Prolog
Die Frage 'Warum?' hab ich mir in den letzten Monaten öfters gestellt. Warum ich? Warum er? Warum? Konnte man jemandem so weh tun den man liebte? Meine Oma hat mir mal gesagt: „Kind, pass auf. Die Menschen, die du am meisten liebst und vertraust, können auch manchmal die Menschen sein, die dich zum Tod führen." Sie hatte Recht. Ich bin zwar körperlich am Leben, doch meine Seele hat sich an dem Tag von mir verabschiedet. Es macht keinen Sinn mehr diesen Körper hin und her zuführen. Jeden Morgen, wenn ich aufstehe, sterbe ich wieder von neu. Jeden Abend, wenn ich ins Bett gehe, kommt wieder dieser Schmerz in meiner leeren Brust. Ich sterbe wieder. Es geht nicht mehr.
Verzeih mir Oma, ich konnte mein Wort nicht halten.
Verzeih mir Mama, dass ich dir den selben Schmerz zufüge wie mein Bruder.
Verzeih mir Marie, mein Leben, dass ich nicht mehr bei dir sein kann.
Verzeih mir mein Sohn, dass ich dir keine Mutter sein und dich nicht lieben konnte.
Verzeih mir Joe, dass ich dich geliebt habe.
Teil 1
Das perfekte Leben...
Leanne (ausgesprochen wie im Englischen: Li-En) ist das begehrteste Mädchen auf der Schule. Ihre größe, ihre langen Kastanienbraunen Haare, die im Sonnenschein schimmerten, ihr weißer Teint und ihre grünlich braunen Augen, machen die Jungs verrückt und die Mädchen eifersüchtig. Am bewundertsten ist es, dass sie überhaupt kein Make-Up oder jegliches benutzt, und trotzdem sah man ihr ihre Schönheit mit ihrer tollen Haut an. Doch dies ist sie sich nicht bewusst. Sie weiß, dass sie schön ist, ja, aber so sehr findet sie nun auch nicht. Sie weiß auch, dass eine menge Jungs hinter ihr her sind. Den Grund weiß sie nur zu genau. Diese widerlichen Schweine wollen sie doch nur flachlegen. Es ist ein Spiel unter denen, wer sie als erstes erobert hat gewonnen. Was für ein Schwachsinn! Nur weil sie bisher jedem nein gesagt hatte und mit keinem ausging, hieß es ja wohl nicht, dass man dann eine Wette über sie stattfinden lassen sollte.
Es ist so ein schöner Tag. Die Schulzeit neigt sich dem Ende zu. Endlich kommen die Sommerferien näher. Nur noch eine Woche. Ihre beste Freundin Marieanne geht aufs Gymnasium und sie auf die Realschule. Früher war sie auch mal eine Gymnasiastin. Oh ja, dass waren Zeiten. Sie war die Männlichkeit in Person, provozierte die Lehrer, prügelte sich mit den Jungs, sie bewarfen sich gegenseitig mit den Stühlen, fing an zu rauchen und wurde öfters auf die Klassenausflüge oder –fahrten nicht zugelassen. Sie flog von der Schule nach ihrem 6. Schuljahr. Mit 13 ging sie dann in die 7. Klasse auf der Realschule. Mann was für Looser es hier gibt. Zum Glück begleitet sie ihre Kindheitsfreundin Natty. Sie gehen durch dick und dünn und waren bis jetzt immer in der selben Klasse. Zwischen ihnen ist eine unzertrennbare Bindung. Ihr Verhalten änderte sich abprupt, nachdem sie jetzt ein Jahr auf der Realschule verbracht hatte. Sie zieht sich jetzt ganz anders an. Weiblicher. Was früher für sie ein Fremdwort war. Sie prügelt sich auch nicht mehr, aber hat immer noch ein großes Maul. Das würde sich auch nicht ändern.
Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und es ist einfach ein herrlicher Tag. Da ihre Schule renoviert wird, nimmt die ganze Schule in Containern unterricht. Gott wie ätzend das ist. Früher kamen die Lehrer zu denen in den Raum jetzt müssten sie zu ihnen laufen.
Ihre Noten sind perfekt, am besten in Mathe, wo sie jetzt auch hin musste. Sie ist die Lieblingsschülerin von Herr Voigt. Sie ist ein Ass und manchmal darf sie sogar den Unterricht führen, wenn er mal wieder keine Lust hatte. Sie sagte es zwar keinem, aber sie findet ihn so attraktiv mit dem sportlichen Körper, den blauen Augen und der Glatze sah er einfach aus wie ein Model. Was machte er eigentlich hier? Sie fantasierte mal wieder bis Natty sie von der Seite anschubste.
„Was träumste hier wieder rum? Der Simon fehlt ja immer noch. Ich glaubs einfach nicht!“
Simon ist seid Anfang des Jahres in ihrer Klasse, weil er wiederholen musste. Er gehört zu ihrer Clique, die in der Klasse nur aus ihr, Natty und Simon besteht. Die Mädchen mögen die beiden nicht besonders und umgekehrt natürlich.
„Ach, wann ist er denn mal erschienen? Jetzt ganz ehrlich Nat! Du glaubst doch wohl nicht....“
Und da passierte etwas unglaubliches. Oskar, genannt Fischkopf durch sein Aussehen und Nachname Fischer, übergab sich über den Tisch hinaus direkt in Andys Schultasche. Leanne und Natty blinzelten sich gegenseitig an und fingen an zulachen.
„Boa wie Geil! Hast du das gesehen? Ich krieg mich nicht mehr ein.“
„Boa Natty wo ist deine Cam? Sonst nimmst du doch immer alles auf.“
Der Lehrer brach den Unterricht ab und alle liefen hinaus. Der Gestank war nicht mehr auszuhalten. Andy, ein süßer aber kleiner Junge, kam mit einem lang gezogenen Gesicht heraus.
„Hey Andy, mein Süßer, lach mal ein bisschen,“ schrie Natty „ist doch nicht schlimm. Hast nur nen bisschen Fischfutter zwischen deinen Schulsachen!“
Leanne lag fast auf dem Boden vor Lachen. Andy lachte ebenfalls. Die Aura dieser Mädchen ist einfach unfassbar. Bei Leanne fühlt man sich direkt wohl und man kann mit ihr immer offen reden. Durch ihre Art mag sie jeder. Natürlich nur wenn sie es will.. Natty ist immer gut gelaunt und bei ihr ist es so ansteckend, dass wenn man sich von ihr entfernte, fühlte man Trauer. Simon kam angelaufen
„Was lacht ihr Hennen wieder so rum? Hab ich was verpasst?“
Natty schilderte ihm die Situation von gerade eben und er brach ebenfalls in Gelächter aus. Es gongte zu der nächsten Stunde.
„Oh Nein, jetzt Geschi,“ maulte Leanne.
„Ey, dass ist doch voll Geil. Can sitzt dann direkt gegenüber und ich kann ihn beobachten!“
„Oh Gott, Nat! Reicht es nicht, dass ihr euch tagtäglich seht?“
Die Container waren so aufgestellt, dass einmal die Türen und einmal die Fenster der Container sich gegenüber standen. Sie setzten sich wie immer in die letzte Reihe und hörten Frau Presswurst, eigentlich Frau Gerhardt, aber sie sah einfach aus wie ne Presswurst mit einer Brille, nicht zu.
„Hey Li! Guck mal da ist er! Oh Gott schon bei seinem Anblick werde..“
„Boa Nat hör auf! Ich wills nicht hören! Ich kann ihn mir sowieso nicht mehr angucken seit dem du erzählt hast was ihr getrieben habt.“
„Jetzt hör mal auf Li. Er hat halt Fantasien. So ekelhaft war es nun auch wieder nicht!“
„Hmmm ist klar. Ist ja so was von toll mitten im Wald in dem ganzen Schlamm, wo es ein Tag vorher geregnet hat! Bah zwischen den ganzen Würmern!“
„Jungfrau Maria, jetzt krieg dich wieder ein,“ lachte Natty.
Sie lehnten sich mit den Stühlen gegen die Wand, sodass nur zwei Füße des Stuhls den Boden berührten. Can bemerkte, das er beobachtet wurde und schaute aus dem Fenster in den gegenüberliegende Container. Natty wurde rot und durch ihre Verlegenheit schlug sie aus versehen gegen Leannes Stuhl und beide kippten runter. Can fing an zulachen, als die beiden plötzlich vom Fenster verschwanden.
„Can was gibt es da zu lachen?“ fragte Herr Schulz.
„Nichts vom besonderen. Mir ist nur etwas eingefallen. Tut mir Leid.“
,Scheiße’ dachte sich Can.
Er war der Sohn des Mathelehrers und durfte sich so was nicht leisten. Er will ja schließlich einen perfekten Abschluss.
„Du behinderte Kuh! Was fällt dir ein?“ schrie Leanne Natty an.
„Leanne! Natty! Steht vom Boden auf sofort!” rief Frau Presswurst. „Ihr beide geht sofort raus! Nein doch nicht! Leanne, du gehst raus! Und Natty du kommst jetzt nach vorne und wiedergibst den ganze Stoff von den letzten 2 Wochen wieder!“
„Scheiße Li, sag was ich weiß nichts!“ zischte Natty Leanne an.
„Tja, meine Süße da fragst du die Falsche. Ich bin draußen. Wir sehen uns gleich.“
Leanne erhob sich, packte ihre Sachen und begab sich nach vorn. Als Simon ihr auf dem Weg ein Beinchen stellte, fiel sie hin und guckte ihn verwundert an. Er fing über ihre Grimasse an zulachen.
„Simon Duffy! Du gehst sofort zur Direktorin und meldest dich ab! Für heute wurdest du gerade eben suspendiert! Auch wenn es ein Wunder ist, dass du überhaupt den Weg hierhin gefunden hast!“
Sie gingen tränend lachend aus dem Klassenraum.
„Du blödes Arschloch! Wie kannst du nur?“
„Ich dachte der Boden gefällt dir? Da du dich sowieso immer hinlegst, wollte ich diesmal etwas dazu beitragen.“
Er grinste und sie schlug mit der Rückseite ihres Handes gegen seine Brust.
„Du Schwachkopf! Ich kann ja auch nichts dafür, das ich zwei linke Füße habe... Aaah...“
Sie stolperte über die Steine, die in den Gängen zwischen den Container zerstreut wurde und fiel zu Boden. Ihr Lachen dröhnte bis hin zu den anderen Klassenräumen und Frau Mom, eigentlich Frau König ihre Klassenlehrerin, doch sie nannten sie Mom, kam heraus und guckte wohlwissend die beiden Teenies an.
„Na Simon, lange nicht gesehen. Ohne Hallo zusagen willst du schon gehen? Leanne, wenn die Lehrer dich als anwesend eintragen, sollst du gefälligst auch mal im Klassenraum bleiben!“
„Aber“, sagten die beiden aus einem Mund.
„Kein Aber! Das wird ein Nachspiel haben.“
Sie ging wieder rein und die beiden machten sich auf den Weg ins Sekretariat.
2. Pause
In der Pause verstecken sich die Jugendlichen zwischen den Containern um zu rauchen. Sie stellen die 5. Klässer vor die Container hin, damit sie Wache halten. Die Lehrer gehen öfters rum, um die Schüler vom Rauchen abzuhalten.
„Scheiße! Li, schmeiß die Kippe weg! Frau Ich-bin-Sportskanone ist im Anmarsch“, sagte Pi.
Pi heißt Patricia, doch alle nennen sie Pi, weil sie das mathematische Zeichen Pi nicht zeichnen kann. Sie liefen in die Mädchentoilette. Pi schubste Natty und Leanne rein, sodass Leanne ins Schwanken geriet und mit ihrem Knie durch den Toilettendeckel durch brach. Natty prustete los.
„Scheiße verdammt! Was schubste so! Guck mal was du gemacht hast. Meine Hose ist ja voller Toilettenwasser!“
„Hahahaha.... die konnten sich halt nichts festeres leisten für dich meine Süße,“ sagte Pi.
Es klopfte an der Tür.
„Kommt sofort raus ihr drei! Was war das für ein Krach eben?“
„Mann, die Tussi läuft uns ja nur noch hinter her! Was sollen wir jetzt machen?“
„Sei nicht so hysterisch Pi. Solltest du dir es vorher überlegen, bevor du mich reingeschubst hast!“
Natty machte die Tür auf. Frau Ich-bin-Sportskanone konnte ihren Augen nicht fassen.
„War ja klar, dass ausgerechnet ihr Drei mal wieder was anstellt! Was habt ihr hier gemacht? Dafür werdet ihr die nächste Stunde jede einzelne Toilette hier Putzen! Ich werde euch Zahnbürsten bringen und wehe ich sehe ein Fleck! Sogar innen wird es ganz sauber sein! Habt ihr mich verstanden?“
„Iiiiih... ich pack da nicht rein! Ich bin doch keine Putzfrau! Das ist gegen die Menschenrechte! Das können sie nicht machen!“
Leanne grinste über Nattys Reaktion. Die Lehrerin hob ihren Finger gegen Nattys Gesicht.
„Fräulein nicht in diesem Ton mit mir! Mach was ich sage sonst gibt es wieder einen Brief nachhause! Und Nachsitzen! 5 Stunden.“
Natty wollte grad was sagen doch Leanne kam dazwischen.
„Natürlich Madam. Wir erledigen es jetzt.“
„Gut.“ Sie ging davon.
„Was??!! Bist du übergeschnappt? Ich mach das nicht! Da setzen sich alle möglichen Weiber drauf! Die pissen daneben und es trocknet und es entstehen Bakterien und davon könnte ich Pilze und Krankheiten bekommen.“
„Jetzt reg dich mal ab Natty. Du muss dich ja nicht drauf setzen. Wenn du auch nen Pilz bekommst, na und? Hast mal nen bisschen Auszeit mit Can.“
Pi zwinkerte Leanne zu und sie machten sich an die Arbeit.
Zuhause
„Hey Mom.“
„Na mein Schatz? Wie war es in der Schule?“
Leanne hörte den Unterton in der Stimme ihrer Mutter und fragte sich was schon wieder los sei.
„Gut, warum?“
„Und wie war es letzte Woche Donnerstag?“
,Shit, sie weiß es’ „Gut , warum?“
„Ach ja? Und wann warst du bei deinem Cousin auf der Schule? In der Pause oder was?“
Oh Gott wie dumm konnte ihre Mutter sein. Die Schule von ihm ist 20 km entfernt. Wie sollte sie es in der 15 minütigen Pause schaffen? Sie rollte die Augen.
„Na klar in der Pause. Wann sollte ich denn sonst dahin?“ Wäre ihre Mutter blond, würde sie typisch blond sagen.
„Ach gut, bin ich erleichtert. Ich dachte schon du hast geschwänzt. Ach ja, Liebling? Dein Englischlehrer hat wieder angerufen. Begegne lieber deinem Papa heut nicht!“
Sie guckte ihre Tochter ernst an und hob eine Augenbraue hoch.
„Was hat er diesmal gesagt?“
„Wie kamt ihr auf die Idee ihm Kaugummis ins Butterbrot zulegen?“
Leanne erinnerte sich an die Gesichtzüge und kicherte.
„Mom, komm schon. Wir haben die gekaut. Kein Fremder.“
Sie ging auf ihre Tochter zu und hob den Finger.
„Wir hatten dieses Spiel schon mal Leanne Dackson! Ich möchte nicht, dass du wieder von der Schule fliegst! Haben wir uns verstanden?“
„Ja, Mom.“
Sie ging auf ihr Zimmer. ,Man warum verstehen die Leute keinen Spaß?’
Ein tag vor den Zeugnissen
„Hey Li, hat Schopi gestern bei dir auch angerufen?“
„Oh ja. Das war ätzend. Mein Vater ist ausgetickt. Er fing wieder mit der Predig an, warum bist du bloß ein Mädchen? Hast du es von deinem Bruder? Nein, dass kann nicht sein, er hat ein besseres Benehmen als du.. bla bla bla. Wo ist Simon? Ich dachte er will heute kommen?“
„Kennst den doch. Er wurde wieder beim Kiffen vor der Schule erwischt. Er wird erst morgen zur Zeugnisausgabe kommen.“
„Oh Nat. Was sollen wir bloß mit ihm anstellen?“
„Na ihr Süßen.“
„Geh weg Markus. Du nervst.“
„Li warum so frech? Wann gehen wir denn mal aus?“
„Mach ne Fliege Markus. Wenn Can dich hier sieht, wird es kein gutes Ende für dich haben. Lass Li in Ruhe!“
Natty zog ihre Freundin am Arm und lief in den Kunstraum.
„Boa ich könnt diesem Penner ins Gesicht kotzen!“
„Lass mal lieber Li, dass macht der Fischkopf schon für dich!“ Beide grinsten.
Herr Lob, der Kunstlehrer, kam herein.
„Guten Morgen Kinder, Leanne und Natty? Teilt mal bitte die Kunstmappen aus ja?“
„Natürlich.“ Sie begaben sich zum Wandschrank.
„Boa man sind die schwer.“
„Hey guck dir das mal an! Wer hat denn nen Aquarium als Kunstmappe?“
„Haha... der Fischkopf natürlich.“
„Der hat ja sogar seinen Namen drauf geschrieben. Oskar Fischer!“
Ein großes Gelächter brach aus. Da Herr Lob der verpeilteste Lehrer war, kriegt er nichts mit. Sie verteilten die Mappen und gingen auf ihre Plätze. Es gongte und sie trafen sich in der 1. Pause in der Raucherecke.
„Hey Pi, weiß du wo And ist?“
Pi drehte sich zu Sonja um und schaute sie von oben nach unten an.
„Nein Sonja. Ich weiß nicht wo er ist. Warum lässt du ihn nicht einfach in Ruhe?“
„Was macht der Blödmann denn da?“ fragte Leanne.
„Wer?“
„Ja And.“
„Oh Gott Li, guck dir das an!“
„Haha wie geil. Hol deine Cam Nat!“ Leanne und Natty fingen an zulachen.
Pi sah erschrocken nach oben auf den Container.
„Oh mein Gott And! Komm sofort darunter!“ schrie sie.
„Pi, mein Schatz, warum hast du mich verlassen?“ schrie Andrew.
Die ganze Schülerschaft versammelte sich um sie.
„Hey And! Willst du springen oder was?“ rief Simon.
„Pi, wenn du nicht zurückkommst werde ich springen! Du wirst für mein Tod verantwortlich sein und dich immer schuldig fühlen!“
Die ganze Clique lachte.
„Hey And! Du weißt schon, dass der Container grad mal 2,10 m hoch ist ne? Auch wenn du springst, wirst du dir höchstens eine Verstauchung am Knöchel zulegen! Mehr aber auch nicht!“ rief Natty grinsend.
Pi kamen die Tränen.
„And verdammt! Komm jetzt da runter!“
„Ja And! Komm da runter! Ich kenne einen besseren Platz wo du wenigstens springen kannst! Von meinem Bett auf den Boden!“ rief Simon.
Die Clique lachte so laut, dass die Direktorin die ihren Rundgang machte, auf sie aufmerksam wurde.
„Was ist hier los? Andrew Miller! Was zum Teufel tust du da?“
„Frau Spind, sie können mich nicht verstehen. Pi hat mich verlassen und will nicht mehr zurück. Ich weiß nicht was ich machen soll! Ich werde mich umbringen!“ schrie er.
„Echt? Womit denn mein Lieber?“
Er guckte sie verdutzt an.
„Ja, springen natürlich was sonst?!“
„Hast du keinen besseren Platz gefunden oder was? Komm sofort runter! Ich werde deine Eltern benachrichtigen!“
„Ähm Frau Spind?“
„Bitte Pi?“
„Er kann da nicht runter.“
„Warum das denn?“
„Ja, dass ist jetzt echt witzig. Ähm... er hat Höhenangst.“
Frau Spind schlug sich mit der Hand gegen die Stirn.
„Mein Freund, wenn du Höhenangst hast, warum kletterst du dann da hoch?! Simon und Markus holt ihn darunter und bringt ihn in mein Büro.“
Sie ging davon.
„Hey And! Mach die Augen auf und spring in meine Arme Baby!“ schrie Natty.
Pi schaute sie böse von der Seite an.
„Pack deine Cam weg und geh.“
„Was hast du denn?“ Leanne und Natty gingen davon.
„Ich hab mit Can Schluss gemacht.“
„Endlich! Boa bin ich froh. Ich konnte ihn gar nicht ausstehen.“ Erleichtert guckte sie Natty an.
„Wie dumm der And ist oder? Ich mein wer würd sein Leben für einen opfern?“ fragte Leanne ernst.
„Sag es nicht laut. Du weiß nicht wie es ist zulieben.“
„Trotzdem würde ich mein Leben nicht für jemandem opfern.“
Am nächsten Tag – Zeugnisausgabe
„Oh nee... Wenn ich mit nem Scheiß Zeugnis nachhause komme, bringen mich die Alten um.“
„Mach kein Stress Nat! So schlecht bist du gar nicht.“
„Du hast gut Reden mein Schatz. Wer ist hier denn das Mathe Ass?“
„Ach komm...“
Sie setzten sich auf ihre Plätze im Klassenraum.
„Na meine Hübschen! Was geht?“
„Sag mal Simon, schreiben die bei dir Fehlstunden oder Anwesendstunden? Ich mein, dass zweite wäre ja praktischer!“
Natty biss sich auf die Lippe über Leannes Kommentar um nicht zulachen.
„Bist heut aber gut drauf Li. Schon hingefallen?“
Sie streckte ihm die Zunge raus. Frau Mom trat ein und bat alle zur Ruhe. Sie hält immer eine Rede bevor sie die Zeugnisse ausgibt. Alle hörten ihr zu, bis auf die Drei.
„Boa sind die ruhig,“ flüsterte Leanne.
„Frau Mom hat nen Witz gemacht und alle sind stumm.“
Natty lachte über Simons Bemerkung laut auf und die anderen beiden stimmten mit ein.
„Ihr da hinten! Was gibt es wieder zulachen? Beruhigt euch!“
Simon konnte sich wieder fassen. Leanne ebenfalls. Doch Natty weinte jetzt vor lachen. Einen Moment schien es so, als hätte sie sich beruhigt. Doch dann prustete sie wieder los und lief hinaus. Nach 5 Minuten kam sie wieder rein, schaute zu den beiden nach hinten und lief wieder hinaus. ,Man was für Krämpfe die heute schon wieder hatten,’ dachte sich Frau König und schon schrie Leanne.
„Was ist denn jetzt los?“
„Aaaah... Da ist ne Spinne!“ kreischte sie.
„Mensch Leanne! Setz dich! Simon nimm bitte die Spinne und tu sie raus ja?“
Da machte Simon einen Fehler. Anstatt die Spinne rauszubringen, trat er einfach drauf und zerquetschte es.
„So erledigt.“ Er sah wie rot Frau König wurde.
„SIMON DUFFY! Ich hab dir nicht gesagt, dass du es umbringen sollst! Jetzt heb es auf und begrab es hinterm Container!“
,Oh,oh,’ dachte Leanne ,Ne ne Simon, du wusstest doch, dass sie so sensibel auf Tiere reagiert. Egal geschieht dir Recht.’ Sie lachte in sich hinein. Simone hob es mit den Fingern auf, schaute kurz zu Leanne und grinste.
„Wehe! Ich reiß dir den Arsch auf!“
Er schmiss die Spinne auf Leannes Dekollté. Sie schrie und zog sich das Oberteil aus. Die ganze Klasse konnte ihren Augen nicht fassen. Mit ihren Händen haute sie um sich herum, als ob die Spinne fliegen könnte. Erst als sie den Blick von Frau König ergriff, wurde ihr bewusst, dass sie nur mit einem BH vor der Klasse stand. Sie warf einen bösen Blick zu Simon.
„Das Strippen musste noch lernen, auch wenn der Anblick grade professionell ist!“ rief Markus.
Frau Mom knallte das Klassenbuch auf den Tisch.
„Markus wehe du machst noch mal so eine blöde Bemerkung! Simon Duffy? Sei froh das heute der letzte Schultag ist! Leanne? Zieh dich wieder an und hol Natty rein. Sie sollte sich wieder beruhigt haben.“
Leanne zog sich an und schlug dem Simon beim vorbeigehen mit ihrem Deutschbuch auf den Kopf.
„Au!“
„Geschieht dir Recht! Wegen dir klebt mir bestimmt Markus am Arsch!“
„Hast wenigstens nen Date.“
„Über meine Privatsphäre brauchst DU kein Kommentar abzugeben.“
Sie holte Natty rein und Frau König verteilte die Zeugnisse.
Teil 2
Die große Liebe
Sommerferien
„Hey Li! Man wach auf!“
„Boa Marie! Lass mich! Wir haben Sommerferien!“
Marie stand vom Bett auf und zog ihr die Bettdecke weg.
„Steh auf! Wir wollten schwimmen gehen! Komm schon, Luke bringt Freunde mit! Wir dürfen nicht zu spät kommen!“
Luke ist Marieannes fester Freund. Leanne drehte sich um und schlief weiter.
„Na warte!“
Marieanne ging ins Badezimmer und holte einen Eimer voll Wasser.
„Schatz? Stehst du auf?“
Leanne winkte nur mit der Hand.
„Ok.“
Sie näherte sich ihr zu und schüttete das ganze Wasser über ihren Körper. Sie schreckte auf und sah sie verdutzt an.
„Na warte!“
Sie sprang aus dem Bett, Marieanne warf den leeren Eimer in die Ecke und lief runter.
„MOM! Li will mich schlagen!“
Sie nannte Veronique ebenfalls Mom.
„Na Li, was machst du da?“
Sie stellte sich vor Marie und schaute auf ihre Tochter.
„Lach nicht so blöd Mom! Guck mal was die gemacht hat! Geh mir aus dem Weg!“
Sie versuchte sich an ihrer Mutter durch zudrängeln. Marieanne streckte ihr nur die Zunge entgegen.
„Ich reiß dir deine Zunge eigenhändig ab!“ schrie Leanne.
„Na was passiert denn hier? Mein Sonnenschein, wie siehst du denn aus?“
„Dad! Marie hat mich mit kaltem Wasser nass gemacht!“ Er sah hinüber zu Marie.
„Marie, mein Liebling. Warum hast du kaltes Wasser genommen anstatt Lauwarmes?“
Sie grinste nur frech.
„Dad mit lauwarm krieg ich sie nicht wach. Weißt du doch!“
Sie lachten alle und Leanne stampfte nach oben.
„Bist du fertig?“
„Ja, Marie. Denk nicht ich würde es dir nicht heimzahlen.“
„Ja, ja. Komm dein Bruder wartet unten im Auto. Er fährt uns.“
„Ich komme.“
Sie liefen zum Auto. Sah ihr Bruder mal wieder scheiße aus. Er hat eine Drogensucht und kam erst letzte Woche von der Therapie wieder nachhause. Es war schwachsinnig, dass er dahin ging. Er fängt eh wieder an.
„Hey Bro was geht?“
„Nichts ihr Süßen.”
„Wo gehst du denn hin?“
„Ich fahr mit Sassy für ein paar Tage nach Holland.“
,Nein nicht schon wieder,’ dachte Leanne und schaute auf die Rückbank zu Marie. Sie nickte.
„Reicht es nicht?“
„Es geht dich nichts an Li!“
Er konnte seine Aggression nicht unterdrücken. Seine Gefühle hatte er eh nicht mehr unter Kontrolle.
„Natürlich geht es mich etwas an! Du bist mein Bruder! Du weiß doch gar nicht wie es ist, zu zusehen wie dein Bruder zusammenbricht!“
Sie schrie ihn an und eine Träne lief ihr über die Wange. Er sah den Zorn und die Wut in ihren Augen. Sie war so leicht zu durchschauen. Sascha starrte aus dem Fenster und sagte leise.
„Wirst du nicht mehr.“
Sie fuhren schweigend zum Schwimmbad.
„Hey mein Schatz!“ rief Marieanne und lief zu ihrem Freund und gab ihm einen leichten Kuss auf den Mund.
„Na meine Süße? Was habt ihr so gemacht seit gestern?“
Luke ihr Freund passte optisch gar nicht zu ihr. Marieanne war klein, hatte lange schwarze Haare, graue Augen, eine sportliche Figur und ein makelloses Gesicht. Luke dagegen ist etwas größer. Genau so groß wie Leanne, ist etwas pummelig und hat ganz dunkle kurze Haare.
„Ich hab Li mit kaltem Wasser überschüttet heute morgen,“ prahlte sie rum.
„Hahaha. Stimmt, ansonsten kriegt man unseren Morgenmuffel ja nicht aus dem Bett.“ Er kniff Leanne an die Wange.
„Hey Luke, pass auf ich könnte schon bissig sein.“
Er guckte entschuldigend.
„Oh Li, dann tut es mir aber sehr leid, denn ins Freibad darf nichts bissiges mitgenommen werden.“
Sie schlug ihn mit der Faust gegen seine Schulter. Er reibte sich die Schulter und tat so als hätte es weh getan.
„Wo sind deine Freunde, Schatz?“ fragte Marieanne und warf Leanne einen Seitenblick.
„Da kommen die ja schon.“
Leanne drehte sich um. Es waren 2 Typen. Der eine war kleiner als der andere, aber sah dennoch gut aus mit seinen braunen Haaren. Der andere dagegen. ,Wow. Wer ist das denn?’ Er verschlug Leanne den Atem. Er war größer als sie, sehr athletisch gebaut, mit aschblonden Haaren, die unter der Sonne glänzten und ganz hellen Augen. Man konnte die Farbe nicht so ganz erkennen. War es Grün? Oder doch Blau? Sogar sein Gang strahlte etwas besonderes aus. Leanne bekam kein Wort heraus als sie vor ihnen standen.
„Mädels, dass sind Vincent und Joe. Jungs, dass ist meine wunderschöne Freundin Marie und ihre ebenso wunderschöne Freundin Leanne.“
Eine Stunde vorher..
„Hey Vinc. Was meinste, wie sieht die neue Freundin von Luke aus?“
„Keine Ahnung Joe. Ich hoffe besser als die davor. Gott war die schrecklich!“
„Kommt Lisa nicht mit?“
„Nein, sie muss ihrer Mutter helfen. Vielleicht schaut sie später vorbei.“
„Man ihr seid aber jetzt auch schon lange zusammen... Sieht ernst aus was?“
„Ja. Sie ist etwas besonderes Joe, weißt du.“
„Na dann.“ ,Wie kann man ein Mädchen so sehr lieben? Blödmann,’ dachte sich Joe auf dem Weg zum Freibad. „Na hoffen wir mal das die Freundin von der Marie gut aussieht,“ grinste Joe.
„Sie sieht sehr gut aus. Aber Joe, ich muss dir etwas sagen. Also sie ist nicht wie all die anderen, damit du bescheid weiß.“
„Wie meinst du das?“
Vincent wusste nicht wie er es sagen sollte und schaute zu seinen Füßen herab.
„Behandle sie nicht wie die anderen. Naja, sie ist die Schwester von Sascha.“
„Was?!“ schrie Joe. „Seid ihr total bekloppt oder was? Ihr wisst wie wir zueinander stehen! Ich hab keine Lust wieder mit diesem Schwachkopf eine Auseinandersetzung zuhaben!“
„Beruhig dich mal! Du muss sie ja nicht direkt flachlegen! Dann sind wir halt nur für ein bisschen Spaß hier! Und außerdem ist Sascha übers Wochenende in Holland. Vielleicht wird sie dich ja nicht mögen.“
„Pah. Ich krieg alle das weißt du!“
Obwohl Joe sein bester Freund ist, ist er für ihn ein Dreckskerl. ,Ist es das Richtige, sie aneinander vorzustellen?’ dachte Vincent beim gehen. Mit der Hoffnung, dass er durch sie zur Vernunft kommt, machten sie sich auf den Weg zum Eingang.
„Hi,“ sagte Leanne und streckte ihre Hand ihnen entgegen. Vincent schüttelte als erstes.
„Hey Leanne. Hab schon viel von dir gehört. Freut mich dich endlich mal zusehen.“
Sie lächelte. „Li bitte. Hoffe doch nur positives.“ Er zwinkerte ihr zu.
,Mistkerl, wer weiß was dir durch den Kopf geht,’ dachte sie.
,Oh man Joe, mein Junge. So was tolles wie sie hast du noch nie gesehen. Sie ist ein Engel.’
„Ich bin Joe. Ich hab allerdings bis heute nichts von dir gehört.“
Sie wurde rot und streckte ihre Hand nach ihm aus. „Freut mich,“ war das einzige, was aus ihrem Mund kam. Er nahm ihre Hand.
,Oh Gott, was passiert hier mit mir? Als hätte ich in eine Steckdose gefasst! Beruhige dich Leanne. Atme. Atme!’ Er guckte sie schief an.
,Man ihre Haut fühlte sich toll an genau wie es aussieht. Was sie wohl gerade denkt? Sollte ich ihre Hand wieder loslassen? Sie sieht jetzt irgendwie merkwürdig aus. Ist sie etwa krank?’
„Geht’s dir nicht gut?“ fragte er besorgt.
,Mir wird schlecht.’ Sie zog ihre Hand weg.
„Mir geht’s prickelnd. Lasst uns reingehen.“
Die Jungs gingen vor und bezahlten. Marieanne stupste sie mit ihrem Ellebogen an die Seite.
„Na? Der gefällt die anscheinend sehr gut.“
„Tzzz...“ zischte Leanne. „Der ist genauso wie all die anderen.“
„Wie andere?“
„Na wie Arschlöcher meine Liebe.“ Sie grinste ihre Freundin an und ging hinein.
„Das ist doch ein schöner Platz oder Schatz?“ sagte Luke.
„Ja wunderbar.“
,Man wie Marie Luke anguckt,’ dachte Leanne und breitete ihr Handtuch aus. Sie sah, dass die Jungs sich noch nicht ausgezogen haben.
„Hey! Wollt ihr euch nicht ausziehen oder was? Mit Klamotten macht es kein Spaß!“ lächelte Leanne.
Sie stand mit ihrem Bikini fast vor ihm.
,Oh mein Gott. Vergib mir für all meine Sünden und schenk mir diesen Engel, denn sie ist kein Mensch.’
Sie zogen sich alle aus und begaben sich zum Beckenrand.
,Na jetzt kriegst du es zurück Marie.’ Leanne lachte in sich hinein und schubste sie ins Wasser.
„Ey du! Was fällt dir ein? Weißt du wie kalt es ist?“ Leanne lachte über ihre Grimasse.
„Ich hab dir doch gesagt ich werde es dir heimzahlen.“
,Ihr lächeln, als würden die Engel singen. Was passiert mit mir? Beherrsche dich Joe! Du kannst dich von einem Mädchen ja nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen.’
Luke kam angelaufen und nahm Leanne auf seine Arme.
„Lass mich los du Krüppel! Was soll das?“
„Na, na, na nicht so frech Kleine. Du hast mein Schatz hineingeschubst.“
„Ja und? Sie hat mir kaltes Wasser übers Bett geschüttet!“
Er grinste und schmiss sie hinein. Sie tauchte auf und giftete ihn an.
„Komm bloß ins Wasser Luke!“
,Wie süß sie doch aussah, wenn sie vor Wut kochte. Mit den nassen Haaren sah sie viel schöner aus.’
Leanne ergriff seinen Blick. Ihr Puls beschleunigte sich. ,Atme!’ ermahnte sie sich.
„Joe!“
„Bitte Li.“
„Was guckst du mich so an?“
Er schaute sie verwundert an. Was machte er? Warum konnte er seinen Blick von ihr nicht abwenden? Ihre Augen glänzten und man konnte tief in sie hinein blicken. Um ihn aus der Verlegenheit zu bringen rief Luke: „Joe? Vinc? Man was steht ihr da rum! Kommt doch rein!“
,Tzz..’ dachte Leanne und schwamm ihre Runden. ,Ich muss weg. Ich fühl mich komisch. Liegt es an ihm oder werde ich krank?’
„Hey du schwimmst aber gut.“
Joe tauchte neben ihr auf. Sie war so tief in ihren Gedanken versunken, sodass sie bei seinem Anblick vergaß weiter zu paddeln und tauchte unter. Er zog sie raus und sie spuckte das ganze Wasser.
„Alles in Ordnung?“
„Ähmm... ja. Danke. Du kannst mich wieder loslassen.“
„Äh ja. Sorry. Sollen wir zusammen die Runden drehen?“
„Ok.“
Sie begannen weiter zuschwimmen. Er beobachtete sie unauffällig. ,Was sie wohl jetzt denkt? Gefall ich ihr? Fühlt sie auch diesen Schlag, wenn unsere Haut sich berührt?’
Sie bemerkte wie er vor sich hin träumte.
„Weißt du, ich träume auch sehr oft mit offenen Augen.“ Sie lächelte ihn an. Er erwiderte es.
„Echt? Wovon träumste denn so?“
„Willst du es echt wissen?“
„Na klar.“ ,Hör bloß nicht auf zu reden,’
wollte er sagen, doch er verkniff sich diese Anmerkung.
„Naja, von vielen Dingen eigentlich. Sollen wir uns setzen gehen?“
Sie stieg aus dem Wasser und legte sich auf den Rücken. Er lief ihr hinterher und legte sich auf den Bauch neben ihr.
„Jetzt erzähl. Wovon träumst du?“
„Ich stell mir immer vor was ich machen werde, wie ich mit jemandem rede, was er sagt und wie ich dann drauf antworte. Das ganze Gespräch führ ich dann im Gedanken. Ich träume von einem glücklichen Leben. Ich bin glücklich und will auch das es so bleibt weißt du? Ich träume wie mein Bruder wieder so wird wie früher. Das unser Verhältnis sich wieder bessert und wir wieder Spaß haben miteinander.“
Ihr lief eine Träne über die Wange. Er wischte sie mit seinem Finger weg. Sie drehte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen. ,Li. Nicht schauen Liebes, nicht schauen.’ Doch sie konnte ihren Blick von ihm nicht abwenden. Seine Augen fesselten sie. Es kam ihr so Vertraut vor, als würde sie ihn Jahre kennen. Ein Gefühl des Vertrauens, Wohlbefindens und Glück breitete sich in ihr aus.
„Und was hast du dir mit mir vorgestellt?“
Sie guckte ihn fragend an.
„Ich mein wie das Gespräch ablaufen würde,“ lächelte er. Sie erleichterte sich.
„Soll ich ganz ehrlich sein? Ich hab mir keine Gedanken über dich gemacht.“ Sie wurde rot.
„Du sagst was die durch den Kopf geht. Das gefällt mir.“
Flirtete er mit ihr? Sie kennt so was doch gar nicht! Was soll sie jetzt machen? Sie schaute wieder hoch in den Himmel.
„Bist aber sehr schüchtern, wie es aussieht.“
,Er macht sich lustig über dich Li!’ „Ich bin gar nicht schüchtern. Vielleicht möchte ich einfach nicht mit dir reden,“ antwortete sie protzig.
„Hey Joe, was ärgerst du meinen Schatz?“ rief Marie.
„Achso. Sie ist also dein Schatz. Hmmm dürfte ich mir mal deinen Schatz ausleihen? Ich würde ihr gern mal eine sehr schöne Stelle zeigen.“
Marie schaute zu Leanne und wieder zurück zu ihm.
„Besser du fragst mich selber anstatt Marie,“ ergriff sie das Wort. ,Schau nicht zu ihm! Sonst wirst du wieder rot.’
„Oh, ok. Wie wäre es, wenn Sie mich mal begleiten junge Dame?“ Er zwinkerte ihr zu. Sie tat so, als hätte sie es nicht gesehen.
„Tut mir leid. Ich hab keine Zeit.“
„Ich hab doch keinen Zeitpunkt genannt.“
„Na dann hab ich halt jeden Tag etwas vor.“
Er lachte. ,Sein lachen. Ich könnt dahin schmelzen. Ich muss ins Wasser. Ich muss mich abkühlen.’ Sie stand auf.
„Wohin?“ fragte Marie.
„Ich schwimm noch ein bisschen.“
Sie drehte sich um und sah ihn grinsen. ,Mistkerl!’ stampfend ging sie ins Wasser.
„Hey Li.“
„Oh Gott, was hab ich dir angetan, dass du mir diesen wundervollen Tag heute versaust.“
„Jetzt hör mal auf Li. Darf man dich noch nicht mal begrüßen?“
„Steck deinen Gruß und dein Grinsen sonst wohin Markus.“
Sein lächeln verschwand. Er packte sie am Arm.
„Was machst du da? Lass mich gefälligst los!“ Sie guckte ihn wütend an.
„Lass sie los.“
,Oh nein. Er steht direkt hinter mir.’ Ihr Puls erhöhte sich wieder.
„Was willst du denn Joe? Misch dich nicht ein.“
„Markus, ich hab gesagt lass sie los.“
,Wenn Blicke töten könnten,’ dachte Leanne. Er machte einen Schritt zurück und ließ sie los.
„Wir sehen uns noch Li,“ rief er beim weiter gehen.
„Na dir laufen bestimmt öfters solche Jungs über den Weg.“
Sie schaute zu ihm hoch. Man war er groß.
„Warum hast du das getan?“
„Was?“
„Na ihm gedroht.“
Er wirkte irritier und seine Augen weiteten sich. „Ich, ich weiß nicht.“ ,Warum hab ich das gemacht?’
Er sah wie schutzlos sie diesem Mistkerl gegenüber stand. Er musste sie beschützen. Sein Beschützerinstinkt ihr gegenüber wuchs von Minute zu Minute. Wie sollte er sie wieder gehen lassen?
„Wie du weißt nicht?“ fragte sie eindringlich.
Sie musste zu geben, dass es ihr gefallen hatte. Er sah sie kurz an und ging wieder an sein Platz. ,Was hat der bloß?’
„Wohin Joe? Wir sind grad mal ne Stunde hier.“
„Ich muss nachhause. Ich muss noch etwas erledigen. Euch viel Spaß.“
Sie sah wie er seine Sachen packte und verschwand. Marie kam angelaufen.
„Was ist passiert?“ fragte sie etwas außer Atem.
„Keine Ahnung. Wo geht er hin?“
„Nachhause. Er muss angeblich etwas erledigen.“
Was schmerzte da in ihrer Brust? War sie es schuld? Warum wollte sie ihm hinterher rennen und ihn vom gehen abhalten? Was war los? Er holte tief Luft als er am Ausgang stand.
„Joe, mein Junge. Versuch klar zu denken.“
Er versuchte sich zu beruhigen. ,Man! Musste es ausgerechnet Leanne sein? Musste Sascha ihr Bruder sein?!’
Er kämpfte gegen den Drang wieder hinen zu gehen.
Sie duschte sofort, als sie zuhause an kam. Man war sie erschöpft. Nachdem Joe gegangen ist, kam Lisa, Vincents Freundin. Es war sehr lustig mit ihr. Sie haben sie direkt in ihr Herz geschlossen. Markus hatte wieder versucht sie anzumachen. Luke und Vincent erlaubten sich den Spaß und mischten in sein Getränk Viagrah rein. Er kam nicht mehr aus der Toilette. Leanne grinste unter der Dusche. ,Warum ist er so früh gegangen? Hab ich etwas falsches gesagt? Werde ich ihn wieder sehen?’ Er war ihr so vertraut. Wie er sie angeschaut hat. Sie bekam Gänsehaut bei der Erinnerung. ,Noch nie hat mich jemand so angesehen.’ Sie fühlte wie es in ihrem Bauch kribbelte. ,Gott bin ich krank oder was?’ Sie fasste sie an die Stirn. ,Mensch Li, wie doof bist du? Deinen eigenen Fieber kannst du ja nicht fühlen!’ Sie stieg aus der Dusche und ging ins Bett. Sie träumte von Joe.
2 Tage später
„Treffen wir uns im Einkaufszentrum? Ich muss Luke noch einen Geschenk zum Geburtstag kaufen.“
„Mist. Ich hab sein Geburtstag total vergessen! Du muss auch für mich gucken ja? Er feiert ja schon morgen oder?“
„Yes. Du vergisst seit 2 Tagen eh alles, nachdem du Joe begegnet bist. Apropo Joe, er kommt auch.“
Sie konnte sich Marie grinsend vorstellen.
„Mir doch egal.“
„Na wenn du meinst. Also kommst du?“
„Ja, ich bin in einer Stunde da.“
Sie legte auf und begab sich zu ihrem Kleiderschrank. Nach langem überlegen entschied sie sich für ein dunkel blaues Top mit V-Ausschnitt von Only und einen hellen Jeansrock von Vero Moda. Sie machte sich Locken mit ihrem Lockenstab und sah sich im Spiegel an.
„Soll ich mich auch mal schminken?“
Bei dem Gedanken fiel ihr Joe ein. ,Vielleicht würde ich ihm ja besser gefallen? Vielleicht gefiel ich ihm ja überhaupt nicht?’ Sie zieht sich ihre Schuhe an und geht hinaus. Frustriert schlendert sie in die Tankstelle neben dem Einkaufszentrum hinein und kauft sich Zigaretten. Als sie träumend hinaus tritt, läuft sie Joe in die Arme.
„Na Kleine? Wieder am träumen?“
Sie brachte kein Wort heraus. Sie hat ja fast vergessen wie gut er aussieht. Ihr wurde ganz warm ums Herz und pochte mal wieder zu schnell.
„Wegen dir hät ich fast nen Herzinfarkt.“
Er lachte. ,Wie toll es sich doch anhört.'
„Wohin so schick?“
Sie schaute Verlegen zur Seite. ,Lass dich nicht aus der Fassung bringen!’
„Ich treff mich mit Marie. Wir wollen Luke einen Geschenk kaufen.“
„Oh Mist. Wo war ich bloß mit meinen Gedanken! Den hab ich ja ganz vergessen. Kommst du morgen auch?“
„Ja.“
In seinem inneren breitete sich etwas aus. Freute er sich etwa? Wurde er nervös?
„Schön. Ich freu mich auf morgen.“
Er kniff ihr an die Wange und ging.
„Ich mich auch,“ flüsterte sie.
„Na hör mal, wie siehst du denn aus? Warum hältst du dir die Hand an die Wange? Hast du Zahnschmerzen?“ Marie schaute besorgt auf ihre Freundin.
„Nein, nein. Mir geht’s gut. Lass uns einkaufen.“
„Boa Mom! Wo hast du mein braunes Kleid hingelegt?!“ schrie Leanne aus ihrem Zimmer. Es war kurz vor acht und sie musste inner halben Stunde fertig sein!
„Bei dir im Schrank ganz hinten! Was ist eigentlich mit dir los? Seit Tagen benimmst du dich komisch.“
„Sie hat bestimmt ihre Tage,“ rief ihr Bruder und lachte. Echt was war mit ihr los?
„Wo ist dieses beschissene Kleid?!!“
Langsam wurde sie hysterisch. Sie riss ihren ganzen Kleiderschrank runter.
„Da bist du ja!“
Das Kleid passte ihr wie angegossen. Es war enganliegend, ärmellos, kam ihr etwas über die Knie und betonte sehr gut ihre Brüste. Sie steckte ihre glatten Haare hoch und ließ ein paar Strähnen herunter fallen, die sie dann mit dem Lockenstab formte. Ein letzter Blick in den Spiegel.
„Perfekt.“
„Leanne! Komm schon man! Ich will fahren!“ rief ihr Bruder.
Sascha und Luke sind im gleich Alter und gingen früher in die selber Klasse. Natürlich bevor ihr Bruder mit der Therapie begonnen hatte.
„Ja, ich komme!“
Sie hastete eilig die Treppen hinunter, rutschte aus und plumpste auf ihrem Hintern.
„Irgendwann brichst du dir noch was,“ lachte er.
Ihr Bruder half ihm hoch und stupste mit dem Finger an ihre Nase.
„Ich lebe schon seit fast 15 Jahren auf dieser Welt und mir ist bis jetzt nichts passiert.“
„Sag es nicht laut. Komm Zicke steig ein.“
Sie bemerkte gar nicht, dass sie schon da waren. Ihre Hände schwitzten und sie wurde nervös.
„Was ist Zicke? Willste nicht aussteigen?“
Sie knallte die Wagentür zu und klingelt.
„Das ist mein Auto!“
Sie streckte ihm die Zunge raus. Marie öffnete die Tür und Sascha ließ einen pfiff raus.
„Du siehst gut aus Sis.“
„Danke Bro. Das gleiche wollte ich auch sagen. Kommt doch rein.“
Sie sah echt wundervoll aus. Ihr türkisfarbenes Kleid, die bis zu ihren Knien reichte und ihren Rücken frei ließ, betonte ihre grauen Augen mehr. Ihre langen schwarzen Haare hatte sie hoch frisiert. Sie sah einfach bezaubernd aus.
„Happy Birthday Luke!“ umarmte Leanne ihn.
„Danke meine Süße. Setzt euch doch. Es fängt gleich an.“
Luke und Sascha verschwanden. Leanne hielt nach Joe Ausschau. Langsam wurd sie nervös, weil sie ihn nicht sah. Sie wippte mit ihrem Fuß.
„Was hast du denn?“ fragte Marie. „Warum so nervös?“
„Ich bin nicht nervös!“
„Sei doch nicht so zickig. Natürlich bist du nervös. Ich sehe es doch an deinem Fuß, wie du die ganze Zeit damit wippst. Ist es wegen Joe?“
Marie grinste fast über beide Ohren. Leanne stieg die röte ins Gesicht und schaute weg. Sie hörte ihr nicht mehr zu. Die Party begann und es wurde schon fast 22.30 Uhr. ,Wo ist er denn bloß? Wollte er nicht kommen?’ Sie wurde traurig und ging in den Garten. Sie zog eine Zigarette aus ihrer Tasche. ,Man tut das gut.’ Die frisch Luft kam ihr sehr gut entgegen. Sie inhalierte vertäumt den nächsten Zug.
„Sieht der Himmel nicht schön aus?“
Vor Schreck ließ sie ihre Zigarette fallen und hustet.
„Oh tut mir leid. Du erschreckst dich aber sehr schnell.“
Er klopfte ihr auf den Rücken. Ihr kamen die Tränen. ,Mist. Auch noch das.’ Nach langem husten, beruhigte sie sich.
„Besser?“
„Irgendwann bringst du mich echt um Joe.“
Das war das erste mal, dass sie seinen Namen aussprach. Noch nie hat sein Name so schön geklungen.
„Ich würde nie dafür sorgen, dass du stirbst kleine,“ entgegnete er grinsend.
„Ich bin nicht klein!“
Es wurde kühl draußen. Sie klapperte mit den Zähnen.
„Dir wird ja ganz kalt. Sollen wir rein?“
„Nein. Ich möchte draußen bleiben. Du kannst ja rein gehen wenn du willst.“ ,Bitte geh nicht.’
„Soll ich reingehen?“
Er schaute sie schief an und lächelte. Ihre Gesichtsfarbe ändert sich von Rot auf Blau.
„Li! Atme!“ schrie er.
Sie hatte die ganze Zeit die Luft angehalten. Leanne schüttelte den Kopf als könnte sie damit etwas los werden.
„Guck mich nicht noch mal so an.“
„Wie guck ich denn?“
„Ja so halt, wie du es gerade tust.“
„Wie soll ich denn deiner Meinung nach gucken?“
Sie wusste nicht wie sie antworten sollte.
„Dann, dann guck woanders hin,“ stotterte Leanne.
„Möchte ich aber nicht.“
Er drehte sie zu ihm um, damit er ihr in die Augen schauen konnte. Er konnte ihren Puls an ihren Handgelenken fühlen. Der ist ja viel zu hoch!
„Ich mach dich nervös oder?“ fragte er.
Ihr Herz raste nur noch mehr. ,Nein. Schon wieder dieses schiefe lächeln. Atmen. Atmen.’
„Ja,“ antwortete sie wahrheitsgemäß.
Ihr Blick wanderte nach unten als hätte sie etwas beschämendes gesagt. Er hob mit zwei Fingern ihren Kinn hoch.
„Du hast die wunderschönsten Augen die ich je gesehen habe. Sie glänzen wie die Sterne im Himmel.“ ,Oh Gott. Was sage ich da? Warum kann ich mich nicht mehr zurück halten?’
Sie zog sich zurück.
„Ich glaub, ich geh rein.“
Er sah ihr nach. ,Du wirst mein Leanne. Für immer. Ich werde dich keinem anderen überlassen.’
Er ging hinein.
Tag der Veröffentlichung: 26.01.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Das Leben mancher Menschen ist perfekt, nur bis zudem Zeitpunkt, wo eine Person es zunichte macht.