Cover

Vorwort


Wie ich zu den Sportfreunden kam


Ich glaube, jeder spielt mal Fußball, sobald er auf zwei Beinen stehen kann und ein Ball in der Nähe ist. Man muß einfach dagegen treten. Das ist sowas wie ein Urinstinkt. Manche hören wieder auf, manche nicht. Ich gehörte zur ersten Kategorie. Nicht, weil ich nicht gewollt hätte, sondern weil ich faul und unsportlich bin (Das letzte Mal als ich versucht habe Fußball zu spielen hatte ich fünf Tage Muskelkater, soviel zu meinem Trainingszustand). Ich beschränkte mich also darauf, mir die Spiele des SV Werder Bremen und der deutschen Nationalmannschaft im TV anzusehen. Für Stadion war mein Taschengeld leider zu gering und der Weg nach Bremen zu weit und als ich genug Geld fürs Stadion hatte, wohnte ich in der Nähe von Köln.

Irgendwann (zurück in good old Niedersachsen) fing ich an, mir die Heimspiele des Vereins im Nachbarort anzusehen, dessen 2. Herren in der 2. Kreisklasse spielten. Dort kannte ich wegen der Ortsnähe ein paar Spieler und Zuschauer.

In der Lehrzeit lag ein Sportplatz nicht weit von meinem Lehrhof, so daß man nach dem Spiel noch pünktlich zum Melken wieder auf dem Hof war. Der Junior des Hofes spielte dort im Verein. Bezirksliga oder so. Also „wechselte“ ich den Verein. Ich hab mal über ein paar Ecken gehört ich sei in den Sohn meines Chefs verschossen, aber mal ehrlich, kann man sich in jemanden verlieben der höchstens 2x im Jahr öffentlich lächelt?

In der Fachschule lernte ich Henrik kennen. Gegen Ende des Schuljahres bekam er mit, daß ich Fußballfan bin und am Wochenende Spiele ansah. Also begannen wir, uns über Fußball zu unterhalten. Soweit ich mich erinnere, haben wir uns vorher kaum unterhalten. Er ist auch ein eher ruhiger Vertreter der Sorte „Mann“ und nicht zwangsläufig sonderlich gesprächig. Ein gegenseitiges Anlächeln ist bei ihm schon viel Konversation. War bei mir damals nicht viel anders. Schließlich fragte mich Henrik nach „meinem“ Verein. Ich antwortete bloß: „FC.“ Mehr mußte ich nicht sagen, er wußte bescheid.
„Wieso? Kennst du da wen?“ fragte er dann.
Der Sohn meines Lehrchefs spielt da, mit einem anderen bin ich zusammen zur Realschule gegangen, der „Stadionsprecher“ war mein Klassenlehrer in der Handelsschule, aber kennen? „Nein,“ antwortete ich. „Nicht wirklich.“
Daraufhin stellte Henrik trocken fest: „Bevor du weiter zum FC gehst, kannst du genauso gut uns zusehen.“

So kam es, daß ich an einem trüben Sonntagnachmittag im April (kann auch schon Mai gewesen sein) im Jahr 2004 mein Auto auf dem Parkplatz des Flintenbergstadions abstellte, den Reißverschluß meiner Jacke bis zum Anschlag hochzog und über anderthalb Stunden im pausenlosen Nieselregen auf der Absperrung saß und mir ein Spiel von Henriks Mannschaft, den Sportfreunden ansah.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr gegen wen sie gespielt haben und wie das Spiel ausgegangen ist (ich vermute sie haben gewonnen weil sie am Saisonende in die Relegation mußten und schließlich in die 1. Kreisklasse aufgestiegen sind) aber ich kann mich noch genau daran erinnern wie ich auf der Stange saß und der damalige Trainer nach der Halbzeitpause mit einem Eiskoffer in der Hand an mir vorbeiging, mich anlächelte und sagte: „Wir haben auch Bänke.“

Jetzt bin ich in der 3. Saison die unabhängige Fankurve (kein Vereinsmitglied, mit keinem der Spieler verwandt oder liiert) und habe in der Saison 05/06 22 von 26 Spielen gesehen.
Ich habe keine Ahnung ob jemand aus der Mannschaft (mal abgesehen von Henrik) meinen Namen kennt, aber da ich fast immer am Spielfeldrand stehe, habe ich inzwischen einen gewissen Wiedererkennungswert.


Meine Jungs



Vitali
Torwart. Über ihn kann ich nicht besonders viel sagen, mal abgesehen davon, dass er ein guter Torwart ist.

Flo1
Intelligent aussehendes Kerlchen. Er spielt meist Libero oder in der Abwehr-Viererkette. Macht seinen Job gut. Er hat den Überblick und teilt sich die Leute zu. Leider hören sie nicht immer auf ihn.

Flo2
Ich muss gestehen, wann immer Bernd zu Anfang Flo2 aufs Spielfeld gelassen hat, dachate ich „oh mein Gott, nicht der“, so schlecht war er. Aber Flo2 hat sich in den letzten zwei Jahren mächtig entwickelt und ist inzwischen einer der Leistungsträger auf dem Platz (und Ersatztorwart).

Cord
Libero ist seine Position. Aber wenn er am Ball ist und Platz hat, geht er durchaus mal nach vorne Richtung Tor, da kann sich manch einer seiner Mitspieler noch was abgucken. Cord hat’s drauf. Er kann locker mithalten und das, obwohl er altersmäßig in der Mannschaft schon ein Dinosaurier ist.

Maic
Das erste, was mir bei seinem Nachnamen einfiel war „Hat meine Schwester nicht mal mit dem geknutscht?“. Hat sie. Vor Urzeiten. Maic kommt ganz sympathisch rüber. Er lächelt eigentlich immer. Und nebenbei bemerkt ist er auch ein guter Fußballer. Und Mannschaftskapitän. Als Zuschauer ist er allerdings eine Katastrophe.

Mike
Mittelfeldspieler, Rechtsaußen um genau zu sein. Läuferisch ist er echt gut drauf. Aber auch sauer wenn er frei steht und nicht angespielt wird oder wenn er in der Abwehr spielen muss, was er nicht will aber gut kann.

Henrik, genannt HT
Kann sich Sachen merken an die andere schon gar nicht mehr denken. Beeindruckend für einen Mann. Auf dem Feld macht er sein Ding. Er spielt Fußball. Er diskutiert nicht, er macht. Wenn man ihn zum ausflippen kriegen will, muß man sich mächtig anstrengen, aber wenn ihm der Hut hochgeht, dann richtig.

Hendrik
Ist, wie sein Namensvetter ein eher ruhiger, ich würde fast sagen schüchterner Typ.


Sven
Stürmer. Er hat den nötigen Egoismus den man braucht, wenn man Tore schießen will. Wenn es mal nicht klappt, dann liegt er schon mal ein paar Sekunden zu lange auf dem Boden und ärgert sich. Geht auch allein aufs Tor wenn drei andere eine günstigere Ausgangsposition haben.

Waldemar, genannt Waldi
Die zweite Sturmspitze.

Christian
Abwehrspieler, seit kurzem Papa. Diskutiert schnell mit dem Schiedsrichter, selbst wenn er gar nicht beteiligt war.

Manu
Sieht ein bisschen aus wie Matthias Reim, bloß in der jüngeren Version. Stöhnt 20 Minuten lang „ich kann nicht mehr“ und rennt dann trotzdem noch wie ein Weltmeister.

Steffen
Wenn er läuft, hat man manchmal den Eindruck er wüßte nicht wohin mit seinen Armen. Was er in der einen Minute gnadenlos versemmelt, macht er in der anderen Minute auch mal mit einem Tor wieder gut.


Kim
Offensives Mittelfeld oder Sturm.

Chris
Variabel einsetzbarer Feldspieler. Chris macht wofür er gebraucht wird. Hat nicht annähernd dieselbe Kondition wie Henrik, bemüht sich aber.

René
Hm. Bisher unauffällig.

Fred
Wie Cord einer von den älteren, nur sporadisch dabei

Benny, Jan-Christoph
Neuzugänge Hinrunde

Christian, Stefan, Martin, Timo
Neuzugänge Rückrunde


Die „Offiziellen“



Bernd
Trainer der Hinrunde. Vergisst so ziemlich in jeder Halbzeitpause den Eiskoffer in der Kabine (der dann natürlich prompt gebraucht wird). Sein häufigster Satz diese Saison: „Ich krieg nen Herzinfarkt“

Anne
Vereinspräsidentin, die bei Heimspielen auch das Vereinsheim schmeißt. Außerdem hat sie eine Tröte mit der sie Lärm macht wenn die Jungs ein Tor schießen.

Klaus-Dieter W., genannt KDW
Vize-Präsident, habe ihn lange als „der Dicke mit den weißen Haaren“ bezeichnet weil ich seinen Namen nicht wußte

Mario
Stieß irgendwann als Eiskofferträger zum Trainerstab. Aufbrausend, Kettenraucher.

Peer
Trainer der Rückrunde. Hoch motiviert, jung, ambitioniert. Gespräche mit Einzelspielern, Präzise Anweisungen vom Spielfeldrand. Führte das „Gruppenkuscheln“ vor dem Spiel ein.


August 2006



Dienstag 01.08.2006

Fußball in Sicht

Hallo zusammen. Wer auch immer sich heute oder in den nächsten Wochen und Monaten soweit verirrt, dass er letztendlich hier landet, ist herzlich eingeladen sich anzuschauen, wie der 12. Mann auf dem Feld (bzw. in diesem Fall eine Frau als 12. Mann oder auch die Zuschauerin) sich mit dem Geschehen auf und neben dem Platz auseinandersetzt.

Kurz zu mir: Ich bin 28, Betriebswirtin Agrarwirtschaft und ich liebe Fußball. Zwei Stunden auf dem Fußballplatz sind für mich so erholsam wie zwei Wochen Urlaub. Ich habe keine Ahnung wieso aber sobald ich auf dem Parkplatz aus dem Auto steige scheint es, als sei alles was mich beschäftigt zu Hause geblieben.

Entgegen der allgemeinen Annahme vieler Bekannter stehe ich nicht am Spielfeldrand weil ich einen der Spieler anhimmle (obwohl ich, zumindest meiner Meinung nach, überzeugter Fan der bestaussehendsten Mannschaft der 1. Kreisklasse bin). Keiner der Spieler ist mein Freund, Bruder oder sonstiger Verwandter.


Samstag, 05.08.2006, 9:11 Uhr

Es ist soweit!

Ich hab lang drauf gewartet und jetzt ist er raus, der Spielplan für die Fußball-Saison 2006/07. Ich blättere an Bundesliga, Bezirksliga usw. vorbei bis hin zu dem, was ich suche: die 1. Kreisklasse.

Am nächsten Freitag geht’s los. Das erste Spiel der Saison gegen die 2. Mannschaft der SG Diepholz. Auswärts. Zum Glück weiß ich inzwischen, wo der Sportplatz ist. In der letzten Saison habe ich durch die Suche nach dem Platz die ersten 20 Minuten und das erste Tor verpasst. Sowas passiert mir dieses Mal nicht wieder.

Ich kann’s kaum erwarten. Das schlimmste am Fußball sind Winter- und Sommerpause. Wobei Sommerpause noch erträglich ist, weil man in der freien Zeit wenigstens im Freibad in der Sonne liegen kann, aber im Winter ist irgendwie immer Flaute. Beim Stichwort Freibad fällt mir ein: Jungs (bzw. junge Männer), die auf dem Fußballplatz schon in kurzen Hosen und Trikots eine gute Figur machen, sind auch sehr nett in Badehosen anzuschauen...


Dienstag, 08.08.2006, 17:59

Die Homepage

Ich dachte mir, zu Beginn der neuen Saison werfe ich mal wieder einen Blick auf die Homepage der Sportfreunde. Nichts wirklich neues.
Aber im Gästebuch hat sich was getan. Der Trainer stellt Kontonummer und Bankleitzahl ein um freiwillige Sponsoren zu ermuntern. Interessant.
Ein Unbekannter gibt seine Meinung über die Mannschaft zum Besten ohne dazu zu gehören und einer der Spieler geht sofort zum Gegenangriff über, allerdings muss ich zugeben, dass er Unbekannte ein kleines bisschen Recht hat wenn er zu Protokoll gibt, dass es besser laufen könnte wenn die Mannschaft mehr miteinander spielen würde und nicht ein paar einzelne Spieler mit Soloeinlagen ihr Ego aufzupolieren versuchten. Meine Rede.
Ein weiterer Unbekannter erzählt, dass er zwei Typen kennen würde, die gern zu den Sportfreunden wechseln würden – sobald sie „oben mitspielen“. Meiner Meinung nach sind die, die zu einem Verein der „oben mitspielt“ wechseln wollen, einfach nur zu faul um den Verein, in dem sie sind (der wohl mittelmaß ist weshalb sich Spieler verbessern wollen in dem sie nach oben wechseln) durch Leistung nach oben zu bringen. Solche Leute können gerne wegbleiben.


Freitag, 11.08.2006, 23:00 Uhr

Saisonstart

Es ist Freitagabend und das lang ersehnte erste Spiel der Saison steht an. Ein Flutlichtspiel, auswärts gegen die SG Diepholz. Anpfiff 20 Uhr

Gegen 19:45 Uhr halte ich auf dem Parkplatz vor dem Vereinsheim. Der letzte freie Parkplatz. Ein letzter Blick aufs Thermometer sagt es sind 16 Grad. Noch. Zum Glück habe ich mir eine Jacke mitgebracht.

19.50 Uhr. Ich betrete das Stadion. Die Mannschaften sind dabei, sich warmzumachen. Die Sportfreunde machen ein Trainingsspiel. 5 gegen 5. Sturm gegen Abwehr. Entgegen der Annahmen gewinnt die Abwehr.

19.55 Uhr. Eine letzte, kurze Teambesprechung bevor das Spiel losgeht. Bernd, der Trainer, gibt noch ein paar taktische Anweisungen, dann traben die Jungs zur Mittellinie. Christian kommt von der Umkleide zurück, sieht mich und begrüßt mich mit einem leicht brummig klingenden „Hallo“. Selbst wenn ich seit über zwei Jahren bei den meisten Spielen dabei bin, gibt es nicht viele, die das tun. Man kann auch nicht erwarten dass irgendwer mit einem redet nur weil man regelmäßig am Spielfeldrand steht. Das tue ich auch nicht. Zusehen reicht mir auch. Alles andere sind Zugaben, die ich genieße. Ich werfe einen Blick auf die Aufstellung. Was geändert hat sich nicht.
Vitali steht im Tor, dann folgt die 4er –Kette mit Chris, Maic, Henrik und Flo, das Mittelfeld mit Benny (Neuzugang), Maik, Manu und Steffen, Sven und Waldi stehen im Sturm.
Drei Mädels gingen an mir vorbei. Blond und etwas aufgetakelt. Zumindest eine davon ist eine Spielerfreundin die mir bekannt vorkommt. Sie nickt mir wohlwollend zu.

Schon kurz nach dem Anpfiff fällt das erste Tor für die Sportfreunde. Der Schütze ist Waldi. Ich muss gestehen, dass ich in der ersten Zeit immer grinsen musste, wenn jemand „WALDI!“ über den Platz gerufen hat, weil das ja ein beliebter Name für Dackel ist, aber man gewöhnt sich dran und irgendwann denkt man nicht mehr drüber nach.
Man sollte meinen, dass ein frühes Führungstor den nötigen Auftrieb gibt, aber das Gegenteil ist der Fall. Die Mannschaft wird zusehends unkoordinierter, was den Anschlusstreffer zur Folge hat.
Ich stehe inzwischen an der Absperrung, da der Trainer der Diepholzer mir ständig im Weg steht. Was bis zur Pause auf dem Spielfeld passiert ist mühsames Rumgekicke in der Diepholzer Abwehr und zielloses hin und her bei den Sportfreunden. Bei jedem erfolgversprechenden Angriff der Sportfreunde wird der Angreifer durch einen Diepholzer zu Fall gebracht. Starten die Diepholzer einen Angriff, reagiert die Abwehr der Sportfreunde mit erfolglosen Störversuchen und Vitali muss schließlich retten.
Mitten im Spiel rasseln Sven und ein Gegenspieler zusammen dass es nur so rummst. Sven liegt eine weile am Boden, steht dann aber auf und humpelt, gestützt von Waldi (sieht etwas merkwürdig aus weil Sven einen Kopf größer ist) zum Spielfeldrand, wo Fred schon mit dem Eiskoffer wartet.
Kurz vor Ende der 1. Halbzeit nimmt der Trainer der Diepholzer die erste Einwechslung vor.

Zur Halbzeit verschwinden fast alle in den Katakomben. René, Flo und Kim kicken auf dem Platz herum. Inzwischen ist auch das Flutlicht an. Ich sitze auf der Bank und friere ein wenig, da das Holz noch nass ist und die Kälte gut annimmt.
20.55 Uhr. Nach zehn Minuten kehren die Spieler aufs Feld zurück. Eigentlich kann es nur besser werden.

20:56 Uhr. Der Schiedsrichter, ein kleiner, dürrer Mann mit verhältnissmäßig großem Kopf, pfeift die 2. Halbzeit an. Und, was soll ich sagen, es wird besser. Erheblich besser. Zumindest die ersten Minuten. Die Pässe sind genau, die Mannschaft läuft und hat den Überblick. Leistung wird belohnt, nach einer Ecke fällt das 2:1. Allerdings konnte ich in dem Gewusel nicht erkennen, wer’s war. Nach knapp 20 Minuten tauscht Bernd Maik gegen Flo2 aus.
Nach 25 Minuten scheint es, als ginge alles rückwärts. Wieder ist alles unkoordiniert. Beruhigend ist allerdings, dass die anderen auch nicht besser sind. Sie spielen zwar genauer, aber machen ständig Fehler. Von diesen Fehlern profitieren die Sportfreunde. Bringt nicht wirklich was, denn auch sie machen Fehler. Die Abwehr ist so schlecht, dass der Ausgleich fällt.
Sven geht vom Platz, Christian kommt rein. Es ist wirklich schrecklich anzusehen. Das Glück ist mit den Dummen, Diepholz geht 3:2 in Führung.
Wenn ich Trainer wäre, würde ich sie alle in die Strafkasse zahlen lassen. Wissen die eigentlich, wieviel Geld sie für Mannschaftsbesäufnisse zusammen bekämen, wenn sie für jede Gegnerbeleidigung und Diskussionsversuche mit dem Schiri nur einen Euro kassieren würden?
Das Spiel ist zehn Minuten vor dem Ende. Noch ist nichts verloren. Es hat auch schon schlimmer ausgesehen und sie haben es rumgerissen.
Acht Minuten vor Schluss bringt Bernd einen dritten Stürmer. Kim. Manu geht für ihn raus. Kaum ist Kim im Spielhandelt er sich schon eine gelbe Karte ein. Während Bernd meint, dass sie gerechtfertigt ist, denke ich, sie war auslegungssache. Sonst hätte schon der eine oder andere vorher eine bekommen müssen.
Der Schiri lässt eine Minute nachspielen. Bringt auch nichts. Die Sportfreunde starten zwar noch einen vielversprechenden Angriff und holen noch eine Ecke raus, aber letztendlich verlieren sie etwas unverdient (wenn man die Mannschaftsleistungen vergleicht wäre ein unentschieden fair gewesen).


Donnerstag, 17.08.2006

Pokalspiel

Heute steht ein Pokalspiel an. Erste Runde Kreispokal gegen den TSV Varrel. Es ist warm und wenig los am Spielfeldrand als ich in Varrel ankomme. Genau genommen ist gar nichts los. Die Sportfreunde spielen sich warm.

19:30 Uhr. Anpfiff.
Die Sportfreunde spielen nicht besser als beim letzten Spiel in der Kreisklasse. Sie finden ins Spiel. Die Varreler bemühen sich. Ein munteres hin und her in der ersten Hälfte. In der 35. Minute nimmt Bernd Manu raus und Flo1 kommt für ihn rein. Hä??? Der spielt doch sonst immer Abwehr. Aber okay, Bernd wird schon wissen was er tut. Ich stelle begeistert fest, dass Flo1 universell einsetzbar ist. Auch im Mittelfeld fügt er sich gut ein. Flo2 macht in der Abwehr heute allerdings nicht die beste Figur.

0:0 zur Halbzeit. Inzwischen haben sich ein paar Spielerfreundinnen und Vereinsangehörige von Sportfreunden und TSV eingefunden. Ich treffe André, einen Bekannten aus der Fachschule, und wir schauen den Rest gemeinsam.

2. Halbzeit. Bernd hat Fred für Christian gebracht. Die Sportfreunde werden meiner Meinung nach besser. Passen genauer, gewinnen mehr Zweikämpfe. Und sie haben Chancen. Aber sie gehen nicht über links, wo wahlweise Flo2 und Maik freistehen. Sie gehen über rechts und durch die Mitte. Da kann Bernd schreien soviel er will.
Nach zwei falschen Einwürfen von Steffen kommt der TSV an den Ball, legt einen Super-Angriff hin und – TOOOR. 1:0 für Varrel. Scheiße.
Egal, wir lassen uns nicht unterkriegen. Und wir haben Chancen. Die anderen auch, aber Vitali rettet gekonnt.
Wieder nutzen wir eine Chance nicht, Varrel kontert mit einem langen Ball und – Tor. 2:0. Kein weiterer Anstoß sondern der Schlusspfiff.
Die Sportfreunde verlieren unverdient – Varrel gewinnt, genauso unverdient.
Pokal-Aus in der ersten Runde. Schade.


Donnerstag, 24.08.2006

Derby

Was in der Bundesliga Werder gegen HSV ist, ist in der 1. Kreisklasse Sportfreunde gegen Neuenkirchen II.

Man kann sagen, dass sowohl Spieler als auch Fans beider Vereine im Privatleben doch als relativ umgänglich, nett oder zumindest erträglich einzustufen sind. Treffen jedoch beide Vereine aufeinander, bricht Krieg aus.
Kaum ist das Spiel angepfiffen gehen die Spieler mit einer Aggressivität auf den Ball und ihre Gegenspieler los, die an Filme erinnern lässt, in denen zwei Männer erbittert um die schöne Frau kämpfen. Glücklicherweise sind Schläge beim Fußball verboten (was nicht heißt, dass sich die Spieler immer dran halten wenn nach einem Foul Emotionen hochkochen).

Aber nun erstmal zum Spiel. Auf dem Platz steht die momentane Stamm-Elf, zu der auch der Neue (Benny) gehört. Der Schiri ist übergenau, was bei diesem hochbrisanten Spiel auch sicher notwendig ist. Die Feindseligkeit ist nicht nur auf dem Platz, sondern auch unter den Zuschauern zu spüren. Beide Mannschaften kämpfen verbissen um jeden Ball. Manu hat beim Kopfball einen Ellenbogen ins Gesicht bekommen und läuft jetzt mit nem Kopfverband rum.
Spannung im Strafraum. Nach für mich undurchsichtigem Gewusel entscheidet der Schiedsrichter auf Elfmeter. Lautes Protestgeschrei im Neuenkirchener Fanblock, in dem auch ich stehe um keine nassen Füße zu bekommen. Auch die Spieler protestieren und kassieren reihenweise gelbe Karten wegen Meckerns. Waldi verschießt den Elfer und höhnisches Gelächter ist die Folge. Mir kommts gleich hoch. Ich meine, ich freue mich auch wenn der Gegner eine sichere Chance vergibt, aber nicht auf diese hinterhältige Art.
Christian kommt auf dem Weg in die Kabine an mir vorbei und grüßt mit einem freundlichen „Hallo.“
Wenig später fällt das verdiente 1:0 für die Sportfreunde. Ich muss mir für meinen Jubelschrei schiefe Blicke gefallen lassen. Mir egal, ich bin ja tolerant.
Auf dem Weg zum Anstoß kassiert ein TVN-Spieler gelb-rot wegen Ballwegschlagens. Lautes Protestgeschrei im Fanblock und der Schiri sieht seinen Fehler ein und gibt nur gelb da der Spieler nicht vorbelastet war. Nachdem ich hörbar verkünde, dass die Karte gerechtfertigt ist, pampt mich eine Spielermutter mit einem „Wer keine Ahnung vom Fußball hat, sollte die Schnauze halten“ an. Halloooo? Meint die alte Schrapnelle etwa, nur weil ihr strunzdummer Sohn meint, er könne Fußball spielen hätte sie mehr Ahnung vom Fußball? Wo kommen wir denn da hin.
Ich schnappe mir meinen Schirm und mache mich auf den Weg auf die „richtige“ Seite. Scheiß drauf, dann kriege ich eben nasse Füße. Ich hab ein Rosenstolz-Konzert für dieses Spiel sausen lassen, da muss ich mich nicht auch noch doof anmachen lassen. Eine ehemalige Mitschülerin meiner Schwester meint, ich müsse keine Angst haben, worauf ich nur erwidere, dass ich mich bei den Sportfreunden einfach wohler fühle. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit stehe ich also neben der Ersatzbank der Sportfreunde. Bernd, der Trainer, der übrigens „im Feindesland“ wohnt, grinst mich nur an. Kurz darauf pfeift der Schiedsrichter ab. Ein Teil der Spieler trabt in Richtung Bank, unter anderem auch Henrik. Er sieht mich, lächelt mich an und sagt „Hi.“. Wie schön, der Abend hat Lichtblicke.

Die zweite Halbzeit startet genauso aggressiv wie die erste. In der 60. Und 62. Minute fallen zwei Tore für Neuenkirchen, aber die Sportfreunde geben nicht auf und erzielen irgendwann den Ausgleich. Nach wiederholtem Foulspiel fliegt der erste TVN-Spieler vom Platz. Der Fanblock hält das (oh Wunder) für unberechtigt und protestiert mal wieder. Auch der TVN-Trainer gibt seinen Senf dazu und Bernd gibt ihm mit auf den Weg er würde ihm „ein paar reinhauen“ wenn er weiter „so einen Senf“ redet.
In der 78. Minute holt Bernd Maik vom Platz und bringt Kim, der kann auch nicht wirklich was reißen, trotzdem erkämpfen sich sdie Sportfreunde noch zwei bis drei gute Chancen.
In der 87. Minute fliegt Steffen mit gelb-rot vom Platz. Unnötiges Foul im gegnerischen Strafraum. Auf der Bank der Sportfreunde fallen ein paar unqualifizierte Kommentare und der Schiedsrichter droht mit nachträglichem Platzverwweis für Maik, woraufhin Bernd nachdrücklich um „Schnauze halten“ bittet. Das Spiel endet nach 92 Minuten 3:2 für Neuenkirchen, die unverdient mit Glück gewonnen haben. Es ist zum heulen.
Ich hab keine Ahnung warum bei diesen Spielen immer so eine aggressive Stimmung herrscht. Es ist fast so, als würde man Kölner und Düsseldorfer aufeinander hetzen. Ich würde vorschlagen, dass diese Begegnung demnächst als Mann gegen Mann – Boxkampf ausgetragen wird und die Mannschaft, deren Spieler am meisten direkte Duelle gewonnen haben, kommen drei Punkte und fünf Tore gutgeschrieben.


September 2006


Sonntag, 03.09.2006, 20:00 Uhr

„Kannst dich hier drunter stellen.“

Nach einem anstrengenden Wochenende mit Geburtstagsfete, Einschulung und Babysitting finde ich mich um kurz vor 15 Uhr auf dem Sportplatz der Sportfreunde ein. Ich bin ausgerüstet mit einer Plastiktüte (damit ich auf der nassen Bank keinen nassen Hintern kriege) und einem Regenschirm, damit ich von oben nicht nass werde falls es wieder anfängt zu regnen.
Da es im Moment allerdings nicht regnet, lasse ich den Schirm und die Tüte im Auto und nehme statt dessen etwas von meinem übrig gebliebenen Kuchen mit, der muß schließlich weg bevor er trocken wird.

Der Platz ist frisch gemäht, aber optimal sieht es nicht aus. Der Platz für die Zuschauer ist gerade mal bis zum ersten Ersatzbank-Häuschen gekürzt, so daß ich mich auf nasse Füße einstelle, da ich nicht bereit bin, meinen Stammplatz an der Mittellinie aufzugeben.

Pünktlich um 15 Uhr pfeift der Schiedsrichter das Spiel an. Und in den ersten Minuten habe ich zunehmend den Wunsch, nach Hause zu gehen weil es wirklich schlimm ist, was da auf dem Platz abgeht.
Nach 20 Minuten finden die Sportfreunde langsam ins Spiel und in der 24. Minute hat Steffen dann auch die erste Torchance, die er leider ungenutzt läßt. Aber allein die Chance läßt hoffen. Die Sportfreunde steigern sich und dominieren sogar teilweise das Spiel. In der 38. Minute fällt dann endlich das 1:0 durch Waldi.
Benni hat schon vor einer Weile bei Bernd angemeldet, daß er wegen einer Fußverletzung vom Platz will und wird in der 40. Minute gegen Mike ausgetauscht.
Der Nieselregen, der schon seit mindestens 25 Minuten vom Himmel kommt, wächst sich zu einem richtigen Schauer aus und ich stelle mich an die Seitenwand des Häuschens. Kurz darauf bietet Bernd mir die Innenseite des Häuschens an. Ein echtes Highlight.

In der Pause kicken Mike, Hendrik und Christian auf dem Platz herum. Die Sonne kommt langsam raus.

Um 15.55 Uhr startet die zweite Halbzeit. Die Sportfreunde lassen dem TSV stellenweise unendlich viel Platz, so daß das 1:1 nicht lange auf sich warten läßt. Christian ist für Flo auf den Platz gekommen. Aber viel mehr Bewegung bringt er auch nicht ins Spiel. Steffen ist auf dem Platz eine Art Jojo-Leistungsträger. Mal versemmelt er was, so daß der TSV mit 2:1 in Führung geht, dann macht er seinen Fehler mit dem Ausgleichstreffer wieder wett.
Bernd steht am Spielfeldrand und hat mindestens schon 20 Mal „Ich krieg ne Krise“ gemurmelt. Nicht nur er. In der 72. Minute hatte er Manu ausgewechselt und Hendrik ins Spiel gebracht, der ist frisch und macht noch einige Meter während die anderen oft überlegen ob und wieviel sie noch rennen wollen (und sich meist für nein bzw. nicht sehr weit entscheiden).
Letztendlich endet das Spiel 2:2.


Sonntag, 10.09.2006, 20:01 Uhr

Wann ist denn endlich Anpfiff?

Sonntagnachmittag, heute spielen wir auswärts beim TSV Schwaförden. Auf dem Sportplatz, der bezeichnender Weise den Namen „Mückenstich“ trägt. In der 10. Klasse fand hier das Abschlußzelten statt und alle, die hier übernachtet haben, sahen ziemlich zerstochen aus.

Wie auch immer. Der Hauptplatz wurde umgepflügt und neu angesät, aber schon beim letzen mal haben wir auf dem Hügel gespielt. Von weitem sehe ich einen Krankenwagen und als ich fast oben bin, fährt er weg. Ein anderes Spiel läuft und ich kriege mit, daß einer der Spieler abtransportiert wurde und das Spiel der 1. Kreisklasse etwas später anfängt.
Ich bleibe im Schatten stehen, da die Sonne ganz schön knallt und ich ein schwarzes T-Shirt trage (als Zeichen des Mitgefühls mit Kim, dessen Vater gerade verstorben ist - ist mir spontan in den Kopf gekommen). Irgendwann beginnen die Jungs, sich warm zu laufen. Vorwärts, seitwärts, ohne Ball, dann zu zweit mit Ball. Eine blonde, junge Frau, die mir irgendwie bekannt vorkommt, kommt vom Hügel, sieht mich freundlich an und begrüßt mich. Ich grüße zurück und überlege woher ich ihr Gesicht kenne. Vielleicht eine Freundin meiner –Schwester?
Als sie zurückkommt trägt sie Schiedsrichterklamotten. Oh. Interessant. Aber der Name fällt mir immer noch nicht ein. (Zu Hause, beim Blick auf die Schiedsrichterliste fällt es mir dann wieder ein als ich ihren Namen lese. Verena, klar, wohnt im Nachbardorf und hat noch zwei Schwestern... Die Welt ist klein.)

Mit einer Verzögerung von 35 Minuten wird das Spiel angepfiffen. Die Sportfreunde sind über Strecken die dominierende Mannschaft. Und erzielen in der 16. Minute verdient das erste Tor. Aber schon vier Minuten später erzielt der TSV den Ausgleich. Jan-Christoph ist der Schwachpunkt auf der rechten Seite. Die Kondition ist einfach nicht da. Deshalb holt Bernd ihn nach 35 Minuten vom Platz und bringt Chris ins Spiel. Verena pfeift gut (also fair und hat eine gute Übersicht). In der 42. Minute fällt der 2:1 Führungstreffer für den TSV. Ein Glückstreffer würde ich sagen.
Neben Chris sind auch Kim und Manu als Auswechselspieler dabei. Man merkt Kim nicht an daß er gerade seinen Vater verloren hat (Ich war echt geschockt als ich es gestern in der Zeitung gelesen habe).
In der 55. Minute fällt mal wieder ein Tor – für den TSV. Diverse Chancen der Sportfreunde blieben ungenutzt. Kim kommt in der 75. Minute für Christian, aber am Endergebnis von 3:1 ändert sich nichts mehr.


Samstag, 16.09.2006, 20:02 Uhr

Ohne 4

Samstagnachmittag, Sonnenschein, bestes Fußballwetter. Ich schwinge mich um 15 Uhr auf mein Fahrrad und mache mich auf den Weg zum Flintenberg. Heimspiel gegen den TSV Drentwede. Ein nicht gerade leichtes Spiel würde ich sagen, Drentwede ist gar nicht mal sooo schlecht. Aber man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben.
Ich brauche ungewohnte 40 Minuten bis nach Rathlosen, ich bin völlig untrainiert, sonst reicht die Hälfte). Egal. Ich kann den Jungs noch etwas beim Warmmachen zusehen. Bernd, der Trainer, kommt gerade mit dem Eiskoffer zur Ersatzbank.
Er lächelt mich an. „Hallo.“ Sagt er (mit der Betonung auf dem o.
„Hallo“, erwidere ich, „wird das heute mal was?“
„Ich glaube nicht.“ antwortet er und klingt dabei ziemlich hoffnungslos. „Vier Mann sind nicht da.“
Ich sehe mich auf dem Platz um. Das erste was mir auffällt ist, daß Florian ein schwarzes Trikot trägt während die anderen alle in Rot rumlaufen. Vitali, der Torwart ist nicht da. Jetzt verringert sich sogar mein Optimismus. Vitali hat oft noch in schwierigen Situa-tionen geklärt, und der ist immerhin „von Beruf“ Torwart. Florian ist nur Notnagel.
Ich gucke weiter. Maic ist nicht da. Scheiße. Er spielt für gewöhnlich Libero und hat immer die Übersicht.
Und sonst? Steffen fehlt. Er hat in den letzten Spielen auch eine ziemlich gute Leistung gebracht.
Außerdem fehlt Christian.
Ich freunde mich also schon mal mit dem Gedanken an eine weitere Niederlage an während ich die Jungs weiter beobachte. Manuel zieht gerade sein weißes T-Shirt aus um in sein Trikot zu schlüpfen. Oh Mann, ist das lecker. Kann ich das in Nahaufnahme sehen?

Anpfiff.
Der TSV spielt zunächst ziemlich einfallslos. Über links, zurück in die Abwehr. Auf die rechte Seite, zurück in die Abwehr. Langweilig, aber so haben die Sportfreunde Zeit, ins Spiel zu finden. Als ich sehe, daß Jan-Christoph und René mitspsielen, verliere ich fast jegliche Hoffnung. Aber ich reiße mich zusammen und denke: Hey, wenn ich nicht glaube daß wir eine Chance haben, dann tut es keiner. Also glaube ich an die Chance, egal wie klein sie auch ist. René überrascht mich... auf eine positive Art. Auch Jan-Christoph ist nicht so schlecht wie beim letzten Spiel. Die Sportfreunde sind die bessere Mannschaft und nach 30 Minuten fällt endlich das 1:0. Meine Hoffnung wächst. Aber nicht euphorisch werden, letzte Woche haben wir auch erst geführt und dann verloren. Knapp fünf Minuten später fällt das 2:0.

Halbzeit. Hendrik macht sich warm. Er wird gleich für Jan-Christoph, der einfach die Kondition nicht hat über 90 Minuten durchzuhalten.

Auch in der zweiten Hälfte sind die Sportfreunde die bessere Mannschaft. Sie erarbeiten sich ein paar hochkarätige Chancen, die leider ungenutzt bleiben. Auch der TSV versemmelt ein paar Chancen, nicht zuletzt dank der Abwehr und auf Florian zeigt als Ersatztorwart Einsatzbereitschaft.
Schließlich kassieren wir das erste Gegentor. Nach einer Ecke. René stand nicht bei seinem Mann, aber man kann ihm nicht die Schuld geben, er ist schließlich nicht allein auf dem Platz.
Auch das zweite Gegentor kommt nach einer Standardsituation, ebenfalls eine Ecke...

Letztendlich endet das Spiel 2:2 und auch wenn ein Sieg verdienter gewesen wäre, Unentschieden ist immer noch besser als verlieren. Das sieht auch Bernd so.


Samstag, 23.09.2006, 18:09 Uhr

"Wir haben drum gebettelt"

Es ist wieder Samstag. Das Wetter ist wieder bestens für’s Freibad aber eigentlich zu warm zum Fußball spielen. Trotz meiner guten Vorsätze habe ich aufs Fahrrad verzichtet und bin mit dem Auto zum Flintenberg gefahren. Nachdem ich noch kurz der Bundesliga-Konferenzschaltung gefolgt bin, steige ich aus dem Auto und tap-se barfuß über den Parkplatz in Richtung Spielfeld. Und was muß ich da sehen?
Die Spielerfreundinnen vom Gegner machen sich auf meiner Bank breit.
Naja, bevor ich mich dazu setze nehme ich die andere Bank vor der Hütte mit der Ersatzbank. Dort liegt noch ein Trikot. Letzte Woche haben hier die Ersatzspieler gesessen. Meinetwegen können sie daß auch heute, schließlich bin ich zwar breit, aber nicht so breit daß ich die ganze Bank für mich alleine brauche.
Ich bin noch nicht ganz bei der Bank und habe auch noch nicht bewußt zum Feld geguckt als jemand „Hallo!“ zu mir rüberbrüllt. Henrik. Sonst grüßt er immer nur wenn ich hinsehe und er mich sieht. Ich bin stehend k.o. vor Begeisterung.
Die Spieler sind gerade mit warmmachen fertig, Sven ist gerade mal wieder „oben ohne“ und greift nach seinem Trikot. Ich liebe Fußball wenn’s heiß ist.
Schließlich stehen alle auf dem Platz und der Schiedsrichter pfeift das Spiel an. Bernd ist heute übrigens nicht da. Dafür aber der Dicke mit den weißen Haaren und dem Schnäuzer, von dem ich mir den Namen nicht merken kann. Muß ich wohl noch mal im Internet nachschauen. Er grüßt.
Schon nach zwei Minuten gibt es die erste Chance für den Gegner, den TSV Cornau. Leichte Unachtsamkeit der Abwehr bzw. des Mittelfelds mit dem Maic ständig schimpft. Manchmal tun mir die Jungs echt leid. Aber bei einer Trainingsbeteiligung von sechs Mann im Durchschnitt kann man keine Glanzleistungen erwarten.
An sich kann man sagen, daß die Sportfreunde die bessere Mannschaft sind. Nicht so klar besser wie –letzte Woche gegen Drentwede (was Maic anders sieht) aber besser.
Benni wird von einem Gegner umgenietet und humpelt, gestützt von Steffen, vom Feld und setzt sich genau vor meiner Bank auf den Rasen. Manu kommt mit Eiswasser und Kühlpacks. In zivil sieht er fast noch besser aus als im Fußballtrikot. Er trägt eine helle Jeans und ein weißes T-Shirt, das auf der Vorderseite bedruckt ist. Jetzt, wo er so dicht dran ist, kann ich sogar seine Augenfarbe erkennen. Leuchtend helles blau. Wahnsinn.
In der 20. Minute macht Henrik einen langen Einwurf auf Sven, der zieht ab und schießt das 1:0. Jubel im Fanblock und „Tröööt“ von Präsi Anne, die wie immer unter dem Schleppdach sitzt weil sie nebenbei auch noch Getränke und Eis im Vereinsheim verkauft.
Knapp zehn Minuten später läßt sich Henrik wegen Schmerzen im Oberschenkel auswechseln. Flo1 kommt für ihn rein.
In der 42. Minute fällt das Ausgleichstor. Keine Ahnung wer daran Schuld war, ich hab das mit der Gesamtübersicht noch nicht so ganz drauf.

Halbzeitpause. Die Spieler halten sich nur knapp fünf Meter von mir entfernt auf. Sitzen auf der Absperrung, dem Rasen, liegen oder stehen da rum. Ein paar haben ihre Trikots ausgezogen oder die Ärmel aufgerollt.
Maic übt Kritik, lobt aber auch und gibt Verbesserungstipps. Für meinen Geschmack kommt er ziemlich professionell rüber.

Maics Sprüche:
1) „Die sind so schlecht daß wir hier auf jeden Fall mit’m Sieg rausgehen können.“
2) „Spielerisch hatten wir die im Sack.“
3) „Eben haben wir ja fast drum gebettelt.“ (daß wir einen reinkriegen)

2. Halbzeit. Stellenweise bin ich mit dem Schiri echt einer Meinung.
Spieler: „Schiri, das war aber ... (Abseits, Foul, falscher Einwurf)!“
Schiri: „So lange ich nicht pfeife wird weitergespielt."
Zweites Beispiel. Nach einem (angeblichen Foul). Spieler: „Ey, Schiri (laber laber).“
Schiri: „Freundchen, sei einfach mal still. Oder kurz: Schnauze halten.“
Ich bin schwer beeindruckt.

Maics Ansprache zeigt Wirkung. Benni dreht wieder auf, die Sportfreunde sie klar die bessere Mannschaft.
Henrik steht von der Ersatzbank auf und kommt direkt auf mich zu. Er trägt ein rot-weißes T-Shirt und beigefarbene, knielange Hosen. Er sieht klasse aus. Wir wechseln ein paar Sätze.
Henrik: „Wir führen immer erst und dann verlieren wir doch noch.“
Ich: „Ja. Das war letzte Saison andersrum. Da habt ihr immer erst 1-2 reingekriegt, dann seid ihr aufgewacht und habt am Ende gewonnen.“
Henrik: „Letzte Saison. Ja, da waren wir richtig gut. Ich geh dann mal duschen.“
Ich: „Mach das.“

Während Kim sich warm macht, kommt es mal wieder zu gefährlichen Szenen in unserem Strafraum. Kim steht neben der Bank und dehnt. Bernds Vertretung stellt fest, daß der 12er der Gegner absolut ungedeckt ist. Kim setzt sich neben mich auf die Bank, zieht seine Socken hoch und schnürt die Schuhe nach.
Ich murmle so vor mich hin, daß sich für den Zehner auch keiner zuständig fühlt. Kim guckt mich fragend an und sagt: „Was?“
Ich bin etwas geschockt weil er mich anspricht, immerhin hatte ich bis dato meistens das Gefühl eine Art „unsichtbare Dritte“ zu sein, wiederhole aber meine Äußerung. Kim sieht aufs Spielfeld. Scheint als würde er nachprüfen wollen ob ich recht habe.
Dann springt er über die Absperrung und wird für Hendrik eingewechselt.
Als Henrik unter der Dusche steht, fällt das 2:1 durch Waldi.
Die Sportfreunde lassen etwas nach. Der Ball wird oft zu spät oder ungenau abgespielt. So daß schließlich wieder der Ausgleich fällt.
Schließlich stellt der Schiedsrichter einen TSV-Spieler vom Platz. Für mich etwas überzogen, aber vielleicht hat er auch etwas gesehen, was ich nicht gesehen habe.
Henrik kommt vom Duschen zurück.
„Na?“ sagt er. „2:2?“
„Ja.“
„Dann wird das wohl wieder’n Unentschieden.“
„Kann aber noch’n 3:2 werden.“
Henrik lacht. „Na, mal sehen.“ sagt er und geht weiter.
Es sieht gar nicht so schlecht aus. Die Sportfreunde drehen wieder etwas auf. In der 90. Minute pfeift der Schiri Freistoß kurz vor dem Strafraum. Hä? Hab ich nicht wirklich verstanden aber es kommt was kommen muß: 3:2. Und der Schlußpfiff.

Die Sportfreunde gehen mit hängenden Köpfen vom Platz. Fast wie damals. Letzte Saison beim Hinspiel gegen Wetschen. 6:7 haben wir damals verloren. Unverdient. Es war einfach Pech. Damals hab ich fast geweint als das Spiel zu Ende war. Heute auch


Sonntag, 24.09.2006, 19:14 Uhr

Seniorenmesse

Ja klar, man fragt sich, was hat eine Seniorenmesse mit Fußball zu tun. Faktisch eigentlich gar nichts. Allein die Tatsache, daß ich dort war und daß Maic dort war (Und kurzzeitig auch Christian) bedingt, daß ich jetzt einen Eintrag verfassen muß.
Aber von vorn. Sozial engagiert (oder bescheuert) wie ich bin, hatte ich mich bereit erklärt, Suppe an alte Leute zu verticken. Direkt vorm Suppenzelt war das Telekom-Häuschen. Und da Maic nicht nur ein netter Briefmarkenverkäufer sondern auch Handy- und- so- weiter-Verkäufer ist, hatte er "Strafdienst" im Telekom-Häuschen (mir will doch wohl keiner erzählen, daß man sich für einen Sonntag nichts schöneres vorstellen kann, oder?). Aber zurück zum Thema.
Irgendwann bekam Maic Hunger und kam an unsere Theke. Er grinst mich fröhlich an, er ist eigentlich immer ziemlich gut gelaunt, und bestellt, nachdem er mich begrüßt hat, eine Suppe.
Ich grinse ihn frech an während ich den Teller festhalte in den meine Freundin die Suppe füllt und sage: "Du kriegst erst wieder was zu essen wenn ihr mal gewinnt." Dann stelle ich ihm den Teller hin.
Er: "Ich krieg ja doch was."
Ich: "Weil ich heute meinen sozialen Tag habe. Aber du könntest mir zumindest versprechen, daß ihr euch nächstes Wochenende mehr Mühe gebt."
Er: "Mal sehen was sich machen läßt."

Später am Telekom-Häuschen.
Ein ziemlich aufgeputscht aussehener Christian kommt direkt auf Maic zu. Der weiß sofort was los ist, streckt die Hand aus und sagt: "Herzlichen Glückwunsch." Und wenn ich nicht gestern noch Christians Freundin mit einem mordsmäßigen Babybauch gesehen und gehört hätte, daß der Termin um den 26. liegt, dann hätte ich vielleicht gedacht, er hätte Geburtstag. Aber schon fragt Maic: "Und, alles dran?" Antwort: "Klar."
Nächste Frage beantwortet, es ist ein Junge. Und schon ist Christian wieder verschwunden.

Christian, meinen herzlichsten Glückwunsch!


Oktober 2006

Sonntag, 01.10.2006, 19:10 Uhr

„Wasser is alle.“

Nach einer anstrengenden Arbeitswoche freue ich mich auf das Sonntagsspiel der Sportfreunde auswärts gegen den SV Barver. Da ich keine Ahnung habe wo in Barver der Fußballplatz ist, haufenweise Sonntagsfahrer auf der Straße sind und ich mich vorher noch mit meinem Vater verquatscht hatte, komme ich erst an, als das Spiel schon im Gang ist. Ich parke neben einem dunkelgrünen Golf mit Göttinger Kennzeichen. Scheint als hätte sich Steffen, der Oberklugscheißer-Praktikant der im dritten Lehrjahr mit uns auf der Berufschule war, richtig mit Christoph (genannt Ossi) angefreundet, so daß er am Wochenende mal runter kommt.

Wie auch immer, ich gehe am Spielfeldrand entlang zur Ersatzbank der Sportfreunde. Von weitem habe ich schon den dicken Betreuer auf der anderen Seite des Feldes gesehen. Bernd nicht da? Doch, er versteckt sich im Häuschen. Von den Spielerfreundinnen ist keine da. Nicht weit vom Häuschen steht eine etwas stabilere, blondgelockte Blondine, die vom Standort her eindeutig den Sportfreunden zuzuordnen ist, die ich aber noch nie gesehen habe. Egal. Bernd kommt aus seinem Häuschen und ich begrüße ihn kurz.

Auf dem Spielfeld ist es die reinste Katastrophe. Die Sportfreunde bemühen sich zwar, aber wenn die Barveraner (oder wie auch immer die heißen) den Ball haben, sind sie ruckzuck in unserem 16er. Meistens ziemlich unbedrängt. Außerdem sind ein paar von ihnen ziemlich geschickt mit dem Ball.
Aber nichtsdestotrotz haben auch die Sportfreunde Chancen und nach einer Ecke landet der Ball durch Köpfen im Tor. Jubel bei den Ersatzspielern auf der Bank.
Jemand merkt an, daß sie, wenn es eine Halbzeittabelle geben würde, sie mit Sicherheit auf dem ersten Platz stehen würden. Darauf ein anderer: „Und für die zweite Hälfte drehen wir die Tabelle einfach um.“ Ich muß grinsen. An der Aussage ist was Wahres dran.

Die Halbzeit verbringen die Jungs wieder auf dem Platz während sich die Barveraner in die Kabine verziehen. Kim, Chris und Hendrik kicken ein wenig herum während die anderen sich erholen. Manu stöhnt schon seit zwanzig Minuten daß er stehend k.o. ist und ehrlich gesagt hat er in den letzten Minuten auch nicht besonders viel gerissen. Aber nicht er wird ausgewechselt sondern Henrik macht sich auf den Weg zum Duschen. Kim wird die zweite Halbzeit für ihn machen. Bernd macht seine „Männer“ nochmal darauf aufmerksam, daß sie etwas mehr auf Flo hören sollen, weil er von hinten mehr den Überblick hat. Ich sehe Steffen (den mit dem Göttinger Kennzeichen) in Richtung Vereinsheim gehen. Täusche ich mich oder hat er richtig was zugelegt?

Weiter geht’s. So langsam gewinne ich den Eindruck, daß dieses Spiel trotz der Führung nicht gut ausgehen wird. Doch dann kommt das 2:0. Henrik kommt frisch geduscht, die Sporttasche geschultert am Spielfeldrand entlang. Er lächelt und ich denke schon er wird an mir vorbeigehen, da legt er lächelnd eine Hand auf meinen Rücken und sagt: „Hi.“ Ich bin geplättet. So viel wie in den letzten acht Tagen hat er in den letzten zwei Jahren nicht mit mir gesprochen. Wie auch immer. Wir unterhalten uns etwas, dann macht er sich auf den Weg nach Hause. Steffen, der doch ziemlich was gerissen hat in diesem Spiel, wird wegen einer Muskelzerrung im Oberschenkel ausgewechselt und auch Christian kommt vom Platz. Für sie spielen Hendrik und Chris.
Ich hab den Eindruck der Schiri, der eigentlich soweit super gepfiffen hat, fängt an mehr für Barver zu pfeifen. Nicht nur ich scheine das so zu sehen. Manchmal denke ich, daß mir einfach nur die Erfahrung oder der richtige Blick fehlt um das beurteilen zu können, aber ich bin seit über zwei Jahren intensiver Fußballzuschauerin, da kann ich meine Meinung durchaus vertreten.
Manu fliegt schließlich mit gelb-rot vom Platz. Was er so genau angestellt hat, kann ich aber nicht sagen. Er ist allerdings ziemlich aufgebracht und droht seinem Gegner Prügel an. Beim Fußball benehmen sich Männer halt mal wie Kinder, wobei ich zugeben muß daß ich es befürworte wenn sie sich nach dem Spiel prügeln (auch wenn das keiner tut) weil man sich dafür keine gelben und roten Karten einfängt.
Apropos einfangen, es steht inzwischen 2:1. Es sieht nicht gut aus. Die Barveraner spielen sich gute Chancen raus und wenn wir nicht so einen guten Torwart hätten, hätte es ganz anders aussehen können.
Sven kommt angelaufen. Bernd weiß was er will. „Bleib weg.“ sagt er. „Wasser is alle.“ Die Blondine neben mir verschwindet. Vielleicht ist ihr das zu blöd oder sie hat noch was anderes vor...
... nach einer Weile kommt sie zurück. Mit zwei Flaschen Wasser, die sie Bernd über die Absperrung reicht. Ich glaube ich bin im falschen Film.
Sie scheinen den ernst der Lage begriffen zu haben. Alles ist auf defensiv eingestellt, Kim ist einzige Sturmspitze. Der Auftrag lautet, den Ball nach vorne schlagen und dann aufs Tor ballern, egal wie. Getroffen wird nicht mehr, aber der Sieg ist unser.


Samstag, 07.10.2006, 19:11 Uhr

„Was schreibst du da eigentlich?“

Als ich in die Nähe des Sportplatzes komme, sehe ich einen Haufen Kinder vor dem Vereinsheim herumhüpfen. Was’n hier los? Ist mir eigentlich auch egal, aber auf dem Parkplatz zeigt sich das Grauen. Wo haben die Mütter dieser Kinder eigentlich Parken gelernt? Ich quetsche meine Rostlaube also zwischen Busch und Mercedes, manchmal hat es doch seine Vorteile ein kleines Auto zu fahren.
Während ich meine warme Jacke gegen eine Jeansjacke austausche (die warme Jacke ist orange und ich sehe darin irgendwie fetter aus als ich bin), fällt mein Blick auf Kims Auto. Ein schwarzer VW Bora. Schöner Wagen, bestimmt teuer. Schnell noch das gelbe Notizbuch und den Kuli in die Tasche, dann stapfe ich über den nassen Rasen zum Flutlichtplatz, wo die Mannschaften sich gerade am Mittelkreis sammeln. Ich gehe vor die Absperrung, an der Außenlinie entlang. Wenigstens kriege ich keine kalten Füße weil ich meine Stiefel angezogen habe. Immer näher komme ich auf die Auswechselspieler der Sportfreunde zu. Steffen, Kim und Hendrik. Hallo sagen oder nicht? Ich meine, ich bin nur seit zwei Jahren Stammgast an der Außenlinie, kenne außer Henrik keinen Spieler und von denen kennt mich auch keiner. Meine Güte, was ist eigentlich mit meinem Selbstbewußtsein passiert? Natürlich hallo sagen. Das ist schließlich eine Frage der guten Erziehung. Scheiß drauf was man über mich denkt, sofern ich überhaupt wahrgenommen werde. Also atme ich einmal durch...
„Hallo.“
Und, ich glaub mich tritt ein Pferd. Dreimal Hallo zurück. Hilfe, hab ich irgendwas verpaßt?
Als ich mich ca. 2 Meter weiter an die Bande lehne kommt mir Bernd entgegen.
„Na, Erntefest fällt aus?“ fragt er.
Okay, in dem Dorf, in dem ich früher mal gewohnt habe, ist heute Erntefest, aber die können sich auch
ganz gut ohne mich besaufen. Da stehe ich lieber auf dem Fußballplatz bzw. daneben.

Das Spiel geht los. Ach ja, es ist ein Heimspiel gegen den SC Ehrenburg. In den ersten Minuten, genauer gesagt den ersten ca. 30 Minuten, sieht es nicht so aus als würden die Sportfreunde einen Fuß an den Boden bekommen. Nach drei Minuten fällt das erste Tor für den SC. Sven, unser Stürmer, scheint nicht ganz fit und kommt nicht so richtig in Gang. Von der Seite höre ich Bernd, der sagt „Man sieht daß er gestern im Kreml gewesen ist.“ Außerdem unterhalten sich Kim und Steffen über eine Prügelei in die Sven verwickelt gewesen sein soll.
Die Ehrenburger sind lauffreudig, paßgenau und spielen schnell vorwärts. Die Sportfreunde befinden sich seit dem Gegentor in einer Art Schockzustand. Langsam finden die Sportfreunde ins Spiel. Cord spielt heute Libero. Und er ist trotz allem heute mit der beste Mann auf dem Platz. Er bekommt den Ball und läuft alleine von der Libero-Position in den gegnerischen Strafraum, tanzt dabei elegant ein paar Gegenspieler aus und geht nicht selbst aufs Tor sondern spielt ab auch Mike, der leider im Abseits steht. Schade.
Nichtsdestotrotz fällt wenig später nach einer Ecke der 1:1 Anschlußtreffer. Per Kopfball von Sven. Super Ding.
Jetzt läufts. Die Sportfreunde kommen in Schwung und der Schiedsrichter pfeift Halbzeit. Ausgerechnet jetzt.

Während sich die Mannschaften in die Kabine verziehen, setzt ich mich auf die Absperrung und ziehe mein Notizbuch und den Kuli aus der Tasche. Kaum habe ich zwei Wörter geschrieben höre ich ein: „Was schreibst du da eigentlich immer?“
Ich schaue zur Seite. Kim steht knapp einen Meter entfernt neben mir, raucht einen Zigarillo und schaut leicht neugierig zu mir.
„Das möchtest du wohl wissen.“ sage ich. Was blöderes konnte mir auch nicht einfallen. Wie heißt es doch so schön in einem Lied der Sporfreunde Stiller ... und schlagfertig und clever bin ich erst wenn ich nach Hause geh...

Ich kritzle unbeirrt weiter. Manchmal wundert es mich, daß ich meine Notizen später überhaupt noch entziffern kann. Wenig später kommt Steffen angetrabt. Ich sehe es nur in den Augenwinkeln und erkenne ihn aber an der Stimme: „Was schreibst’n da?“
Ich: „Das wurde ich gerade schonmal gefragt.“
Steffen: „Aber nicht von mir. Ich bin Spieler, ich muß das wissen.“
Kim versucht eine Antwort: „Geburtstage.“
Ich: „Die verrät hier ja keiner.“
Steffen: „Ein Blick in die Pässe da steht alles drin.“ Seine (hübsche, blonde) Freundin steht vor ihm und lächelt. Wieso haben eigentlich alle Fußballspieler hübsche Freundinnen? Kann nicht mindestens eine von ihnen mal durchschnittlich aussehen? Oder ist mein Schönheitsempfinden irgendwie gestört?
Zurück zum Halbzeitgeschehen. Kim versucht sich mit einer weiteren Erkärung: „Sie ist ein Spion. Sie sieht sich alle Spiele an und verrät dann was los ist.“
Steffen spinnt den Faden weiter: „Jetzt ist mir klar woher Bernd immer weiß wer abends im Kreml war.“
Ich: „Da muß man mich bezahlen damit ich da reingehe.“
Kim: „Das ist auf jeden Fall gesünder.“
Ich bin extremst geplättet. So langsam frage ich mich, ob in den letzten Wochen irgendwas passiert ist, was ich nicht mitbekommen habe. Sie reden mit mir. Das kann sich vermutlich keiner vorstellen was das für mich für ein Gefühl ist. Zumal ich ja ein Mensch bin, der noch vor wenigen Jahren rot wurde, wenn jemand den ich nicht kannte es wagte mich anzusprechen. Sagen wir es mal so, das ist wie wenn man verliebt ist und sich das erste Mal einbildet, daß der/die Angehimmmelte einen anlächelt.

Zweite Halbzeit. Henrik ist heute übrigens nicht da. Zerrung im Oberschenkel. In den ersten Minuten läuft es noch ganz gut. Die Sportfreunde haben ein paar echt gute Chancen.
Es ist ein Wahnsinn mit anzusehen wie Flo2 spielt. Die ersten Male die ich ihn hab spielen sehen war er echt miserabel, aber inzwischen ist er einer der Leistungsträger. Sage ich jetzt mal so.
Auch Christian läuft wie ein irrer auf dem Platz hin und her. Traut man ihm gar nicht zu wenn man ihn so sieht. Aber Ailton wurde ja auch Kugelblitz genannt. An sich ist Christian (wie eigentlich alle die bei den Sportfreunden spielen) ein echt sympathischer Typ. Aber ich glaube wenn der mal ausrastet kann man Angst kriegen.
Seine Frau ist übringens mit dem Baby da. Süüüß. Soweit man das aus 3-5 Metern Entfernung beurteilen kann. Sie nimmt Glückwünsche entgegen und fängt an zu erzählen aber ich versuche mich aufs Spiel zu konzentrieren.
Bernd wechselt schweren Herzens Cord aus (vermutlich muß er in den Stall, melken, füttern. Wozu hat man eigentlich Azubis?). Für ihn kommt Hendrik ins Spiel.
Schließlich fällt das 1:2.
Steffen steht mit Bernd am Spielfeldrand. Er soll eingewechselt werden. „Ich darf auch noch ein bißchen Spielen.“ (O-Ton Steffen).
Dazu der Kommentar von Bernds Sohn Cedrik: „Das sind ja nur noch zehn Minuten.“
Ich: „Wenn er in den zehn Minuten noch ein Tor macht ist das doch okay.“
Steffen geht für Mike auf den Platz. Und wieder kommt es zu gefährlichen Szenen im Strafraum. Ich sage nur: „Gleich ist er drin.“ Und schon fällt das 1:3. Mein Kommentar: „Hab ich’s nicht gesagt?“
Die Sportfreunde versuchen einen Angriff. Bei einem Konter der Ehrenburger bleibt Manu in der gegnerischen Hälfte stehen. „Ich guck mir das ganze jetzt von hier an.“ sagt er. Seine Stimmt klingt zu gleichen Teilen wütend und resigniert. Manu hat ziemlich viel Ähnlichkeit mit Matthias Reim. Mal abgesehen davon daß Manu etwas dünner und erheblich jünger ist.
Letztendlich fällt auch das 1:4 und wenig später pfeift der Schiedsrichter das Spiel ab.

Erstaunt stelle ich fest, daß es in diesem Spiel keine einzige gelbe Karte gegeben hat. Wow. Ich hätte vielleicht eine gegeben. Und ich finde, ein paar der gepfiffenen Freistöße waren fraglich, aber der Schiri entscheidet.

Die Mannschaften treffen sich zum Abklatschen am Mittelkreis und gehen dann vom Platz. Nur Maic hockt einsam mitten auf dem Platz. Ich stehe an der Bande, sehe ihn fasziniert an und denke daß ist vermutlich so ein Moment, den die Durchschnittsfrau schwer nachvollziehen kann. Ein Mann allein mit seinem Schmerz.


Samstag, 14.10.2006, 19:13 Uhr

„Schiri, bist du blind?“

Pünktlichst zum Anpfiff (denke ich zumindest) bin ich auf dem Platz. Auf der Ersatzbank heute neben Chris auch Mike. Jedenfalls fürs erste. Der Schiri mäkelt an einem Tornetz herum, das zu weit nach unten hängt. Etwas pingelig, hat die letzten Male keinen gestört, aber das nur nebenbei.

Auch Cord ist heute wieder dabei, genauso wie Benny und Hendrik spielt heute mal Vollzeit. Dafür fehlen die beiden Flos. Heute geht es gegen die 2. Herren des FC AS Hachetal. Die sind, wie ich feststellen muß, ziemlich zweikampfstark. Sie sind aber auf den ersten Blick nicht wirklich besser und profitieren von Abprallern und der miserablen Form der Sportfreunde.
Henrik zeigt heute eine Superleistung. Benny ist im Gegensatz zu seinen bisherigen Einsätzen ziemlich schwach, versucht Tricks die daneben gehen.. Naja.
Sven läßt sich von seinem Gegenspieler ziemlich "naß machen" wie man hier sagt. Und das bei einem Spieler der sonst "Alte Herren" spielt, also schon weit jenseits der 30 ist.
Cord hat's jedenfalls voll drauf (nebenbei bemerkt ist er auch schon jenseits der 30) verpaßt aber manchmal auch den Zeitpunkt an dem er abspielen sollte.
Hendrik gibt sich echt Mühe in der Abwehr, bringt auch ein paar gute Aktionen, aber sein Gegenspieler ist läuferisch top und rennt im ständig weg.
In der 30. Minute pfeift der Schiri eine Aktion im Strafraum und entscheidet auf Elfmeter. Prompt ist das erste Tor da.
Der Schiedsrichter pfeift zusehends parteiisch, manchmal kommt es mir vor als müsse man bloß lange genug rumheulen damit man einen Freistoß bekommt.

Währenddessen stehen Chris und Mike an der Bande. Chris: "Hey Mike, laß uns mal die Nutella-Werbung nachspielen wo Arne Friedrich den Ball durch die kaputte Fensterscheibe..." Ich muß grinsen. Na wenigstens der hat seinen Humor noch nicht verloren. Manchmal habe ich echt den Eindruck Chris ist einer, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt.
Bernd ist kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Kann ich verstehen.

Halbzeit. Mike macht sich warm, er soll in der zweiten Halbzeit für Manu spielen. Wobei ich fand, daß Benny wesentlich schlechter war und Manu sowieso ständig mault daß er nicht mehr kann. Aber Bernd wird schon wissen was er tut.

Zweite Halbzeit. In der 52. Minute haben die Sportfreunde eine Top-Chance - Benny versucht einen Kopfball, aber der Torwart klärt. Vorher, in der 50. Minute, wurde Christian aus- und Chris eingewechselt. Eine weitere Top-Chance hat Sven in der 57. Minute, aber... auch das wird nichts. Schade. In der 58. Minute geht Hendrik vom Platz. Für ihn kommt Fred, der extra früher von seinem Feuerwehrlehrgang abgehauen ist und sich, kaum daß er auf dem Sportplatz angekommen war, warmgemacht hat.
Genau wie Hendrik hat auch Chris Schwierigkeiten mit dem Spieler der gegnerischen Mannschaft. Ab und zu fehlt der "Schritt eher" um ihn einzuholen. Hachetal ist die klar bessere Mannschaft und das nicht nur, weil der Schiri öfter zu ihren Gunsten entscheidet.
Wir kassieren noch zwei Tore bevor Waldi den Anschlußtreffer erzielt. Leider ist unsere Chancenverwertung miserabel. Steffen macht einen Superschuß aufs Tor, leider geht der Ball am Außen- statt am Innenpfosten vorbei.
Der Schiedsrichter ist eine echte Katastrophe. Direkt vor meiner Nase wird der Ball von einem Hachetaler ins Aus gespielt und der Schiri entscheidet auf EInwurf für Hachetal. Hallo? Schiri, bist du blind?
Schließlich gibt es zwei Minuten Nachspielzeit und bei einem Gerangel in unserem Strafraum erzielen die Sportfreunde noch ein unglückliches Eigentor. Das gibt nicht nur Maic (der in der Halbzeit schon einen ziemlich geknickten Eindruck machte) sondern auch mir den Rest.
Was ist eigentlich mit der Sommerpause mit den Jungs passiert? Haben alle die Lust am Fußball verloren? Wo ist ihr Kampfgeist mit dem sie in der letzten Saison fast jeden Rückstand aufgeholt und oft genug auch überholt haben um das Spiel schließlich für sich zu entscheiden?


Sonntag, 22.10.2006, 19:09 Uhr

Zielwasser

Auswärtsspiel gegen Holzhausen-Bahrenborstel. Ich verabschiede mich vom 6.Geburtstag der Tochter meiner Freundin. Als ich sage, daß ich zum Fußball fahre, kriege ich zu hören: „Willst du dir schicke Hintern angucken?“ Da es ein Scherz sein soll, erwidere ich: „Klar.“
Frage: „Welcher ist denn am hübschesten.“
Ich: „Och, die sind eigentlich alle ganz schick.“ Und das ist noch nicht mal gelogen, wobei ich sagen muß, daß ich da schon meine Favoriten habe.
Was sagt Steffen, der Schwager meiner Freundin? „Die sagt das jetzt nicht weil sie genau weiß, daß ich die meisten von denen kenne.“
Ehrlicherweise muß ich zugeben daß ich das total vergessen hatte, aber aus Prinzip nicht jedem verrate, wer von den Sportfreunden den hübschesten Hintern hat.

Gut daß ich früh genug losgefahren bin, ich verfranse mich mal wieder auf dem Weg in dieses blöde kleine Kaff. Wenigstens kriege ich einen Parkplatz direkt am Spielfeld. Wenn ich nachher auf dem Platz friere, verziehe ich mich einfach in mein warmes Auto. Anpfiff ist erst in knapp zehn Minuten, also bleibe ich noch einen Moment sitzen. Ich sehe die Blondine, die mir schon in Barver aufgefallen ist, auf einer Bank sitzen. Sie erinnert mich irgendwie an meine erste Zeit bei den Sportfreunden. Ab und zu kam ich zu einem Spiel, saß schweigend auf „meiner“ Bank und verzog mich genauso schweigend nach dem Spiel wieder.
Kurz vor Anpfiff steige ich aus und stelle mich neben die Ersatzbank. Personalsorgen hat Bernd jedenfalls nicht. Christian, Hendrik, Kim, Manu und Mike sitzen auf der Bank.

Das Spiel geht los und schon nach knapp 30 Sekunden ist der erste Ball im Netz. Im Netz der Sportfreunde natürlich. Erstaunlicherweise finden sie aber nach einem kurzen Schockzustand gut ins Spiel. Wenn ich das Geschehen auf dem Platz so beobachte, schätze ich beide Mannschaften heute etwa gleich stark ein. Steffen hat ein paar Probleme mit seinem Gegenspieler, der ist nämlich ganz schön schnell (oder ist Steffen heute zu langsam?), was zu ein paar brenzligen Situationen führt, die aber letztendlich doch gut geklärt werden. Chancen haben beide Mannschaften, nur das mit dem Treffen haut nicht so ganz hin.
Schließlich gibt es mal wieder eine Ecke für die Sportfreunde und als schon keiner mehr damit rechnet, weil im Holzhausener Strafraum größtes Kuddelmuddel herrscht, landet der Ball im Netz. Tor für die Sportfreunde. Endlich. Zumindest erstmal unentschieden. Daraus kann man doch was machen. Ich glaube Sven war’s. Wenn ich bisher soweit aufgepaßt habe schießt er (laut meiner Statistik) alle 110 Minuten ein Tor. Dicht gefolgt von Waldi mit 180 Minuten. (Kunststück, beide sind Stürmer).

Halbzeit. In der Getränkekiste ist Abwechslung angesagt. Sportschorle, Rote Schorle und „Wellness“ ist neben Wasser im Angebot. Heute tun wir mal so als wären wir gut erzogen und trinken aus Bechern. Ist auch nötig wenn ich bedenke wieviel Kohlensäure bei dieser Firma immer drin ist, da kann man nicht so viel aus der Flasche trinken ohne danach rülpsen zu müssen damit die Kohlensäure nicht im Magen zwickt.
Christian liest die BamS (Bild am Sonntag). Neben ihm sitzt Maics Freundin. Auch recht hübsch, aber nicht blond sondern rothaarig. Aber das nur nebenbei. Er hat vor, sich die Haare abschneiden zu lassen, wenn Gladbach das Spiel gegen Osnabrück verliert. An sich halte ich ihn ja für einen ganz sympathischen Menschen, aber die Kommentare, die er heute teilweise abgelassen hat, da hätte ich zu ihm auch am liebsten Mal „halt’s Maul“ gesagt.
Stelle fest, daß die Jungs offenbar genauso viel Werbung sehen wie ich. „Der Klopp (Anm.: Jürgen Klopp ist Trainer des Bundesligisten Mainz oder so) macht jetzt auch Werbung. Für Kinder-Country.“ Oder kennen sie nur die Werbung, die im weitesten Sinne was mit Fußball zu tun hat?

Zweite Halbzeit.
Die ersten zehn Minuten dominieren die Sportfreunde klar das Spiel. Problem ist aber, daß sie entweder zu spät bis gar nicht abspielen (was vor allem auch Sven betrifft, der so lange rumtüddelt bis es zu spät ist) oder die Pässe so lang sind, daß schon einer von den Killerbienen (die Holzhausener Trikots sind gelb, die Hosen schwarz) dazwischen ist.
Die Holzhausener sind entweder klein und dünn, so daß die Trikots zwei Nummern zu groß aussehen. Oder groß und stabil gebaut, daß die Trikots eng sind. Sieht beides nicht besonders aus. Mal abgesehen davon daß gelb eine scheußliche Trikotfarbe ist. Da sind die blauen Trikots der Sportfreunde schon eine echte Augenweide, wobei ich mich an das Babyblau der Ärmel und an den Seiten der Hosen auch erst gewöhnen mußte (Zumal sie sonst immer rot getragen haben).
Jedenfalls kassieren die Sportfreunde mal wieder ein Tor.
Alles geht über rechts bzw. durch die Mitte während Mike nach seiner Einwechslung für Benny auf der rechten Seite durchaus anspielbar ist. In der 70. Minute wird Steffen durch Manu ersetzt. Manu hat seinen Ohrring mit einem Pflaster aus Bernds Autoverbandkasten abgeklebt. Bernd: „Der ist bis 2001 haltbar.“ Der Ohrring ist mir erst im vorletzten Spiel aufgefallen. Entweder er hat ihn noch nicht so lange, oder ich hab bisher nicht genau hingesehen.
Aber zurück zum Spiel. Spielerisch immer noch etwa gleich stark. Ich meine die Sportfreunde haben geringfügig mehr Chancen, aber in Sachen Chancenverwertung müssen sie sich noch was ausdenken. Drüber, rechts vorbei, links vorbei.
Der Schiedsrichter hat auch nicht so wirklich den Überblick. Die Holzhausener fangen schon an zu meckern. Können die nicht einfach die Klappe halten wenn sie schon 2:1 führen?
In der 75. Minute muß Maic wegen einer Schulterverletzung vom Platz. Hoffentlich nichts schlimmes. Für ihn kommt Hendrik. Fred übernimmt die Aufgabe des Mannschaftsführers.
Der Torwart der Holzhausener, der beim Abschlag herumtänzelt wie eine Primaballerina, fängt an den Schiri anzumaulen wegen angeblicher Fehlentscheidungen. „Ey, Schiri, der hat dem doch am Trikot gezogen.“ Die Rathloser Ersatzbank schreit zurück (nebenbei bemerkt, ich auch) bis der Keeper beleidigt ist und den Stinkefinger in unsere Richtung zeigt.
Sven und Chris haben beide gelb kassiert, Sven mal wieder wegen Meckerns (wäre echt nicht notwendig gewesen) und Chris wegen... Ich glaube weil er einen Gegenspieler umgenietet hat. War ´ne korrekte Entscheidung jedenfalls.
Nach dem Abpfiff sammeln sich wieder alle an der Mittellinie, der Torwart winkt mit einem hämischen Grinsen in unsere Richtung. Alter komm her und ich hau dir eine rein.
Ich warte noch kurz bis die Jungs ihre Trikots ausziehen und sich auf den Weg in die Dusche machen, dann setzte ich mich ins Auto und mache ein paar Notizen. Vor mir steht Mikes Auto, ein dunkelblaues Cabrio.
Als ich fahre, sehe ich Bernd an seinem Auto. Er sieht ziemlich geknickt aus. Kann ich nachvollziehen. Ich meine, man kann ja nicht sagen daß die Sportfreunde schlecht spielen, sie kriegen bloß den Ball nicht ins Tor. Keine Ahnung was in der Sommerpause mit ihnen passiert ist.


Samstag, 28.10.2006, 20:19 Uhr

Hattrick

Ein trüber Samstagnachmittag. Es nieselt als ich am Flintenberg ankomme. Kaum bin ich vom Parkplatz geht Vitali an mir vorbei Richtung Flutlichtplatz und begrüßt mich mit einem Hallo. Er sieht jetzt schon aus als hätte er die letzte halbe Stunde nur im Dreck gelegen.
Die Ersatzbank : Hendrik. Das wars. Benny steht zwar daneben, steht aber nicht fürs Spiel bereit.
Anpfiff. Ich drehe mich für zwei Sekunden um und höre Bernd "Tor!" schreien. Scheiße. Das 1:0 nach zwanzig Sekunden und ich hab's nicht gesehen. Aber das steigert die Hoffnung auf einen Sieg. Allerdings nicht lange, denn obwohl die Sportfreunde gar nicht sooo schlecht spielen, kassieren sie in den ersten 45 Minuten drei Gegentore.
Maic spielt zwar, kann aber nicht 100% bringen, da er eine Zerrung eines Schulterbandes vom letzten Spiel hat.
Der TuS Kirchdorf, der heutige Gegner, ist ziemlich gut. Sehr wendig, stehen ständig zwischen den Spielern, fangen die Bälle ab und geben richtig Gas.
Kim ist inzwischen auch angekommen. Sieht ganz lässig aus in Jeans, einem grauen Kapuzenpulli und der schwarzen Jacke. das lilafarbene Basecap paßt farblich nicht optimal, aber was solls. Manchen Leuten verzeiht man fast jeden modischen Patzer. Er wirkt etwas bedrückt.

Zweite Halbzeit. Ehe man sich's versieht klingelt es zweimal in unserem Kasten. 1:5. Das wars dann mit der Hoffnung auf einen Sieg.
Manu ist mit einem Gegenspieler zusammengerasselt und kriegt ein Veilchen auf dem linken Auge. Er ist zum nachgucken auf dem Weg ins Krankenhaus. Ich hatte schon Angst der klappt zusammen.
Da auf dem Spielfeld nicht unbedingt Überraschungen zu erwarten sind, lausche ich dem Gespräch von Bernd und Kim. Über die Trainingsbeteiligung, die sich nahe der Nullinie bewegt und die Überlegung von Bernd, den Trainerposten zu schmeißen. Motiviert ja auch nicht gerade wenn man aus der Hinrunde bisher magere 8 Punkte aus 11 Spielen hat.

Manu ist inzwischen auch wieder zurück. Zum Glück gehts ihm einigermaßen. Er scherzt auch schon wieder.
Manu: "Ich brauch Augenschminke für heute Abend."

Sven ist heute in Torlaune. Er trifft in der 2. Halbzeit noch 3x. Ein Hattrick. Das Spiel endet letztendlich 4:6.

Ich packe mit Bernd zusammen die Trainingsbälle in die Balltasche. Die Spieler sammeln sich zum Abklatschen an der Mittelllinie, dann gehen sie vom Feld. Alle außer Maic und Steffen. Beide liegen mitten auf dem Feld auf dem Rücken und rühren sich nicht. Maics Freundin fragt jemanden, ob man Maic schon tragen muß und da dies verneint wird, macht auch sie sich auf den Weg zum Vereinsheim.
Es ist schon ein berührendes Bild. zwei Männer, die sich echt abgerackert haben, liegen fassungslos auf dem Platz und fragen sich vermutlich, was alles schief gelaufen ist. Irgendwann steht Steffen auf und geht zum Vereinsheim. Ich denke, ich könnte auch langsam gehen, aber irgendwas hält mich.
Neben mir stehen bzw. liegen noch 4 Wasserflaschen und ein Trainingspullover. Auch Maic steht auf und kommt langsam auf mich zu. Meine soziale Ader kommt durch und ich sammle Flaschen und Pulli auf. Muß er ja nicht unbedingt mit seiner lädierten Schulter.
Er grinst mich an. Es sieht etwas gequält aus. Ich lächle wohl ebenso gequält zurück und frage ihn, was seit der Sommerpause eigentlich los ist. "Ja," beginnt er, "das fängt mit Kleinigkeiten an und zieht sich so durch." Langsam gehen wir nebeneinander her zum Vereinsheim und unterhalten uns weiter über die Leistung, die ja echt nicht erwähnenswert ist. Und auch die Spiele, die sie gewonnen haben, wären spielerisch nicht so besonders gewesen. Aber er hofft, daß es nach der Winterpause besser wird.

Ich hoffe es wird vorher besser.

Was ist, wenn Bernd wirklich geht? (Schickt mich nach Barsinghausen, ich mache den Fachübungsleiter und bringe die Truppe mit unkonventionellen Methoden wieder auf die Überholspur... Uuups, ich träume schon mit offenen Augen. Aber hey, den Betreuerjob würde ich wohl machen, sprecht mich einfach an).


November 2006

Sonntag, 05.11.2006, 17:04 Uhr

Wo sind die?

Heute steht mal wieder ein Auswärtsspiel auf dem Programm. Gegen die SBS Kickers. SBS ist die Abkürzung von drei Orten, aus denen sich die Fußballer zusammen getan haben. Ich mache mich rechtzeitig auf dem Weg, komme auf dem Platz an und stelle fest... Hier ist keiner. Komisch, denke ich, letztes mal haben sie doch hier gespielt. Ich wieder umgedreht und zum Heimstadion gefahren. Man weiß ja nie wie die Dinge sich ändern. Wegen unbespielbarem Platz oder aus sonstigen gründen. Da stehen zumindest ein paar Autos. Heißt, die sind irgendwo... Ich drehe also wieder um und fahre zum nächsten der drei Orte die in SBS enthalten sind. Dort stehen jede Menge Autos und ... Und das Spiel hat vor 30 Minuten angefangen. Scheiße. So geht es einem, wenn man nicht ständig den Spielplan im Internet nachliest.
Zumindest habe ich noch nichts verpaßt. Weder ein Heim- noch ein Gegentor.
Henrik ist auch wieder da. Bernd sagt, er war auf den Kanaren. Toll. Strand, Meer, Sonne... Und wir hatten Frost und Regen. Bestes norddeutsches Schmuddelwetter.
Christian kommt auf mich zu mit den Worten: "Tach, du bist doch beim DRK." Und ich erwarte schon schockiert auf eine Medizinfrage auf die ich keine Antwort weiß, da fragt er nur, wo man sich für einen Erste Hilfe Kurs anmelden kann. Puh, Glück gehabt. Aber schon interessant was die alles über mich wissen. Okay, ich war mal in Uniform am Platz und hab mich während des Spiels umgezogen. Aber sowas merkt man sich doch normalerweise nicht.
In der Halbzeitpause machen sich Mike und Benny warm. Bernd will Maic, der immer noch Probleme mit der Schulter hat, auswechseln und Waldi der auch angeschlagen ist. Inzwischen steht es schon 2:0. Das erste Tor war ein Abroller (heißt der Ball war an den Fingerspitzen des Torwarts und ist gemütlich ins Netz gerollt). Beim zweiten Ball flog der Ball in hohem Bogen über Vitali hinweg.

In der zweiten Halbzeit gibt es kaum Torschüsse, dafür aber gelbe Karten für Flo und Mike. Hendrik ackert auf dem Platz wie ein wilder, Bernd ist regelrecht begeistert. Aber auch Flo2 hält sich tapfer. Der Junge will was, man siehts. Sven wird in der 80. Minute gegen Christian ausgetauscht. Er hat wohl, als ich noch nicht da war, bei einem Foul etwas gelitten und ist deshalb angeschlagen. Wirkte auch bei Zweikämpfen etwas zurückhaltend. (Bernd sagte ängstlich, aber das klingt so.. naja, fies irgendwie, selbst wenn er damit recht hat.) Hendriks Mühe wird belohnt. In der 98. Minute schießt er den Anschlußtreffer.
Letztendlich haben wir mal wieder ein Spiel verloren. Mein Vater lacht immer wenn ich "wir" sage, aber ein echter Fan identifiziert sich doch mit seinem Verein, oder?


Samstag, 11.11.2006, 18:59 Uhr

Derby

Start der Rückrunde. Heimspiel gegen Neuenkirchen. Ich gehe mit gemischten Gefühlen zu diesem Spiel, da diese Spiele nicht wirklich schön anzusehen sind. Ich sage immer, die sollten sich prügeln und der Gewinner kriegt die drei Punkte.
Die Jungs beenden gerade ihr Trainingsspiel und gehen zum Stretching. Als der Schiri auf den Platz kommt, ist Klaus gerade fertig mit Linien ziehen. Endlich kann man mal optimal erkennen wo das Spielfeld aufhört. Man kann, es stellt sich jedoch raus, das der Schiedsrichter damit trotzdem seine Probleme hat. Aber der hat nicht nur Probleme mit Linien, sondern auch damit zu erkennen, wer mit dem Foulen angefangen hat. Nebenbei verbietet er Steffen, sein Gummidings zu tragen mit dem er sich die Haare aus dem Gesicht hält. Mit welcher Begründung bleibt unklar. Normalerweise bestehen die Schiris doch immer darauf, daß längere Haare irgendwie zusammengehalten werden. Okay, so lang sind Steffens Haare auch nicht, aber was solls.
Die erste Halbzeit verläuft trotz des teilweise parteiisch pfeifenden Schiedsrichters relativ friedlich für ein Derby. Ich vermute es liegt daran, daß so gut wie keine Zuschauer da sind. Auf der Ersatzbank sitzen heute Manu und Flo2, wobei Flo2 eigentlich nicht einsatzfähig ist weil verletzt.
Nach einem schnell ausgeführten Freistoß landet der Ball das erste Mal in unserem Tor. Und auch das 2:0 für den TVN wäre vermeidbar gewesen. Benny gibt den Ball zum Einwurf in die Hand des Gegners, der wirft sofort , ein Spieler steht ungedeckt im Strafraum und Rumms, der Ball ist drin.
Bernd würde im Normalfall eine mittelschwere Krise bekommen, aber da dies sein vorletztes Spiel als Trainer der Sportfreunde ist hat er resigniert.
Er sagt der neue Trainer täte ihm leid, da ihn ja auch keine besseren Verhältnisse erwarten.
Wie sagt ein Bekannter von mir immer: "Engagement muß sich lohnen." Ich weiß was er meint. Ich meine, wenn ich weiß das ich im Spiel eingesetzt werde obwohl ich nicht zum Training komme, gehe ich nicht zum Training. Hat ja keine Konsequenzen. Daß man mit dieser Einstellung nicht gewinnen kann, scheinen die Jungs vergessen zu haben.
In der zweiten Halbzeit wird Bernd gefragt ob man Strafen für gelbe Karten bezahlen muß. Antwort: "Nur wenn man gelb wegen Meckerns kriegt kostet das fünf Euro." Keine zwei Minuten später kassiert Sven gelb. Mein Kommentar: "Da sind die fünf Euro."
Letztendlich schaffen wir nach einer "schönen Flanke" (O-Ton Bernd) tatsächlich noch eine Anschlußtreffer, aber wirklich helfen tut es nicht.
Flo2 geht am Spielfeldrand auf und ab. Er erinnert mich irgendwie an werdende Väter, die werden in Fernsehserien auch immer so gezeigt, wie sie nervös den Krankenhausflur auf und abgehen. Er kann sich "diesen Scheiß" (O-Ton Flo2) nur schwer angucken. Er meint, das sei besser zu ertragen wenn man mitspielen darf.
Wenn man es so sieht müßte ich eigentlich auch Schmerzensgeld dafür bekommen daß ich mir die Spiele immer noch ansehe. Aber ich mag die Jungs irgendwie.
Abschließend gewinnen die Neuenkirchener 3:1.


Sonntag, 19.11.2006, 19:19 Uhr

Bernds letzter Auftritt

Das letzte Spiel vor der Winterpause. Gegen Wetschen II. Da es regnet und auf der Straße nur Sonntagsfahrer unterwegs sind komme ich erst kurz nach dem Anpfiff an. Dafür kriege ich aber einen Parkplatz von wo aus ich nicht so weit laufen muß.
Mario, der seit neuestem als Betreuer oder was auch immer mit am Spielfeldrand steht, trägt einen Sweater und eine Weste. Und er friert. Selber Schuld, im November sollte man damit rechnen daß es kälter werden könnte. Bernd trägt Regenzeug.
Die Spieler sind alle schon durchnäßt aber sie spiele für ihre Verhältnisse heute gar nicht mal so übel. Der Platz ist eine einzige Schlitterbahn und ein optimales Stoppen und kehrt machen fast unmöglich. Dennoch, die Jungs schlagen sich tapfer 0:0 bis zur Halbzeit.
Auf der Ersatzbank sitzen heute Manu, Flo2 und Christian. Außerdem ist Kim da und zwei Mädels, die Freundin von Maic (glaube ich) und die andere sieht aus als gehörte sie zu Kim. Sie organisieren in der Halbzeitpause Kaffee, allerdings nicht für Mario, der sich dann selbst einen holen muß.
Ich stehe tapfer im Regen am Spielfeldrand, bewege meine Zehen so gut es geht damit meine Füße nicht völlig einfrieren. Der neue Trainer steht unter dem Abdach des Geräteschuppens. ich meine letztens gehört zu haben, daß er aus Wetschen kommt.
Bei den Sportfreunden läßt die Kondition langsam nach, wie immer in der zweiten Halbzeit. Als hätte ich es kommen sehen landet der Ball nach einem Anfängerfehler im Tor der Sportfreunde. Und so verschwindet meine Hoffnung auf einen Sieg. Und den hätte Bernd zumindest zum Abschied verdient. Und auch das 2:0 für Wetschen fällt nach einem Anfängerfehler der Sportfreunde.
Manu und Christian kommen noch zum Einsatz. Bernd ist der Meinung daß jeder, der Lust hat, vor der Winterpause noch einmal gegen den Ball treten darf. Ich hätte auch Lust zu treten und zwar gegen die Schienbeine von diversen Spielern.
2:0 ist auch der Endstand. Glücklich muß man sagen, schließlich hatten die TSV Spieler eine Menge hochkarätiger Chancen, die sie Gott sei Dank nicht verwertet haben...
Ich hoffe, daß es nach der WInterpause aufwärts geht.


Samstag, 25.11.2006, 23:00 Uhr

Ach, jaaaa

Bin auf dem 25. Geburtstag vom Freund meiner Freundin. Im Schießstand. Ist ganz gut besucht, die Suppe ist heiß und lecker. Da dreht sich meine Sitznachbarin zu mir und sagt: "Eins muß ich dich jetzt aber mal fragen: Wie kommst du eigentlich zu den Sportfreunden."
Kaum hat sie ausgesprochen macht es klick in meinem Kopf. Ach jaaa. Ineke. Als ich "die Blondine" zum ersten Mal am Spielfeldrand gesehen habe, kam sie mir ja schon irgendwie bekannt vor...
Wahrheitsgemäß antworte ich, daß ich mit Henrik zusammen zur Schule gegangen bin.
Also kriege ich so nebenbei mit, daß Sven, der "Stürmerstar" der Sportfreunde, vor hat, den Verein zu wechseln.
Ach du scheiße.


Dezember 2006

Sonntag, 17.12.2006, 21:59 Uhr

"Jetzt kommen die Sauffreunde Rathlosen"

Rein zufällig entdeckte ich am Freitag in der Zeitung, daß heute ein Hallenturnier in der Edenhalle stattfindet. Das Lloyd-Masters. Ein Lichtblick im sonst eher trüben Dezember.
Ich betrete die Halle und gehe die Treppe hinauf auf die Tribüne, dicht gefolgt von den Sportfreunden. Ich setze mich in die Ecke, damit ich mich an der Wand anlehnen kann, da ich von der gestrigen Weihnachtsfeier noch etwas unerholt bin. Die Sportfreunde sitzen ca. 4 Meter links von mir. Dabei sind heute Steffen, Flo1, Flo2, Manu, Waldi, Mike und Benny. Zumindest sind das diejenigen, die zu sehen sind.
Richtig nüchtern ist von denen auch keiner. Ein paar haben anscheinend bei Flo2 gesoffen und auch die anderen waren aus. Ich höre daß Sven auch noch irgendwo rumläuft und entdecke ihn schließlich unten in der Halle. Manu zweifelt schon an seinem Verstand weil er ihn nicht gesehen hatte als er unten war. Der Hallensprecher ruft die Sportfreunde zum ersten Spiel gegen die 3. Herren des FC Sulingen. Flo steht auf: „Jetzt kommen die Sauffreunde Rathlosen.“ Ich kann mir ein grinsen nicht verkneifen.

Im ersten Spiel schlagen sie sich wacker. Am Ende steht es unentschieden 1:1. Die Mannschaft kritisiert sich gegenseitig und beschließen Änderungen. Das Ende vom Lied ist, daß Mike beleidigt 5 Euro für die Mannschaftskasse zahlt und nach Hause fährt. Das tut der guten Stimmung aber keinen Abbruch.

Das zweite Spiel läuft gegen den SC Ehrenburg. Die Ehrenburger waren im ersten Spiel nicht schlecht, aber die Sportfreunde sind mit Spaß an der Sache, Sven gibt auch mal den Ball ab und überhaupt ist die Atmosphäre irgendwie lockerer als in der Kreisklasse. Das zahlt sich aus und die Sportfreunde gewinnen durch Tore von Manu, Sven und Steffen. Das sieht schwer nach Halbfinale aus.

Das letzte Spiel der Vorrunde bestreiten die Sport-freunde gegen den TuS Sulingen 4. Am Ende gibt’s ein hart umkämpftes 1:0. Torschütze war wieder mal Sven wenn ich mich recht erinnere...

Im Halbfinale geht’s dann gegen die 3. Mannschaft des TuS. Die Sportfreunde sind beflügelt durch ihre Siege und schießen sich erneut durch drei Tore (dieses Mal sind Steffen, Flo1 und Waldi die Goalgetter) zum Sieg.

Gegner im Finale ist der SV Mardin Sulingen. Okay Jungs, der olympische Gedanke: dabeisein ist alles. Der SV Mardin war Gruppensieger der Gruppe 1. Ungeschlagen mit 9:0 Punkten und 12:0 Toren. Gegen sie zu gewinnen erscheint aussichtslos, obwohl im Halbfinale nur noch ein 3:1 Sieg für Mardin raussprang. Anpfiff. Wie erwartet geht Mardin in Führung, aber die Sportfreunde sind trotzig. So nach dem Motto „Die schaffen wir jetzt auch noch“ schießen Flo1 und Sven die Sportfreunde mit 2:1 in Führung. Nach ein paar Minuten jedoch der Ausgleich, der bis zum Ende hält. Gut, denke ich, im 7-Meter-Schießen zu verlieren ist auch nicht schlecht. Mardin fängt an. 3:2. Waldi gleicht aus, 3:3. Mardin erhöht 4:3. Benny gleicht aus. Dann der letzte Schütze für Mardin. Kurzer Anlauf, harter Schuß. Bumm. Gegen die Latte. Puh. Sven kommt als letzter für die Sportfreunde. Noch einmal den Ball zurechtgelegt, Schuß und – der Ball ist im Netz. Die Sportfreunde gewinnen das Finale mit 5:4 nach Siebenmeterschießen und haben damit das Turnier gewonnen (und eine halbe Kiste Bier).

Herzlichen Glückwunsch.


Januar 2007

Sonntag, 07.01.2007, 22:03 Uhr

Homepage- bin ich hier richtig???

Nachdem ich meinen eigenen Internet-Anschluß zum Laufen bekommen habe, war die Homepage der Sportfreunde eine der ersten, die ich angeklickt habe. Ich werde erschlagen von einem giftgrünen Fußballfeld und der Schrift "nächstes Heimspiel".

Bin ich hier richtig? Auf der Homepage der Sportfreunde, die seit Monaten auf dem Stand von 2004 stehengeblieben ist? Und wo das einzig spannende noch das Gästebuch ist, wo haufenweise mehr oder eher weniger qualifizierte Leute ihren Kommentar zur unterdurchschnitllichen Leistung der Mannschaft abgeben ohne ihren Namen zu nennen und die Reaktion der Spieler, die sich ab und zu auf der Seite tummeln, gleich zum Gegenangriff wird?

Einmal blinzeln. Tatsache, es ist die Homepage der Sportfreunde. Ein Hoch auf Steffen, der sich erbarmt hier etwas zu ändern. Ich warte jetzt nur noch auf aktuelle Fotos...

Wer mal einen Blick auf "meine Jungs" werfen will ... sf-rathlosen.de... Bildergallerie... 1. Herren...


Dienstag, 16.01.2007, 20:35 Uhr

Vorfreude

Steffen hat im Gästebuch der Homepage verkündet, daß aktuelle Fotos in Arbeit sind. Freu mich schon drauf :-)

Außerdem steht im Februar ein Testspiel an. Gegen den SV Falke Wehrbleck. Sehr schön. Ein paar von denen kenne ich noch aus Realschulzeiten (laaaaaange her). Jedenfalls freue ich mich wahnsinnig drauf sie wieder zu sehen.

Kaum zu glauben daß ich die fußballfreie Zeit bisher einigermaßen schadlos überstanden habe.


Februar 2007

Sonntag, 04.02.2007, 18:42 Uhr

Neue Fotos

Hui, nur noch 10 Tage bis zum Testspiel. Freu mich schon riesig, endlich wieder auf den Platz.

Steffen hat Wort gehalten und neue Fotos in die Bildergallerie eingefügt. Es ist jedes mal wieder faszinierend was man so per Digicam festhält. Manchmal habe ich den Eindruck, es wird wahllos auf den Auslöser gedrückt (mache ich selbst ja auch - aber danach folgt die Zensur...). Noch faszinierender finde ich allerdings daß, egal was für Verrenkungen sie machen oder wie besoffen sie aussehen, den Sportfreunden anscheinend fürs Foto nix zu peinlich ist (oder liegt das am Alkohol? Kann ja nicht, wenn ich besoffen bin ist mir immer noch einiges peinlich).

Ich bin jedenfalls wahnsinnig froh über die neuen Fotos, das macht die Wartezeit erträglicher.


Dienstag, 13.02.2007, 21:35 Uhr

Countdown

Noch zwei Tage bis zum Testspiel. Steffen hat inzwischen neue Fotos auf der Homepage sowie die Geburtstage einiger Spieler veröffentlicht. Leider ohne Geburtsjahr, aber immerhin.
Heute beim DRK sagte Oli zu mir: "Hat Maic dich eigentlich schon gefragt ob du Betreuer werden willst?"
Ich bin voll irritiert, ich kenne gar keinen Maic beim DRK. Hä?
Oli: "Weißt du von welchem Maic ich rede?"
Ich: "Nö."
Oli: "Maic von den Sportfreunden."
Waaaas?
Ich bin ehrlich gesagt skeptisch. Klar, ich hätte gerne ne Aufgabe bei den Sportfreunden, aber die Wahrscheinlichkeit ist da doch eher gering.


Donnerstag, 15.02.2007, 21:41 Uhr

Freundschaftsspiel

Es ist kurz nach 19 Uhr als ich am Flintenbergstadion ankomme. Aus drei Kilometern habe ich schon das Flutlicht gesehen, freu!
Langsam tapse ich zum Flutlichtplatz. Die Jungs laufen sich gerade warm. Ich bin so gut gelaunt bei diesem Anblick, daß ich mit einem ziemlich breiten Grinsen am Spielfeldrand entlanggehe um mir einen Platz auszusuchen.
Es ist naßkalt, richtig eklig. Aber widrige Witterungsverhältnisse haben mich noch nie davon abgehalten Fußball zu gucken.

Ich werfe einen Blick auf die gegnerische Mannschaft. Außer Marc, mit dem ich damals zur Realschule gegangen bin, kenne ich da keine Sau.
Als ich meinen Blick wieder auf unsere Jungs richte, läuft Hendrik gerade wieder auf mich zu, begrüßt mich mit einem kurzen "Moin", macht kehrt und läuft weiter.
Christian Heide hat sich die Haare abschneiden lassen, sieht gleich völlig anders aus.

Ein paar Meter entfernt von mir stehen Steffen und Flo2. Sie unterhalten sich über irgendwas. Ich versuche gerade herauszuhören worum es geht als sie kurz zu mir sehen und Flo2 zu Steffen sagt: "Frag sie doch einfach."
Mein Herz schlägt einen Tick schneller. Au weia, was da jetzt wohl kommt. Beide kommen auf mich zu und Steffen sagt: "Du schreibst doch immer alles auf."
Ich: "Naja... Wieso?"
Steffen: "Ich such noch jemanden, der Spielberichte schreibt, die ich dann ins Internet stellen kann. Ich kann das auf dem Platz ja schlecht, außerdem sieht das doof aus wenn das einer von uns macht."
Ich bin sprachlos. Während ich noch überlege was ich sage um damit den Drang ihm um den Hals zu fallen und "Ja, klar, super, danke" oder ähnliches zu stammeln, sieht er Flo2 an und sagt. "Jetzt hilf mir doch mal sie zu überzeugen."
Wenn der wüßte...
Flo guckt nur. Also spanne ich Steffen nicht weiter auf die Folter.
"Okay, wenn du mir sagst, was du drin haben willst mach ichs."
Steffen: "Och, So Auswechselspieler, Spielverlauf, Tore..."
Bei Auswechslung fällt mir wieder mein abgestürzter PC ein. Ich hab ne penible Spielstatistik geführt, hoffentlich hat die überlebt.

Die Sportfreunde gehen noch mal kurz rein zur Mannschaftsbesprechung.

Anpfiff. Meine Güte, so schnell wie die Laufen kann ich fast nicht gucken und schon nach knapp fünf Minuten fällt das erste Tor - zur Abwechslung mal für die Sportfreunde.. Ich glaub Waldi war's.
Es ist ein temporeiches Spiel das die Sportfreunde klar dominieren.
Trotzdem dringen die Wehrblecker auch mal in den Strafraum vor. Dort herrscht ein ziemliches Kuddelmuddel doch trotz diverser Torschüsse bleibt es beim 1:0.
Zumindest bis Steffen wenig später das 2:0 macht.
In der 30. Minute verkürzt Wehrbleck auf 2:1. Die Sportfreunde lassen sich nicht aus der Ruhe bringen

Neben mir an der Bande diskutieren Maic, Mike, René und Timo über die HInrunde.
René: ".. haben wir zwei Spiele gewonnen..."
Maic: "Keine Ahnung. Ich merk mir das nicht, ich zähl keine Punkte."
René:"Ich meine zwei Mal."
Maic: "ich hab keine Ahnung wie oft wir gewonnen haben. Ich bin kein wandelndes Lexikon."
Ich (halblaut) "Zweimal."
René: "Siehst du."
Was das wandelnde Lexikon angeht, ist das wohl mein Titel, zumindest wenn es die Hinrunde der Sportfreunde betrifft. Zwei Siege, 4:1 gegen Bassum und 2:1 gegen Barver. Beides auswärts.

Zurück zum Spiel. Es gibt weitere mehr oder weniger gute Chancen für die Sportfreunde, die Leider ungenutzt bleiben.
Der neue Trainer folgt dem Spielverlauf aufmerksam und gibt präzise Anweisungen. Auch an die Auswechselspieler, die nach der Pause zum Einsatz kommen sollen.

Halbzeit. Die Sportfreunde verziehen sich wieder in die Kabine, die Wehrblecker gehören zu den harten, die bleiben draußen. Henrik winkt mir zur Begrüßung kurz zu.

Da es ein Freundschaftsspiel ist, darf jeder wechseln wie er lustig ist. Schade für Wehrbleck, die mit Dennis (der ebenfalls mit mir zur Schule gegangen ist) nur einen Ersatzmann zur Verfügung hat. Schön für die Sportfreunde. Maic, Mike, René und Timo kommen ins Spiel. Manu und Hendrik stehen weiter als Ersatzspieler zur Verfügung. Manu begrüßt mich mit einem "Hallo." als er an mir vorbei geht.

Die Sportfreunde dominieren weiter das Spiel. Es ist nicht mehr ganz so temporeich (kein Wunder, erstes Spiel nach der Winterpause) aber immer noch schön anzusehen.
Christian Reimers schießt das 3:1. Weitere hochkarätige Chancen bleilben ungenutzt. Auch die Sportfreunde können in kurzen Abständen aufs Tor ballern ohne zu treffen.

Letztendlich endet das Spiel 3:2. Zumindest die Sporftreunde sind zufrieden. Auf dem Weg zum Parkplatz unterhalte ich mich noch kurz mit Henrik. Mann, ich hatte ihn gar nicht mehr so groß in Erinnerung. Und er sieht immer noch klasse aus.

Ich freu mich aufs nächste Mal.


Mittwoch, 21.02.2007, 20:17 Uhr

noch ein Freundschaftsspiel

Nach einem Blick auf die Homepage am WE stellte ich mit freudigem Entsetzen fest, daß noch drei weitere Freundschaftsspiele ausgetragen werden bis sie Saison wieder anfängt. Und das immer dienstags. Ich hab nichts gegen Fußball in der Woche, aber ich bin auch eine die so bescheuert ist 70km Fahrtweg (einfache Strecke) zu fahren um einem Amateurverein beim Verlieren zuzusehen.

Also gestern wieder ein Spiel. Gegen den Tabellenzweiten der Kreisliga A (also eine klasse höher als die Sportfreunde). Henrik begrüßt mich mit einem "Hallo" und legt seine Trainingsjacke naben mir auf die Absperrung. Ich grinse nur und sage "Macht das ordentlich."
"Mal sehen." sagt er.
"Naja, ich bin auch nicht traurig wenn ihr gegen die verliert."
"Ne."
Er trottet weiter auf den Platz. Selbst wenn ich meine Brille nicht aufhätte und ihn nicht vorher begrüßt hätte, Henrik würde ich auf 50m am Gang erkennen. Er federt seine Schritte leicht ab und die Arme schlenkern so merkwürdig hin und her. Nicht so merkwürdig wie bei Steffen wenn er läuft, aber egal.

Sie kassieren auch schon in der 1. Minute das erste Tor. Ansonsten halten sie sich wacker. Ich würde sogar behaupten sie spielen auf Augenhöhe. Im Tor steht heute (zumindest in der 1.Hälfte) Mario. Ich wußte gar nicht, daß er spielt. Sonst steht er doch nur frierend am Rand und trägt den Eiskoffer...
Als Auswechselspieler sind René und Hendrik dabei. Maic kommt zwar später auch noch mit seiner Freundin, spielt aber nicht. Chris stößt noch dazu, er will ab Donnerstag wieder mit dem Training anfangen. Der Witz ist nur, Donnerstag fällt Training aus. Es geht erst Sonntag weiter - mit Spinning im Fitneßstudio.
In der zweiten Hälfte fallen die Jungs häufiger in alte Verhaltensmuster zurück und kassieren schnell noch zwei Tore. Chancen haben sie selber auch genug, aber das mit dem reintreffen, das müssen sie glaube ich nochmal üben. Tragischerweise fabriziert Flo2 kurz vor Schluß noch ein Eigentor zum 0:4 Endstand.

Maic hat sich die meiste Zeit zum Trainer verkrümelt, der - aus welchem Grund auch immer - auf der anderen Feldseite steht. Maic ist ein ganz passabler Fußballer und als Mannschaftskapitän ist er auch nicht übel (soweit man das als Außenstehender beurteilen kann) aber er ist ein miserabler Zuschauer.

Auch wenn ich am Anfang gesagt habe, daß ich über eine Niederlage nicht traurig wäre - ich war es doch. Weil die Sportfreunde nämlich mehr Chancen hatten und spielerisch sich mehr bemüht haben. Aber das letzte bißchen Glück fehlte dann doch noch.

Am Spielfeldrand erzählte Chris, er hätte "Popp dich schlank" im Fernsehen gesehen und sie spannen dann herum, so eine Gruppe zu gründen und die, die sich als erstes anmelden, in der örtlichen Tagespresse zu veröffentlichen. Es ist manchmal doch recht erstaunlich, daß Männer und Frauen gar nicht so verschieden sind.

Später am Abend saß ich dann noch mit Freunden in einem amerikanischen Spezialitätenrestaurant (kurz McDonalds) als die Tür aufging und ... Flo1, Flo2, Sven und Christian von den Sportfreunden den Laden betraten. Sport macht hungrig.


Mittwoch, 21.02.2007, 23:05 Uhr

Wer hätte das gedacht?

Gerade als mir vor Müdigkeit schon fast die Augen zufallen, beschließe ich, nochmal kurz auf die Seite der Sportfreunde zu klicken um zu sehen ob Steffen was an der Homepage gemacht hat. Ich klicke auf die Rubrik Spielberichte (wo noch vor 20 Uhr zwei dreizeilige Kommentare zu den letzten beiden Spielen standen) und werde fast erschlagen von meinem eigenen Namen.

Der Spielbericht, den ich gestern Abend von 23-0.30Uhr mühsam zu Papier gebracht habe (hat gedauert bis ich mit der Formulierung zufrieden war) und den ich heute abend um kurz vor 20 Uhr per mail an Steffen geschickt habe, ist online!

Ich bin geschockt vor Begeisterung. Da steht doch tatsächlich: "geschieben von einem unserer treuesten Fans" (Zitat). Ich fall in Ohnmacht. Das hätte mir mal einer bei meinem ersten Besuch bei den Sportfreunden sagen sollen - den hätte ich für verrückt erklärt. Ich meine, so ein bißchen bammel vor dem nächsten Spiel habe ich schon - ich bin ja nicht so der Typ, der gerne die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ich bin eher der unauffällige Beobachter, wobei sich ja doch rausgestellt hat, daß ich längst nicht so unauffällig bin wie ich dachte...

So, und jetzt ab in die Falle. Ich faß es immer noch nicht. Wer hätte das gedacht?


Dienstag, 27.02.2007, 17:09 Uhr

Und noch ein Testspiel...

Heute bin ich noch aufgeregter als sonst wenn ich zu den Sportfreunden fahre. Denn heute ist der Tag X. Das erste Mal Sportfreunde nach der Veröffentlichung des Spielberichts auf der Homepage. Eigentlich bin ich auch nur so aufgeregt weil ich nicht weiß was kommt. Wer den Bericht gelesen hat. Ob irgendwer was dazu sagt. Ob Steffen sich noch mal persönlich bedankt daß er einen "Dummen" gefunden hat. Und weil ich ein bißchen Bammel davor habe daß jemand kommt und sagt: "Der Bericht ist scheiße."
Deshalb war ich auch so geschockt als ich festgestellt habe daß einem zuerst mein Name ins Gesicht springt wenn man auf "Spielberichte" klickt. Man sieht den Namen und denkt: "Mal sehen ob die's drauf hat" und liest doppelt so kritisch weil Frauen und Fußball... Besser wäre doch, man liest, denkt "wow, nicht schlecht geschrieben" und stellt dann erstaunt fest "oh, hat 'ne Frau geschrieben." Auf solche Ideen komme ich vermutlich auch nur allein weil ich zuviel grüble.

Es wird vermutlich so sein wie immer. Ich komme auf den Platz werde von einzelnen begrüßt, sehe mir das Spiel an und mache mir Notizen. Wenn's hoch kommt wird der ein oder andere anwesende der's gelesen hat denken "ach, so heißt die also.". Ich werde wieder gehen und meinen nächsten Spielbericht schreiben.


Mittwoch, 28.02.2007, 18:54 Uhr

Sportfreunde - VIP


Irgendwie war's gestern wie immer. Ich stand im Regen, Kopf trocken (dank Schirm), Rest nach der Halbzeitpause patschnaß, mit kalten Füßen, kalten Händen und einem leichten Hungergefühl im Magen.
Und irgendwie war's doch total anders.

Ich ging wie immer gemütlich Richtung Flutlichtacker (Platz kann man eigentlich nicht sagen), an den Spielern des TSV Varrel vorbei (wo ich Maik entdeckte mit dem ich damals zur Schule ging und für den ich ein wenig schwärmte, naja: groß, blond...)zur Mittellinie. Die Mannschaften verschwanden zur Besprechung in der Kabine, kamen wieder raus. Soweit wie immer.
Henrik kommt auf mich zu, grinst mich an während er seine Trainingsjacke auszieht und sagt dann: "Ich leg die mal hier hin."
Klar, keine besonders aufregende Aussage, aber obwohl das Wetter etwas trübe ist, sehe ich ihn auf einmal klar und deutlich, und irgendwie leuchtend wie auf einem Hochglanzfoto. Merkwürdig..
René kommt, legt seine Jacke unter die von Henrik "damit sie nicht naß wird" und trabt auf den Platz.
Während sich die Mannschaften am Mittelkreis sammeln um sich zu begrüßen kommt der Trainer der Sportfreunde auf mich zu, streckt mir die Hand entgegen und fängt an zu reden. "Hallo, ich bin Peer, der neue Trainer der Sportfreunde, aber das weißt du sicher schon. Schön das du dich bereit erklärt hast die Spielberichte zu schreiben, der letzte war gut, weiter so."
Ich glaub mich streift 'n Bus. Es ist als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Mittendrin statt nur dabei.
Das Spiel geht los und ich ziehe Block und Bleistift aus der Tasche weil mir mal jemand beizubringen versucht hat, daß Bleistifte auch im Regen gut funktionieren (ist nicht wahr). Das Spiel geht schwungvoll los. Peer stellt sich neben mich und ich kriege zum ersten mal Insider-Infos ohne lauschen zu müssen. Schööön.
Da 8 Leute nicht da sind (ich brauche ewig um rauszufinden daß er damit wohl Kim, Martin, Christian, Maic, Vitali, Jan-Christoph, Timo und was weiß ich wen meint) ist Peer nicht ganz so glücklich mit seinem Kader. Auf der Ersatzbank heute Chris und Fred, die beide in diesem Jahr wenig bis gar nicht trainiert haben, und, wie sich später rausstellt: Peer selbst.
Maic ist eine Zeit lang als Zuschauer anwesend, genauso wie Christian.
Der Schiedsrichter ist für ein Freundschaftsspiel verdammt pingelig, aber ich will ihm das nicht vorwerfen, schließlich sollte auch die Vorbereitung ernst genommen werden. Er pfeift ein Handspiel und Sven versenkt den Ball per Elfmeter im Tor.
Chancen gibt es zahlreich auf beiden Seiten.
In der gegnerischen "Fankurve" entdecke ich André, Leidensgenosse aus Fachschulzeiten. In der Halbzeit beschließe ich, mir Handschuhe aus dem Auto zu holen weil meine Finger schon halb abgefroren sind.
Dann lande ich zum ersten Mal im Vereinsheim. Hm. Ist meine dritte Saison bei den Sportfreunden und ich war noch nie im Vereinsheim, da wurde es ja mal Zeit.
Zweite Halbzeit beginnt wie die erste mit Chancen für die anderen. Der Schiri ist nicht besonders in Form und die Sportfreunde fangen schon mal an zu diskutieren. Sogar Flo2 brüllt vom Tor aus den Schiri an.
Der TSV ist beim Tor treffen glücklicher, so daß es irgendwann 1:2 steht. Wir haben zwar mehr Chancen, aber mit dem Treffen ist das so 'ne Sache. Letztendlich schaffen wird aber ein 2:2.
Ich bin nicht ganz sicher was ich von dem Ergebnis halten soll.

Henrik und ich treffen am Spielfeldrand wieder aufeinander. "Was sagste?" fragt er.
"Naja," antworte ich, "verdient habt ihr's nicht."
"War'n wir so schlecht?"
"Nö, nach der Zahl der Chancen hättet ihr gewinnen müssen."
Aber es geht ja beim Fußball nicht nur danach, wer die meisten Chancen hat, sondern auch wer die besseren Chancen hat und vor allem auch danach, wer diese Chancen nutzt. So gesehen sind wir mit dem 2:2 doch recht gut weggekommen. Langsam tapse ich zu meinem Auto.
Peer brüllt mir ein "Ciao, Ciao" hinterher.
Was für ein Abend!
Punkt Mitternacht sitze ich an meinem PC und um kurz nach eins geht der Spielbericht per mail an Steffen. Mal sehen was kommt.


März 2007


Mittwoch, 07.03.2007, 20:14 Uhr

"Heute wird alles gut"

Gestern fand das letzte Testspiel vor dem nächsten Punktspiel am Samstag statt. Gegen die dritte Mannschaft des TUS Sulingen. Was das Wetter betrifft, sollte man sich den Kommentar vermutlich sparen, aber... es regnete mal wieder.

Ich tapse an den etwas sparsam schauenden Spielern des TUS vorbei zu meinem Stammplatz an der Mittelllinie. In den Ohren die Kopfhörer meines niegelnagelneuen iPods, den ich bei der Sportler des Jahres - Wahl der örtlichen Tageszeitung gewonnen habe, in den Hosentaschen meine kalten Hände und um den Hals einen Schal, den ich mir allerdings besser um die Hüften gewickelt hätte weil meine Hose nach unten und mein Shirt nach oben rutscht und es deshalb in dem Bereich etwas zieht. Aber was soll's ich mach mir warme Gedanken. Die Sportfreunde laufen sich warm. Zu zweit, gegenüber, also quasi im Seitwärtslaufen mit Beine kreuzen. Ich sehe Henrik, er sieht mich auch, seine Lippen formen sich zu einem "Hallo" (hören kann ich es ja nicht mit Musik auf den Ohren...).
Peer führt taktische Einzelgespräche mit ein paar Spielern, dabei legt er ihnen den Arm um die Schultern. So nach dem Motto "Junge, du machst das". Toll. Hab ich bei den letzten zwei Trainern der Sportfreunde nicht gesehen.
19.20 Uhr. Die Sportfreunde verziehen sich zur Besprechung in die Kabine. Seit Peer Trainer ist, möchte ich da gerne mal Mäuschen spielen...
19.35 Uhr. Anpfiff. Während es auf dem Spielfeld endlich los geht und die Sportfreunde schon ihren ersten Angriff starten, wendet Peer seinen Blick kurz vom Spielfeld ab und nimmt sich die Zeit, mich per Handschlag zu begrüßen. Mensch, daran könnte ich mich glatt gewöhnen. Ist so'n erhebendes Gefühl irgendwie. So langsam gehöre ich dazu. Irgendwie. Ihn plagen dieselben Personalsorgen wie letzte Woche, aber "Heute wird alles gut." sagt er.

Wenn man aufs Spielfeld guckt, könnte man ihm das fast glauben, wenn nicht.... ja, wenn die Sportfreunde nicht den Ball ständig neben oder übers Tor schießen würden anstatt rein. Erst kurz vor dem Halbzeitpfiff fällt das heißersehnte und hochverdiente Tor für die Sportfreunde, nachdem sie 9 Chancen nicht genutzt hatten.
Auf der Ersatzbank Chris und Christian. Wir könnten doch die Spieler in drei Gruppen aufteilen, in Christians, Henriks und Florians, von denen haben wir schließlich schon jeweils 2.
Hendrik darf aus gesundheitlichen Gründen nicht spielen, kommt aber kurz zum gucken vorbei und begrüßt mich mit einem "Moin". Er ist eher ein ruhiger Typ. Scheint aber ganz okay (wie eigentlich alle bei den Sportfreunden).

Halbzeit zwei. Noch vor dem Anpfiff stellen wir fest, daß der Schiri ein Gott in schwarz-gelb ist, weil er die Vereinbarung zum Wechseln (nämlich so oft wie man will) ablehnt mit den Worten: "Wir sind hier doch nicht beim Hallenhandball". Meine Güte, es ist doch nur ein Testspiel (habe gestern gelernt, daß es die sogenannten "Freundschaftsspiele" nicht mehr gibt, weil letztendlich alles angemeldet ist), da muß man doch nicht so pingelig sein.
Aber egal. Die Sportfreunde sind weiterhin die stärkere Mannschaft und der Schiri ein Idiot. Zumindest als er einen Elfmeter für Sulingen pfeift, was irgendwie keiner so richtig versteht und das auch kundtut, so daß Manu sich seine erste gelbe Karte einfängt. Und es kommt wie es kommen muß. 1:1.
Allerdings lassen sich die Sportfreunde dadurch nicht stören. Störend sind allerdings weitere umstrittene Entscheidungen des Schiedsrichters (außer die gelbe Karte von Christian H. nach Handspiel) wo auf beiden Seiten ständig Diskussionen geführt werden.
Hatte ich erwähnt daß der Schiri ein Idiot ist? Zwei Minuten vor Schluß (glücklicherweise steht es 2:1) stellt er Manu nach einem Foul vom Platz, was ich für überzogen halte, zumal sein Gegenspieler ebenfalls gefoult hatte und der nicht mal gelb sieht.
Was Peer angeht bin ich mir nicht so sicher mit welchem Gefühl er vom Platz geht. Freude? Ja, sicher, man freut sich ja wenn man gewinnt. Unzufriedenheit? Ja, auch. Bei so vielen ungenutzten Chancen kann man nicht richtig zufrieden sein. Zufriedenheit? Wohl auch, schließlich haben die Jungs eine super Leistung gezeigt.
Trotzdem hätten es ein paar Tore mehr sein können.

Aber wir haben gewonnen. Also hatte Peer wohl irgendwie recht mit seinem "Heute wird alles gut".


Donnerstag, 08.03.2007, 22:22 Uhr

"Soll ich dir helfen?"

Voll gehetzt weil spät dran, komme ich mit einem Packen Papier, das unbedingt heute sofort noch per Paket geschickt werden muß, zur Postfiliale ins Kleinstadtkaufhaus. Schade, denke ich als ich hinter den Postschalter schaue und Maic nicht entdecken kann. Ich kaufe also ein Paket und gehe in Richtung Tisch, da sehe ich Maic hinter dem T-mobile-Tresen stehen.
"Hi", sagt er fröhlich grinsend.
"Hi," erwidere ich und lasse meinen Stapel Papier auf den Tisch fallen. "Ich hab dich Dienstag vermißt."
"Tja, mußte arbeiten."
"Ich auch."
"Aber wohl nicht so lange."
"Vermutlich nicht."
"Aber Samstag bin ich wieder da. Zumindest zum zuschauen. Spielen wird dieses Jahr wohl nichts mehr."
"Schade."
"Ja, was will man machen. Die Gesundheit geht eben vor."
Ich setze mich und schaue das Paket bzw. die Pappe, die mal ein Paket werden soll, etwas fragend an. Warum verkaufen sie die Dinger nicht gleich fertig aufgebaut?
Maic, ganz Gentleman, fragt: "Soll ich dir helfen?"
"Ja", antworte ich und bin ganz begeistert. "Du hast da ja Übung drin. Es ist ja nicht so, daß ich das nicht hinkriegen würde, aber..."
Schon ist er hinter seinem Tresen weg, steht neben mir und innerhalb von fünf Sekunden ist der Papphaufen ein Paket.
"Würde ich auch gar nicht behaupten." sagt er.
"Aber bis ich das fertig hätte... bin eh schon spät dran."
Ich schmeiße das Papier ins Päckchen, klebe das Ding ordentlich zu und versehe es mit einem Adressaufkleber - und bezahle 6,90 ¤.


Freitag, 09.03.2007, 16:21 Uhr

Noch 1 Tag

Juhu, Vorfreude. Morgen ist es soweit. Es geht wieder um Punkte bei den Sportfreunden. Mal sehen ob sie ihre Motivation aus den Testspielen mitnehmen können.


Samstag, 10.03.2007, 21:17 Uhr

Erstes Punktspiel

Wieder mal eins dieser "Wow"-Erlebnisse auf dem Sportplatz von denen ich in letzter Zeit einige hatte. Schon irre wohin sich das entwickelt hat. Früher war das ja schon ein Erlebnis wenn Henrik mal bemerkt hat, daß ich am Rand sitze und er mir auch nur flüchtig zugenickt hat. Dann kam öfter mal ein Höflichkeits-Hallo vom ein oder anderen Spieler. Bis hin zur jetzt obligatorischen Begrüßung per Handschlag durch den Trainer. Aber was heute kam, das ist das Sahnehäubchen auf der Erdbeere. Ein mehr oder weniger kollektives "Hallo" von der gesamten Mannschaft als sie auf dem Weg zur letzten Vorbesprechung an mir vorbeikamen. Ich war stehend k.o. vor Begeisterung. Mit so einfachen Dingen kann man mich glücklich machen.

Maic, der als Zuschauer da ist, macht ne Runde Smalltalk mit mir, dann zücke ich schonmal mein kleines gelbes Notizbuch und den Kuli. Maics Worte hab ich noch im Ohr. "Die sind gut drauf," hat er gesagt, "das kann heute was werden."

Der Schiri ist schon da als die Sportfreunde auf den Platz kommen. Während sich die Mannschaften am Mittelkreis begrüßen, kriege ich meine persönliche Begrüßung vom Trainer mit den Worten: "Alle da, heute gibt's keine Ausreden." Woraus ich schließe, daß er mit seinem Kader heute zufrieden ist.
Das Spiel beginnt (Spielbericht folgt) und am Rand an der Bande sammeln sich ein paar Mädels. Dann kommt jemand, den ich schon jahrelang nicht mehr gesehen habe: Sascha. Dieses Grinsen werde ich im Leben nicht vergessen. Meine Güte hatten wir damals Spaß auf der Baustelle. Aber ich hab keine Zeit zum Quatschen, ich muß mich schließlich aufs Spiel konzentrieren. Einen kleinen Nachteil hat es dann doch, offizieller Spielberichtschreiber zu sein: man muß ständig aufpassen und kriegt nur noch die Hälfte vom Randgeschehen mit... aber man muß Prioritäten setzen.
Christians Frau kommt mit dem Baby und fängt eine Unterhaltung mit den Mädels an. "Zu wem gehört ihr denn?"
Erste Antwort: "Zu den blauen, also denen im blauen Trikot." Muß wohl, wenn sie im Rathloser "Fanblock" stehen
"Nein, ich meine zu welchem Spieler."
Eine gehört zu Vitali, eine zu Hendrik W. (meine ich zumindest), die dritte kriege ich nicht mit (wie gesagt, ich muß mich aufs Spiel konzentrieren...)
Ein weiteres bekanntes Gesicht erscheint am Spielfeldrand. Kim. Die Haare sind kürzer, was zwar immer noch gut aussieht, mir vorher aber besser gefallen hat.
Das Spiel selbst verläuft so lala. Die Sportfreunde spielen mehr oder weniger Standfußball. Das Tempo aus den Testspielen ist nicht zu sehen.

Der Schiedsrichter pfeift nicht nur, er ist auf selbst eine Pfeife. Das 0:1 war eigentlich Abseits, also ungültig. Bei uns pfeift er jeden Scheiß (auch Abseits wo keins ist) und die andern läßt er mit so einigem durch.
Zur Halbzeit steht's 0:2 und ich fühle mich irgendwie an den letzten Herbst erinnert. Scheint doch noch irgendwie in den Köpfen zu hängen.
In der Halbzeitpause diskutiert Maic mit Bekannten über Schiedsrichter allgemein und im speziellen sowie über den Spielverlauf. Hendrik, Christian und dieser eine neue Typ, von dem ich den Namen nicht weiß, kicken auf dem Spielfeld herum.
In der zweiten Hälfte sind die Sportfreunde deutlich besser, 80% des Spiels finden in der gegnerischen Hälfte statt, aber das mit den Toren will nicht so recht klappen. Bis Steffen in der 51. Minute das Leder endlich im Netz versenkt.
Nichtsdestotrotz endet das Spiel 2:3. Eine unverdiente Niederlage und die Jungs sehen auch ziemlich enttäuscht aus. Ich glaube die Motivation, die sie aus den Testspielen gezogen haben war da und daß es nun doch nicht geklappt hat zumindest einen Punkt zu holen war nicht nachvollziehbar. Sie tun mir irgendwie leid.


Dienstag, 13.03.2007, 19:18 Uhr

email

Als ich heute in mein email-Postfach sah, fand ich dort eine Mail von Steffen. Und zwar mit richtig viel Text. Nicht nur sowas wie "Hey, wo ist der Spielbericht?" Sondern (in Kurzfassung): Was ist los, Spielbericht noch nicht fertig :-), Flo2 will was über seine Leistung wissen...wieso hast du dir gerade "uns" ausgesucht (eine Frage auf die ich irgendwie gar nicht gefaßt war).. deine Spielberichte sind super.. was traust du uns diese saison noch zu.... Halleluja, so viel auf einmal, war ich gar nicht drauf vorbereitet. Aber da ich wg. Arbeit keine Zeit hatte, hab ich mich nach Feierabend mal hingesetzt und ihm den Spielbericht, die "Henrik ist Schuld"-Fassung auf seine Frage nachdem "wieso gerade wir?" sowie was er sonst noch wissen wollte getextet.
Anmerkung zu Flo2: Wenn er was über seine Leistung wissen will, sollte er da nicht am besten den Trainer fragen? Aber meinetwegen, so kompetent ihm zu sagen, daß er Durchschnitt war, bin ich auch noch *g*.
Mal sehen ob da was nachkommt.


Sonntag, 18.03.2007, 19:35 Uhr

Freud und leid...

... liegen manchmal nur 45 Minuten auseinander.
Heute also das erste Auswärtsspiel nach der Winterpause. Gegen eine Mannschaft die in der Tabelle nur unwesentlich weiter oben steht. Der TSV Drentwede. Aus welchen Gründen auch immer wird heute auf dem Nebenplatz gespielt. Der Parkplatz ist rappelvoll und ich frage mich, wo die Fahrer der ganzen Autos sind, doch wohl nicht alle beim Fußball?
Nein.
Mario verschwindet gerade in der Kabine, während ich über den mit Rindenmulch abgedeckten Matschweg zum Nebenplatz gehe, sehe ich die "Ersatzspieler" auf dem Feld herumkicken. Hendrik, Christian oder Stefan (die neuen sehen sich alle so ähnlich, klein, rundlich kahlköpfig...) und - wow - Kim.
Ich zücke Notizbuch und Kugelschreiber. Die Mannschaften kommen auf den Platz. Handschlag vom Trainer und die Info "Heute zwei Manndecker nicht da. Martin und Henrik..."
Oh, denke ich, Henrik nicht da. Der hat in den letzten Spielen doch so einiges gerissen. Das Spiel beginnt und ehe man sichs versieht führen wir schon drei null. Die Jungs spielen wie von einem anderen Stern. Haben den Gegner total im Sack und führen zur Halbzeit sogar 4:0.
Die Sonne strahlt vom Himmel, die großen Regenwolken haben sich erstmal verzogen und ich sehe einen wunderschönen Regenbogen hinter dem Tor. Hendrik, Kim und der 3. Ersatzmann kicken wieder auf dem Platz herum. Martin guckt zu. Ich notiere noch ein paar Anmerkungen zur ersten Halbzeit.
Heute für ein Auswärtsspiel doch recht viele Zuschauer dabei. Auch Klaus ist da.
Die Mannschaften kommen wieder auf dem Platz und die zweite Halbzeit beginnt. Man möchte am liebsten gar nicht hingucken, so grottenschlecht spielen die Sportfreunde jetzt. Kassieren schon in den ersten 90 Sekunden zwei Gegentore.
Letztendlich gewinnen die Drentweder 5:4. Hätte schlimmer sein können, die haben nämlich gleich zwei Elfmeter versemmelt. Zwei Gegentore waren sicherlich Torwartfehler, aber was bringt es jetzt noch darüber nachzudenken wer woran Schuld war.
Hinter mir höre ich nur ein frustriert-wütendes "Schreib einfach, der Sauhaufen hat 5:4 verloren" von Peer. Er ist echt richtig sauer.
Wilfried, oder wie auch immer der hieß, kommentierte bloß "Sowas darf man als Trainer nicht sagen"
Ich: "Auch nicht wenn er recht hat?"
Er: "Nein."
Ich finde schon daß er das darf. Wenn die Jungs scheiße gespielt haben, dann muß man denen das auch sagen. Und auch, daß man deswegen sauer ist.
Steffen und Maik sind noch auf dem Platz. Maik steht da und fragt sich vermutlich wie das wohl passieren konnte. Steffen sitzt am Boden und fummelt an seinem Schuh rum.
Mario kommt auf mich zu mit einem Schal in der Hand. "Den soll ich dir geben." sagt er und hält mir den Schal hin. Ein Fanschal - innerlich bin ich fassungslos vor Begeisterung, äußerlich bleibe ich cool und bedanke mich wie es sich gehört.
"Du bist ja nach dem Spiel immer sofort weg sonst hätten die Jungs das gemacht, aber so soll ich das jetzt machen."
Ich könnte schreien vor Freude. Mindestens seit anderthalb Jahren will ich schon so'n Teil haben, hatte bisher nur noch nicht den Mut die zehn Euro bei Steffen abzugeben und zu sagen "Organisier mir so'nen Schal". Jetzt habe ich einen ganz für umsonst.


Sonntag, 25.03.2007, 20:19 Uhr

Tatü Tata

Als ich mein Auto auf dem Parkplatz des TSV Cornau abstelle, bin ich fast eine 3/4 Stunde zu früh. Hatte mich wohl mit den Kilometern etwas verschätzt. Was solls, das Wetter war angenehm warm (16 Grad, Sonnenschein) so daß ich beschloß, den Jungs beim warmmachen zuzusehen. Bei meinem Gang über den Sportplatz mußte ich dann aber feststellen, daß die nirgendwo zu sehen waren. Dafür aber ein anderes Spiel. Also habe ich mich kurzerhand an den Spielfeldrand gesetzt und ein wenig zugesehen. War fast wie Rathlosen. Immer die bessere Mannschaft, schafft es aber nicht, den Ball ins Tor zu befördern und kassiert dafür selber welche...

Als ich hochschaue, steht neben dem Wäldchen gegenüber ein Krankenwagen und vom Nebenplatz humpelt ein Spieler dorthin. Nanu, denke ich, schon der erste Krüppel bevor das Spiel angefangen hat? Wie auch immer. Ich wende mich wieder dem Spiel zu als eine Sirene zu hören ist, die eindeutig als Rettungswagensirene zu identifizieren ist. In diesem Kaff scheints heute viele Notfälle zu geben denke ich und schon steht der zweite Rettungswagen neben dem ersten... Einen zweiten Verletzten kann ich aber beim besten Willen nirgendwo sehen. Bis es auf dem Spielfeld einen Pfiff gibt und ein Spieler sich die Hand hält und vom Platz geht, wo er sich erstmal hinlegt. Der erste Auswechselspieler rennt los zum Krankenwagen und holt einen der Sanis her. So kommt es, daß wenig später zwei Rettungswagen mit lädierten Fußballern vom Platz fahren.

Was das Spiel der Sportfreunde angeht, gibt es eine Verzögerung des Anpfiffs um knapp 20 Minuten. Wenn ich das vorher gewußt hätte, hätte ich im Nachbarort an der Eisdiele angehalten...

Das Spiel der Sportfreunde ich nicht besonders sehenswert aber immerhin führen sie. Nach der Halbzeit stellt sich dann raus, daß jemand in der Kabine sämtliche Sachen durchwühlt und 2 Handys sowie ein Portemonnaie geklaut hat. Also steht zwanzig Minuten später die Polizei auf dem Platz, die allerdings ohne TATÜ TATA. Was ist der Kommentar der Frau des Trainers, die mit ihrer 16 Monate alten Tochter ebenfalls hergekommen ist: "Man(n) lernt doch schon in der D-Jugend, daß man Wertsachen nicht mitnimmt wenn man Fußball spielt."
Kommentar Flo2: "Richtig."
Der spielt heute übrigens nicht, aus welchen Gründen auch immer. Er ist komplett in schwarz gekleidet. Jeans, Jacke, Pulli. Und Sonnenbrille. Sieht wahnsinnig cool aus *g*.

Am Ende sind wieder alle frustriert (besonders der Trainer) obwohl sie dieses Mal wenigstens einen Punkt geholt haben...


Samstag, 31.03.2007, 21:50 Uhr

Mir fehlen die Worte

Ein sonniger, aber nur mäßig warmer Tag. Trotzdem habe ich mich für einen Rock entschieden der knapp über dem Knie endet. Dazu meine Stiefel, so daß eigentlich nur die Knie frieren können. Egal.
Eine halbe Stunde vor Spielbeginn am Flintenberg. Ich sehe Manu in zivil auf dem Platz. Heißt wohl, daß er heute nicht spielt. Die Jungs laufen sich warm und ich besetze wieder "meine" Bank.
Auch die Gegenspieler, die Barveraner "Killerbienen", machen sich warm. Die Sportfreunde sind gerade mitten im Aufwärmspiel, ein paar fangen schon an sich zu dehnen.
Bei den Killerbienen ist Ossi dabei, der eigentlich Christoph heißt und mit mir im 3. Lehrjahr war. Ein ziemlicher Idiot. Ist ganz schön fett geworden der Kerl.

René und Hendrik fischen gerade eine Maulwurfsfalle aus dem Spielfeld. Die muß eigentlich die ersten zehn Minuten vom Spiel noch drin bleiben, damit das wie im Hinspiel ist. Auch Christian1 und Flo2 sind heute nicht aktiv dabei. Wobei Christian1 sowie der Trainer der Gegenmannschaft vom Schiri als Linienrichter verpflichtet werden. Also Sachen gibt`s...

Habe ich im übrigen schon mal erwähnt, daß der Trainer der Sportfreunde einen recht süßen Hintern hat? Aber das nur nebenbei. Er kommt auf mich zu, reicht mir die Hand und begrüßt mich mit den Worten: "Willst du heute die Männer hier verwirren?" Als Anspielung auf meine Klamotten, worauf ich mit einem "Klar, aber nur die anderen" kontere.

Henrik drückt Mario seine Kette in die Hand. Daraufhin kommt Mario zu mir, gibt mir seinen Ehering, sowie seine und Henriks Kette. Wow. Ich steige hier immer weiter auf. Was für ein Tag.

Halbzeit. Christian1 kommt mit der Fahne über den Platz geschlurft: "He, was war denn eben los als Peer so gemeckert hat?"
Flo2: "Keine Ahnung, ich hab Bier getrunken."

Die Jungs sind in der Kabine verschwunden, inklusive Manu, der übrigens auch einen klasse Hintern hat.
Obwohl die Pause noch andauert, kommt Peer aus dem Vereinsheim und setzt sich zu mir auf die Bank. Er hat keine Lust mehr sich die Diskutiererei in der Kabine anzuhören und stellt resigniert fest: "Anscheinend bin ich der einzige, der hier noch gewinnen will."
"Nein." sage ich. "Ich auch."
"Na, dann sind wir schon zu zweit."

Zweite Halbzeit. Während sich die Jungs auf dem Spielfeld austoben und irgendwann zwei gelb-rote und eine rote Karte kassieren, also nur noch mit 8 Mann auf dem Platz sind, höre ich am Rand Manu erzählen, daß er gerade seinen Führerschein für einen Monat abgegeben hat.

Nach dem Spiel.
Da ich immer noch den Schmuck von Mario und Henrik in der Tasche habe und beide im Vereinsheim verschwunden sind zum Duschen, setze ich mich zu den Jungs auf eine der Bänke. Ich werde gefragt, was ich denn nun wohl in meinen Spielbericht schreiben werde. Ich: "Schwer zu sagen, vielleicht schreibe ich einfach: mir fehlen die Worte." Erst komme ich mir dort etwas fehl am Platz vor, aber nach und nach sage ich mir, daß diese Abseitsposition, in der ich mich ständig sehe, Einbildung ist und ich mich gefälligst nicht so anstellen soll. So kommt es, daß ich irgendwann von Sven eine Cola spendiert kriege und nach dem Spiel noch 2 Stunden beim Vereinsheim rumhänge...

Wir stehen im Vereinsheim an der Theke. Steffen, Sven, Christian und Manu trinken Bacardi-Cola, Mario hält sich an seinem Bier fest. Und ich stehe mittendrin. Meist schweigend. Genieße jede Minute, dich ich zwischen den Sportfreunden verbringen darf. So langsam komme ich mir auch nicht mehr ganz so blöd vor. Präsi Anne ist kurz zum Auto gegangen um nachzusehen, ob im Handschuhfach zufällig eine Glückwunschkarte liegt. Die Jungs wollen nämlich nachher zu Vitalis Party. Geld haben sie schon gesammelt, nur eine Karte haben sie noch nicht. An der Theke wird sie von Klaus (der nebenbei bemerkt Klaus-Dieter heißt, Maics Vater ist und nur KDW genannt wird) vertreten.
Steffen läßt sich nach dem Duschen von Flo1 nach Hause fahren um sich umzuziehen und dann selbst eine Glückwunschkarte zu besorgen.
Die Jungs setzen sich mit Bacardi und Cola an einen der Tische während Mario und ich weiter an der Theke stehen und ins Quatschen kommen. Da die Jungs sich den CD-Player aus der Umkleide geholt haben und nun viel zu laut Musik hören, verziehen wir uns auf die Terrasse. Wir setzen uns auf eine Bank und reden, wie sollte es anders sein, über Fußball. Über die Jungs, die drinnen sitzen und wohl keine Ahnung haben, wie viele Sorgen wir uns um sie machen. Darüber, wer von ihnen nächste Saison noch da sein wird. Ob Peer noch da sein wird wenn es so weiter geht. Wie wichtig es mir ist am Wochenende auf dem Fußballplatz zu stehen. Daß Männer Idioten sind. Oder vergeben.
Mario streicht mir tröstend über den Kopf. Ich bin so überrascht daß mein erster Blick zum Fenster geht. Und tatsächlich. Die Jungs gucken neugierig.
„Hey,“ sage ich. „Wir werden beobachtet.“
Mario grinst und zieht mich demonstrativ in seine Arme.
„Hey,“ brüllt einer von drinnen raus, ich glaube es ist Flo2, „der ist verheiratet!“
Ich finde die Situation irgendwie lustig und frech, wie ich manchmal bin wenn ich mich wohl fühle, brülle ich: „Ist mir doch egal!“ zurück.
Mario trinkt noch ein Bier, dann will er los. Ich auch. Ich kann schließlich nicht ewig bleiben wenn ich am nächsten Tag arbeiten muß. Mario bringt mir meine Jacke mit als er seine Flasche ins Vereinsheim zurückbringt. Daß Mario und ich anscheinend zusammen gehen, erregt die Aufmerksamkeit der Jungs und um noch eins drauf zu setzen gehen Mario und ich Arm in Arm eine Ehrenrunde am Fenster vorbei. Flo2 öffnet die Terrassentür und trällert äußerst schräg: „Schenk mir diese eine Nacht!“ Was mich unweigerlich zum Grinsen bringt.


April 2007

Sonntag, 15.04.2007

Abgeschossen

Sommer im April. 25 Grad, wolkenloser Himmel, windstill. Auswärtsspiel gegen die zweite Mannschaft des FC AS Hachetal. Ich halte auf dem Parkplatz und befreie mich von meinen Schuhen. Es ist warm genug zum barfuß laufen. Einen Moment bleibe ich beim Auto stehen und schaue den Jungs zu, die sich gerade mit einem Trainingsspiel aufwärmen. Ich liebe Fußball.

Langsam schlendere ich auf den Trainingsplatz. Mario wärmt Vitali auf und Maic bolzt ein bißchen mit Christian rum. Henrik lächelt mich an und hebt seinen Arm zur Begrüßung. Ich grüße zurück.
Christian kommt auf mich zu. „Hey.“ sagt er.
„Hallo.“ sage ich.
Der Ball kommt wieder auf ihn zu, er schießt ihn zurück.
„Was machst du Samstagmittag?“ fragt er und ohne daß ich darüber nachdenken kann was ich tue oder wieso er mich das fragt, redet er auch schon weiter. „Wir wollen Samstag Essen gehen und wir hätten dich gerne dabei.“
Wumms. Das saß. Ich könnte vor Freude den Weltrekord im Hochsprung brechen, aber, wie immer wenn ich mich so riesig freue, bin ich wie erstarrt und kriege nicht mehr als ein gefaßtes: „Okay.“ raus.
„Gut.“ Sagt Christian. „Um halb zwölf ist Treffen am Dorfkrug. Unkosten 20 Euro für Es-sen und Trinken. Es gibt Spargel.“
Spargel, igitt.
„Falls du Spargel magst.“
„Eigentlich nicht.“ Gebe ich ehrlich zu.
„Macht nichts, es gibt auch noch was als Alternative.“
„Selbst wenn nicht, ich wäre auch von Schnitzel und Kartoffeln satt geworden.“
„Dann schreibe ich dich also mit auf.“
„Mach das.“
Er geht aufs Feld zurück und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Frag sie mal wegen Samstag!“ ruft einer der Jungs rüber.
„Hab ich gerade!“ brüllt er zurück.

Peer ruft die Jungs nochmal zusammen damit sie was für ihren Flüssigkeitshaushalt tun, dann kommt er mit ihnen rüber, zur letzten Besprechung vor dem Spiel. Bei mir im Schatten. Ich wollte ja schon immer mal wissen, was er den Jungs so vorher erzählt. Jetzt bin ich mal mittendrin und es scheint niemanden zu stören daß ich dabei bin.
Dann bilden die Jungs einen Kreis. Erinnert mich irgendwie an die Footballmannschaften in Amerika. Wird ja im Fernsehen immer so gezeigt. Flo1 hat die ehrenvolle Aufgabe, heute die letzten Worte vor dem Spiel an die Mannschaft zu richten, was jede Woche ein anderer übernehmen soll. Finde ich eine ziemlich gute Idee. Flo fängt an zu reden und ich muß sagen, da mit im Kreis zu stehen und selbst eine Ansprache zu halten – das wäre nochmal was. Flo redet von Teamgeist, kämpfen, alles geben um den Abstieg zu verhin-dern so lange noch eine Chance besteht. Daß sich niemand vorwerfen muß nicht alles gegeben zu haben. Es klingt als wäre ihm das ziemlich ernst und das ist so ziemlich ge-nau das, was ich den Jungs sagen würde.

Auf dem Weg zum Platz drückt Mario mir den Ballsack in die Hand. „Kannste das mal nehmen.“ Ich nehme also den Ballsack, der fast so groß ist wie ich (nur nicht besonders schwer weil er ziemlich leer ist), während Mario die Minikühlbox und zwei Dosen Eisspray trägt. Typisch Kerl.
Ich stelle den Ballsack neben die Bank und ziehe mein berühmtes gelbes Notizbuch aus meiner Tasche. Mario nimmt seine Sonnenbrille ab, sieht sich suchend um und beschließt dann, daß ich der optimale Aufpasser für seine Sonnenbrille bin.
„Meine Güte,“ sage ich, „hier wird man ständig befördert. Spielberichteschreiber, Sack-träger, Brillenhalter.“

Das Spiel geht los. Verena pfeift. In der Hinrunde hat sie das Spiel gegen Schwaförden gepfiffen und sie war damals recht gut. Heute pfeift sie etwas rotlastig, also zugunsten der Hachetaler. Das ist zwar scheiße, ändert aber nichts an der Tatsache, daß meine Jungs heute alles spielen – nur keinen schönen Fußball. Es sind keine zehn Minuten rum, da beschimpfen Maic, Peer und Mario abwechselnd die Schirileistung. Peer brüllt zusätz-lich noch seine Jungs an und ich habe schon nach dem frühen 1:0 für Hachetal Lust, nach Hause zu gehen. Aber das kann ich den Jungs nicht antun. Wenn ich sie jetzt auch noch aufgebe.

Manu wird wegen Knieproblemen nach kurzer Zeit ausgewechselt. Danach sitzt er auf der Bank und das, was mir von ihm in Erinnerung bleiben wird, ist die Aussage: „Ich glaube, ich bin zu alt für Fußball. Jede Woche ist was anderes.“

Halbzeit. Die Jungs verziehen sich zur Abholung ihrer Standpauke in den Schatten. Ich verbringe die Halbzeit im Schatten der überdachten Bank, neben Christian und Manu. Manu will sich ein Fahrrad kaufen um damit zur Arbeit zu fahren. Seit zwei Wochen ist er nun seinen Lappen los und so langsam fühlt er sich wie amputiert. Aber es sind ja „nur“ noch zwei Wochen.
Zum wiederholten Mal fliegt der Ball, mit dem Maic und Hendrik auf dem Platz herumkik-ken, direkt auf uns zu und trifft mich, wenn auch leicht, am Bein.
„Hey,“ rufe ich den beiden zu, „nicht immer auf wehrlose Frauen schießen!“
Christian dreht sich zu mir um und grinst. „Dafür darfst du auch mit uns zum Spargeles-sen kommen.“
Ich sehe ihn an und grinse zurück. „Dafür muß ich aber auch bezahlen.“

Das Spiel geht weiter. Peer resigniert. „Wenn ihr keine Lust habt, können wir auch gleich duschen gehen!“ brüllt er auf den Platz.
Sowohl auf dem Platz als auch am Spielfeldrand ist steigende Aggressivität zu bemerken. Flo2 bleibt verhältnismäßig ruhig, auch wenn ihm der Frust deutlich ins Gesicht geschrie-ben steht.

5:0 lassen sie sich abschießen. Die Hachetaler hätten sogar Zeit genug Vitali zu fragen ob sie links oder rechts reinschießen sollen. Keiner tut was. Es ist echt zum Kotzen.

Nach dem Spiel trotten alle zurück. Sven und Steffen sitzen noch auf dem Platz. Mario geht zu Sven und spricht mit ihm. Steffen steht irgendwann auf und geht Richtung Kabi-ne. Als ich mich zur Bank drehe, sehe ich dort niemanden von der Mannschaft. Aber die Kühlbox steht noch da. Ich nehme die Kühlbox an mich und gehe langsam in die Mitte des Platzes, wo Mario und Sven sich gerade auf den Weg gemacht haben. Mario nimmt mir die Kühlbox ab. Steffen hat auf halbem Weg wieder umgedreht und kommt auf mich zu.
„Weißt du eigentlich schon bescheid wegen Samstag?“ fragt er.
„Ja.“ antworte ich.
„Dann ist ja gut.“ Er dreht sich wieder um und geht. Auch Sven hat einen Zahn zugelegt, so daß Mario und ich die letzten auf dem Platz sind.
Wir reden, wie immer, über das Scheißspiel und was nun wird. Alle haben zugesagt auch nach dem Abstieg weiter zu spielen. Auch wenn Sven und Waldi mit Sicherheit auch Chancen auf höherklassige Vereine hätten. Wahrscheinlich fühlen sie sich in Rathlosen wohl. So wie ich.

Sonntag, 22.04.2007, 19:03 Uhr

Die 3. Halbzeit

Gestern bei den Sportfreunden...

zunächst mal um 11.30 Treffen zum Spargel essen im Dorfkrug. Da bekam ich den ersten Schock als ich ein paar in Trainingsjacke sah. Ich hatte abolut nicht auf dem Plan daß diese Woche ein Samstagsspiel auf dem Programm stand. Beim Essen waren dann außer mir noch ein paar Frauen da. Die vom Trainer, die vom Betreuer, die vom Heide, die Freundin von Steffen und Präsi Anne.
Ich muß sagen, die Jungs sehen in zivil ziemlich schnittig aus. Chris in hellgrün-weißem Poloshirt, Henrik im weiß-orange verwaschenem Hemd... eine echte Augenweide.

Da ich noch arbeiten mußte, kam ich erst zur zweiten Halbzeit zum Flintenberg - und hatte das 1:0 durch Sven um Haaresbreite verpaßt. Sah dafür aber, wie der Gegner einen 11-Meter versemmelte. Es ging doch etwas aggressiv vor, da die TSV-Spieler anschei-nend nicht so recht wußten, wie sie den Ball ins Tor kriegen sollten. Nach einem echt bösen Foul an Sven gingen dann Mario und der Betreuer (oder wars der Trainer?) der Gegenmannschaft aufeinander los und ich hab mich erstmal dazwischen gestellt und die zwei auseinandergeschoben habe. Letztendlich haben wir gewonnen und es gab endlich mal einen Grund zu feiern. Als wir vom Platz gingen, klopfte mir sogar KDW (heißt ei-gentlich Klaus-Dieter W.) auf die Schulter. Wow. Aber das war ja noch nicht alles.

Die 3. Halbzeit (die Zeit nach dem Spiel). KDW gab Bier aus, weil er gestern Geburtstag hatte. Sven und Konsorten fingen alsbald mit Bacardi-Cola an, Präsi Anne kam irgend-wann mit Schnaps an... Da es draußen frisch wurde, gingen wir rein. Da wurde dann munter weiter gesoffen. Und dann kam einiges auf den Tisch. Nichts schlimmes, nur Dinge bei denen ich mich wunderte, daß sich die Jungs über sowas Gedanken machen...

1. Steffen: "Ich hatte schon so den Eindruck, daß du auf Flo2 stehst, weil du ihn so oft gelobt hast."

2. Per: "Manu braucht eine nette Frau die auf ihn aufpaßt (er guckt mich an) Wie wär's mit dir?"

3. Steffen: "Ich fand deine Erklärung, wie du zu uns gekommen bist, schon recht lu-stig."

4. KDW: "Wir müssen uns auch mal unterhalten. Wir sind bisher immer so aneinander vorbeigegangen, mir war auch gar nicht bwußt was du so alles für die Jungs tust."
Anmerkung: Das ist glaube ich mit das beste, was ich zu hören bekommen habe, weil ich immer den Eindruck hatte, er könne mich nicht leiden. Wahrscheinlich hat er auch von natur aus ein eher unfreundlich wirkendes Gesicht (hab ich auch, merke ich bloß nie)

Ein weiteres Vorurteil, daß ich gestern abgebaut habe ist, daß die Spielerfreundinnen hochnäsige Zicken sind (vielleicht sind es ein paar, die, die gestern da waren, sind es definitiv nicht). Ich scheine doch eine ziemlich gestörte Wahrnehmung zu haben.

Da Mario und ich vor drei Wochen allein draußen saßen und die Jungs (die ständig neu-gierig aus dem Fenster sahen) etwas provoziert hatten, sind wir im Moment Tratschthe-ma Nr. 1. Als ich drauf angesprochen wurde, bin ich doch sehr überrascht gewesen. Aber inzwischen kann ich mit diesen Gerüchten ganz gut umgehen und auch selbst meine Witzchen darüber machen. Alles in allem ein echtes Highlight heute.

Sonntag, 29.04.2007, 19:28 Uhr

Im Schwimmbad

Das heutige Spiel fand im Schwimmbad statt. Nein, die Jungs haben nicht auf Wasserball umgestellt. Der Platz der gegnerischen Mannschaft liegt auf dem Gelände des örtlichen Freibades.

Der erste, den ich sehe, ist Kim. In Fußballklamotten. Der Personalmangel nach dem Ausfall von Christian, Maics Asthmaproblemen und Hendriks roter Karte vom letzten Spiel muß irgendwie kompensiert werden. Da muß auch mal der Übergangs-Hamburger ran.

Auf dem Weg zum Spielfeld treffe ich auf Henrik.
„Na,“ begrüßt er mich wie immer.
„Na.“ sage ich.
„Hast du das letzte Spiel hier auch gesehen, wo wir 5:1 oder 6:1 verloren haben?“
„Ja, sicher.“
„Ich glaub, hier haben wir noch nie gewonnen.“
Dann wird’s aber mal Zeit, denke ich und lasse mich auf der Bank nieder während Henrik weiter aufs Feld geht um sich warmzumachen.

Dort entdecke ich auch Fred. Ein weiteres „Opfer“ des Personalmangels. Er ist, wenn er es möglich machen kann, immer da wenn es brennt.

Ich genieße die Sonne als plötzlich ein fröhliches „Tach“ von rechts in meine Richtung fliegt. Unverkennbar Manus Stimme. Ich drehe mich zu ihm, schmettere ihm ein ebenso fröhlich klingendes „Tach“ entgegen und drehe mich dann zum Spielfeld, auf das er geht. Ich muß plötzlich an Peers Worte vom letzten Samstag denken. „Der Manu, der braucht noch ne nette Frau die so’n bißchen auf ihn aufpaßt – wie wärs mit dir?“
Also, rein optisch gesehen, wäre Manu schon mein Typ. Groß, blond, strahlende Erschei-nung. Allerdings weiß ich nicht, ob ich einen Freund haben möchte, der sich jedes Wo-chenende gnadenlos die Kante gibt und schon sämtliche auf dem Markt erhältlichen Dro-gen geraucht hat. Andererseits, es wäre ja möglich, daß er, wenn er eine feste Beziehung hat, seine Prioritäten verlagert.
Ich muß breit grinsen bei dem Gedanken daran, daß Manu vor dem Spiel zu mir zur Bank kommt und mir einen Begrüßungskuß gibt (und die anderen ganz schön sparsam gucken).
Hoffentlich sieht das keiner.

Neben mir auf der Bank sammeln sich Heide, Flo2, Maic und Kim. Flo2 war gestern im Modernes in Bremen und hat jetzt noch voll die Fahne.
Heide: „Von deiner Fahne können noch zwei andere Besoffen werden.“
Maic: „Du gehst einfach aufs Feld und pustest die Gegenspieler an, die fallen dann alle um und wir können locker gewinnen.“
Ein hübsches, blondes Mädel gesellt sich dazu, welches die Jungs als „Andrea“ identifi-zieren. Sie setzt sich zwischen Heide und Flo2. Henrik kommt auf uns zu, sieht Andrea an und begrüßt sie mit einem „Hi, hast du gut hergefunden?“ und seine Stimme klingt dabei weicher als sonst, was mich zu dem Schluß veranlaßt, daß sie seine Freundin ist. Und, Bingo, sie ist es. Er küßt sie allerdings nicht. Wahrscheinlich ist öffentliches Rumgeknut-sche nicht wirklich sein Ding. Das macht ihn mir sehr sympathisch. Nicht, daß ich was gegen öffentliches Rumgeknutsche hätte, aber so penetrant wie sich manche Pärchen die Zungen in den Hals schieben – das ist stellenweise echt nicht schön. Aber so’n kleines Begrüßungsküßchen, das hätte ich auch gerne. Soll ja schließlich jeder sehen was ich für einen tollen Kerl habe – wenn ich denn irgendwann mal einen habe.

Da Andrea Henriks Freundin ist, bin ich etwas neugieriger als normal. Was nicht gut ist, da ich mich ja auf das inzwischen laufende Spiel konzentrieren muß und meine Ohren nicht überall haben kann. Ich finde, sie ist hübsch. Aber sie ist sicher nicht Henriks Freundin, nur weil sie hübsch ist. So oberflächlich ist er nicht. Aber das, was ich so mit-kriege, gefällt mir ganz gut. Sie scheint auch eher ruhig zu sein (also nicht so ruhig wie ich, aber doch angenehm zurückhaltend) und macht auch sonst einen recht netten Ein-druck. Und es gefällt mir irgendwie, wie sie über Henrik spricht. Scheint ganz gut zu pas-sen.

Das Spiel ist nicht gerade überragend und am Ende gewinnen wir tatsächlich mit etwas Glück 4:3. Mario gibt ne Kiste Bier aus, aus welchem Grund auch immer.
Peer sieht etwas geschafft aus. Sollte er nicht glücklicher aussehen? Ich meine, wir ha-ben schließlich gewonnen. Naja, vielleicht ist er mit dem Gedanken schon beim nächsten Spiel. Nur weil wir heute gewonnen haben, sind wir noch nicht vom Abstiegsplatz runter. Vielleicht hatte er aber auch eine stressige Woche. Da verschiebe ich meinen Gesprächs-wunsch lieber auf nächste Woche.

Irgendwann geht es- wie sollte es anders sein – um das Thema Frauen und darum, wie oft die Jungs in letzer Zeit Sex haben. Heide: „Ohne die Hand zu benutzen und ohne zu bezahlen“ Wenn ich ehrlich bin, will ich das eigentlich gar nicht so genau wissen, aber neugierig bin ich schon. Jemand, ich erinnere mich gerade nicht daran wer (wahrschein-lich war es Flo2) sagt zu Steffen: „Ich hatte in diesem Jahr schon mehr Sex als du in deinem Leben haben wirst.“ Ganz ernst gemeint war das natürlich nicht, aber Steffen ist in diesem Moment irgendwie nicht schlagfertig genug um einen passenden Kommentar zurückzuschleudern. Irgendjemand guckt Sven an. „Und du?“
Sinngemäß kam dann etwas wie, daß er sich nicht durch die Gegend vögeln müsse (den genauen Wortlaut kann ich nicht wiedergeben, weil ich da noch nicht so genau zugehört habe) und dann kam der Satz, der mich sofort angesprochen hat. „Die nächste isses, so lange lebe ich monogam.“ Was wohl heißen sollte, daß er im Moment solo ist und bis er eine neue hat, erstmal keinen Sex hat. Klar weiß ich, daß da monogam irgendwie nicht paßt, aber wir wollen mal nicht päpstlicher sein als der Papst. Hauptsache man versteht, was gemeint ist.

Da ich keine Lust habe, mich wieder als Randfigur irgendwo hinzustellen, beschließe ich nach Hause zu fahren,


Mai 2007

Mittwoch, 09.05.2007, 18:28 Uhr

„Wie alt bist du eigentlich?“

Mal wieder habe ich am Samstag sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen übertreten um pünktlich zum Anfpiff bei den Sportfreunden zu sein. Hab's trotzdem nicht geschafft, aber wegen der zwei Minuten will ich mich mal nicht aufregen.
Eigentlich ist es warm draußen, deshalb habe ich nur einen Rock und ein Top an und ich habe, wie immer, vergessen daß die Zuschauerbank im Schatten steht, wo es zusehends kälter wird. Scheiße. Außerdem habe ich einen Riesenhunger weil ich seit dem Frühstück nichts mehr zu beißen hatte, war so mit Arbeit beschäftigt daß dafür keine Zeit blieb. Hoffentlich hat KDW nachher 'n Würstchen für mich.
Auf dem Platz sieht es relativ gut aus. Die Sportfreunde dominieren das Spiel. Die ande-ren kriegen nix geregelt. Trotzdem hat Per was zu meckern. Mario hat mich nicht mal begrüßt als ich an ihm vorbei ging, was mich ernsthaft trifft.
Neben mir auf der Bank turnen drei Kinder rum, die stellenweise mit ihren Fragen ganz schön nervig sind und mir die Konzentration rauben. Auf der Ersatzbank ist heute nur Kim.
In der zweiten Halbzeit läuft es nicht mehr ganz so deutlich überlegen und irgendwann machen die anderen das 1:0. Na super.
Genauso endet das Spiel auch.

Die meisten sind sofort in der Dusche verschwunden und auch danach ruckzuck weg. Jetzt erst fällt mir auf wen ich die ganze Zeit vermisse: Manu. Dabei ist der große Blonde doch sonst unübersehbar.
KDW hat den Grill an und macht für Steffen und mich Steaks. Ich reiße mir das größere unter den Nagel ohne schlechtes Gewissen, schließlich kriegt Steffen auch noch ne Wurst. Das erste, was ich von dem zu hören bekommen habe war: "Wo ist eigentlich der Spielbericht von letzter Woche?"
Woraufhin ich entgegne daß ich lieber erstmal den Job gemacht habe, für den ich gut bezahlt werde.
"Du warst mit zum Spargelessen." gibt er grinsend zu bedenken. Typisch Steffen.
Später sitzen wir noch im Vereinsheim und gucken Sportschau. Das erste mal seit hun-dert Jahren sehe ich wieder Sportschau. Irgendwann guckt Chris mich an und fragt: "Wie alt bist du eigentlich?"
Aus meinem Mund kommt nichts weiter als ein idiotisches: "Verrat ich nicht."
Woraufhin Sven kommentiert: "Chris ist 26."
Fehlt nur noch daß er "und der sucht noch ne Freundin" angefügt hätte, denn Chris ist, soviel habe ich gelernt, auch Single. Schon der dritte nach Manu und Sven. Wer hätte das gedacht, der ist doch ein ganz süßer Typ. Versteh einer die Frauen.


Sonntag, 13.05.2007, 17:38 Uhr

Abgestiegen?

15.00 Abpfiff. Das Spiel endet 2:1 für die anderen. Obwohl es in den letzten Minuten noch ausreichend Chancen für einen Ausgleich gegeben hatte. Und plötzlich liegt eine Art "Untergangsstimmung" über allem. Das Schreckgespenst "Abstieg" kreist über uns, in unseren Köpfen kreist es schon länger. Schon seit der Hinrunde. Die Mannschaften tref-fen sich am Mittelkreis um sich zu verabschieden, sich zu gratulieren oder zu bedauern oder um sich einfach nur schweigend abzuklatschen. Spiel vorbei, erledigt. Dann trotten sie mit hängenden Köpfen Richtung Kabine. Spieler, Auswechselspieler, Trainer, Betreuer. Die mitgereisten Zuschauer machen sich auf den Weg zum Parkplatz. Langsam, bemüht Haltung zu bewahren, gehe ich quer über den Platz. Ich gehe aufrecht, Schultern zurück, Brust raus, Kopf hoch. Muß ja keiner sehen wie ich leide, selbst wenn mir schon die Trä-nen übers Gesicht laufen.

Scheiße, verdammte scheiße.

Es ist das dritte Mal in drei Jahren, daß ich nach einem Spiel heule. Und dieses Mal ist es nicht aus Trauer, weil wir Pech hatten oder aus Wut, weil die Jungs schon vor dem An-pfiff aufgegeben hatten. Dieses Mal ist es irgendwie mehr. Der scheinbar sichere Abstieg, die Feststellung, daß meine Hoffnung, alles würde sich irgendwie zum Guten wenden, langsam aufgebraucht ist. Ich bin wütend auf mich weil ich allen ernstes darüber nach-denke, die Hoffnung ganz aufzugeben und das, wo ich mir geschworen habe, daß ich "meine" Jungs nie aufgeben werde, egal wie schlecht es aussieht. Vor zwei Wochen konnte ich noch Scherze darüber machen daß ich auch weiter zusehe wenn sie absteigen. Ich hätte nicht gedacht, daß mich diese Krisenstimmung so fertig machen würde.

Ich hab vom Spiel nur die zweite Halbzeit gesehen. Das schöne Kopfballtor von Henrik, HT, wie die Jungs ihn nennen. Es hat mich sehr für ihn gefreut. Er hat's verdient, war einer der besten in dieser Saison. Hat sich weiterentwickelt.

Gerade als ich im Auto sitze um das Geschehene zu verdauen, kommt Mario. Der sieht so deprimiert aus wie ich mich fühle.
"Wartest du auf mich?" fragt er.
"Nein," erwidere ich.
"Was machst du dann noch hier?"
"Ich muß das erstmal verdauen." sage ich, reiße mich zusammen und sage dann: "Ich bin mit heulen fertig, wenn du jetzt anfängst, kann ich dich trösten."
Er hebt den Kopf und sieht mich an. "Ich denke, das kommt später, wenn ich das alles realisiert habe." Er sieht keine Chance mehr für den Klassenerhalt. Ob es noch punkte-mäßig möglich ist, weiß ich im Moment nicht.

Henrik und ein paar andere kommen gerade frisch geduscht vorbei, auf dem Weg nach Hause. Henrik sagt: "Wir steigen eher nochmal ab als das wir wieder aufsteigen." Seine Art mit der Sache umzugehen. Ich werde wütend. Nochmal absteigen heißt dritte Kreis-klasse. Nicht so lange ich dabei bin.

Von Mario erfahre ich, daß Waldi in der Kabine sagte, es zu bereuen die zusage für un-seren Verein und die nächste Saison gemacht zu haben. Er hatte ein Angebot für die Bezirksoberliga. Ein Angebot, daß man doch eigentlich nicht ablehnen kann. Ihm muß viel an unserem Verein liegen wenn er bleibt.

So oft habe ich in den letzten Wochen und Monaten den Satz "Wir sind keine Mannschaft mehr" gehört. Es tut weh, aber es ist so und ich habe den unbändigen Wunsch, das zu ändern. Ich weiß bloß noch nicht wie.

Peer, der Trainer, hat in der zweiten Halbzeit kaum was gesagt. Maic dafür umso mehr. Verkehrte Welt. Peer und Mario saßen mindestens zehn Minuten deprimiert guckend auf der Bank. Resigniert. Wahrscheinlich überlegt Peer zu gehen. Ich will daß er bleibt. Wenn es jemanden gibt, der zu den Jungs paßt, dann er.

Meine Jungs. Kein Zusammenhalt, immer weniger Spaß am Spiel, in der Kabine zerflei-schen sie sich gegenseitig.

Ich muß was tun.
Irgendwas.

Als erstes werde ich dem Verein offiziell beitreten. Als Zeichen daß es am Ende immer noch mindestens einen Menschen gibt, der an sie glaubt. Und der sie nicht im Stich läßt auch wenn alles schief zu laufen scheint. Und ich habe mir überlegt, ob ich nicht beim nächsten Spiel der Saison (weil es das letzte Heimspiel ist) auch mal ein paar Worte an die Jungs richte. Irgendwas muß sie doch erreichen.


Juni 2007

Sonntag, 03.06.2007, 22:22 Uhr

Sag zum Abschied leise "tschüs"

Ende im Gelände. Der Drops ist gelutscht. Die Karten sind verteilt oder was einem sonst noch an klugen Sprüchen einfällt. Die Saison ist vorbei, heute war der letzte Spieltag.

Ich saß mal wieder als erste am Spielfeldrand und zwar schon, als das Feld noch komplett leer war. War damit beschäftigt alles, was um mich rum passiert als Erinnerung in mir einzuschließen um irgendwie in der Sommerpause davon zehren zu können. Das Wetter war sonnig mit etwas Wind, also angenehm. Die Jungs kommen auf den Platz, fangen an sich warmzumachen.

Da erfahre ich von Mario, daß Maik und Manu sich nun doch entschieden haben zu bleiben. Über Manu freue ich mich. Bei Maik bin ich mir noch nicht so sicher. Dafür gehen Sven und Waldi. War mir das nicht schon klar? Irgendwie schon.

Vom Spiel wollen wir hier lieber gar nicht reden. Waldi kam erst in der zweiten Halbzeit rein und war dermaßen unmotiviert daß er schließlich mit gelb-rot vom Platz geflogen ist. Da hätte er sich sein heutiges Kommen auch sparen können. Timo war sehr bemüht, hat mir gut gefallen. HT hat einiges gerettet, aber HT gegen den Rest der Welt geht auch nicht auf Dauer. Flo2, klar, mit Wut im Bauch, wird mir immer sympathischer der Kerl. Die anderen? Hm. Manu war ganz bemüht fand ich. Kim in der ersten Halbzeit im Sturm - er ist Notnagel im Moment, keine Frage, aber bemüht - steht auch in der nächsten Saison zur Mannschaft sofern er die Zeit hat hier zu sein. Danke! Christian im Sturm - nicht so sein Platz, aber wir müssen nach Alternativen suchen. Flo1, geht studieren, wird nicht mehr so oft da sein. Vitali, ich find's fies auf dem Torwart rumzuhacken, der ist immer derjenige der alles retten soll, auch wenn 10 Mann vor ihm das schon verbockt haben - aber ein Tor geht auf seine Kappe. Martin, hat von vornherein eine klare Ansage gemacht "Ich komme aber zum Saisonende gehe ich wieder", ich schließe mich Peers Aussage an "Hut ab dafür". Maik, hat mal gemacht was der Trainer sagt, gute Sache ist vielleicht doch lernfähig. Hendrik, macht auch nicht mehr so viel nächste Saison oder gar nicht? Hab ich nicht so genau mitbekommen. War heute nicht sein stärkster Auftritt aber gesamt gesehen ein sehr verläßlicher Mann. Timo, super Leistung heute. Sven, hm, nicht so bemüht wie sonst ging auch nicht mehr nachdem im Spiel seine Schulter was abbekommen hat. Schade daß du gehst, hast dich weiterentwickelt in den letzten zwei Jahren. Steffen, hey, mal wieder ein Tor, warst aber insgesamt akzeptabel heute, viel Spaß in der Türkei! Hab ich wen vergessen? Weiß ich grad nicht. Jungs, ich werd euch vermissen die nächsten Monate.

Und der Rest? Peer, ich freu mich riesig daß du bleibst, du paßt zu den Jungs. Mario, der Eiskofferträger, gehört auch weiter dazu. KDW, es tut mir leid daß ich dich hier früher "Der Dicke mit den weißen Haaren" genannt habe, ich hab ein miserables Namensgedächtnis. Ferdi, Anne - ich wünsch euch einen schönen Sommer.

Leute, wir sehen uns am Flintenberg - nächste Saison. Ich werde da sein, trotz 70km Fahrtweg. Versprochen.


Nachwort

Mittendrin statt nur dabei...

Die Saison ist zu Ende. Wir haben es nicht geschafft.
Aber es ist viel passiert in dieser Saison.

Bernd hat zur Winterpause das Handtuch geworfen und Peer hat seinen Job übernommen. Peer passt, wie ich finde, nach Rathlosen, so wie Thomas Schaaf nach Bremen. Ich denke, dass er es schaffen wird, aus diesem, doch recht sympathischen Haufen was zu machen. Vielleicht sogar ein Team. Einer für alle – alle für einen. Das ist ihnen nämlich etwas verloren gegangen.

Spieler haben sich weiterentwickelt.
Henrik, er spielte ja schon immer ganz gut (also zumindest, seit ich ihn spielen sehe), hat nochmal einen drauf gelegt. Super Leistungen in der Abwehr gezeigt obwohl ich der Meinung bin, dass er ins Mittelfeld gehört. Und ich finde, dass er sich auch mal was zutrauen sollte und auch mal allein aufs Tor schießen sollte wenn er günstig steht. Aber H.T. wie die Jungs ihn nennen, ist ein Teamplayer. Jemand der eher den Ball abgibt als es auf Teufel komm raus allein zu machen.
Sven, der Stürmer von dem ich immer gesagt habe, er sei nicht in der Lage mal den Ball abzugeben, auch er hat dazu gelernt. Gibt öfter mal ab. Und er ist überall. Vorne, hinten. Er reißt sich mehr als sonst den Arsch auf. Gefällt mir ziemlich gut.
Flo2, stetig besser geworden seit ich ihn das erste Mal auf dem Platz gesehen habe. Während man sich damals noch die Augen zuhalten musste wenn Flo2 den Platz betrat, kann man ihn jetzt durchaus als Leistungsträger bezeichnen.

Spieler kommen und gehen.
Benny ist weg, Kim momentan in Hamburg, nur noch selten da. Martin ist dazugekommen, schwer einzuschätzen aber ein guter Manndecker. Dazu Christian, im Moment verletzt und Timo.

Ich bin aufgestiegen. Von der unauffälligen Randfigur, die sich über ein flüchtiges „Hallo“ gefreut hat wie ein kleines Kind über ein neues Spielzeug, hin zur offiziellen Spielberichtschreiberin mit dem überdimensionalen „DANKE“ auf der Homepage. Und während ich mich am Anfang der Saison manchmal gefragt habe, ob einer der Spieler meinen Namen kennt – nun kann ich mich fragen ob ihn jemand nicht kennt. Der Sportfreunde-Fanschal den mir die Jungs geschenkt haben liegt unübersehbar in meinem sportfreunderoten Volvo, ich war mit den Jungs Spargel essen und bleibe nach dem Spiel auf ein Bier im Vereinsheim.

Mittendrin statt nur dabei.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 07.11.2008

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für die 1. Herren der SFR und alle, die dazugehören. Ihr seid und bleibt "meine Jungs".

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