Ist auf Futurologen mehr Verlass als auf Sibyllen? Dreist auf dem Dreifuß was behaupten. Welche Trends und Megatrends glaubt man, zu erkennen? Geht es aufwärts, abwärts? Welchen Krisen geschickt ausweichen – oder einfach draufhalten?
Auf Seher hören – oder Augen zu und durch? Der moderne Mensch hat leider viel im Blick; man berücksichtigt so allerhand: immer mehr Variablen ... Lieber die KI um Hilfe bitten? Sie händelt so etwas geschickter. Bei ihr spielen Wünsche und Befürchtungen keine Rolle – die machen dem Zukunftsforscher zu schaffen; sie verfälschen seine Ergebnisse und Analysen.
Self-Fulfilling Prophecy ist auch eine schöne Sache: selber Trendsetter sein, Trends verstärken, die mögliche Zukunft quasi anziehen, locken. Tendenziös schreiben, geschickte Agitation – dann klappt das schon. Alles klar machen zur Trendwende? Viele Tendenzbetriebe – jeder indoktriniert, so gut er kann. Manches will einfach nicht trenden, egal, wie sehr man sich bemüht. TikTok bemühen? Die Trend-Fabrik.
Buzzwords sausen um einen rum. Sollte man sich einem Trend in den Weg stellen, lässt der sich davon beeindrucken? Manche Trends wirken wie eine Stampede – so richtig ohne Sinn und Verstand. Panikgetrieben. Eine Flucht – und der Verstand flucht. Ist die Logik von Nutzen für einen Zukunftsforscher? Sie wiegt ihn in Sicherheit; als ob sich schlüssig die Zukunft aus der Vergangenheit ableiten ließe.
Es einer launenhaften Diva rechtmachen ... Die Zukunft will sich gar nicht in die Karten blicken lassen, sie verlöre ihre besondere Aura. Wird sie umso sprungafter, je genauer man sie unter die Lupe nehmen will? Sie zappelt umher, sie will sich dem Forscher nicht unterwerfen, sie entzieht sich konsequent seinem begehrlichen Zugriff. Darf sich die KI ihr vorsichtig nähern? Sie zu diesem und jenem befragen? Unser Interesse an der Zukunft, löst bei ihr sofort Star-Allüren aus? Sie überlegt sich, welche von den Trends und Megatrends sie zulassen soll – was soll sie verbieten? Dem Wahrscheinlichen einfach Vorrang einräumen? Soll es passieren? Wie beim Pferderennen: Plötzlich zieht ein Außenseiter vorbei.
Es ist sehr lukrativ, die Zukunft zu kennen. Der Mensch an sich ist so etwas wie ein Zukunfts-Automat: Wir entwerfen ständig irgendwelche Szenarien, Modelle, von dem, was demnächst sein wird. Die Gegenwart dient uns nur als Sprungbrett in mögliche Zukünfte. Wir sind am Fantasieren, wir malen uns etwas aus. Wir sind am Hoffen, am Manipulieren ... Das Gewünschte soll eintreffen, geschehen – und dem Unerwünschten gilt es, auszuweichen. Eine Slalomfahrt, den Zukunftsberg hinauf. Deswegen sind wir so sehr an Trends und Tendenzen interessiert; es beeinflusst unser jetziges Verhalten. Man bereitet sich vor. Jeder ist in diesem Sinne ein Prepper – vorbereitet sein auf das, was man für wahrscheinlich erachtet.
Schlimm nur, wenn sich die Angst unverhältnismäßig stark einmischt. Objektivität ist damit nicht möglich. Man ernennt zu Trends und Megatrends, was eigentlich nur eine Befürchtung ist. Nicht wirklich belegbar. Aber man zieht durch Ängste das Unangenehme an – es hat was Magisches. Umgekehrt gilt das auch für den starken Optimismus: Fortuna lächelt – oft gegen ihren Willen; als ob man die Zukunft verbiegen und beugen würde. Massenpanik hat durchaus Einfluss auf die Zukunft – sie zeigt sich davon nicht unbeeindruckt.
Der Zukunftsforscher würde gerne richtigliegen mit seinen Vermutungen. Sind Muster in der Historie auszumachen? Wiederholen sich die Schemata? Ähnliche Konstellationen ... Aber es ist vermutlich nur Schnee von gestern. Kalter Kaffee. Genauer als mit dem Kaffeesatz: Experten befragen – gemäß der Delphi-Methode? Die Schwarmintelligenz bemühen? Kollektive Intelligenz schlägt KI? Bis hin zum Superorganismus – Menschheit als Gesamtsystem betrachtet. Mit Hilfe des Internets summieren sich die Kapazitäten: ein Neuronen-Netzwerk. Jedes Brain so etwas wie ein Mental-Rechner.
"Mega" als großes Ziel: Megafusionen, Megacitys, Megaprojekte – das wird megatoll! Am liebsten würde man der Natur ihre Kompetenzen entziehen. Was untersteht sie sich, sich ständig ungefragt einzumischen in unsere Pläne? Soll sie schweigen, gehorchen. Ihren Gestaltungsspielraum gilt es, einzuschränken. Dann klappt das auch mit den Megatrends – so wie von den weisen Futurologen geweissagt. Wie soll man megazufrieden sein, wenn die Natur Sperenzien macht, ihre dollen 5 Minuten hat? So kann kein vernünftiger Zukunftsforscher arbeiten! Sie macht seine ganzen Bemühungen zunichte.
Was sollte trenden? Kampf um die Trends. Wer den Zugriff auf sie hat, baut sich gewissermaßen ein schönes Habitat in Future-World. Trends lenken zu können – damit ist man so etwas wie ein Manager der Zukunft. Früher musste man einen Tendenzroman schreiben oder Pseudotrends in Umlauf bringen – jetzt stehen einem KI-Bots zu Verfügung. Meinungsmache als Business. Lenkung der Massen.
Der Zufall wird seines Amtes enthoben, er soll seinen Amtsgeschäften nicht weiter nachgehen. Er war oft unbotmäßig. Warum nur Trendscouting betreiben? Selber Hypes auslösen. Lawinen lostreten. Likes als neue Währung. Likes-Sammeln als Trendsport.
"The trend is your friend." So trendy wie möglich sein? Man will dem Zeitgeist keinesfalls missfallen; nicht, dass er Schlimmes von einem denkt. Nötigenfalls verzichten auf eine eigene Meinung. Meinungs-Verzicht trendet. Bekommt ein Like. Ein Mann, ein Trendwort.
Manche entwickeln eine Trend-Allergie. Typische Symptome und Anzeichen: erschreckende Uncoolness, vorsintflutliches Mindset, ein reaktionäres Bewusstsein. Wie wird man State of the Art? Man ist so retro, zu viel Nostalgie steckt in einem. Im Grunde kann das alles in die Mottenkiste: der ganze Charakter und die Psyche. Eventuell erbarmt sich der Zeitgeist – und man erhält sein Ich generalüberholt und refurbished zurück. Endlich trendy ... Oder immer noch ein Auslaufmodell?
Megatrend als Riesenwelle – wohl dem, der surfen kann, sonst geht man baden. Kann eine Monsterwelle sein, eine Pleitewelle ... Manchmal sind Wellenbrecher erwünscht.
ENDE
Tag der Veröffentlichung: 10.02.2025
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