Cover

Eine Venedigwanderung

Das Gemälde auf dem Cover weckt Erinnerungen und was für welche:

 

Wir wollten auch nach Venedig. Unbedingt! Das würde der Hammer werden, ein Abenteuer. Und das am Himmelfahrtstag! Wir hatten schon viel über diese Stadt gelesen, waren nun gespannt, wie sie sich uns darstellte. In Venedig hätte uns natürlich auch ein völlig anderes Wetter empfangen können, vielleicht würde es sogar regnen. Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen, vermutlich gibt es hier und woanders in Italien überhaupt kein Regen, nur Hitze allerorten, dachte ich so und erwartete eigentlich dort in diesem Jahr auch Temperaturen über dreißig Grad. Meine Erwartungen wurden übertroffen.

Venedig war mehr als heiß. Es war rein idiotisch, bei der Affenhitze durch Venedig zu laufen. Aber wir wollten das und wir nahmen, nachdem wir einen guten Parkplatz in einem Riesenparkhaus  am Stadtrand fanden, alles auf uns, um die berühmten Plätze und Brücken, den Canale Grande, die Realto-Brücke, den Markusplatz und die Blaue Lagune zu sehen. Und wir haben alles gesehen, alles fotografiert, ausgiebig auch uns selber, stolz und schön sein wollend, auf den berühmten Plätzen stehend. Zumindest am Anfang, denn das Stolze und Schöne schmolz in der Sonne alsbald dahin.

Wir haben uns nämlich auch in den vielen, unübersichtlich wirkenden, kleinen Nebengassen mordsmäßig verlaufen. Trotz Karte! Dummerweise waren wir in übereifriger Begeisterung über ihre Grenzen hinaus getippelt. Wir waren allerdings nicht die einzigen. Touristen irrten mit Karten in den Händen umher, um wieder aus dem scheinbaren Labyrinth herauszufinden. Das tröstete uns ein wenig. Wir gingen mehrfach im Kreise, bis mein überaus kluger Mann, der sich einen Maskenladen gemerkt haben wollte, sich in purer aber sich nicht anmerkenlassender Verzweiflung entschloss, in einer ganz kuriosen und chaotischen Buchhandlung eine Karte zu kaufen. Der Händler erwies sich als sehr freundlich und half uns, den Weg zurück zu finden. „Ein weiter Weg“, meinte er mitleidig auf mich blickend, die ich rotglühend und abgeschlafft auf einem Hocker hing. Der Rückweg führte uns quer durch Venedig an zahlreichen Maskenläden vorbei. Sie interessierten mich nicht mehr wirklich.

 

Völlig aufgelöst aber froh ihn erreicht zu haben, mussten wir am Canale Grande eine Rast einlegen, ein Wasser trinken, dann erst waren wir in der Lage, noch die 20 Minuten in der prallen Sonne zum Parkhaus zu marschieren. 

Trotz allem hat mir Venedig sehr gut gefallen, alles ist mehr als ein Foto wert. Man kann natürlich die Stadt nicht mit einem einzigen Besuch erobern und bei Mörderhitze schon gar nicht. Wir nahmen einen Eindruck mit, einen durchaus positiven, inspirativen. Und noch etwas: Venedig stinkt nicht! Wir hätten gedacht, bei der Hitze müsste es zumindest aus den Nebenkanälen irgendwie riechen. Nein und nein, das war nie der Fall. Wir hatten also Glück, die Bemerkungen diesbezüglich in den Reiseführern werden schließlich auch nicht ohne Grund sein.

Wir werden Venedig wohl nie vergessen aber auch immer ein wenig mit der Hitze in Verbindung bringen, die wir dort erlitten. Aber wir haben doch auch unheimlich viele und sehr, sehr schöne  Fotos zur Erinnerung mitnehmen können. Die Anstrengung dafür hat sich gelohnt. Unbedingt!

Ich wollte ein Aquarell  malen und ich malte es, meine Erinnerungshitze vermutet niemand oder etwa doch?

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 01.03.2017

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