Nebel umgab mich und hüllte mich in Kälte. Die Kälte drang durch jede Faser meines Körpers. Dunkelheit machte sich in meinem Herz breit. Ich spürte wie mein Herzschlag langsamer wurde bis mein Herz fast gänzlich schwieg. Nur noch ein schwaches Pulsieren, was die schwarze Substanz durch meine Adern trieb. Ich schloss meine Augen und spürte sie. Sie war überall zu gleich und sie wusste was meine schwarze Selle begehrte.
6 Uhr Morgens. Mein Wecker ging an und es ertönte „Paradies“ von der Band „Die Apokalyptischen Reiter“. Ein schönes Lied um aus einem Alptraum wieder in die Realität zu kommen.Einem Alptraum gefüllt mit Blut, Tot und Dunkelheit. Ich öffnete meine Augen. Das Licht meines Weckers und meines IPod Nano waren die einzigen Lichtquellen im ganzen Raum.
Mir fiel auf das ich meine Arme nicht spüren konnte. Nach einem kurzen Schock wurde mir bewusst, warum ich sie nicht spürte. Mein Kopf lag auf ihnen, weswegen die Durchblutung nicht mehr vernünftig funktionierte. Schlaftrunken hob ich meinen Kopf und zog meine Arme darunter hervor wehrend ich über den Alptraum nachdachte. Doch je mehr ich mich anstrengte, desto weniger erinnerte ich mich daran.
Nachdem ich es aufgegeben hatte und das Kribbeln aus meinen Armen verschwunden war, schaltete ich den Wecker aus und stand ich auf. Ich dachte mir noch dass es bestimmt ein ganz normaler Tag werden wird. Aber es kam wieder einmal nicht so wie es zu erwarten war.
Ich nahm mir wie üblich frische Kleidung und ging im Dunkeln in mein Badezimmer. Ich stellte mich vor den Spiegel und wollte wie immer das Licht anmachen als mir etwas Auffiel. Ich hatte den Eindruck jemand würde mich beobachten. “Das ist Unsinn. Wer sollte hier den schon sein“ versuchte ich mir einzureden, doch das Gefühl verschwand nicht. Um mir also Gewissheit zu verschaffen, dass es nur Einbildung war drehte ich meinen Kopf, sah zur Badewanne hinüber und erschrak.
Auf dem Rand war unverkennbar die Silhouette einer Frau zu erkennen. Ich konnte mich weder bewegen, noch konnte ich schreien. Ihre roten Augen hatten mich in ihren Bann gezogen. Es schien als wollte sie etwas sagen, doch sie tat es nicht. Sie sah mich einfach nur an. Dann erhob sie sich und ohne Vorwarnung wurde mir schwarz vor Augen.
Ich öffnete vorsichtig meine Augen. Ein brennender Schmerz loderte in meinem Kopf auf und lies mich zusammenzucken. Zudem war es um mich herum dunkel und kalt. Es dauerte eine weile bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Ich befand mich in einem in einem seltsamen Raum. Mir kam es vor als würden sich die Wände bewegen, so als wären sie ein Lebender Organismus. Zudem ging ein leises Pulsierendes Geräusch aus. Der Schmerz schwoll an und ich musste mich setzen. Der Boden war aus warmen Steinen gefertigt.
Irgendwie kam mir dieser Raum vertraut vor. Es war als wäre ich nach Hause gekommen. Dieser dunkle Ort, obwohl er gruselig wirkte, strahlte doch irgendwie etwas Warmes und Wohlfühlendes Gefühl aus. Irgendwie fühlte ich mich geborgen.
Nach und nach verschwanden auch meine Kopfschmerzen, bis sie schließlich ganz verschwunden waren. Ich stand vorsichtig auf und sah mich genauer um. Mir viel auf das die Wände sich an manchen Stellen nicht bewegten, während ich mir bei dem Rest der Wände inzwischen sicher war, das sie sich bewegten.
Langsam bewegte ich mich auf eine der Stellen zu, welche sich nicht bewegte. Zu meinem eigenen Erstaunen war ich total ruhig, so als wüste ich bereits was mich erwarten wird. Als ich mich der Stelle näherte, fing sie an sich zu bewegen und schließlich öffnete sich die Wand und ich trat hindurch.
Mein Schädel pochte als ich zu mir kam. Mein Kopf fühlte sich taub an. Vorsichtig strich ich mir mit meiner Hand über mein Gesicht. Mir viel auf das mir angenehm warm war. Vorsichtig öffnete ich meine Augen.
Ich befand mich wieder in meinem Badezimmer, in welchem es immer noch dunkel war. Langsam tastete ich mich an der Wand neben mir hoch, bis ich das Waschbecken gefunden hatte. Dort hielt ich mich dann fest. Zögerlich stand ich auf und sah in den Spiegel.
Dort sah mich ein vertrautes Gesicht an. Es war mein eigenes. Jedoch war irgendwas anders. Etwas Seltsames lag in meinen Augen, so als hätte ich mich verändert. Meine Augen, so kam es mir vor, strahlten kälte aus.
Vorsichtig machte ich das Licht an und schloss für einen Moment meine Augen. Für einen kurzen Moment dachte ich an nichts. Ich stand einfach nur vor dem Spiegel, regungslos und ohne einen Gedanken. Nach einer gefühlten Ewigkeit, öffnete ich meine Augen und sah erneut mein Spiegelbild an.
Die kalte Ausstrahlung aus meinen Augen war verschwunden. Nur die Wärme, welche meinen Körper durströmte war geblieben.
Ich drehte vorsichtig das Wasser auf und lies es über meine Hände fließen. Es war ein beruhigendes Gefühl, so als würde das Warme Wasser auch den Rest Kälte aus meinem Körper waschen. Nun konnte ich endlich wieder klare Gedanken fassen.
Ich beugte mich runter, fing etwas Wasser mit meinen Händen auf und legte mein Gesicht in meine nassen Hände. Das warme Wasser wirkte nicht nur beruhigend, sondern vertrieb auch das Taubheitsgefühl.
„Jack, beeil dich. Es ist schon halb, sieben. Du kommst ansonsten noch zu spät zur Schule“ rief meine Mutter. Ich sah auf die Uhr. Die Zeiger standen auf 12:13.
Verwundert nahm ich die Uhr in meine Hände und sah sie mir Genauer an. Doch auf den ersten Blick konnte ich nichts Auffälliges sehen. Als ich jedoch Die Uhr umdrehte sah ich etwas mit Blut geschrieben. Dort Stand “ Der kalte Blick sieht was der warme nicht zu sehen vermag“
Vorsichtig hängte ich die Uhr wieder an die Wand, drehte mich um und zog mich aus. Zu meiner Erleichterung hatte ich keine Mahle oder ähnliches an mir. Mein Körper sah aus wie immer. Schnell zog ich meine Kleidung an und ging die Treppe nach unten.
Ich aß mein Frühstück auf und trank meinen Kaffe aus. Es war mir egal was um mich herum geschah. Alles woran ich dachte, war dieser eigenartige Raum, mit seinen pulsierenden Wänden.
Die Realität nahm ich nur noch wie durch einen Schleier war. Es kam mir vor als würde ich aus meinem Körper heraus schweben und das Geschehen beobachten. Ich packte meine Pause ein, zog meinen Mantel und meine Schuhe an und nahm meine Tasche.
Als ich die Haustür durchschritt bemerkte ich den Nebel. Er wirkte seltsam dicht. Gedankenverloren ging ich die Straße entlang als ich plötzlich eine Stimme hörte „Entschuldigung, könnten sie mir helfen. Ich bin auf der Suche nach etwas, das ich verloren habe.“.
Die Stimme verdrängte meine Gedanken und ich sah mich nach dem Ursprung der Stimme um. Vor mir stand ein gut aussehender Mann. Irgendwas an ihm beunruhigte mich, ich kam nur nicht darauf was es war. Er sah mich weiterhin erwartungsvoll an.
„Ok.“ antwortete ich vorsichtig „ und was genau suchen sie?“. Nach einer kurzen Pause gab er mit nachdenklicher Stimme zu „Naja, eigentlich weis ich gar nicht was ich suche. Ich weis aber totsicher das ich was verloren habe. Würden sie mir trotzdem helfen?“.
Ich sah ihn verwundert an. Diese Gestalt kam mir noch seltsamer und mysteriöser vor. Dennoch antwortete ich mit fester und sicher Stimme „Gut, ich werde ihnen helfen. Ich muss allerdings jetzt zur Schule. Vieleicht können sie mir auf dem Weg mehr erzählen.“.
Der Man nickte und wir gingen los. Unterwegs viel mir etwas Seltsames auf. An seinem Hals war ein großer Schnitt, doch es trat kein Blut aus.
Der Man hatte offenbar meinen Blick bemerkt den er sagte „Dir ist der Schnitt auch aufgefallen. Nun ich weis nicht woher er ist. Übrigens, mein Name ist Chris Black. Meine Familie ist als die Organisation der Schwarzen Seelen bekannt, kurz OSS. In meiner Familie gibt es die seltsamsten Sachen. Vielleicht bin ich ja auch Tot.“
Ich muss ganz schön Irritiert ausgesehen haben, denn der Mann sprach nun mit einem leichten Lächeln weiter „Nun, die Aussage wird ihnen vielleicht seltsam vorkommen, aber es ist mein Ernst. Die Geschichte meiner Familie ist lang und etwas kompliziert. Sie ihnen jetzt zu erzählen würde zu viel Zeit kosten. Deshalb kommen wir Zurück zum Ursprungsthema. Was ich suche habe ich vor ungefähr zwei bis drei Wochen verloren. Seit dem Ignoriert mich jeder. Egal mit wem ich reden wollte, jeder ist an mir vorbeigegangen als wäre ich nur Luft. So als würde ich gar nicht existieren. Das war ganz schön deprimierend. Ich bin froh das sie so freundlich waren mir nicht nur zuzuhören, sondern darüber hinaus mir auch helfen zu wollen.“.
Nach dem der Mann mit seinem Erzählen geendet hatte und sich meine Verwirrung so weit gelegt hatte sah ich ihn an und wollte gerade zu einer Frageparade ansetzen, doch er unterbrach mich und meinte mit freundlicher Stimme „Für Fragen ist später noch Zeit.“.
So schritten wir also schweigsam nebeneinander her zur Schule. Doch eine Frage brannte mir so sehr auf der Zunge, das ich sie schließlich doch aussprach „Wieso hältst du es nicht für abwegig das du Tot bist?“.
Der Mann blieb stehen und sah mich verwundert an. „Sowas hatten sie gesagt. Gleich nach dem sie ihre Familie erwähnten.“ Sagte ich vorsichtig. Der Mann überlegte kurz, bevor er mit interessierter Stimme fragte „Was genau hab ich “gesagt“ nach dem ich meine Familie erwähnte?“.
Ich dachte kurz nach und obwohl mir die Sache immer merkwürdiger vorkam wiederwollte ich das gesagt „In meiner Familie gibt es die seltsamsten Sachen. Vielleicht bin ich ja auch Tot.“.
Nun lächelte der Mann. Es war ein warmes, herzliches Lächeln. Er lächelte mich an und nahm mich in seine Arme. Ich war erst verwirrt. Dann spürte ich die Kälte. Sein ganzer Körper war kalt. Er lies mich los und sah mir in meine Augen.
Dann sprach er leise, aber auch feierlich „ Ich hätte es wissen müssen. Man kann es in deinen Augen sehen. Du hast kalte Eisblaue Augen. Ich weis nun was ich verloren habe und ich weis auch dass ich es nicht wieder bekomme. Ich bin Tot und du bist einer der Erlöser. Du bist derjenige der gekommen ist um mir zu zeigen, das es zeit ist zu gehen. Jetzt wird mir alles klar. Deshalb wusstest du auch was ich dachte. Ich danke dir. Ich werde nun in die Anderswelt gehen und dort meinen Frieden finden.“.
Nach dem er fertig war, fing er an sich aufzulösen. Das letzte was ich von ihm hörte waren die Worte „Wir sehen uns auf der anderen Seite wieder.“. Dann war er verschwunden.
Ich war nun wieder alleine. Der Mann war einfach verschwunden.
Ich stand noch eine Weile, welche mir wie ein Ewigkeit vorkam nur da, dachte über den seltsamen Mann mit dem Namen Chris nach und starte einfach nur nach vorne. Ich fragte mich, warum mir der Familienname Black, bekannt vor kam, warum ich glaubte den Namen Organisation der Schwarzen Seelen schon einmal gehört zu haben, aber vor allem warum ich mich nicht erinnern konnte, obwohl es mir alles durchaus bekannt vorkam. Ich war verwirrt.
Was hatte das alles zu bedeuten.
Irgendwann, ging ich weiter in Richtung Schule, während ich weiter meinen Gedanken hinterher hing. So viele Fragen fielen mir ein, doch es war niemand der sie mir beantworten konnte, geschweige denn, den ich hätte fragen können.
Ich merkte weder wie ich an der Schule ankam, noch wie ich etwas sagte. Ich bemerkte auch nur halb wie mich alle anstarrten. Erst nachdem ich beschlossen hatte, tief durchzuatmen und die Gedanken beiseite zu schieben, bemerkte ich erst richtig, wie die umstehenden mich anstarrten.
Verwirrt und verunsichert, ging ich weiter. Dominik, ein Klassenkamerad von mir kam auf mich zu, klopfte mir auf die Schulter und fragte "Hammer, alter. Was du da grade gesagt hast. Nich schlecht. Sag ma woher kennste die eigentlich.".
Irritiert sah ich ihn an und fragte "Was hab ich zu wem gesagt?".
Jetzt war es Dominik, welcher verwirrt war. Ich ließ ihn stehen und ging weiter.
Nur das ich nicht weit kam. Eine Hand schloss sich um meine Schulter und eine weibliche Stimme fragte "Woher kennst du mich."
Tag der Veröffentlichung: 10.11.2013
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