Es war ein sonniger Tag.
Das Blau der Himmelsdecke
lag über dem Marienplatz.
Sonne warf mir schon
längere Schatten nach.
Verlor ganz an Wirkung
als ich in den Torbogen
des Alten Rathauses
von München reinrollte.
Zwei uninformierte
Wachmänner standen
vor dem alten Tor,
vertieft im Gespräch.
Nach einer kleinen
Weile zupfte der
eine mit Blickkontakt
zu mir seinen Kollegen
am Arm und deutete mit
einem Finger auf mich.
Schon drehte der Pförtner
sich um und öffnete wortlos
die Türe.
Er wollte mich reinschieben.
Eine kleine Stufe hinderte
ihn daran.
Unmutig verstärkte er
sein Vorhaben, drückte
fester, aber nichts ging.
Ich wies mit einer Hand auf
den Boden, mit Daumen und
Zeigefinger deutete ich eine
Erhöhung an. Schon war ich drin.
Mein Dankeschön war ein Blatt mit
einem Gedicht von mir, das er
zögerlich entgegen nahm.
Ein weiterer Pförtner wies mir
nun den Weg zum Fahrstuhl,
der in einem katakomben-ähnlichen
Saal eingebaut worden war.
Schummriges Licht umfing mich.
Ich bemerkte im Vorbeirollen
die Stufen, die in den tieferen
Teil des Kellers führte.
"Au", dachte
ich noch für eine Sekunde,
"wie gefährlich!
Wenn da einer runterfällt,
sieht der aber Alt aus
wenn er unten ist.
Und überhaupt nicht gesichert.
Keine Türe, kein Geländer
keine Markierung...".
Und schon war der Fahrstuhl
oben, der Pförtner hatte
freundlicherweise den
richtigen Rauf-Knopf gedrückt.
Ich rollte in den schönen
Bürgermeistersaal des
Alten Rathauses und
ging auf Erkundungstour.
Noch ahnte ich Nichts von dem,
was mir bevor stand. Beeindruckt
von Größe und Kuppel, von Bildern
und Gemurmel der Besucher, setzte
ich meine 'Erkundungen' fort.
Gespräche hier, Kaffee dort.
Ich traf mir bekannte Menschen,
wir sprachen kurz miteinander,
shake hands und weiter.
Für den Abend hatte ich mich
angemeldet zu einen Konzertbesuch.
Ich wollte unbedingt die Sopranistin
hören, die ich vor Wochen getroffen
hatte. Ich hatte sie spät nachts
an der Bus-Haltestelle angesprochen.
Hatte mich über die Stummheit
der Mitmenschen beschwert
Da steht man an der Bushaltestelle
und alle Reden im Schweigen.
Mal ein Blick, aber kaum einer
traut sich was zu sagen.
So kam ich dann doch zu
der Einladung. Eine richtige
Opernsängerin stand da,
neben mir. Ich trug ihr
mein Gedicht 'Seele eincremen'
vor und erzählte von der
Opernsängerin, die
'Seele eincremen' schon
gesungen habe. Versprach,
ihr das zu schicken per eMail.
Angeregt ging es weiter.
Bis der Bus kam, und sich
unsere Wege trennten.
Ich war mir sicher.
Das ist eine tolle
Frau. Vielleicht eine Sängerin
für meine Texte. Sie war dann
auch der Grund, warum ich das
Alte Rathaus eher verlies.
Ich hatte noch einen Kaffee geschlürft,
rollte dann zum Fahrstuhl.
Drückte den Knopf Richtung Ausgang.
Sekunden später war ich unten. Die
Fahrstuhltür geht auf - da standen
zwei Trollis, mannshoch, beladen
mit Speisen, die wohl für die
Abschlußparty gedacht waren.
Dank spärlichem Fahrstuhllicht
konnte ich das wenigstens erkennen.
Ansonsten war es Tiefschwarz da
unten. Kein Licht, keine Notbeleuchtung
erhellt dort den Raum. Mit dem linken
Bein versuchte ich nun, den einen
Trolli zurückzuschieben.
Rangierte ein wenig, um auch
den 2.ten Trolli mit den
Leckereien wegzuschieben.
Das hatte fast geklappt,
einmal noch vor gerollt,
einmal noch zurück...
Der SCHRECK, das Gefühl
des Nachhintenkippens
steckt mir heute
noch in den Gliedern.
Läuft wie ein Kinofilm vor
dem geistigen Auge ab.
Du kippst, merkst, dass
du NICHTS mehr tun kannst.
Du kippst rückwärts in die Tiefe.
Ein schlimmes Gefühl. Der Bauch
meldet es dem Gehirn.
Plötzlich. Ohne Warnung.
Kippen und Fallen. Das Ende.
Schwarz. Alles Schwarz.
Dann sah ich in zwei blaue Augen.
Köpfe sah ich. Von Ferne drangen
Stimmen zu mir. Dann kam eine Bahre.
Zu Viert wuchteten sie mich auf
die Bahre. Den Kopf blutverschmiert.
Notdürftiger Verband und mit Blaulicht
in die Uniklinik München.
Jetzt möchte ich wissen, wie lange
ich da gelegen bin.
Fortsetzung folgt.
Peter Rubin, Dichter dran...
und dieses mal... ganz nah dran...
Copyright by Peter Rubin,
Dichter dran
anno 2010
Tag der Veröffentlichung: 11.11.2010
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