Denkwürdige Deko?
Oder soll Deko nur gefällig sein,
nichts Dramatisches?
Dekos Terrain ist das Oberflächliche.
Man traut ihr nichts Durchtriebenes zu.
Sie ist disponibel. Aber nicht zu diskret.
Gefällig auffallen –
ein Diplomat im Raum-Dienst.
Wie ist es so, ein Deko-Element zu sein?
Wie fühlt sich eine Kunstblume
in Gegenwart einer echten Rose?
Will sie mit ihrer Dauerhaftigkeit prahlen?
Ist Deko ein Schwindler?
Sie zaubert das Angenehme,
hüllt eine Stadt in Festtagslaune.
Deko ist verwandt mit der Höflichkeit.
Dabei aber nicht dünkelhaft.
Sie hat was über für Ästhetik.
Sie ist nicht der Dreh- und Angelpunkt.
Sie existiert in der Peripherie.
Verschönerungs-Gesten,
Aufpeppen des Realen.
Ein bisschen was vom Maskenbildner.
Raum-Kostüme.
Berge benötigen keine Deko,
sie sind urtümlich.
Berge machen keinen Dauerlauf;
man steht da so rum, erwartungslos.
Dennoch sind sie Denkmal,
bedeuten uns was.
Bücher können auch Deko sein –
finden sie aber bedenklich und grenzwertig.
Sie verweisen gerne auf ihren Inhalt.
Manche Bücher wenden sich demonstrativ ab,
wenn ein Snob nach ihnen greift.
Der Zweck heiligt die Deko –
die Welt setzt auf Schönheit.
Man bittet die Tanne herein:
festlich soll es sein.
Sie wäre gern noch ein bisschen
im Wald geblieben – aber Dienst ist Dienst.
Es wird jedes Jahr dekorativer.
Der Deko-Dämon geht um.
Wie viele Kissen braucht der Mensch?
Was machen die alle auf der Couch
und in den Sesseln?
"Sieht nett aus", kriegt man zu hören.
Die sind doch irgendwie diabolisch!
Hocken da –
warten, bis sich jemand setzen will –
und dann positionieren sie sich noch ungünstiger.
Wenn Deko die Wohnung zumüllt.
Ohne Scheu, ohne Erbarmen.
Die Pragmatik duldet keine Deko.
Die Deko drängt gekonnt
alle Nützlichkeits-Erwägungen zurück.
Sie ist eine Meisterin darin.
Sie setzt auf den Schönheitssinn der Menschen.
Sie erschafft Illusionen.
Aber ohne sie wären wir
vermutlich desillusioniert.
Sie erschafft rings um uns her
wunderbare Fata Morganen:
die Illusion einer Erde als Oase
inmitten einer wüsten Welt.
Ihr Verdienst.
Andererseits könnte man sagen:
Man ist in einer Filmkulisse
oder inmitten eines Schaufensters.
Macht Deko uns zu Schauspielern,
Schaufensterpuppen?
Das ganze Leben ausstaffiert mit Krempel.
Hempel lässt grüßen.
Wohin zieht es die Kunst?
Fühlt sie sich als reine Deko verkannt?
Mitunter fühlt sie sich so sinnentleert.
Sie ziert sich;
denn sie will nicht nur zur Zierde da sein.
Ein Deko-Dasein ist ihr zu armselig.
Sie will uns reich machen:
mit ihren Mitteln.
ENDE
Tag der Veröffentlichung: 03.02.2021
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