Lobby kann wie ein Altarraum sein:
Inszenierung von Pracht,
Einstimmung auf tolle Ereignisse.
Der Lobbyist versucht nicht, durch Gebete
günstig zu stimmen,
er bekniet, hofiert ...
Ob auch Götter sich davon beeindrucken ließen?
Götter bestechen.
Ihnen ein Angebot machen,
das sie nicht ablehnen können.
Kirchen sind prächtig.
Stimmt das andächtig?
Soll sich der Mensch orientieren an Ikonen?
Würde sich das lohnen?
Auch Hotel-Lobbys bemühen sich um Imposanz;
der erste Eindruck ist ja so wichtig.
Wie sieht die Seelen-Lobby aus?
Ansehnlich?
Macht was her?
Man möchte sich selbst günstig beurteilen,
stets Audienz beim Unterbewusstsein erhalten.
Doch was nützt alles Scharwenzeln,
wenn man sich selbst
jede Menge Dislikes verpasst?
Verfluchte Ehrlichkeit!
So schafft man es ja nie
in die Lobby des Himmels,
und auch die Hölle
lässt einen nicht ins Vestibül,
verweist einen kühl
auf 'Nichtzuständigkeit'.
Man kommt übers verdammte Mittelmaß nicht hinaus.
Verharrend im Nirgendwo.
Wen soll man schmieren, drangsalieren?
Beeinflussung derer, die das Sagen haben.
Eventuell ist die ganze Welt eine Lobby,
das eigentliche Hotel erreicht man erst danach?
Die Zimmerfluchten, die Suiten
mit allem erdenklichen Komfort.
Schon möglich, dass Luzifer
ein offenes Ohr hat für Lobbyisten-Geflüster.
Er fädelt Deals ein –
seltsamerweise erscheint einem dann
alles als Flickwerk.
Aber so ist die Seele wohl
nach jahrelangem Gebrauch:
versetzt mit unzähligen Flicken.
Es hält, sieht aber nicht gut aus.
Um Olymp und Asgard lungern Lobbyisten,
Götter gnädig stimmen –
für eine Handvoll Dollar.
Oder besticht man besser durch
überdurchschnittliche Integrität?
Lobet den Herren;
aber wie viele Likes braucht Er?
Preisen um jeden Preis?
Ist Kritik angebracht, Verbesserungsvorschläge?
Vielleicht wäre eine Kommission
in der Tat nützlich,
die das zusammenfasst,
was an Beschwerden so vorliegt,
dass man ein zweites Babel verhindert ...
und zweite Sintflut –
immerhin steigt der Meeresspiegel bereits –
kann man auch gut drauf verzichten.
Lobbyisten leisten wertvolle Arbeit.
Berücksichtigen, was unberücksichtigt bliebe.
Vorantreiben, was unerledigt ist.
Wenn man nur beim Inneren Richter
vorstellig werden könnte,
aber der scheint unempfänglich für Fürsprache.
Er macht stur sein Ding.
Vielleicht ist es deshalb
um die Welt so schlecht bestellt,
weil eine Lobby fehlt?
Wer tritt für die Menschheit ein,
wer spricht in ihrem Namen?
Wer führt Gründe auf,
warum sie Paradieses-würdig sind?
Prometheus hat an uns geglaubt.
Ist ihm nicht gut bekommen.
Man sollte wieder
frisch von der Leber weg sprechen.
Aber Zeus spielt die beleidigte Leberwurst?
Wenn die Interessen des Fuchses und des Hasen
gleichermaßen zu berücksichtigen sind –
schwups ist er da, der Interessenkonflikt:
Beide leisten vorzügliche Lobby-Arbeit.
Eine arge Welt – jeder sucht die besten Argumente.
Warum ist man so gerne in der Lobby?
Einstimmung, Vorbereitung – gemeinsames Terrain;
öffentlicher Raum und dennoch hat es was Privates.
Raum für Argumente,
Hoffnung, dass derjenige, der die Macht hat,
einlenkt, ein Einsehen hat.
Erfreuliches Klüngeln.
Der Clique verklickern,
wie der Hase läuft.
Fuchs sein.
ENDE
Tag der Veröffentlichung: 11.07.2019
Alle Rechte vorbehalten