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Gefangen im Spiel


Sie rannte. Links neben ihr konnte sie den Zauberer Marian erkennen, der eigentlich Philipp hieß. Auf ihrer rechten Seite rannte die Kriegerin Alissa, eigentlich Caroline. Ihr brannte die Lungen, ihre Beine schmerzten. Wie konnte das sein? Noch immer wunderte sie sich wie etwas, dass nicht wirklich geschah ihr körperliche Schmerzen verursachen konnte. Sie wusste nicht wie viel Zeit vergangen war. Die Zeit hier verging anders. Schneller... doch nicht? Egal! Für den Moment blieb ihr nichts anderes übrig als zu rennen. Wenn Marian Recht hatte mit seiner Vermutung, dann wäre ihr Tod hier, auch ihr Tod dort draußen. Das konnte sie doch nicht riskieren.

Immer weiter rannten die Drei. Sie konnte beinahe das Hecheln der Wölfe hinter sich hören, aber noch hatten sie einen Vorsprung. Wie war das alles nur passiert?! Das war doch nur ein Spiel! Ein albernes, dummes Spiel. Sie mochte Computerspiele doch noch nicht einmal? Warum, oh warum hatte sie sich nur von ihrem Bruder dazu überreden lassen, es auszuprobieren. Jetzt saß sie hier fest und er tat weiß der Teufel was. Am Anfang war sie verzweifelt gewesen. Sie hatte jeden im Spiel um Hilfe gebeten, aber das war ein Fehler gewesen. Die meisten hatten ihr nicht geglaubt, das war zwar deprimierend aber ungefährlich. Problematisch war es geworden, als sie an jemanden aus dem Spiel geraten war. Plötzlich schien das Spiel Jagd auf sie zu machen. Zum Glück war sie nicht mehr alleine. Sie hatte Marian und Alissa getroffen, die ebenfalls hier fest saßen. Jetzt rannten sie gemeinsam. Sie alle hatten schnell gelernt. Wenn sie überleben wollten, mussten sie unauffällig bleiben. Sie durften niemandem vertrauen. Einige Zeit hatte es funktioniert, doch jetzt hatte das Spiel sie eingeholt. Das Spiel, das waren fast immer die Bösen. Kobolde, Dunkelelfen, Orks, dunkle Magier und auch die Wölfe, die sie jetzt jagten.

Sie spürte ihre Kraft nachlassen. Sie wurde langsamer. Welchen Sinn hatte das alles noch? Sie hatten doch schon versucht hier rauszukommen. Und jetzt jagte sie auch noch das Spiel? Wie sollten sie da überleben? Vielleicht war es besser aufzugeben. Vielleicht würde sie ja auch einfach wieder aufwachen. Marian und Alissa sahen erschrocken zu ihr zurück. Schrien sie an, trieben sie voran, aber sie konnte nicht mehr. Schon meinte sie den heißen Atem der Wölfe hinter sich zu spüren.

Sie sah Marian und Alissa noch einmal an. Sie waren gute Freunde gewesen, wahre Freunde und sie hoffte die beiden würden einen Weg hier rausfinden. Das Spiel wollte unter allen Umständen verhindern, dass sie fliehen konnten. Bei ihr hatte es Erfolg gehabt. Sie blieb stehen. Marian und Alissa stockten kurz, dann rannten sie weiter.

Leise rief sie ihnen hinterher, sie hatte nicht einmal mehr genug Kraft laut zu rufen. „Rennt! Und... Danke...“

Schon hatten die Wölfe sie erreicht und stürzten sich auf sie. Dann war alles vorbei.



Piiiiiiiiieeeeeeepppppppp.

Ein verzweifelter Schrei schnitt durch die Stille der Krankenstation. Eine Mutter schüttelte verzweifelt den leblosen Körper ihrer Tochter. Ihr Mann stand weinend in der Ecke. Ihr Sohn war totenbleich und die Ärzte... sie konnten nichts mehr tun.

Wieder hatte das Spiel gewonnen.

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Tag der Veröffentlichung: 25.08.2013

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