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Über Ostereier am kahlen Strauch und Weihnachtsbaumeier

 

 

Moni denkt nach

 

Der Moni sagt man ja dann und wann nach, dass sie imstande wäre, auch über den allergrößten Quatsch nachzudenken. Ich muss und kann das bestätigen, denn ich kenne sie ein bisschen. Sie behauptet, darauf angesprochen, dass das normal sei. Jeder würde das tun. Es gibt aber einen klitzekleinen Unterschied, nicht jeder schreibt Selbiges auch noch auf, geschweige denn haut er es der Öffentlichkeit um die Ohren. Die anderen Leute sind viel rücksichtsvoller, meine ich. Moni bestreitet das, sie behauptet, schon den allergrößten Scheiß gelesen zu haben.

 

Wir sind hier nicht ganz einer Meinung, aber das macht nichts. Der Individualismus von Autoren ist kein Scheiß, er ist höchstes Gut. Differenzierte Auffassungen kommen täglich überall vor. Damit können Moni und ich umgehen, und wir sind stolz darauf.

 

Es ist November. Allerorten grübeln die Autoren nun emsig darüber nach, wie das kommt, dass es schon wieder November ist und sie versichern, sie finden ihn gut. Warum nicht, sage ich, sie haben doch Recht. Es ist November und er ist gekommen, mehr noch, er ist wieder einmal über uns hereingebrochen, und was bleibt einem denn, da er nun einmal da ist, übrig?

 

Man kann ihn gut finden oder eben nicht. Dem November ist das schnuppe. Ich muss ihn annehmen und auch all die fiesen Stimmungen, die er den Menschen beschert. Ich lobe diesen gottverdammten Monat deshalb nicht, weil ich ihn nämlich nicht ausstehen kann, allein schon, weil er so oft der Sonne keine Chance lässt und ich die Heizung aufdrehen muss, um mich einigermaßen wohl zu fühlen.

 

Moni sieht das anders. Sie sitzt vor ihrem PC und sucht sich irgend einen Quatsch, um sich aufzuheitern, um in Wallung zu kommen. Sie schaut also aus dem Fenster und entdeckt die Ostereier am Strauch, die schon wieder vergessen wurden abzunehmen. Jetzt, da das Laub vom Strauche fällt, sieht man sie an den Zweigen hängen, und das im November. Da geht einem doch das Herz auf, und Erinnerungen an die liebe Osterzeit werden wach. Im November, wo die Pfefferkuchen überall nach Lebkuchenart locken, denkt die verrückte Moni über schwingende Eier nach.

 

Zunächst hängen komischerweise nur noch rote und lila Eier an den Zweigen, die grünen und gelben sind scheinbar abgefallen und warten nun im feuchten Efeu auf ihre Wiederentdeckung. Schwarze Eier hatte Moni noch nie in ihrem Garten geduldet aber das soll hier nicht thematisiert werden. Ein schwarzes Ei hat etwas Faules an oder in sich, denkt Moni, wobei eines aus Plastik natürlich nicht. Es ist genauso unkaputtbar oder unverrottbar wie alle anderen auch. Plastik! Das ist ein Thema, was immer einmal hervorgeholt wird, wenn über das Klima debattiert wird, aber dann verschwindet es wieder, wie die Eier im Efeu, ohne endlich davon einmal etwas geklärt zu haben.

 

Die Eier an Weihnachten, nennt man Kugeln und sie sind nur selten aus Plastik, sie gehen deshalb schneller kaputt, so musste auch hier eine Lösung her. Diverse Leute unterhalten sich im Internet über das Problem, denn kleine Kinder und Katzen erhöhen durch ihre Lebendigkeit den Bedarf an solchen Weihnachtsbaumeiern. Bei Ikea würde man eine Tonne Kunststoffkugeln erwerben können, erfahrt Moni verblüfft. Man hätte sie das ganze Leben. Wenn man sie nicht mehr mag oder weil nun die Grundgefahr nicht mehr präsent ist, was nach 15 bis zwanzig Jahren anzunehmen ist, wenn nämlich Kind und Katze keine Attentate mehr auf die armen Christbaumkugeln planen, dann würde man die Plastik-Weihnachstbaumeier entsorgen können. Vielleicht im Meer? Da schwimmt schon so viel, auf ein paar Tonnen Kunststoff kommt es nun auch nicht mehr an.

 

Moni hat weder Katzen noch kleine Kinder und schmückt ihren Baum mit Glaskugeln, wobei sie selber auch schon einige davon zerschmissen hat. Vielleicht kommen in diesem Jahr nur Schleifen an die Zweige. Sie will die Basis darüber entscheiden lassen. Ein bisschen Demokratie muss sein.

 

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Tag der Veröffentlichung: 17.11.2013

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