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Kapitel 1

Lydia dreht den Knopf der Hi-Fi-Anlage auf volle Lautstärke. „He! Mach nicht so laut. Sonst steht Nora gleich in der Tür“, ruft Cora zu ihr rüber. Ihr einen grimmigen Blick zuwerfend stellt Lydia die Anlage leiser. „Kommst du immer noch nicht mit ihr klar?“ Schniefend lässt sich Lydia aufs Sofa fallen „Will sie wieder einmal dein Zimmer haben? Wie oft hast du eigentlich im letzten Jahr das Zimmer gewechselt?“

Genervt verdreht Cora die Augen. „Sie ist eine richtige Zicke. Erst wollte sie mein Zimmer haben, doch dann war es ihr zu klein und sie wollte unten das Zimmer, in dem ich mich gerade eingerichtet hatte, haben. Unten war es ihr dann zu laut und sie wollte wieder mein Zimmer haben. Also hab ich das Zimmer nach vorne raus genommen und prompt wollte sie dann das haben, weil es größer ist. Hoffentlich bleibt sie jetzt auch dort.“

„Sagt deine Mutter nichts dagegen?“

„Pah, sie sagt nur, ich soll Rücksicht nehmen, schließlich hat Nora mit 9 Jahren ihre Mutter verloren und jetzt musste sie auch noch aus ihrer vertrauten Umgebung weg. Sie hat doch nur ihren Vater“, imitiert Cora ihre Mutter. „Und das höre ich jetzt schon seit fast zwei Jahre. Ich kann’s nicht mehr hören.“ Cora lässt sich neben Lydia aufs Sofa fallen. Nachdenklich betrachtet Lydia ihre Freundin. „Kommst du inzwischen mit David zurecht?“

„Er ist eigentlich ganz in Ordnung, nur Nora weiß genau, wie sie ihn um den kleinen Finger wickeln kann. Sie hat bei ihm einfach keine Fehler, ich dafür umso mehr.“

„Na was erwartest du? Sie ist seine Tochter und du nur seine Stieftochter.“ Lydia lehnt sich gelassen zurück. „Hast du schon mit deinem Vater gesprochen? Können die beide nun mitkommen?“

„Geht alles klar.“ Cora nickt begeistert. Sie hat gestern gleich, nachdem Lydia sie gefragt hat, ob es möglich wäre, dass Juliane und Peggy mitkommen können, mit ihrem Vater gesprochen. Er hat ihr freudig mitgeteilt, dass es ihr Abiturgeschenk von ihm ist und dass sie mitbringen kann, wen immer sie will. Das beste Haus hat er für sie reserviert und sie können das gesamte Angebot der Ferienanlage kostenfrei nutzen, selbst den Flug will ihr Vater für alle bezahlen. Nur leider wird Cora ihren Vater, selbst in der Ferienanlage, nicht oft zu sehen bekommen, das war schon immer so und er versucht es, mit großzügigen Geldgeschenken auszugleichen. Gestern hat er ihr auch gleich mitgeteilt, dass er sie zwar begrüßen kann, wenn sie kommt, aber er muss am gleichen Tag noch zu einer anderen Ferienanlage nach Italien. Dort ist ein Umbau geplant und seine Anwesenheit wird verlangt und dann muss er auch noch eine andere Anlage überprüfen. Es sind in letzter Zeit vermehrt Beschwerden von Gästen gekommen und dem muss er nachgehen. Er ist schließlich Teilhaber an einem Komplex von Ferienanlagen und er liebt das ständige Hin- und Herreisen. Das war auch vor 8 Jahren der Scheidungsgrund ihrer Eltern. Ihre Mutter ist einfach nicht damit klargekommen. Sie wollte lieber zu Hause, in Deutschland, bleiben und ihre Werbeagentur aufbauen.

„Gut, dann werde ich ihnen Bescheid sagen.“ Und schon ist Lydia aufgesprungen und eilt zur Tür. „Wir sehen uns!“, ruft sie noch kurz über die Schulter zurück, dann ist sie raus. Cora sieht ihr hinterher und hört, wie sie auf dem Flur zu Nora sagt: „Na, wie gefällt dir dein neues Zimmer.“

„Ganz gut, nur ziemlich laut wegen der Straße. Coras Zimmer wäre doch besser.“

Als Cora das gehört hat, springt sie auf und eilt zur Tür. „Du bekommst mein Zimmer nicht noch einmal. Wenn du es haben willst, musst du schon warten, bis ich zum Studium bin.“ Hinterhältig lächelnd sieht Nora ihre Stiefschwester an. „Das werden wir ja sehen.“

„Du wirst doch wohl die vier Monate noch warten können, dann kannst du von mir aus alle Zimmer haben.“ Cora versucht ruhig zu bleiben, was ihr allerdings sehr schwer fällt, aber sie hat die Erfahrung gemacht, dass sie noch viel mehr Ärger bekommt, wenn sie sich auf einen Streit mit Nora einlässt. Nora hat die Angewohnheit alles ihrem Vater zu erzählen und dabei die Tatsachen so zu verdrehen, dass Cora dann immer als Schuldige dasteht.

„Vielleicht will ich ja nicht so lange warten.“ Nora geht an Cora vorbei und folgt Lydia die Treppe hinunter. Cora bleibt oben stehen und holt erst einmal tief Luft, bevor sie den beiden folgt. Unten angekommen sieht Cora, wie Lydia zur Tür hinaus verschwindet und ihre Mutter und David hereinkommen. Sofort springt Nora auf ihren Vater zu und umarmt ihn stürmisch und dann ist ihre Mutter dran, dabei redet Nora ununterbrochen auf beide ein. Abwartend ist Cora stehen geblieben und beobachtet still ihre Mutter. Sobald Noras Begrüßungsszene vorüber ist, gehen alle, an Cora vorbei, in die Küche. Nicht ein kleines „Hallo“ wurde an sie gerichtet.

Schweigend folgt Cora den anderen, in der Küchentür bleibt sie stehen. „Hallo Mama, hallo David“, gibt Cora zurückhaltend von sich. „Hallo mein Schatz. Machst du schon mal das Abendbrot? Ich will Nora schnell noch das Deckblatt für ihr Jahrbuch zeigen.“ Als Annas Blick von Cora zu Nora gleitet, erstrahlt ihr ganzes Gesicht. „Es wird dir bestimmt gefallen und die anderen werden es auch alle super finden.“ Ihr Blick ist sicher und überzeugend auf Nora gerichtet. Mit einem liebenswerten Lächeln auf den Lippen nickt Nora ihrer Stiefmutter zu und sagt mit schmeichlerischer Stimme: „Was du machst, ist immer super, du kannst das einfach.“ Doch im Stillen denkt Nora: „Anna, du bist einfach zu altmodisch. Das, was meine Freunde und ich uns ausgedacht haben, kommt aufs Jahrbuch.“

Eh Cora sich versieht, sind alle verschwunden und sie steht allein in der Küche. Während sie den Tisch deckt, hört sie die anderen im Wohnzimmer reden, doch worum es geht, kann sie nicht verstehen. Gerade als sie die Reste vom Mittagessen aufwärmen will, kommt ihre Mutter rein. „Du hast ja schon fast alles fertig, das ist aber schön.“

„Wo sind die beiden?“ Nur ganz leicht dreht Cora ihren Kopf zur Tür, um nach ihnen zu sehen.

„Ach Nora wollte ihren Papa eine Weile für sich haben. Sie braucht das halt ab und zu mal.“ Schulterzuckend geht Anna zum Kühlschrank und schaut hinein.

„Mama, ich wollte auch mal mit dir sprechen“, stammelt Cora verlegen. Noch immer in den Kühlschrank schauend meint Anna: „Na was hast du denn auf dem Herzen? Ach, hier ist ja noch ein Becher Quark, der muss aufgebraucht werden. Was hältst du davon, wenn wir noch Quarkspeise machen.“ Und schon drückt sie Cora den Becher in die Hand. „Mach aber noch ein paar Erdbeeren ran. Das mag Nora ganz besonders gern.“

Während Cora die Quarkspeise zubereitet, beginnt Anna ihr von ihrem Tag in der Agentur zu erzählen, so wie sie es früher immer getan hat.

In der Zwischenzeit sitzen Nora und David im Wohnzimmer und David lauscht gespannt den Ausführungen seiner Tochter. „Du kannst dir das nicht vorstellen. Patrick hat wirklich einen nagelneuen Audi A6 von seinen Eltern bekommen. Er hat mich gefragt, ob ich mitfahren möchte. Er holt mich morgen gleich von der Schule ab. Ich darf doch?! Schließlich habe ich heute die Zusage für meine Lehrstelle bekommen“

„Natürlich mein Schatz, aber das er mir ja vorsichtig fährt.“

„Das macht er doch immer.“ Mit einem unschuldigen Augenklimpern schaut sie ihren Vater an. „Papa, da ist noch was. Ich will doch die Lehre zur Hotelfachfrau machen und Cora fährt doch für vier Wochen zu ihrem Vater nach Spanien. Das wäre auch was für mich.“ Ihr Vater holt schon tief Luft, doch Nora lässt ihn nicht zu Wort kommen. „Papa sag noch nichts. Ich will dort arbeiten, als Zimmermädchen oder was weiß ich, einfach Erfahrungen sammeln, dann fällt mir die Ausbildung viel leichter. Cora bekommt dort ein ganzes Haus, da kann ich doch wohnen. Sie kann mit ihren Freunden Urlaub machen und ich werde arbeiten. Bitte sag ja.“ Flehend sieht sie ihren Vater an und ihre Stimme nimmt einen weinerlichen Klang an. „Ich bin sonst die ganze Zeit hier allein. Ihr arbeitet ja den ganzen Tag.“

„Okay ich werde Cora fragen, ob du mit kannst, aber sie muss auch erst ihren Vater fragen, ob er es überhaupt erlaubt.“ Sanft streicht er ihr mit dem Finger über die Wange. „Du darfst aber nicht traurig sein, wenn er nein sagt.“

„Er wird nicht nein sagen. Cora darf nämlich mitbringen wen sie will, hat er gesagt. Ich habe es selbst gehört.“ Strahlend schlingt sie ihre Arme um seinen Hals. „Du bist der beste Papa, den es gibt.“ Lachend drückt er sie an sich. „Das sagst du doch nur, weil du nur mich hast. Komm lass uns rübergehen, das Essen müsste inzwischen fertig sein.“

Anna stellt das letzte Glas an seinen Platz und lässt ihren Blick noch einmal prüfend über den Tisch gleiten. „So alles fertig und nichts vergessen.“ Ein Geräusch lässt sie aufschauen. „Ach ihr kommt gerade richtig, setzt euch, wir können essen.“

Cora teilt noch schnell die Reste auf und setzt sich dann auf ihren Platz. Sobald sie sitzt, sieht ihre Mutter sie fragend an. „Was wolltest du eigentlich mit mir besprechen?“

„Nicht so wichtig“, winkt Cora ab und widmet sich ihrem Essen.

 

Ein lautes Poltern schreckt Cora auf. Kerzengerade sitzt sie im Bett und sieht sich verschlafen um. Nora steht vor Coras Kleiderschrank und durchsucht ihre Sachen. „Was machst du in meinem Schrank?“, fährt Cora sie an. Ungestört macht Nora weiter. „Anna hat gesagt, du hast ein hellblaues T-Shirt, das super zu meinem Rock passen würde und du trägst es ja sowieso nicht. Also, wo ist es?“

„Nimm die Finger von meinen Sachen.“ Cora springt aus dem Bett und stürmt zum Schrank.

„Cora! Gib Nora doch das T-Shirt. Du hast es doch schon ewig nicht mehr getragen“, steht plötzlich ihre Mutter in der Tür. Ohne ein Wort greift Cora in den Schrank, nimmt das T-Shirt und gibt es Nora. „Ich will es aber wieder haben“, ruft sie Nora noch hinterher, als diese schon zur Tür hinaus verschwindet. Anna sieht ihre Tochter eindringlich an. „Cora, warum gönnst du Nora das T-Shirt nicht? Sei doch etwas netter zu ihr. Ihr seid doch jetzt Schwestern und sie hat doch schon so viel durchgemacht. Mit 9 Jahren hat sie ihre Mutter verloren und als sie zu uns gezogen sind, musste sie die Schule wechseln und sich neue Freunde suchen.“

„Oh ja, von einer kleinen Wohnung in ein großes Haus und die Schule musste sie eh wechseln“, mault Cora leise vor sich hin.

„Ich habe das gehört! Du hattest doch immer alles, aber Nora hatte nur ihren Vater. Gönn ihr doch auch mal was.“ Streng sieht Anna ihre Tochter an. Langsam senkt Cora den Kopf. „War ja nicht so gemeint.“

„Gut, dann mach dich jetzt fertig. Du fährst Nora zur Schule, Patrick bringt sie dann nach Hause.“ Anna dreht sich um und ist schon an der Tür als Cora ihr noch hinterher ruft: „Denkst du auch an heute Nachmittag, da ist meine Zeugnisausgabe.“

„Ja natürlich und weißt du was? Wir gehen anschließend alle zusammen essen. Was hältst du von Chinesisch?“

„Das wäre ja super! Soll ich schon einen Tisch bestellen, du hast doch bestimmt keine Zeit dafür?“

Lachend schüttelt Anna den Kopf. „Ich lade dich ein und da werde ich auch den Tisch bestellen. Das hast du dir schließlich auch verdient.“ Mit einem glücklichen Lächeln sieht Cora ihrer Mutter hinterher.

 

Gelangweilt dreht Cora ihr Zeugnis in den Händen und starrt zum Fenster hinaus. Vorhin war ihre Zeugnisausgabe. Obwohl ihre Mutter ihr versprochen hat hinzukommen war sie nicht dort. Es war ja schon klar, dass ihr Vater nicht kommen kann. Er ist wieder mal unterwegs zu irgendeiner Ferienanlage, aber wenigstens hat er ihr vorher Bescheid gegeben. Doch ihre Mutter hat heute Morgen noch gesagt, dass sie kommt. Cora stößt ein kleines Schnauben aus und wirft das Zeugnis auf ihren Schreibtisch. „Im Grunde hätte ich ja wissen müssen, dass keiner kommen wird. Nora hat mich heute Morgen ja schon so hinterhältig angegrinst. Sie hat sich bestimmt wieder was einfallen lassen“, murmelt Cora bedrückt vor sich hin. Durch ein leichtes Knurren wird sie aus ihren Gedanken gerissen. Sie hat Hunger und es ist nicht das erste Mal, dass sich ihr Magen meldet. Eigentlich wollten sie heute alle gemeinsam, nach ihrer Zeugnisausgabe, essen gehen, aber daraus wird wohl nichts werden. Entschlossen steht sie auf und begibt sich in die Küche. Gleich 20 Uhr und noch immer keiner da.

Während Cora den Kühlschrank inspiziert, stellt sie im Kopf schon das Abendessen zusammen. Innerhalb kurzer Zeit hat Cora den Tisch gedeckt und das Essen zubereitet, denn sie geht davon aus, dass die anderen jeden Moment kommen werden und auch hungrig sind. Noch über eine Stunde wartet sie auf ihre Familie. Dann endlich öffnet sich die Tür und lachend kommen Nora und ihre Mutter, gefolgt von David und Patrick herein.

Sobald Noras Blick auf den gedeckten Tisch fällt, meint sie grinsend. „Warum hast du den Tisch gedeckt? Wir haben doch schon gegessen.“

„Ach Schatz, da hat Nora Recht. Wir sind gleich von der Agentur aus zum Chinesen gefahren. Es war herrlich.“ Langsam geht Anna auf Cora zu. „Und wie ist es bei dir gewesen?“

„Ach so weit ganz gut, nur das ich die Einzige war, deren Eltern nicht erschienen sind.“ Enttäuscht starrt Cora auf den gedeckten Tisch. Sie hat ihrer Mutter den Rücken zugedreht und schenkt ihr nicht einen Blick. „Cora! Jetzt benimm dich nicht wie ein kleines Mädchen. Wir hatten viel zu tun und sind nicht aus der Agentur gekommen und dann kam Nora mit Patrick vorbei, und da ich den Tisch ja schon bestellt hatte, haben wir ihn auch genutzt.“ Sie streckt die Hand nach Cora aus und dreht sie zu sich herum. „Wir haben es einfach nicht zu deiner Zeugnisausgabe geschafft, das ist aber auch eine blöde Zeit gewesen.“

„Es war keine blöde Zeit. Alle anderen haben es geschafft“, murmelt Cora leise vor sich hin.

„Jetzt werde wieder vernünftig. Nächste Woche ist dein Abi-Ball, da kommen wir auf jeden Fall hin und das ist wichtiger.“ Auf Bestätigung wartend sieht sie ihre Tochter an, doch Cora weicht ihrem Blick aus. „Papa wird auch zum Abi-Ball kommen, er hat es mir versprochen.“

„Verlass dich lieber nicht darauf. Er war noch nie besonders gut im Halten von Versprechen.“ Sie dreht sich zur Tür. „Komm mit uns rüber ins Wohnzimmer. Wir wollen gemütlich ein Glas Wein trinken.“ Nora, die nach wie vor neben der Tür steht, lächelt ihre Stiefmutter an. „Die Männer sind längst drüben und Papa hat auch schon den Wein ausgesucht.“ Anna legt ihr den Arm um die Schultern und gemeinsam verschwinden sie in Richtung Wohnzimmer. Vom Flur her hört Cora ganz deutlich die Stimme ihrer Mutter: „Und morgen kaufen wir dir das Kleid, das dir so gut gefällt. Dann wirst du das schönste Mädchen auf dem Abi-Ball sein.“

Wütend stützt sich Cora auf den Tisch ab. „Sie hat doch keinen Abi-Ball und wird auch nie einen haben. Ich habe mein Abitur gemacht und sie schafft es nicht und verlässt deshalb das Gymnasium um eine Lehre zu machen.“ Ihre Gedanken überschlagen sich. „Und jetzt bekommt sie noch ein Kleid, obwohl sie vor drei Wochen schon eins bekommen hat. Sie wird wieder im Mittelpunkt stehen und das auf meinem Abi-Ball.“ Vor unterdrückter Wut kommen ihr schon die Tränen, die sie schniefend wegblinzelt. Langsam beginnt sie den Tisch wieder abzuräumen, denn ihr ist der Appetit vergangen.

Deutlich kann Cora das Lachen aus dem Wohnzimmer hören, doch darauf hat sie jetzt keine Lust. Schnell steigt sie die Treppe hoch und verschwindet in ihr Zimmer.

 

Im Wohnzimmer herrscht eine ausgelassene Stimmung. Bis weit nach Mitternacht sitzen Anna, David, Nora und Patrick zusammen und unterhalten sich hervorragend. „Ich muss jetzt aber nach Hause, es ist schon spät.“ Während Patrick sich erhebt, ruht sein Blick unentwegt auf Nora. „Ich bring dich noch raus.“ Rasch eilt Nora an seine Seite. Schmunzelnd beobachten Anna und David sie. „Die beide geben ein hübsches Paar ab.“ Neckend stößt Anna David in die Seite. „Sie könnten uns glattweg Konkurrenz machen.“

„Da gehört ein bisschen mehr dazu. Aber er ist schon ein ganz anständiger Bursche.“ David hat seine Arme fest um Anna geschlungen und schaut über ihre Schulter zur Tür. „Wo ist eigentlich Cora abgeblieben?“

„Ich weiß nicht, was mit dem Mädchen los ist. Nora hat doch ein paar Mal hier angerufen und sie war nicht da, auch aufs Handy hat Nora es versucht. Cora hat einfach alle Anrufe ignoriert und jetzt spielt sie eingeschnappt, weil wir nicht bei der Zeugnisausgabe waren.“

„Vielleicht wäre es ganz gut, wenn Nora mit Cora in den Urlaub fährt. Sie könnten sich dort besser kennen lernen und womöglich freunden sie sich ja auch an. Nora hat den Vorschlag gemacht, dass sie dort arbeiten könnte. So eine Art Praktikum für ihre Lehre und nebenbei verbringt sie etwas Zeit mit Cora. Was hältst du davon?“

„Ich weiß nicht. Ihr Vater hat sie eingeladen.“ Skeptisch sieht Anna ihn an. „Ich kann nicht einfach bestimmen, wer mitfährt.“

„Das musst du auch nicht. Du rufst Mario an und fragst ihn, ob Nora bei ihm ein Praktikum machen kann. Sie ist jetzt schließlich Coras Schwester.“

„Und was wird Cora dazu sagen?“ Noch immer ist Anna skeptisch.

„Was soll sie schon sagen? Sie wird wieder mal beleidigt spielen, aber wenn sie erst mal da sind und gemeinsam was unternehmen, wird sich das ändern. Sie wird froh sein, Nora an ihrer Seite zu haben.“ Langsam hebt Anna den Blick und sieht ihm direkt in die Augen. Deutlich kann David sehen, dass sie immer noch Zweifel hat. „Glaube mir, sie werden als beste Freundinnen zurückkommen. Allerdings würde ich es Cora erst kurz vor der Abreise erzählen, nur um den Hausfrieden zu bewahren.“ David haucht ihr einen Kuss auf die Stirn. „Manchmal denke ich, sie will uns auseinander bringen. Sie ist eifersüchtig, dass sie dich jetzt mit uns teilen muss. Du hast sie zu sehr verwöhnt.“

„Nein, Cora ist nicht verwöhnt“, gibt Anna kleinlaut von sich. „Na ja, vielleicht ein ganz kleines bisschen. Womöglich hast du recht und es ist wirklich das Beste, wenn Nora mitfährt.“ Langsam schiebt er sie in Richtung Schlafzimmer. „Ich habe recht und weißt du noch was? Wir sind dann vier Wochen allein. Nur du und ich.“ Zärtlich küsst er sie auf die Nase. „Wir sollten eine Woche freinehmen und die Zeit genießen.“ Lachend schlingt Anna ihre Arme um seinen Nacken und zieht ihn zu sich runter. „Hast du soeben einen Urlaubsantrag bei deiner Chefin gestellt?“

„Und was sagt meine Chefin dazu?“

„Der Urlaub ist genehmigt“, raunt sie ihm verführerisch zu, während er sie weiter zum Bett drängt.

Kapitel 2

Verschlafen öffnet Cora die Augen. Heute ist ihr Abi-Ball und nächste Woche um diese Zeit liegt sie in Spanien am Stand und keine Nora wird da sein. Vier ganze Wochen wird sie ihre Ruhe vor ihr haben. Dieser Gedanke zaubert ein Lächeln auf ihr Gesicht. Freudig springt sie aus dem Bett und läuft geschwind ins Bad, bevor Nora es wieder für Stunden blockiert.

Noch beim Frühstück lächelt Cora verträumt vor sich hin. In Gedanken ist sie schon in Spanien und spürt die warme Sonne auf ihrer Haut. Sie hat sich vorgenommen einen Tauchlehrgang zu machen, dabei lernt man immer nette junge Männer kennen, hat Lydia ihr versichert. Es wird langsam Zeit, dass sie auch mal einen findet, sonst geht sie noch ungeküsst zum Studium. Sie war zwar schon oft bei ihrem Vater in einer seiner Anlagen, doch immer nur in Italien, noch nie in Spanien. Und wenn sie dort war, war sie bei ihm im Haupthaus untergebracht und ihre Zeit hat sie mit arbeiten verbracht. Sie hat viel und gern in der Küche geholfen, aber natürlich auch den Zimmermädchen. Ihr Vater war immer so stolz auf seine fleißige Tochter und selbst bei den Angestellten war sie beliebt, weil sie so tüchtig war und sich nie bedienen ließ. Doch dieses Mal wird sie nicht arbeiten, sie wird Urlaub machen und sich richtig amüsieren.

„Na über was freust du dich denn so?“ reißt, ihre Mutter sie aus ihren Träumen. Erschrocken sieht Cora auf und als sie den Blick ihrer Mutter bemerkt errötet sie verlegen, was ihrer Mutter ein Schmunzeln entlockt. „Du weilst wohl schon bei heute Abend? Da musst du dich noch ein bisschen gedulden. Vorher gibt es noch einiges zu tun.“ Ihr Blick schweift zu Nora. „Nora, du bist 15 Uhr beim Friseur dran und du, Cora, gehst dann 18 Uhr.“ Entsetzt starrt Cora ihre Mutter an. „Mama! 15 Uhr war mein Termin. Wenn ich erst 18 Uhr gehe, schaffe ich es nicht mehr.“

„Nora will ihre Haare gefärbt haben und hochgesteckt sollen sie auch werden, dies alles dauert etwas länger. Bei dir ist nicht viel zu machen, du wirst schon rechtzeitig fertig.“

„Nein, ich werde es nicht schaffen! Halb sieben sollen wir schon da sein und um werden dann die Bilder gemacht. Wie soll ich das schaffen? Ich habe mir nicht umsonst den Termin so zeitig geben lassen.“

„Na dann geh ich halt nicht zum Friseur, ist doch eh allen egal, wie ich rumrenne. Das Kleid hab ich ja auch nicht bekommen.“ Nora sieht ihren Vater mit leidvollem Blick an. „Ich bin nicht so wichtig.“

„Nichts da! Nora, du gehst 15 Uhr zum Friseur und Cora geht 18 Uhr. Ich werde warten und dich anschließend gleich hinfahren, das ist doch alles kein Problem.“ David wirft einen unnachgiebigen Blick auf Cora.

„Das ist ein Problem, denn beim Friseur dauert es mindestens eine Stunde“, widerspricht Cora aufgebracht, doch David hebt abwährend die Hand. „Was soll an deinen Haaren so lange dauern? Im Grunde genommen könntest du das auch allein machen. Nora hat schon nicht ihr Kleid bekommen, dann bekommt sie wenigsten die Frisur, die sie haben möchte.“

„Du hast ja schließlich auch das Kleid, das du haben wolltest, bekommen“, mischt sich Nora schnippisch ein.

„Das hat mein Vater mir vor drei Monaten aus Italien geschickt und ich habe es mir vorher nicht ausgesucht. Du hast vor vier Wochen schon eins bekommen, was kann ich dafür, dass es dir jetzt nicht mehr gefällt und du ein anderes willst, das sie aber nicht in deiner Größe haben. Und außerdem ist es mein Abi-Ball.“ Wütend sieht Cora ihre Stiefschwester an.

„Cora, was soll das? Nora hat keinen Abschlussball, obwohl sie auch ihren Abschluss gemacht hat. Somit ist es für euch beide ein Abschlussball und du hast das schönere Kleid, also bekommt sie den früheren Termin und jetzt ist Schluss damit“, fährt ihre Mutter dazwischen. Cora springt auf und stürmt hoch in ihr Zimmer. Grinsend schaut Nora ihr hinterher, doch als sie ihr Gesicht zu Anna wendet, ist nichts mehr davon zu sehen. „Ich weiß nicht, warum sie immer so zu mir ist. Ich hab ihr doch nichts getan. Vielleicht sollte ich auf den Termin verzichten.“ Mit unschuldigem Blick sieht sie von Anna zu ihrem Vater. „Kommt überhaupt nicht in Frage! Es soll für euch beide ein schöner Tag werden und Cora wird sich damit abfinden müssen.“ Sein Blick ist entschlossen auf Anna gerichtet, die sofort zustimmend nickt.

 

Vorsichtig kommt Cora die Treppe herunter. Sie trägt das Kleid, das ihr Vater ihr geschenkt hat. Es ist ein Kleid aus zarter gelber Seide. Der weich fließende Stoff umspielt sanft ihrer zierliche Gestalt, die durch die eng gefasste Taille noch betont wird. Durch das zarte Gelb werden ihr dunklerer Teint und ihre haselnussbraunen Augen wunderschön zur Geltung gebracht. Und ihr braunes Haar, das ihr in wilden gelockten Strähnen über den Rücken fällt, unterstützt den Eindruck einer wilden Schönheit noch.

Unten angekommen bleibt sie vor dem großen Spiegel stehen und betrachtet sich kritisch.

„An deiner Stelle würde ich so nicht zum Abi-Ball gehen. Du siehst aus wie eine Vogelscheuche.“ Grinsend kommt Nora näher und lässt ihren gehässigen Blick von oben herab über Cora schweifen. Nora ist zwar anderthalb Jahre jünger als Cora, doch sie ist gut 10 cm größer. „Schon allein deine Haare. Kannst du dir keinen Zopf machen, wie sonst auch? Und dann das Kleid. Es passt dir überhaupt nicht. Du hängst drin wie ein Schluck Wasser. Guck dich mal an, da ist doch nichts.“ Nora tippt Cora auf die Brust und dabei wird ihr Grinsen noch breiter. „Du hast ja nur Igelschnäuzchen. Oben rum müsstest du mindestens zwei Nummern mehr haben. Na ein Gutes hat das Kleid doch. Es ist schön lang und verdeckt deine Storchbeine.“ Mit einer lässigen Handbewegung schiebt Nora Coras Haare etwas zur Seite. „Und Schmuck könntest du auch gebrauchen, aber das würde auch nichts mehr ändern. Du bist und bleibst ein hässliches Entlein.“ Aus zusammengekniffenen Augen sieht Cora sie an. „Lass mich endlich in Ruhe und verschwinde.“

„Na ihr beiden, was ist schon wieder?“ Cora hat gar nicht mitbekommen, wie ihre Mutter reingekommen ist, und senkt verlegen den Blick. Doch Nora richtet sich stolz auf und sieht Anna direkt an. „Ich wollte ihr helfen, aber sie hat mich nur angefahren, dass ich verschwinden soll.“

„Cora, warum lässt du dir nicht von Nora helfen?“ Anna sieht ihre Tochter eindringlich an, doch Cora sagt kein Wort. „Gut. David kommt gleich. Er fährt erst Nora zum Friseur und dann dich.“ Sofort hebt Cora abwehrend die Hände. „Nein, das braucht er nicht. Ich gehe zu Lydia. Sie macht mir noch die Haare und ihre Mutter fährt uns dann beide rüber. Eure Eintrittskarten habe ich auf die Kommode gelegt und Papas nehme ich mit. Ich treffe ihn dort.“ Cora greift nach ihrer Tasche und geht zur Tür. „Cora! Verlasse dich nicht zu sehr darauf, dass er kommt. Er wird dich nur enttäuschen.“

„Papa hat mich noch nie enttäuscht und er wird kommen.“ Nur einen kurzen Blick hat Cora für ihre Mutter übrig und dann fällt die Tür ins Schloss. Nora geht einen Schritt auf Anna zu und legt ihren Arm um sie. „Ach Anna, vielleicht kommt er ja doch. Cora wünscht es sich so sehr.“ Schmunzelnd streicht Anna ihr über die Wange. „Als ich gestern mit ihm wegen deines Praktikums gesprochen habe, war er noch in Spanien und er hat nicht erwähnt, dass er herkommen wird. Du kannst übrigens mit und wohnst bei Cora und ihren Freundinnen im Haus.“

„Aber das ist doch jetzt nicht wichtig. Cora wird nur mächtig enttäuscht sein, wenn er nicht kommt.“ Mit einem traurigen Blick und doch verständnisvoll sieht Nora Anna an.

„Du bist ein gutes Mädchen, so verständnisvoll und reif für dein Alter, wenn Cora das doch nur auch wäre.“ Anna zieht Nora in ihre Arme und drückt sie fest an sich, wodurch ihr das hinterhältige Grinsen, das über Noras Gesicht zieht, entgeht.

 

Aufgeregt läuft Cora vor der großen Eingangstür hin und her. Weder ihre Mutter mit Anhang noch ihr Vater sind inzwischen hier und in 10 Minuten soll es losgehen.

„Cora, los komm rein. Wir müssen uns gleich aufstellen. Deine Mutter hat doch die Eintrittskarten, da brauchst du nicht warten.“

„Ich warte auf meinen Vater.“ Nervös wedelt sie mit seiner Eintrittskarte herum.

„Leg sie am Eingang für ihn hin, aber wir müssen jetzt rein.“ Lydia nimmt Cora an den Schultern und schiebt sie vor sich her in Richtung Tür, als plötzlich Coras Aufmerksamkeit auf einen silbernen Porsche gelenkt wird. Kaum steht das Auto, springt auch schon ein braun gebrannter, gut aussehender Mann in eleganter Kleidung heraus. Sofort erkennt Cora ihren Vater und stürmt auf ihn zu. „Papa! Da bist du ja endlich.“ Freudig reißt er sie in seine Arme. „Tut mir leid mein Schatz. Aber ich konnte nicht früher.“ Er schiebt sie auf Armlänge von sich und lässt seinen Blick bewundernd über sie gleiten. „Du bist ein sehr hübsches Mädchen geworden, und wie ich sehe, passt das Kleid. Du siehst umwerfend aus.“ Noch einmal zieht er sie fest in seine Arme.

„Entschuldigung! Aber wir müssen jetzt wirklich rein“, mischt sich Lydia zaghaft ein.

„Na dann!“ Galant reicht er Cora den Arm und führt sie hinein. Lydia betrachtet die beiden mit einem anerkennenden Blick. Die Ähnlichkeit zwischen Vater und Tochter ist mehr als deutlich zuerkennen. Lydia hat Coras Haare zu einem eleganten Knoten geschlungen und locker hochgesteckt, sodass immer noch der Hauch einer wilden Schönheit sie umgibt.

Der Einmarsch der Abiturienten ist schon vorbei, als endlich Coras Mutter mit David und Nora dort eintreffen. Erstaunt sieht Anna sich um. Ihr Tisch ist leer und Cora tanzt ausgelassen mit ihrem Vater einen Walzer. Schon lange hat sie ihre Tochter nicht mehr so glücklich gesehen.

Nachdem die Musik verklungen ist, kommt Cora lachend, an der Seite ihres Vaters, zum Tisch. „Das habt ihr euch aber gut ausgedacht. Die Mädchen holen sich ihren Vater und die Jungs ihre Mutter. Endlich mal wieder Walzer getanzt, das habe ich schon lange nicht mehr gemacht. Und ich muss sagen, du kannst gut tanzen.“ Lachend drückt er ihr einen Kuss auf die Wange, dann rückt er ihren Stuhl zurecht. Erst als Cora sitzt, lässt er seinen Blick zu den anderen schweifen und begrüßt sie. „Hallo Anna. Hallo David. Und du musst Nora sein. Schön euch zu sehen und ganz besonders schön dich kennen zu lernen.“ Mit einem charmanten Lächeln verbeugt er sich leicht in Noras Richtung. Dann wendet er sich wieder Cora zu. „Schatz, was möchtest du trinken. Heute ist dein Tag und ich erfülle dir jeden Wunsch.“ Cora sieht ihn mit leuchtenden Augen an. „Dass du hier bist, reicht mir schon.“

„Hier ist es ganz schön warm drin, da könnte ich was zu trinken vertragen.“ Mit einem unschuldigen Lächeln sieht Nora von Coras Vater zu ihrem. Natürlich nickt dieser sofort und will etwas bestellen, doch bevor er dazu kommt, ist Nora aufgesprungen. „Ich hol mir was an der Bar, das geht schneller, du musst mir nur Geld geben.“

 

Während des gesamten Abends unterhält sich Cora hervorragen mit ihrem Vater und nur sehr wenige Tänze haben sie ausgelassen. Einige Male hatte Cora ihre Mutter mit David tanzen sehen, doch Nora konnte sie nirgends entdecken, was ihr ganz recht war. Nachdem sie sich einen Programmpunkt vorn an der Bühne angesehen haben, will Mario seine Tochter zum Tisch zurückführen, doch Cora lehnt es lächelnd ab. „Geh du schon mal vor, ich komme gleich nach.“

Kaum hat sich Mario an den Tisch gesetzt, erscheint auch schon Nora. „Anna und mein Vater tanzen noch, aber ich kann dir ja Gesellschaft leisten.“ Nora nimmt ihren Stuhl und rückt etwas näher zu ihm heran. „Seit wann bist du eigentlich wieder in Deutschland? Wie ich von Anna gehört habe, warst du gestern noch in Spanien.“ Ihre vertraute Anrede entlockt Mario ein Schmunzeln. „Ich bin erst heute Nachmittag eingetroffen.“

Verführerisch klimpert Nora mit ihren langen künstlichen Wimpern. „Hast du schon ein Hotelzimmer oder suchst du eine Übernachtungsmöglichkeit?“

„Ich brauche kein Zimmer, ich habe hier immer noch meine kleine Eigentumswohnung.“ Schmunzelnd betrachtet er Nora, die ihm ein sinnliches Lächeln schenkt. Leicht irritiert senkt Mario seinen Blick. Die Kleine flirtet doch tatsächlich mit ihm. Ihm ist zwar schon einiges untergekommen, aber noch nie wurde er von einer 16-Jährigen so dreist angeflirtet. Angestrengt versucht er ein Lachen zu unterdrücken, als er seinen Blick musternd über Nora gleiten lässt. Sie hat sich wahrhaftig sehr viel Mühe gegeben, sexy und verführerisch auszusehen. Nicht nur, dass ihr Kleid zu viel von ihren körperlichen Reizen zeigt, nein, auch die ganze Schminke in ihrem Gesicht erinnert ihn an ein leichtes Mädchen. Zum Glück läuft Cora nicht so rum und ehrlich gesagt, versteht er auch nicht, wie Anna und David es erlauben können. „Hast du schon einen Freund?“, versucht Mario sie von ihrem Flirten abzulenken.

„Na klar, schon lange. Im Moment bin ich mit Patrick zusammen. Er kommt nachher vorbei, Cora hat ihm keine Eintrittskarte besorgt und erst nach 23 Uhr dürfen auch Freunde ohne Karte rein.“ Nora setzt eine gewichtige Miene auf. „Er kommt mit seinem neuen Audi A6 und bringt mich nachher auch nach Hause. Patrick ist nicht mehr so ein Milchbubi, er ist ein richtiger Mann und weiß, wie man Frauen behandelt. Ganz anders als André, mit dem ich vorher zusammen war. Der war noch ein halbes Kind.“ Nora redet ohne Unterlass und achtet auf nichts mehr und so entgeht ihr auch das amüsierte Lächeln auf Marios Gesicht. „Ich würde mich nie wieder mit so einem Jungen einlassen. Ich weiß jetzt, was ich will. Ich will einen Mann mit Erfahrung.“

„Und mit einem großen Auto und ’ner dicken Brieftasche“, meint Cora lachend, als sie sich zu den beiden setzt. Nora hat nicht mitbekommen, wie Cora sich genähert hat, und ist jetzt ziemlich sauer über ihre Bemerkung. „Wenn dich ein Typ wie Patrick anmachen würde, würdest du auch nicht nein sagen. Aber so einer nähert sich dir ja nicht.“ Nora sieht Mario belehrend an. „Cora ist ja ganz nett, aber sobald ein Junge in der Nähe ist, setzt sie alles daran ihn zu vergraulen.“ Kurz lässt sie ihren Blick zu Cora schweifen und erhascht ihren warnenden Blick, doch Nora hat sich schon reichlich Mut angetrunken und ist in bester Stänkerlaune. „Ach, ich wollte mich ja noch bedanken, dass ich das Praktikum bei dir machen darf. Unser Ferienhaus werde ich auch ganz alleine sauber halten, Cora brauch keinen Finger zu rühren, sie kann ihren Urlaub genießen.“ Cora starrt Nora entsetzt an, sämtliche Gesichtszüge sind ihr entgleist und das Atmen fällt ihr schwer.

„Das höre ich gern, aber du wirst auch genug Freizeit haben“, sagt Mario schmunzelnd, doch als sein Blick auf Cora fällt, fragt er besorgt: „Was ist mein Schatz? Geht es dir nicht gut?“

„Ja du bist wirklich ein bisschen blass. Hast wohl ein Glas zu viel getrunken? Dann halte dich jetzt mal lieber von der Bar fern“, ist ihre Mutter auch schon zu hören.

„Ich habe nicht zu viel getrunken.“ Scharf sieht Cora ihre Mutter an, lässt ihren Blick aber sofort zu ihrem Vater wandern. „Papa tanzen wir noch mal?“ Mühsam lächelt sie ihn an. „Natürlich.“ Sogleich erhebt er sich und reicht ihr die Hand.

„Nein, ich muss mit dir sprechen. Cora geh doch mal ein bisschen an die frische Luft, dann geht es dir gleich besser.“ Anna wirft Cora einen mahnenden Blick zu, der eindeutig sagt, dass sie keine Widerrede duldet. Gehorsam steht Cora auf und geht zur Tür.

Sobald Cora verschwunden ist, winkt David Nora zu sich. „Komm, lass uns tanzen.“ Anna wartet, bis auch sie weg sind, dann sieht sie zu Mario rüber. „Cora ist in letzter Zeit ein bisschen schwierig. Sie ist eifersüchtig, weil ich jetzt nicht mehr so viel Zeit für sie habe. Ich bitte dich, sie nicht noch darin zu unterstützen. Also kauf ihr keine Cocktails mehr, sie hat schon genug getrunken.“ Erstaunt schaut Mario seine Exfrau an. „Ich habe nicht den Eindruck, dass sie auf irgendjemanden eifersüchtig ist und ich habe ihr auch keinen Cocktail gekauft. Bisher wollte sie nur Orangensaft haben. Auch glaube ich nicht, dass es ihr schlecht geworden ist, weil sie zu viel getrunken hat, denn das hat sie nämlich nicht. Es wird wohl eher die schlechte Luft hier drin sein.“ Aufgebracht schüttelt Anna den Kopf. „Mario, Cora hat sich verändert, sie ist nicht mehr das kleine liebe Mädchen, das du gekannt hast. Du weißt überhaupt nicht, wie sie sich manchmal aufführt. Du kennst sie nicht mehr, wie denn auch, du hast ja nie Zeit für sie. Ehrlich gesagt wundert es mich, dich hier zu sehen.“ Vorwurfsvoll sieht sie ihn an.

„Ich habe ihr versprochen, dass ich komme und meine Versprechen halte ich. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Cora sich daneben benimmt.“

„Früher hast du viel versprochen und nichts gehalten. Du weißt nicht, was deine Tochter hinter deinem Rücken treibt und ich wette, du hast ihr schon wieder Geld gegeben, das sie jetzt an der Bar ausgeben kann.“

„Natürlich habe ich ihr Geld gegeben. Und du wolltest immer, dass ich dir Dinge verspreche, die ich nicht halten konnte. Bei Cora ist das was anderes, da entscheide ich, was ich verspreche und dann halte ich es auch.“ Beide sind so in ihren Streit vertieft, dass sie Cora erst mitbekommen als sie ihre Hand auf die Schulter ihres Vaters legt und leise sagt: „Bitte streitet euch nicht schon wieder, lass uns lieber noch mal tanzen.“ Während Mario aufsteht, ist sein Blick auf Anna gerichtet. „Okay, lass uns noch einmal tanzen und dann werde ich gehen.“ Mit einem traurigen Lächeln sieht er Cora an. „Tut mir leid mein Schatz, aber das ist besser so.“ Betrübt nickt Cora und auf dem Weg zur Tanzfläche wirft sie ihrer Mutter einen zornigen Blick zu. Obwohl Cora rasch wieder wegsieht, hat Anna diesen Blick gesehen und sie nimmt sich vor, gleich noch mal mit Cora darüber zu reden.

Lachend zieht Mario seine Tochter von der Tanzfläche. „Du schaffst mich. Ich bin doch nicht mehr der Jüngste.“ Grinsend zieht Cora ihn weiter zur Bar. „Dafür bist du aber noch ganz gut in Form. Lass uns mit einem Orangensaft anstoßen.“ An der Bar angekommen sieht Mario ihr direkt in die Augen. „Was hast du heute schon alles getrunken?“ Verwundert sieht sie ihn an. „Eine ganze Menge Orangensaft, den hast du mir doch gekauft.“

„Ich meine von dem Geld, das ich dir gegeben habe.“

„Na das habe ich doch noch alles. Warum fragst du? Glaubst du, dass ich Alkohol trinke?! Das habe ich noch nie getan und das weißt du auch oder glaubst du jetzt auch schon alles, was die supertolle Nora erzählt?“ Enttäuscht sieht sie ihn an. Leicht schüttelt Mario den Kopf. „Nein, ihr würde ich nichts glauben, aber deine Mutter hat so etwas angedeutet.“

„War ja klar, dass Nora ihr wieder so was erzählt.“ Cora senkt den Kopf, doch Mario konnte deutlich die Verzweiflung in ihrem Blick sehen. „Du verstehst dich nicht mit ihr?“

„Überhaupt nicht.“

„Dann versteht ich nicht, warum du wolltest, dass sie ein Praktikum bei mir macht und die vier Wochen mit im Ferienhaus wohnt.“

„Wie kommst du denn darauf? Das wollte ich nie!“ Aufgebracht schüttelt Cora ihren Kopf.

„Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Anna hat mich gestern angerufen und gesagt, dass du sie gefragt hast, ob sie ein gutes Wort bei mir einlegt, damit Nora mitfahren kann. Es soll nicht umsonst sein, sie würde gern dafür arbeiten. Anna sagt, du hast Angst, dass ich nein sagen könnte, weil sie Davids Tochter ist.“ Erstaunt reißt Cora die Augen auf. „Nichts davon stimmt. Nora hat auch nie erwähnt, dass sie überhaupt mit will.“

Nachdenklich sieht Mario sie an. „Ich bin so spät hier gewesen, weil ich noch schnell alles mit Noras Praktikumsplatz regeln wollte, ihr kommt ja schließlich schon in vier Tagen. Wenn du willst, sage ich Nora ab.“ Abwehrend hebt Cora die Hände. „Bloß das nicht. Hast du eine Ahnung, was dann zu Hause los ist? Könntest du ihr aber ein anderes Zimmer geben?“

„Ein ganzes Ferienhaus kann ich ihr nicht geben, und ob im Haupthaus noch ein Zimmer frei ist, weiß ich nicht, aber ich werde es versuchen. Nur versprechen kann ich dir nichts.“ Mit gerunzelter Stirn sieht er sie an. „Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich doch gleich abgesagt. Ich werde mir was einfallen lassen.“

Noch einmal gehen sie auf die Tanzfläche und dann bringt Cora ihren Vater zum Auto, denn er zieht es vor, nicht noch einmal mit Anna zusammenzutreffen. Er könnte in Versuchung geraten, ihr die Meinung zu sagen und das würde dann Cora den Abend verderben und genau das will er nicht.

Cora sieht den sich entfernenden Porsche sehnsüchtig hinterher. Erst als er nicht mehr zu sehen ist, geht sie wieder rein und gleich zu Lydia.

Im Auto greift Mario gleich zum Handy und ruft in der Ferienanlage an. „Ich brauche ein Zimmer, dringend!“

 

Lydia sieht Cora fragend an. „Du guckst so griesgrämig, was ist denn los? Können die beiden jetzt doch nicht mitfahren?“ Missmutig schüttelt Cora den Kopf. „Nein, mit den beiden geht alles klar, aber meine Mutter will, dass Nora auch mitfährt und sie hat das schon gestern mit meinem Vater geklärt. Ich kann es nicht mehr verhindern.“

„Scheiße! Sag bloß deine Mutter will, dass wir auch noch auf sie aufpassen. Ich hab keine Lust mich um ein Kind zu kümmern.“ Lydia funkelt Cora wütend an, was Cora beschwichtigend einlenken lässt. „Sie wird ein Praktikum machen, also haben wir sie nicht den ganzen Tag am Hals.“

„Ein Praktikum? Die Anlage ist doch vollbelegt, da wird sie bestimmt eine Menge zu tun haben. Na das hört sich schon wieder besser an. Aber sag deiner Mutter gleich, ich passe nicht auf sie auf. Nora ist schließlich schon 16, da bauen die Kinder die meiste Scheiße.“ Lydia hat Schwierigkeiten sich auf den Füßen zu halten und so hilft Cora ihr auf einen Stuhl und beschließ ihr nichts weiter von dem Gespräch mit ihrem Vater zu erzählen.

Cora bleibt den Rest des Abends an Lydias Seite und bekommt nur ganz nebenbei mit, dass ihre Mutter und David gegangen sind. Doch Nora läuft ihr immer wieder über den Weg und teilt ihr vergnügt mit, was sie alles in Spanien machen will. Gerade ist sie mal wieder vor Cora aufgekreuzt und meint: „Dein Vater sieht ja wirklich affengeil aus und wir haben uns super unterhalten. Ich glaub, er hat eine Schwäche für mich. Hat er eigentlich eine Freundin?“

„Lass ihn in Ruhe! Geh lieber zu deinem Patrick, der sucht dich schon eine ganze Weile.“ Cora weist mit dem Kopf in seine Richtung. „Hast du ihm bereits erzählt, dass du vier Wochen nach Spanien fährst und es dort mit jedem Typen treiben wirst.“

„Bist du neidisch, weil du keinen abbekommen wirst? Na vielleicht solltest du den Typen mal Geld anbieten. Du bekommst schließlich genug von deinem Vater.“ Bösartig grinst Nora sie an. „Allerdings glaube ich kaum, dass sich ein halbwegs ansehnlicher Kerl kaufen lässt, das sind immer nur die Loser.“ Lachend dreht sich Nora um und geht zu Patrick, der ihr schon entgegen kommt. Cora schaut ihr immer noch hinterher, als Lydia sie am Arm zieht. „Cora, mir ist so schlecht. Ich glaub, ich sterbe.“ Aus einem blassen Gesicht sieht Lydia sie unglücklich an. „Du stirbst nicht, du bist nur total besoffen. Warum hast du so viel getrunken? Das machst du doch sonst nicht.“

„Nora hat mich doch eingeladen, da konnte ich nicht nein sagen. Oh, mir ist so schlecht,“ jammert Lydia schon wieder los. Cora hat sie keinen Moment aus den Augen gelassen und hält es nun für besser, sie zur Toilette zu bringen. Was sich auch ein paar Minuten später als richtig erweist, denn kaum haben sie die Toilette erreicht, muss sich Lydia auch schon übergeben.

Gegen vier Uhr kommt Cora nach Hause. Sie hat sich mit Lydia ein Taxi geteilt und um sicherzugehen, dass Lydia unbeschadet in ihr Bett gelangt, hat Cora sie selbst dort reingebracht. Und nun steht sie unter der Dusche und lässt die schönen Stunden, die sie mit ihrem Vater verbrachte, Revue passieren.

Da sie noch viel zu aufgewühlt ist, um schlafen zu können, setzt sie sich in ihrem Zimmer vor dem Fernseher und zappt sich durch das Programm.

Lautes Lachen schreckt sie auf und neugierig tritt sie auf den Flur hinaus. Vorsichtig beugt Cora sich über das Geländer und schaut nach unten. Deutlich kann sie Nora und Patrick sehe. Er versucht Nora, die sichtliche Probleme beim Laufen hat, die Treppe hochzuschieben, sie jedoch ist nur damit beschäftigt, ihm das Hemd aufzuknöpfen.

„Nora lass das! Komm erst mal in dein Zimmer.“

Nora zieht einen Schmollmund. „Du liebst mich gar nicht“, säuselt sie ihm zu.

„Doch ich liebe dich, aber nicht hier auf der Treppe. Wenn deine Eltern uns sehen. Komm mit nach oben.“ Vorsichtig versucht er sie weiter zu schieben.

„Ich hab keine Eltern, ich hab nur einen Vater. Anna ist nur seine Geliebte, schließlich muss er ja irgendwo Dampf ablassen, sie wird nie meine Mutter sein. Willst du nicht auch Dampf ablassen?“ Verführerisch lächelt sie ihn an und ihre Hand wandert zu seiner Hose. „Du weißt, dass ich gut bin und bisher hat es dir immer gefallen.“ Patrick hält ihre Hand fest und mit rauer Stimme flüstert er: „Ja, du bist gut und es gefällt mir auch, aber es ist gleich sechs und Cora wird bestimmt wieder zeitig aufstehen und uns erwischen. Dann wird sie es deinem Vater erzählen und der schmeißt mich achtkantig raus.“ Er hat sie in seine Arme gezogen und streicht ihr zärtlich über den Rücken hinunter zu ihrem Po, fest umschließt er ihn und drückt sie an sich. Sinnlich lächelnd streicht sie mit ihrer Hand über seine Brust und ihren Unterleib reibt sie genussvoll an ihm. „Na dann lass uns schleunigst nach oben gehen“, säuselt sie ihm zu. Tief zieht er die Luft ein und dann hebt er sie auch schon auf seine Arme und steigt die Treppe hinauf. Auf einmal hat er es sehr eilig nach oben zu kommen. Gerade noch rechtzeitig kann Cora unbemerkt in ihr Zimmer verschwinden.

 

Als Cora Stunden später ein Klappern von unten hört, springt sie aus dem Bett und geht hinunter. Ihre Mutter steht in der Küche und bereitet das Mittagessen zu. Rasch gesellt Cora sich zu ihr und hilft.

„Na wenigstens du hilfst mir.“ Von der Seite sieht Anna ihre Tochter musternd an. „Wann warst du eigentlich zu Hause?“

„Noch bevor Patrick Nora nach Hause gebracht hat. Warum fragst du nicht, wann sie zu Hause war, sie ist schließlich erst 16 und ich bin immerhin schon 18 und da darf ich wohl ein bisschen länger wegbleiben?“ Cora ist sauer auf ihre Mutter, sie hat ihr gestern den ganzen Abend verdorben.

„He, was soll der schnippische Ton jetzt? Wenn Nora wach ist, werde ich auch sie fragen.“ Anna stemmt ihre Hände in die Seiten und schaut Cora eindringlich an. „Ich weiß genau, dass du mir die Schuld gibst, dass dein Vater so schnell wieder abgehauen ist, irgendwann wirst du verstehen, dass es nicht immer meine Schuld ist. Und außerdem wirst du ihn in Spanien sehen.“

„Weil du gerade Spanien erwähnst, wieso hast du behauptet, dass ich will, dass Nora mitkommt?“ Wütend starrt Cora ihre Mutter an.

„Ich will, dass ihr mehr Zeit miteinander verbringt, ihr werdet euch dort besser kennen lernen und anfreunden. Glaube mir, du wirst froh über ihre Gesellschaft sein. Und dann werdet ihr auch beide in München sein, sie macht ihre Lehre dort und du studierst, da wird es gut sein, wenn ihr euch habt. Du wirst mir noch für alles dankbar sein.“ Seelenruhig schält ihre Mutter die Kartoffeln, während Cora das Messer auf den Tisch wirft und ihre Mutter fassungslos anstarrt. „Das glaubst du nicht wirklich?! Seitdem sie hier aufgetaucht ist, versuche ich mit ihr auszukommen, doch sie will es gar nicht, sie macht mir das Leben zur Hölle und nun auch noch meinen Urlaub.“

„Jetzt dramatisier mal nicht, sie war immer sehr entgegenkommen zu dir, nur du hast es ständig abgelehnt.“

„Ja das hat sie dir erzählt, wie wäre es, wenn du zur Abwechslung auch mal mir glaubst. Was hat sie dir gestern Schönes aufgetischt? Dass ich mir einem Cocktail nach dem anderen hole und mich besaufe? Hab ich aber nicht! Du solltest mal hoch in ihr Zimmer gehen und dich auf eine Überraschung gefasst machen.“

„Cora, warum bist du so eifersüchtig auf Nora? Ich weiß, dass sie gestern zwei Cocktails getrunken hat, David hat sie ihr schließlich gekauft. Und ich weiß auch, dass Mario dir Geld gegeben hat, damit du dir was kaufen kannst.“ Siegessicher sieht Anna ihr ins Gesicht. „Und Nora hat dich öfters an der Bar gesehen.“

„Ja, Nora war ziemlich oft an der Bar und Patrick hat reichlich Geld dort gelassen, obwohl er nichts getrunken hat.“ Abwehrend hebt Anna die Hände. „Komm mir jetzt nicht so. Schieb nicht alles von dir auf Nora und außerdem wollte sie auch nur ein bisschen feiern“

„Mama, ich bin 18 und es war mein Abi-Ball. Nora ist erst 16 und sie ist zu blöd ihr Abi zu machen.“ Wütend stürmt Cora aus der Küche und hoch in ihr Zimmer, das sie auch den ganzen Tag nicht mehr verlässt.

Kapitel 3

Endlich setzt das Flugzeug zur Landung an. Nervös rutscht Cora auf ihrem Sitz hin und her, sie kann es kaum erwarten, hier rauszukommen. Der Flug war die reinste Hölle für sie, eigentlich der ganze Tag. Es fing früh am Morgen bereits an. Cora hat ihren Wecker extra eine Stunde zeitiger gestellt, damit sie sich im Bad Zeit lassen kann, doch kaum war sie im Bad, wurde auch schon an der Tür gerüttelt. Deutlich konnte Cora auf dem Flur Noras Stimme hören. „Du musst unten das Bad benutzen. Sei aber leise, damit niemand wach wird und dann verschwinde schnell, um Cora kümmere ich mich.“ Daraufhin herrscht ein Moment Stille, bevor jemand auf leisen Sohlen die Treppe runterschleicht. Cora überlegt einen Augenblick, ob sie ans Fenster geht, um zu sehen, wer der heimlicher Besucher ist, doch sie vermutet, dass es Patrick ist und im Grunde genommen geht es sie auch nichts an. Durch ein lautes Hämmern an der Tür wird sie aus ihren Gedanken gerissen. „Los beeil dich! Was machst du eigentlich schon um diese Zeit im Bad? Da will ich jetzt rein.“

„Du wirst dich wohl noch ein bisschen gedulden müssen.“ Genervt stellt sich Cora unter die Dusche und dreht das Wasser auf. Erneut hämmert es gegen die Tür. „Rege dich aber nachher nicht auf, wenn ich nicht schnell genug fertig bin. Ich hab Anna extra gesagt, dass ich als Erste ins Bad will.“ Und dann ist endlich wieder Ruhe.

Als Cora das Bad verlässt, ist weit und breit keiner zu sehen, also klopft sie an Noras Tür. „Ich bin fertig, du kannst jetzt ins Bad.“ Einen Moment bleibt sie stehen und lauscht, doch es ist nichts zu hören. Entschlossen öffnet sie die Tür und ihr Blick fällt auch gleich auf das breite Bett, im dem Nora liegt und schläft. Cora geht zu ihr rüber und schüttelt sie sanft an der Schulter. „He Nora! Aufstehen! Du kannst ins Bad.“ Verschlafen schlägt Nora ihre Augen auf und starrt sie verwundert an, aber nur für einen kurzen Augenblick, dann springt sie auf und fährt Cora an. „Was machst du in meinem Zimmer? Scher dich raus, du hast hier nichts zu suchen.“

„Krieg dich mal wieder ein. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass du ins Bad kannst.“ Kopfschüttelnd geht Cora in ihr Zimmer.

Schnell hat sich Cora angezogen und erscheint pünktlich zum Frühstück. Ihr Gepäck hat sie bereits im Flur hingestellt. Anna setzt sich zu ihr an den Tisch und dreht nachdenklich ihre Kaffeetasse in den Händen. Eine Weile sitzen die beiden sich schweigend gegenüber, dann räuspert sich Anna und sieht Cora an. „Wenn ihr dort seid, kümmere dich bitte etwas um Nora. Lass sie nicht allein dastehen und vor allem, mach sie vor deinen Freundinnen nicht schlecht.“

„Was soll das jetzt heißen?“ Fassungslos starrt Cora ihre Mutter an.

„Ich will nur nicht, dass du Nora bei den Mädchen in Verruf bringst und sie mit ihr nichts mehr zu tun haben wollen. Nora hat erzählt, dass du das schon auf dem Abi-Ball getan hast, also lass das bitte. Ich werde auch Mario anrufen und fragen, wie es bei euch läuft.“

„Du willst mich kontrollieren?“ Das ist zu viel für Cora. „Du brauchst Papa nicht anrufen, denn er fliegt heute noch nach Italien. Er wird dir demzufolge nicht sagen können, was ich wieder Schlimmes angestellt habe, da muss du schon bei deiner Nora nachfragen. Vielleicht ist es besser, wenn ich hier bleibe und sie allein fliegt.“ Schäumend vor Wut springt Cora auf und will nach oben gehen. Einen Fuß hat sie schon auf der Treppe, als es an der Tür klingelt. Kurz entschlossen stürmt Cora zur Tür und öffnet.

Lydia und Patrick stehen davor.

„Hey, seht mal, wer mir vor eurem Haus in die Arme gelaufen ist.“ Begrüßt Lydia sie lachend.

„Das ist doch nichts Neues. Der ist mehr bei uns als bei sich zu Hause.“ Flüchtig sieht Cora von einem zum anderen. „Ich habe aber eine Neuigkeit für dich. Ich werde nicht mitfliegen, ihr könnt allein mit Nora Urlaub machen.“

„Was ist denn jetzt schon wieder?“ Genervt verdreht Lydia die Augen. Bevor Cora antworten kann, kommt Anna dazwischen: „Ach, Cora hat nur mal wieder ihre fünf Minuten. Sie wird mitfliegen und ihr werdet einen schönen Urlaub haben.“

„Ja und meine Mutter wird auch regelmäßig bei Nora nachfragen, ob ich nett zu ihr bin und ob ich auch schön mit ihr spiele und sie nicht ärgere.“ Cora grinst Lydia frech an. „Und du musst auch nett zu ihr sein, sonst erzählt sie, dass ich dich gegen sie aufgehetzt habe.“ Mit großen Augen und aufgerissenem Mund steht Lydia da und starrt Cora an. „Du brauchst mich nicht so anzuschauen, dass hat sich allein meine Mutter ausgedacht, weil ich euch alle beim Abi-Ball gegen Nora aufgehetzt habe.“ Wütend stemmt Cora die Hände in die Seiten und wirft ihrer Mutter einen herausfordernden Blick zu.

„Aber das ist doch …“, beginnt Lydia, doch weiter kommt sie nicht, denn Anna mischt sich aufgebracht ein: „Mein liebes Fräulein, wenn du dich weiter so aufführst, wird der ganze Urlaub abgeblasen. Wenn du das deinen Freundinnen unbedingt antun willst, dann brauchst du es nur zu sagen.“ Aus funkelnden Augen sieht Cora ihre Mutter an. „Dann blas doch alles ab!“

„Cora nein! Wir wollten doch so viel machen und unseren Schulabschluss richtig feiern. Nora wird den ganzen Tag beschäftigt sein, wir kommen schon mit ihr klar und du auch. Sei jetzt kein Spielverderber.“ Lydia klammert sich an Coras Arm und sieht sie flehend an. Kurz lässt Cora ihren Blick von ihrer Mutter zu Lydia schweifen, dann dreht sie sich um und geht nach oben. Auf der Treppe dreht sie noch einmal leicht den Kopf. „Stell deine Taschen neben meine. Das Auto müsste gleich hier sein.“ Als Cora weitergehen will, kommt ihr Nora entgegen, nur kurz sehen sie sich warnend an und dann stürmt Nora auch schon weiter nach unten. „Patrick, was machst du denn hier?“ Ohne Lydia und Anna zu beachten, eilt sie auf Patrick zu.

„Du wolltest doch gestern noch mal vorbeikommen. Ich habe den ganzen Abend auf dich gewartet.“

„Ich hatte so viel zu tun“, säuselt Nora ihm zu, während sie entschuldigend seine Wange streichelt. Cora steht auf der Treppe und beobachtet die beide verdutzt.

„Beeilt euch Mädchen! Das Auto ist da“, kommt David zur Tür rein und sieht auf die Taschen im Flur. „Ist das alles?“, fragt er verwundert. Sofort schüttelt Nora den Kopf. „Nein, meine sind noch oben, ich hol sie gleich.“ Während Nora noch mit Patrick beschäftigt ist, dreht sich David zu Cora. „Geh schon mal Noras Sachen holen.“

„Ich muss auch noch was holen“, faucht Cora zurück und geht weiter die Treppe hinauf. Überstürzt löst sich Nora von Patrick und stürmt ihr hinterher. „Du gehst nicht in mein Zimmer, ich hol meine Sachen allein.“ Oben auf dem Flur hat sie Cora eingeholt und will an ihr vorbei, doch Cora stellt sich ihr in den Weg. „Wenn das vorhin nicht Patrick war, wer war dann dein heimlicher Besucher?“

„Das geht dich einen Scheißdreck an und wage dir ja nicht es jemandem zu erzählen.“ Drohend hat sie ihren Blick auf Cora gerichtet. „Wenn du was verrätst, erzähle ich deiner Mutter auch was. Und glaub mir, mir fällt bestimmt was ganz Tolles ein und sie glaubt mir eh alles.“ Hinterhältig grinsend dreht Nora sich um und verschwindet in ihr Zimmer. Noch einen Moment steht Cora wie angewurzelt da und starrt die geschlossene Tür an. Mit einem leichten Kopfschütteln wendet sie sich ab und holt ihre restlichen Sachen.

Kaum war Cora wieder unten, ging alles sehr schnell. Während Cora geschwind die Sachen im Auto verstaut, verabschiedet sich Nora von Anna und ihrem Vater. Langsam geht Cora auf ihre Mutter zu. „Wir sehen uns in vier Wochen wieder. Bis dann.“ Cora denkt nicht daran ihre Mutter zu umarmen, sie ist viel zu wütend auf sie. Als Cora gehen will, hält Anna sie fest und zieht sie an sich. „Komm, sag anständig auf Wiedersehen.“ Eindringlich sieht sie Cora an, bis diese nachgibt und die Umarmung erwidert. „Ich habe Nora gesagt, sie soll dich erinnern, gleich, wenn ihr angekommen seid, zu Hause anzurufen. Damit wir wissen, dass es euch gut geht.“

„Mama, ich war schon oft bei Papa und ich habe dich jedes Mal angerufen, ich habe es noch nie vergessen.“ Aufgebracht macht Cora sich los und steigt ins Auto.

Auf dem Weg zum Flughafen haben sie noch Juliane und Peggy abgeholt und dann ging es endlich los. Doch kaum waren sie im Flugzeug, fing Nora an rumzujammern. Erst wollte sie unbedingt am Fenster sitzen, dann doch wieder nicht. Zum Schluss saß sie zwischen Cora und Lydia und hat sich in jedes Gespräch der beiden eingemischt, bis es Cora vorzog, eine Weile zu schlafen. Doch auch dabei rempelte Nora sie ständig an, weil sie nicht ruhig sitzen konnte. Und nun sind sie endlich da.

 

Coras Vater hat es sich nicht nehmen lassen, sie persönlich vom Flughafen abzuholen. Stürmisch zieht er seine Tochter in die Arme und begrüßt sie, erst dann sind die anderen dran. „Hattet ihr einen guten Flug?“ Lächelnd sieht er von einem Mädchen zum anderen. Eh sich Cora versieht, drängt Nora an ihr vorbei und umarmt ihren Vater. „Danke der Nachfrage. Er war sehr gut.“ Mit einem unschuldigen Lächeln blickt Nora ihn an. Mario wiederum schaut sie etwas verwundert an. Er ist sich nicht sicher, was er von ihr halten soll. Vorsichtig schiebt er sie von sich und nimmt Coras Hand. „Na dann lasst uns zum Auto gehen, es wartet schon auf uns.“ Verschwörerisch lächelt er Cora an. „Wenn du deine Sachen ins Haus gebracht hast, fahren wir beide ein Stück raus und gehen dann noch essen. Ich habe mir den ganzen Nachmittag für dich freigenommen, aber heute Abend muss ich weg und werde voraussichtlich erst in zwei Wochen wieder hier sein.“ Begeistert nickt Cora, dann sieht sie Lydia entschuldigend an. „Ihr müsst heute mal ohne mich auskommen.“

„Geht schon klar. Wir werden uns in der Zwischenzeit die Anlage ansehen und uns die besten Jungs angeln.“ Grinsend sieht Lydia zu Juliane und Peggy rüber. „Mädels, werft euch in die geilsten Klamotten und dann reißen wir die Typen auf.“

Mario muss lachen. „So wie es aussieht, seid ihr voll auf Spaß aus. Na dann lasst uns nicht hier rumstehen.“ Sanft zieht er Cora zum Ausgang.

„Und was ist mit mir?“ Aufgebracht stürmt Nora hinter ihnen her. Schmunzelnd dreht Mario sich zu ihr. „Du gehst gleich ins Haupthaus und bekommst dort deine Einweisung und auch ein Zimmer.“

„Wieso? Ich dachte, ich wohne mit im Haus.“ Nora macht ein enttäuschtes Gesicht. Doch Mario lässt sich davon nicht beeindrucken und schüttelt den Kopf. „Nein. Du machst ein Praktikum und da wohnst du natürlich bei den anderen Angestellten. Es gibt für die Saisonarbeiter eine kleine Baracke, dicht beim Haupthaus, da hast du es morgens zur Arbeitseinteilung nicht so weit.“ Lächelnd sieht er die Mädchen an. „Euer Haus ist etwas abgelegen. Herrliche Aussicht, schön ruhig und da stört es auch nicht, wenn ihr abends eine kleine Party macht, aber nicht übertreiben.“

„Werden wir nicht. Versprochen.“ Lydia sieht einmal die Runde rum und alle nicken zustimmend.

 

Das Auto hält vor dem Eingangsportal des großen Haupthauses. Sofort ist ein Angestellter da um die Gäste und das Gepäck in Empfang zu nehmen, doch Mario schickt ihn sogleich wieder weg und zeigt auf Noras Taschen. „Nimm deine Taschen und dann bringe ich dich rein.“ Als er sieht, dass Nora drei große Taschen hat, entschließt er sich ihr zu helfen. Einen kurzen Blick wirft er noch rasch zu Cora. „Ich bin gleich zurück.“ Und dann verschwindet er auch schon mit zwei Taschen durch die Tür. Nora greift schnell die letzte Tasche und eilt hinterher.

„Die sind wir los. Das hat dein Vater super gemacht. Hoffentlich halst er ihr auch genug Arbeit auf.“ Freudestrahlend klatscht Lydia in die Hände. Peggy lässt ihren Blick zwischen Lydia und Cora hin und her schweifen. „Also mich hätte sie nicht gestört. Irgendwie ist sie niedlich und ich hätte sie schon beschäftigt.“ Leicht verlegen lächelt Peggy Cora an.

„Sag bloß, du hast dich in sie verguckt?“, meint Juliane grinsend. Peggy zuckt unschuldig mit den Schultern und meint: „Ich habe im Moment keine Freundin und auf dem Abi-Ball haben wir uns ganz gut unterhalten.“

„Bist du verzweifelt oder gefällt sie dir wirklich?“ Lydia sieht Peggy fragend an.

„Sie gefällt mir wirklich und das auch schon eine ganze Weile.“ Peggy wirft Cora einen entschuldigenden Blick zu. „Es stört dich doch nicht?“

„Nein, das ist deine Sache, aber wenn meine Mutter davon hört, bin ich wieder daran schuld.“ Betrübt sieht Cora Peggy an.

„Sie wird es ja nicht erfahren und keine Angst, ich dränge mich ihr nicht auf, es muss auch etwas von ihr kommen.“

„Peggy, ich glaube, das kannst du vergessen. Soviel ich weiß, hat Nora einen Freund.“ Juliane schaut erst Peggy und dann Cora an. „Stimmt doch?“

„Ja, aber das zählt bei ihr nicht viel. Sie wechselt schnell mal den Partner, auch nur für eine Nacht.“ Cora sieht Peggy eindringlich an. „Pass aber bei ihr auf, nicht dass sie dich hinterher in die Pfanne haut und behauptet, du hast sie verführt und dann bekommst du Ärger.“

„Danke für den Tipp, aber ich weiß, was ich mache.“ Verwegen lächelt Peggy zu ihr rüber und da kommt auch schon Mario zurück. „So, für Nora ist gesorgt. Sie wird ab morgen im Haupthaus arbeiten und ihr könnt den Tag genießen.“

„Muss sie den ganzen Tag arbeiten?“, fragt Peggy neugierig. Lachend schüttelt Mario den Kopf. „Nein, sie arbeitet vormittags ein paar Stunden und dann nachmittags nochmal, zwischendurch hat sie ein paar Stunden frei. Sie arbeitet schon nicht zu viel und Freizeit hat sie auch genug, es ist nur so eingeteilt, dass sie, wenn ihr Tagesausflüge macht, nicht mit kann.“

Während sie sich unterhalten, fährt das Auto einen schmalen Weg entlang, vorbei an einem großen Swimmingpool mit Rutsche und Sprungbrett gefolgt von einer großflächigen gepflegten Wiese, direkt auf einen Wald zu. Der Weg führt leicht bergauf und hinter einer sanften Kurve sehen sie dann auch schon das Haus.

Vor dem zweistöckigen Haus befindet sich eine stattliche Rasenfläche, auf der eine Hollywoodschaukel, ein Tisch und mehrere Stühle stehen und links vor der Eingangstür steht eine Bank. Die Mädchen steigen aus und schauen sich erst einmal neugierig um, während Mario und der Fahrer die Taschen ausladen.

„Na wie gefällt es euch bis jetzt?“ Lächelnd beobachtet Mario die Mädchen. „Kommt erst mal rein und schaut es euch drinnen an.“ Sofort greifen sie ihre Taschen und stürmen auf das Haus zu. Mario öffnet ihnen die Tür und lässt sie eintreten. Gleich, wenn sie reinkommen, ist ein großer Raum, der als Wohn- und Aufenthaltsraum dient. In ihm befinden sich eine gigantische Couch, davor ein Tisch und zwei Sessel. Auf der gegenüberliegenden Seite steht auf einer kleinen Kommode ein Fernseher und an der hinteren Wand befindet sich ein Schrank. Mario geht vor und öffnet eine Tür. „Hier ist das Bad und da drüben“, er zeigt auf die hintere Wand gleich neben dem Schrank, „geht es zur Küche.“ Ihnen vorausgehend weist er den Weg. Die Küche ist groß und geräumig, in der Mitte befindet sich ein massiver runder Tisch mit sechs Stühlen. Während die Mädchen sich noch umschauen, öffnet Mario schon die riesige Glastür. „Und hier ist die Terrasse mit dem schönsten Ausblick, den es hier gibt.“ Voller Neugier kommen die Mädchen auf die Terrasse und schauen sich um. Vor ihnen breitet sich eine wunderschöne Landschaft aus. Die Terrasse endet auf einem Felsvorsprung, von wo aus sie einen weiten Blick über den mit Bäumen bestückten Landstrich haben. Direkt vor ihren Augen öffnet sich zwischen den Bäumen eine Schneise, die einen herrlichen Blick auf das weite blaue Meer ermöglicht. Fasziniert stehen die Mädchen da und lassen ihre Blicke über das Meer schweifen. „Das ist ja umwerfend“, gibt Lydia ergriffen von sich.

„Seht euch das einmal an!“ Aufgeregt zeigt Juliane auf eine kleine versteckte Bucht unter ihnen. Sofort richten sich alle Augen auf diesen Punkt und die Mädchen rufen begeistert aus: „Können wir da runter!“ Schmunzelnd sieht Mario von einer zur anderen, bis er schließlich bei Cora hängen bleibt. „Die Bucht ist nur für euch. Gleich hier drüben“, er geht von der Terrasse auf einen großen Busch zu, „führt ein Weg nach unten. Ungefähr 5 Minuten und ihr seid da. Dort seid ihr völlig ungestört, das ist der einzige Zugang. Und man kann euch auch nicht sehen, nicht einmal von hier oben.“ Schelmisch zwinkert er Cora zu.

„Im Ernst?!“ Aufgeregt eilt Peggy auf den Busch zu. „Das muss ich mir unbedingt ansehen.“ Auch Lydia ist neugierig auf das versteckte Paradies und jagt Peggy hinterher. „Warte, ich komme mit.“

„Geht ihr nur, ich suche mir inzwischen das beste Bett aus.“ Kurz schaut Juliane den beiden hinterher, dann wendet sie sich an Mario. „Die Treppe, gleich neben der Eingangstür, führt bestimmt zu unseren Schlafzimmern?“

„Ja, kommt ich zeige sie euch.“ Wieder geht Mario ihnen voran. „Ihr habt oben ein großes Schlafzimmer und zwei kleinere und eine Dusche.“ Schnell sind sie die Treppe rauf und auch gleich in das große Schlafzimmer. Juliane wirft sich lachend aufs Bett. „Wow, ist das riesig! Hier können wir ja alle drin schlafen“, ruft sie eifrig aus. Das übergroße Bett befindet sich direkt vor dem gigantischen Panoramafenster, von dem man einen herrlichen Blick auf den Wald hat. Am Fußende des Bettes stehen eine Couch, ein kleiner Tisch und zwei Sessel, genau das Richtige für eine kleine beschauliche Runde. An der Wand, gleich neben der Tür, steht ein geräumiger dreitüriger Kleiderschrank, der genug Platz für ihre Sachen bietet. An der gegenüberliegenden Wand befindet sich eine kleine Frisierkomode mit einem schönen großen Spiegel und in der Ecke steht ein kleines Tischchen mit einem wunderschönen Blumenstrauß. Während Juliane sich noch genüsslich auf dem Bett rekelt, geht Mario schon wieder auf den Flur und winkt Cora zu sich. „Hier sind die anderen Zimmer.“ Erst öffnet er das eine und lässt sie einen kurzen Blick hineinwerfen. Es ist etwas kleiner als das erste Schlafzimmer, aber auch mit einem breiten gemütlichen Bett, einer Sitzecke und einem Schrank ausgestattet. Als Cora sich kurz umgeschaut hat, zieht er sie auch schon zum nächsten Zimmer. „Und das ist für dich.“ Geheimnisvoll lächelnd schiebt er die Tür auf und lässt Cora eintreten.

Völlig überwältigt steht sie einen Augenblick da und schaut sich um, dann dreht sie sich begeistert im Kreis. „Das ist ja fantastisch!“, ruft sie verzückt aus. Durch Cora Ausruf neugierig geworden kommt Juliane angelaufen und drängt ins Zimmer. Mit aufgerissenen Augen sieht sie sich um.

Ein rundes Polsterbett befindet sich mitten im Raum, der ebenfalls rund ist und die gesamte Außenseite, fast die Hälfte des Raums, eine Fensterfront ist. An der einen Seite ist in der Wand ein begehbarer Schrank eingelassen, der im ersten Moment gar nicht zu erkennen ist. Auf der anderen Seite ist eine kleine Nische, die vollständig mit Polstern ausgekleidet ist und eine behagliche Sitzecke ergibt. Um das Bett herum liegen flauschige Teppiche und überall sind Sitzkissen verteilt. Ein halbhohes Regal zieht sich durch den ganzen Raum und teilt den Schlafbereich vom vorderen Bereich, in dem sich auch die Sitzecke befindet, ab. In der Fensterfront befindet sich eine Glastür, die auf einen Balkon hinaus führt. Dieser Balkon liegt genau über der Terrasse und man hat einen traumhaften Blick aufs Meer. Immer noch begeistert steht Cora auf dem Balkon und lässt ihren Blick noch einmal über die Bucht schweifen. Sie versucht Lydia und Peggy auszumachen, aber von den beiden ist nichts zu sehen. Leise ist Mario hinter sie getreten. „Na, was sagst du? Gefällt es dir?“ Freudestrahlend dreht sich Cora zu ihm und springt ihm förmlich um den Hals. „Da fragst du noch? Das ist einfach alles super, fantastisch. Es könnte gar nicht besser sein.“

Lachend drückt er sie an sich. „Ich freue mich, dass die Überraschung gelungen ist. Ich habe das Haus nämlich extra für dich umbauen lassen. Ihr seid die ersten Gäste. Doch jetzt lass uns aufbrechen, ich will dir noch die Gegend zeigen und essen wollen wir auch noch.“ Überglücklich nickt Cora ihrem Vater zu. Schnell sagt sie zu Juliane: „Ich geh dann mal. Bis später. Amüsiert euch gut und lasst noch einen Jungen für mich übrig.“

 

Cora sieht sich begeistert die kleine Stadt an, während ihr Vater das Auto durch die schmalen Straßen lenkt und ihr kurz die sehenswertesten Orte beschreibt. „Wenn du hier die Straße runter läufst, kommt du zu einem kleinen Markt, dort gibt es alles, was du dir denken kannst, ein Besuch lohnt sich.“ Mario steuert das Auto um eine scharfe Kurve und zeigt auf einen schmalen Sandweg, der leicht bergauf führt. „Der Weg führt genau zur Anlage. Ungefähr 20 Minuten durch den Wald.“ Und schon zeigt er auf einen anderen Weg, der in die entgegengesetzte Richtung führt. „Zwei Minuten dort lang und du kommst zu einem kleinen Gasthaus. Preiswert und verdammt gut. Das ist auch der richtige Ort, wenn ihr Jungs kennenlernen wollt, nicht nur Einheimische, sondern alle kommen dort hin. Mittwochs ist dort auch immer eine Flamencoshow.“ Verschwörerisch zwinkert er ihr zu. „Ich werde auch nichts deiner Mutter sagen.“

„Hör mir mit Mama auf. Ich muss sie nachher noch einmal anrufen.“ Cora verdreht die Augen. Fragend richtet Mario seinen Blick auf sie. „Was ist denn schon wieder los?“

„Heute Morgen hat sie mir noch gesagt, dass ich sie ja gleich anrufen soll und sie hat sogar zu Nora gesagt, dass sie mich daran erinnern soll, damit ich es auch ja nicht vergesse. Als ob ich es schon jemals vergessen hätte.“

„Du hast sie doch gleich auf dem Weg zur Anlage angerufen, so hast du es jedes Mal gemacht.“

„Ja, aber diesmal war sie nicht da, nur der Anrufbeantworter war an, also werde ich nachher gleich noch einmal anrufen, damit es keinen Ärger gibt.“

„Was ist denn bei euch los? So ein Affentanz wurde ja noch nie gemacht.“

„Mama hat Angst, dass ich nicht nett zu Nora bin. Ich habe wirklich versucht nett zu ihr zu sein, aber sie will das gar nicht. Immer wieder erfindet sie irgendwelche Lügen und schmeichelt sich bei Mama ein und Mama glaubt ihr auch alles.“ Cora sieht ihren Vater verzweifelt an. „Du musst mir glauben, ich will wirklich keinen Streit mit ihr, aber sie provoziert mich ständig und irgendwann reicht es mir halt.“

Nachdenklich schaut Mario auf die Straße, die aus der Stadt hinausführt. Leicht nickt er und gibt er Gas. „Du wirst nicht viel Zeit mit ihr verbringen müssen. Ich selbst habe ihr die Arbeitszeit zugeteilt, und wenn ich nicht hier bin, übernimmt es Paolo. Er hat genaue Anweisungen.“ Als Mario zu Cora rüber sieht, zieht ein aufmunterndes Lächeln über sein Gesicht. „Ihr könnt alles kostenfrei nutzen, selbst das Essen im Restaurant kostet euch nichts, du musst nur mit deinem Namen unterschreiben. Das gleiche gilt auch für die Cocktailbar. Ich vertraue dir und weiß, dass du es nicht übertreiben wirst.“

„Mama würde das anders sehen. Sie vertraut mir überhaupt nicht mehr und dabei hat sie mir doch immer vertraut und ich habe ihr auch nie einen Grund gegeben, es nicht zu tun.“ Coras Blick ist stur geradeaus gerichtet. „Früher, gleich nach dem ihr euch getrennt habt, hat sie mir einen Schlüssel gegeben und ich war den ganzen Tag allein zu Hause. Ich habe den Haushalt gemacht und sogar Essen gekocht, denn Mama war ja den ganzen Tag in der Agentur. Ich habe mich nie beschwert und sie hatte nie einen Grund zur Klage. Selbst als sie abends immer später nach Hause kam und dann die ganze Nacht wegblieb, habe ich nichts gesagt. Ich wusste schon lange, dass da ein Mann war und als sie mir dann mitgeteilt hat, dass sie heiraten will, habe ich mich sogar für sie gefreut. Aber es tat mir weh, als ich aus Italien zurückkam und Mama mit David verheiratet war und David und Nora auch gleich bei uns eingezogen sind. Auch da habe ich nichts gesagt. Doch ich sehe es nicht ein, dass Nora alles machen darf, was sie will und ich immer auf sie Rücksicht nehmen soll. Seitdem Nora da ist, vertraut Mama mir nicht mehr. Sie unternimmt nur noch was mit Nora. Für mich hat sie noch weniger Zeit. Ich interessiere sie doch nicht mehr.“ Langsam dreht sie ihr Gesicht zu ihrem Vater und sieht ihn mit traurigen Augen an. Entschlossen schüttelt Mario den Kopf. „Nein, Anna ist deine Mutter und sie liebt dich. Sie will nur Nora eine gute Mutter sein. Aber du bist und bleibst ihre Tochter.“

„Und warum kann ich dann auf einmal nichts mehr richtig machen, warum vertraut sie mir nicht mehr?“ Darauf weiß auch ihr Vater keine Antwort und er lächelt sie nur entschuldigend an. „Lassen wir das Thema jetzt, schließlich will ich hier Urlaub machen und ab Oktober bin ich sowieso in München und da werde ich kaum noch was mit Nora zu tun haben.“

„Anna hat mit erzählt, dass Nora auch nach München geht.“

„Ja, sie macht dort eine Lehre zur Hotelfachfrau und wird dort in dem Hotel wohnen und ich suche mir, mit Lydia und Peggy zusammen, eine Wohnung gleich in der Nähe der Uni. So werden wir uns höchstwahrscheinlich nie begegnen.“ Ein zufriedenes Lächeln erscheint auf Coras Gesicht, als Mario das sieht, muss er laut lachen.

 

Lydia kommt ins Haus gestürmt. „Das ist ja fantastisch!“ Lachend dreht sie sich zu Peggy, die gleich hinter ihr in der Tür erscheint. „Wir können in der Bucht doch eine kleine Strandparty geben.“

„Na klar, aber erst müssen wir die Anlage erkunden und uns ein paar Jungs angeln, sonst wird die Party langweilig.“ Juliane zeigt nach oben. „Geradezu und links die Zimmer können wir uns nehmen, das rechte Zimmer ist Coras. Wollt ihr erst noch eure Sachen hochbringen oder macht ihr das nachher?“

„Nachher!“ Lydia ist schon an der Tür und Peggy greift Juliane am Arm und zieht sie hinterher.

Als Erstes steuern sie den Pool an. Beim Vorbeifahren haben sie vorhin dort ein paar junge Leute gesehen und zu ihnen wollen sie jetzt. Schließlich brauchen sie Leute für ihre Party. Doch als sie am Pool ankommen, ist nichts mehr von ihnen zu sehen. Suchend dreht sich Lydia im Kreis. Schließlich müssen die Leute doch irgendwo abgeblieben sein. Ein junger Kellner, der gerade die Gläser einsammelt, wird auf sie aufmerksam und kommt mit einem freundlichen „Hallo“ auf sie zu. „Es sieht aus, als ob Sie jemanden suchen. Kann ich vielleicht helfen?“

„Wir suchen Leute, einfach Leute zum Unterhalten.“ Alle drei sehen den jungen Mann erwartungsvoll an.

„Ihr seid erst angekommen?!“

„Gerade eben. Haben noch nicht einmal unsere Sachen ausgepackt.“ Lydia lässt ihren Blick übers Gelände schweifen. „Als wir vorhin vorbeikamen, waren hier Leute, doch jetzt ist keiner mehr hier.“

„Dann heiße ich euch recht herzlich willkommen und wünsche euch einen schönen Urlaub. Ich bin Santo und hier am Pool zuständig. Wenn ihr irgendwas wollt oder braucht, bin ich da. Die Leute sind alle zum Strand runter. Einfach den Weg entlang, ihr könnt sie gar nicht verfehlen.“ Kurz bedanken sie sich für die Auskunft und dann eilen sie den Weg entlang. Schon von weitem können sie die lauten Stimmen hören, und als sie den Strand endlich erreicht haben, sehen sie eine ganze Gruppe junger Leute, die Beachvolleyball spielen und sich ausgelassen unterhalten. Noch etwas zögernd stehen die Mädchen da und schauen sich um. Doch nach wenigen Augenblicken winkt ein junger Mann sie ran. „Los kommt und macht mit!“

Den ganzen Nachmittag haben Peggy, Juliane und Lydia am Strand mit den Leuten verbracht.

Lydia sitzt im Sand und unterhält sich angeregt mit Stefan, als auf einmal Chris vor ihnen steht. „He, wir wollen jetzt essen gehen. Kommt ihr mit?“ Sein Blick ist fragend auf Lydia gerichtet. Begeistert nickt Lydia. „Na klar.“ Sie wendet sich zu Juliane und Peggy, die sich angeregt mit Laura und Mirco unterhalten. „Kommt! Wir gehen alle zusammen essen.“ Sofort sind sie an ihrer Seite. Juliane sieht Lydia unsicher an. „Müssen wir das bezahlen? Coras Vater hat doch gesagt, dass Cora alles frei hat und was ist mit uns?“

„Mach dir mal keine Sorgen. Heute bezahlen wir, und wenn Cora wieder hier ist, kläre ich das mit ihr.“ Lachend zieht Lydia Juliane hinter den anderen her.

In dem Hotelrestaurant sitzen sie noch sehr lange zusammen und unterhalten sich. Bevor die Mädchen sich verabschieden, verabreden sie sich für den nächsten Tag. Die Jungs wollen Surfen gehen und da dürfen die Mädchen natürlich nicht fehlen.

Leise öffnet Juliane die Tür, schließlich will sie Cora nicht wecken. „Du brauchst nicht so leise zu sein. Cora ist bestimmt noch nicht hier und wenn doch, schläft sie garantiert noch nicht.“ Lydia drängt an ihr vorbei, greift ihre Taschen und stürmt die Treppe hoch. „Welches Zimmer kann ich nehmen?“, ruft sie über ihre Schulter zurück. „Das Rechte ist Coras, die anderen beiden können wir uns nehmen.“ Juliane ist schon auf der Treppe und folgt Lydia in das große Zimmer. Peggy wirft kurz einen Blick hinein und meint: „Wenn ihr nichts dagegen habt, nehme ich das andere.“ Sie wartet erst gar keine Antwort ab, sondern geht gleich mit ihren Taschen in das linke Zimmer.

Lachend packen die Mädchen ihre Sachen aus, wobei sie die Türen der Zimmer weit geöffnet haben und sich lautstark unterhalten. Cora bleibt oben im Flur stehen und schaut in jedes Zimmer, dann meint sie lachend: „Es scheint euch hier zu gefallen.“ Erstaunt sieht Lydia sie an. „Na klar gefällt es uns hier und wie. Wir haben heute sogar schon ein paar nette Jungs kennen gelernt. Morgen treffen wir uns mit ihnen.“ Lydia kommt auf Cora zu, nimmt ihre Hand und zieht sie ins Zimmer. „Los erzähl uns, wo du überall warst.“

Kapitel 4

Behaglich rekelt sich Cora im Bett. Nach einer Weile öffnet sie zögernd die Augen und ihr Blick fällt durch das große Fenster auf einen leuchtend blauen Himmel und einen strahlenden Sonnenschein. Regungslos liegt sie da und lauscht. Deutlich kann sie das Meer rauschen hören und von fern dringt Lachen zu ihr herein. Beschwingt springt sie aus dem Bett, schließlich wollen sie heute surfen gehen und da darf sie sich nicht verspäten.

Als Cora kurze Zeit später unten den Wohnraum betritt, sind die anderen bereits da und schmieden Pläne. Sie hört noch, wie Lydia zu Peggy sagt: „Ich habe zu Stefan gesagt, dass wir um 10 runter zum Strand kommen.“ Peggy nickt. „Ja, aber vorher müssen wir das noch mit Cora klären.“

„Was wollt ihr mit mir klären?“ Neugierig ist Cora herangekommen. Verlegen kratzt sich Lydia am Kopf. „Dein Vater hat doch gesagt, dass du nichts bezahlen musst, gilt das auch für uns? Wir müssen das nur vorher wissen, sonst reicht unser Geld nachher nicht.“

„Ihr braucht kein bisschen bezahlen, auch wenn ich nicht dabei bin. Unterschreibt einfach mit meinem Namen, das ist mit meinem Vater geklärt. Aber bitte übertreibt es nicht.“

„Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage. Solltest du nicht dabei sein, sind wir ganz normale Gäste und kommen auch für alles auf“, wehrt Lydia aufgeregt ab. Cora schüttelt den Kopf. „Das ist nicht nötig …“ doch sofort fährt Juliane ihr ins Wort: „Wir werden die Großzügigkeit deines Vaters nicht ausnutzen, sonst nimmt du uns nie wieder mit.“

Resigniert hebt Cora die Hände. „Wie ihr wollt. Lasst uns jetzt erst mal frühstücken gehen, ich habe einen Bärenhunger.“

„Was meinst du, ob Nora die Tische abräumen darf?“ Peggy wirft Cora einen hoffnungsvollen Blick zu.

„Keine Ahnung, aber mein Vater hat gesagt, dass sie vormittags und nachmittags ein paar Stunden arbeiten muss und alle 5 Tage hat sie einen Tag frei.“

„An ihren freien Tagen müssen wir uns was einfallen lassen, um sie uns vom Hals zu halten. Am besten wir legen uns den ganzen Tag faul in die Sonne, das wird ihr garantiert zu langweilig,“ meint Lydia grinsend.

„Na ja, ihr könnt ja was unternehmen und ich werde Nora beschäftigen. Mir wird definitiv etwas einfallen.“ Verschwörerisch zwinkert Peggy Cora zu.

„Sei aber vorsichtig, sie ist hinterhältig und Freundschaft zählt bei ihr nicht viel.“ Eindringlich sieht Cora sie an, hat jedoch das Gefühl, dass Peggy ihr nicht glaubt, denn sie winkt nur lachend ab.

 

Gleich nach einem ausgiebigen Frühstück, gehen sie zum Strand. Dort werden sie bereits sehnsüchtig erwartet. Voller Neugier lässt Cora ihren Blick von einem zum anderen schweifen. Da ist ein etwas dunklerer Typ mit schwarzem gewelltem Haar und auffallend gut gebautem Körper. Daneben

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 02.08.2013
ISBN: 978-3-7309-4036-5

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