Welche Adjektive treffen auf einen zu, welche will man von sich fernhalten? Ein Adjektive-Tagebuch führen? Wird man Muster erkennen? Geistesgegenwärtig ist man nicht zu jeder Uhrzeit. Erstaunlich oft hoffärtig. Man wäre gerne öfter widerwärtig – aber das allgegenwärtige Gewissen pfeift einen zurück? Wie oft war man in der Woche ein Feingeist? Mit besserer Wartung wäre man schlagartig artig?
Natürlich wäre man gerne kultiviert – aber die von einem favorisierte Holzhammermethode ist selbst für die Megalithkultur etwas rückständig. Man pflegt eine komplizierte Beziehung zum Unterbewusstsein. Wie tiefgründig, tiefschürfend und tiefsinnig ist man bereits? Nur knietief?! Sollten sich Abgründe auftun? Das Oberflächliche bietet viele Vorteile: Man hat fragmentarisches Wissen, kann sich zu allem eine Meinung erlauben. Tiefgang verkompliziert die Angelegenheit. Sich nicht unnötig beladen mit Fakten. "Von allem Wissensqualm entladen, in Deinem Tau gesund mich baden!" Warum nicht hinterm Mond leben? Einige Bekannte wollten einen schon öfters dahin schicken. Mondän sein, ist anstrengend.
Kommt die Glückseligkeit zu kurz? Man ist zu oft feindselig, manchmal schnöselig. Erfahrungsgemäß sollte man sich wohl mäßigen. Die unmaßgebliche Meinung des Gewissens erfolgreich ignorieren. Alles in einem plädiert für: Unmäßigkeit und Übermaß. Grenzenlose Tollerei – tollkühn und tollpatschig zugleich. Statt lustig ist man nur noch streitlustig? Mit etwas Geschick macht man im Handumdrehen aus Irrelevantem ein tolles Streitthema. Wobei ein Prinzipienstreit meist am meisten hergibt. Prinzipienreiter, bitte die Startposition einnehmen!
Wäre schön, wenn man Charaktereigenschaften auf einen Wunschzettel schreiben könnte – und der Weihnachtsmann beschenkt einen damit. Der Charakter ist schwer formbar; nicht wie Ton oder Knete. Man gibt sich betont betonköpfig. Ist das ein Wettkampf der Uneinsichtigen? Aber man ist ja willens, sich zu ändern – und da ist einiges, was verbesserungswürdig ist. Wie glaubwürdig findet unser Unterbewusstsein diese Anstrengungen – macht es da mit? Was ist änderbar, beeinflussbar? Charakter auf den OP-Tisch? Sich nur noch mit Schöngeistigem beschäftigen – sich begeistern fürs Schöngeistern?
Geistloses Universum – ist man deswegen so entgeistert? Man braucht ein Gegenüber – und das Universum will das nicht sein; es schweigt. Planeten, die herumgeistern ... Man hat nichts Charakteristisches anzubieten. Wie ist der Charakter des Universums – würde man gerne mit ihm befreundet sein? Man weiß so wenig von ihm. Ist man User eines gigantischen PCs? Man hat es schon mit allerlei verglichen: einer Uhr, einem Baum, einer Schildkröte ...
Nicht mal eine anständige Charakterskizze gelang den Physikern bisher. Es lässt uns über alles im Dunkeln. Dunkle Machenschaften – was treiben Dunkle Energie und Dunkle Materie so? Wie soll man in helle Begeisterung ausbrechen, wenn man sich inmitten von etwas völlig Mysteriösem befindet? Statt des Orakels befragen wir jetzt die Wissenschaft – vorerst bleibt's sibyllinisch.
Sollen wir der Spiegel des Universums sein – gehen einige von seinen Charaktereigenschaften auf uns über? Ein Blick auf uns selbst, verrät etwas über das Universum? Oder ist das vermessen? Was ist sein Wesen, was zeichnet es aus? Tragen wir von seinem Temperament etwas in uns? Kinder des Kosmos – was hat man uns so vererbt? Hat das Kosmische Verständnis für das Komische? Einfach nur pflichteifrig und pflichtbewusst? Die kosmische Ordnung zu wahren, nimmt es ganz in Anspruch? Wir wissen nicht mal, ob es einzigartig ist: eigenartiges Universum.
ENDE
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Tag der Veröffentlichung: 09.11.2024
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