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Die Begegnung ...

Mehr als nur eine Begegnung


Die Zahl meiner Freunde hält sich in Grenzen – eine Hand reicht, um sie aufzuzählen. Kaum jemand hätte eine Chance dazuzustoßen, wenn er nicht die Gabe besitzt mich zu erreichen. Das klingt schwammig und reichlich kompliziert, denn ich kann nicht definieren, was sich hinter dieser Gabe verbirgt. Ist es die Wahl der Worte, die Art und Weise sich auszudrücken? Vermutlich gehört auch das dazu, gleichwohl kommen die Haltungen, die Inhalte, die Interessen massiver noch daher, um zu überzeugen.
Vor einigen Jahren erhielt ich hier in diesem Forum eine Freundschaftsanfrage, die ich positiv beantwortete, vermutlich zunächst aus Höflichkeit. Ich lese die Bücher meiner BX-Freunde und lerne den Menschen dahinter kennen - oder besser, ich versuche es. Natürlich hoffe ich, dass auch meine Gedanken gelesen werden, deshalb stellt man sie schließlich auch ins Netz. Und man wünscht sich Reflektionen, Meinungen, Kritiken, irgend etwas, was bereichern könnte. Meine neue „Freundin“ legte sich mächtig ins Zeug und verblüffte mit trefflichen Kommentaren, sie waren voller Witz und Weisheit. Ihre Bücher finde ich mehr als beachtlich, ich las sie mit allergrößtem Interesse und bewunderte dabei stets die Tiefsinnigkeit und große Menschlichkeit, alles sorgfältig verpackt mit Humor aber auch mit durchaus schwarzem. Um es nicht auszudehnen, Cecilia hat mich erreicht, mehr noch - sie hat mich beeindruckt mit ihrem Wissen, dem unerschöpflichen Witz und ihrer Urteilskraft. Sie zeigte Initiativen und entwickelte Ideen in einer unglaublichen Bandbreite. Wir lernten uns immer besser kennen durch das Lesen unserer Bücher, durch die Diskussionen danach und wir schrieben gemeinsam, wir erdachten Geschichten, verfassten Gedichte und befassten uns mit politischer, reichlich gesellschaftskritischer gepfefferter Satire und fühlten dabei einen Mordsspaß.

 

Die Qualle, die Qualle,

 

sie liebt die Menschen alle.
Schlingt ihre Arm’ um Mann und Weib –
sie macht es nur zum Zeitvertreib –
nicht, weil es ihr gefalle.
 
Die Qualle, die Qualle,
die frisst das Plankton alle.
Der Mensch, der nun kein Plankton ist,
ist nicht gerade, was sie frisst.
Er schmeckt in keinem Falle.
 
Das Plankton seinerseits macht Licht
und braucht dazu die Birne nicht.
 
Wir aber haben eine Birne,
sie wölbt sich über uns'rer Stirne.

Cecilia

 

Wir hatten nebenher einen vertraulichen, intensiven Mail- und Telefonaustausch und fühlten uns bald seelenverwandt. Schließlich trafen wir uns auch persönlich – es war gewissermaßen allerhöchste Zeit, denn Cecilia war todkrank, lebenshungrig und noch lange nicht lebensmüde. Sie versuchte alles, einfach alles, um dem oft für sie so qualvollen Leben ein Stündchen Glück abzugewinnen. Vielleicht konnte ich es ihr manchmal geben - sie sagte es jedenfalls und wollte mich wenigstens einmal persönlich sehen und sprechen. Sie war in einer Klinik, in der sich hauptsächlich Esoteriker versammelten und klugscheißerten, dass die Heide wackelte – eine widerliche Brut, wie Cecilia bemerkte. Wir trafen uns in einem Gang des Hauses. Cecilia sah mich kommen, ließ ihre Tasche fallen und rannte lachend auf mich zu, um mich zu umarmen. Sie empfand mich als Lichtblick. Wir verbrachten ein paar Stunden, sprachen über Gott und die Welt, tranken ein Gläschen Wein und fühlten uns gut. Für Cecilia eine kleine Ablenkung. Für mich eine ganz besondere, leider einmalige Begegnung, denn sie starb im Dezember 2015.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachtrag:

Auf ihrem Profil:
Wichtiger Beitrag
ceciliatroncho vor ca. 4 Monaten


Der Tod, ein kalter Geselle,
schleicht um das Haus.
Er blickt durch die Ritzen der Fenster
und durch die Schlüssellöcher.
So bleiben die Geschichten im Köcher
und die Worte im Halse stecken.

 

 

"Worte sind leicht wie Federn, sie fliegen durch die Luft. Und doch haben Worte ein Gewicht. Sie transportieren Wahrheit und Lüge."...

 

schrieb und sagte Cecilia - und ich sage das auch.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.04.2016

Alle Rechte vorbehalten

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