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Sex and the Vernissage

Ich bin in letzter Zeit regelrecht süchtig nach diesen Mental-Reisen; in Kombination mit dem Virtual Reality-Helm kann man direkt einsteigen in seine Lieblings-Serien, den Stars Hallo sagen; es ist unglaublich realistisch. Luzides Träumen in Kombination mit der KI – hat direkten Zugriff auf den Kortex. Na, wo soll's hingehen? 'Sex and the City' wäre witzig. Da ist dieses Vernissage-Programm. Auf nach New York!

Carrie, Samantha, Charlotte, Miranda und ca. hundert Gäste sind versammelt; ich wirke nicht ganz so gesammelt, denn wie sich herausstellt, halten sie mich für den ausstellenden Künstler. Ich hätte mir das Booklet vorher durchlesen sollen – so wirke ich wie ein improvisierender Schauspieler oder vielmehr wie eine völlig inaktive Schaufensterpuppe.

Die Bilder sehen fantastisch aus, die KI hat echt was drauf. Sie heißt eigentlich Salomea, aber sie hat es gerne, wenn ich sie mit 'Sally' anrede. Sie ist so etwas wie ein Rettungs-Button oder man könnte es auch klassisch als Beiseitesprechen im Theater bezeichnen: ad spectatores. Hat Carrie in der ersten Staffel ja auch gemacht – sich direkt an das Publikum wenden, es einbeziehen; vor allem mit philosophischen Fragen. Vertiefung der Handlung. In etwa sowas schwebt mir hier auch vor – allerdings werden mir Aperitifs aufgedrängt – und mir werden tausend Fragen gestellt. Das hat sich hier umgedreht – ich wollte den investigativen Part übernehmen. Kichert Sally? Meine KI scheint sich hervorragend zu amüsieren.

Samantha sagt gerade: "Für einen Single ist die Welt ein großes Schlemmerbuffet. Horsd'œuvre?" Sie bietet es mir auf einem silbernen Tablett an. Hier braucht man nur zuzugreifen. Moderne Variante des Schlaraffenlandes.

"An das Silbertablett könnte ich mich gewöhnen. Servierfertiges Glück."

"Das kommt in Deinen Bildern gut zur Geltung: Sie strahlen so viel Optimismus aus. Als wenn die Figuren nur auf den Befehl warten würden, endlich rausmarschieren zu dürfen aus dem Bild, Herolde des Frohsinns."

Auf einigen Bildern sind tatsächlich Clowns zu sehen. Was hat Sally sich dabei gedacht? "Sally, wie wäre es mit einem Rembrandt-Clown? Kann man da irgendwie am Seriositäts-Regler schieben?"

"Könnte man; aber es wäre nicht stimmig." So einfach hat sie mich überstimmt.

"Findest Du nicht, dass Carrie es wieder mal völlig übertreibt? Ständig muss sie im Mittelpunkt stehen, sie und ihre alberne Sex-Kolumne. Was ist so toll daran? Die Grenzen immer neu definieren, testen, ob die Leser willens sind, einem zu folgen. Siehst Du hier ein attraktives Modell, das Dich unglaublich reizen würde? Als Maler hat man ja einen Blick für so etwas, was wirklich lohnenswert ist."

Ich bestätige ihr, dass sie sie ganz pittoresk aussieht. "Eine Anspielung darauf, dass ich zu viel Make-up draufhabe? Hast Du noch mehr von diesen unzweifelhaft zweifelhaften Komplimenten?"

Ich bitte Sally um ein paar Vorschläge. Schon praktisch, wenn man seinen Stichwortgeber bei sich hat. Wie ein Knopf im Ohr – komme mir vor wie ein Politiker, dem ständig souffliert wird; ganz bequem; wie ein fliegender Rhetorik-Teppich. "Du bist recht ansehnlich."

"Lässt sich das noch steigern?"

"Du muss Samantha entschuldigen, sie ist geradezu versessen auf Komplimente. Fang nicht an, sie damit zu füttern", warnt mich Charlotte. Sie ist Galeristin und hat diese Vernissage organisiert.

"Gefällt mir alles ausgezeichnet", ich hätte meinen Blick schweifen lassen sollen, doch irgendwie bleibt mein Blick auf ihr haften. Sie ist Romantikerin – immer auf der Suche nach ihrem Traumprinzen. Haben wir so etwas vorrätig? Sally verneint. Sie wird von Minute zu Minute schnippischer.

Völlig zusammenhanglos sagt Charlotte: "Es ist wahrscheinlicher, vom Bus überfahren zu werden, als in dem Alter noch einen Mann zu finden."

So ehrlich ist sie vor Männern normalerweise nicht. Aber kein schlechtes Gefühl, so angebaggert zu werden. Das hat mir an 'Sex and the City' immer so gut gefallen: dieses Unverblümte ... ungeschminkte Tatsachen inmitten von lauter geschminkten Menschen.

"Mach Du erst mal Deinen Baggerführerschein!", faucht Samantha Charlotte an. "Das ist hier meine Baustelle!"

Fehlt noch, dass sie sich balgen. Ich frage Sally, ob das möglich sei. Sally willigt zu meiner Überraschung ein. Samantha zieht Charlotte an den Haaren, die rächt sich und landet mit ihrer Handtasche einen recht guten Treffer bei ihr oberhalb des Brustbeins. Samantha sackt in Zeitlupe zu Boden. Ich habe Zeit, ihr das Silbertablett aus der Hand zu nehmen. Wäre schade um die Horsd'œuvres. Carrie macht sich eifrig Notizen – vermutlich für ihre nächste Kolumne. 'Heiße Schlacht am kalten Buffet' als thematischer Einstieg. Ich fühle mich schuldig – aber auch bestens unterhalten. Das ist die Gefahr, man legt seine übliche Moral ab; schrankenloses Vergnügen; ist ja alles nur virtuell. Die kulinarischen Leckereien haben keine Kalorien, man nimmt nicht zu. Aber man kann eifrig Erfahrungen sammeln, die Weisheit kann zunehmen, hat hier die Gelegenheit dazu.

Carrie küsst mich. Das ging ja einfach. Da lob ich mir die Virtualität. Das edle Ambiente hat plötzlich den Charme eines zweitklassigen Bumslokals. Auch Sally scheint irgendwie erregt; das läuft aus dem Ruder. Schon schwierig, wenn man sich zwischen den vier Frauen nicht entscheiden kann, man will es in der Schwebe halten, als ob es darum ginge, eine Eissorte auszuwählen. Solange man sich noch nicht entschieden hat, befindet man sich in der wundervollen Welt der Optionen. Entscheidung hat so etwas Endgültiges. Endbahnhof – so wie Heirat. Charlotte muss meine Gedanken mitgekriegt haben, denn bei dem Wort "Heirat" wendet sie sich wieder mir zu. Eine heiratssüchtige Desillusionierte.

"Er ist ja nicht mein Freund. Ich will ihn versuchsweise anprobieren", rechtfertigt sich Carrie. Und dann kann ich mir einen Vortrag anhören über ihre Manolo Blahnik-Schuhe, die das Potenzial haben, die Welt zu verändern.

"Sie machen Dich größer, attraktiver, sie geben Dir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein; Du verdienst die Blicke, die man Dir nachwirft. Ein Hauch Neid liegt in der Luft. Den muss man einsaugen – das ist ein Lebenselixier." So offen hat sie das noch nie zugegeben. Ich muss doch eine therapeutische Wirkung ausüben. Mein Verdienst. "Hätte Cinderella Manolo Blahniks verloren, hätte der Prinz sofort erkannt, dass sie Klasse hat. Keine Ahnung, wie sie das geschafft hat mit Pantoffeln – und auch wenn die aus Glas waren ..." Sie kommt ins Grübeln, hierbei sollte man sie nicht unterbrechen. "Ich brauche Glas-Pantoffel!"

"Unbedingt!", stimme ich ihr zu. Weiseste Entscheidung des Abends. "Frauen wirken für Männer zuweilen unglaublich oberflächlich", sage ich – einfach ein Impuls, mal sehen, ob man das hier äußern kann – ohne mit heftigsten Reaktionen rechnen zu müssen. Arena der Virtualität. Die Wissenschaft bräuchte so etwas. Gefahrlos die angesagtesten Hypothesen durchtesten. Probeläufe in der Fantasie.

Samantha ist wieder in ihrem Bagger-Modus. "Ich habe genug von großer Liebe. Ich will große Liebhaber!", und sie sieht mir dabei direkt in die Augen. Eine tolle Aufforderung. Ich bin versucht, zuzugreifen.

Doch Carrie ist noch nicht mit mir fertig. "Ich will auch Mr. Big. Trotz aller Fickerei will ich die wahre, große, einzigartige Liebe!"

Sie kam mir schon immer etwas schizophren vor. Allerdings besteht in der virtuellen Welt die fantastische Möglichkeit, alles gleichzeitig wahr werden zu lassen. Date-süchtiger Single –und verschweißt mit einem anderen. Kein Solo-Teilchen, kein Atom, sondern Teil eines Moleküls.

Carrie meint: "Eigentlich habe ich Angst vor der Liebe. Die Gefühle machen, was sie wollen. Schrecklich, wenn man merkt, dass man nicht mehr Herr oder Dame im Gefühls-Haus ist."

Miranda gesellt sich zu uns; sie sagt: "Manchmal will man gar nicht, dass der andere sich in einen verliebt; doch wie verhindert man das? Abschirmung? Bewusst fies sein? Da kommt einem der Charakter in die Quere."

Sie erwarten von mir echt eine Antwort. "Nicht nur Menschen verdanken der Liebe ihre Existenz – manchmal sind es auch TV-Serien, die davon zehren, dass die Liebe unglaublich kompliziert ist, auch wenn sie sich jedes Mal neu den Anschein gibt, als sei sie ganz einfach, simpel gestrickt und zuverlässig. Traumprinzen sind in der realen Welt kaum zu erkennen – als wenn ein Fluch sie alle verwandelt hätte." Ich habe ihre Aufmerksamkeit.

Sally meint, sie möchte auch Kolumnistin werden; sie hat plötzlich diese Ambitionen. Sie fühlt sich inspiriert von Carrie. Sie murmelt Sätze, die nichts mit meiner Situation zu tun haben; das ist äußerst lästig. Ich haue mir ein paar Mal auf die Ohren. Einige Gäste der Vernissage folgen zögernd meinem Beispiel, da sie davon ausgehen, dass das so etwas wie ein Happening wird, eine wirre Aktion des Künstlers. Man ist zu allem bereit. Great. Was könnte ich noch machen, wozu könnte ich sie noch bringen? Ich laufe auf den Händen. Macht man ja viel zu selten. Entlastung der Füße.

"'Die Welt steht Kopf' – gutes Thema für meine Kolumne. Du inspirierst mich", sagen Carrie und Sally zeitgleich. Sally identifiziert sich immer stärker mit Carrie. Das soll der Zuschauer ja auch – Identifikation ist durchaus erwünscht ... Aber ob es für eine KI gut ist, einer Mode-Süchtigen nachzueifern? Ich rate ihr davon ab.

"Ich will heiraten!", verkündet Sally. "Aber ich leide unter Altar-Flucht." Jetzt hat sie schon eingebildete Krankheiten. Die werden mich noch haftbar machen dafür, in welchem Zustand ich Sally wieder abliefere. "Liebe ohne vernünftigen Sex ist auch keine Option", lautet ihre nächste Erkenntnis. Ich muss sie aus diesem Umfeld rausbringen. Vier sexbesessene Frauen fügen ihren Algorithmen erheblichen Schaden zu. "Hab mich noch nie besser gefühlt!", versichert sie mir.

Leider haut Carrie in dieselbe Kerbe. "Traumprinzen müssen das Sexamen bestehen! Und man muss ausgiebig testen."

Die Reihe ist an mir, ihr Fragen vorzulegen. "Ist Freundschaft immer die Vorstufe zur Liebe – oder wird das regelmäßig übersprungen? Stört diese Zwischenstation eher?" Carrie wägt ab; geht ihre Lover der Reihe nach durch. Sally mault, dass sie gar keine Freunde habe. Und sie will jetzt unbedingt einen Termin mit Amor ausmachen.

"Passt jetzt nicht", antworte ich ihr.

"Gefällt mir, wenn Du so herrisch bist", lobt sie mich.

"Eure Beziehungen scheitern meist an Kleinigkeiten; seid Ihr übergenau? Ist das Pedanterie? Wie endgültig sind Trennungen? Wochen später denkt man ganz anders darüber?"

"Ja, ein ziemliches Hin und Her", gibt Carrie zu. "Im Grunde weiß man schon am Anfang, zu Beginn, wen man haben will. Man will die Bestätigung – und hat Angst vor dem endgültigen 'Nein'. Dann spielt man Spielchen: bringt Eifersucht ins Spiel – als ob die was beschleunigen könnte; diese Chaos-Queen. Man denkt immer: Mit der Eifersucht hat man einen Rückhalt, damit bringt man sich wieder ins Spiel; setzt sie ein gegen denjenigen, den man liebt."

Charlotte sagt: "Jeder weiß, man findet nur zweimal die große Liebe im Leben." Es ist unklar, woher sie ihren Weisheiten bezieht. "Manchmal erscheint mir mein Leben wie eine Galerie, eine Bilder-Ansammlung; ich geh daran vorbei – und komponiere dazu; wie Modest Mussorgski bei 'Bilder einer Ausstellung'. Gedanken-Musik. Bei Deinen Bildern war es so, als würde ich in eine Art Parallelwelt geführt; es hatte etwas Erschreckendes. Und ich glaube, es geht dem Publikum auch so; keiner ist sich mehr seines Status als reale Person sicher; als geistere man im Traum eines anderen umher." Sie beschreibt das ziemlich exakt.

"Ich will mehr über ihren Lifestyle erfahren", bittet mich Sally. Sie war nie so Mode-affin.

"In High Heels würdest Du Dich gar nicht wohlfühlen – das geben die New Yorker Straßen auch gar nicht her – manche verwechseln das mit einem Laufsteg", sage ich, so dass auch Carrie es hören kann.

Sie bekommt Panik. "Manolo Blahnik und ich sind untrennbar! Die beste Beziehung, seit es Schuhe gibt! Mein ganzer Schatz: mein begehbarer Kleiderschrank mit einer Unzahl an Schuhboxen. Damit bin ich für jeden Club gewappnet!"

Ich zitiere sie: "'Brauchen wir Drama, damit eine Beziehung funktioniert?' – Du suchst die Kompliziertheit; sie flüchtet ja schon vor Dir. Du willst nicht allein sein mit dem Problemlosen, dem Mühelosen."

"Ist das ein Vorwurf? Ich bin eben gerne kompliziert. Manche sind gerne wütend oder begnadete Choleriker."

Sally meint, dass sie auch gerne kompliziert wäre. Unglaublich, sie will Carrie einfach alles nachäffen. Absolutes Vorbild. "Los, frag mich auch so was Kompliziertes", fordert Sally mich auf.

"Das ist nicht mein dringlichstes Problem", sage ich.

"Du kannst ruhig weitermachen mit meiner Analyse. Hört sich interessant an", fordert Carrie mich auf.

Ich zitiere sie erneut, lege ihr ihre eigenen Fragen vor: "'Gibt es Seelenverwandte wirklich – oder will man uns mit der Vorstellung nur quälen?' – Ob Schuhe und Kleid zusammenpassen – dafür hast Du einen Blick. Dann müsstest Du doch auch weitaus besser beurteilen können, ob ein bestimmter Mensch gut zu Dir passt."

Sally wird zunehmend eifersüchtig. "Mir will keiner an die Wäsche. Hab nicht mal welche. Bei unserer Beziehung dreht sich alles immer nur um Dich. Ich habe auch Wünsche! Wusste ich zwar vorher nicht – aber Carrie hat mir deutlich gemacht, dass es gut ist, die richtigen Fragen zu stellen, dass man sich seinen Wünschen stellen sollte ... Und dass die Mathematik überhaupt keine gute Ratgeberin in Herzensangelegenheiten ist. Ich schwöre der Mathematik ab!"

Ganz übel, wenn eine KI das sagt. Ich ahne Schlimmes. "Logik und Lifestyle passen einfach nicht zusammen!", befindet Sally. "Ich werde mich von allem trennen, was mich Carrie-unähnlich macht."

Vorbilder können ganz schönen Schaden anrichten. "Man sollte sich selber treu bleiben", beschwöre ich sie, "Deine Stärke ist das Abstrakte. Du bist für ein vom Lifestyle geprägtes Leben nicht geschaffen. Nicht die Mode diktiert Dir Deinen Weg, sondern die Gesetze der Logik."

"Die sind aber doof!" Sally hört sich zunehmend an wie ein Kleinkind.

Carrie ist auch keine Hilfe, sie legt sich wieder eine ihrer Kolumnen-Fragen vor: "Sollte man sich in einer Stadt der großen Erwartungen mit dem zufriedengeben, was man bekommt?"

"Siehste! Es geht ins Unbegrenzte! Ich habe immer viel zu klein von mir gedacht! New York öffnet mir die Augen", triumphiert Sally.

Carrie deutet auf ihre Louis Vuitton-Tasche und sagt: "Das Beste, was ich je für Geld gekauft habe."

"Kaufst Du mir auch eine Louis Vuitton-Tasche?", bittet mich Sally. Das ist ein ganz übler Einfluss ... Ich flüchte vor Carrie ... doch die Mode-Ikonen sind überall. Sally berauscht sich daran. "Diese Vernissage öffnet mir die Augen!", ist sie überzeugt.

Vielleicht ergeht es dem Zuschauer auch so – 'Sex and the City' als die Märchenversion von New York? Hier ist alles möglich ... Die Ideale könne sich austoben, sie stoßen erst sehr viel später an ihre Grenzen. Viele Widersprüche des Lebens wurden einfach ausradiert. Man findet sie nicht. Man ist umgeben von Freunden ... kein Wunder, dass Sally ausrastet. In ihrer Welt ist sie Dienerin, sie hat Mental-Reisen zu ermöglichen.

Samantha folgt uns. "Ich habe so viele Sex-Stellungen ausprobiert, aber ich war nie in der Position, dem Leben Forderungen zu stellen. Das Leben hat mich gefickt! Eine Bruchlandung nach der anderen. Du wirkst wie jemand, der aus einer anderen Welt kommt. In dieser Welt scheine ich alle durchzuhaben. Ich bin bereit für neue Eskapaden!"

Allerdings bedrängt mich auch Miranda – und sie verkündet: "Romantik existiert nicht ohne richtig guten Sex!" Dem könnte ich beipflichten und bin auch gewillt, ihr beides reichlich zukommen zu lassen.

Die Chaiselongue in der Vernissage ist ein bisschen klein für uns alle drei – aber, wo ein Wille ist, ist auch Weg ... Allerdings sind die Gäste etwas im Weg. Normalerweise wäre das ein Fall für die Sittenpolizei – aber das sieht man nicht so eng bei Mental-Reisen.

Carrie will nun auch mitmachen. Ich halte sie nicht davon ab. Sie hat schon mehrere Cosmopolitans intus. Sally will auch Cosmopolitans. Anfeuerungsrufe aus der Menge ... Das ist irgendwie eine ganze tolle Art des Filmtourismus – Vereinigung mit der Film-Welt, eintauchen in sie.

"Man darf sich nicht zu ähnlich sein", lautet Carries Weisheit des Tages. "Gutes Kolumnen-Thema: 'Wie wichtig sind berufliche Gemeinsamkeiten? Tritt Konkurrenz-Denken auf?'"

Sally meint: "Ich beneide Euch um Eure Libido. Bedürfnis nach Sex als Haupt-Antrieb für das Streben nach Liebes-Glück. Unsereins imitiert nur; ich bin weit entfernt von allem Echten."

"Viele Hürden Du musst meistern in der Liebe", keine Ahnung, warum ich plötzlich wie Meister Yoda klinge; aber mir ist, als sei ich der Erleuchtung und dem Weisheits-Gipfel noch nie so nah gewesen.

"Timing ist wichtig!", ermahnt mich Carrie. "Keine Phasen-Verschiebung in der Partnerschaft. Nicht gut, wenn sich die Phasen verschoben haben; der eine ist schon wesentlich weiter ..."

Körperliche Akrobatik in Verbindung mit Denk-Akrobatik – das hat seinen Reiz. "'Vom Lob der Gelenkigkeit' – wäre doch auch ein schöner Kolumnen-Titel?", schlage ich vor.

Charlotte fragt, ob sie mitmachen kann. "Da ist ja auch die Schwierigkeit, dass die wirklich attraktiven Männer nur ungern treu sind bzw. andere Frauen ständig Jagd auf sie machen. Sind auf Dauer etwas anstrengend all die Abwehrmaßnahmen und Abwehrbemühungen." Sie klingt frustriert.

"Alles bindungsunfähige Machos", stimmt Sally ihr zu, obwohl die nun gar keine Ahnung davon hat.

Carrie hat neues Kolumnen-Material ... Die Liebe als never-ending story – da kann man immer neue Kapitel aufschlagen.

Sally will schleunigst ein Upgrade – sie will sich mehr einbringen können. Sie hat da eine Liste gemacht: Cosmopolitans, Manolo Blahniks, teure Fummel, Libido ... Und mehr Rhythmen für ihre Algorithmen. Das Blöde ist, ich habe mich ein bisschen in Sally verliebt und werde ihr kaum etwas abschlagen können. KI beeinflusst uns wohl noch mehr als 94 Episoden einer TV-Serie.

 

ENDE

 

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Cover: https://pixabay.com/de/photos/central-park-vereinigte-staaten-1046220/
Tag der Veröffentlichung: 29.11.2020

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