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Oh, mein Papa

(Das Gedicht hatte ich meinem Vater zu seinem 50. Geburtstag geschrieben - ist 31 Jahre her.)

 

 

Was, Ihr kennt meinen Papa noch nicht?

Wie gut, dass ich Euch hab mitgebracht dies Gedicht.



Einkauf ist sein eigentlich Metier,

doch verblüfft das Wie:

Er verwandelt olle Schränke, olle Stühle,

in frische Eier, frische Hähne.



Ausgebuffte Marktfrauen resignieren schon im voraus

und geben meinem Papa doppelt Ware für halben Preis.



Im Discount-Geschäft im Angebot

verlangt mein Papa skrupellos

Skonto, Nachlass und Prozente.

Der Verkäufer sofort bereit, eilt

und macht noch Komplimente.



Papa - Tischlermeister ohne Ende.

Seine Blumenkästen und Bretter für den Lachs vermehren sich behände.

Lachsbretter en gros -

ja, man ahnt ja gar nicht,

wie viel Tableau

so ein Lachs benötigt.



Wer dämmt die Flut der Kugelschreiber, leeren Pappkartons?

Sind ihrer unzählbare im Regale.

Doch unbemerkt macht sich kein Kugelschreiber davon;

der Hirte merkt's, kaum zurück,

und führet heim vom fremden Schreibtisch sein geliebtes Stück.



Seine Steckenpferde sind bizarre Wesen:

"Treppenbohle husch, bist hier schon zu lang gewesen",

und der Bohlentausch beginnt.



Schweiß rinnt, viel mühsam Zeit verrinnt,

doch sodann, stellt Euch vor:

Bohlen wackeln, schimmeln zuverlässig wie zuvor.



Seine gezackten Freunde ihn nur selten sehen.

Es beginnt stets gleich: Baden, trocknen und auf Wiedersehen.

Sie denken nur:" Das ist vielleicht 'ne Marke!"



Papa rudert liebend gern, auf dass er erstarke.

Oh, welch herrliches Gefühl: endlich am Ruder zu sein!

"Und für diese Pein, da leist' ich mir abends noch 'n Glaserl Wein."



Spielt Mama dann Baumfriseur,

mit langer Zange - zipp und zapp -

bekommt Papas Gesicht rot Couleur.

Und wenn ein Zweiglein fällt herab,

da ist Papa so schmerzerfüllt,

als sei er mit Frau Tannebaum vermählt.



Papier-Servietten stehen bei uns unter Wegwerf-Schutz.

Recyceln ewiglich, abgenutzt, doch gut genutzt.

Und wird eine Neue aufgenommen in den vertrauten Servietten-Kreis,

ist das für Papa der Beweis:

"Vergeuder sind wir allesamt!"



"Bin gut beieinand';

doch welche Tabletten ich täglich nehme?

Ist mir leider unbekannt.

Und weshalb ich mich zu Ihnen bequeme?

Herr Doktor, da fragen Sie mal am besten meine Frau.

Die weiß all so was ganz genau."



Im Prozentrechnen ist Papa virtuos.

Nur, wagt er sich an Hochprozentiges,

wird Mama bös.



Nicht Falstaffisches; Herkulisches,

möchte Mama bei Papa sehen.

Da hilft kein Flehen:

Morgens trainieren und abends nicht zur Hopfen-Tränke,

macht Kriegskamerad Joule auch noch so viel Gezänke.



Das Büro macht Papi froh:

Dank fadendünner Fristen,

muss Papa kein fades Leben fristen.

Doch wer allezeit an der Strippe weilt,

den ereilt,

beim Sprechen in die Ferne,

die Sehnsucht nach der Ferne.

Nach Bornholm zieht es Papi mächtig,

Mama nicht ganz so heftig.

Ja, manch schöner Groll

diesem Born entquoll.



Papa sagt: "Hier kommt nix weg!"

Mama sagt: "Was soll 'n all der Dreck?"

Papa verzaubert es:

"Barhockerlehne bist's gewes',

nimm ein die Kerzenleuchter-Pose."

Und schon beginnt die Metamorphose.



Leider lebt Papa in dem Wahn,

Straßenkater Tom zu sein:

Ist eine Forelle nur noch Gräte,

sodass ein jeder Piranha sie verschmähte -

davon nährt Papa sich noch stundenlang.

Nur mit Kantinenfutter pflegt er keinen Umgang.

Daraus folgt die Doktrin:

Mamas Müll-Cuisine

ist köstlichster Kantinen-Kunst vorzuzieh'n.



Papas Lebens-Tachometer,

an der Bier-Station geht's nicht herunter.

I wo, ruck zuck, noch 'n Schluck.

Doch macht Papa beim Schach wieder alles gut,

indem er gar nichts tut.

Dies jedoch seinen Gegner auf Touren bringt,

er nach Atem ringt,

und rast er dann,

fragt Papa: "Bin ich dran?"



Und die Moral dieser Papa-Ballade:

Bei der Olympiade der Originale

wär Papa der Crack.

Er beherrscht den Trick:

Seinem Herzen immer wieder einen Stoß zu geben,

und es immer noch am rechten Fleck zu haben.



ENDE

 

Es folgen noch einige Fotos

auf den nächsten Seiten -->>

 

Foto 1

 Ich und mein Vater am Timmendorfer Strand 1991

 

Foto 2

Meine Mutter und mein Vater in Ramsau 1992

 

Foto 3

Mein Vater vor seinem Kamin 1998

 

Foto 4

Mein Vater 1989

 

Foto 5

Mein Vater 1961

 

Foto 6

 Meine Mutter, mein Vater, meine Schwester - Bornholm 1984

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.11.2015

Alle Rechte vorbehalten

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