Wäre es besser,
wenn man sich an seine Träume
ganz genau erinnern könnte?
Was geht da ab – auf welche Irrfahrt
nimmt das Unterbewusstsein einen mit?
Seltsamer Reiseveranstalter.
Fotos sind untersagt,
man würde sich gerne Notizen machen;
es geschieht alles mit Rasanz.
War da etwas von Bedeutung dabei?
Die Gefühle klingen nach;
sie erinnern sich nicht mehr
an ihren Ursprung, woher sie kamen.
Im Kinosaal der Träume.
Wer ist der Filmvorführer?
War man Co-Regisseur?
Warum sucht man sich so oft
einen Horrorfilm aus?
Seltsames Traum- und Schlummerland:
Manchmal muss man Schafe zählen,
um hereingelassen zu werden.
Es cool angehen: mit Powernap?
Es hilft ja nichts:
Das Bewusstsein will sich runterfahren.
Mit dem Lift in die Untergeschosse,
den Keller der Seele.
Das Bewusstsein soll wohl mit Absicht
nicht allzu viel davon mitbekommen;
es würde sich hier gerne mal genauer umschauen.
Das Sandmännchen austricksen mit luzidem Träumen?
Wie mystisch geht es da zu?
Melden sich etwa Gesandte, Abgesandte des Jenseits?
Die Ratio ist ein Snob;
sie hält von alledem nicht viel.
Kursiert unter dem Label "Abspeicherungs-Prozesse" –
ganz profane Angelegenheit.
"Träume sind Schäume" –
selbst Bierschaum ist gehaltvoller.
Legt man ihnen bewusst Bedeutung bei?
Man will Tiefe,
Kellergeschosse wie bei einem Museum:
rare Exponate, seltene Papyri ...
Zugang nur für geschultes Personal.
Gibt die Nacht so ohne Weiteres
ihre Geheimnisse preis?
Man darf die Träume nicht einfach so mitnehmen.
Das wird gecheckt.
Bei einigen Highlights
macht der Kontrolleur eine Ausnahme.
"Kannste behalten."
Im Wachzustand erkühnt man sich,
allem Irrationalen die Bedeutung abzusprechen.
Ratio ist King.
Dabei war man eben noch
in dieser surrealen Welt gefangen:
Transformationen ohne Ende,
ein Assoziations-Netzwerk,
bei dem das Unterbewusstsein
keine Rücksicht darauf nimmt, wen es da triggert.
"Holterdiepolter", als Motto der Nacht.
"Nachtruhe" – nun ja:
Erst lässt der Schlaf auf sich warten,
dann macht der Nachtmahr
unaufgefordert einen Termin.
Der helle Verstand misstraut der Dunkelheit:
Das ist nicht sein Herrschaftsbereich.
Wenig Eingriffsmöglichkeiten –
seltsamer Passiv-Modus.
Man treibt auf dem Gedanken-Floß.
Schon der Halbschlaf
entfernt sich rasant von der Logik,
gestattet sich Freiheiten
in Bezug auf Stimmigkeit.
Wo ist der rote Faden?
Der Traumweber verwendet
so etwas wie Handlung und Plot:
Er fügt Szenen aneinander, es gibt Übergänge.
Das alles würde einer rationalen, nüchternen
Betrachtung nicht standhalten.
Aber es überzeugt den Träumenden.
Das muss genügen.
Wieso hat das Bewusstsein überhaupt Anteil,
wenn man es nicht mitwirken lässt?
Ein Statist, der allen im Wege steht?
Wovon soll es hernach berichten?
Dass die Naturgesetze
hier sträflich missachtet werden?
Selbst ein Nickerchen
nutzen die Traumgestalten
für einen Kurzauftritt.
Haben sie wichtige Botschaft?
Bringen sie neue Mär?
Manchmal ist man gewillt,
die Fortsetzung zu erleben.
Man will sofort wieder einschlafen,
da anknüpfen, wo es gerade
so spannend und interessant war.
Ist der Traumweber so gefällig?
Wird das ein Enthüllungsbuch?
Erfährt man was wirklich Interessantes
über sich und die Welt?
Nicht er schon wieder:
Der Nachtmahr hat wohl geglaubt,
er habe sein Stichwort gehört ...
Rasch auf die Traum-Bühne.
Wie bringt er seine Mär
am besten und effektvollsten an den Mann?
Hat man eine Träume-Wunschliste?
"Das hat man sich nicht träumen lassen" –
lauter Versäumnisse?
Träume sind ja keine Wirklichkeit 2.0 –
wir müssen uns gegenseitig
aus unseren Träumen reißen.
Träumer und Traumtänzer –
immer noch keine anerkannten Ausbildungsberufe.
Wohingegen Visionäre in die Chefetagen aufsteigen:
Die Kunst,
andere in seine Träume mitnehmen zu können,
verändert die Welt.
ENDE
Tag der Veröffentlichung: 17.04.2025
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