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Kanzler

Welche Partei darf es denn sein? Erwartet man ernsthaft ein Kabinettstück? Gibt man sich zufrieden mit den gewohnten Friktionen zwischen den Fraktionen? Will der Wähler mehr Show? Wem gelingen diesmal die unrealistischsten Wahlversprechen? Was hat man noch nicht versprochen, welche Neuauflage alter Versprechungen und Versprecher wäre angezeigt? Womit den Wähler ködern? Panem et circenses – Brot und Spiele sind immer noch zeitgemäß.

Wer wird "Seine Exzellenz der Bundeskanzler" – "His Excellency the Chancellor of the Federal Republic of Germany"? Verfehlungen aller Art schaden nicht – man darf sich selber nur nicht daran erinnern. Ein exzellenter Masterplan ist nicht nötig; das schadet nur – man muss flexibel bleiben, das Chaos umarmen. Was will man für die nächste Legislaturperiode: noch mehr Gesetze, Beamte, Schulden?

Der Bürger soll gläsern werden – glasklare Sache. Am besten, man überlässt der KI seines Vertrauens das Wählen: Sämtliche Daten liegen ihr vor. Bei der Partnerwahl, Wortwahl, Berufswahl trifft sie die besseren Entscheidungen. Im Zeitalter der eigenen Inkompetenz.

Warum wählt man keinen KI-Kanzler? Der würde rund um die Uhr arbeiten ... Bundestag und Bundesnacht. Chatbots als Abgeordnete. Das Abkanzeln würde einem fehlen, das Parlament ist kein Ort der Behaglichkeit. Hader und Gelaber vor leeren Sitzen – so kennt man es. Weiter mit dem Dauerzoff! So löst man zwar keine Probleme, aber man fügt wunderbare neue hinzu. Was will der Wähler mehr? Er darf regelmäßig das kleinere Übel wählen.

Man cancelt den Kanzler. Aber was kommt danach? Bauchgefühl oder Wahl-O-Mat? Man weiß, was man will – aber das ist nicht dabei, wird nicht angeboten. Bitte die Mitte? Zu starke Fliehkräfte. Das wuppt man nicht mehr, die Demokratie geht wieder mal über die Wupper. Vernunft läuft unter ferner liefen. Die Ideologie macht das Rennen. Verwählt sich der Wähler immer wieder? Wann wählt man seine Worte mit Bedacht? Ist der Mensch von Natur aus beim Wählen überfordert? Zu impulsiv; keinen Durchblick, Überblick ... Er blickt das nicht? Wahlmuffel werden?

Sich an den vielen Wahlplakaten erfreuen. Sich die Wahlslogans gut durchlesen – darüber meditieren. Oder wählt man einfach seine Lieblingsfarbe? Was passt zur Einrichtung, was harmoniert? Aber nicht alle Farbkombinationen werden von den Politikern angeboten – man hält sich zurück. Sich die Zukunft ausmalen mit dieser Palette? Politiker setzen auf den Einfaltspinsel. Nichts ist paletti, aber neue Gesetzes-Paletten werden geliefert! Wir sind geliefert.

Verschwendung ist Standard. Man kann dem Wähler ja nicht die schmerzliche Wahrheit sagen, dass der Bundesadler durch den Pleitegeier ersetzt wurde. "Den Karren in den Dreck fahren" – ist erledigt. War das der Auftrag des Wählers? "Esel gesucht, der den Karren aus dem Dreck zieht", lautet so der Arbeitsauftrag für den nächsten Kanzler? Immerhin 900 Mitarbeiter hat das Bundeskanzleramt. Jahres-Etat von fast 4 Milliarden Euro. Dazu die Fachkompetenz der Minister. Dennoch wird die Vertrauensfrage gestellt.

Neuwahl ist wie Neujahr: Man hat die tollsten Pläne, gute Vorsätze. Wahlversprechen sind wie Neujahrsvorsätze. Man muss daran glauben. Was sich der Staat alles vorgenommen hat: Schlanker will er werden, fitter, agiler, friedlicher ... Mehr Zeit mit den Politikern verbringen. Genügen 20 Sitzungswochen – oder mehr Homeoffice für die Abgeordneten? Plenum heißt voll, vollzählig – aber es wirkt meist leer. Beinahe gähnende Leere – das Nirwana ist greifbar, präsent. Immerhin das ist präsent.

Zeit der Diäten: Pensionsansprüche für die Minister und Abgeordneten – pro Mitgliedschafts-Jahr gibt es 2,5 Prozent; nach 8 Jahren zum Beispiel also 20 Prozent. Der Steuerzahler zahlt für jede Menge untätiger Politiker aus den Legislaturperioden. Jetzt also die 21. Erinnert an Blackjack, Siebzehnundvier. Maßhalten, sich nicht überkaufen.

Dem Wähler reinen Wein einschenken? Kabinettwein ist keine Auslese – soll der Wähler sich damit zufriedengeben. Laut Amtseid: "Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, ... werde." Man gewinnt den Eindruck, dass es nicht mehr in vorderster Linie um Deutschland und deutsche Interessen geht. Geld fließt ab in alle Welt. Man treibt die Deindustrialisierung voran; Energie war uns noch nie so teuer. Das Geld verpulvern, bis Deutschland keinen Schuss Pulver wert ist. Krieg führen gegen die eigenen Interessen.

Wenn man die Wahl hat, warum nur zweite Wahl sein? Exzellent sein – in der Forschung, Technik, Lehre ... Mal sehen, was "Seine Exzellenz der Bundeskanzler" so vorhat.

 

ENDE

 

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Tag der Veröffentlichung: 28.12.2024

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