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In meinen Träumen

Es ist kühl... und hell. Hab ich gestern Abend vergessen, das Fenster zu schließen. Unwillkürlich kneife ich die Augen zusammen und versuche das Gesicht im Kissen zu verstecken. Irgendwie ist es ganz schön hart... Etwas kitzelt mich am ganzen Körper und plötzlich berührt meine Hand etwas feuchtes. Nass!!! Erschrocken fahre ich auf und ein Schwarm Schmetterlinge erhebt sich in den Himmel hinauf. Schmetterlinge?

Langsam dringt die Wirklichkeit zu mir durch. Ich habe nicht vergessen, das Fenster zu schließen... ich bin überhaupt nicht in meinem Zimmer!!! Stattdessen sitze ich mitten in einem Blumenbusch!!! Und das nasse etwas entpuppt sich als ein See an dessen Ufer ich sitze. Verblüfft und erschrocken sehe ich micht um.

Der See liegt ruhig und friedlich vor mir. Ich kann Vögel in den Bäumen singen hören und auf der anderen Seite des Sees trinkt ein Reh. Als ich mich aufrichte, raschelt der Busch und das Tier hebt erschrocken den Kopf. Für einen Augenblick treffen sich unsere Blicke und dann verschwindet es gemächlich im Wald.

Was passiert hier nur? Wo bin ich? Ist das hier ein Traum?

Die Schmetterlinge kehren zurück. Mit zarten Flügelschlägen lassen sie sich auf den hübschen weißen Blüten nieder und trinken den Nektar. Ich will sie nicht aufschrecken. Langsam, bemüht den Busch nicht zu berühren, stehe ich auf und gehe einige Schritte in den kleinen See hinein. Mein Nachthemd gleitet mir über die Knie. Mein Nachthemd? Tatsächlich. Ich trage mein Nachthemd. Zart und mit kleinen lila Blümchen bedruckt. Meine Schwester sagt immer, damit sehe ich aus wie eine unschuldige kleine Prinzessin.

Wie merkwürdig. Wenn dies ein Traum ist, warum trage ich dann mein Nachthemd? Und was ist das hier überhaupt für ein Traum? Irgendwie habe ich überhaupt keine Angst. Über mir gleitet ein Falke durch die Lüfte. Unwillkürlich winke ich im zu. Ich weiß nicht warum, aber es erscheint mir richtig.

Entspannt und glücklich schließe ich die Augen. Irgendwie fühlt sich das alles richtig an. Hier gehöre ich hin.

Das Wasser umspielt meine Fußgelenke, der Wind spielt mit meinen langen brauen Locken. Ich breite die Arme weit aus, wie um all das zu begrüßen. Etwas kitzelt mich am Finger und als ich die Augen wieder öffne sehe ich einen zarten lila Schmetterling.

Plötzlich knacken Äste hinter mir und im nächsten Moment verschwinden die Schmetterlinge wieder in den Himmel hinauf. Wehmütig sehe ich ihnen hinterher.

Als ich mich wieder dem Ufer zuwende, steht ein Mann in dem Blumenbusch, in dem ich noch kurz zuvor gelegen hatte. Eine der hübschen weißen Blüten liegt zerquetscht unter seinem braunen Lederstiefel. Wie schade.

"Lady Emmaline. Was macht ihr hier? Und in diesem Aufzug?" durchdringt seine zornige Stimme, die Ruhe.

Leicht verblüfft stelle ich fest, dass er meinen Namen kennt. Irgendwie scheint das alles unwirklich. Langsam gleitet mein Blick von der zerquetschten Blume über seine Lederstiefel, die eng anliegenden dunkelgrünen Hosen und das verdreckte weiße Hemd hinauf zu seinem Gesicht. Er wirkt noch recht jung. Vielleicht Mitte zwanzig? Die aschblonden Haare sind etwas zu lange und hängen ihm in die himmelblauen Augen. Alles an ihm mutet ein bissch mittelalterlich an und ich zweifle nicht daran, dass er mich töten könnte, wenn er mich für einen Feind hielt. Auf seiner Schulter sitzt ein majestätischer Falke. Irgendwie bin ich mir sicher, dass es der selbe ist, dem ich zu gewunken habe.

"Emmaline!"

"Emma, bitte. Nur meine Großmutter nennt mich Emmaline", erkläre ich ihm.

Ich sehe, dass ich ihn schockiert habe. Er wirkt gar nicht glücklich. Ich weiß eigentlich nicht warum.

"Emma..., weißt du wer ich bin?" fragt er mich schließlich.

Milde lächelnd schüttle ich den Kopf. "Natürlich nicht. Dies ist schließlich nur ein Traum, oder nicht?"

"Shit!"

Unwillkürlich muss ich lachen. "Der Ausdruck passt ja nun überhaupt nicht zu deinem Outfit. Wer bist du denn nun?" frag ich ihn neugierig geworden, aber er steht nur da und starrt mich fassunglos an.

Plötzlich stürzt sich der Falke von seiner Schulter und hebt sich mit einem lauten Kreischen in den Himmel hinauf. Der Mann springt auf mich zu und im nächsten Augenblick spüre ich einen stechenden Schmerz am Oberarm und liege im seichten Wasser des Sees. Er liegt auf mir und bedeckt mich mit seinem ganzen Körper. Ich sehe wie er etwas ruft, aber ich kann ihn nicht hören und im nächsten Moment wird alles schwarz um micht.

 

Licht sticht mir in die Augen. Langsam öffne ich die Augen. Ich bin zu Hause. In meinem Zimmer, meinem Bett. Das Fenster steht offen und die Sonne steht schon am Himmel.

Langsam setze ich mich auf. Was für ein merkwürdiger Traum. Ich will aufstehen, um das Fenster zu schließe. Ein Stechen im Arm hält mich davon ab. Erschrocken entdecke ich den tiefen Kratzer an meinem Oberarm. Im nächsten Moment wird mir klar, warum mir so kalt ist. Es ist nicht das Fenster. Mein Nachthemd und meine Haare sind pitschnass.

Was ist nur passiert???

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Tag der Veröffentlichung: 14.12.2013

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