Man liebt es gemütlich.
Kaffee HAG sorgt für Behaglichkeit.
Aber wo ist der Deinhard?
Die Welt ist ungemütlich –
aber dank einiger Markenprodukte
kommt man gut über die Runden.
Ein sonniges Gemüt mit Capri-Sun.
"Veierabend" mit Veltins.
Wird man durch so viel Komfort
zum Warmduscher?
Wo bleiben die Härte, die Kälte,
das Erbarmungslose?
"Wir machen den Weg frei",
lautet die Verheißung
von Volksbanken-Raiffeisenbanken.
Mit Markenprodukten liegt man immer goldrichtig.
"Achten Sie auf die Goldkante, es lohnt sich",
meint ADO.
Much ado about nothing?
Kultur zähmt den eisigen Winter.
Ein wirtlicher Planet.
Fehlt es an Gelegenheiten für Missmut?
Wohlbehagen an allen Tagen.
"Bauknecht weiß, was Frauen wünschen."
"Schrei vor Glück", empfiehlt uns Zalando.
Tarzan schreit nur so.
Er braucht kein "Ra-Ra-Ra-Ra-Rachengold".
"Red Bull – verleiht Flügel" im Großstadtdschungel.
Fixer als Spider-Man unterwegs.
Halbe Superhelden
dank einer Riege von Markenprodukten.
Muss man an die Produkte glauben?
Verwandlung beim Frühstück?
"Kellogg's Frosties wecken den Tiger in Dir."
Man wird putzteufelswild?
Kein Problem,
Meister Proper steht einem souverän zur Seite.
Im Konsumrausch.
Man sieht "viele, viele bunte Smarties".
Egal, wie viel man ausgibt, man wird nicht ärmer.
"Spar Dich reich!", predigt der Saturn Techno-Markt.
Als Philosoph ist man oft ratlos, doch dank Persil
"da weiß man, was man hat".
Guten Freunden gibt man ein Küsschen.
Aber "Strahlerküsse schmecken besser".
Bleibt man seinen Marken treu?
Calgonit versuchen?
Dann klappt's auch mit dem Nachbarn –
und womöglich vielen weiteren?
"Besorg's dir doch einfach",
rät die Warenhauskette real.
Guter Rat ist in der Warenwelt nicht teuer.
"Da bin ich mir sicher", meint auch HUK-Coburg.
"Die Bahn kommt" – aber wann?
Kein schöner Charakterzug,
an den Slogans zu zweifeln.
Moderne Zaubersprüche.
"Da werden Sie geholfen."
Wie wirkungsmächtig sind die Produkte?
"Nichts ist unmöglich", prophezeit uns Toyota.
Aber man fährt einen BMW "aus Freude am Fahren".
Man fährt erstaunlich viel an die Wand.
Was braucht man denn wirklich?
"Drei Dinge braucht der Mann:
Feuer, Pfeife, Stanwell."
Aber damit hat man noch nicht
den Duft der großen weiten Welt.
Das Leben ist eine Auktion?
"Drei, zwei, eins – meins!"
Aber meistens lässt man sich was bieten.
"Die Milch macht's!" –
ein leeres Versprechen der Kühe?
Jeder versucht,
seine Waren an den Mann zu bringen.
Mit Sprachmagie wird aus Plunder
ein repräsentables Wunder.
Alles wird vorzeigbarer
durch entsprechendes Wort-Beiwerk.
Man muss mit Beschwörungsformeln nachhelfen.
Slogans für die eigene Seele erfinden,
dem Pessimismus Paroli bieten.
Zur Not borgt man sich die Slogans aus –
schon fühlt man sich geborgen, safe.
"Es ist in dir – lass es raus",
lautet die Philosophie von Hornbach.
Erasco führt das weiter aus:
"Das Gute daran ist das Gute darin."
Slogans auf sich beziehen –
endlich kann man sich Bedeutung beimessen.
Vermessenheit ist üblich.
Jeder Krämer lobt seine Ware.
Hat man Schmetterlinge im Bauch?
"Rennie räumt den Magen auf –
schnell und zuverlässig."
Wie repariert man sein Bauchgefühl?
Die Stinkwut im Bauch
durch Slogans besänftigen?
Als zugelassener Sprücheklopfer
therapiert man die Welt.
Sich selbst bei der Gelegenheit
auf die Schultern klopfen.
"Sonderwunschlos glücklich."
Die Seelentemperatur
erreicht hochsommerliche Grade.
ENDE
Cover: https://pixabay.com/de/photos/sonnenuntergang-stra%C3%9Fenlampe-licht-2441776/
Tag der Veröffentlichung: 09.12.2024
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