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In diesem Jahr gucken wir Fußball mit Freunden auf der Terrasse. Mit einer Tradition, die ich erst kennengelernt habe als ich vor zwei Jahren zum ersten Mal mit der Clique meines Freundes Fußball gucken war. Das Spielersaufen.

Freitag, 18. Juni 2010

Gegen Viertel vor eins, nach einem der zahlreichen Schauer des Tages, machen wir uns auf den Weg zum heutigen Veranstaltungsort. Die Terrasse von Familie T. Als wir dort ankommen, ist schon richtig was los.

Bernd kümmert sich mit der schwarz-rot-goldenen Kapitänsbinde um den linken Arm um den Grill, Thomas sorgt für Geschirr und Getränke, Leo versucht das Wasser von der Plane, die als Regenschutz über die Terrasse gespannt wurde ohne größeren Schaden herunterlaufen zu lassen während Claudia die Tupperdose mit den Duplo-Stickern auf den Tisch legt.

Wir sind heute zehn Erwachsene und vier Kinder. Bernd, Thomas, Jörg und Britta, Claudia und Michael mit den Kindern, Gerd und Daniela mit den Kindern, Leo und ich.

Während ich die Aufstellung notiere um heute mal eine Statistik darüber zu verfassen, wie oft der Kommentator welchen Namen sagt, versammelt sich die Mannschaft schon auf dem Platz.

Außer Leo, dem Verweigerer, stehen alle brav auf als die Nationalhymne erklingt. Wir singen allerdings nicht mit. Aus Prinzip nicht und weil jemandem gerade eingefallen ist das wir „langsam mal die Zettel verteilen“ müssen.

Zettel verteilen gehört zur Vorbereitung fürs Spielersaufen. Wochen vorher werden tonnenweise Duplos verspeist nur damit wir einen ausreichenden Vorrat an Spielerbildern haben. Was sich in diesem Jahr als schwierig erweist, da der Kader von Jogi bekanntermaßen anders aussieht als der Kader von Duplo. Wie auch immer, jeder zieht einen Aufkleber aus dem Kader und muss dann während des Spiels, wann immer der Name seines Mannes vom Kommentator genannt wird, einen „Kurzen“ trinken.

Ich darf heute als erstes ziehen und obwohl ich so die höchste Chance darauf habe, den Tag einigermaßen unbeschadet zu überstehen, ist das Glück nicht auf meiner Seite. Ich seufze hörbar als ich sehe wen ich in der Hand halte.

„Und?“ fragt Claudia.

„Özil.“ seufze ich wieder.

„Oh.“

Oh. Ja. Das trifft es so ziemlich. Wenn ich so an das Spiel Deutschland vs. Australien zurückdenke ist das, was mir am deutlichsten im Gedächtnis geblieben ist, die Namenskombination „Müller – Özil“, begleitet von den Leidensminen derjenigen, die diese Spieler vor sich auf dem Tisch liegen hatten.

Zum Glück habe ich schon zwei Steaks und eine Bratwurst gegessen, ich bin also vorbereitet.

Kaum ist das Spiel angepfiffen geht es auch schon los.

„...der junge Thomas Müller

...“ kommt es vom Kommentator

„MÜLLER!“ gröhlen 9 Leute an unserem Tisch.

„Prost.“ murmelt der zehnte und hat den ersten Likör weg.

„Jetzt ist Özil am Ball, der Bremer...“



„ÖZIL!“

Schon ist mein Glas voll und ich habe es noch nicht mal in der Hand, da geht es auf dem Bildschirm schon munter weiter.

„... er gibt den Ball an Müller, der passt auf Özil...“



„MÜLLER! ÖZIL!“

Verdammt, so schnell kann ich gar nicht trinken.

Im Verlauf der ersten Halbzeit stellt sich heraus, dass sich die anderen mehr auf das Spielgeschehen konzentrieren, als auf das, was der Kommentator so von sich gibt. Ich persönlich finde das sehr beruhigend, den nach 45 Minuten liege ich mit 15 Mal Özil zwar „nur“ auf Platz drei nach Müller (24) und Podolski (18) aber wenn ich die alle hätte trinken müssen, dann würde ich jetzt schon ziemlich angedüdelt auf meinem Stuhl hängen.

Halbzeit. Die Karten werden neu gemischt. Damit die leidenden „Müller“ und „Özil“ (Podolski lag noch im Pott weil nur 8 der Anwesenden trinkbereit sind) die Chance haben, die zweite Halbzeit in der vollen Länge mitzuerleben.

Leo mischt die Karten, alle ziehen, ich ziehe und...

„Verdammt!“

„Wieder Özil?“ kommt es vom anderen Ende des Tisches.

Ich nicke nur. Wieder Özil.

Nächste Runde.

„...Lahm auf Özil, Müller... Özil...“



„LAHM! ÖZIL! MÜLLER!“

Ein Glück sind sie so human, mir nur einen Özil einzuschenken. Ich weiß nicht wie viel ich bislang getrunken habe, aber bald reicht es. Jogi bringt Cacau für Özil, mir also einen neuen Mann, was aber nicht von Vorteil ist, denn dessen Name wird nicht weniger oft genannt wie der seines Mannschaftskameraden vorher.

Ich bin mehr als glücklich als das Spiel abgepfiffen wird. Ich konnte mich jedenfalls über Alkoholmangel nicht beschweren.

Die Rangliste, die ich bis zum Ende eisern geführt habe, sieht folgendermaßen aus:

1. Müller/Marin 47x
2. Podolski 44x
3. Özil/Cacao 40x
4. Schweinsteiger 36x
5. Lahm 33x
6. Khedira 28x
7. Badstuber/Gomez 26x
8. Klose 16x (bis zum Platzverweis in der 37. Minute)
9. Friedrich 15x
10. Mertesacker 13x
11. Neuer 4x

Das bedeutet wir hätten, wären wir elf, dem Alkohol nicht abgeneigte, Personen gewesen, die ausnahmslos jeden mitgetrunken hätten, hätten wir 6,04 Liter Likör verbraucht. Und 0,8 Liter davon wären allein mein Anteil gewesen und die andern hätten im Schnitt „nur“ 0,5 Liter getrunken. Wahnsinn.

Real haben wir vier Flaschen á 0,75 Liter geleert. Plus Torprämie. Wobei ich es für falsch halte auf Tore zu trinken, die der Gegner geschossen hat, aber das war ein Mehrheitsbeschluss.

Beim Spiel gegen Ghana klaue ich mir den Aufkleber von Hitzlsperger...

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Tag der Veröffentlichung: 22.06.2010

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