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Kapitel 1
Die Flucht ins Neue

Mit der Kleidung meines Zwillingsbruders am Leib schlich ich aus dem Haus so wie immer. Jedoch war es diese Nacht für immer, endgültig würde ich meine Familie verlassen. Ich würde meinen Bruder, meine zweite Hälfte schmerzlich vermissen. Jedoch wollte ich mich nicht mit einem 30 Jahre älteren Mann verheiraten lassen, nur weil es den geschäftlichen Beziehungen meines Vaters passen würde. Niemals. Dann würde ich lieber als Junge leben. Jungen hatten eh mehr Freiheiten als Mädchen. Ich kletterte aus dem Fenster. Der einzige der von meiner Flucht wusste war mein Bruder, jedoch mochte er sein ruhiges, einfaches und geregeltes Leben. Er wurde ja auch nicht zur Heirat gezwungen. Er würde die Geschäfte meines Vaters in einigen Jahren übernehmen, während ich mit einem haufen Kinder und einem alten Greis als Ehemann, in einem viel zu großen Gutshaus verrotten würde.
Ich liebte meinen Bruder, aber das war kein Leben für mich. Es war seine Idee, dass ich einfach als Junge verkleidet flüchtete und auf einen der Schiffe anheuern sollte. Sicher, ich würde hart arbeiten müssen, aber was sollte es, wenigstens würde ich ein freier Mensch sein, auch wenn das bedeutete mich zu verkleiden.
Während der letzten Nächte suchte ich jedes Schiff auf das im Hafen ankerte, jeden Kapitän fragte ich, manchmal bettelte ich sogar mich mitzunehmen. Ich versprach jegliche Arbeit zu verrichten. Nur einer sagte Ja. Er war der letzte Mensch den ich fragen wollte. Jeder kannte und fürchtete ihn, jeder. Er war der Pirat. Nicht irgendein Pirat, jeder wusste das, aber offiziell war er ein reicher Händler, der die Meere bereiste. Fakt war, dass ich als "Junge für alles" auf dem Schiff sehr hart arbeiten würde müssen.
Das sah ich im Gesicht des Kapitäns. In seinen grünen Augen. Was sollte ich denn tun. Vorerst würde ich wenigstens der Zwangsheirat entkommen.

Im dunkel lief ich die Straßen nur mit der Kleidung am Leib und ein paar wertlosen, aber für mich kostbaren Dingen, Erinnerungen an zu Hause, an meinen Bruder und an meine verstorbebe Mutter, in einem kleinen Beutel Richtung Hafen. Ich suchte immer wieder Gründe warum ich das tat, um meine Angst auszumerzen, die ich hatte auf dieses Schiff zu gehen. Natürlich war mir klar, das ich mich einem großen Risiko aussetzte. Würde irgend jemand herausbekommen das ich ein Weibsbild war, so wären meine Tage gezählt. Man würde mich schänden, bis von mir nicht mehr viel übrig blieb und ich um den Tod betteln würde. Ich war erst 18 Jahre alt. Ich hatte mir meine, leider nicht so kleinen, Brüste abgebunden und die weiteste Kleidung angezogen die ich finden konnte. Die Kleidung kaschierte auch meinen restlichen, sinnlich gerundeten, Körper. Meine rotblonden Haare. Tja, so sehr ich ein Junge sein musste, war ich doch froh das viele Männer lange Haare trugen. Also musste ich meine Haare nur zurück binden. Da sie aber sehr lockig waren, war es schwer sie zu bändigen. Ich hatte auch einen Hut mitgehen lassen, so dass ich vielleicht ein wenig meiner Mähne unter diesen verstecken konnte. Im großen ganzen war meine Tarnung ziemlich perfekt. Ich sah tatsächlich wie ein Junge aus. Ein Junge mit sehr ebenen Gesichtszügen, dem noch nicht ein Haar im Gesicht spross, und der noch nicht in den Stimmbruch gekommen war. Ich musste dringend üben tiefer zu sprechen.

Ich lauschte dem Meer, das ruhig hin und her plätscherte und sein angenehmes Lied sang mit dem Wind. Der Hafen, abends so ruhig, wie er tagsüber hektisch und belebt war. Der Mond strahlte in seiner vollen Größe und gab genug Licht ab, so das ich das riesige Schiff finden konnte. Es war ruhig auf dem Schiff. Niemand da. Die Mannschaft war sicher gerade bei einem Saufgelage in dem Wirtshaus an der Ecke. Wie abgesprochen mit dem Kapitän, ging ich aufs Schiff und in die Kabine in der ich nächtigen durfte. Naja, Kabine ist nicht so wirklich richtig. Ich würde in der Vorratskammer, hinter der Küche, schlafen. Besser als nichts oder?
Also ging ich nach hinten verstaute meine Sachen hinter einem Regal, und ging zurück an Deck. Ich schaute auf das Meer hinaus und genoss noch mal die Ruhe. Anscheinend war wirklich niemand auf dem Schiff, so konnte ich mich ein wenig umschauen. Das Schiff bestand aus dunklem Holz. Es war ein gepflegtes Schiff,und in keinster Weise dreckig oder ungepflegt, wie man das von Piratenschiffen so annahm. Die Segel waren vergilbt vom Salz des Meeres. Als ich hinauf sah, fiel mir auf das Taue zu einer leiter geknotet wurden, so dass man an die höchste Spitze des mittleren Segels aufsteigen konnte. Da wollt ich jetzt hin. Von dort oben konnte man sicher die ganze Stadt sehen. Später würde ich sicher nie wieder die Chance haben da hoch zu klettern. Ich machte mir wirklich keine großen Hoffnungen was meinen Aufenthalt auf diesem Schiff anging. Ich war ja jeglich der Junge der für jede niedere Arbeit zuständig war. Ich kletterte schnell hinauf. Oben angekommen setzte ich mich in die Anhöhe, die extra dafür gebaut worden war und schaute auf die Stadt. Ein wunder schöner Anblick. Meine Stadt. Anestra. Ich musste mir noch einen Namen ausdenken für mich. Denn Kyla klang nicht wirklich wie ein Junge. Also musste etwas anderes her. Charlie. Ja, das klang gut. Ich drehte mich um und schaute aufs Meer. Da lag meine Zukunft. Das Meer. Was mich wohl erwarten würde? Ich war nie aus Anestra raus gekommen. So sehr ich Angst davor hatte alleine, mit einem Schiff voller Männer, besser gesagt voller Piraten, auf das Meer hinaus zu fahren, war ich dennoch sehr aufgeregt was das Schicksal für mich bereit hielt. Mit diesen Gedanken saß ich noch einige Stunden auf der Anhöhe. Erst als die Sonne langsam aufging, beeilte ich mich hinunter zu klettern. Um diese Zeit verließen die Piraten das Wirtshaus........


Kapitel 2
Kapitän Paul Baptiste

Ich saß in meiner Kajüte, die Landkarten vor mir ausgebreitet, und berechnete den Kurs für unseren nächsten Raubzug. Ich musste vorsichtig sein, die Miliz war mir beim letzten mal ziemlich nah gekommen. Nur mit Mühe hatte ich mich mit einem geschickten Manöver in einer Nebelbank absetzen können. Nur weil ich die Gewässer wie meine Westentasche kannte, war mir die Flucht gelungen. Wir hatten einen schönen Batzen Gold erbeutet und die Männer taten gerade ihr bestes es beim Spiel, saufen und den Huren dieser Stadt wieder unter die Leute zu bringen. Aber so waren sie, denn nach monatelangen Aufenthalt auf hoher See, gingen ihnen besonders die Weibsbilder ab. Auch meine Lenden sehnten sich nach dem heißen Schoß einer Frau, aber ich übte mich weiterhin in Enthaltsamkeit.

Während meine Männer sich vergnügten, dachte ich über den Tag nach. Hatten wir auch wirklich genügend Vorräte geladen, genügend Wasser, Rum, genügend Südfrüchte um dem Skorbut vorzubeugen. Naja, wenigstens einen neuen Küchenjungen hatte ich anheuern können. Der Alte war bedauerlicher Weise bei dem letzten Gefecht getötet worden. Etwas merkwürdig war der neue Bengel allerdings schon. Ziemlich klein kam er mir für seine achtzehn Lenze vor und er hatte anscheinend noch keinen Stimmbruch. Genauso war noch nicht mal einwenig weicher Flaum auf seiner Oberlippe zu erkennen, und seine weichen Gesichtszüge würden so manchen der harten Männer auf dumme Gedanken kommen lassen, wenn man Monate lang kein Weib unter sich hatte. Ich würde ein Auge auf ihn behalten müssen.

Langsam dämmerte es, aber ich beschloss keine Kerze zu entzünden. Ich liebte diese Ruhe, allein auf dem Schiff, bevor die Reise losging. Noch einmal die Gedanken ordnen, zu sich finden, bevor das geschäftige Treiben auf dem Schiff wieder losging. Plötzlich vernahm ich ein Geräusch. Es kam aus der Kombüse. Sollte das etwa der neue Küchenjunge sein? Ich hatte ihm erlaubt sich in der kleinen Kammer, hinter der Kombüse, einzuquartieren. Leise, hoffentlich ohne knarren öffnete ich die Tür und schlich in den dunklen Gang. Tatsächlich konnte ich im schwachen Mondschein den eher zarten Küchenjungen erkennen, der gerade wieder an Deck schlich. Vorsichtig folgte ich ihm. Er schien nicht recht zu wissen ob er hier richtig war. Ich sah wie er sich umschaute und dann, einer plötzlichen Eingebung folgend, behände den Hauptmast empor kletterte. Er setzte sich auf den kleine Ausguck. Dort verharrte er und schaute sich um, sah irgendwie ziemlich verloren aus der kleine Kerl. Na, die Männer würden ihm schon beibringen, wie man ein richtiger Mann wurde. Er schien die Ruhe genau so zu genießen wie ich. Gut sollte er eben da oben sitzen, bald wäre es aus mit der Ruhe.
Ich schlich zurück in meine Kajüte und versuchte noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Wir würden früh aufbrechen, auch wenn viele meiner Männer ihren Rausch dann noch nicht ausgeschlafen haben würden. Der Weg würde uns im Mittelmeer an der ligurische Küste Richtung Corsica führen. Meistens würden wir nahe der Küste kreuzen, und uns von dort an unsere Beute dran hängen, ihnen folgen wenn sie es am wenigsten erwarteten, dann würden wir die Piratenflagge hissen und sie überfallen, ausrauben, plündern, und ihr Schiff versenken. Die Mannschaft würden wir am Leben lassen, allerdings nur die, die sich freiwillig ergaben. Ich würde noch einige dieser Raubzüge benötigen, bevor ich mich irgendwo zur Ruhe setzen würde können. Ich hoffte das das Glück mir auch weiterhin wohlgesonnen blieb....


Kapitel 3
Kampf um Leben und Tot

Mit Schmerzen im Körper wachte ich ruckartig auf.
„Hey du faules Pack, die Männer haben Hunger! Also beweg deinen Arsch in die Küche und mach uns was zu essen.“ Langsam raffte ich mich auf. Vor mir standen verdreckte Stiefel, die hinauf zu noch mehr verdreckter Kleidung führte, bis hoch zu einem faltigen und Zorn durchzogenem Gesicht.
„Mach hin oder wir werden dich zum Frühstück verspeisen!" Er stellte sich mir als Smutje vor. Er war hier der Koch und ich sein Gehilfe.
Der Mann ging wieder raus, und raunte mir zu:" ich gehe mich säubern, das Beladen war ne dreckige Angelegenheit!" Da bemerkte ich das Getümmel in der Kombüse. Viele laute Stimmen.
Mit den Gedanken an die Stunden des Sonnenaufgangs, bewegte ich mich in die Kombüse und fing an etwas schnelles zu zaubern, was viele hungrige Mäuler stopfte. Am Morgen, als die Männer von ihrem Saufgelage zurückgekommen waren, hatte ich mich so unauffällig wie möglich im Halbdunkel aufgehalten. Ich blieb ruhig, wartet darauf den Kapitän unter der Meute zu erblicken und ihm zu zeigen das ich jetzt an Bord war. Jedoch war er nirgends zu sehen. Ich fragte mich wo er war. War er jetzt auf dem Schiff? Ich schaute mich in der Kombüse um, sah ihn aber nicht. Hm. Seltsam. Jedenfalls war ich dann in die Vorratskammer verschwunden, um vielleicht noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, da die Meute ja selbst sicher noch schlafen würde. Ich hatte recht. Leider war der Boden so unbequem, obwohl ich auf einer Decke lag, das mir alle Knochen weh taten.
Jetzt, nachdem ich das Essen in einem riesigen Topf bereit stellte, griffen die Männer lautstark zu. Als alle sich etwas genommen hatten, war noch genug da selbst einen Teller zu füllen. Es war zwar nicht wie das was unsere Köchin Edna immer gezaubert hatte, aber es war gut, denn ich hatte ihr immer gern über die Schulter geschaut.
Edna meinte ich sei sehr talentiert.Es hatte immer Spaß gemacht ihr zuzuhören.
Nachdem die Männer gesättigt waren, ließen sie alles stehen und liegen und gingen. Zum Glück musste ich mir nicht anhören das es nicht schmeckte. Wobei ich mir sicher war, dass sie schon schlechteres Essen zubereitet bekommen hatten. Ich fing an aufzuräumen und sauber zu machen. Was Männer doch für Schweine sein können. Als ich so gut wie fertig war mit dem Abräumen, stand ich vor dem riesigen, schmutzigen Topf. Wie sollte ich das Ding denn sauber machen? Vor allem, wo hin mit den Resten? Plötzlich vernahm ich Schritte Richtung der Kombüse kommen. Hatte jemand noch nicht gegessen? Ich hoffte schon denn viel war nicht mehr da. Ich dreht mich zu den Schritten. Der Kapitän. Er schaute in den Topf und dann zu mir. Ich musste schlucken. Ich reichte ihm automatisch einen Teller und liess ihn sich das Essen selbst auf tun. Auch von ihm kam kein Kommentar über das Zubereitete.
„Wenn du hier fertig bist komm hoch. Die Böden der Kabinen müssen geschrubbt werden. Dann kannst du auch meine Kabine reinigen.“
Ich bekam kein Wort raus. So beängstigend seine Männer waren, bei ihm war es noch schlimmer. Er war groß. Sehr groß. Sicher um die 1,90m, seine Kleidung war gepflegt, nicht so alt und zerschunden wie die seiner Crew. Er hatte lange schwarze Haare die er mit einem Band zurück gebunden hatte. Alles war einfach nur riesig an ihm. Seine Statur, seine Schultern, seine arme und seine Hände. Große Hände. Ich nickte nur. Da fiel mir ein, dass ich nicht wusste was ich mit dem Topf machen sollte.
„Ja Kapitän. Ähm...Was soll ich mit den Tellern und dem Topf machen? Wo wasch ich die aus?“
„Hol dir mit einem Eimer, Wasser aus der See.“ Ich nickte wieder. Ohne Worte stand er auf und ging aus der Tür. Ich musterte ihn genau, während er mir den Rücken zudrehte. Jetzt konnte ich ihn ohne Angst betrachten, da seine gefährlich grünen Augen nicht auf mich gerichtet waren. Ich schüttelte den Kopf über mich selbst, griff mir einen Eimer und ging an Deck. Da bemerkte ich erst, dass wir grade den Hafen von Anestra verliessen. Wie angewurzelt blieb ich stehen und verabschiedete mich stumm von meiner Heimat, meiner Familie und meinem über alles geliebten Bruder. Ich stand noch eine Weile da. Versuchte die Tränen, die mir im Halse steckten, im Keim zu ersticken. Denk an was positives Kyla. Du hast noch eine Zukunft vor dir. Vorerst zwar nur eine als Küchenjunge, aber besser als diesen Greis zu heiraten. Mit neuem Mut ging ich auf die Reling zu, als mich ein Schmerz durchzuckte, weil ich mit dem Hintern zu erst auf den Boden knallte. Ich war gegen jemanden gelaufen.
„Hör auf zu träumen. Wir können solche nicht gebrauchen. Arbeite. Sonst schmeiße ich dich persönlich über die Reling.“ Ich sah in das Gesicht eines alten Piraten. Mit bösem Blick mustert er mich. Als ich mich immer noch nicht erhob, bekam ich einen Tritt gegen den Oberschenkel.
„Na los steh schon auf du nutzloses Schmarotzer.“ UM weiteren Tritten zu entgehen stand ich schnell auf, griff nach meinem Eimer, der jedoch von einem andern Mann weggestoßen wurde mit seinem Fuß.
"Na kleiner suchst du was?“ Ich schaute mich um und suchte den Eimer. Den hatte ein dritter unterm Fuß. „Komm hol ihn dir doch.“ sagte der dritte im Bunde. Plötzlich versetzt mir der Erste einen Stoß, so dass ich nach vorne flog. Schmerz durchzuckte meine Handballen und Arme, hoch bis zu meinen Schultern. Ich hörte wie viele anfingen zu lachen, sich einen Spaß daraus machten mich herum zu schubsen. Da rief der Dritte wieder aus:
„Komm schon bist du so schwach und erbärmlich das du nicht mal einen Eimer aufheben kannst?“ fragte er spöttisch. Und wieder hörte ich schallendes Gelächter. Tränen wollten mir aufsteigen. Jedoch hielt ich sie zurück, ich mußte nicht noch mehr zum Gespött werden. Da ich dies mal nicht so schnell war mit dem aufstehen, spürte ich einen Tritt in die Seite. Schmerz durchzog meine Rippen und ich konnte ein aufstöhnen vor Schmerz nicht vermeiden.
„Hören kann er wohl auch nicht. Sonst wäre er schon aufgestanden.“ Scherzt ein anderer gehässig. Den nächsten Tritt sah ich kommen. Anstatt ihn zu ertragen, ergriff ich den Fuß und zog kräftig daran. Somit war ich nicht mehr die einzige auf dem Boden. Und auch nicht das einzige Gespött der Crew.
„Hey, Jack lässt du dich so einfach unterkriegen von dem Kleinen?“ fragten die andern den Gefallenen. Ich sah mir den Pirat genau an. Er war jünger als die die ich bis jetzt gesehen hatte. Sehr gut gebaut. Eis blaue Augen schauten mich wütend an. Bevor ich mich versah wurde ich von seinem Körper begraben und spürte Hände um meinen Hals, die mir die Luft abdrückten. Keiner trat dazwischen. Ich versuchte seine Hände von meinem Hals zu nehmen, aber je länger ich keine Luft bekam desto schwächer wurden meine Versuche. Das letzte was ich sah waren diese tödlich, eis blauen Augen und ein böses, aber zufriedenes Grinsen. Dann wurde alles Dunkel!


Kapitel 4
Der Kapitän ist der Chef!


Ich versuchte noch ein wenig Schlaf zu bekommen, aber immer wieder schreckte mich das laute Getrampel und das Getose der völlig betrunkenen Mannschaft hoch. Als es bereits dämmerte gab ich es auf, und schlich mich auf Deck. Überall lagen die schlafenden und schnarchenden Männer umher, von dem neuen Schiffsjungen war keine Spur zu sehen. Naja ich hatte ihm ja gesagt, das er hinter der Kombüse in der kleinen Vorratskammer schlafen könne. Und da fand ich ihn dann auch, zusammengerollt, in eine Ecke gequetscht, sah er selbst im Schlaf nicht wirklich glücklich aus. Er würde lernen sich zu behaupten, da war ich mir sicher, hatte er doch kämpferische Augen, als er sich mir vorgestellt und förmlich um eine Arbeit gefleht hatte. Ich würde den Männern nur noch eine Stunde Schlaf gönnen, dann hieß es Segel setzen, Anker lichten und auslaufen. Ja das war es was ich wollte, was ich brauchte. Frischen Wind um die Nase und die unendlichen Weiten des Meeres, den salzigen Geschmack auf den Lippen, das war das Leben das ich kannte und liebte. Wie erwartet erntete ich keine netten Worte, als ich die Mannschaft eine Stunde später weckte und unsanft aus ihrem Träumen von Wein, Weib und Gesang riss. Aber sie wagten es nicht mir zu widersprechen. Ich genoss einen ausgezeichneten Ruf unter den Männern. Sie liebten mich, weil ich ihnen das Gold nicht nur versprach, sondern meine Versprechen auch hielt. Nach jedem Raubzug waren sie ein wenig reicher, oder sie verloren alles wieder beim Glücksspiel. Jetzt schufteten sie ein wenig mürrisch vor sich hin, hissten die Segel und holten den Anker ein. Fertig waren wir zum auslaufen. Ich stand am Ruder und lenkte unserer stolzes Schiff aus dem sicheren Hafen.

Schon die Hälfte der Männer hatte sich zum Frühstück in die K zurück gezogen. Der neue Küchenjunge bekam gleich ordentlich zu tun in der Kombüse. Ungefähr eine Halbe Stunde später, versuchte auch ich mein Glück in der Kombüse. Der Küchenjunge kramte hektisch herum, was mich schmunzeln ließ, als er sich aber umdrehte, setzte ich schnell wieder meinen bösen Kapitänsblick auf. Völlig verängstigt sah er mich an, mit seinem viel zu hübschen Gesicht, reichte er mir schüchtern einen Teller und ließ mich den Rest aus dem großen Topf heraus kratzen. Etwas skeptisch schaute ich das Mahl, welches er mir bereitet hatte an, probierte dann aber. Selten hatte ich hier etwas besseres zu essen bekommen, aber das zeigte ich ihm nicht. Der Bengel fragte mich dann doch tatsächlich wie er diesen großen Topf säubern solle und ich gab ihm die Auskunft.

Als ich kurze Zeit später von Achtern zum Mitteldeck fing, da glaubte ich meine Augen nicht zu trauen. Die Männer hatten einen Kreis gebildet, und johlten und schrieen, feuerten Jack einen ihrer Kameraden an. Als ich an den Kreis heran trat, verstummten sie plötzlich, machten mir Platz. Ich erspähte Jack, der auf dem Küchenjungen hockte und diesem die Kehle zudrückte. Der Kleine wehrte sich nicht mehr, lag schlaff auf dem Boden. "Lass ihn sofort los!" donnerte ich mit lauter Stimme. Jack erschrak ganz furchtbar, sprang auf und ließ von dem Kleinen ab. Etwas Leben kehrte in den schlaffen Körper zurück, sobald die Hände nicht mehr um seinen Hals lagen und wie Schraubstöcke zudrückten. Ich wusste das Jack ziemlich stark und leider auch sehr jähzornig sein konnte.
"Du weißt, das ich an Bord keine Prügeleien dulde!" erklärte ich mit fester ruhiger Stimme. Und Jack sah mich von unten demütig an. Ja er hatte Respekt vor mir, seit ich ihn einmal kiel holen ließ, weil er eine Prügelei angezettelt hatte. Ich beugte mich über den Küchenjungen und prüfte ob er noch atmete. Ja es steckte noch Leben in dem Kleinen.
"Hey komm zu Dir, wach auf!" Ich schlug ihm einpaar mal leicht auf die Wangen. Mein Gott, hatte der eine weiche Haut. Wie Samt fühlte sie sich an, und lies mich leicht erschauern. Ich zog ihn an den Schultern hoch, schüttelte ihn leicht, so das sein seltsamer Hut vom Kopf viel. Darunter hervor quollen Unmengen von rotblonden Locken, die seidig in der Sonne glänzten. Du meine Güte, was war denn das. Er sah aus wie ein Engel. Oder eher wie ein Mädchen, aber das konnte unmöglich sein oder?............


Kapitel 5
Der Anfang vom Ende?

Ein kräftiges Schütteln holte mich aus meiner Dunkelheit. Ich öffnete noch nicht die Augen, aber als ich Luft holen wollte schmerzte mir der Hals so sehr, dass ich anfing zu keuchen. Meine Gedanken drehten sich nur ums Sterben. Ich dachte wirklich ich wäre tot. Dass das mein Ende wahr und mein letzter Anblick mein Mörder. Ich griff mir an den Hals. Ich spürte riesige Hände, die mich zum sitzen zwangen, an meinen Schultern. Mein Hals schmerzte auch bei der kleinsten Berührung. Immer noch traute ich mich nicht meine Augen zu öffnen. Was ist, wenn die Meute mich nur wieder zurück geholt hat, um mich weiter zu demütigen und zu Quälen. Da stach dann auch der Schmerz in meinen Rippen und meinem Oberschenkel durch.
Kyla du wirst dich diesem Pack stellen. Schließlich bist du nicht geflüchtet vor einer Zwangsheirat nur um von Piraten umgebracht zu werden.
Als ich den Mut endlich wieder hatte und dummer weise tief einatmen wollte, fing ich wieder an zu keuchen. Sonne brannte mir in den Augen, als ich sie langsam öffnete. Verdammt ist das hell. Langsam gewöhnten sie sich an das grelle Licht der Sonne und ich sah was genau vor meiner Nase war. Grüne Augen. Schauten sie mich etwa wirklich besorgt an? Jedoch sah ich nicht nur Besorgnis, sondern auch Verwirrung. Ich schüttelte leicht den Kopf.
„Junge, bist du in Ordnung? Komm schon rede mit mir.“ Das war diese unglaubliche Stimme des Kapitäns, dessen Hände mich aufrecht hielten. Als ich sprechen wollte, kam kein Ton heraus und ich musste schon wieder keuchen. Wiederum brannte dieser Anstrengung in meinen Lungen und ging direkt wieder in meine verletzte Seite was noch mehr Schmerz verursachte.
Also nickte ich nur. Langsam merkte ich auch, dass die Meute noch um uns herum stand. Miese Bastarde.Nächstes Mal werde ich nicht so dumm sein. Ich entzog mich diesem eisernen Griff an meinen Oberarmen, stand auf und versuchte so tun als wenn nichts schlimmes passiert wäre. Als ich meinen Eimer entdeckte, drängte ich mich zwischen die Männer, hob ihn auf und ging zur Reling. Da ich nicht sprechen konnte, verfluchte ich sie alle für mehrere Stunden einfach in meinem Kopf. In diesem Moment wünschte ich mir eine Hexe zu sein. Jedoch segelte ich mit ihnen auf dem selben Schiff, also wäre es nicht klug gewesen sie alle zu verhexen. Ich merkte die Blicke die auf mich gerichtet waren, versuchte sie jedoch zu ignorieren.
Ein heftiger Wind wehte von hinten gegen mich und als ich meinen Hut packen wollte damit er nicht davon flog, erschrak ich. Ich wurde Stocksteif. Nicht in Panik geraten. Alles nur nicht Panik. Schliesslich haben andere Jungen auch lange lockige Haare. Ich holte einfach Wasser mit einem Seil aus der See und ging schnell in die Kombüse zurück. Ich versuchte jeden Schmerz auszublenden der mir durch die Rippen und den Oberschenkel zogen. Ich war mir sicher das ich riesige Flecke haben würde. In der Kombüse kippte ich das Wasser in den Topf. Da mir einige meiner Locken ins Gesicht hingen, zog ich das Band aus meinen Haaren. War das ein herrliches Gefühl meine Haare offen zu haben. Als Mädchen hatte ich sie nie zurück gebunden. Höchstens mit ein paar hübschen Spangen in Form gebracht. Ich vermisste auch meine schönen Kleider. Und ein weiches Bett, schoss es mir durch den Kopf. Ich legte meinen Kopf unter Schmerz in meinen Nacken und versuchte alle Locken einzufangen und wieder zu zu binden. Erst jetzt bemerkte ich das jemand in der Tür stand. Verdammt, hoffentlich sah es nicht zu mädchenhaft aus. Ich drehte mich um und sah diesen Jack. Ich bekam Gänsehaut und Angst, aber auch Wut stiegen in mir auf. Ich legte diese Gefühle beiseite, und schaute ihn fragend an. Als er jedoch nur weiter da Stand und mich musterte, kam mir in den Sinn das es wohl doch zu mädchenhaft wirkte. Schon wieder diese Panik. Ruhig Kyla. Ich zuckte die Schultern was mir schon wieder Schmerz durch den Brustkorb jagte und drehte mich wieder zu dem Topf. Da ich wusste, dass es höllisch weh tun würde mich drüber zu beugen, ging ich auf die Kniee und fing an mit einer Art Metallbürste diesen zu reinigen.
Da hörte ich wie Jack in die Kombüse trat..überraschender Weise hatte er einen Eimer voll Wasser mitgebracht und fing an die Teller zu waschen. Ich schaute ihn verwundert an. Sollte das eine Entschuldigung sein oder war das seine Strafe dafür mich so gewürgt zu haben?
Während ich ihn musterte, schaute er mich wieder mit seinen eis blauen Augen an. Überraschenderweise schauten sie nicht so zornig und böse aus wie vorher. Ich hielt seinem Blick stand, da ich keine Angst verspürte.
„Ich bin Jack.“ Ach nein. Wäre mir nicht aufgefallen, so wie die Männer deinen Namen gejohlt hatten, als du …..
Ich wollte das nicht mal denken. Sonst würden mir nur wieder Tränen im Halse stecken und der Tat so schon genug weh, so dass ich sie sicher nicht zurück halten hätte können.
„Es... tut ….,“ er kratzte sich am Kopf und sah irgendwie ein wenig verzweifelt aus. „Es tut mir leid. Wenn man mich provoziert hab ich mich nicht mehr unter Kontrolle. Du hast mich provoziert und dazu noch zum Gespött der Crew gemacht. Da konnte ich einfach nicht anders.“
Natürlich weil wir ein armes hilfloses Ding sind und nichts für unsere Handlungen können. Ach fahr doch zur Hölle. Wütend schaute ich ihn an. Jedoch war das das falsche, denn sofort wallte Zorn wieder in ihm auf. Ich schaute ihn überrascht an. Was bringt einen Menschen dazu, so viel Zorn in sich zu tragen. Muss wohl das Piraten leben sein. Als er sich wieder an das Geschirr machte krächzte ich „Charlie“. Ich hoffte er verstand das es mein Name war und das ich damit seine Entschuldigung annahm. Er schaute mich sprachlos an und flüsterte vor sich hin als wenn es nur für ihn war „Charlie.“
Ja Charlie, jedenfalls seit neustem. Wir beide gingen unserer Arbeit nach und mit einem zufriedenen Gefühl und einem sauberen Topf räumte und säuberte ich noch den Boden. Am liebsten hätte ich mich auf einem Bett fallen lassen um zu schlafen. Mir tat alles weh, jedoch kam Smutje rein. Schmiss Jack raus, der mich kurz anlächelte und dann verschwand und forderte mich auf das Essen vorzubereiten, da die Crew bald wieder Hunger haben würde.
Na toll alles umsonst geschrubbt. Hätte ich mir ja auch sparen können. Da ich immer noch nicht wirklich reden konnte nickte ich nur. Wofür war dieser verdammte Koch eigentlich gut, wenn ich das doch alles übernahm?

Fertig mit kochen stürzten sich die Männer in die Kombüse. Jeder wollte der erste sein. Meine Güte, die hatten doch alle erst was zu essen. Mit fast leerem Topf, voller Kombüse und schmerzen im Körper räumte ich auf und machte sauber. Ich hatte nicht wirklich Hunger also liess ich die Finger davon. Nach und nach verliessen die Männer die Kombüse. Ich ging zu den Tischen und räumte ab als ich jemanden rufen hörte:
„Hey Kleiner, ich will Nachschub.“ Hatte ich mich grade verhört ich war doch keine Magd. Ich ging auf ihn zu. Ich hätte ihm liebend gern gesagt wo er sich den Teller hin stecken solle, aber da ich immer noch ohne Stimme war, nahm ich den Teller und füllte ihm am Topf auf. Der alte grinste mich hämisch an. Packte mich am Arm nach dem ich das Essen abgesetzt hatte. Bevor er sich versah, hatte er ein Messer an der Kehle. Von mir. Ich hatte mir lange genug überlegt was ich machen sollte, wenn die noch mal handgreiflich werden mir gegenüber und ich steckte ein Messer ein. Die Klinge schnitt schon ein wenig in die Haut. Ich beugte mich an sein Ohr und flüsterte unter schmerzen:
“Fass mich noch einmal an und ich lass dich wie ein fettes Schwein ausbluten. Das selbe passiert mit jedem anderen der mir auch nur zu nahe kommt.“ Ein wenig Blut rann ihm schon die Kehle hinunter. Ich merkte das er Angst hatte, auch wenn er, ganz der Pirat mich grinsend ansah. Um ein Exempel zu statuieren verpasste ich ihm die ganze Kehle entlang einen leichten Schnitt in die Haut, so das er anfing zu bluten. Er war wütend und verschwand gleich darauf an Deck.
Ich merkte die Blicke die auf mich gerichtet waren. Jedoch ging ich in die Küche und vor allen Augen wusch ich ganz ruhig das blutige Messer ab. Hoffentlich nahm der Bastard das ernst und warnte seine Kameraden. Ich steckte das Messer zurück, wo ich es hervor geholt hatte. Nachdem alle aus ihrer Starre raus kamen, ignorierten sie was passiert war und assen auf.
Mit einer unglaublichen inneren Ruhe und überraschender weise, guten Laune, tischte ich den letzten Teller auf für den Kapitän, der sicher wieder runter kommen würde, wenn die Crew an Deck ist, und fing an sauber zu machen. Smutje war wie auch beim Frühstück nirgends zu sehen.


Kapitel 6
Träum ich oder wach ich?

Charlie, dieser Küchenjunge oder was immer er auch war, ging mir nicht aus dem Kopf. Verdammt! Eine Prügelei auf der "Maria Dora" noch bevor wir auf hoher See waren, alles nur wegen dieses Bengels. Er brachte jetzt schon den wilden Haufen Piraten durcheinander. Nachdem Sie diese Lockenpracht, und sein zartes Gesicht ohne diesen Hut, der sein Gesicht sonst halb verdeckte, gesehen hatten, würde es sicher nicht lange dauern, bis ihn jemand in der Nacht einfach gegen seinen Willen nehmen würde. Sollte ich nicht dafür sorgen das das nicht passierte? Ich verließ meine Kajüte und machte mich auf in Richtung der Kombüse, als mir Woodes mit blutendem Hals entgegen stürmte. Panik und Wut standen ihm ins Gesicht geschrieben.
"Was ist hier los?" fragte ich Woodes und hielt ihn am Arm fest. Er klärte mich auf, unter fluchen und schimpfen. Das war ja sehr interessant, dieser kleine Streuner verschaffte sich selbst Respekt! Das imponierte mir. Trotzdem ermahnte ich Woodes, den Knaben in Zukunft in Ruhe zu lassen, und er sollte es den anderen ebenfalls sagen. Sollte irgend einer dem jungen Mann zu nahe treten, würde das Konsequenzen haben.
Woodes Augen funkelten wild, aber er nickte und brummte sich irgendwas in den weißen Bart.
"Geh und verbinde dich!" Ich ließ seinen Arm los und er trollte sich. Durch den Spalt in der offenen Tür, sah ich wie Charlie an der Spüle stand und das blutige Messer abwusch. Die rotblonden Locken hatte er versucht zu bändigen, aber es waren schon wieder etliche Locken aus dem Haarband herausgerutscht. Diese umrahmten sein Gesicht, und dabei sah er so liebreizend aus, das sich ein erregendes Ziehen in meinem Unterleib ausbreitete. Das durfte doch wohl nicht war sein, das mir beim Anblick eines hübschen Bengels das Messer in der Hose auffing.
Ich hätte die letzte Nacht wohl doch besser bei einer der hübschen Huren im Hafen verbringen sollen.

Trotzdem zog er mich magisch an und ich öffnete mit Schwung die Tür, und weidete mich an seinem entsetzten Gesicht. "Hier! Binde dir das Tuch um den Kopf, damit den harten Männern nicht die Augen aus dem Kopf fallen. Am besten wäre es allerdings, du würdest dir die Haare schneiden!" damit reichte ich ihm das braune Tuch und sah dabei zu, wie er es sich umständlich um den Kopf band. Ja, dachte ich, jetzt sieht er schon eher wie ein Pirat aus, wenn auch ein ziemlich liebreizender. In seinem Gürtel steckte das Messer, und das machte den Liebreiz wieder wett.
Ich musste mich jetzt wichtigerem widmen, als diesem Bengel, was hatte ich mir bloß für einen Ärger mit ihm eingefangen.

Ich ging an Deck und besprach mit meinem ersten Mart die Koordinaten unser Reise und er führte alle Anweisungen aus. Er war ein guter Mann, Sven kam aus Schweden, die ganze Mannschaft war ein wild zusammen gewürfelter Haufen, kleiner und größerer Verbrecher vieler Nationalitäten. Besorgt schaute ich in den Himmel, es sollte doch wohl kein Sturm aufkommen? .....


Kapitel 7
Heimliche Küsse!

Grade als ich die Hoffnung aufgegeben hatte, das der Kapitän noch mal in die Kombüse kommen würde um etwas zu essen, stand er mit einem seltsamen Blick auf mich gerichtet in der Tür. Er kam auf mich zu und stellte mich vor die Wahl ein Tuch um meine Haare zu binden oder sie abzuschneiden. Abschneiden, ich dachte ich hätte mich verhört, nie und nimmer würde ich das tun. Ich wusste, dass es nicht grade sicher war mit solch auffälligen Locken auf dem Schiff hin und her zu laufen, aber nichts in der Welt würde mich dazu bringen sie abzuschneiden. Niemals. Also lief ich seit dem mit einem Tuch um meinen Kopf rum. Wie ein richtiger Pirat, kam mir der Gedanke und musste lächeln.

Nach dem ich wieder alles mühsam sauber gemacht hatte, ging ich mit einem vollen Eimer schmutzigem Wasser Richtung Reling. Als ich den Eimer leerte sah ich die unruhigen Wellen. In dem Moment fielen mir auch die dunklen Wolken auf. Ich konnte nicht anders, als da zu stehen und mir die Wolken anzusehen. Bevor ich mich versah, fing es an in Strömen zu giessen. Ich wurde total durchnässt und erst dann fiel mir ein, dass meine Kleidung an mir kleben würde. Verdammt. Da hört ich auch schon eine Stimme. Eine bekannte. Jack.
„Geh verdammt noch mal von der Reling weg wenn du nicht ins Wasser stürzen willst.“ Ich schaute ihn an. Diese wunderschönen eis blauen Augen. Erst dann kamen seine Worte bei mir an. Es war ein Sturm. Nur der Anfang von einem Sturm. Ich kannte diese Bilder aus Geschichten meines Großvaters. Ich nickte Jack zu, wollte wieder unter Deck gehen, als ich einen anderen Blick auf mir spürte. Als ich hoch zum Steuer schaute sah ich seine grünen Augen, die mich fixierten, musterten, mir das Gefühl gaben direkt in meine Seele zu schauen. Ich bekam eine Gänsehaut. Jedoch hatte ich nicht wirklich Angst. Erst als er den Blick von mir abwenden musste, schaltete sich mein Verstand ein und ich rannte noch schneller unter Deck.
Ich merkte wie meine Kleidung an mir klebte und auch meine Haare. Alles an mir war nass. Plötzlich schwankte das Schiff zu einer Seite und ich flog gegen eins der Vorratsregale. Schmerz stach mir durch den Rücken bis in meine verletzen Rippen. Ich bekam keine Luft. Zum Glück war alles so fixiert, dass es sich nicht bewegte und auch der Essensvorat bewegte sich nur minimal auf den Regalen. Das Schiff fing wieder an zu schwanken. Auf die andere Seite. Ich war nicht schnell genug mir irgendwo Halt zu suchen, so dass ich auf das gegenüber stehende Regal knallte. Mit der verletzten Seite. Das raubte mir den letzten Atem und zum zweiten mal an diesem Tag wurde ich ohnmächtig.

Schmerz. Ich hatte höllische Schmerzen im ganzen Leib aber der schlimmste war der in meinem Kopf. Es pochte und brummte. Langsam kam ich zu mir, bemerkte wo ich war und erinnerte mich was passiert war. Ich lag auf meinem Rücken, im Vorratsraum. Alles drehte sich, jedoch wusste ich nicht ob es am Schiff lag oder an meinem Kopf. Also schloss ich wieder meine Augen und stellte fest, dass das Schiff zwar noch ein wenig schwankte, das drehen ganz sicher aber von meinem Kopf kam. Wie lange war ich wohl Bewusstlos? Jedenfalls so lange bis der Sturm bereits vorbei war. Oder so gut wie.
Zurück kam der Schmerz aus meinem Kopf und ich faste dort hin wo die Quelle des Schmerzes sich befand. Irgendwas nasses spürte ich. Hatte ich einen Eimer hier stehen gelassen mit Wasser?
Ich schaute auf meine Finger, jedoch war es dunkel und erst nach längerem fixieren, reichte mir das bisschen Licht vom Mond aus um zu erkennen das es Blut war. Verdammt. Ich blutete am Kopf. Ich raffte mich auf und ein heisser Schmerz durchzog meine Rippen. Verfluchter Mist!Langsam kam mir die Frage auf, ob ich nicht doch einfach mein Schicksal Schicksal hätte sein lassen sollen. Ich zog mir das Tuch vom Kopf. Jetzt bemerkte ich auch das meine Kleidung immer noch nass war und an meiner Haut klebte was mich frieren lies. Auch der Verband unter meiner Kleidung, der meine Brüste abschnürte war nass und musste gewechselt werden. Leicht schwankend versuchte ich aus der Kombüse raus zukommen. Ich musste mir irgendwas suchen, was meinen Verband ersetzen würde. Ich lief eine ganze Weile langsam umher und suchte das untere Deck ab. Eine Treppe tiefer fiel mir eine Kiste ins Auge. Sehr groß, aus dunklem Holz und zu meinem Glück nicht verschlossen. Ich bückte mich und öffnete sie. Ich fand Stoffe, die sicher zum notdürftigen Flicken der Segel gedacht waren. Verbände! Hier gab es auch Verbände. Zum Glück gab es so was auf einem Schiff, schliesslich gab es auch hier hin und wieder Verletzte. Ich musste grinsen als ich an den dicken Piraten dachte dem ich den Hals angeschlitzt hatte. Ich zog mir sofort mein Hemd aus und begann den nassen Verband abzuwickeln. Ich liess ihn achtlos fallen und begann den neuen um mich zu wickeln was sich als schwierig erwies da ich ihn nicht so eng bekam wie er sein musste....

Kurz bevor ich fertig war hörte ich eine Stimme hinter mir
"Was machst du da?“ Ich wurde stock steif und hielt inne. Ich schaute mich nach meinem Hemd um das neben mir lag. Doch ich besann mich.
“Ich hab mich verletzt und musste mich verbinden.“ Ich wusste das es Jack war. Seine Stimme würde ich überall wiederkennen. Von oben hörten wir beide jemand seinen Namen rufen, er fluchte nur und kam auf mich zu. Oh nein ...ich bückte mich schnell nach meinem Hemd, aber das lies mich aufschreien und auf die Knie sinken.
„Ist alles in Ordnung?“ Ich atmete tief ein und aus. Ich schaute ihm dummerweise direkt in die Augen was für ihn wohl ausreichte. Er zog mich am Arm ein wenig näher an sich und schon spürte ich seine Lippen auf meinen. Oh Gott, er küsste mich. Mein erster Kuss und der ging an einen Piraten. Er küsste himmlisch. Seine Lippen die sich an meine pressten, weich und warm, plötzlich schob er seine Zunge in meinen Mund. Es erregte mich, ich merkte seine Hand die dabei war von meiner Seite nach vorne zu wandern. Panik! Ich schubste ihn fort von mir, nahm mein Hemd und rannte, während ich mich anzog, wieder hoch. Da traf ich auf der Treppe den Kapitän. Verdammt, wie lange stand er da schon. Hatte er alles gesehen? Was würde er jetzt denken? Sein grüner anziehender Blick und das Wissen, das er uns wahrscheinlich gesehen hatte, liess mir die Schamröte ins Gesicht steigen. Als ich da vor ihm stand , so nah, dass ich seinen Geruch wahrnahm, konnte ich meine Augen auch nicht von seinen Lippen lassen. Würde es sich genau so anfühlen, wie bei Jack, wenn ich ihn küssen würde? Er hatte meinen Blick bemerkt und eine Augenbraue hob sich. Bevor er was sagen konnte ging ich an ihm vorbei in die Kombüse.
Leider hatte ich mir noch nichts für meinen Kopf einfallen lassen, der sich jetzt wieder bemerkbar machte.


Kapitel 8
Der Sturm

Doch es sollte, keine halbe Stunde später, der Himmel hatte sich immer mehr verdunkelt und die Wolken hatten einen bedrohlichen Wirbel direkt über uns gebildet, brach er auch schon los. Wild peitschte er das Wasser auf, ließ die Wellen in kürzester Zeit Meter hoch vor unserm Schiff auftauchen und wieder verschwinden. Manchmal fühlte es sich an, als würde wir gegen eine Wand fahren. Ich befahl den Männern das Großsegel einzuholen, damit der Sturm, der an der "Maria Dora" riss, als wäre sie ein Kinderspielzeug, weniger Angriffsfläche geboten wurde. Aus den Augenwinkeln sah ich noch, wie Charlie unter Deck verschwand, was mir mehr als recht war, denn hier draußen konnte uns der schmächtige Bursche eh nicht helfen. Womöglich fiel er noch von Bord, und machte dabei noch mehr Schwierigkeiten.
Die nächstem zwei Stunden waren wir nur damit beschäftigt das Schiff davor zu bewahren, nicht zu kentern. Es kostete uns alle Kraft. Irgendwann, flaute der Sturm langsam ab, und der Regen ließ nach. Ich übergab meinem Mart das Ruder, welches ich den Sturm über nicht aus der Hand gelassen hatte. Bei jedem einzelnen meiner Männer bedankte ich mich persönlich, klopfte auf Schultern, nickte anerkennend. Die Männer dankten es mir mit einem schwachen lächeln um den Mundwinkel oder mit einem kleinen Salutieren. Wo war eigentlich der junge Haudrauf Jack geblieben. Er hatte wirklich alles gegeben, um das Schiff aufrecht zuhalten. Hatte mit den Segeln gekämpft wie ein Löwe. Ich beschloss ihn unter Deck zu suchen und bei der Gelegenheit auch nach dem Küchenjungen zu sehen. In der Kombüse war von beiden nichts zu sehn. Dort traf ich nur auf den alten Smutje, der auch schon ärgerlich war, weil er sich um alles allein kümmern musste. Wo zum Teufel waren die zwei?
"Jack, Hey Jack wo steckst du Junge!"
Ich rief nach ihm und spitzte die Ohren. Nichts, oder hatte ich da gerade Schritte ein Deck tiefer vernommen. Ich schlich leise die Treppe hinunter. Warum wusste ich selber nicht so genau. Und dann hielt ich wie erstarrt inne. Was war das? Spielten mir meine Augen etwa in der schummerigem Umgebung einen Streich. Da standen doch tatsächlich Jack und Charlie in inniger Umarmung, die Münder aufeinander gepresst, und küssten sich. Der kleinere hatte zudem nicht viel an, und machte sich jetzt eilig von Jack los, zog sich im Laufen sein Hemd über und stürmte in meine Richtung. Jetzt war er es der in der Bewegung abrupt inne hielt und mich entsetzt anstarrte. Sein Blick hielt mich gefangen. Erregung zeigte sich darin, Scham spiegelte sich dort und erneut aufflammendes Verlangen, als er seinen Blick auf meine Lippen senkte. Doch der Moment war schnell vorbei und er drängte sich an mir vorbei in die Kombüse, wo er schon lautstark schimpfend vom Smutje empfangen wurde.
Ich war versucht ihm hinterher zu gehen, rief mich aber selbst zur Vernunft. Was sollte das bringen, was wollte ich überhaupt von ihm. Warum zog es in meinem Unterleib, wenn ich an das Gesehene dachte? Wenige Augenblicke kam, mit eiligen Schritten, Jack die Treppe entbor. Der Schreck fuhr ihm in die Glieder, als er mich erblickte. Auch hier musste ich meiner spontanen Versuchung widerstehen, ihn zu packen zu schütteln, und ihm vielleicht auch kräftig eine zu verpassen. Aber mit welcher Begründung? Nur das hielt mich davon ab. Weil ich mir hätte eingestehen müssen, das ich tatsächlich eifersüchtig war! Statt ihm eine Abreibung zu verpassen, schlug ich ihm kameradschaftlich auf die Schulter, und dankte auch ihm für den Gutem Einsatz beim Sturm. Etwas verlegen dankte er mir, versuchte sich aber möglichst schnell zu verdrücken. Ich zog mich in meine Kajüte zurück, musste allein sein. Später am Tag nahmen wir Bestand auf, prüften,was beim Sturm zu Bruch gegangen war, und was als erstes wieder repariert werden musste. Ich verteilte die Arbeiten an die Männer und alle waren emsig damit beschäftigt ihr Sache gut zu machen. Von Charlie sah ich die nächsten Stunden nichts. Und Jack war besonders darauf bedacht, mir keinen Angriffspunkt für Tadel zu geben. Ich hatte den Männern versprochen, am Abend eine extra Portion Rum auszuteilen, wegen des guten Einsatzes bei dem schlimmen Unwetter. Hoffentlich betranken sie sich nicht wieder so, das es zu Prügeleien kam........


Kapitel 9
Hoch die Tassen!

Nicht nur das ich Kopfschmerzen hatte durch die Wunde am Kopf, ins Gefühlschaos gestürzt wurde mit dem Kuss von Jack und dem erwischt werden vom Kapitän, sondern auch noch Smutje der mich laut schimpfend wie ein Marktschreier in der Kombüse in Empfang nahm. Leider war ich in dem Moment so neben der Spur, dass ich das Chaos noch gesteigert habe, in dem ich zurück schimpfte:
“Ich und faul? Das ich nicht lache. Wer kocht denn hier, schrubbt Teller, Topf und Kombüse von Schweinen, die anscheinend nie gelernt haben, wenigstens vernünftig, zu essen. Sag mir nicht wer faul ist. Ihr fett wanzigen miesen Drecksäcke solltet eure großen Mäuler halten und eure Arbeit tun. Suff, Gesang und Hurerei ist doch das einzige was in euren Erbsenhirnen Platz hat. Jetzt seh zu das du den Topf füllst, da die Schweine demnächst zum fressen kommen!“ Und damit verschwand ich in meine Vorratskammer. Als ich mich auf den Boden setzte, endlich tief durchatmete, bekam ich Angst, dass Smutje gleich reinkommen würde um mich umzubringen. Jedoch vernahm ich nur ein lautes, tiefes Lachen von ihm. Da hatte ich mir wohl Respekt verdient, freute ich mich. Jedoch verging mir das Grinsen, da mir meine Kopf unaufhörlich dröhnte. Hatte die Wunde überhaupt aufgehört zu bluten? Grad als ich anfing mich ein wenig zu entspannen, was mein Körper dringend brauchte, platzte Smutje rein.
„Was hastn da am Koppe?“ ich wollt ihm eigentlich einen bösen Blick zu werfen aber als ich den Blick des Piraten sah, der sich wirklich ein wenig Sorgen zu machten schien, antwortete ich was mir passiert war.
„Na das müssen wir aber reinigen.“ Prompt hatte er eine Flasche Rum gezückt, eine Blechtasse dazu und …einen Schluck getrunken.
„Einer für mich,“ dann füllte er die Tasse gleich nochmal und sagt, „und einer für dich . Los runter damit mein Junge, das wird dir gut tun.“
Ich also dummerweise mit einem Schluck, das stinkende Gesöff in meinen Rachen gekippt. Keuchend und hustend versuchte ich dem Brennen in meinem Hals zu entkommen, während Smutje mich laut schallend auslachte. Bevor ich mich versah, hatte er aber einen Schluck vom Rum auf meine Verletzung gekippt. Das nahm mir den Schmerz im Hals und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen Kopf.
„Verflucht Smutje, du hättest mich auch warnen können.“
„Nee dann hättest du weggezogen.“
Ich schloss die Augen für ein paar Minuten bis der Schmerz verebbte
„Nun komm schon Charlie, zauber wieder was leckeres für die Crew. Du bist doch kein kleines Mädchen, dass gleich heulend zur Mama läuft nur wegen dem bisschen Schmerz oder?“
Ich schaute ihn überrascht an. Die Beleidigung hatte ich ganz überhört, da ich mir überlegte ob Smutje mir grade wirklich ein Kompliment gemacht hatte. Hatte ich das geträumt? War ich wach? Seit zwei Tagen auf diesem Schiff, und das war mein erstes kleines, natürlich nur innerliches, Hoch. Um das Schauspiel aufrecht zu erhalten schimpfte ich freundschaftlich, „Du bist doch nur zu faul selbst zu arbeiten.“
Zog mir dann aber das Kopf Tuch wieder über dem Kopf und ging was „leckeres zaubern“. Leider waren meine Griffe nicht so gut wie die des letzten Tages, da der Rum sehr stark wirkte und mich ganz schön beschwipst machte. Immer wieder kicherte ich vor mich hin. Als einige Männer hineinkamen, schauten sie mich seltsam an. Meine Schmerzen waren vergessen und das mit dem Kuss? Tja in meinem Kopf konnte ich nur drüber kichern, wie ein kleines Mädchen und mir denken das es einfach gar nicht passiert war. Schließlich sollt ich doch ein Junge sein oder nicht?Als Smutje mir nach dem kochen noch ein Becher mit Rum und den Worten „Runter damit sonst bist du ein Mädchen“, gab sagt ich nur „Au weia, das geht nicht gut!“ und trank auch den Becher in einem Zug leer. Seltsamerweise brannte es dieses mal gar nicht so doll. Es war eher eine angenehme Wärme. Erst jetzt merkte ich, dass auf jedem Tisch eine Flasche Rum stand und die Crew lautstark anfingen Sauflieder zu singen.
„Daaaa...fe*hicks* hlen ja nuuuur noch die *hicks* Weiber!“ Eigentlich hatte ich nicht vor das auszusprechen, aber was sollte es, war halt doch ein Junge, grinste ich vor mir hin.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch wurde von beiden Autoren gemeinsam verfasst. Waehrnd ich, Kyla/Charlies Kapitel verfasst habe, schreib benearme die fuer Kapitaen Paul Baptiste

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