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Es war einmal in einem fernen Land, weit hinter den Bergen und jenseits der großen Wälder, ein kleines Königreich, das von einem gestrengen Herrscher regiert wurde. Der König lebte mit seiner Familie, seiner reizenden Frau und seiner noch weitaus reizvolleren Tochter in einem weißen Schloss mit prächtigen Türmen und Mauern. Das Schloss lag auf einer kleinen Insel inmitten des großen Stromes, der das Königreich durchzog. Auf beiden Seiten des Flusses lagen zwischen den weiten Wiesen und Wäldern die Felder, die die Bauern bestellten.
Den Menschen, die in dem kleinen Königreich lebten, ging es gut, auch wenn sie manchmal unter der Strenge des Herrschers zu leiden hatten und durchaus auch bitterlich darüber klagten. Doch die diesjährige Ernte war wahrlich nicht gut, da der feuchte Sommer Schimmel über das Getreide brachte, und sie klagten noch lauter.

Die Tochter des Königs war nicht groß von Wuchs, aber ihre Schönheit betörte Jung und Alt, Groß und Klein. Ihr glattes schwarzes Haar glänzte edel in der Sonne, ihr Lächeln bezauberte alle, ihren Augen konnte sich niemand entziehen. Sie war reich und konnte sich in den kostbarsten, buntesten und feinsten Stoffen kleiden. Und auch wenn sich viele Ritter um ihre Gunst bemühen wollten, war dies doch umsonst, denn die Prinzessin hatte ihre Liebe einem Mann, der treu an ihrer Seite stand und immer für sie da war. Bald würde ein großes Hochzeitsfest den Glanz des Königreichs weit über dessen Grenzen hinaustragen, wenn sich die Prinzessin und ihr Verlobter gegenseitig die ewige Treue versprechen sollten.
Die Prinzessin hatte alles und hätte die glücklichste Frau der Welt sein können, doch – sie war es nicht.
Ein schwarzer, trauriger Flor hatte sich schon lange auf ihr Herz gelegt und verdüsterte ihren Blick. Die Augen, die zuvor überall für Verzückung gesorgt hatten, waren oftmals dunkel und leer. Das Lächeln, welches niemanden unberührt gelassen hatte, war nur noch selten zu sehen.
Wenn sie vor den Spiegel trat, gefiel ihr ihr Spiegelbild nicht. Je öfter sie vor dem Spiegel stand und sich betrachtete, desto mehr begann sie, es zu hassen. Die Haare seien langweilig, die Nase zu dick, die Beine seien zu mager, der Bauch zu voll, die Haut sei zu schlecht, die Ohren zu klein. Jedes Mal fiel ihr etwas anderes auf, das hässlich an ihr sei.
So oft ihr Verlobter ihr auch sagte, wie hübsch, wie traumhaft schön sie sei, so oft glaubte sie ihm nicht. Die Worte prallten ab, verhallten ungehört. Auch begann sie an seiner Liebe zu zweifeln. War er einmal müde und angespannt, weil die Geschäfte des Hofes, in welche er vom König schon längst hineingezogen worden war, ihn den ganzen Tag und selbst die Nacht beanspruchten, war er mit seinen Gedanken einmal woanders, träumte er von einem Ausritt mit dem Pferde, so dachte sie stets, sein Schweigen, seine Abwesenheit sei ein Zeichen, dass er sie nicht mehr liebe. Er erfand die schönsten und wildesten und berauschendsten Bezeichnungen für sie und seine Liebe zu ihr, er überhäufte sie mit Geschenken, die von seiner Liebe zeugten, er gab sich ihr hin, hörte ihr zu, war immer für sie da, doch sie glaubte ihm nicht.

Der schwarze Flor zog sich enger um ihr Herz.

* * * * *



Eines Tages rief der König seine Tochter zu sich. Er müsse fort. Sein Vetter, König eines noch kleineren Reiches jenseits des großen Sees, benötige seine Hilfe im Kampf gegen einen Feind, der ihn bedrohte. Er werde sicherlich einen Monat weg sein, sprach er, und sie, seine Tochter, solle in seiner Abwesenheit den König würdig vertreten, damit sie vorbereitet sei, wenn sie eines Tages den Thron besteigen würde.
Doch die Prinzessin wollte nicht, sie hatte Angst. Wie sollte sie denn wissen, wie man ein Königreich regiert? Konnte sie das denn überhaupt? Sie glaubte nicht an sich, glaube nicht, dass sie ihren Vater angemessen vertreten könnte, doch der König blieb hart und sagte, sie müsse, egal, ob sie wolle oder nicht.
Also bestieg die kleine Prinzessin ängstlich und traurig den Thron, während ihr Vater mit den besten Rittern und vielen Soldaten hinfort ritt.

* * * * *



Am kommenden Morgen trat eine Mutter vor ihren Thron. Sie war ärmlich gekleidet und den eingefallenen Wangen sah man an, dass sie nur wenig zu essen hatte und Hunger litt. An ihrer Hand führte sie ihren Sohn mit sich, der ebenso ärmlich gekleidet, aber noch dünner als seine Mutter war. Voller Ehrfurcht warfen sich Mutter und Sohn vor den Thron nieder, was der Prinzessin sehr unangenehm war.
„Steht auf, steht auf!“, sprach sie.
Die beiden erhoben sich und die Mutter sprach mit gesenktem Kopf, schüchtern und leise. Ihr Sohn solle etwas lernen, flüsterte sie, Lesen und Schreiben, wie die anderen Kinder auch. Doch sie könnten sich weder eine Schiefertafel noch einen Griffel leisten. Wie man sehe, hätten sie nicht einmal genügend Taler, um sich ausreichend Essen zu kaufen. Sie wolle nicht betteln, betonte die Mutter, aber sie wüsste keinen anderen Ausweg mehr aus ihrer Not, als die hochverehrte Prinzessin zu bitten, ihrem Sohn eine Tafel und einen Griffel zu leihen.
Die Prinzessin schaute in die traurigen Augen des kleinen Jungen. Sie hatten nicht nach Essen gefragt, obwohl sie Hunger litten. Der Wissensdurst war größer gewesen als ihr Hunger. Mitleid erfasste die Prinzessin und wollte ihr Herz zerdrücken.
Man solle ihr schnell eine Tafel und einen Griffel sowie viel Wurst und Brot bringen, befahl sie ihren Dienern. Und als die Diener alles brachten, schenkte sie Tafel und Griffel dem glückselig strahlenden Sohn und die Wurst und das Brot der vor Glück weinenden Mutter.
Als die beiden gingen, legte sich das inzwischen so selten gesehene, zauberhafte Lächeln der Prinzessin auf ihr Antlitz. Doch rasch verschwand es und die alte Trauer stieg empor, als ihr Vogt sie anherrschte, man könnte doch nicht allen Bittstellenden und Bettlern so reiche Geschenke machen, da wäre man selbst ja bald am Bettelstab. Die Prinzessin grämte sich ob dieser Worte und schwieg.
Doch ihr Verlobter sah, wie sie fühlte und strich ihr sanft übers Haar.

* * * * *



Am nächsten Tag saß die Prinzessin wieder auf ihrem Thron und empfing Bittsteller. Nun waren eine ganze Menge aufgeregter Mütter da. Sie alle waren ärmlich wie Bauern gekleidet, doch ihre Wangen waren voll. Keine der Frauen kniete vor dem Thron nieder, doch alle zeterten, sie wollten ebenfalls Tafeln und Griffel für ihre Söhne haben, so wie es der andern Bauersfrau auch gegeben wurde.
Ob sie sich dies denn nicht selbst kaufen könnten, fragte die Prinzessin. Sie sähen doch so aus, als müssten sie keinen Hunger leiden.
Da wurden die Frauen böse und wüteten, sie seien nur arme Bäuerinnen und das Leben habe ihnen übel mitgespielt.
Doch die Prinzessin sah, dass die Mütter nicht so arm waren und schickte sie weg. Die Frauen aber gifteten böse und trugen ihr Gift in alle Häuser und Hütten, und die Prinzessin sah, wie das Volk schlecht über sie dachte. Da wurde sie noch trauriger und schloss ihre Trauer tief in ihr Herz ein.
Doch ihr Verlobter sah, wie sie fühlte und gab ihr Schutz in seinem Arm.

* * * * *



Wieder einen Tag später trafen einige Bauern ein und begaben sich vor den Thron der Prinzessin. Sie warfen sich nieder, doch als sie sahen, dass nicht der König, sondern die Prinzessin auf dem Thron saß, standen sie rasch wieder auf und erhoben frech das Wort.
Die Ernte sei schlecht, so schlecht wie schon seit Jahren nicht mehr, klagten sie. Wenn sie nun wieder den Zehnten an den König abführen sollten, würden sie nicht über den Winter kommen. Ihre kleinen Kinder würden verhungern, schrien sie.
Und als die Prinzessin sah, dass es den Bauern ernst war, wurde sie wieder von großem Mitleid erfasst und sprach, jeder solle in diesem Herbst nur die Hälfte des Zehnten abführen und, wenn nach dem Winter noch etwas übrig wäre, im Frühjahr die andere Hälfte nachreichen. Wenn nichts mehr übrig wäre, so wären sie frei von ihrer Schuld.
Doch trotz des großzügigen Angebots blitzte ihr Wut aus den Augen der Bauern entgegen.
Die Hälfte des Zehnten?, riefen sie entsetzt. Auch da würden ihre Kinder jämmerlich verhungern.
Doch die kluge Prinzessin sprach, dass sie ja auch die Soldaten und alle Angestellten am Hof ernähren müsste. Würde sie weniger verlangen, müssten die Soldaten Hunger leiden und könnten das kleine Königreich nicht mehr so stark verteidigen, wie sie es taten, wenn sie satt waren.
Doch die Bauern verstanden nicht und sie wurden immer wütender. Als sie aber merkten, dass sie nicht mehr erreichen konnten, verließen sie das Schloss und trugen ihre wütende Saat in alle Bauernhäuser und das Volk redete schlecht über die Prinzessin. Doch insgeheim, jeder für sich, freuten sich die Bauern, dass sie nur die Hälfte des Zehnten abführen mussten und so gut über den Winter kommen würden.
Der Vogt aber fauchte die Prinzessin wütend an, wie sie auf den Gedanken käme, so gutherzig zu sein. Die Hälfte des Zehnten – das hätte es zu seinem Lebtag noch nie gegeben. Und die Prinzessin wurde noch trauriger, da sie sah, dass niemand ihr ihren Großmut dankte.

Der schwarze Flor zerdrückte ihr Herz.

Nur ihr Verlobter sah, wie sie fühlte, sah ihre Trauer und strich ihr die ganze Nacht über die weiche Wange, so dass sie gut schlafen konnte.
Doch als der Verlobte am nächsten Morgen erwachte, lag keine Prinzessin mehr neben ihm im Bett. Als die Bittsteller wie jeden Morgen kamen, saß keine Prinzessin auf dem Thron. Alle waren außer sich vor Sorge, doch die Prinzessin war nirgends zu finden.

* * * * *



Die kleine Prinzessin befand sich zur selben Zeit auf einem staubigen Weg weit weg vom Schloss. Doch als Prinzessin war sie nicht zu erkennen. Gehüllt in ein ärmliches, zerschlissenes Gewand einer Bäuerin, das Gesicht mit Dreck beschmiert, wanderte sie einsam auf der Straße, weg von dem Schloss, weg von all den Menschen, die ihr nur Wut entgegenbrachten. So wollte sie nicht regieren. Sie wollte nicht hart sein zu den Menschen, die ihre Hilfe benötigten. Doch war sie milde, klagten alle und wüteten und wollten noch mehr.
Die Trauer, die ihr Herz umschloss, hatte sie mitgenommen auf die Reise. Doch nun war sie alleine mit ihrer Trauer. Das machte sie frei.

Am Abend kam sie zu einem kleinen Bauernhaus und sie klopfte an, um zu fragen, ob sie während der Nacht im Stroh schlafen könnte. Eine Frau öffnete und die Prinzessin sah, dass es die Mutter war, deren Sohn sie die Tafel und den Griffel geschenkt hatte.
Natürlich könne sie übernachten, sagte die Frau, ohne die Prinzessin zu erkennen. Sie habe sogar viel zu Essen da, da sie bei Hofe reichlich beschenkt worden war.
Und die Mutter strahlte glücklich. Da wurde auch die Prinzessin froh. Die Mutter schnitt das Brot in grobe Scheiben, holte Wurst und Eier und tischte der Prinzessin ein einfaches, aber reichhaltiges Abendbrot auf.
„Weißt du“, sagte die Mutter, „mein geliebter Mann ist tot und nun muss ich die Felder alleine bestellen. Ich arbeite jeden Tag von früh bis spät, aber es reicht nicht, um meinen Sohn satt zu machen. Doch die Prinzessin hat ihm eine Tafel und einen Griffel geschenkt, damit er das Schreiben üben kann. Nun übt er fleißig jeden Tag und legt die Tafel nie aus den Händen. Vielleicht kann er bald so gut schreiben, dass er in die Stadt ziehen kann und dort mehr verdient und später einmal ein besseres Leben hat. Sie ist eine gute Frau, die Prinzessin, so edel. Komm mit. Ich zeige dir meinen Sohn. Aber leise, er schläft bereits.“
Sie führte die Prinzessin in ein dunkles Eck des Raumes, in dem der Sohn gebettet auf Stroh friedlich schlummerte. Die Tafel hielt er fest umklammert. Er lächelte im Schlaf. Als die Prinzessin das sah, kullerte ihr eine Träne über die Wange hinunter. Glücklich lächelte sie.
Die Mutter sah die Prinzessin lange an, dann meinte sie: „Mir scheint, ich hätte dich schon einmal gesehen, aber ich weiß nicht mehr wo. Diese klaren Augen, so ehrlich, die vergesse ich nicht.“
Die Prinzessin aber schwieg.

* * * * *



Am nächsten Morgen verabschiedete sich die Prinzessin von der Mutter und ihrem glücklichen Sohn, der ihr mit der Tafel fröhlich hinterher winkte.
Bedrückt war sie noch immer, doch war ihr Schritt beschwingter, als sie weiterging. Die Prinzessin marschierte den ganzen Tag, durchquerte tiefe Wälder und weite Wiesen, jagte kläffende Köter fort und ab und zu, da pfiff sie sogar ein kleines Liedchen.
Als es Abend wurde und sie müde von der langen Wanderung war, klopfte sie wieder an eine Tür, um zu fragen, ob sie hier nächtigen dürfe. Ein alter, gebückter Bauer öffnete und ein zahnloses Lächeln lächelte ihr entgegen.
Was eine junge Dame so spät alleine in Wald und Flur mache, fragte er und winkte sie hinein.
„Ich bin auf dem Weg zu meinem Onkel. Er braucht Hilfe bei der Ernte“, erfand die Prinzessin rasch eine Ausrede.
„Da muss es aber eine gute Ernte sein“, sagte der Alte.
„Das nicht“, antwortete die Prinzessin, „aber es muss jeder Halm und jedes Korn eingebracht werden, damit er die ganze Familie ernähren kann.“
Na, dieses Jahr sei dies ja nicht so schwierig, lachte der Alte herzlich, jetzt, wo alle nur die Hälfte des Zehnten dem König abgeben müssten.
„Du scheinst sehr zufrieden mit dem Angebot der Prinzessin“, sagte dieselbe.
Mit großen Augen starrte der alte Mann das junge Mädchen an. Die Verblüffung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Wie soll man da denn nicht zufrieden sein?“, fragte er ungläubig. „Gab es denn jemals zuvor ein großherzigeres Angebot als das der Prinzessin? Gott möge sie beschützen, die selige Dame.“
„Aber wie ich hörte, haben sich die Bauern, die im Schloss vorsprachen, bitterlich beklagt“, murmelte sie unsicher.
„Ach, das undankbare Pack!“, fluchte der Mann, „alle haben sich so gefreut. Aber es gibt eben immer welche, die noch mehr wollen, die nie zufrieden sind, die stets etwas auszusetzen haben. Und die Unzufriedenen brüllen stets am lautesten. Dabei weiß ein jeder, wie gutmütig die Prinzessin gehandelt hat.“
Die Last auf der Prinzessin Herzen wich ein wenig. Doch noch immer unsicher hakte sie nach: „Heißt das, dass ihr hier der Prinzessin nicht mit Wut entgegentretet?“
Ein lautes Lachen drang von der Türe herein. Ein junger Mann, der Sohn des Alten, wie sich herausstellen sollte, war hereingetreten.
„Ha, Wut?“ Er schüttelte den Kopf. „Wir verehren sie! Wir rühmen sie! Sie wird uns über den Winter retten.“
Lachend setzte er sich an den Tisch, der Prinzessin gegenüber. Lange schaute er sie an. So schön sei sie, meinte er schließlich.
Doch die Prinzessin schüttelte nur abwehrend den Kopf. Hässliche und zerrissene Kleider habe sie, das Gesicht sei verdreckt, die Haare schmutzig. Wie solle sie da denn schön sein?
Der junge Mann lachte abermals. Die Augen, rief er, die Augen. Auf die solle man schauen, nicht auf die Kleider oder die Haare. In ihren Augen sähe er zwar eine große Trauer, aber auch unendliche Schönheit.
Und die Prinzessin spürte, dass er es ernst meinte. Sie lachte freudig und der Alte und sein Sohn waren ihrem Lachen erlegen.

* * * * *



Am nächsten Tag wanderte sie wieder den ganzen lieben langen Tag durch die Wiesen und Wälder ihres kleinen Reiches. Hasen hoppelten flugs über die Felder, Vögel zwitscherten in den Bäumen, die Menschen arbeiteten fleißig und brachten die Ernte ein. All das sah sie und die Trauer wich ein wenig mehr von ihrem Herzen.
Am Abend des dritten Tages klopfte sie wieder bei einem Bauernhaus, das fernab von allen anderen Höfen lag, und frug die Frage, die sie schon an den beiden Abenden zuvor gestellt hatte. Eine Bäuerin öffnete und bot ihr einen Platz im Stroh an.
„Seltsam“, meinte sie, „über Wochen und Monate bekommen wir hier draußen keinen Menschen zu Gesicht, und nun in der Abendstunde bist du bereits die zweite, die klopft.“
Wer denn der andere gewesen sei, wollte die Prinzessin wissen.
„Ach“, klagte die Bäuerin, „es ist ein Jammer. Ein hoher Besuch war’s, der da vor der Türe stand: der Verlobte unserer Prinzessin. Ganz grau im Gesicht war er und ganz krank vor Sorge. Vor drei Tagen verschwand die Tochter unseres Königs plötzlich und niemand hat sie seitdem gesehen. Man sagt, ihr Verlobter sei Tag und Nacht geritten, sei von einer Grenze des Königreichs zur anderen galoppiert, habe nicht geschlafen und ohn‘ Unterlass seine Geliebte gesucht. Nun war er hier, der Arme, doch ich konnte ihm nicht helfen. Ach -“, Tränen sammelten sich in den Augen der Bäuerin, „welch unbändige Liebe muss das sein!“
Und dann weinten sie gemeinsam. Doch die Prinzessin weinte heiße Tränen des Glücks.

* * * * *



Sobald der Hahn den Morgen begrüßt hatte, riss die Prinzessin die Türe auf und rannte den weiten Weg zurück zum Schloss. Sie rannte und rannte, bis sie ihrem lieben Mann wieder in den Armen lag.
Er liebte sie, daran wollte sie nie wieder zweifeln.
Und so heirateten sie bald darauf und es war das größte und herrlichste Fest, das das kleine Königreich je gesehen hatte. Alle waren froh und lobpreisten das junge Paar.

Schon bald darauf verstarb der König, sodass die Prinzessin auf den Thron nachrückte. Auch jetzt hatte sie oft Angst, ob alles richtig und gut war, was sie entschied, aber tief in ihrem Herzen wusste sie, dass es so war.
Und wenn Mütter kamen und mehr wollten, oder Bauern, die mit dicken Bäuchen klagten, da blieb sie hart und lächelte und dachte an die großen, dankbaren Augen der Kinder und Frauen, denen sie aus wirklich großer Not helfen konnte.

Ihr Herz, es war glücklich.

ENDE.


Impressum

Texte: Copyright by Johannes Möhler
Tag der Veröffentlichung: 28.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Allen, denen ihr gutes Tun nicht gut genug erscheinen mag

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