Cover

Hobbys

Welche Hobbys machen sich gut im Lebenslauf? Sich rechtzeitig coole Hobbys zulegen; nicht zu nerdig, nicht zu extrem. Hat Vorteile, wenn der Hobbykeller auch der Weinkeller ist. Ein Steckenpferd muss ja auch mal trinken. Man wird nicht froh bei der Fron – ein Hobby soll das wettmachen, soll antreten gegen Routine und bedrückende Arbeitslast. Erst das Stöhnen, dann dem Hobby frönen. Kann das gutgehen?

Ist nicht jedes Hobby viel zu aktiv? Wäre Passiv-Modus nicht besser? Filme streamen, Binge-Watching, allenfalls etwas scrollen: die Parade der Reels und Short-Videos abnehmen. Gefüttert vom "Für dich"-Feed. In die Passivität switchen – das Brain fluten. Langeweile austilgen, ihr keine Chance für Wachstum geben. Kann ein Hobby mehr sein als ein Zeitvertreib? Optimale Zeitverwendung oder Zeitverschwendung?

Kaum Energieverbrauch beim Briefmarkensammeln. Welche Tugenden werden dadurch gestärkt? Wie tugendwirksam ist das Stricken? Auf die Jagd gehen – billigt der Zeitgeist vermutlich nicht. Man will ihm ja nicht ins Gehege kommen. Wie trainiert man seine Soft Skills? Mit Schwertkampf, Heavy Metal oder lieber mit Modelleisenbahnen spielen – Züge entgleisen lassen? Sich vorstellen, dass der Chef in einem der Waggons sitzt? Stimmen einen Hobbys friedlicher?

Lieber eine ganze Steckenpferd-Herde: Zwei Dutzend Hobbys sind besser als zwei? Wie viele Hobbys schafft man in einem Monat? Bloß nicht langweilig wirken. Beim Triathlon daytraden – alles ist vereinbar, miteinander kombinierbar. Kartenhaus bauen und Squash spielen. Womit kann man seinen Nachbarn eine Freude machen? Dudelsack spielen beispielsweise – das hilft, sich wesentlich besser kennenzulernen. Gut, wenn man Stand-up-Comedy beherrscht – damit meistert man kritische Situationen.

Zeit finden für einen Roadtrip, sich dort selber finden. Mit jedem Hobby verändert man sich; es prägt einen. Archäologie prägt einen anders als der Aktienhandel. Andere Zeiträume. Apnoetauchen im Aquarium – als Yuppie die Guppys beeindrucken. Lässt sich wunderbar mit einem Drogentrip kombinieren. Dank Hobbys sieht man die Welt mit anderen Augen. Als Kryptograf sieht man überall Rätsel. Als Schnäppchenjäger sollte man zugleich auch Kickboxer sein.

Das Leben offeriert einem Angebote – und Hobbys bereiten einen mental und physisch darauf vor. Warum immer nur die Tugenden stärken? Authentisch sein, ist doch gar nicht gefragt. Man verstellt sich selbst alle Chancen, wenn man sich nicht verstellt. Tägliches Cosplay – den Eindruck eines Superhelden machen. Mit Hobbys erlangt man Superkräfte – so wie Red Bull Flügel verleiht. Hätte Ikarus wissen sollen. Zeus hätte das Stricken bestimmt gutgetan – immer Flausen im Kopf. Phaeton hätte lieber mit Matchboxautos spielen sollen – weitaus ungefährlicher als das Steuern des Sonnenwagens. Vermutlich sammeln die Olympischen mittlerweile Briefmarken und Münzen – es gab für sie in letzter Zeit nicht viel zu tun. Sie sind wohl erstaunt, wenn sie bei ihrer Beschäftigung mit Astronomie feststellen, was es mit den Sternbildern auf sich hat. Wissenschaftliche Erleuchtung – das kommt manchen ungelegen.

Der Teufel macht gute Fortschritte beim Diabolo-Spielen. Odin betreibt Nordic Walking. Flora findet gelegentlich Zeit für Urban Gardening – an allen Ecken und Enden soll was blühen, sonst wird uns was blühen. Die Engel legen ihre Harfen gelegentlich beiseite und greifen zur Luftgitarre. Man schenkt seinen Dämonen Freundschaftsarmbänder ...

Hobbys haben was Entspannendes, die Zeit wirkt plötzlich kostbarer. Man ahnt, wozu man hier ist, was die eigene Bestimmung sein könnte. Wobei: Aller Anfang ist schwierig. Musikinstrumente, die wimmern und klagen, sind nichts Ungewöhnliches. Sie fürchten die Newbies. Der Klang von malträtierten Blockflöten und Geigen ist schauerlich. Was ist im Trend, findet man Inspiration bei TikTok – wohin zotteln die Steckenpferde diesmal?

Vorbereitet sein auf alle Widrigkeiten – rechtzeitig mit dem Improtheater anfangen. Das Leben liefert einem kein Skript, es gibt einem nur die Stichworte. Poseidon ist stolz auf seine Buddelschiff-Sammlung – wohin sonst mit all den Schiffswracks?

Tiere haben keine Hobbys – sie können sich diesen Amateur-Status nicht leisten. Sie müssen Vollprofis sein, bei allem, was sie tun. Wächst man durch seine Hobbys über sich hinaus – oder wird man im Gegenteil zum niedlichen Hobbit? Verzettelt, verzwergt man sich durch jede Menge unnützes Hantieren? Zu langer Aufenthalt im Sinnfreien? Man wird lediglich skurriler?

Vielleicht war die Erschaffung der Welt auch nur so ein Hobby des Schöpfers? Etwas töpfern, mit Quantenschaum experimentieren ... Ups! Ein Big Bang. Sind Götter gegen solche Unfälle versichert? Jonglieren mit acht Planeten. Frisbee-Spielen mit Kometen und Asteroiden. Bodypainting für die Himmelskörper.

Statt durch die Stadt zu tippeln: Parkour – über den Dächern von Nizza und Paris. Hobbys machen übermütig – man traut sich als Dilettant das zu, was man sich als vernunftbegabter Mensch nie auferlegen würde. Man kriegt nichts gebacken – aber das hält einen nicht davon ab, vor versammelten Backutensilien als Spitzenkonditor aufzutreten.

Zwischen den Mahlzeiten vegan leben – da kann man nicht viel verkehrt machen. Bierbrauen im Büro – ein neuer Trend? Die richtige Umgebung ist wichtig – Aquarellmalerei ist sicherlich nichts für Arielle. Singen im Verhörraum – kann zu Misstönen führen. Beatboxing als Orchestermusiker – ist innovativ, aber ein schräger Blick des Dirigenten ist nicht auszuschließen. Ist aber hilfreich, falls man sein Musikinstrument zu Hause vergessen hat.

Bumerang-Werfen, bitte nicht im Supermarkt. Yoga nicht auf der vielbefahrenen Kreuzung – oder ist das eine pfiffige Alternative zum Klimakleben? Camping wäre ebenfalls geeignet. Sollte da Vinci in der Hölle gelandet sein, unterrichtet er dort vermutlich Malen nach Zahlen.

Kommt der Tag, an dem Sisyphos singt: "Fels ist bezwungen, frei atmen Lungen!"? Bei einem Hobby sucht man sich seinen Felsbrocken selber aus. Es ist eine Challenge, eine Alternative zur Langeweile. Soll Sisyphos sich dem Origami zuwenden – Papier falten? Oder eine ehrenamtliche Tätigkeit im Hades.

Sind Hobbys in der Lage Seelen-Lücken zu füllen? Mut zur Lücke – das Unvollständige ertragen? Wir machen uns mit Hobbys was vor: Sinn zuhauf. Aufwertung des Lebens. Kein bisschen monoton. Hobbys als Lückenbüßer – aber sie machen ihren Job ganz gut. Bekämpfung der Interesselosigkeit. Das Leben versteht es, uns in seinen Bann zu ziehen. Pegasus ist ja auch so ein Steckenpferd.

 

ENDE

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.01.2025

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /