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Mein Vater und Neil Armstrong

Wann hat man schon Gelegenheit, den zu sprechen, der 400.000 km entfernt gewesen ist, kein Irdischer mehr, mehr vom lunaren Typ: Einen wahrhaften Pionier - betritt als Erster den Erdtrabanten, den treuen Begleiter, der vielleicht gerne mal auf eigenen Pfaden wandeln würde; bisher hat er die Menschen nur aus der Ferne beargwöhnt, nun nähert sich ihm ein Astronaut. Sagt klugen Satz - und der Kontakt ist hergestellt, man ist gelandet, die ganze Menschheit - er vertritt uns: Der erste Mensch auf dem Mond, Neil Armstrong, er tritt mit linkem Fuß auf den Mond, frech. Menschheit wird erwachsen, traut sich ein Stückchen weit in die Welt; ist Rockzipfel von Mutter Erde noch erreichbar? Diese Frage stellt sich dem Team, wenn sie nach zweieinhalb Stunden Mondaufenthalt, mit dem Eagle zurückkehren zur Apollo-Rakete. Landefähre und Kommandokapsel, einziger Hort, der den Nestflüchtlingen das Flügge-Sein ermöglicht. Wohin fliegt Menschheit? War das erst mal genug? Völlig erschöpft vom Zusehen? 600 Millionen Menschen - größte Zuschauermenge, größtes Spektakel - und dennoch: Ein Mann geht spazieren - im Grunde simpel. Die amerikanische Flagge kann auf dem Mond nicht wehen - aber viel Wind wurde gemacht um dieses Geschehen. Statisch der Mond, lässt sich beschießen, Milliarden Jahre, er wird geformt; wie soll er sich bewahren? Können wir Mondkolonien errichten, will er fliehen? Bisher haben erst 12 Menschen den Mond betreten - betretenes Schweigen - ja, in Hollywood-Manier sind wir die Könige des Weltalls, in Wahrheit erschreckt uns die Öde des Weltalls.

 

21. Juli 1969 - That’s one small step for a man, one giant leap for mankind ... Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit.

 

26. September 1974 - mein Vater trifft auf einer Firmen-Veranstaltung Professor Neil Armstrong - bekommt ein Autogramm - und hört dessen Vortrag: "Peterchens Mondfahrt" - nein, ein Scherz, aber einige Miesepeter behaupten, die Reise zum Mond mit Mond-Aufenthalt habe so nicht stattgefunden - alles Show aus Area 51. Zum Glück hat mein Vater Neil Armstrong das nicht gefragt. Vielleicht weil ihn dieses Erlebnis inspiriert hat, kaufte sich mein Vater eine Bulova Accutron Spaceview Armbanduhr - bei seinem Schwager im Juwelier-Geschäft.

 

Wiki weiß: "Die Accutron-Uhren hatten für die Weltraum-Missionen der NASA große Bedeutung. In den Kapseln des Gemini-Programms befanden sich Accutrons mit 24h-Zifferblatt, in der Mondfähre des Apollo-Programms gab es eine Accutron mit 60h-Zifferblatt."

 

Diese Uhren haben eine Stimmgabel - maßen dadurch für die Zeit die Zeit sehr genau - sie wurden sogar von amerikanischen Präsidenten an Würdenträger anderer Staaten verschenkt.

 

Die Uhr sieht toll aus - allerdings ist der Ton, den sie erzeugt, ein F bis Fis, sehr fies. Mein Vater hört diesen Ton nicht - ein Vorteil des Alters - und er leugnet geradezu, dass da etwas zu hören sei. Frechheit! Da nützt es auch nichts, wenn er den Pulloverärmel darüber macht. Ein feines, fieses Summen; hatte schon Mücken-Geschwader im Verdacht. Man argwöhnt ja schon Tinnitus - bis man beruhigt feststellt: Es ist die Uhr aus dem Weltraum, die vermutlich bereits die Astronauten genervt hat; nur zeigen dürfen sie es nicht, eingepfercht wie die Sardinen landen sie im Meer der Ruhe - Mare Tranquillitatis - ein Mondmeer.

 

Erstaunlich bei Neil Armstrong: Er hat sich nie vorgedrängt. Es gibt nicht einmal ein Foto von ihm auf dem Mond - da er selber fotografiert hat: Die anderen präsentieren - ist es das, was einen guten Kommandanten auszeichnet, dass ihm die Auszeichnungen nicht so wichtig sind, und dass sie ihm gerade deshalb angeboten werden? So auch das Angebot, als Erster den entscheidenden Schritt wagen zu dürfen - Ehre, wem Ehre gebührt - er hat Nerven bewiesen ... er drängt sich nicht vor und steht deshalb an vorderster Front. Ein Ehrenplatz und behaftet mit Risiko, von dem man aber erwartet, dass er mit beiden umzugehen in der Lage ist: Das Riskante zu meistern und auch unter der Last der Ehre nicht zu wanken. Schön, wenn man einem solchen Mann die Hand schütteln darf. Es gibt sie, die wortkargen Helden, man trifft sie inmitten der Woche, sie machen den öden Wochentag zum Feiertag - etwas Besonderes, daran teilhaben können. Muss ja keine Mission zum Mond sein - aber sich davon inspirieren lassen, dass man stellvertretend für die gesamte Menschheit Großes leisten kann - das vermag jeder Mensch.

 

ENDE

 

Es folgen noch Fotos - auf den nächsten Seiten.

 

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Mein Vater und Neil Armstrong - Foto

Bulova

Einladung

Neil Armstrong - Unterschrift

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.07.2014

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