Halloween – das Jenseits-Tor ist aufgetan.
Tag der offenen Tür in der Unterwelt.
Man spaziert herein, heraus.
Man pflegt einen freundlichen Umgang miteinander.
Man geht sich nicht auf den Geist –
wie es oft bei anderen Festen der Fall ist.
Alle sind eingeladen, größerer Rahmen –
man hofft auf die Ahnen.
Will alles beim Namen nennen;
aber viele kennt man schon nicht mehr mit Namen.
Gleich danach dann Allerheiligen
und Allerseelen – da geht es förmlicher zu.
Halloween ist eher so etwas wie Party.
Man quält sich nicht mit Gedanken,
welche Inkarnation man wählt,
man nimmt, was gerade da ist.
Kostümverleih der Diesseits-Welt.
Der November übt schon mal,
wirft seine Nebelmaschine an.
Er ist der Unheimlichste der Monate.
Er steht total auf Spukkram.
Gibt es den Totengott Samhain?
Chthonische Götter – sie ermahnen uns zur Tiefe.
Wir sind Highlights-Jäger.
Man erbettelt sich Süßigkeiten,
sonst gibt es Saures.
Aber wem droht man da?
Man kann unmöglich immer oberflächlich sein.
Dichtern oblag es, als Seher, Spökenkieker
zu fungieren.
Was sieht man da?
Oder überlässt man den Prognose-Zauber
lieber der Wissenschaft?
Aber die können nicht zu den Fakten sagen:
"Süßes, sonst gibt's Saures!
Trick or treat!"
Wissenschaftler verkleiden sich nicht
als Elfen, Fledermäuse, Zombies.
Sie steuern Drohnen,
pflegen aber nicht auf Besen zu reiten.
Jedenfalls nicht, dass man wüsste.
Pegasus ist ein guter Ersatz.
Die Gedanken-Fliegerei
erlaubt völlig neue Ansichten.
Metaphern im Gepäck –
das abstrakte Land bereisen.
Ein Kürbis als Laterne.
Was hat er Erhellendes beizutragen?
Der November gibt sich nebulös,
gute Gelegenheit, sich mit dem Okkulten
näher zu beschäftigen.
Entrückt sind die von einst,
man möchte sie ja gerne fragen.
Man behängt sich sodann mit dem Halloween-Plunder,
tritt die Schamanen-Reise an.
Statt Psychedelika massenweise Süßigkeiten –
man bietet den Geistern auch welche an,
die greifen beherzt zu.
Der Verstand würde das alles gerne leugnen,
aber man übersetzt gerne für ihn.
Visionen sind nicht so sein Ding.
Er schauspielert eine Weile,
kostümiert sich pflichtschuldig –
aber er stellt sich doch nicht
auf eine Stufe mit Kleingeistern
aus 'ner Jenseitswelt.
Dennoch gelingt es durch Verkleidung ganz gut,
sich einzufühlen in den anderen
und die Anderswelt.
Nicht nur dessen Schuhe tragen –
falls Geister einen Schuhschrank haben.
Selbst mit billigen Perücken
rückt man ab vom Selbst;
man steht nicht mehr ganz so im Zentrum.
Variationen des Ichs;
man probiert was aus.
Kontaktaufnahme mit dem Jenseits?
Hades oder Samhain sind dergleichen wohl gewohnt,
beantworten aber nicht alle Anfragen sofort.
Das hat ja auch System,
da können nicht unangemeldet Besucher aufkreuzen.
Touristen auf einem mentalen Trip,
Orpheus-Fan-Artikel als Einlassticket;
so leicht geht das nicht.
Losungswort "Halloween".
Derweil man immer noch auf der Suche ist
nach dem Lösungswort
für das ganz große Welt-Rätsel.
Ein Wort mit drei Buchstaben?
E = mc² ... Bietet sich an.
Schon seltsam,
der Welt geht die Energie nie aus;
immer Power, volles Engagement;
mit eiserner Energie – ihr Wille rostet nicht.
Die eine oder andere Sonne leidet an Burn-out –
sie wird ersetzt, ist wie ausgewechselt,
Klon-Sonnen – wieder voller Schwung.
So viel Pep.
Sie braucht keinen Energieberater.
Aber ihre Kommunikationsfähigkeit –
bei dem Tempo verbraucht man
drei Ewigkeiten pro Chat.
Wirkt doch sehr betulich.
Ist die Unterwelt auch so phlegmatisch?
Halloween lädt ein zur Geisterfahrt:
mal in der falschen Richtung unterwegs –
nicht zum Olymp des Diesseits pilgern.
Die Rückseite eines Bildes
ist nicht ganz so aufschlussreich;
aber die Kehrseite des Universums
zu kennen, ist wohl nicht verkehrt.
ENDE
Tag der Veröffentlichung: 22.10.2020
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