gab bei Google Bilder 'One Direction' ein. Sofort hatte ich über 1 Milliarde Treffer.
So sahen sie also aus. ,,Sie können nicht nur gut singen, sondern sehen auch noch gut aus! ... Nein! Besser als gut! ... Scheiße! Habe ich das gerade wieder laut gesagt?", fragte ich Hilal. Diese nickte kichernd.
Ich schlug mir vor die Stirn, wieso musste ich auch immer laut denken? Egal ist es eh jetzt zu spät, um das noch rückgängig zu machen. Ich fragte die beiden, ob es ihnen etwas ausmacht, wenn ich ein Video von ihnen anmachen würde. ,,Ist uns egal, oder Elisa?", sagte Hilal, immer noch vor sich hin grinsend. Während die beiden versuchten nicht wieder einen Lachflash zu bekommen, was ihnen aber nicht wirklich gut gelang, suchte ich nach Videos von One Direction, da ich 'Little Things' schon kannte, wollte ich mir ein anderes Lied anhören. Schließlich landete ich bei 'Live While We're Young'. Es ist ganz anders als 'Little Things', aber jedes Lied ist auf seine Art und Weise toll. Als die Kamera auf einen blonden Jungen gerichtet wurde, war ich wie gebannt von seinen blauen Augen. ,,Ich habe noch nie so wundervolle blaue Augen gesehen! Sie passen perfekt zu den blonden Haaren, auch wenn die, wie es aussieht, nur gefärbt sind.", schwärmte ich in meinen Gedanken, zumindest dachte ich das, bis Hilal und Elisa nun ganz in schallendes Gelächter ausbrachen. ,,Shit! Ich sollte unbedingt aufhören so viel zu denken und vor allem sollte ich darauf achten, meinen Mund beim denken zu halten!", fluchte ich leise vor mich hin, aber anscheinend nicht leise genug. Denn Elisa sagte nun:
,,Aber dann hätten wir nicht mehr so viel zu lachen! Es wäre einfach nicht mehr dasselbe." Sie machte einen Schmollmund und setzte ihren traurigen Blick auf, bevor sie wieder anfing zu lachen, noch heftiger als davor schon. Genervt schnaufte ich auf. Wieso passieren mir immer solche peinlichen Sachen? Wie so nicht jemand anderem? Was habe ich getan, um das zu verdienen?
Da Hilal und Elisa sich immer noch nicht eingekriegt haben und man so nicht mit ihnen reden konnte, widmete ich mich wieder meinem Laptop und machte mich etwas über die Band schlau. Ich wusste jetzt, dass der Junge mit den blonden Haaren Niall Horan hieß, aus Ireland kommt und dass seine Haare wirklich gefärbt sind, denn eigentlich ist seine Naturhaarfarbe braun. Da ich aber nicht schon wieder etwas peinliches tun oder sagen wollte, konzentrierte ich mich wieder auf den Artikel in Wikipedia. Als ich schließlich beim letzten Bandmitglied ankam, hatte ich irgendwie das komische Gefühl, das ich ihn irgendwo schon einmal gesehen hab, dabei kannte ich Liam, wie er hieß, gar nicht. Ich hatte mir ja auch noch nie ein Bild von der Band angeschaut. Ich überlegte, ob ich nicht vielleicht doch, in irgend einer Zeitschrift oder so, ein Bild von ihm gesehen haben könnte, da ich das Gefühl nicht loswurde, diese Gesichtszüge irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Ichbemerkte nicht, dass Elisa und Hilal bereits wieder ernst geworden sind und mich kritisch beobachteten, bis Hilal und Elisa mich aus meiner Starre rissen.
,,Erde an Pia! Hallo? Wir sind auch noch da. Wir haben keine Lust zuzusehen, wie du die ganze Zeit auf Laptop starrst und uns nicht mehr zuhörst.", sagte Elisa jetzt leicht genervt.
,,Sorry was hast du gesagt, ich habe nicht richtig zugehört."
Elisa verdrehte genervt die Augen.
,,Elisa hat gesagt, dass du aufhören sollst, uns zu ignorieren.", fasste Hilal jetzt zusammen.
,,Was sollen wir denn machen? Worauf habt ihr denn Lust? Wann müsst ihr eigentlich nach Hause?"
,,Man Pia, entweder du versinkst in deinen Gedanken oder du bombardierst uns mit Fragen! Kannst du mal ganz normal mit uns reden?", unterbrach mich Hilal.
Ich verdrehte die Augen. Vor ein paar Minuten konnte ich doch schließlich auch nicht mit ihnen reden, da sie nicht mehr aufhören konnten zu lachen.
,,Kommt Liam euch nicht auch irgendwie bekannt vor?", fragte ich. Sie guckten sich das Foto an, doch schüttelten sofort den Kopf. ,,Sollte er?" ,,Nein. Ich hatte einfach nur das Gefühl, dass ich ihn irgendwoher kenne. Muss ich mir wohl nur eingebildet haben!"

Kapitel 2




Am Abend, als ich wieder alleine war, ging mir Liam nun endgültig nicht mehr aus dem Kopf. Diese Gesichtszüge... Irgendwo habe ich sie schon einmal gesehen. Da war ich mir sicher! Ich wusste nur nicht mehr wo...
Stundenlang lag ich noch wach und dachte nach, bis ich endlich einschlief.
Ich bin auf dem Dachboden meiner Großeltern. Vor mir stand eine große Holztruhe. Vorsichtig öffnete ich sie und betrachtete den Inhalt. In der Truhe war nichts, außer einem alten Brief. Ich öffnete den Umschlag und versuchte den sich darin befindenden Brief zu lesen, doch ich konnte nicht. Er war nicht auf Deutsch, sondern auf Englisch geschrieben. Ich sah wieder in den Umschlag. In ihm lag ein Foto von einem Baby. Ich nahm es heraus und schaute es mir an. Das Baby hatte kurze, braune Haare und ein auffallendes Muttermal am Hals.
Ich sah wieder auf. Vor mir war ein Spiegel. Darin sah ich nicht mich heute, sondern ein sechsjähriges Mädchen...

Ich wachte wieder auf und sah auf die Uhr an der mir gegenüberliegenden Wand. Erst halb sechs. Aber da ich wusste, dass ich eh nicht mehr einschlafen würde, stand ich auf und ging ins Badezimmer, um zu duschen.

Etwa eine Stunde später, in der ich meine Haare geföhnt und mich geschminkt habe, ging ich runter, um Frühstück zu machen. Wenigstens war heute Samstag, also musste ich auch nicht zur Schule. Da ich warten musste, bis die Brötchen fertig waren, schaltete ich das Radio ein. Diesmal ein deutscher Sender, 1Live. Nach ein paar Liedern kamen die Oton-Charts. Wie ich die liebte. So dumm können Menschen doch garnicht sein! Aber egal, es ist witzig.
Die Oton-Charts waren zuende und die Brötchen fertig. Ich frühstückte schnell und da meine Eltern noch schliefen, schrieb ich einen Zettel, dass ich in der Stadt bin.
Während der Fahrt mit meinem Fahrrad, dachte ich über diesen Traum nach. Ich hatte irgendwie das Gefühl , dass es wirklich schon einmal passiert ist!
In der Stadt angekommen, klingelte ich bei Hilal an, um ihr davon zu erzählen. Sie machte mir verschlafen und noch im Schlafanzug die Tür auf. ,,Weißt du eigentlich wie spät es ist?", fragte sie mit ihrer üblichen rauen Morgenstimme. ,,Ja. Kurz vor acht! Kann ich reinkommen? Es ist sau kalt!" Sie ging ein bisschen zur Seite und machte eine Handbewegung Richtung Wohnzimmer. Ich setzte mich aufs Sofa. Nach etwa einer Minute kam dann auch Hilal mit zwei Tee Tassen in der Hand rein und setzte sich neben mich.
,,Also, was gibts? Ich denke mal nicht, dass du einfach so hier auftauchst! Also, ich meine so früh am Morgen!", sagte sie, während sie von ihrem Tee trank.
Ich erzählte ihr von dem Traum. ,,... Und ich werde irgendwie das Gefühl nicht los, dass das wirklich schon mal passiert ist!" ,,Kenn ich! Aber das hört sich wirklich real an. Ich glaube das war kein Traum, sondern verdrängte Erinnerungen aus deiner Kindheit! Oh Gott, ich höre mich an, wie ein Therapeut!" Ich musste lachen, dann fuhr sie fort: ,,Ich an deiner Stelle, würde zu deinen Großeltern fahren und auf dem Dachboden nachforschen!" ,,Ich denke, das mach ich auch! Mir kam das von Anfang nicht vor, wie ein Traum und ich will endlich wissen, was es mit dieser Liam-Sache auf sich hat!"
Nach einer halben Stunde, verabschiedete ich mich von Hilal und machte mich auf dem Weg zu dem Haus meiner Großeltern. Sie haben mich schon lange gebeten, gegen ein kleines Taschengeld, mal den Dachboden zu entrümpeln.
Dort angekommen, schloss ich mein Fahrrad ab und klingelte an. Meine Oma öffnete mir die Tür und zog mich direkt in eine Umarmung. ,,Pia! Ich hab dich so lange nicht mehr gesehen! Wie geht es dir?" ,,Mir geht es gut!" Sie bat mich rein und ich setzte mich auf das Sofa. ,,Also, worum geht es?", fragte sie mich, als sie sich neben mich setzte. Sie wusste immer genau, wenn ich etwas von ihr wollte oder, wenn es mir schlecht ging. ,,Ihr habt mir ja schon länger mal angeboten, den Dachboden aufzuräumen und naja... deswegen bin ich hier!" Sie fing an zu lächeln und ging vorraus nach oben. Ich folgte ihr. Als wir oben ankamen, öffnete sie die Tür, die zum Dachboden führte und drehte sich dann noch einmal zu mir um und sagte: ,,Wenn du etwas brauchst, melde dich einfach!" Mit diesen Worten verschwand sie wieder nach unten.
Ich ging vorsichtig die alte, wacklige Holztreppe hinauf und schaltete das Licht ein. Ich stockte, als ich das Chaos sah. Wie sollte ich bloß jemals diese Kiste, die ich in meinem Traum gesehen habe, finden?
Ich fing an aufzuräumen, damit ich alles besser im Blick hatte.
Ich hob eine alte Kunststoffplane hoch, da sich darunter, wie es aussieht, noch etwas befindet und zum Vorschein kam eine große Kiste. Ich pustete gen Staub weg, der sich auf ihr gebildet hatte und öffnete sie. In ihr waren viele alte Sachen meiner Mutter. Ich räumte alles raus, um nachzusehen, ob unten der Brief lag.
Ganz unten lagen verschiedene Briefe. Ich öffnete alle. Der Letzte wurde vor etwa achtzehn Jahren verschickt. In dem Umschlag war ein Brief mit einem Foto. Auf dem Foto war das Baby mit den braunen Teddyaugen und dem auffallendem Muttermal am Hals, welches ich im Traum gesehen habe. Ich nahm den Brief in die Hand und fing an zu lesen.
(Brief auf Deutsch übersetzt)
Das ist Ihr Sohn Liam James! Ich weiß zwar nicht, wie Sie heißen oder wo sie wohnen, aber ich habe die Adoptionsagentur darum gebeten diesen Brief an Sie weiterzuleiten. Falls dieser Brief jemals bei Ihnen ankommt, möchte ich Ihnen danken! Ich danke Ihnen für diesen wundervollen Jungen! Liam ist mein Leben und ich könnte es nicht ertragen, wenn ihm etwas zustößt. Auch, wenn ich ihn erst wenige Wochen bei mir habe, habe ich ihn ins Herz geschlossen!
Karen Payne


Mein Herz setzte einen Schlag aus.
Stimmte es wirklich?
Hatte ich wirklich einen Bruder?
Ich lief die wacklige Holztreppe hinunter und stürmte, vorbei an meiner Oma, zur Tür hinaus. Sie rief mir noch etwas nach, doch ich verstand es nicht, da ich schon draußen war.
Vor der Tür setzte ich mich auf die Treppe und atmete ein paarmal tief durch. Es war eiskalt, doch ich spürte nichts. Es war, als ich in einer Plastikblase wäre. Ich hörte die Autos, die auf der Hauptstraße fuhren nicht mehr. Selbst den kalten Wind, der mir meine Haare ins Gesicht wehte, spürte ich nicht. Tausend Gedanken schwirrten mir im Kopf herum.
War der Brief echt?
Hat meine Mutter wirklich schon einmal ein Kind bekommen und es dann zur Adoption freigegeben?
Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter und ich drehte mich um. Vor mir stand meine Oma.
Ich stand auf und ging ins Haus. Ich setzte mich an den Esszimmertisch. Sie setzte sich auf den mir gegenüberliegenden Stuhl und sah mich mit einem fragendem Gesichtsausdruck an.
Ich brauchte einige Minuten, um mich zu sammeln. Dann fragte ich: ,,Habe ich einen Bruder?" Sie wurde etwas blass, doch sagte dann: ,,Pia, du bist Einzelkind! Das weißt du doch!" ,,Und warum hat Mama dann einen Brief von einer Frau aus England erhalten, in dem steht, dass sie ihr Kind adoptiert hat? Ich glaube nicht, dass jemand so etwas aus 'Spaß' schreibt!", sagte ich und legte den Brief mit dem Bild vor ihr auf den Tisch, welchen ich die ganze Zeit über in der Hand hielt.
Jetzt wurde sie immer blasser und brachte kein Wort mehr heraus. Genau in dem Moment kam meine Tante, also die Schwester meiner Mutter, herein. ,,Hey Pia. Was machst du denn hier?", fragte sie fröhlich, doch ihr Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig und ähnelte dem meiner Oma, als sie den Brief sah.
,,Habe ich einen Bruder?", wiederholte ich meine Frage und sah zwischen meiner Tante und meiner Oma hin und her.
Einige Minuten und etliche Fragen, auf die ich wie erwartet keine Antwort bekam, später, stand ich auf und ging zur Tür hinaus.
Wieso will mir Niemand etwas sagen?
Ich ging zu meinem Fahrrad, schloss es auf und fuhr so schnell ich konnte nach Hause.
Gott sei Dank war mein Vater arbeiten, sodass ich in Ruhe mit meiner Mutter reden konnte.
Ich schloss die Tür auf und trat in den Flur. Neben dem Schuhschrank stand ein paar schwarze Converse Chucks. Aus dem Wohnzimmer ertönte eine Männerstimme, die eindeutig nicht meinem Vater gehörte. Verwirrt zog ich meine Schuhe und meine Jacke aus und ging ins Wohnzimmer.
Und was ich dort sah, konnte ich einfach nicht glauben!

Kapitel 3


Ich erstarrte. Auf dem Sofa saß meine Mutter mit einem Jungen. Er saß mit dem Rücken zu mir. Er hatte kurze braune Haare und war ungefähr einen Kopf größer als sie. Auf dem Wohnzimmertisch vor ihnen standen zwei Tassen Tee und sie waren in ein Gespräch vertieft.
Erst nachdem ich mich wieder aus meiner Starre löste und die Hand vor dem Mund schlug, bemerkte meine Mutter mich. Sie sah mich an. Ich konnte erkennen. dass sie geweint hatte, doch sie lächelte.
Jetzt drehte sich auch der Junge um und sah mich mit deinen braunen Teddyaugen an, welche aufleuchteten, als er mich sah.
Einige Minuten blieben wir so und sahen uns einfach nur an. Mein Blick wechselte zwischen meiner Mutter und dem Jungen. Niemand sagte etwas. Alles war still.
Irgendwann, ohne es überhaupt zu bemerken, bewegte ich mich auf meine Mutter zu und streckte ihr mit einem fragendem Gesichtsausdruck den Brief entgegen. Sie nahm ihn an und fing an zu lesen.
Als sie fertig war, richtete sie ihren Blick wieder auf mich und fing langsam an zu nicken. Ich setzte mich neben sie auf das Sofa und brachte es nun endlich fertig, zu sprechen. ,,Also ist Liam mein Bruder?", fragte ich mit einer etwas kratzigen Stimme und bewegte meinen Kopf in Liams Richtung. Sie nickte. ,,Aber wieso hast du ihn zur Adoption freigegeben?"
,,Eigentlich wollte ich es garnicht, doch ich musste!", erklärte sie nun auf Englisch, anscheinend, damit Liam es auch verstehen konnte. ,,Bevor ich deinen Vater kennengelernt habe, war ich mit ein paar Freundinnenim Urlaub in England. Dort habe ich John kennengelernt. Er sah genauso aus, wie Liam. Wir haben ein paar tolle Tage zusammen verbracht. Er hat mir ganz London gezeigt.
Ein paar Wochen, nachdem ich wieder in Deutschland war, erfuhr ich, dass ich schwanger war. Mein Vater erlaubte nicht, dass ich das Kind behalte und wollte, dass ich abtreibe, doch das konnte ich nicht. Also gab ich es zur Adoption frei. Es brach mir das Herz, doch es war besser so. Alles, was ich von Liam hatte war der Brief und das Foto..."
Ich schluckte und sah zu Liam. Doch anscheinend kannte er die Geschichte schon, denn er lächelte mich schüchtern an.

Kapitel 4



Ich konnte es immer noch nicht fassen!
Ich hatte wirklich einen Bruder!
Oder war alles nur ein verrückter Traum?
Nein, ich glaube nicht!
Doch eine Frage quälte mich schon die ganze Zeit. Wie hast du herausgefunden, wer deine leiblichen Eltern sind?", fragte ich nun Liam.
,,Meine Mutter wollte, dass ich die Wahrheit kenne! Und ein guter Freund von mir ist ein richtiger Computerfreak, also habe ich ihn gebeten, sich in die Datei der Adoptionsagentur zu hecken und eure Adresse herauszufinden. Und dann bin ich hier hergefahren."
,,Ich lasse euch mal allein!", schaltete sich nun meine, ähm ich meine unsere Mutter, in das Gespräch ein und ging.
,,Kennst du die Band One Direction?", fragte mich Liam nach einer Weile. ,,Ähm, ja, aber erst seit gestern!", gestand ich. ,,Also weißt du, dass ich dort drin bin?" Ich nickte.
Eine Weile herrschte peinliche Stille.
,,Hey. Ich habe im Frühling vier Konzerte hier in Deutschland. Eins ist in Oberhausen, also ganz in der Nähe. Und ich wollte fragen, naja, ähm...
Hast du vielleicht Lust zu kommen? Du könntest ein paar Freundinnen mitnehmen und nach dem Konzert Backstage zu und kommen!", fragte er mich.
,,Ähm, ja gerne! Das wäre toll!", antwortete ich etwas überrascht.
Wir kannten uns schließlich erst seit knapp einer halben Stunde und schon lud er mich auf eines seiner Konzerte ein. Okay, ich war zwar jetzt seine Schwester, aber trotzdem! An den Gedanken musste ich mich erst mal gewöhnen: Die Schwester von Liam Payne! Ein Mitglied von One Direction.
Wir redeten noch etwa zwei Stunden über dies und das. Ein bisschen komisch war es schon, schließlich kannten wir uns noch nicht so lange. Trotzdem verstanden wir uns echt gut. Er erzählte mir, dass er sich ein paar Wochen frei genommen hätte, um uns näher kennenzulernen. Vorausgesetzt, wir wollten das, aber das war gar keine Frage!
Irgendwann fiel mir dann ein, dass Liam nicht einfach so unerkannt in Deutschland bleiben kann. ,,Wie machst du das eigentlich? Du kannst ja nicht ohne Grund in Deutschland bleiben. Schließlich wird die Presse fragen, was du hier machst!"
,,Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Aber Simon meinte, er würde alles notwendige organisieren, wenn ihr bereit seit an die Öffentlichkeit zu gehen! Er würde zum Beispiel Interviews oder so organisieren!"
Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht! Ich werde in Zeitschriften und im Fernsehen erscheinen. Schließlich ist es nicht alltäglich, seine Familie wiederzufinden!
Anscheinend habe ich sehr geschockt ausgesehen, denn Liam fragte besorgt, ob alles in Ordnung sei. ,,Ja, ich habe nur noch nicht darüber nachgedacht, dass ich beziehungsweise wir an die Öffentlichkeit müssen!", antwortete ich lachend.Auch er fing nun an zu lächeln. ,,Ähm, vielleicht ist es etwas früh, aber ich würde dich gerne etwas fragen!", sagte Liam und sah mich an. ,,Was denn?" ,,Naja, also, die Jungs, also Zayn, Niall, Harry, und Louis sind so etwas wie Brüder für mich und ich wollte fragen, ob du sie vielleicht kennenlernen möchtest? Sie gingen mir schon seit Tagen damit auf die Nerven, dass wenn ich euch wirklich finde, ich sie euch vorstelle!" Ich musste lachen. ,,Ich würde mich freuen, sie kennenzulernen!" ,,Klasse! Wenn ich sie jetzt anrufe, könnten sie schon morgen da sein! Wäre das okay?" ,,Ja klar! Ich freue mich schon!" Er warf mir ein Lächeln zu und verließ dann den Raum, um zu telefonieren.
Abends lag ich im Bett und dachte darüber nach, wie die Jungs wohl so sind. Liam wohnt in der Zeit, in der er in Deutschland ist, in einem Hotel, ganz in der Nähe. Morgen früh würde er mich abholen und mit mir zum Flughafen fahren, um dort die Jungs zu treffen. Hoffentlich haben die Fans noch nicht erfahren, dass sie nach Deutschland kommen oder dass Liam schon hier ist!
Am nächsten Morgen wurde ich von dem nervigen Weck Ton meines Handys geweckt. Schnell stellte ich ihn aus und ging ins Bad, um zu duschen.
Später, beim Frühstück, klingelte es an der Tür. Meine Mutter sprang mit einem Lächeln auf den Lippen auf, um Liam zu begrüßen.
Schnell schmierte ich mir noch ein Brot, begrüßte Liam und stieg, mit ihm zusammen, in den Mietwagen ein.
Während der Fahrt hörten wir leise Musik und unterhielten uns.
,,Louis ist zwar 21 und somit auch der älteste, aber sehr hyperaktiv. Er bringt dich immer zum Lachen. Harry ist Louis' bester Freund. Wir sind zwar alle beste Freunde, aber sie kommen am besten miteinander klar. Er ist der jüngste aus der Band.
Alle denken immer, dass Zayn eingebildet ist, aber das stimmt nicht, nur auf den ersten Blick. Wenn du ihn näher kennst, kannst du viel Spaß mit ihm haben. Aber wenn du seine Frisur zerstörst oder ihn weckst, ist er eingeschnappt!" Ich musste kichern. ,,Niall ist auch etwas hyperaktiv, ganz besonders um Mitternacht, wenn alle schlafen wollen. Es kommt mir jedenfalls so vor! Außerdem isst er sehr viel Und kleiner Tipp: Klau ihm niemals sein Essen!" Wieder konnte ich mir einen Lacher nicht verkneifen. Liams Gesichtsausdruck war einfach zu köstlich! Scheint, als hätte er Erfahrung darin!
Etwa eine halbe Stunde später, kamen wir am Flughafen an. Als wir die große Halle betraten, stürmten sofort vier Jungs mit heruntergezogenen Kapuzen und Sonnenbrillen auf uns zu und umarmten Liam. Dieser war jedoch nicht darauf vorbereitet und landete mit ihnen auf dem Boden.

Kapitel 5


Ich fing an zu lachen. Der Junge, welcher ganz oben liegt bemerkt mich und steht auf. ,,Hi. Möchtest du ein Foto oder ein Autogramm?", fragte er freundlich, doch ich brach nun völlig in schallendes Gelächter aus. Er sah mich nur verwirrt an. Inzwischen waren die anderen auch aufgestanden und sahen den Jungen belustigt an. Liam meldete sich zu Wort, um die Situation zu retten. ,,Darf ich dir meine Schwester Pia vorstellen?", fragte er, während er sich ein Lachen verkniff, was ihm aber nicht sonderlich gut gelang. ,,Oh, sorry. Das wusste ich nicht! Ich bin Zayn.", stellte sich der Junge, der mir ein Autogramm angeboten hat vor und umarmte mich. Völlig überrascht davon, dass er mich direkt umarmte, brachte ich nur ein schlichtes und leises ,,Hi!" raus.
,,Ich bin Harry und das sind Louis und Niall!", sagte jetzt einer der anderen und deutete der Reihe nach auf die anderen Jungs und umarmte mich. Die anderen taten es ihm nach. ,,Meinen Namen kennt ihr ja bereits!", antwortete ich und lächelte sie an.
Als wir wieder im Auto saßen, zum Glück war es ein größeres, sodass alle reinpassten, nahmen alle die Kapuzen und Sonnenbrillen ab. Jetzt konnte ich endlich ihre Gesichter sehen.
Während der Fahrt unterhielten wir uns. Alle erzählten mir etwas, außer Niall. Er schien in irgendeiner Traumwelt zu leben. Vielleicht denkt er ja an seine Freundin. Ich habe irgendwo im Internet etwas von ihm und irgendeiner Amy gelesen, aber nicht weiter nachgeforscht. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mich jemand beobachten würde. Ich weiß nicht woher, aber irgendwie spürte ich es immer, wenn mich jemand beobachtete, oder jemand hinter mir stand. Ich sah nach links und direkt in Nialls Ozeanblaue Augen. Er wurde rot und schaute verlegen weg.Ich wendete mich wieder den Anderen zu, doch ich konnte ihrem Gespräch nicht mehr folgen, also sah ich aus dem Fenster.
Als wir ankamen, fuhren wir als erstes in die Stadt, damit die Jungs in ein Hotel einchecken konnten. Da es Sonntag war, waren hauptsächlich nur Rentner in der Stadt, welche sich die Schaufenster ansahen, also gab es auch keine Entdeckungsgefahr. Trotzdem zogen sie sich die Sonnenbrillen wieder auf und die Kapuzen tief ins Gesicht.
Wir liefen in das Hotel, checkten ein und gingen dann in die verschiedenen Zimmer, um das Gepäck wegzubringen. Anschließend gingen wir in mein Lieblingseiscafé, welches für einen schulfreien Tag erstaunlich leer war, und bestellten uns jeder einen Eisbecher. Mitten im Gespräch über London, klingelte mein Handy. Ich warf den Jungs einen entschuldigenden Blick zu und ging ran. ,,Und? Was hat es jetzt mit dieser Liam-Sache auf sich?", meldete sich sofort Hilals Stimme. ,,Ähm... Das erklär ich dir nachher. Kannst du ins Belluno kommen? Und erschreck dich nicht!" ,,Ähm. Okay. Wieso?" ,,Das erzähle beziehungsweise zeige ich die hier!" Mit diesen Worten legte ich auf und drehte mich wieder zu den Jungs, welche mich fragend ansahen. ,,Meine beste Freundin kommt gleich hier hin. Ich wollte ihr alles erzählen. Ist das okay? Ich meine, du hast es deinen Freunden ja auch erzählt!", sagte ich und sah Liam dabei bittend in die Augen. ,,Ja klar! Solange sie uns nicht an die Presse verrät oder es auf Twitter oder Facebook veröffentlicht!", antwortete er lachend. ,,Das wird sie nicht!", versicherte ich ihm und aß eine Erdbeere von meinem Spagettieis, welches während unserers Gespräches angekommen war.
Nach etwa einer halben Stunde, betrat Hilal das Eiscafé und steuerte sichtlich verwirrt auf uns zu. Die Jungs, die alle mit dem Rücken zur Tür saßen, drehten sich um, als sie sahen, wie ich Hilal winkte. Ich stand auf und umarmte sie zur Begrüßung. Sie sah alle der Reihe nach an und fragte dann: ,,Wieso sitzt du hier mit fünf Jungs im Belluno?" Ich lachte, sah mich nach möglichen Fans m und fragte dann die Jungs, ob sie die Sonnenbrillen und Kapuzen abnehmen könnten. Hilal sah mich nun noch verwirrter an, da ich nicht deutsch sondern Englisch gesprochen hatte. Ihr Blick schweifte zu den Jungs und dann wieder zu mir.Auf einmal weiteten sich ihre augen und sie drehte ihren Kopf wieder in die Richtung von Liam, Niall, Harry, Zayn und Louis. ,,Ist das nicht diese Band One Direction von der du gestern und vorgestern so viel geredet hast? Und viel wichtiger: Ist das Liam, von dem du geträumt hast, dass er dein Bruder ist?",,Setz dich!", sagte ich, rückte ein wenig zur Seite, damit Hilal darauf auch noch Platz hatte und klopfte auf den Platz neben mir. Sie setzte sich und sah mich mit demselben Blick an, den sie immer aufsetzte, wenn sie wollte, dass ich anfange zu reden, also fing ich an, ihr die ganze Geschichte von Anfang an zu erzählen.
,,Also ist Liam jetzt wirklich dein Bruder?", fragte sie, als ich aufhörte zu erzählen. Ich nickte. ,,Verrückt!"
Wir saßen noch ungefähr zwei Stunden so da und redeten über alles was uns einfiel.
Irgendwann beschlossen wir etwas zu unternehmen und entschieden uns für Kino. Und da auch gerade irgend so eine 'Special-Week' bei uns im Kino war und nur englische Filme mit deutschen Untertiteln liefen, war das auch kein Problem.
Im Kino angekommen, gingen ich und Hilal zum Snack-Stand, da wir einstimmig entschieden haben, dass kaufen darf, weil er sonst viel zu viel kaufen würde. Aber da wir ja nett sind, kauften wir Niall einen Riesenbecher und jedem anderen einen Medium.
Wir betraten den Kinosaal und setzten uns auf die uns zugeteilten Plätze. Ich saß zwischen Liam und Niall. Neben Niall saß Harry, daneben Hilal und daneben Zayn und Louis.
Nach endloser Werbung, fing der Film endlich an. Aber wie immer, war mein Popcorn schon nach der Werbung auf, also ignorierte ich Liams Rat und griff in Nialls Riesenbecher Popcorn.
Nach etwa zwanzig Minuten war dann anscheinend auch Harrys Popcorn auf. Er wollte sich gerade etwas aus Nialls Becher nehmen, als dieser ihm auf die Hand schlug. ,,Pia darf aber auch was nehmen!", sagte er mit der Stimme eines beleidigten Kleinkindes und verzog den Mund zu einem Schmollmund. Hinter Harry hörte ich Hilal leise Kichern.
,,Ich geh nach vorne und hole noch etwas Nachschub. Wer will auch was?", fragte ich und sah alle der Reihe nach an, doch niemand sagte etwas. Also zuckte ich nur mit den Schultern und kaaufte zwei neue Tüten Popcorn. Als ich eine Harry überreichte, leuchteten seine Augen und nahm mir die Tüte mit einem dankendem Blick ab.
Nachdem der Film vorbei war, verließen wir den Kinosaal und gingen nach draußen. Inzwischen war es dunkel und es schneite. Es war eiskalt. Ich fing an zu zittern und zog mir die Jacke enger um den Körper.
Wir beschlossen uns zu trennen und nachhause zu gehen. Die Jungs umarmten uns zum Abschied und gingen dann zum Hotel. Da ich aber nicht in der Nähe wohnte, ging ich noch mit zu Hilal, um von dort aus meine Mutter anzurufen, damit sie mich abholt.
Als ich wieder zuhause war, ging ich direkt schlafen. Obwohl es inzwischen ziemlich spät war, konnte ich nicht einschlafen. Ich weiß nicht warum, aber Niall ging mir irgendwie nicht aus dem Kopf. Wieso hatte er gerade mit mir sein Essen geteilt, wenn er sonst NIE sein Essen mit irgendjemandem teilt? Nach ein paar Stunden siegte endlich die Müdigkeit und ich schlief ein.
Ich wachte auf, als die ersten Sonnenstrahlen in mein Schlafzimmer schienen. Ein Blick auf meinen Wecker verriet mir, dass es schon fast elf Uhr war. Ich ging ins Bad, duschte und zog mich danach an. Als ich fertig war, ging ich nach unten, um zu frühstücken. Schon auf der Treppe hörte ich Gelächter. Ich sah durch die Glastür, die in unser Ess- und Wohnzimmer führte und erblickte die Jungs und komischerweise auch Hilal, wie sie mit meiner Mutter zusammen auf dem Sofa saßen und Tee tranken.

Kapitel 6



Ich betrat das Esszimmer. Niall bemerkte mich zuerst. Ich lächelte ihn an. Er lächelte zurück und sah mir in die Augen. Die anderen sahen Nialls Blick, folgten ihm und erblickten mich. Liam stand sofort auf, kam auf mich zu und forderte mich auf, schnell etwas zu frühstücken. Verwirrt setzte ich mich an den Tisch und schmierte mir ein Brötchen. Während ich es aß, sahen mich alle so komisch grinsend an. Als ich fertig war, wurde ich regelrecht dazu gezwungen, meine Schuhe anzuziehen und ins Auto zu steigen. Liam hatte immer noch den einen Mietwagen, in den sieben Personen passen. Etwa auf der Hälfte der Fahrt, legte mir Niall, welcher neben mir saß, eine Augenbinde an. Da ich ja jetzt nichts mehr sehen konnte, wurde mir schnell langweilig. Also drehte ich mich in Nialls Richtung und fragte, wie es ist auf Tour zu sein. ,,Es ist toll. Wir treten in vielen verschiedenen Ländern auf und lernen dort gleichzeitig viel über ihre Kultur. Außerdem ist das Essen jedesmal anders!", antwortete er und obwohl ich nichts sehen konnte, wusste ich, dass er bei dem Satz über das Essen, anfing zu lächeln.
Die ganze Fahrt über unterhielten wir uns weiter über die Touren, die One Direction schon hinter sich hatte und über die Zeit beim X-Factor.
Irgendwann hielt das Auto an und Liam rief von vorne: ,,Wir sind da!". Alle stiegen aus, nur ich blieb sitzen, da ich ja nichts sehen konnte. Ich hörte, wie sich die Tür auf meiner Seite öffnete und sich eine Hand in meine schob. Ich wurde aus dem Auto gezogen. Ein paar Meter weiter, blieb die Person, die meine Hand gehalten hatte, stehen und ich somit auch. ,,Bereit?", fragte Liam, welcher anscheinend hinter mir stand. Ich nickte und im nächsten Moment wurde mir die Augenbinde abgenommen. Ich brauchte ein paar Sekunden, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen, doch dann erkannte ich das Logo vom Heide Park Soltau. Ich quietschte vor Freude und sprang auf und ab, was die anderen zum Lachen brachte. Als ich mich wieder beruhigt hatte, bemerkte ich, dass immer noch jemand meine Hand hielt. Ich sah zu der Person rüber und entdeckte Niall. Augenblicklich stieg mir die Röte ins Gesicht und ich ließ Nialls Hand verlegen los. Um davon abzulenken, fragte ich an die anderen gewandt: ,,Wieso gehen wir in den Heide Park? Und ... Oh! Scheiße! Hilal, haben wir nicht eigentlich Schule? Schließlich ist heute Montag!" Sie fing an zu lachen und sagte: ,,Hast du vergessen, dass wir heute Studientag haben? Also keine Schule!" Das machte mich nur noch fröhlicher und ich ging mit einem ,,Worauf warten wir dann noch?" zur Kasse. Liam bezahlte und ich versprach ihm, ihm alles wiederzugeben, sobald wir zuhause waren. Doch er bestand darauf, uns einzuladen.
Wir gingen als erstes, auf den Wunsch von Niall und mir, da ich kaum etwas gefrühstückt hatte, in das Restaurant. In Soltau hatte es gestern und heute nicht geschneit und die Sonne schien, weshalb es auch nicht wirklich auffiel, dass Niall, Liam, Harry, Louis und Zayn Sonnenbrillen trugen.
Im Restaurant aßen wir alle schnell etwas und gingen dann zu den Fahrgeschäften. Auf Wunsch von Zayn, gingen wir dann auf die Holzachterbahn, was im Nachhinein betrachtet keine so gute Idee war, da wir vorher alle vorher etwas gegessen hatten. Während der Fahrt schrien alle, doch lachten auch gleichzeitig. Etwas schwindelig und grün vor Übelkeit, stiegen wir wieder aus der Bahn. Alle mussten lachen, als wir einander sahen. Nach ein paar Minuten ging es wieder und wir gingen in Richtung Geisterbahn. Es waren Zweier-Waggons und da sich Harry schon den Platz neben Hilal gesichert hatte, setzte ich mich einen Waggon weiter neben Niall.
Der Wagen vor uns, in dem Liam und Zayn saßen, fuhr los und langsam stieg die Nervosität in mir. Ich hasse jede Art von Horror, auch wenn es, wie Hilal sagt, ''nur'' Scary Movie ist.
Unser Wagen setzte sich in Bewegung und wir fuhren in einen dunklen Raum. Wir wurden mit Wasser bespritzt und ein Riesen Clownsgesicht kam von der Decke auf uns zu. Ich kreischte auf und hörte Niall neben mir leise lachen. Nach ein paar Hexen und Skeletten reichte es mir und ich vergrub mein Gesicht an Nialls Brust. Er legte beschützend einen Arm um mich. Ich lauschte seinem Herzschlag, als unser Waggon plötzlich mit einem Ruck stehenblieb. Ich hob meinen Kopf. Aus dem Lautsprecher ertönte die Durchsage, dass technische Schwierigkeiten aufgetreten sind. Um uns herum war es dunkel, man konnte nur noch leichte Umrisse erkennen. Ich schnaubte und sah Niall an. Im selben Moment drehte auch er den Kopf und wir sahen uns tief in die Augen. Er kam immer näher und mein Herz schlug schneller. Er legte eine Hand auf meine Wange, doch kurz bevor sich unsere Lippen berührten, fuhr der Wagen weiter und wir konnten schon das Licht sehen, welches vom Ausgang ausging. Wir setzten uns wieder normal hin. Im nächsten Moment sahen wir auch schon Liam und Zayn, die schon auf uns warteten. Der Wagen hielt und wir stiegen aus.
Nachdem auch Hilal, Harry und Louis angekommen waren, gingen wir weiter durch den Park. Hilal merkte, dass irgendetwas nicht stimmte und sah mich mit einem ihrer Erzähl-mir-alles-später-bis-ins-kleinste-schmutzige-Detail-Blicke an und lief dann weiter.

Später im Auto, wurden meine Augen immer schwerer, bis ich schließlich einschlief und meinen Kopf auf die Schulter meines Nachbars legte.

,,Hey Pia! Wach auf!" Ich öffnete langsam die Augen und sah direkt in die von Hilal. ,,Er ist kurz nachdem du deinen Kopf auf seine Schulter gelegt hast auch eingeschlafen!", sagte sie und zeigte neben mich. Ich drehte meinen Kopf nach links und erblickte den schlafenden Niall. Augenblicklich musste ich lächeln. ,,Wo sind die anderen?", fragte ich und wendete mich somit wieder an Hilal. ,,Sie sind schon drinnen bei deiner Mutter." Ich nickte und stieg dann vorsichtig aus, um Niall nicht zu wecken, doch ich konnte es mir nicht verkneifen, ihm vorher noch einen Kuss auf die Wange zu geben.Als wir die Haustür aufmachten, kamen uns die Jungs entgegen. ,,Wo ist Niall?", fragte Louis etwas verwirrt und sah uns an. ,,Er ist noch im Auto und schläft!", erklärte ich ihm. Liam sagte, dass sie jetzt wieder ins Hotel müssten. Ich umarmte jeden noch einmal zum Abschied und bedankte mich für den tollen Tag.Nachdem die Jungs gegangen waren, kam Hilal noch kurz mit nach oben, da sie auf ihre Mutter wartete, die sie abholen sollte. ,,Also?" ,,Also was?", fragte ich etwas verwirrt. ,,Was ist in der Geisterbahn passiert?", fragte sie neugierig. ,,Als die Bahn stehen geblieben ist, hätten Niall und ich uns fast geküsst, doch kurz davor ist diese Scheiß-Bahn weiter gefahren! Hätten die nicht noch etwas warten können, bevor sie das repariert haben?", fragte ich etwas verärgert und setzte mich auf mein Bett. Hilal sah mich mit großen Augen an. ,,Ihr hättet euch fast geküsst?" Ich nickte. ,,Ooohhh. Hat sich die Pia etwa in Niall verliebt?", fragte sie mit kindlicher Stimme und kniff mir in die Wange. ,,Das musst du gerade sagen. Du guckst doch Harry die ganze Zeit total verliebt an!", konterte ich. Sie wurde sofort etwas rot und senkte ihre Hand wieder. ,,Meinst du er mag mich?", fragte Hilal mich. ,,Ich denke schon. Er hat mir doch sogar in der Geisterbahn den Platz neben dir weggeschnappt, obwohl neben Louis noch frei war! Außerdem beobachtet er dich immer 'unauffällig'!" Sie musste lächeln. In dem Moment klingelte es an der Tür. Hilal nahm ihre Sachen und verabschiedete sich durch eine Umarmung von mir, bevor sie nach unten ging.

 

Kapitel 7

Drrrrrrr. Drrrrrrr. Drrrrrrrr. Ich schlug mit der flachen Hand auf meinen Wecker und stand mit einem Seufzen auf. Verschlafen ging ich ins Bad, um mich fertig zu machen. Unten am Frühstückstisch aß ich noch schnell ein Brötchen, bevor ich dann losfuhr zur Schule. Dort angekommen, begrüßte ich Elisa und Hilal, welche schon vor dem Klassenraum standen, da wir jeden Morgen erst warten mussten, bis uns ein Lehrer die Tür aufschließt.

In der letzten Stunde, etwa zehn Minuten bevor es klingelte, musste unsere Lehrerin raus, um die Hausaufgabe zu kopieren. ,,Ich wünschte die Jungs wären jetzt hier, um uns abzuholen!", sagte ich in Gedanken versunken zu Hilal. Nick, welcher es mitgehört hatte, stand auf und sagte: ,,Wetten ihr redet wieder von dieser Gay-Band One Direction? Träumt weiter, ihr werdet sie eh nie kennenlernen!" Ich würde sauer, weil er gerade meinen Bruder als Gay bezeichnet hatte, doch beherrschte mich und schwieg, da ich ja nichts verraten sollte. In dem Moment klopfte es an der Tür. Elisa, welche sich gerade mit zwei anderen Mädchen aus unserer Klasse unterhielt und nah an der Tür saß, stand auf, um sie zu öffnen. 

Alle sahen zur Tür und erwarteten unsere Lehrerin, doch stattdessen betrat Liam den Raum und sah sich um. Als er mich entdeckte, lächelte er und kam auf mich zu. Ich bemerkte, wie alle, insbesondere Nick, uns mit großen Augen anstarrten. Bei diesem Gedanken musste ich lächeln und sah Liam fragend an. ,,Was machst du hier?" ,,Die anderen warten schon im Wagen. Wir geben heute in einem Interview bekannt, dass du meine Schwester bist! Mum ist schon da!", sagte er und wendete sich an Hilal: ,,Wenn du willst, kannst du mitkommen! Ich denke, dass Pia etwas moralische Unterstützung vor dem Interview braucht!" Immer noch sahen uns alle geschockt an. Ich sprang von dem Tisch, auf dem ich bis gerade eben noch saß und packte meine Sachen. Hilal machte es mir nach. Wir gingen, mit den bohrenden Blicken unserer Mitschüler im Rücken, raus, nachdem wir Elisa darum gebeten hatten, Bescheid zu sagen, dass wir früher gegangen sind. Im Auto warteten tatsächlich schon die Jungs auf uns. Ich stieg ein, begrüßte alle und schnallte mich dann an. ,,Wie lange dauert die Fahrt?", fragte ich an Liam gewandt. ,,Etwa eine dreiviertel Stunde!, antwortete dieser und heftete den Blick wieder auf die Straße. Die ganze Fahrt über sah ich aus dem Fenster, während Hilal sich angeregt mit Harry unterhielt.

Einige Zeit später hielten wir vor einem großen TV-Studio. Wir gingen rein und meine Mutter kam uns entgegen. Sie begrüßte uns und wirkte dabei ziemlich nervös. Verständlich, wenn man bedenkt, dass sie gleich im Fernsehen auftreten wird. Eine Assistentin bat mich in die Maske. Dort wurde ich noch einmal neu geschminkt. Anschließend betraten wir einen Raum, indem wir uns solange aufhalten sollten, bis wir aufgerufen wurden. Ich setzte mich mit Hilal zusammen, welche die ganze Zeit nicht von der Seite gewichen ist, auf eines der zwei großen Sofas. Uns wurde gesagt, dass das Interview um halb vier beginnt. Noch zwei Stunden. Von Minute zu Minute wurde ich nervöser. ,,Kann ich mit dem Outfit wirklich im Fernsehen auftreten?", fragte ich Hilal nun schon zum zehnten Mal. ,,Ja!", antwortete sie, wie auch schon die Male davor. Ich richtete nervös meinen weinroten Pullover und zog meine dunkelblaue Jeans hoch. Ich stand auf und ging vor dem Sofa auf und ab, als sich die Tür öffnete und die Jungs reinkamen. ,,Na, nervös?", fragte Harry und ich nickte nur. ,,Ist das dein erster Auftritt im Fernsehen?" Wieder nickte ich, unfähig etwas zu sagen. ,,Das wird schon! Anfangs ist man immer nervös, aber das legt sich wieder, wenn es erst einmal angefangen hat.", beruhigte mich Liam und legte eine Hand auf meine Schulter. Ich setzte mich wieder auf das Sofa und atmete tief ein und aus.

 

 

Kapitel 8

 Ds ganze Interview verlief recht gut. Ich und meine Mutter beantworteten Fragen darüber, wie es ist, auf einmal ein neues Familienmitglied zu haben und wie es dazu gekommen ist, dass Liam mit uns in Kontakt getreten ist. 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.11.2012

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