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Inhalt

 

Vier Drabbles:

 

Realität

Fabelhaft

Stimmung

Mythen

 

Realität


Realität ist lästig. Sie lässt sich furchtbar schwer ausblenden. Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn die frommen Wünsche immer wieder an der knallharten Realität scheitern. Bleibt einem nur der kostspielige Bau von Luftschlössern. Das hat seinen Preis: Über den Wolken schweben, man muss verstiegen sein, abgehoben ... Aus allen Wolken fallen bei Kontakt mit der verdammten Realität. Als ob's auf dem Boden der Tatsachen so toll sei. Ständig bodenständig, ist nicht gut für die Fantasie; sie leidet. Realitätsverweigerern wird's schwergemacht. Man flucht der Weltflucht. Aber ein Fantast hat Fantasie: Flucht nach vorn – in die Welt der Möglichkeiten.


Fabelhaft

 

Bei Gesprächen mit Fabeltieren erntet man meist scheele Seitenblicke. Sie gelten nicht als zuverlässige Informationsquelle für Wahrheitssucher; auch wenn sie auskunftsfreudig sind. Verfügen sie über Insiderwissen? Man will Teil davon sein: Wo ist die fabelhafte Welt? Ist man geistreicher nach einem Plausch mit einem Luftgeist, Hausgeist, Flaschengeist, Plagegeist oder Poltergeist? Fabeln belehren einen so schön. Immer angewiesen sein auf die Gespräche von Mensch zu Mensch – wie öde ist das denn? Haben Pegasus, Einhorn & Co. keine Termine mehr frei? Wurde man übergangen wegen übergroßer Nähe zur Realität? Wenn der Wirklichkeitssinn zu ausgeprägt ist … Dann doch lieber fabelhaft, wunderbar, sagenhaft.

 

Stimmung


Manchmal kann man sich nicht entscheiden: Ist man heute eine Stimmungskanone oder ein Stimmungskiller? Nachschauen beim Stimmungsbarometer. Weiß man zuverlässig, wie man drauf ist? Sehr wetterwendisch das Ganze. Gute Laune hat was Magisches: Sie scheint das Glück anzuziehen. Aber wie bewahrt man sich die gute Laune? Keine News lesen? Nicht wahrnehmen, was mit der Welt nicht stimmt? Regelmäßig das Veto der Vernunft überstimmen. Soll die Unvernunft mal zeigen, was sie draufhat. Ein Optimist ist in Goldgräberstimmung, auch wenn er weiß: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Zwischen "launisch" und "launig" liegen keine Welten – und doch wirkt es manchmal so.


Mythen

 

Sich Sagen versagen? Mythen, Legenden haben was Inspirierendes. Da finden sich die großen Vorbilder, die haben was durchgemacht. Man will an den Wahrheitsgehalt glauben. Fabelhafte Helden, bigger than life. Manchmal braucht man das Überlebensgroße, um zu überleben. Cum grano salis – ist das sogar das Salz in der Suppe? Die Ungewissheit, das Nebulöse, das Verschwommene – es ist wie bei den Wolken: Sie stellen es einem anheim, was man in ihnen sehen möchte? Eine Aufforderung, sie zu deuten; sie für sich bedeutend und bedeutsam zu machen. Den Märchen Unterschlupf gewähren im Reallife – dem Mythos ein Comeback ermöglichen. Oder war er nie weg?

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 15.03.2025

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