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Wie es sich leibt und wie es sich lebt

Das Schicksal des Gim


Als ich geboren wurde lag ich unter meiner Mutter und konnte alles sehen was um mich geschah, ich war erst etwas unbeholfen und schlapp und ich hatte viele Geschwister. Meine Mutter war sehr wichtig für mich, weil sie mich vor der Welt dort draußen schützen wollte. Jeden Tag kam ein großer Mensch, der uns alle einmal hochnahm und betastete, drückte und zwackte. Irgendwann, wir waren alle noch viel zu klein dafür, nahm er unsere Mama mit. Mein jüngster Bruder starb am nächsten Tag, er hätte sie noch gebraucht. Wir winselten, weil sie uns so fehlte und wir alle immer kränker und trauriger wurden. Aber niemand konnte uns helfen. Wir saßen in einem durchsichtigen Käfig, wo uns viele Menschen anguckten und Angst machten. Dann kamen zwei andere Kinder zu uns in den kleinen Stall. Sie waren genauso alt wie wir: Am 2.7.11 geboren. Der Eine war schwarz, der Andere schwarz und weiß. Wir nannten uns immer Brüder und Schwestern da wir vier zusammen lebten: Ich, meine echte Schwester, der schwarz weiße und der schwarze. Auch die Menschen nannten uns Geschwister und eines Tages nahmen sie meinen schwarzen Bruder mit, um ihn zu verkaufen. Und wir sollten nicht lange zu dritt bleiben, denn nach einigen Tagen sprach meine Schwester zu mir: „Ich bin so krank ich werde vielleicht sterben, sagen die Menschen.“ Ich weinte und die anderen beiden begannen auch zu weinen. Als dann auch meine letzte Schwester starb, war ich mit meinem Freund allein. Wir gaben uns kraft, und wir hielten zusammen. Dann eines Tages, ich weiß es noch ganz genau, kamen wieder Menschen die uns anstarrten. Der große, nahm uns heraus, und setzte uns einer kleinen auf den Arm. Ich strampelte nicht, weil ich wollte, dass wir zurück konnten. Mein Bruder aber kreischte und kratzte, jedoch nahm sie uns mit. Wir kamen in einen kleinen Kasten in dem sie uns anguckte und laut lachte. Dann nach langer Zeit in dem kleinen schauerlichen Kasten, kamen wir heraus. Wir saßen in einer Box, die oben offen war, etwas kleiner als unser altes zuhause. Ein kleines Häuschen war dort wo wir drin saßen und uns versteckten. Plötzlich begann ihre Hand uns zu jagen und es wurde unruhig um den Stall. Als sie uns dann endlich wieder absetzte, auf ihren Beinen, fragte ich meinen Bruder: „Ob sie uns wohl bald Namen gibt?“ „Das weiß ich nicht, sie sagte eben was von Piko und Mino.“ Meinte er dazu. „ Ich möchte nicht Mino heißen“, sagte ich. Nach allerlei quälenden Sachen und Händen kamen wir wieder in die Box, wo wir auch die Nacht und den nächsten Tag verbrachten. Dann bekamen wir einen neuen Stall. Einen viel schöneren mit mehr Platz als früher und neuen Häusern und Futter für uns beide. Ich und mittlerweile Struppi, wie mein Bruder nun hieß, waren glücklich dort. Ich hieß jetzt übrigens Gim. Wir wurden oft hochgenommen und betätschelt, aber damit kamen wir irgendwie klar. Dann am 8.august, fraßen wir zum aller ersten Mal Gras! Unser kleines Mädchen, und ihre Menschenfreundin nahmen uns hoch. Ich saß dort, und fing an zu fressen, herrlich war dieses Gras! Doch plötzlich witterte Struppi die Chance und rannte los, das Mädchen schrie auf und setzte mich schlagartig in den Stall zurück. Warum nur? Die Kinder liefen ihm nach und eine Verfolgungsjagd begann. Struppi erzählte, dass er Steinbrüche hinunter laufen, Wälder durchqueren und Ablenkungsmanöver auf sich nehmen musste, und zum Schluss doch gefangen wurde. Unser kleines Mädchen hatte geweint, und es tat uns leid. Struppi und ich machten so etwas nicht nochmal, selbst wenn die Chance perfekt war. Eine lange Zeit verging, bis es wieder spannend wurde. Denn eines Tages nahm unser Mädchen uns mit. Als sie mich aus dem Kasten nahm, wurde ich erst mal wieder betätschelt und gedrückt. Und dann, nach so langer Zeit wieder: Ein anderes Meerschweinchen! Sie stellte sich als Lotta vor, und ich verliebte mich sofort. Ich lief ihr nach, denn ich wollte ihr Kinder machen, ihr zeigen, wie sehr ich sie liebe. Auch Struppi wurde herausgenommen und zu einer anderen Dame gesetzt, Rosi, wie ich später erfuhr. Auch er wollte Kinder mit ihr bekommen, und nach ungefähr einer Stunde oder so, nahm das Mädchen ihn und Rosi einfach wieder heraus, einfach so. Dann sah ich Struppi sehr lange nicht wieder, aber ich und Lotta wurden ein Paar und liebten uns sehr. Ich vergaß Struppi, ich dachte, er würde mich nicht wiedersehen wollen, nur seine Dame im Sinn. Doch eines Tages nahm das Mädchen mich wieder aus dem Stall und ich sah Lotta nicht wieder. Ich kam in den Kasten, und als ich schon das alte zuhause erwartete, sah ich Struppi. Auch er wurde von seiner geliebten getrennt, aber ich war sehr wütend, denn er wollte unser zuhause nur für sich. Ich rannte auf ihn zu, und biss ihn, aber er kratzte mich, und biss mir in den Bauch, ins Ohr, an die Lippe und an den Hals, ich erwischte immer nur sein Fell. Ich hatte große Schmerzen aber das Mädchen hatte schlimmeres verhindert, sie hatte mich von ihm getrennt und hielt mich auf dem Arm. Dann spritze sie vorsichtig etwas auf mein Ohr, was den Schmerz linderte, Struppi war nicht mehr mein Bruder, er war mein Feind. Ich harrte meine Bauchschmerzen einfach aus, schrie nicht und zappelte nicht. Irgendwann brüllte das Mädchen es dauerte nicht lange und ich war wiedermal in dem Kasten. wir kamen an einen lauten Ort wo gruselige Tiere waren die mir schreckliche Angst machten. Mein Mädchen aber machte mir Mut, flüsterte mir leise Trost zu, und beobachtete mich, ob ich schmerzen hatte. Kurz darauf lag ich auch schon auf einer Matte, ich hatte Angst und Schmerzen. Eine frau tastete mich ab und begutachtete meine Verletzungen, dann schaute sie auf meinen Bauch. Sie bespritzte ihn auch, und machte irgendetwas hinein, es brannte ein wenig, und dann, passierte es: urplötzlich stach, mit lautem Geräusch, ein metallener Haken mit zwei Spitzen an die Wunde. Danach war es besser, es tat nicht mehr so weh, das Pulver scheint zu helfen und ich war in einem Stall neben Struppi, aber nicht im gleichen, sonst würde er mir vielleicht wieder wehtun, wir stritten am Gitter weiter, er wollte hinein, doch er schaffte es nicht, das Mädchen kam jeden Tag um die Flüssigkeit auf alle meine Wunden zu sprühen. Es heilte alles ab, aber ich behielt narben und ein großes Loch im Ohr. Ich war einsam ohne Struppi, traute mich nicht ans Gitter heran und sprach nicht mit ihm. Sehr lange Zeit waren wir beide getrennt bis eines Tages mein Mädchen mich in eine Box setzte und Struppi in eine andere. Wir waren auf dem Weg nach irgendwo hin. Dann kamen wir wieder an diesen Ort mit den vielen Tieren und Struppi und ich hatten Angst. Dann wurden wir auf die kalte Matte gesetzt und bekamen eine Spritze. Langsam wurden wir müde und schliefen ein. Ich weiß nicht was passiert ist als wir schliefen aber als ich aufwachte war alles kahl zwischen den Hinterbeinen und ich hatte Schmerzen. Ich hatte eine Naht dort wo vorher ganz sicher keine war und noch etwas war komisch ich war nicht mehr so wütend nicht mehr so streitsüchtig, Struppi auch nicht. So kamen wir wieder in unsere Boxen und dann nahm unser Mädchen uns wieder mit. Wir kamen zuhause an und wurden wieder in die Ställe gesetzt. Ich saß am Zaun und wollte mit Struppi reden aber er nicht mit mir. Also zog ich mich in eine Hütte zurück und ruhte mich aus. Ich war immer noch etwas verschlafen. Tage vergingen und wir verblieben so. die Naht hatte ich mir gezogen. Ich saß im Stall als ich wieder herausgenommen wurde. Und ab in eine box! Struppi kam in eine andere. Ich roch etwas merkwürdiges, etwas das in der Nase biss. Dann nahm eine frau mich und Struppi heraus, setzte uns auf ein Stück gras und wartete. Ich hatte Angst aber Struppi war einsichtig, er musste nichts verteidigen und auch ich verzieh ihm, wir waren wieder Brüder. Wir kamen in einen Stall, groß genug für uns beide und wir lebten ganz normal. Lange Zeit waren wir beide im Stall und immer nur wir beide. Es wurde langweilig, manchmal saß unser Mädchen am Stall und beobachtete uns, nicht mehr so oft nahm sie uns heraus und nur noch sehr selten mussten wir in den Kasten. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ein sehr wichtiger Tag in unser beider Leben. Wir kamen nach einiger Zeit wieder in den Kasten und wurden weggebracht. Wir kamen an in einem kleinen Körbchen mit essen und weichem Untergrund. Schlimm war es nicht. Wir bekamen leckeres zu essen was schön angerichtet war und meine Söhne, wie auch meine Tochter wurden getauft. Ich und Lotta heirateten und mein Bruder heiratete Rosi. Dann als alle Feierlichkeiten zu Ende waren, ging es wieder zurück nach Hause in den Stall. Ich und Struppi bekamen einen Nachbar-stall in den fünf Meerschweinchen einzogen: Lotta, ihre Tochter Lotti, die Söhne Möhre, Brummel und der kleinste, Merlin. Lotta sagte: „ Gim, Du bist der Vater dieser vier Kinder. Dir will ich zwei Söhne zur Erziehung abgeben und mir selbst sollen Brummel und vorerst Lotti bleiben.“ Ich war erstaunt Vater zu sein, und erinnerte mich an unsere erste Begegnung und sagte: „aber deiner ältere Tochter, Rosi, was ist mit ihr, hat... sag, hat sie denn keine Kinder?“ „Ja“, unterbrach Struppi, „Habe ich keine Kinder bekommen?“ Lotta sah traurig auf den Boden hinter dem Gitter, das uns trennte. „deine Tochter Sargy, wie auch dein Sohn Pauli, sind eines tragischen Todes von uns gegangen, es tut mir leid.“ Sprach sie mit trauriger stimme. „ich habe sie nicht einmal gesehen! Ich sollte vor den Kindern sterben! Ein Vater sollte nicht,...“ ich unterbrach Struppi: „ Das kann ich nur zu verstehen, aber sieh doch, deine prächtigen Neffen und deine Neffin! Sind sie nicht wunderhübsch?“ er lächelte wieder ein wenig. Einige Zeit verging, bis Lotta, Brummel und Lotti uns wieder verließen. Mehr und mehr freundete ich mich mit meinen Söhnen an. Möhre war ein starker junger Kerl und Merlin eher schwach aber bildhübsch dafür. Struppi grenzte sich von mir ab, ging nicht ans Gitter wagte keinen Blick zu den beiden kleinen. Irgendwann roch ich wieder etwas, was ich das letzte Mal roch, als ich und Struppi uns so gestritten hatten. Es biss in der nase.Wir kamen in Kästen, ich zu Struppi, die kleinen in einen anderen. Dann trug eine frau uns auf ein Stück gras und Merlin und Möhre kamen dazu. Es war erst merkwürdig die beiden im selben Stall zu haben aber wir verstanden uns schnell. Nur Struppi sah nicht ein, das sie mich ihm nicht wegnehmen wollten, er dachte nur an sich. Deshalb war er auch nicht mehr der Chef unter uns allen, Möhre wollte das Sagen haben, jagte und ärgerte Struppi, bis er nur noch oben im Stall saß kaum etwas aß und sich nicht runter traute. Unser Mädchen merkte das irgendwie und gab ihm oben zu trinken und zu fressen und schütze ihn vor Möhre. Aber eines Tages griff Möhre Struppi an und biss ihm ein Loch ins Ohr größer als meines, was Struppi mir gebissen hatte. Er tat mir leid und auch unser Mädchen hatte es gemerkt. Sie sprühte etwas auf seine Wunden und verwöhnte ihn oben im Stall ein bisschen. Es wurde langsam besser, Struppi und Möhre arrangierten sich mit der neuen Situation und Struppi wurde nach und nach wieder das Oberhaupt unserer Gruppe. Ich war ganz glücklich so mit meiner „Familie“. Ich mochte den Gedanken meine Söhne immer bei mir zu haben und meinen naja... „Bruder“. Es verging Zeit und meine beiden kleinen wuchsen zu richtigen großen Meerschweinchenmännern heran. Dann kam der Tag an dem auch Merlin und Möhre meine beiden Söhne zum Tierarzt mussten. Ich und Struppi kamen mit weil wir Juckreiz hatten und unser Mädchen das entdeckt hatte. Wir bekamen ein mittel auf den Rücken dass dann tatsächlich half. Und meine Söhne... naja sie waren operiert worden. Danach waren sie endlich mal vernünftig, haben nicht mehr so viel gestritten und auch Möhre, hatte aufgehört Struppi einzuschüchtern. Normalität kehrte ein und meine Jungs wuchsen langsam heran. Lange Zeit hatten wir spaß zusammen und lebten ganz normal bis es begann, kalt zu werden. Das war die erste lange Kälte die meine Söhne erlebten. Wir kamen also wieder in die Boxen. Ich zusammen mit Merlin und Struppi und Möhre jeweils allein. Nach einer gefühlten Ewigkeit nahm unser Mädchen uns raus und setzte uns in einen neuen Stall, er war etwas kleiner als der alte, aber warm und interessant. Wir erforschten ihn gemeinsam und fanden jeder unsere Lieblingsplätze: Struppi mochte es ganz unten in den dunklen Ecken, Merlin lief aufgeweckt zwischen den Etagen herum, Möhre übernahm das oberste Geschoss und ich freundete mich mit dem Mittelteil an. Zum Essen kamen wir dann meist alle nach oben und manchmal nahm unser Mädchen uns hoch, guckte wie es uns geht, und setzte uns zurück. Irgendwann wurde es wieder wärmer und unser Mädchen begann uns einzufangen und in die boxen zu setzen. Wir mussten nicht lange warten, bis wir in den alten Stall kamen und sofort begannen unser erstes Gras des neuen Jahres zu essen. Ich und Struppi, wir kennen uns jetzt schon so lange, er ist mir sehr ans Herz gewachsen, und genau deshalb versuche ich ihm auch dabei zu helfen, abzunehmen, aber er ist ja viel zu stur! Naja, ich habe mehr Angst um Merlin. Er hat Streit mit Möhre, und er ist dünn geworden. Er war nie wirklich der kräftigste, oder stärkste, aber dass er so schwach ist, macht mir Bedenken. Bald sind meine kleinen 1 Jahr alt, dann sind sie keine Kinder mehr, ich freue mich, dass sie durchhalten, lernen und leben.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.11.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch meinen meerschweinchen, aus Respekt, weil sie all das durchmachen, und dennoch gute Partner sind.

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