Cover

Der innere Kritiker

Wie viel Selbstkritik darf es denn sein?

Wie bestechlich ist der innere Kritiker?

Es versetzt einem einen Stich,

wenn er mal wieder beckmessert.

Dabei ist er kein Grantler.

Er ist der Objektivste im gesamten Seelen-Haus.

Man will ihn beeindrucken ...

 

Die Narzissten sind wieder mal im Vorteil.

Ihr innerer Kritiker

hat einen Narren an ihnen gefressen.

Schlimm, wenn der innere Kritiker

einen nicht ausstehen kann.

Er bringt einen zu Höchstleistungen –

und zur Raserei.

 

Sehr unbarmherzig, gnadenlos.

Sein Spezialgebiet: Einen in falschen Momenten

an Schmach und Schande erinnern.

Einem den Boden unter den Füßen wegziehen.

Selbstkritik – die blödeste Erfindung der Natur?

Wenn man sich nie toll findet,

findet man sich im Tollhaus wieder?

 

Als Zeugnis gibt es immer ein "Ungenügend".

"I Can't Get No Satisfaction."

Man will Satisfaktion.

Aber der innere Kritiker verweigert

ein klärendes Gespräch und ein Versöhnungsgespräch.

Zoff macht ihm nichts aus.

 

Man muss aufpassen,

dass man nicht zum Krittler wird.

Miesepeter und Meckerfritze:

Man findet diese Welt nicht spitze.

Man will einsame Spitze sein,

aber der innere Kritiker sagt Nein.

 

Gelingt einem der nächste Unzufriedenheits-Level?

Selbst im Traum: Verrisse.

"Was erlauben Strunz?!"

Man fühlt sich strunzdumm.

Ein Kritikfest für den inneren Kritiker.

Man wird man endlich kritikfest?

 

So viele Kritikpunkte –

man könnte damit pointillistische Bilder erstellen.

Farbtupfer?

Eher: Skalpell, Zange, Schere, Tupfer ...

Der innere Kritiker zerlegt einen

und nennt es "unumgängliche Operation".

Kritik üben, bis der Arzt kommt.

Wie steht es um seine Kritikkompetenz?

Fette Kritik, bis die Schwarte kracht.

 

Selbstverhöhnung oder Selbsterhöhung?

Womit fährt man besser?

"Ohnehin alles verfahren",

muss man vom inneren Kritiker erfahren.

Unglaublich, was er alles in die Tonne treten muss!

Ein Platz in der Tonne –

aber nicht auf die nette Diogenes-Art.

 

Wird er heute wieder schweres Geschütz auffahren –

oder begnügt er sich mit Scharmützeln?

Der innere Kritiker läuft zu Hochform auf,

wenn man sich down fühlt.

Nachtreten –

das scheint seine Lieblingsbeschäftigung zu sein.

Das, worauf er abfährt.

Er ist so entgegenkommend wie ein 18-Tonner.

Er ist kein Gute-Laune-Lieferant.

Weder Beifall spendend, noch Trost spendend.

 

Wo gibt es Soul-Support,

wenn der Selbstzweifel eine gute Wachstumsrate hat?

Wohin mit diesem Saboteur,

Provokateur, Dekonstrukteur?

Man kann dem inneren Kritiker nicht kündigen,

ihn nicht vor die Tür setzen.

Macht man ihn zum Mitarbeiter des Monats?

Ihm schmeicheln?

Er fällt auf so etwas nicht rein.

 

Man müsste Selbstkritik leiser stellen können.

Wo ist der Regler?

Memo an mich: Zweifel-Abschalter

im Oberstübchen montieren.

Bei der Gelegenheit

einen Gefühls- und Gedanken-Dimmer einbauen.

Und einen Humor-Booster.

 

In Kontakt treten mit dem Support-Team

meines Unterbewusstseins.

Geht da was?

In der mentalen Steuerzentrale

ist vieles Passwort-geschützt.

Der Selbstoptimierungs-Motor

läuft hochtourig im Leerlauf.

Die Gewohnheiten eingesperrt in Hamsterrädern.

 

Selbstbeweihräucherung kommt immer mehr in Mode.

Eigenlob stinkt – aber das tut guter Käse auch.

Es stinkt einem ohnehin.

Anrüchige Geldgeschäfte sind kein Problem,

da jeder weiß: Geld stinkt nicht.

Die Metropolen veranstalten Wettbewerbe:

"Wo stinkt es gewaltiger zum Himmel?"

 

Stinkbesoffen wird sogar der innere Kritiker

versöhnlicher, fast kumpelhaft.

Oder ist ihm sonst immer stinklangweilig?

Ist er ein Mobber mit Stinklaune?

Ohne ihn hätte man himmlische Ruhe?

Aber er muss einem das Leben zur Hölle machen?

Keinerlei Rechtfertigung von ihm.

Er macht sein Ding.

Der Zweifel wird zum Maß aller Dinge.

Tut gut, den inneren Kritiker zu kritisieren.

 

Es heißt: "Im Garten der Selbstkritik

wachsen gesunde Pflanzen."

Aber auch Bonsais, Dornenbüsche –

und ein Selbstzweifel, der alles überwuchert;

sowie Schlingpflanzen,

die jede Idee im Keim ersticken.

 

Öfters rebellieren gegen den inneren Kritiker.

Er wird sonst anmaßend, selbstherrlich.

Er schickt einen

in Endlosschleifen der Verzweiflung.

Sisyphus plus Kommentator.

Sisyphus im Optimierungswahn.

 

"Kannst Du einen Zahn zulegen?

Du bist zu langsam."

Man führt das Stück auf:

"Der Kritikaster und sein Kasper".

 

ENDE

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.07.2025

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /