Cover

Gespräch mit einem See

Neulich unterhielt ich mich

mit einem See.

Ein See steckt ja in jeder SEEle.

Seen, wohin man schaut.

Das verblüffte ihn.

Er bat mich um ein paar Beispiele.

 

Es war ein trüber Tag,

ich hatte nichts anders zu tun –

und der See hatte auch keine anderen Pläne.

"Als stehendes Gewässer

kommt man nicht weit rum."

 

"Im KalbsfrikasSEE ist ein See",

stellte ich fest.

"Und was bringt mir das?"

"Sogar in der ChausSEE."

"Ich habe Fernweh",

gestand er mir.

 

"Keine OdysSEE ohne See ..."

Er wirkte gelangweilt.

Ich musste schweres Geschütz auffahren.

"Kein ReiSEErlebnis ohne See."

"Ich bin ein Standgewässer", grummelte er.

"Ich wäre lieber ein Fluss."

 

"Im EinFLUSS steckt ein Fluss."

"Ach, hör doch auf!

Ich bin nicht der Wörthersee.

Wörter sind tote Buchstaben. –

Sollte ich meinen Artikel ändern?

Die See – statt der See?

Ich hätte etwas entschieden Weltmännisches

mit einem weiblichen Artikel.

Die unendliche See …

Ein Ungetüm sein, wild, unberechenbar ..."

Der See geriet in Wallung.

 

"Wellen – wie lauter kleine Falten.

Niedlich.

Im PlisSEE ist auch ein See."

"Ich hasse Dichter und Schriftsteller!

Ständig verwickeln sie einen in Gespräche.

Das ist nicht gut für die Seele eines Sees."

 

"In AnalySEErgebnis steckt auch ein See."

"Hast Du ein Glück,

dass ich kein Seeungeheuer habe.

Kriegt das nicht jeder See?

Welches Formular müsste ich dafür ausfüllen?"

 

Ich gab ihm zwei Badeenten.

"Das sieht lächerlich aus!

Nimm das weg!

Die Würde eines Sees ist unantastbar. –

Ja, ich unterhalte mich auch mit Juristen."

 

"Ich werde Dir aus meinem neuen Buch vorlesen.

Im LeSEErlebnis steckt auch ein See."

"SightSEEing wäre schöner.

Aber das ist wohl den Flüssen vorbehalten.

Vorbei an malerischen Ruinen und Schlössern ...

Mir bleibt der Smalltalk mit Touristen. –

Ich habe selber Ideen für Bücher."

 

"In jedem ExpoSEE steckt ein See."

"Ja, aber auch in jeder KäSEEcke.

Inwieweit hilft mir das jetzt weiter?"

Er erzählte mir sein Exposee – es war gut.

"Das borg ich mir aus;

das verwende ich.

Nennen wir es Inspiration."

 

"Nennen wir es Diebstahl!

Von wem klaust Du noch alles?

Verwickelst mich in ein Gespräch.

Berge, Bäume als Co-Autoren?

Man sollte die Natur vor Dir warnen!

Schlimmer als die Angler –

die immer nur das eine wollen:

meinen Fisch."

 

Ich sag Dir dann, wie das PresSEEcho ist."

"Der Buchtitel könnte sein: 'SEEsam, öffne Dich'.

Etwas in der Art.

Neue Sehgewohnheiten durch Seen."

 

Ein wenig fühlte ich mich wie ein Seeräuber.

 

ENDE

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.10.2024

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /