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Wir?

Die Welt ist klein
der Platz wird schmal.
Zu wenig Zeit,
der Wein schmeckt schal.
Man fliegt vorbei
und sieht sich kaum,
im Trott des Lebens
wenig Raum.

Das Glas ist leer,
man sieht’s halbvoll,
Hinter Lächeln
Tiefer Groll.
Ehrlichkeit ist unerwünscht,
Fühlen, bitte, nur verdünnt.
Eigennutz und Grausamkeit
gaukeln Glück und Heiterkeit.

Freude an des ander’n Leid.

Irgendwann, da kommt die Zeit,
in der getäuschte Wirklichkeit,
die wahre Welt in sich verschlingt,
alledem ein Ende bringt.

Sagt nicht, ich hätt’ euch nicht gewarnt,
ich hab’s gesagt, ich bin enttarnt,
nun könnt ihr spotten, lamentieren,
...euch in die Verdammnis führen.

(Julia E. November 08)


Wellen


(Ich denk an dich
und seh’ bei mir
dein Gesicht, und meins,
ein wir.)

ein Gefühl, Zusammenhalt,
flitzt von einem Ohr zum ander’n,
nicht wie die zerriss’nen Freuden,
die den ganzen Ort durchwandern.

Häufig kann ich etwas spüren,
eher Ahnung als Gefühl,
oft will ich dem Hier entfliehen,
wüsst’ nur gern, wohin ich will.

Wellen brechen auf mich nieder,
schlagen, drücken auf mich ein.
Fast find’ ich mein Herz nicht wieder,
beinah mag ich nicht mehr sein.

Dann ist Ruhe nach dem Sturm,
Gefühle: Glatte Wasserfläche,
kein Tropfen regt sich, wagt sich raus,
bis ich das eb’ne Nass durchbreche.

Möchte nicht erkaltet sein,
möchte nicht die Freude missen,
lieber, wenn der Sturm aufkommt,
freudig meine Segel hissen...


Julia E. (April 2008)
(Herdecke, Klinik)


Paradoxer Monolog

Du kannst von Glück reden, dass ich mir an dir kein Beispiel nehme, sonst befänden wir uns längst in einem dieser stereotypischen Teufelskreise, bei denen kein Produkt rauskommt, außer Unzufriedenheit meinerseits und oberflächlicher Genugtuung für dich. Also verhalte ich mich anders. Anders als du erwartest. Das kennst du vielleicht nicht. Vielleicht sagt dir etwas "Hier stimmt etwas nicht!", weil du mich nicht einordnen und abspeichern kannst, um dann wieder deiner gewohnten Monotonie aus erlernten, vorgegebenen Gefühlen nachzugehen. Diese eingefrästen Verhaltensweisen würden sogar rechtfertigen, eine sinnlose in's Nichts führende Diskussion zu führen, da dies eine passende Gelegenheit wäre deine wie gewöhnlich unterdrückten Emotionen, deren Namen du nicht einmal kennst, obwohl sie dir so oft in's Gesicht schlagen, an mir herauszulassen. Demnach wirst du nie merken, dass ich dich verschone, wirst es wahrscheinlich sogar als Angriff identifizieren, einzig und allein deswegen, weil du nicht in der Lage bist mein Verhalten in eine Schublade deines eingeschränkten Weltbildes zu zwängen und so am besten die nimmst, die es dir immerhin ermöglicht in einem Monolog besagte Emotionen auf einen Sündenbock zu kanalisieren. An sich ist es also für dich eh egal, was ich tue, während für mich Welten dazwischen liegen. Warum?
Nun, ich denke der wahre Dialog ist uns abhanden gekommen. Wir führen nur noch Monologe mit uns selbst oder mit anderen, und mit dem Dialog wird auch die Reflexion aussterben.
Warum???
Ich stelle fest: Ein Monolog.
Welch Paradoxon. Paradoxon, 20.03.11


Klein-Weisheiten:




Zu viele Regeln gaukeln dem menschlichen Geist heutzutage vor, dass Eigenverantwortung und gewissenhaftes Handeln nicht mehr nötig sind.
(Julia E.; 13.11.2010)


Ich weiß, man soll niemanden treten, der am Boden liegt... Aber was, wenn er dabei auf dich schießt? (Paradoxon; 20.01.2011)


Der prägnanteste Unterschied, den wir zwischen uns und den anderen Tieren geschaffen haben, ist die Perversität. (Paradoxon; 21.01.2011)


Du kannst nicht über meine Wege urteilen, Frieden zu finden, ohne in den Kriegen in meinem Kopf mitgekämpft zu haben. (Paradoxon; 07.04.2011)

Kritisch sein bedeutet nicht Kritikern kritiklos zuzuhören. (Paradoxon; 22.04.11)

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Tag der Veröffentlichung: 07.04.2011

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