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WochenendSzene



Er ist einem dieser Szeneläden. Es gibt sie überall. Zeitlos, aber nicht stylelos. Ständig verändernd. Immer neu. Genau wie sie. Sie verändern sich auch. Ununterbrochen. Immer das Neueste. Trend!
Er ist also in einem der Szeneläden.
Trinkt das Übliche. Das Glas Sekt in der Einen, eine Zigarette in der anderen Hand. Standard!
Die Tanzfläche ist gefüllt. Die Lightshow, wie das Publikum. Farben in ständiger Rotation. Schillernde Lichter auf schweißglänzenden Körpern. Bewegung in allen drei Dimensionen. Kreisende Becken, schwingende Hüften, gleitende Spots. Stroboskoplicht! Wechselnd von gleißend hell bis stockdunkel, Licht und Schatten. Tag und Nacht. Jede Blitzphase zeigt andere Gesichter, Menschen. Aber keine Persönlichkeiten, Individuen. Nur uniforme männliche Wesen. Nicht still! Immer in Bewegung, nie verweilend. Zu schnell wird es langweilig, dann muss schon wieder etwas Neues her. Auswahl ist genug vorhanden. Man muss nur zugreifen, gehört man dazu. Das ist die Einzige Voraussetzung! Oder etwa nicht?
Er gehört dazu! Enges, weißes Shirt, stahlblaue Seeaugen, schmale Hüften, breites Kreuz und enge Hose. Genauso kann er dazugehören. So kann er in den Dunstkreis derer eintreten.
Flüchtige Gespräche, kurze Blicke. Mehr nicht. Eine Frage schwebt nur im Raum: Wo verbringe ich die Nacht? Und mit wem?
Deswegen flüchtige Gespräche, kurze Blicke!
Kenne ich den schon, fragt er sich. Er kann es nicht mehr sagen. Entweder es ist schon zu lange her oder alles dunkel. Trotzdem findet er ihn sehr ansprechend. In seinem Kopf schwirrt nur EINS herum. Ob er ihn kennt oder nicht, ist ihm egal. Er will ihn, für heute Nacht. Sein Objekt der Begierde hat er gefunden. Der Abend fliegt dahin. Er nimmt ihn mit nach Hause. Lässt ihm nur wenig Schlaf.
Er ist noch ein Junge, denkt er. Noch unschuldig, rein und sauber. Er kannte ihn doch nicht. Trotzdem sah er wie eine schon zurückliegende Nummer aus.
Er hat es schon wieder getan! Einfach so! Wollte nur seine Lust befriedigen. Seine! Nur er zählt. Gefühle gibt es nicht, nicht mehr. Der andere liegt jetzt neben ihm. Er ist ihm egal. Jetzt will er ihn wieder loswerden. Der Knabe hat seinen Dienst erfüllt. Hat auch seinen Lohn dafür bekommen. Einen schwarzen Lohn, dunkel, bedrohlich.
Am nächsten Wochenende wird er wieder losziehen.

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Tag der Veröffentlichung: 21.09.2011

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