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Plattdeutsch

Moin Moin!

Das Plattdeutsche nimmt dem Leben

seine Ecken und Kanten.

Selbst das Unangenehme, Leidige

klingt eine Stufe angenehmer, akzeptabler.

Normalerweise ärgert man sich

beim Zusammenstoß mit seltsamen Zeitgenossen.

Piesepampel, Dröömbüdel,

Piepenkopp, Döösbaddel –

das klingt doch gar nicht so schlimm.

Da muss man keine Bangbüx sein.

 

Die Hummel ist immer wieder erfreut

über die Anrede 'Plüschmors'.

Es wird immer mehr eingeplattdeutscht.

Das Internet-Forum ist ein Klönhook.

 

Ein eischer Revolutionär –

den kann man kaum noch ernst nehmen.

Dessen Impertinenz sinkt rapide im Kurs.

Sein Charisma im Sinkflug.

Da kann man sich nur beömmeln.

Ein Abo auf Drolligkeit.

 

Hätte Cicero seine Reden

mit plattdeutschen Worten geschmückt,

wäre die Stimmung nie so feindselig gewesen.

Zu Caesar sagen:

"Du Töffel, Du bist ja brägenklöterig" –

der nimmt das sicherlich mit Humor.

Oder er entsendet ein bis zwei Legionen.

 

Klönschnack mit dem Teufel –

zusammen witten Kööm trinken –

vielleicht ist das ja gar nicht

so ein Quesenkopp?

Man muss miteinander reden.

Vielleicht ist ihm auch

in der zentralgeheizten Hölle

schnutich koult?

 

Mit Plattdeutsch ist man mittenmang

in der Gemütlichkeitszone.

Niedlicher wird es nicht.

Soll das Schicksal rumpusseln.

Man sagt sich: "Immer sutsche",

und irgendwie ist man tofreden.

Wenn auch nicht im Zentrum der Happiness.

 

Plattdeutsch nimmt keine Rücksicht auf Vokale –

koppelt schon mal zwei 'ä's:

Kääs und Schääslong.

Traut sich sonst kaum eine Sprache.

Selbst die plattdeutsche Heuschnupfen-Variante

klingt akzeptabel:

Heusnööf klingt fast wie Amüsemang.

 

Auf dem norddeutschen Olymp

serviert man nicht Götterspeise,

sondern Bibbermann.

Und Odin fliegt nicht mit dem Hubschrauber,

sondern nimmt den Windmölenfleeger.

Alles ein bisschen anders im Norden.

 

Eva hätte sich beschweren können,

dass sie kein Ünnertüüg hat.

Scheune Schoh un Stebel

hätte sie auch haben wollen.

Die Kleedaasch hätte Gott ein Vermögen gekostet.

Sik oprüschen –

Eva hätte ein tolles Hobby gehabt.

"Nee, dat sitt hier nich richtig",

hätte sie sich beschwert.

Oder zollfrei im Höllenshop einkaufen:

"Wat wüllt Se dorför hebben?"

Das gäbe aber vermutlich eine Portschoon Ärger.

Und wenn sie immer Sätze angefangen hätte mit

"Ik will blots seggen, dat ...",

hätte Gott dann doch eines Tages gesagt:

"Nu is daddeldu!",

auch ganz ohne Apfelbaum

und Involvierung der Schlange.

Adam hätte eine Nietenbüx haben wollen –

und einen Schrievdisch hätte er auch gern gehabt.

 

Tippschnack wär vielleicht eher erfunden worden –

denn Plattdeutsch vereinfacht die Dinge,

geht geradewegs aufs Ziel zu,

da wär selbst das Schicksal platt.

Ein Glääs Bier mit Fortuna ...

Und es hätte nicht derart viel Kuddelmuddel gegeben.

Man kann dem Feind das auch anders verklickern.

Sik opregen – ist ja okay;

mucksch sein ...

Aber auch plietsch.

Die Historie randvoll mit Spökenkraam.

 

Theatralik liegt dem Plattdeutschen nicht so.

Dem Pathos was auf die Snut geben.

Gode Nacht!

 

ENDE

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.10.2020

Alle Rechte vorbehalten

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