Wer sich einer Methode der Medikamententestung bedienen kann, wird mir in dem Punkt sicher zustimmen, dass bei einer individuell angepassten Therapie vom Konzentrat über die Urtinktur bis zur homöopathischen Hochpotenz alle Potenzierungsstufen vorkommen können. Dabei werden sowohl die Dezimalpotenzen (=D-Potenzen) als auch centesimal Potenzen (=C–Potenzen), oft auch die so-genannten LM-Potenzen die eigentlich Q-Potenzen sind, benötigt und auch die von der Fa Schmidt-Nagel angebotenen K-Potenzen.
Die Erforschung der Symptombilder der einzelnen Mittel durch Prüfung an gesunden Versuchspersonen, wie sie von Hahnemann gefordert und praktiziert worden ist, kann als ein Ideal bezeichnet werden, welches schon zu Hahnemanns Zeiten wegen Mangel an gesunden Versuchspersonen nur schwer verwirklicht werden konnte, weshalb sich viele Symptome in die Prüfungsprotokolle eingeschlichen hatten, die mit dem zu prüfenden Mittel nichts zu tun haben. Erst recht in unserer Zeit, in der durch eine nie dagewesene Schadstoffbelastung aus der Umwelt und in Folge der enorm verbreiteten Drogenabhängigkeiten, erst recht kaum noch für derartige Arzneiprüfungen hinreichend gesunde Versuchspersonen zu finden sind. Dabei darf man nicht vergessen, dass auch Alkohol, Nikotin und Coffein bzw. Teein zu den Sucht-Drogen gehören. Selbst wenn deren Genuss fast für normal gehalten wird, so werden doch die Wirkungsmöglichkeiten von homöopathischen Medikamenten durch diese sehr behindert. Daher kann auch nicht erwartet werden, dass bei einer homöopathischen Arzneiprüfung an angeblich gesunden Versuchspersonen, die aber gleichzeitig solche Drogen zu sich nehmen, eindeutige und zuverlässige Beobachtungen gemacht werden können.
Schon im neunzehnten Jahrhundert wurden neben den Symptomen, die durch die homöopathische Arzneiprüfung am Gesunden ermittelt worden waren, auch solche, die sich erst aus der klinischen Beobachtung ergeben haben und solche, die durch Signaturen zu erkennen sind, mit einbezogen.
Paracelsus hatte sich bei seinen Arzneiverordnungen oft von Signaturen leiten lassen. Diese Erkenntnisquelle wurde von seinen Nachfolgern leider bis zur Absurdität übertrieben, so dass die Signaturenlehre in Verruf geraten musste. Um hier nicht fehlzugehen, sollte man beachten, dass zu einer brauchbaren Signatur in der Regel auch ein physiologisches Moment gehört, ja dass gerade eine physiologische Signatur, wie ich sie unten bei Staphylea pinnata beschrieben habe, besonders zuverlässig ist. Natürlich ist es unsinnig, bei allen Pflanzen, die herzförmige Blätter haben, eine Herzwirksamkeit zu vermuten. Ein solcher Schluss kann allenfalls bei Cactus grandiflorus, der Königin der Nacht, angebracht sein, die richtig dreidimensionale herzförmige Früchte hervorbringt.
Von vielen verfügbaren Mitteln besitzen wir bis jetzt nur dürftige Kenntnisse ihrer Arzneibilder. Trotzdem können auch diese mit Hilfe der Medikamententestung manchmal sinnvoll eingesetzt werden. So ergibt sich aus der beobachteten Wirkung der getesteten Arzneien eine weitere Möglichkeit zur Erforschung von Arzneibildern neuer und noch wenig bekannter Einzelmittel.
Soweit nachfolgend Wirkungsbilder beschrieben sind, gründen sie sich, neben Hinweisen aus der Signatur, vorwiegend auf derartige Erfahrungen. Die empirischen Arzneibilder dieses Buches ließen sich auf eine breitere Basis stellen, falls Kollegen mir dazu freundlicherweise ihre eigenen Erfahrungen mitteilen würden.
Acer pseudoplatanus (Der Bergahorn)
Vor ca. zwanzig Jahren klagte eine 75-jährige Frau über immer noch andauernde Schmerzen am linken Knie nach einer nun schon 12 Monate zurückliegenden Prellung. Der vorher konsultierte Orthopäde konnte keinen Befund erheben und erklärte ihr einfach: "das kann nicht mehr weh tun".
Damals machte ich zum ersten mal einen Behandlungsversuch mit einer Bergahornsalbe, welche der Patientin bald Beschwerdefreiheit brachte. Noch oft hat sich diese Salbe bei Zuständen nach alten Prellungen, als hilfreich und nützlich erwiesen.
Wie ich schon in meinem Buch „Nosoden und Begleittherapie“ auf Seite 30 erwähnt habe, bewährt sich eine Bergahornsalbe besonders dann, wenn nach länger zurückliegenden Zerrungen und Prellungen Schmerzzustände weiterbestehen, ohne dass noch ein sonstiger krankhafter Befund zu erheben ist.
Inzwischen habe ich auch bei frischen Prellungen und Zerrungen eine Bergahornsalbe oft mit besserem Erfolg eingesetzt, als dieses mit den, als evidenzbasiert gepriesenen Salben, zu erzielen war.
Rp.
Acer pseudoplatanus Urtinktur 20,0 (DHU)
Eucerinum anhydricum + Aqua dest. q.s. ad 200,0
m. f. Ung.
Die Salbengrundlage kann, je nach Hautbeschaffenheit des jeweiligen Patienten, durch eine, dem Einzelfall angepasste, ersetzt werden.
An zwei Personen, die über anhaltende Schmerzen nach alten inneren Verletzungen klagten, wurde ein Behandlungsversuch mit Acer pseudoplatanus D 12 Tabletten unternommen, über dessen Wirkung sich beide zufrieden geäußert haben.
Allium ursinum (Der Bärlauch)
Wenn auch in manchen Büchern der Bärlauch (=Allium ursinum) nur am Rande erwähnt wird, so scheint nach meinen Erfahrungen Allium ursinum bei der phytotherapeutischen Behandlung des hohen Blutdrucks dem viel mehr gerühmten Knoblauch (=Allium sativum), in zahlreichen Fällen überlegen.
Arenaria rubra var. salina (Das rote Salz-Sandkraut)
Besonders im Jahr 1993, später jedoch auch, gab es eine Art Erkältungsinfekt, bei welchem neben entzündlichen Schmerzen in der Luftröhre auch Schmerzen im Bereich der Halslymphknoten und Speicheldrüsen auftraten, ohne dass diese tastbar vergrößert waren.
Die Betroffenen sprachen bestens auf Arenaria rubra var. salina D 12 an. Patienten, welche von ihrer Apotheke fälschlicherweise das einfache rote Sandkraut (Arenaria rubra (DHU)) erhalten haben, hatten keinen Erfolg.
Arenaria rubra var. salina gibt es nur bei der Fa. Archea.
Carrageen
(Das so-genannte irländische Moos, welches aber kein Moos ist, sondern eine Rotalge)
Das so-genannte Carrageen-Pulver wird heute zahlreichen Milchprodukten, Speiseeis und anderen Fertiglebensmitteln zur Verbesserung der Konsistenz zugesetzt. Es kann gelegentlich Ursache unklarer Unverträglichkeiten sein, für welche es dann isopathisch einsetzbar ist. (siehe das Kapitel Homöopathie - Isopathie in dem Buch: „Nosoden und Begleittherapie“)
Homöopathisch hat Carrageen eine große Beziehung zur Schilddrüse, so dass es zu allen Nosoden, die von Schilddrüsengeweben ausgehen, als Begleitmittel vorkommen kann. Auch wenn keine Nosoden testbar sind, sollte es bei allen Patienten mit Schilddrüsenstörungen in Erwägung gezogen werden. Außerdem hat es sich in einem Fall von Ahornsirup-Allergie als hilfreich erwiesen, ferner kommt es als Begleitmittel zur Nosode Malassezia furfur vor.
Als Einzelmittel wird es am häufigsten in den hohen Potenzen wie der D 200 und D 100 benötigt, gelegentlich auch in der 30. LM Potenz, als Begleitmittel in der D12 oder D 30.
Die D-Potenzen von Carrageen gab es früher bei der Fa. Staufen-Pharma, die LM-Potenzen bei der Fa. Arcana in Gütersloh.
Cydonia e Seminibus (Quittenkerne)
Vor einigen Jahren kam ein Patient in die Sprechstunde, bei welchem einen Monat zuvor eine Leistenbruchoperation durchgeführt worden war.
Er berichtete: Die Operation sei zwar gut verlaufen, aber die Wunde zeige keinerlei Heilungstendenz, weshalb er wahrscheinlich noch lange Zeit zum Verbinden ambulant in die Klinik müsse.
Bei dieser Gelegenheit erinnerte ich mich aus der Zeit meiner Kindheit an ein Gespräch zwischen zwei älteren Damen. Es ging um eine Patientin, bei der eine monatelang nicht heilende Wunde mit Quittenkerngelee überraschend schnell zur Abheilung gekommen war.
Der angerufene Apotheker fühlte sich aber überfordert, er hatte noch nie Quittenkerngelee gemacht.
So verordnete ich meinem Patienten eine Quittenkern-Salbe. Er war begeistert; die Wunde war mit dieser Salbe nach drei Tagen geschlossen und kein Verband mehr erforderlich. Seitdem hat sich die Cydonia è Seminibus Salbe bei verzögerter Wundheilung oft bewährt.
Rp. Cydonia e seminibus spag. - Urtinktur 10,0
Decoderm Basis Creme ad 100,0
m. f. Ung.
Gadolinium oxydatum
(Gadolinium ist das chemische Element mit der Ordnungszahl 64)
Gadolinium oxydatum D 200 hat eine bessernde Wirkung bei Enuresis nocturna. Gelegentlich kommen auch tiefere Potenzen vor. Bei den Betroffenen ist oft zusätzlich eine Behandlung mit einem der Organpräparate Adenohypophysis, Neurohypophysis oder Hypothalamus, meistens in der D 30, erforderlich, was eine besondere Affinität von Gadolinium zu diesem Organsystem erkennen lässt. Dementsprechend erweist sich Gadolinium auch als das führende Homöopathikum bei dem auf einer Störung der Hypophyse beruhenden Diabetes insipidus.
Gadolinium Oxydatum gab es früher bei der Fa. Staufen- Pharma. Eine D 202 kann noch von der Königs-Apotheke in München nach Rezeptur angefertigt und bezogen werden.
Ivarancusa (Ein indisches Gras)
Eine mit Ivarancusa Urtinktur angefertigte Salbe hat sich wiederholt bei Arthritiden der Finger- und Zehengelenke als nützlich erwiesen.
Rp.
Ivarancusa Urtinktur 10,0
Unguentum Cordes ad 100,0
m. f. Ung.
Majanthemum bifolium
Da diese Pflanze mit dem Maiglöckchen verwandt ist, wurde von ihr eine Herzwirksamkeit erwqrtet, die aber nicht hat. Es kam jedoch wiederholt vor, dass Majanthemum bifolium D12 bei grippalen Infkten passend war.
Sie hat zwar keine Beziehung zum Herz, ist mir jedoch ein unentbehrliches Mittel bei verschiedenne Hautveränderungen geworden. Typisch sind Hauterscheinungen, die etwas schmierige Beläge bilden, wie z. B. der Milchschorf.
Eine mir bekannt Geistheilerin meinte, dass es ein Mittel für Personen mit Zwillingsproblemen gut wäre. Damit meinte sie vor allem solche, die bei einer Zwillingschwangerschaft alleine übelebt haben, selbst wenn der Zwwilling schon in der Frühschwangerschaft abgestorben ist und als solcher nie bemerkt worden war. ? – Es soll ja vorkommen, dass ein solcher vom Überlebenden geschuckt worden ist, was manchmal Ursache für ein sogenanntes Terratom sein soll?
Osmium metallicum (Ordnungszahl 76)
Bei der Testung von Patienten mit verschiedenen Schilddrüsenstörungen findet man in der Regel Organpräparate für die Schilddrüse und einige Nosoden passend. Liegt ein Morbus Basedow mit Exophthalmus vor, kommt regelmäßig Osmium metallicum D 200 hinzu.
Die Behandlung erfordert erhebliche Geduld, die leider nur zwei meiner Patienten aufgebracht haben, weshalb ich auch nur bei diesen eine volle Rückbildung des Exophthalmus gesehen habe.
Das bis jetzt bekannte Arzneimittelbild von Osmium gründet sich auf Prüfungen mit D1 und C 1, also mit Tiefpotenzen, welche fast nur grobtoxische Symptome erkennen lassen, die für eine homöopathische Mittelwahl nur wenig brauchbar sind.
Passiflora incarnata (Die Passionsblume)
Die Urtinktur der Passionsblume genießt einen gewissen Ruhm als Schlaf- und Beruhigungsmittel der Phytotherapie. In dieser Eigenschaft fand ich dieses Mittel bei meinen Patienten bisher wenig überzeugend.
Dagegen hat es bei nervösen meistens von Blähungen begleiteten Magenbeschwerden oft eine erstaunlich gute Wirkung gezeigt; die Betroffenen bedurften aber einer Langzeittherapie.
Pirola uniflora (Das einblütige Wintergrün)
Pirola uniflora LM 30 oder auch manchmal LM 18 ist fast regelmäßig bei Frauen mit Mastopathia cystica und anderen schmerzhaften Mastopathien zu testen. Es verringert die Brustdrüsenschmerzen erheblich. Wegen der Chronizität der Mastopathien muß es jedoch langfristig genommen werden.
Auch bei malignen Brustdrüsenleiden ist es oft testbar. Dass ihm hier eine verzögernde Wirkung zukommt, kann nur als vager Eindruck berichtet werden. Eine solche Wirkung könnte aber nur durch umfangreiche Doppelblindstudien belegt werden, die in einer Einzelpraxis nicht möglich sind. Solchen Patientinnen ist zusätzlich zu empfehlen, prüfen zu lassen, ob und wenn, dann welche alternativen Mittel noch für sie in Frage kommen. Hier ist natürlich an die Mistelpräparate zu denken, und an sulfacethylGlutation(=SAG).
Die LM-Potenzen von Pirola uniflora können von der Fa. Arcana in Gütersloh bezogen werden.
Polygonatum, Das Salomonssiegel
Polygonatum = Weißwurz (Das Salomonssiegel)
Bereits in dem 1573 erschienenen Buch von Walter Ryff:
„ Der volkommnen Reformierten Teutschen Apotecken Erster Theil“ auf Seite 136 ist über die Weißwurtz zu lesen: „Die wurtzel wol gesäubert/und rein zu muß zerstossen pflastersweiß auffgelegt auff die bloen mal/nimpt sie hinweg in kurtzer zeit/macht die Haut schön weiß und wolgestalt: daher ihr der Namen von Jungfrawen und Weibern/ welche sie sonderlichen wol wissen zu brauchen/geben worden“ .
Auch A. v. Haller verwendete das Salomonssiegel gegen Blutergüsse. Den Therapeuten, die von Madaus befragt worden sind, war es für diese Indikation ebenso bekannt.
In der Tat kann Polygonatum als das Heparin der Phytotherapie bezeichnet werden. Es ist nicht nur eine Alternative bei Heparin-Allergien, mehr noch, auch alte verhärtete Blutergüsse, die nicht mehr auf Heparin ansprechen, können durch eine Polygonatum-Salbe noch aufgelöst werden.
Diese ausgezeichnete Wirksamkeit ist scheinbar zur Zeit fast in Vergessenheit geraten, da mir bis jetzt in der neueren Literatur kein Hinweis mehr auf dieses Mittel begegnet ist. Die Fa. Weleda hat zwar eine Polygonatumsalbe im Programm, aber nicht einmal deren Mitarbeiter, welche bei einer Tagung in Freudenstadt einen Stand der Fa. betreut haben, kannten diese Wirkung.
Da Heparin bekanntlich aus Rinderlunge gewonnen wurde, seit der BSE-Krise aber jetzt aus Schweineleber, so ist anzunehmen, dass Angehörige des israelitischen oder islamischen Glaubens oder Vegetarier eine Behandlung mit Polygonatum-Salbe bevorzugen würden.
Auch Verhärtungen durch andere Ursachen können manchmal durch Polygonatum-Salbe erweicht werden.
Verschiedene Patienten haben persistierende Beschwerden nach inneren Blutungen, wie sie zum Beispiel in Folge einer Leberpunktionen und nach einer Extrauteringravidität vorkommen können. Salbenverbände sind in solchen Fällen natürlich nicht möglich, dafür kann innerlich mit Tabletten oder auch Ampullen von Polygonatum D12. behandelt werden. Die betroffenen Patienten waren mit der Wirkung zufrieden.
Bei thrombo-embolischen Erkrankungen können Injektionen mit Polygonatum D12 neben Mucokehl und kausalen Isopathika ebenfalls indiziert sein.
Wie schon gesagt wird eine Polygonatum-Salbe von der Fa. Weleda angeboten. Amp. gab es früher (als die Homöopathie noch nicht durch unsinnige intrigante Gesetze geknebelt wurde, bei der Fa. Staufen.
Pseud-Evernia furfuracea (Die Bandflechte)
Flechten sind bekanntlich sehr empfindlich gegen Luftverschmutzung. Auf der Suche nach homöopathischen Mitteln zur Behandlung von Beschwerden, die durch die Schadstoffbelastungen aus der Umwelt verursacht werden, lag der Gedanke nahe, dass eine Flechte, welche sich knapp oberhalb eines viel-befahrenen Alpenpasses, also in einer Gegend in der sich der Ozon-betonte Sommersmog besonders ansammelt, behaupten kann, gegen Beschwerden, welche durch eben diese Schadstoffe verursacht werden, hilfreich sein könnte.
Die hier verwendete Bandflechte wurde an einem solchen Standort gesammelt.
Pseud-Evernia furfuracea D 12 war ab Juni 1993 verfügbar, seit dem hat es sich schon oft bei Patienten, die gegen Ozon besonders empfindlich sind, bewährt.
Typisch für die Ozon-bedingten Beschwerden ist die Verschlimmerung bei sonnigem Wetter und im Freien sowie die spontane Besserung bei Regen und im Haus.
Geklagt wird über Kopfschmerzen, vermehrte Nasensekretion, ein fast fremdkörperartiges Verhärtungsgefühl in der Luftröhre, über Brennen der Augen und in der Lunge. Einzelne klagen über Atemnot mit Beklemmungszuständen, welche durch eine Hemmung bei der Einatmung gekennzeichnet sind (also nichts mit Asthma zu tun haben, bei welchem die Ausatmung behindert ist, wodurch sich die Beschwerden auch deutlich von Pollenallergien unterscheiden).
In manchen Fällen genügt es, wenn einige Globuli von Pseud-Evernia D 12 im Abstand von sechs bis zehn Wochen eingenommen werden.
Die Mehrzahl benötigt im Sommer zwei bis dreimal täglich eine Dosis von 10 bis 20, bei hohen Ozonwerten bis zu 30 Kügelchen (=Globuli). Manche Personen sind so empfindlich, dass sie auch im Winter, vielleicht durch den einfachen Smog die typischen Beschwerden haben. Ihnen ist zu empfehlen, die Einnahme auch in der kalten Jahreszeit nicht zu unterbrechen, wobei natürlich die Dosis herabgesetzt werden kann.
Eine Frau klagte über so starke Atemnot im Freien, dass sie bei schönem Wetter kaum noch aus dem Hause gehen könne. Nachdem ich ihr Pseud-Evernia furfuracea D 12 verordnet hatte, berichtete sie, dass sie nach der Einnahme dieser Kügelchen jetzt wieder problemlos im Garten arbeiten könne.
Eine andere Patientin berichtet, dass ihr Pseud-Evernia D12 immer sofort gegen ihre Kopfschmerzen helfe. Ihre Wohnung befindet sich im Kellergeschoß an einer verkehrsreichen Straße, so dass sie dort dem Verkehrssmog besonders stark ausgesetzt ist.
In manchen Fällen scheinen Schmerzen in den Luftwegen nach Erkältungsinfekten zu persistieren, da sie oft durch Pseud-Evernia furfuracea behoben werden können, stellt sich die Frage, ob bei diesen Patienten die Verzögerung der Rekonvaleszenz durch den Sommersmog verursacht worden war, oder ob diese Beschwerden nur irrtümlich für eine Verzögerung der Rekonvaleszenz gehalten wurden, da sie sich zeitlich an einen Erkältungsinfekt angeschlossen haben, aber in Wirklichkeit primär durch die Sommersmogbelastung verursacht worden waren.
Pseud-Evernia furfuracea D 12 kann bei der Königs- Apotheke in München in Auftrag gegeben werden.
Salicornia europaea (Der Queller)
Eine Urtinktur des Quellers war früher zusammen mit Hypericum in der Arzneispezialität Prophyllamin der Fa. Galmeda enthalten. Das Mittel hatte sich zwar bei verschiedenen Schmerzzuständen der Wirbelsäule bewährt, war aber offenbar so wenig bekannt geworden, dass die Herstellung aufgegeben wurde.
Was zunächst als empfindlicher Verlust erschien, hat auch seine Vorteile, denn ein Kombinationspräparat hat nicht immer eine größere Indikationsbreite, als einer seiner Bestandteile. – In diesem Fall hat sich gezeigt, dass es eine ganze Reihe von Patienten gibt, denen die reine Salicornia Urtinktur öfter noch eine D 12 besser bekommt, als eine Mischung.
Es mag wohl die Signatur des Quellers mit seinem blattlosen, gegliederten Erscheinungsbild gewesen sein, welche die Fa. Galmeda zu seiner arzneilichen Anwendung inspiriert hatte. Seine skelettartige Struktur lässt an die Wirbelsäule denken, seine knorpelige Konsistenz an die Bandscheiben. Diese vermutete Wirksamkeit hat sich in der Praxis vielfach bestätigt. Wie ich inzwischen erfahren habe, ist diese Wirkung auch den Wattwanderungsführern schon lange bekannt.
So ist mir die reine Salicornia Urtinktur für zahlreiche Patienten mit schmerzhaften Schwächezuständen im Bereich der Bandscheiben und der Wirbelsäule unentbehrlich geworden.
Bei Überlastungsbeschwerden der Bandscheiben durch die kleinen Erschütterungen bei vielem Autofahren, durch Fehlhaltungen oder infolge von Unfällen, ist die Kombination Salicornia - Hypericum, wie sie früher im Prophyllamin vorlag, angezeigt, die beiden Mittel können natürlich getrennt eingenommen werden, was eine Anpassung der Dosierung an den individuellen Bedarf erleichtert.
Sind darüber hinaus entzündliche Reaktionen auf verschiedene Toxine ursächlich an den Wirbelsäulenbeschwerden beteiligt, so ist die um Harpagophytum erweiterte Kombination, wie sie früher in dem Präparat Salicornal vorlag, sinnvoll. Leider wurde auch dieses Präparat vom Hersteller inzwischen aufgegeben.
Daneben sollten diese Toxinbelastungen im einzelnen auch durch Medikamententestungen ermittelt und isopathisch ausgeleitet werden, denn oft werden sie durch Toxinreste von schon überwunden geglaubten Mikroben, die aber auch durch Verzehr von infizierten tierischen Produkten in den Körper gelangt sein können. Daneben muß auch an Schadstoffe, wie z. B. PVC gedacht werden, denn auch diese können nur durch das substanzspezifische Hochspannungsfeld, wie es bei der Homöopathisierung der identischen Substanz aufgebaut wird mobilisiert und ausgeschieden werden.
Bei Knochenschmerzen, welche durch Osteoporose bedingt sind, haben homöopathische Zubereitungen von Salicornia europaea, meistens als D12 oder in der 30. LM Potenz schon vielen Patienten eine wesentliche Erleichterung gebracht. Hier darf aber eine zusätzliche Nahrungsergänzung mit Mineralstoffen nicht vergessen werden. Am günstigsten wirken pflanzliche Präparate, die das Calcium in organischer Bindung enthalten, wie dieses bei dem Pressrückstand aus der Sesamölgewinnung der Fall ist. (Personen, die gegen Sesam allergisch sind, können dieses Präparat natürlich nicht nehmen.)
Besonders bei Frauen liegt oft auch ein zusätzlicher Bedarf an Strontium vor, der natürlich zu ergänzen ist.
Salicornia europaea Urtinktur konnte früher von der Fa. Weber und Weber bezogen werden die auch das Präparat Salicornal angeboten hatte.
Homöopathische Zubereitungen von Salicornia gibt es noch bei der Fa. Archea. Entölte Sesamsaat ist unter dem Namen: „MINACTIV“ im Handel.
Sarracenia purpurea (Die Kannenpflanze)
Neben den Symptomen, welche von Boericke beschrieben sind, wird Sarracenia purpurea erstaunlich oft zu den verschiedensten Nosoden als Begleitmittel benötigt.
Bei Erkältungsinfekten ist es besonders dann angezeigt, wenn die Halslymphknoten schmerzhaft geschwollen sind. Solche Schwellungen können unbehandelt lange Zeit persistieren, bis der Patient endlich das benötigte Sarracenia purpurea erhält. Es passt meistens in der D12, bei akuten Infekten gelegentlich auch in der D 6.
Staphylea pinnata (Die Pimpernuss oder Klappernuss)
Vom Mesokarp der Klappernuss wird Luft mit hohem Kohlendioxydanteil unter Überdruck nach innen abgegeben. Dadurch wird die Fruchthülle so aufgebläht, dass der reife Samen locker in dem entstandenen Hohlraum der Kapsel herumklappern kann.
Aufgrund dieser Signatur ist zu erwarten, dass Staphylea pinnata bei Blähungsbeschwerden nützlich sein kann, ebenso bei Lungenleiden, da auch in der Lunge aktiv Kohlendioxyd in das Lumen der Lungenbläschen abgesondert wird, spielt sich dort also der gleiche physiologische Vorgang ab.
Bisher hat Staphylea pinnata D 12 und besonders bei den sonst oft schwer beeinflussbaren Blähungsbeschwerden von Säuglingen in der 30.LM-Potenz gute Dienste geleistet. Ein Apotheker berichtete mir, dass die Hebammen in seinem Umkreis es als den sonst bekannten Carminativa weit überlegen befunden hätten.
Auch von einem 85 jährigen P. mit schmerzhaften Blähungen berichtete die Ehefrau, dass sich nach einer Gabe von Staphylea pinnata LM 30 der aufgeblähte Leib ihres Mannes zusehends entspannte und zusammensank.
Eine Patientin, die diesen Herrn kannte, fragte mich, ob sie dieses Mittel nicht auch gegen ihre Blähungen bekommen könne. Das konnte natürlich versucht werden. Später berichtete sie, dass ihr Staphylea pinnata nicht nur gegen die Blähungen sehr geholfen habe, sondern auch ein schmerzhaftes Spannungsgefühl in der Harnblase, über welches sie mit mir vorher nicht gesprochen hatte, damit auch verschwunden sei.
Daher scheint Staphylea pinnata eine viel versprechende Heilpflanze zu sein, die weiter erforscht werden sollte.
Die homöopathischen Zubereitungen von Staphylea pinnata können bei der Fa. Archea bestellt werden.
Taraxacum (Der Löwenzahn)
Der Löwenzahn ist allgemein als Lebermittel bekannt, er kann als Salat oder als Saft verwendet werden. Für homöopathische Zubereitungen gilt die gleiche Indikation.
Weniger bekannt ist die äußerliche Anwendung. Schon Matthiolus schreibt, dass das Auflegen von frischen Löwenzahnblättern bei „hitzigem Glieder-Wehe“ helfe. Mit dieser Beschreibung schienen mir die brennenden neuralgischen Schmerzen gemeint zu sein, eine Deutung, die durch die Behandlungsversuche bestätigt wurde, nachdem diese einfache Anwendung sich besonders bei einer Intercostalneuralgie und anderen neuralgischen Schmerzen bewährt hat.
Wenn gerade eine Jahreszeit ist, in der es keine frischen Löwenzahnblätter gibt, kann man sich in der Apotheke eine Taraxacum Urtinktur bestellen und diese einreiben, oder man lässt sie in eine Salbengrundlage einbringen um Salbenverbände machen zu können.
Schon viele Patienten waren überrascht von der erstaunlich guten Wirkung einer so einfachen Behandlung.
Rp. Taraxacum Urtinktur 10,0
Ung. Cordes ad 100,0
m, f. Ung.
Trollius europaeus (Die Trollblume)
Die Grippeviren verändern sich fast von Jahr zu Jahr und es können gleichzeitig verschiedene Typen grassieren. Eben so oft wechseln auch die indizierten Arzneimittel.
Auch bei anderen Infektionskrankheiten wurde früher ein solcher Wandel beobachtet. Die alten Homöopathen sprachen daher vom Genius epidemicus.
Von Februar bis Mai 1986 zirkulierte bei uns eine Art grippaler Infekt, der hartnäckig lange dauerte und besonders therapieresistent schien, da er durch keines der bekannten Medikamente zu beeinflussen war. Er fiel besonders durch seine nächtlichen Verschlimmerungsphasen auf, die etwa um 21 Uhr einsetzten (nach der Umstellung auf Sommerzeit um 22 Uhr). Typisch waren der nächtliche Husten und ein schmerzhaftes Trockenheitsgefühl hinter dem Gaumensegel, welches die Patienten veranlasste, nachts aufzustehen, um zur Linderung Wasser zu trinken. Am Morgen verschwanden die Beschwerden weitgehend, um sich abends pünktlich wieder einzustellen.
Durch umfangreiche Testungen gelang es mir, das in der Homöopathie bis dahin noch nicht bekannte Trollius europaeus als das Spezifikum für dieses Beschwerdebild ausfindig zu machen.
Das Symptom des nächtlichen Hustens veranlasste eine Patientin Trollius europaeus auch ihrem an Keuchhusten erkrankten Kind zu geben. Sie berichtete mir spontan von einer sehr guten Wirkung.
Eine gute Wirkung konnte später bei weiteren Pertussis- Fällen auch von Kollegen bestätigt werden. Keine Wirkung zeigte Trollius bei Pertussis, wenn das Symptom der nächtlichen Verschlimmerung fehlte.
Im Anschluss an diese Epidemiezeit gab es viele, die mit diesem Infekt noch Jahre zu kämpfen hatten. Bei manchen entwickelte sich eine chronische Bronchitis bis hin zum Asthma. Praktisch bei allen solchen Patienten half Trollius europaeus D12. Bei diesen verschleppten Fällen muß es allerdings langfristig verabreicht werden. In der akuten Phase war häufig Trollius europaeus D 6 erforderlich. 1993 bis 94 gab es wieder Erkältungsinfekte mit den typischen Trollius europaeus Symptomen. Sie konnten zuverlässig damit behandelt werden.
Eine Frau berichtete, dass überraschend unter der Behandlung mit Trollius europaeus auch ihre postzosterische Interkostalneuralgie verschwunden sei, an der sie fünf Jahre gelitten hatte.
Als Begleitmittel kommt Trollius europaeus in erster Linie zu der Nosode Pertussinum ( Serienpackung C 4 ) vor, ferner zu den Nosoden Streptococcinum, Streptococcus viridans, Streptococcus haemolyticus, Corynebacterium anaerobium, Yersinsches Serum und Branhamella catarrhalis, ferner zu Acidum uricum und Urea pura.
Die Nosoden Grippe 86 tri und 86 mono scheinen keine Beziehung zu Trollius zu haben, die Nosode Grippe 86 tri wird bei chronischen Atemwegsleiden, die in der Zeit vom Juni bis November 86 ihren Anfang genommen haben, benötigt; die Nosode Grippe 86 mono für solche, die zwischen Oktober 86 und Januar 87 begonnen haben.
Die Zeit vom Februar bis Mai 1986 wird von diesen Nosoden nicht erfasst, Hier kann nur Trollius europaeus helfen.
(Trollius europaeus wurde damals freundlicherweise von der Fa. Jso bereitgestellt und wurde bei Übernahme der Fa. Jso durch die DHU auch noch eine Zeit in das Programm der DHU übernommen.
Leider haben homöopathiefeindliche Parlamente, den Willen der Wähler, die laut Umfragen zu 83% im Bedarfsfall auch homöopathisch behandelt werden wollen, missachtend, unter dem Vorwand für mehr Sicherheit zu sorgen, Gesetze geschaffen, auf Grund derer viele homöopathische Mittel, und besonders neu entdeckte und wenig bekannte, nicht mehr bereitgehalten werden können, was insbesondere durch Gebührenwucher bei der Registrierung und die, für homöopathische Mittel viel zu kurz angesetzten Verfallsdaten erreicht wurde, und so ist auch Trollius europäus nur mehr in einzelnen Apotheken, die selbst potenzieren, verfügbar.
Vaccinium uliginosum (Die Rauschbeere oder Trunkelbeere)
Im Februar und März 1985 zirkulierte ein Erkältungsinfekt, der besonders auffällig von einer Art Schwindelgefühl begleitet war, den die Patienten selbst mit dem Gefühl leichter Betrunkenheit verglichen haben.
Wenn auch für Vaccinium uliginosum keine offizielle Arzneiprüfung bekannt ist, so verrät doch der deutsche Name Rauschbeere oder Trunkelbeere das Ergebnis einer unfreiwilligen Arzneiprüfung am Gesunden, da reichlicher Verzehr dieser Beeren einen Zustand mit rauschähnlichen Gleichgewichtsstörungen hervorrufen kann.
Vaccinium uliginosum D 12 erwies sich für diesen Infekt als optimal wirksam. Noch Jahre später gab es Patienten, (und gibt es vielleicht noch heute) welche seit jener Zeit unter diesem typischen Taumelgefühl zu leiden hatten, welches klinisch kaum zu verifizieren war und auch auf keine der üblichen Medikamente reagierte. Sie alle konnten (und können) nur durch Vaccinium uliginosum geheilt werden.
Dieses Mittel ist natürlich nicht nur auf die Folgezustände der Februar-März-Grippe von 1985 beschränkt, solche Zustände können auch unabhängig von dem damaligen Infekt vorkommen,
(Vaccinium uliginosum gab es früher von der Fa. Staufen- Pharma, leider gilt auch hier, was ich schon bei Trollius europäus geschrieben habe.)
Literatur:
P. Cornelius: Nosoden und Begleittherapie
Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa
Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel
Matthiolus: New Kreuterbuch 1626 S. 152
Im Zweifelsfall bei Königsapotheke in München nachfragen, ob das benötigte Mittel noch beschaffbar ist.
Tag der Veröffentlichung: 28.01.2010
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