Cover

Hunde

Der Hund gilt als bester Freund des Menschen; das behauptet der innere Schweinehund auch von sich. Über 10 Millionen Hunde in Deutschland – das sind allerhand Freunde. Aber sie sollen ja nicht immer freundlich sein. Deutschland ist auf den Hund gekommen. Hundenarren.

Hunde sind Makrosmatiker – ihr Geruchssinn ist extrem gut; was nicht immer ein Vorteil ist. Ihnen stinkt so mancherlei. Die Katzen sind auf dem Vormarsch. Schon über 15 Millionen Katzen in Deutschland. Hunde haben gefährliche Jobs: Sprengstoffspürhund, Drogenspürhund, Rettungshund, Jagdhund, Diensthund. Katzen haben andere Interessen; ihr Egoismus rettet sie vor Überarbeitung. Ist das ihre Lobby-Arbeit: 1,4 Millionen Gartenteiche mit Zierfischen gibt es in Deutschland?

Katzen bellen keine Kommandos, sie dirigieren uns auf subtilere Art. Sie halten Hunde für eine verhunzte Version des Wolfes. Seine Sklaven-Seele, seinen Rudel-Fanatismus finden sie bemitleidenswert. Menschen sehen sich zuweilen gerne als Himmelhunde. Man hat Biss; man passt auf wie ein Schießhund. Der Anstandswauwau ist nicht so beliebt; der verhunzt einem das Date.

"Dem Hunde, wenn er gut gezogen, wird selbst ein weiser Mann gewogen", heißt es bei Faust. Katzen kommen ohne Erziehung aus, sie erobern die Herzen im Sturm, kein nerviges Kläffen. Der Mensch hat lediglich 5 Millionen Riechzellen, der Schäferhund 220 Millionen. Für die Katze riecht das nach Sensationshascherei. Sie hat 65 Millionen Riechzellen zu bieten. Hunde sind Geruchs-Experten; sie können eine Million Gerüche unterscheiden, der Mensch lediglich 10000.

Am Weltkatzentag, dem 8. August, haben die Hunde angeblich immer ganz miese Laune, man könnte beinahe von Katzenjammer und Katerstimmung sprechen. Mit Katzenfreundlichkeit hätten sie's leichter im Leben, aber das entspricht nicht ihrem Naturell. Katzen sind schwerer deutbar – zum Beispiel Schrödingers Katze. Bei Schrödingers Hund wüsste man Bescheid, der bellt freiheraus in der Kiste. Auf einen Blindenhund kann man sich verlassen, eine Blindenkatze verlässt einen für den nächstbesten Piepmatz. Vielleicht sind tanzende Mäuse auf dem Tisch doch die bessere Wahl? Bei Tom und Jerry ist die Maus der Sympathieträger. Wenn Jerry gekonnt kontert, geht Tom ab wie Schmidts Katze. Katzen halten sich für purrrfect.

Was sollen diese lächerlichen Wolfs-Varianten? Wölfe im Hundepelz. Dulden aufgerichtete Affen als ihre neuen Herren. Okay, die sind echt gut darin, die Futterdosen aufzukriegen, aber so richtig stubenrein wirken die Menschen nicht. Da sind 65 Millionen Riechzellen echt ein Nachteil. Aber es lässt sich gut leben in Deutschland: 2,3 Millionen Aquarien und 3,7 Millionen Ziervögel – die Katzen heißen das gut. Vier Pfoten für ein Halleluja! Das nächste Desaster ist nur einen Katzensprung entfernt. Es gibt viel zu tun – springen wir es an! Für sie ist die Welt ein großer Park – Zäune sind bestenfalls fauler Zauber. Katzen können diesen Flohtaxis und Stubenfegern nicht viel abgewinnen. Wie domestiziert die sind?! Hunde wirken wie junge Wölfe – stehengeblieben in der Kindheits-Phase; voll niedlich. Mentalität eines Wolfsjungen, zum Bellen aufgelegt.

Hat auch beim Menschen eine Verhaustierung stattgefunden, so eine Art Selbstdomestizierung? Jugendliche Affen. Verspielt, verplant. Den Unernst haben wir uns auf die Fahne geschrieben, haben uns dem verschrieben? Der Mensch als Züchtungserfolg? Sind uns deshalb die Hunde so seelenverwandt? Dieselbe Verspieltheit. Vom selben Neotenie-Schicksal betroffen? Verharren auf einer Entwicklungsstufe: der Stufe des jugendlichen Leichtsinns. Fürchtet die Katze, in diese mentalen Niederungen hinabgezogen zu werden? Sie hat sich von ihrer Urform – der Falbkatze – kaum entfernt. Sich das Wilde erhalten, nicht mitmachen bei der Infantilisierung, der Verkindlichung. Ist Kultur nur möglich über den Umweg des Spiels? Der Ernst rennt schnell in eine Sackgasse. Im Spiel denkt man sich neue Regeln aus, man tollt herum. Der Windhund und der Bernhardiner als Spielarten des Wolfes.

Die Katze schleicht um den heißen Brei herum, der Hund tapst und zottelt da durch. Unbeholfenheit als Taktik. Er bleibt sein Leben lang ein Welpe. Welpen-Taktik der Evolution – ist das ihr besonderer Joker? Will sie die Disney-Welt? Den Kindern steht das Himmelreich offen. So eine Art Peter-Pan-Welt? Hunde und Menschen werden nicht erwachsen. Manchmal wird es kindisch; man kann sich wunderbar über Lappalien aufregen. Selbst der Altersstarrsinn hat etwas Kindsköpfiges. Deshalb die Sehnsucht nach einem Werwolf-Biss? Verwandlung in etwas Ursprüngliches, weg von der Kultur. Die Urform verlangt nach ihrem Recht? Der Preis wäre geistige Erstarrung, Preisgabe der Macht, die das Spiel verleiht.

Wenn wir den Höllenhund domestiziert hätten, würde er jetzt Stöckchen suchen. Vom vielen Ball-Zurückholen wäre er mittlerweile ballaballa. Dreiköpfige Dackel liegen dank Gentechnik im Bereich des Möglichen. "Er will ja nur spielen", das könnte man auch vom Menschen sagen. Wir ergänzen uns gut; das Wolfsmaterial ist dehnbar. Man kann daraus Dobermänner formen, Zwergschnauzer, Gordon Setter, Boxer ... Insgesamt 360 Hunderassen. Eine Erfolgsstory. Wir züchten Haushunde. Oder ist das ein Zuchthaus? Züchtigt uns die Natur dafür? Vorkehrungen treffen – züchtig wirken?

Wer ist unser Züchter? Ziemliches Affentempo. Ungewöhnlich für Mutter Natur. Als was sind wir gedacht? Schoßhunde der Aliens? Therapiehunde, Zirkushunde ... wohin geht die Reise?

 

ENDE

 

Impressum

Cover: Hunde-Grafiken von Pixabay
Tag der Veröffentlichung: 06.07.2023

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /