"Ich bin dann mal weg!" rief ich meinen Eltern zu, bevor ich das Haus verließ. Ich trat in die schwüle Sommersluft hinaus. Ich ging mit schnellen Schritten zu meinem Fahrrad, welches am Zaun unseres Grundstückes lehnte. Ich trat ordentlich in die Pedale, um noch rechtzeitig zu unserem Volleyballtraining zu kommen, wofür ich schon ziemlich spät dran war. Beim Abbiegen warf ich einen Blick nach hinten und wunderte mich, wie man in der heißen Nachmittagssonne in einem schwarzen Auto mit abgedunkelten Fenstern fahren konnte. Auch wenn es schon Spätsommer war und es bald Herbst werden würde, war es noch sehr warm.
Doch dann kam ich bei meinem Verein an und meine Gedanken konzentrierten sich nun ganz auf die Planung unseres vorstehenden Spiels. Gerade als wir uns aufwärmen wollten, wurde die Türe mit einem lauten Knall aufgestoßen.
Ruckartig drehten sich alle Köpfe unseres Teams in Richtung Tür. Mehrere junge Männer betraten den Raum. Sie waren komplett in schwarz gekleidet, es war mir ein Rätsel, wie man bei solchem Wetter mit langen Hosen und engem T-Shirt rumlaufen konnte. Die Männer schritten auf die Mitte des Raumes zu.
Noch immer gehörte die gesammte Aufmerksamkeit unseres Teams ihnen, was nicht zuletzt daran lag, dass wir ein Mädchenteam waren, und man ziemlich gut die Muskeln unter den engen Shirts ausmachen konnte. Jedoch hatten die Männer auf mich eher eine bedrohliche Wirkung, als dass sie sexy wirkten, mit ihren Muskeln.
Als sie in der Mitte ankamen, schauten sie erst stumm ein mal in die Runde. Einer von ihnen schaute unseren Trainer an und bedeutete ihm, er solle den Raum verlassen. Ich fand sie erst ziemlich arrogant und selbstverliebt dass sie dachten unser Trainer würde uns alleine lassen, doch sehr zu meinem Erstaunen befolgte er ihre Aufforderung. Was dachte der sich dabei, einen Haufen Jugendlicher mit diesen muskelbepackten Fremden alleine zu lassen?
Dann ergriff einer von ihnen das Wort:
"Stellt euch in einer Reihe auf!"
Es klang wie ein Befehl und ich hatte das Gefühl, dass ich lieber tat, was er sagte. Doch scheinbar waren nicht alle so eingeschüchtert von der Präsenz der Männer wie ich. Ein vorlautes Mädchen aus meinem Team fragte provozierend:
"Und warum sollten wir das tun?"
Der Mann der gerade geredet hatte, schaute sie mit einem Stirnrunzeln an, als könne er nicht verstehen, wie jemand seinen Befehl missachten konnte.
"Damit wir euch anschauen können." Antwortete er, als ob dies offensichtlich wäre.
"Aber vielleicht wollen wir uns nicht begaffen lassen?" antwortete das Mädchen keck.
Obwohl mir ihre vorlaute Art oft auf die Nerven ging, bewunderte ich sie für ihren Mut, und war ihr Dankbar, dass sie das Wort ergriffen hatte.
"Aber wie sollen wir denn sonst eure Qualitäten sehen, wenn wir euch nicht anschauen dürfen?" fragte der Mann nun sichtlich verwirrt.
"Gar nicht" antwortete nun noch ein weiteres Mädchen aus dem Team "Geht doch einen Club, wenn ihr weibliche Formen sehen wollt!"
Der Mann der zu uns geredet hat, zog nur eine Augenbraue hoch. Dafür fing jetzt ein Anderer an zu reden:
"Ihr macht jetzt was wir sagen und stellt euch jetzt in eine Reihe auf. Dann sind wir auch ganz schnell wieder weg." Man konnte ihm anhören, dass seine Geduld bald am Ende war.
Doch mein Team blieb ganz ruhig. Man konnte sogar vereinzeltes Schnauben hören.
"JETZT!" brüllte auf einmal einer der Männer, ehe ich mich versah, hatte er schon eine Pistole gezückt und zielte in unsere Reihen. Nun hatten auch die Mutigeren unter uns ihren Mut verloren. Langsam stellten wir uns in einer Reihe auf.
"Na geht doch!" grinste der Mann mit der Pistole. Dann war eine Weile Stille. Bis zwei der Männer losliefen, vor jeder Einzelnen von uns kurz stehen blieben und sie betrachtete. Mein Herz kloppfte als sie bei mir ankamen. Einer der Männer nahm eine Strähne von meinen rötlichen Locken, welche sich aus meinem Zopf gelöst hatte, und wickelte sie um seinen Finger.
"Sind die echt?" fragte er mich gelangweilt.
"Also Extentions hab ich keine drin" antwortete ich leise.
Er zog an meiner Strähne, sodass ich meinen Kopf in seine Richtung neigen musste. Er beugte sich zu meinem Ohr und zischte gefährlich leise
"Ich meine die Farbe" Ich nickte leicht.
"Wie bitte, ich habe nichts gehört!" sagte er, wobei der Hohn nur so aus seiner Stimme triefte.
"Ja, das ist alles echt" gab ich nun leise zu.
"Na na na, nicht so schüchtern" raunte er mir leise ins Ohr.
Ich bekam eine Gänsehaut. Der Typ war wiederlich. Irgandwie schleimig, großkotzig und machomäßig. Er legte mir eine seiner Pranken an die Hüfte und zog mich aus der Reihe.
"Hey, lass mich los!" beschwerte ich mich lauter. Der sollte merken, dass ich nicht alles mit mir machen ließ, nur weil ich schüchtern war.
"Hey, hey, bleib mal ganz ruhig Kleine" spottete er.
Ich holte tief Luft und fing an zu schreien. Jedoch wurde mein Schrei sehr schnell durch eine warme, schwielige Hand erstickt.
"Die hier nehmen wir!" rief der Typ den Anderen zu.
Die hier nehmen wir, wie das klang, als ob ich eine Ware sei. Als ob sie über eine Wohnung reden würden.
"So, du kommst jetzt schön brav mit uns mit!" meinte der Mann mit gespielter Freundlichkeit zu mit. Als ob ich einfach so mitkommen würde. Da hatte der sich aber geschnitten. Ich biss ihm in die Hand und musste dabei einen Würgereiz unterdrücken. Dann trat ich ihm mit voller Wucht gegen das Schienbein. Ich hätte ihm auch woanders hin getreten, doch nur das Schienbein war in meiner Reichweite, da der Mann hinter mir lief, und immer noch meine Hüfte fest hielt.
"Jetzt reichts" zischte er mir nun wütend ins Ohr.
"Chris, Luca stellt sie ruhig!" rief er zu den Anderen rüber. Ruhig stellen klingt mal überhaupt nicht gut! Ich versuchte mich nur noch heftiger zu wehren. Ich trat wild um mich und ich traf bestimmt auch einige empfindliche Stellen, wie ich an dem Keuchen hinter mir erkennen konnte.
Doch dann wurde ich an den Oberarmen gepackt, und auf den Boden auf meine Knie gedrückt. Ich spürte, wie mir etwas Spitzes in den Arm gedrückt wurde. Dann wurde ich abrupt losgelassen. Offenbar gingen sie davon aus, dass ich für sie keine Gefahr mehr darstellte. Na denen werde ichs zeigen.
Ich stand auf und rannte, ohne mich umzuschauen aus dem Verein. Dass ich meine ganzen Sachen noch in der Umkleide hatte war mir im Moment herzlichst egal. Ich wollte einfach raus hier.
Mich wunderte es, dass mir keiner folgte, aber das sollte mir nur recht sein. Ich schwang mich auf mein Fahrrad, ich hatte mein Schloss dafür verloren, war im Moment nicht sonderlich traurig darüber und ich fuhr auf die Straße, mögichst schnell weg von den Typen.
Ich war noch nicht weit gekommen, als mich ein Schwindel erfasste.
Ich muss weiterfahren, sagte ich mir. Ich treppelte schneller und zu meinem Glück ging die Straße sogar leicht bergab, was es für mich leichter machte. Doch der Schwindel ging nicht weg. Im Gegenteil, langsam fing auch noch meine Sicht an zu verschwimmen. Scheiße, was hatten sie mir in den Arm gespritzt?
Egal, nicht drüber nachdenken. Einfach weiterfahren. Auf einmal neigte sich meine Welt gefährlich weit zur Seite.
"Jetzt haben wie sie!" hörte ich eine Stimme, doch sie klang weit entfernt.
Auf einmal spürte ich mein Fahrrad nicht mehr unter mir. Ich konnte gerade noch eine graue Wand erkennen, die in beängstigender Geschwindigkeit auf mich zurauschte. Wahrscheinlich segelte ich gerade gen Boden. Ob ich das überleben würde? Mein letzter Gedanke galt meiner Familie; meinem Vater, meiner Mutter und Fillo, meinem kleinen Bruder.
Dann kam der Aufprall, ich schrie und alles wurde schwarz.
Das erste was ich spürte waren Schmerzen. Sehr große Schmerzen. Dann kam die Freude. Ich lebte noch. Obwohl ich bergab vom Fahrrad gefallen war. Dann kam das Entsetzen.
Hatten die Typen mich eingeholt? Was hatten sie mir gespritzt? Wollten sie mich umbringen? Dann wieder Schmerzen. Ich muss mich auf etwas anderes konzentrieren.
Sollte ich die Augen öffnen? Wollte ich wirklich sehen, wo ich war? Oder wollte ich mich noch der Kleinkindillusion hingeben, wenn ich es nicht sehe, dann ist es auch nicht da.
Aber ich muss ja wohl irgandwann die Augen auf machen. Vielleicht war ich auch einfach in einem Krankenhaus. Und bald kommt ein Arzt rein, und sagt mir, dass alles gut wird. Genau so wird es sein. Mich hat irgendein Autofahrer ins Krankenhaus gebracht. Jetzt kann ich ja beruhigt sein. Dann kann ich ja auch die Augen auf machen. Ich muss sowieso auch noch aufs Klo. Und am besten jetzt, und nicht nachher. Also öffnete ich langsam meine Augen. Nur um sie sofort wieder zu schließen.
Das war definitiv kein Krankenhaus. Und bei mir Zuhause war ich auch nicht. Ich öffnete meine Augen wieder. Ich sah mich in dem kleinen Raum um. Es schien ein Schlafzimmer zu sein. Außer einem Bett und einem Stuhl befand sich nichts anderes mehr im Zimmer. Auch keine Person. Ich sollte fliehen, solange noch niemand bemerkt hatte, dass ich wach war.
Ich versuchte mich aufzusetzen, doch etwas hinderte mich daran. Als ich an mir runter sah, merkte ich auch was es war. Ich war an das Bett gebunden. Also definitiv kein Krankenhaus.
Ich rüttelte ein bisschen an dem Seil rum, welches quer über meine Brust und meine Arme verlief, doch es tat sich nichts. Ich versuchte auch meine Beine zu bewegen, welche ebenfalls festgebunden waren, doch sobald ich sie ein wenig bewegte wurde der Schmerz schlimmer.
Nach ein paar erfolglosen Versuchen das Seil zu lösen, war ich so weit, dass ich schon eine Schürfwunde über der Brust hatte. Doch das Seil hatte sich schon um ein paar Zentimeter gelöst. Gerade als ich nochmals mit aller Kraft gegen das Seil drückte ging die Tür auf, und ein junger Mann betrat das Zimmer.
Ich erkannte ihn, als den Mann, der mich im Training festgehalten hatte. Er grinste mich fies an, worauf er einen bösen Blick meinerseits erntete.
"Na ist unsere Kleine aufgewacht?" spottete er.
"Mach mich los!" befahl ich. Mit nicht sehr viel Erfolg.
"Ich bin übrigens Milan." stellte er sich vor.
Ich sagte nichts. Er musste ja nicht wissen wie ich hieß. Das ging ihn gar nichts an. Er schaute mich an und zuckte die Schultern.
"Ich bin hier, um dir einige Sachen zu erklären. Du hast bestimmt einige Fragen..."
"Mach mich los!" Fauchte ich ihn wieder an.
"Tja, das hättest du wohl gerne. Aber bis ich fertig bin, darfst du schön so liegen bleiben. Also..."
"Wird es sehr lange dauern?" unterbrach ich ihn.
Inzwischen machte sich meine Blase immer stärker bemerkbar.
"Na na, nicht so ungeduldig. Alles braucht seine Zeit." Er grinste mich an.
Dem machte es sicherlich Spaß mich hier so liegen zu sehen.
"Also ich müsste vor deinem Vortrag noch mal was erledigen" Ich wurde rot.
"Nein, du bleibst jetzt schön hier, du haust uns nicht ab."
Langsam wurde ich wütend. Der verstand aber auch gar nichts.
"Ich muss mal aufs Klo!" brach ich raus.
Ich wurde noch röter. Milan schaute mich nur verdutzt, und etwas ratlos an.
"Na gut" sagte er dann nach kurzem überlegen, "wegrennen kannst du eh nicht."
Er beugte sich runter und hatte innerhalb weniger Sekunden die Seile entfernt. Dann griff er unter meinen Nachen und in meine Kniekehlen und machte Anstalten mich hoch zuheben. "
Fass mich nicht an!" keifte ich ihn an. Er grinste schmierig, zuckte dann aber mit den Schultern, und meinte:
"Dann komm halt so mit." Und er ging aus dem Zimmer. Schnell stand ich auf, um mich nicht zu verlaufen. Fliehen konnte ich auch noch nach dem ich die Toiletten besucht hatte.
Doch als ich stand, drehte sich erst mal alles um mich. Als die Sicht wieder klarer wurde machte ich einige Schritte in Richtung Tür, nur um wieder stehen zu bleiben, weil mir vor Schmerz die Luft weg blieb. Auch wenn ich es nur ungern zugan, Milan hatte Recht. Wegrennen konnte ich in meinem momentanem Zustand nicht. Als sich der Schmerz wieder einigermaßen gelegt hatte, ging ich langsam und mit vorsichtigen Schritten aus der Tür, hinter der schon Milan auf mich wartete.
"Na, soll ich dich doch tragen?" fragte er höhnisch, doch ich starrte ihn nur böse an. Er zeigte mir einem Grinsen auf eine Tür am Ende des Ganges.
"Da sind die Damenklos."
Ich stöhnte, machte mich jedoch auf den schmerzhaften Weg zum Klo. Noch nie waren mir Fünfzig Meter so lange vorgekommen. Ich war erleichtert, als ich endlich da war. Erst auf dem Klo bemerkte ich, dass mein rechtes Bein komplett aufgeschürft war. Über das gesammte Bein zog sich eine blutige Kruste. Ich hatte Glück dass ich immer noch meine Sportklamotten vom Training trug, denn so scheuterte die kurze Hose wenigstens nicht.
Als ich fertig war, ging ich wieder auf den Gang raus, doch nirgendwo war Milan zu sehen. Wenn ich mir nur gemerkt hätte, wo die Türe war... Ich ging den Gang entlang, und öffnete auf gut Glück eine der Türen.
Das war sie definitiv nicht gewesen. In dem Raum saßen viele Männer um einen Tisch herum, und schauten mich jetzt alle verwundert an.
"Tschuldigung" nuschelte ich und wollte die Türe gerade wieder schließen.
"Halt, wenn du schon mal hier bist, kannst du auch gleich bleiben." unterbrach mich Jemand.
"Komm her!" Ich schloss die Türe und ging langsam auf den Tisch mit den Männern drauf zu.
"Hat Milan dich schon aufgeklärt?" fragte mich ein junger Mann.
"Ähm, nein?" antwortete ich leise.
"Gut, dann mach ich das kurz. Wir sind alle Gestaltenwandler. Wir verwandeln uns in Wölfe. Wir sind vom Aussterben bedroht, und müssen für Nachwuchs sorgen. Ein Gestaltenwandler kann allerdings nur Nachwuchs mit der Frau kriegen, auf die er geprägt wurde." Er holte Luft und schaute mich auffordernd an.
Aha. Werwölfe. Geht klar. Ich glaube, ich bin in einer Psychatrie gelandet. Welcher normale Mensch glaubt schon an Werwölfe? Wenn ich nicht so schüchtern wäre würde ich laut anfangen zu lachen.
"Du glaubst uns nicht?" Schloss der Typ ganz geistreich. "Ich kann es dir beweisen. Chris!"
Er winkte zu einem der Männer rüber, welcher dann auch aufstand und sich in eine leere Ecke des Raumes stellte.
Ich erkannte den Typen sofort wieder. Er war auch beim Training, und bei meiner Entführung dabei gewesen. Ich schaute ihn skeptisch an. Und der soll mir jetzt zeigen, dass es Gestaltenwandler gibt? Na dann bin ich mal gespannt. Noch hatte sich nichts getan.
Doch dann kam ein Wirbel von Farben auf, und einen Augenblick später stand ein Wolf vor mir. Ein großer Wolf. Ein sehr großer Wolf. Oh man, der Wolf war ja sogar größer als ich. Ich konnte mich nicht bewegen, sondern starrte den Wolf vor mir einfach nur mit offenem Mund an. Blinzelte. Der Wolf stand immer noch da. Einen kurzen Moment später stand wieder Chris als Mensch vor mir.
"So, hier hast du den Beweis. Ob du das jetzt glaubst, oder nicht, ist uns egal." redete der Typ von vorhin weiter.
"Und was hab ich jetzt mit dem allem zu tun?" fragte ich vorsichtig.
"Du warst... du schienst uns geeignet für eine Prägung. Hübsch, jung, gesund." Er redete von mir, als sei ich ein Experiment.
"Aber ich will nicht." wiedersprach ich.
Er überging das,"du bist ... wirst auf Kiran geprägt."
Als ob das etwas ändern würde.
"Ich will immer noch nicht!" "Das ist uns egal. Hier geht es einzig und allein darum, unsere Gattung vom Aussterben zu retten."
Ich öffnete den Mund um mich zu wehren, doch Chris kam mir zuvor:
"Deine Prägung findet heute Abend statt. Es war eigentlich nicht geplant, dass du so schnell wieder aufwachst, deshalb müssen wir dich heute Abend wieder betäuben."
Die denken wohl, sie könnten alles mit mir machen. Aber falsch gedacht. Nicht mit mir.
"Nein. Ihr werdet mich nicht betäuben. Und ihr werdet mich auch nicht prägen. Sucht euch jemand Anderen zur Rettung eurer Rasse."
Ich war sauer. Ich wollte nicht mit einem Fremden ein Leben lang zusammen sein. Ich habe nur ein Leben hier auf Erden, und dass möchte ich selber leben, so wie ich will. Da können mir auch keine Wölfe dazwischen kommen,...
"Wir werden dich prägen. Du wurdest nun mal ausgesucht. Chris, könntest du sie wieder in ihr Zimmer bringen, und stell klar, dass sie nicht abhaut."
Der Typ nickte Chris zu, welcher aufstand und mich mit einer Hand in meinem Rücken aus dem Zimmer schob. Er deutete auf eine Tür, und als ich sie aufmachte war das tatsächlich das Zimmer in dem ich erwacht bin. Doch es war nicht leer. Auf dem Stuhl saß ein junger Mann. Langsam fragte ich mich, ob es überhaupt noch andere Frauen außer mir in diesem Gebäude gab. Chris kümmerte sich nicht um den Mann, führte mich zum Bett, und bedeutete mir mich hinzulegen. Ich blieb stur auf der Bettkante sitzen, und schaute den Fremden an. Er hatte schwarze Haare und einen drei Tage Bart, was ziemlich sexy aussah. Er trug ein dunkles T-Schirt und eine verwaschene Jeans, welche ihm tief auf den Hüften saß. Unter seinem T-Shirt konnte man deutlich die gut trainierten Muskeln ausmachen. Würde ich ihn im Kino auf der Leinwand sehen, würde ich sicherlich zu sabbern anfangen. Doch heute war einfach zu viel passiert, als dass mein Gehirn noch irgendwelche Teenie-Reaktionen hervorrufen könnte. Ich schaute wieder in sein Gesicht und merkte, dass er mich ebenfalls musterte. Eine dunkle Vorahung beschlich mich.
"Ich bin Kiran" stellte er sich vor.
Seine tiefe raue Stimme würde normalerweise bei mir für Gänsehaut sorgen, doch ich war so fertig, dass ich nur kurz zusammenzuckte.
"Josie" stellte ich mich vor.
Dann erst realisierte ich, was er gesagt hatte.
Kiran. Mein zukünftiger Lebenspartner! Das wurde mir jetzt alles zu krass. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die das echt alles durchziehen. Mir wurde alles zu viel. Ich sprang von der Bettkante auf, und ging so schnell es mit meinem verletzten Bein ging, in Richtung Tür. Leider kam ich nicht sonderlich weit, da Chris noch im Raum war, und mich einfach wieder zurück zum Bett schob.
Er wollte wohl wieder hinlegen, und an dem Bett festbinden, doch ich blieb stur stehen. Ich war immer noch ein Mensch mit einem freien Willen. Na ja, zumindest hatte ich einen freien Willen, doch den respektierte niemand.
Chris nickte Kiran kurz zu, und bevor ich überhaupt reagieren konnte, lag ich wieder auf dem Bett. Chris zurrte gerade das Seil an meinen Beinen fest, achtete jedoch freundlicherweise darauf, dass es meine Wunden nicht zu sehr berührte. Kiran machte sich an dem Seil über meinen Oberkörper zu schaffen. Sie überprüften ob die Seile fest waren, dann verließ Chris den Raum. Ich schaute Kiran in seine dunklen Augen.
"Und mit dir muss ich mein restliches Leben teilen?" fragte ich ihn.
Es klang schroffer als beabsichtigt. Kiran zuckte die Schultern. Er sah auch nicht gerade begeistert aus.
"Außerdem müssen wir Kinder kriegen."
Ich erstarrte bei seinen Worten. Kindere. Mit ihm. Einem totalen Fremden. Einem Werwolf. Er schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an.
"Was hast denn du gedacht, wie wir vom Aussterben gerettet werden können?"
Ups. Punkt für ihn. Aber ich werde mit ihm ganz sicher keine Kinder kriegen. Da haben die sich aber sehr in mir getäuscht. Gerade als ich ihm das an den Kopf werfen wollte, kam Chris wieder. Zuerst dachte ich, er hätte einen Stift in der Hand, bis ich bemerkte, dass es eine Spritze war. Die machten jetzt echt ernst. Chris wollte mich doch jetzt nicht ernsthaft betäuben? Ich schaute ihn schockiert an, aber er blieb völlig emotionslos. Ich versuchte meine Arme unter meinem Körper zu verstecken, damit er nicht an meine Adern kam, doch Kiran griff nach meinem Arm, und hielt ihn fest, sodass Chris zustecken konnte. Sogleich umhüllte mich eine Müdigkeit, und ich viel in einen tiefen Schlaf.
Ich schlug meine Augen auf, undbefand mich auf einer grünen Wiese. Die Sonne schien, doch es war nicht die brennende Sommerhitze, welche ich mittlerweile schon gewohnt war. Ich ging langsam über die Wiese. Ich trug keine Schuhe, und das Gras kitzelte an meinen Fußsohlen. Plötzlich kam ein Wind auf. Dann sah ich eine Gestalt, welche langsam auf mich zukam. Doch die Gestalt schien nicht echt zu sein. Eher wie ein Geist. Mein Instinkt sagte mir, ich sollte wegrennen. Doch ich konnte mich nicht aus meiner Starre lösen. Erst als die Gestalt nur noch wenige Meter von mir entfernt war, drehte ich mich um, und rannte los. Doch der Wind hinderte mich daran. Er riss an meinen Kleidern und an meinen Haaren und ich konnte mich nur sehr langsam bewegen. Obwohl ich die Gestalt nicht sehen konnte, weil sie hinter meinem Rücken war, soürte ich sehr deutlich ihre Präsenz. Sie kam immer näher. Gleich hatte sich mich erreicht. Panisch versuchte ich noch einmal so schnell wie möglich Land zu gewinnen. Doch dann sah ich schon graue Nebelschwaden, welche sich wie Finger um meine Arme wickelten. Ich wurde herumgedreht. Mein Herz hörte auf zu schlagen, als ich diese Gestalt ansah. Sie bestand aus dichtem grauen Nebel, und an der Stelle des Kopfes war eine furchtbare Fratze. Die Gestalt nahm einen ihrer Nebelfinger von meinem Arm, und drückte sie fest auf mein Herz. Augenblicklich spütre ich an der Stelle meines Herzen starke Schmerzen. Dann nahm mich wieder die Schwärze in sich auf.
Kurz darauf befand ich mich in einem Wald. Es war schon dunkel, und ich konnte nicht viel erkennen. Ich hatte Angst. Wieso befand ich mich ganz alleine in einem Wald? Hinter mir knackte ein Ast. Ich drehte mich schnell um. Dann trat hinter den Bäumen Kiran hervor. Er musterte mich, während er langsam auf mich zulief. Als er mich nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt war, hob er die Hand und wollte sie mir an die Wange legen. Erschrocken trat ich einen Schritt zurück. Das ausdruckslose Gesicht Kirans veränderte sich, und auf einmal sah Kiran mich mit wutverzerrtem Gesicht an. Dann ging er einen Schritt zurück, und ehe ich reagieren konnte, sprang schon ein riesiger Werwolf auf mich zu. Ich wurde zu Boden gedrückt, und abermals spütre ich große Schmerzen. Der Werwolf öffnete sein Maul, und näherte sich meinem Hals. Ich bekam nun richtig Panik, und fing an zu schreien. Gerade als der Wolf nach mir schnappen konnte fing die Erde an zu beben. Ich schrie immer lauter, irgendwer musste mich doch hören, und mir hier raushelfen. Doch es kam niemand. Das Beben wurde immer stärker, und mit dem Beben auch meine Schmerzen. Dann spürte ich etwas Nasses, Kaltes in meinem Gesicht, und ich wachte endlich auf.
Ich war immer noch in dem Zimmer, in welchem ich eingeschlafen war. Neben mir stand Chris mit einem leeren Eimer, und ich vermutete, dass sich dessen Inhalt wohl gerade auf meinen Kopf ergossen hatte.
"Jetzt hör doch auf zu schreien!" brüllte mich ein fremder Typ an.
Ich verstummte und schloss meinen Mund.
"Na geht doch" murmelte der Typ, und drehte sich um, Richtung Türe.
"Ich geh mal Kiran holen." Meinte er zu Chris.
Kiran. Oh nein. Der wollte mich doch umbringen. Mein Traum war eine Warnung an mich. Kiran würde ganz sicher nicht zu mir kommen, während ich immer noch ans Bett gefesselt war.
"Nein!" rief ich.
Der Typ an der Tür drehte sich mit einem erstaunten Gesichtsausdruck zu mir um.
"Der kommt nicht hier her! Ich will ihn nicht sehen!" erklärte ich ihm.
Da fing er an zu grinsen.
"Na schon wieder eine. Wie der das immer schafft die Mädels so schnell zu vergraulen..."
WAS? Mein Prägungspartner war ein Playboy? Oder besser gesagt ein Playwolf? Na das konnte ja heiter werden.
"Da musst du jetzt durch Kleine" meinte nun Chris zu mir.
"Nein! Er will mich umbringen. Der kommt nicht in meine Nähe!" rief ich. Na fing der fremde Typ an zu lachen.
"Ich hab je keine Ahnung was Kiran mit dir gemacht hat, aber glaub mir, im Moment wird er alles wollen, nur nicht dich umbringen." meinte er, und wackelte mit den Augenbrauen.
Nein, die wollten mich nur alle in Sicherheit wiegen. Doch mein Traum hatte mich gewarnt. Kiran wollte mich ganz bestimmt umbringen. Ich versuchte mich aufzusetzen, doch die Seile waren zu fest.
"Ganz ruhig Mädel, ich bin gleich mit ihm zurück." versuchte mich der Typ mit einem dreckigen Grinsen zu beruhigen.
"Nein, ich..." doch da hatte er schon den Raum verlassen.
Jetzt bekam ich Angst. Ich zerrte immer kräfiger an den Seilen, und sie wurden sogar ein bisschen lockerer. Chris beobachtete mich nur mit einer hochgezogenen Augenbraue. Dann hörte ich Schritte auf dem Flur. Ich warf mich noch einmal mit aller Kraft gegen die Seile, und konnte schließlich aus dem Bett kriechen.
"Halt, was hast du vor?" fragte mich Chris.
"Ich hau ab!" antwortete ich ihm. Vielleicht war es nicht die klügste Idee meinem Feind meinen Plan zu verraten, aber ich hatte auf die Schnelle keine Lüge parat. Ich nutzte Chris' Verblüffung aus, und rannte an ihm vorbei aus dem Zimmer. Gerade noch konnte ich dem fremden Typen und Kiran ausweichen, bevor ich blindlings den Gang entlang rannte.
"Halt!" schrie mir der Typ hinterher. Doch ich dachte nicht dran. Ich riss die Türe am Ende des Ganges auf, und befand mich in einem Treppenhaus, welches ich runter raste. Unten stieß ich die Tür auf, und rannte auf die Straße, in meine Freiheit hinaus. Hauptsache weg. Das ich keine Ahnung hatte, wo ich mich eigentlich befand war mir im Moment herzlichst egal.
Ich rannte einfach immer gerade aus. Schon nach wenigen Metern hatte mein Bein angefangen zu brennen, doch ich ignorierte den Schmerz so gut es ging. Irgendwann musste doch eine Stelle kommen, die ich kannte. Nach gefühten Stunden kam ich in eine Straße, welche nur ein paar Minuten von meinem Zuhause entfernt war. Ich schleppte mich die letzten Meter zu unserem Haus. Als ich ankam war niemand da. Das war auch ganz gut so, denn wie hätte ich mein verschwinden und meine Wunde am Bein erklären sollen? Es hätte mir je keiner geglaubt, wenn ich sagte, dass ich von Werwölfen entführt worden bin. Ich ging erstmal ins Bad und nahm eine ausgiebige Dusche, und zog mich danach an. In der Küche machte ich mir noch ein leckeres Essen, mein Bauch knurrte jetzt erst recht. Man, ich hatte schon eine ganze Weile nichts mehr gegessen. Ich schaute auf die Uhr, es war schon spät abends. Ich wunderte mich langsam schon, wo denn meine Familie blieb. Gerade mein kleiner Bruder Fillo sollte doch um diese Uhrzeit längst im Bett sein? Ob die Wölfe sie gekriegt haben? Aber die kannten ja gar nicht unser Haus. Die hatten mich ja aus dem Training geholt, woher sollten sie dann also etwas über meine Familie und mich wissen?
Obwohl ich eigentlich gerade erst bei den Wölfen geschlafen hatte, spürte ich schon wieder Müdigkeit. Doch ich wollte noch wach bleiben, bis ich wusste, dass es meiner Familie gut ging. Ich setzte mich auf die Arbeitsfläche in der Küche und schaltete das Radio ein.
Ich zuckte zusammen. Mist, ich war doch eingeschaften. Dabei wollte ich doch wach bleiben. Aber es schien so, als sein meine Familie noch immer nicht zurück. Sie hätten mich ja kaum hier auf der Arbeitsfläche in der Küche schlaften lassen. Ich beschloss mir einen Kaffee zu machen, damit ich nicht wieder einschlief. Ich hüpfte von der Arbeitsfläche und holte Kaffeepulver
. "Kannst du mir auch einen machen?" hörte ich es in meinem Rücken fragen.
Ich schrie erschrocken auf und wirbelte herum. Hinter mir, und viel näher als erwartet stand Kiran. Sofort kam wieder die Angst hoch, welche der Traum ausgelöst hatte. Ich stolperte rückwärts, und spürte ich Kante der Arbeitsfläche in meinem Rücken. Oh Mist. Ich war ziemlich in die Ecke gedrängt. Mein Atem ging hektisch und unregelmäßig.
"W...Was machst d...du denn hier?" brachte ich raus.
Meine Stimme zitterte leich, und dafür hasste ich mich. Keine Schwäche zeigen. Er ist eh schon Kräftemäßiig überlegen. Ganz ruhig bleiben Josie, ganz ruhig, redete ich mir selber ein.
"He Kleine, ich bins nur. Ich wollte dir einen Besuch abstatten, weil ich dich vermisst habe."
Er ging einen Schritt auf mich zu.
"Nein, bleib weg. Geh zurück!" versuchte ich ihn panisch davon abzuhalten.
Er schaute mich amusiert an, ging aber tatsächlich einen Schritt zurück.
"Was ist denn los? Hast du Angst vor mir?"
Keine Schwäche zeigen Josie!
"Quatsch, ich kenne dich nicht. Wieso sollte ich da Angst haben? Meine Eltern haben mir nur gesagt, ich soll fremden Männern aus dem Weg gehen."
Ich hoffte durch diesen Satz mit meinen Eltern zu verdeutlichen, dass ich nicht alleine war und dass Jemand auf mich aufpasst. Doch leider erzielte ich damit eher das Gegenteil.
"Das hätten sie auch mal lieber tun sollen, sich nicht auf Fremde einlassen" murmelte Kiran.
"Was hast du mit meinen Eltern getan?" Ich wurde lauter.
"Also ich habe nichts getan" stellte er klar.
"Aber mein Rudel war der Meinung, dass du ... sagen wir mal einen kleinen Stoß in die richtige Richtung brauchst."
"Was. Habt. Ihr. Getan?" wiederholte ich gefährlich lese meine Frage noch einmal.
"Deine Eltern sind bei uns im Gebäude. Dein Bruder übrigens auch. Und die werden sie nicht gehen lassen, bis du wieder mitkommst." Er klang nicht gerade glücklich, als er mir das sagte.
"Das ist Erpressung!" schnaubte ich empört.
"Was willst du tun? Zur Polizei gehen, und sagen, dass die Wölfe erpressen?" er klang genervt.
"Und wenn ich jetzt mitkomme, dann lasst ihr sie wirklich gehen?" fragte ich vorsichtig.
"Nur wenn du auch bleibst. Und du darfst deine Familie vorerst nicht mehr sehen." Ich schluckte
"A...Aber... Was heißt vorerst?" änderte ich meine Frage.
"So die erste Zeit unserer Prägung. Also nur ein paar Jahre."
Ein paar Jahre.
Jahre.
"Das... Das geht nicht!"
Tränen sammelten sich in meinen Augen. Meine Familie ein paar Jahre nicht sehen. Nicht sehen, wie mein kleiner Bruder wächst, sich entwickelt, immer größer wird. Meine Eltern nicht mehr sehen. Mein über alles geliebter Vater, mit dem man so gut lachen konnte. Der alles immer positiv sah. Meine liebe Mutter, mit ihren guten, manchmal auch sinnlosen oder witzigen Ratschlägen. Das ging nicht. Ich war noch nicht einmal erwachsen. Ich brauchte meine Familie. Es mag zwar unreif sein, doch ich hing noch sehr an ihnen. Sie waren meine Bezugspersonen. Während Freunde kamen und gingen, war meine Familie immer da. Für mich da. Ich war unfähig etwas zu sagen. Ich spürte nur, wie sich langsam eine Träne den Weg über meine Wange bahnte. Und der einen Träne folgten weitere. Es war mir egal, dass ich keine Schwäche zeigen durfte. Wenn er mich umbringen wollte, dann hätte er es eh schon getan. Ich stand noch eine Weile da, und mir liefen die Tränen still die Wangen runter. Dann spürte ich, wie Kiran sich auf mich zu bewegte. Es war mir egal. Ich war im Moment so mit Trauer erfüllt, dass ich mich auch nicht geregt hätte, wenn eine Horde bewaffneter Einbrecher gekommen wäre.
"Komm her Kleine."
Seine tiefe Stimme hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Ich spürte, wie ich sanft an eine Brust gezogen wurde. Unter anderen Umständen hätte ich sicherlich angefangen zu sabbern, bei diesen Muskeln, welche ich unter seinem Pulli spürte. Doch jetzt war ich einfach froh über die Umarmung. Ich spürte wie sich seine Muskeln anspannten, und kurz darauf spürte ich das Sofa unter mir. Ich wollte gern noch eine Weile in meinem Zuhause bleiben, doch ich dachte an meine Familie, die jetzt bestimmt auch gerne hier wäre.
"Sol...Sollen wir gehen?" meine Stimme brach am Ende.
"Wir können auch noch bleiben, wenn du das brauchst..." Ich schüttelte stumm den Kopf.
Dann stand ich mit wackeligen Beinen auf, und ging zu unserem Sideboard, holte Zettel und Stift und wollte einen Abschiedsbrief schreiben. Doch Kiran nahm mir den Stift wieder weg, und schüttelte den Kopf.
"Sie wissen nichts. Das dürfen sie auch nicht."
"Nur einen ganz kurzen Satz?" bat ich.
Zögernd gab er mir den Stift.
Ich liebe euch ganz dolle. Ihr seid eine tolle Familie.
Josie
Ich schaute ihn an.
"Ich packe noch kurz meine Sachen?" meinte ich. Doch er schüttelte den Kopf.
"Das geht nicht. Du kriegst aber neue Klamotten bei uns." Ich seufzte.
Daraufhin spürte ich eine Hand an meinem Rücken und sah auf. Kirans Blick begegnete meinem. Ich war sofort gefesselt von diesen Augen. So dunkel und geheimnisvoll. Und doch konnten sie so fürsorglich aussehen. Ich schaute ihn an, und machte mir keine Mühe meinen Schmerz und meine Trauer zu verstecken. In seinen Augen konnte ich etwas wildes sehen. Etwas, was mir nicht so menschlich vorkam. Doch auch Mitgefühl konnte ich entdecken. Ich bekam durch seine Augen wieder ein wenig Kraft. Wir standen eine ganze Weile so dar, jeder vertieft in die Augen des Anderen.
Dann löste ich mich aus meiner Starre und schaute Richtung Boden. Es war nicht fair meine Familie warten zu lassen. Ich werde wohl auch noch in Zukunft genügend Zeit haben, Kiran anzuschauen.
"Gehen wir." Sagte ich leise.
Und schweren Herzens ging ich mit Kiran aus der Türe. Ich ließ mein Zuhause und meine Familie zurück. Noch einmal rollte mir still eine Träne über die Wange. Dann machten wir uns auf den Rückweg.
Der Rückweg war ziemlich beschwerlich. Kiran schien mir wohl hinterhergerannt zu sein, denn wir mussten zurück laufen. Ich war erst ganz froh darüber. Ich wollte noch nicht so schnell von meinem Zuhause weg, und ich legte keinen besonderen Wert wieder in das Gebäude der Wölfe zu kommen. Doch schon nach ein paar Minuten tat mir mein aufgeschürftes Bein höllisch weh. Ich biss die Zähne zusammen, und lief weiter. Obwohl es mir vorhin nichts ausgemacht hatte, dass Kiran einen meiner schwachen Momente gesehen hatte, wollte ich jetzt wieder Stärke zeigen. Ich blieb bestimmt nicht wegen ein paar Kratzern stehen. Zumal meine Familie auf ihr Zuhause wartete. Eine Weile ging das ganz gut so, doch es war inzwischen schon sehr spät in der Nacht, trotz meines kleinen Nickerchens auf der Arbeitsfläche war ich gut müde, und mein Bein tat mit jedem Schritt mehr weh. Kiran lief nun einen halben Schritt vor mir. Ich würde so gerne einfach einen Moment stehen bleiben, mich kurz ausruhen... Nein Josie, denk an deine Familie. Nur weil du so wehleidig bist, müssen sie länger bei den Wölfen bleiben. Ich ging weiter. Doch bald lief Kiran schon mehr als einen Schritt vor mir. Man, der hatte es aber eilig. Warum musste der auch so rennen? Das solltest du vielleicht auch tun Josie, sagte eine meiner inneren Stimmen zu mir. Nach ein paar Minuten drehte sich Kiran genervt zu mir um.
"Was ist los? Kannst du nicht mehr?" fragte er spöttisch.
Huch, wo war den auf einmal der verstädnisvolle Kiran geblieben?
"Doch natürlich kann ich noch!" log ich, auch wenn alles in mir nein schrie.
"Na dann lauf mal zu. Ich will nähmlich noch vor dem nächsten Morgen ankommen!" und damit drehte er sich wieder um, und beschleunigte seine Schritte. Ich hatte Mühe mitzuhalten. Komm schon, tu es für deine Familie, sagte ich mir immer wieder. Auf einmal bog Kiran in einen Waldweg ein. Mitten in der Nacht. Keine Spatziergänger waren da. Und nur Kiran und ich alleine.
"Hey Kiran, da bin ich aber nicht lang gelaufen!" rief ich ihm zu.
Er drehte sich um
"Nein, aber das ist eine Abkürzung. Sonst kommen wir in deinem Tempo heute nicht mehr an. Du hast doch nicht etwa Angst allein mit mir im Wald zu sein?" fragte er, und hob spöttisch eine Augenbraue.
"Natürlich nicht. Ich habe mich nur gewundert..." log ich.
Er musterte mich noch einmal amüsiert, dann drehte er sich um, und ging weiter. Im Wald war es sehr dunkel. Es kam fast kein Mondlicht durch die Bäume, und auch die Beleuchtung der Straßenlaternen fehlte. Meine Augen mussten sich auch erst an die Dunkelheit gewöhnen, weshalb ich die Wurzel erst bemerkte, als ich schon über sie flog. Mit einem leisen Aufschrei flog ich auf den Weg. Die Schmerzen in meinem Bein schwollen zu einem Brennen an. Mist, als ob das nicht gereicht hätte. Immer musste sowas mir passieren. Ich blieb noch kurz auf dem Weg liegen, und sammelte Kraft, um wieder aufzustehen.
"Wirds bald?" hörte ich Kiran gereitzt fragen.
Kein ist alles in Ordnung kein hast du dir weh getan. Sondern einfach nur Wirds bald. Na das wird ja ein Spaß, wenn ich mit dem mein Leben verbringen muss. Ich stemmte mich hoch, und stützte mich am Baum ab. Kurz wurde mir schwindelig, doch das legte sich schnell wieder. Dann spürte ich, wie etwas warmes mein Bein runter lief. Ich schaute zu meinem Bein, konnte aber wegen der Dunkelheit nichts erkennen. Ich fasste vorsichtig an die Wunde, und hielt mir dann die Hand vor die Augen, in der Hoffnung irgendetwas zu erkennen. Es war eine dunkle... Blut. Meine Wunde hatte vermutlich bei dem Sturz wieder angefangen zu bluten. Ob ich es ihm sagen sollte?
"Ähm, Kiran, ich blute" murmelte ich leise.
"Danke für die Information, ich hätt's fast nicht gemerkt." Meinte er sarkastisch.
Ich schaute ihn verwirrt an. Er tippte sich genervt auf die Nase. Ach so. Wie Klischeehaft. Hunde und Wölfe hatten eine gute Nase. Doch anscheinend juckte es ihn nicht, dass es mir nicht gut ging. Aber ich würde ihn ganz sicher nicht fragen, ob er mir helfen konnte. Abgesehen davon, dass er bestimmt eh nichts tun konnte, wollte ich ihn nicht noch mehr Anlass geben, genervt von mir zu sein. Mit diesem Mann musste ich schließlich mein zukünftiges Leben verbringen.
Ich stieß mich vom Baum ab.
"Gehen wir weiter" meinte ich entschlossen.
Doch meine Stimme klang nicht ganz so kräftig wie ich es wollte, eher müde und erschöpft. Ich lief noch eine ganze Weile hinter Kiran her. Doch ich stolperte immer häufiger. Irgendwann drehte sich Kiran zu mir um und meinte
"So wird das nichts!" dann packte er mich an den Oberschenkeln, womit er mir einen Schmerzensschrei entlockte, welchen er aber ignorierte, und legte mich über seine Schulter.
Er beschleunigte seine Schritte, und wir rannten nun fast durch den Wald. Seine Hände blieben auf meinen Oberschenkeln liegen, und an der Stelle wo sie meine nackte Haut berührten, breitete sich eine angenehme Wärme aus. Ich fiel in einen leichten Schlaf, durch das gleichmäßige Schwanken.
Es wurde hell und wärmer. Mir war bis jetzt gar nicht bewusst gewesen, dass es im Wald nicht gerade warm war. Ich würde nicht gerade sanft auf eine Matratze geschmissen. Ich öffnete kurz die Augen, doch als mich das helle Licht blendete, schloss ich sie schnell wieder.
"Alter, die ist ja voll fertig, was hast du mit ihr gemacht?" hörte ich eine Stimme fragen, und kurz darauf ertönte ein dreckiges Lachen, das mit 90 prozentiger Wahrscheinlichkeit zu Milan gehörte.
"Wir sind heimgelaufen!" hörte ich Kiran sagen, und ich meinte sogar noch ein Grinsen in seinen Worten zu hören.
"Oh, das ist aber nicht gerade gentlemen like!" spottete ein Anderer.
Hä, war er etwa doch mit dem Auto gekommen? Ich beschloss ihn zu fragen, wenn ich wieder wach war. Kurz darauf glitt ich in einen tiefen Schlaf.
"Hey, aufwachen! Du hast schon lange genug geschlaften. Der Boss will dich sehen!"
So sanft wurde aus meinem Tiefschlaf geweckt. Ich grummelte vor mich hin und drehte mich auf die andere Seite. Daraufhin wurde mir auf einmal kalt, weil meine Decke verschwunden war.
"Ich gebe dir 10 Sekunden, dann schleppe ich dich in Unterwäsche zum Boss!" meinte die Stimme. In Unterwäsche? Schlagartig war ich wach.
"Also, geht doch!" meinte Chris, welcher am Bettrand stand. Ich schaute an mir runter. Ich trug wirklich nur Unterwäsche. Aber ich konnte mich nicht daran erinnern, mich ausgezogen zu haben.
"Wieso habe ich nichts an?" fragte ich Chris vorwurfsvoll.
"Och, ich würd sagen du hast viel an." grinste dieser. Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Ich hatte Chris etwas stiller, zurückhaltender eingeschätzt.
"Also Milan wollte dir noch mehr ausziehen. Du kannst froh sein, dass ich dabei war." Oh.
"Danke" murmelte ich. Also hatte ich ihn doch nicht falsch eingeschätzt. Stellte sich jetzt nur noch die Frage, wie Milan dazu kam, mich auszuziehen. Ich würde bei Gelegenheit mal nachfragen. Aber viel wichtiger war jetzt die Frage, wo ich Klamotten herbekam.
Ich schaute Chris an, "hätte irgendwer vielleicht die Güte, mir Klamotten zu bringen?"
Chris' Wangen wurden ein kleines bisschen dunkler. Irgendwie süß.
"Die Klamotten sind leider in einem anderen Zimmer..." meinte er.
"Und wie kommen die dann zu mir?" fragte ich wenig geistreich.
"Gar nicht." Meine Kinnlade klappte auf.
"Du kommst zu den Klamotten." Ich klappte meinen Mund wieder zu. Dann stand ich auf.
"Gehen wir zu den Klamotten!" meinte ich. Chris musterte mich und zog kritisch eine Augenbraue hoch.
"In diesem Aufzug?"
"Naja, ich hab halt nichts anderes...?" Chris zog sich sein T-Shirt über den Kopf und reichte es mir. Er entblößte damit einen perfekt trainierten Oberkörper und ich musste mich anstrengen nicht fasziniert zu starren. Ich bemerkte Chris' amüsierten Blick und schaute schnell auf meine Hände.
"Danke" murmelte ich und schlüpfte in sein Shirt.
Er roch gut, wenn auch nicht so gut wie Kiran mit seinem männlichen Duft nach vom Regen nassen Wald. Aber immerhin waren die wichtigsten Stellen bedeckt, denn sein Shirt ging bis zur Mitte meines Oberschenkels.
Chris ging vorraus, wir waren wieder in einem der endlosen Gänge gelandet, ich fragte mich, wie man sich hier nicht verlief, wenn doch alle Türen gleich aussahen.
Plötzlich ging eine der Türen auf und Kiran kam heraus gestürmt. Ich schaffte es gerade noch vor ihm stehen zu bleiben und nicht in ihn rein zurennen. Er schaute verärgert, als er mich sah, doch dann runzelte er die Stirn und fragte scharf
"von wen ist das T-Shirt?"
"Äh... Chris?" bekam ich heraus. Ich spürte, wie mein Blut in den Kopf floss. Na toll, jetzt sah ich auch noch aus wie eine Tomate. Eigentlich hatte ich gar keinen Grund zu erröten, allerdings reichten bei mir scchon kleine unangenehme Momente um mich wie eine Ampel leuchten zu lassen.
Kiran schaute kurz zu Chris, welcher ohne Oberteil neben uns stand. Dann galt sein Blick wieder mir.
"Und warum hast du Chris' T-Shirt an?" fragte er bissig.
"A...Also wenn du willst, k...kann ich es auch wieder ausziehen?" meinte ich erstaunt und zog mein T-Shirt hoch. Ich nahm unbewusst war, wie Kiran die Luft zwischen den Zähnen einsog. Doch als ich das Shirt gerade über den Kopf ziehen wollte, wurde ich aufgehalten.
"Nein!" rief Kiran. Chris kicherte im Hintergrund leise. Jetzt schaute ich Kiran total verwirrt an.
"Hä? Grad wolltest du doch..." aber ich wurde unterbrochen,
"Ich wusste nicht, dass du nichts mehr drunter hast!" meinte Kiran genervt. Man, was hatte ich ihm denn getan, dass er so angepisst war?
"Also eigentlich wollte ich nur Chris' Muskeln bestaunen, und habe ihn gebeten, sein Shirt auszuziehen. Außerdem habe ich noch ziemlich viel an, oder Chris?" gab ich arrogant zurück.
Na, was der konnte, konnte ich auch. Oder halt auch nicht. Denn Kiran packte mich an den Oberarmen und drückte mich gegen eine Wand.
"Hey, was..."
"Jetzt hör mir mal gut zu Kleine. Du bist MEINE Frau, ob du's willst oder nicht. Und du hast dich mit niemand anderem zu vergnügen. Ich muss noch eine ganze Weile mit dir zusammen sein, also stell dich gefälligst nicht gegen mich oder meine Befehle." Oh Er war richtig wütend. Aber das war ja nicht meine Schuld.
"Wenn ich nicht an Andere geraten soll, dann halte gefälligst deine Hündchen zusammen. Du kannst mir keine Vorwürfe machen, wenn du deine Frau wehrlos bei diesem Milan lässt." keifte ich zurück.
"Außerdem bin ich kein Objekt. Ich gehöre niemanden." Doch er hörte mir nicht mehr zu.
"Milan also" murmelte er zu sich selbst. Es klang, als würde Milan ordentlich Ärger kriegen. Na das geschah ihm aber auch ganz recht. Doch weshalb regte er sich so auf, er konnte mich doch eh nicht leiden.
Ich wollte gerade meinen Mund öffnen, als Chris sich kurz räusperte.
"Wir müssen zum Boss." Kiran wich von mir zurück, und schaute mich spöttisch an.
"Na viel Spaß, da komm ich auch gerade her." Dann ging er den Gang entlang, und Chris bedeutete mir mit einem Kopfnicken zu folgen.
Wir gingen noch eine Weile, bis wir zu einem Zimmer mit einer bunten Tür kamen. Die Tür war wirklich bunt. Ganz viele Striche in den unterschiedlichsten Farben zierten die Türe. Na die würde sogar auch ich von den Anderen unterscheiden können. Chris hielt mir die Türe auf, und ich trat in das Zimmer ein. Das Zimmer war eigentlich ein begehbarer Kleiderschrank. Nur dass nicht wirklich viele Kleider drin hingen. Ich lief auf einen Stapel zu, und zog mir schnell andere Unterwäsche, eine lange Jeans und ein T-Shirt an. Obwohl die Jeans bei meiner Wunde am Bein scheuerte, wollte ich keine kurze Hose anziehen, denn so kam wenigstens kein Dreck in die Wunde, und es war nicht gleich für jeden sichtbar. Ich musste feststellen, dass alles ganz genau passte und das T-Shirt meine Figur sehr betonte. Meine getragene Sachen legte ich auf einen Haufen, wo ich auch meine Kleider von gestern, oder besser gesagt von heute Nacht erkennen konnte. Dann ging ich wieder auf den Flur, wo Chris schon auf mich wartete.
"Dann wollen wir mal!" er ging mir vorraus und führte mich zu eine der unzähligen Türen. "Hier gehts rein!" meinte er freundlich.
"Kommst du nicht mit?" fragte ich etwas erstaunt. Ich wollte ungern ganz alleine zu ihrem Boss gehen. Wer auch immer das war.
"Nein, das geht mich nichts an." Oh jeh, war das so schlimm? Chris muss wohl meine Gedanken erraten haben, denn er sagte freundlich:
"Du schaffst das schon. Wird nicht so schlimm werden. Kiran hat es ja auch überlebt."
Als ob mich das beruhigte.
"Und noch einen Tipp, reize ihn nicht so sehr, dass könnte sonst unangenehme Folgen haben." Also das beruhigte mich jetzt definitiv nicht mehr. Ich holte einmal tief Luft und drückte die Türklinke herunter.
"Viel Glück, ich warte hier drauße auf dich." Hörte ich Chris noch sagen, dann betrat ich den Raum.
In dem Raum befand sich ein Schreibtisch, hinter welchem ein Mann mittleren Alters saß. Er war ganz in schwarz gekleidet, und hatte schwarze Haare, welche jedoch schon von einzelnen grauen Strähnen geziert wurden. Er schaute sehr streng. Neben dem Tisch standen zwei... Bodyguards. Anders konnte man die Muskelbepackten Kerle mit einer dunklen Ausstrahlung nicht bezeichnen. Sie waren ebenfalls ganz in schwarz, und musterten mich mit neutralem Blick. Ich schloss die Türe und blib ein paar Schritte vor dem Schreibtisch stehen.
"Setz dich doch!" forderte mich der Mann hinter dem Tisch auf.
Er hatte eine ruhige Stimme. Ich ging zögernd zu dem Stuhl und setzte mich auf die Stuhlkante. Ich betrachtete den Mann vor mir näher. Von ihm ging eine beruhigende, ja fast väterliche Ausstrahlung aus. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich vor diesem Menschen Angst haben musste. Und mein Gefühl in solchen Dingen hatte sich noch nie getäuscht.
"Ich bin Bob. Der Rudelführer." stellte er sich vor.
Das war also der Mann, den alle hier Boss nannten. Von Chris hatte ich heraushören können, dass es streng war und Chris Respekt vor ihm hatte. Doch auf mich wirkte er ein wenig väterlich. Ich mochte ihn auf Anhieb. Auch wenn er mich durch seinen Befehl in diese Situation gebracht hatte. Ich fand man sah ihm an, dass er das Beste für sein Rudel wollte.
"Die Anderen haben dir bestimmt schon gesagt, warum du hier bist." es war eher eine Feststellung, als eine Frage. Ich antwortete trotzdem.
"Ja, weil das Rudel vom Aussterben bedroht ist."
"Du bist auf Kiran geprägt worden. Ich weiß, dass das keine angenehme Erfahrung ist, aber ich möchte für mein Rudel einfach nur das Beste." Damit bestätigte er meine Einschätzung.
"Ja, ich glaube ich kann Sie verstehen. Auch wenn ich mich nicht sonderlich wohl damit fühle." Er schaute mich kurz mit undefinierbaren Ausdruck in seinen Augen an. Fast kam es mir vor, als könnte ich darin etwas wie Sorge sehen, doch das konnte nicht sein, denn sonst hätte er ja nicht so gehandelt.
"Das tut mir leid für dich, aber ich denke, dass es sich bald ändern wird." Ich schaute ihn verständnislos an. Er lachte leise.
"Na das haben sie dir dann wohl doch nicht gesagt." Ich schaute noch verwirrter. "Was glaubst du, wozu die Prägung gut ist?" fragte er mich.
"Damit die Wölfe Kinder kriegen können?" fragte ich unsicher.
"Ja, das auch. Aber auch, damit es keine Rivalitäten unter den Wölfen gibt. Damit sie sich innerhalb eines Rudels nicht untereinander bekämpfen und somit das ganze Rudel schwächen."
Aha. Und was genau hatte das mit der Prägung zu tun?
"Ich würde sagen, das ist ein wenig, wie in unserer Gesellschaft. Die Heirat tritt erst... in Kraft, nach der Hochzeitsnacht. Und so ist es eigentlich auch bei uns."
Langsam verstand ich, woraus er hinaus wollte. Aber dazu würde es bei uns niemals kommen. Ich hatte ja nicht vor, mit einem wildfremden Mann zu schlafen. Als hätte Bob meine Gedanken erraten, redete er weiter:
"Doch es ist auch schon davor eine gewisse Anziehung spürbar. Diese Anziehung verstärkt sich, bis es irgendwann dann zu der Hochzeitsnacht kommt, und dann die Prägung voll einsetzt." Oh nein. Das heißt ja dann, dass ich Kiran hoffnungslos verfallen werde. Das wird aber peinlich.
"Damit das Pärchen dann ungestört sein kann, während dieser verschieden Phasen, wird es so lange ungestört leben können, bis die Prägung vollzogen ist. Das ist zum Schutz des Pärchens, und nicht zur Erpressung, oder als Druckmittel gedacht."
Also würden sie mich mit Kiran in die Einöde schicken. Bis ich mit ihm geschlafen hatte. Ach du großer Gott. Dann war da niemand, der mir helfen konnte. Nur ich und Kiran. Kiran und ich. Nein. Nein. Nein. NEIN. Ich wollte das alles nicht. Ich schaute Bob vorwurfsvoll an.
"Scheint so, als bräuchten Sie sehr schnell Nachwuchs."
Bob schaute mich ein wenig traurig an.
"Du siehst dass jetzt alles aus einem anderen Blickwinkel. Für dich tut mir das sehr leid, aber wir können leider keine Ausnahme machen. Vielleicht wirst du es irgendwann verstehen. "
"Ja, vielleicht."
Damit stand ich auf, und verließ das Büro von Bob, ohne mich noch einmal umzudrehen. Auf dem Flur wartete Chris auf mich. Er schaute mich kritisch an. "Keine Sorge, ich werden schon keinen hysterischen Anfall kriegen. Zumindest jetzt noch nicht" meinte ich freundlich zu ihm. Er musterte mich noch einmal kurz, wie um abzuschätzen, ob ich die Wahrheit sagte, doch dann ging er vorraus, und wir landeten schließlich wieder bei dem Zimmer mit der bunten Türe und den Kleidern.
"Was...?" fragte ich Chris, doch ich wurde sofort unterbrochen:
"Du musst noch packen."
"Ach so..." das heiß, es würde schon sehr bald losgehen.
"Warm oder kalt?" man musste ja wissen, für welchen Wetter man packen musste.
"So dazwischen. Unefähr Pulli Wetter." Ich wollte gerade die Türe öffnen, als Chris hinzufügte "Und nur das nötigste."
Mein Kopf drehte sich ruckartig zu Chris, um zu sehen, ob er das zweideutig gemeint hatte. Doch hatte er nicht. Er schaute micht ernst an. Erst als er meinen schockierten Blick bemerkte, fin er an zu grinsen, doch er fügte schnell hinz:
"Es gibt... nun ja ich würde sagen kaum Platz. Ein Rucksack müsste reichen."
Meine Gesichtszüge entspannten sich wieder. Ich öffnete die Tür, und während ich hineining meinte ich noch etwas wie "Na da hat Kiran aber ganz schön was zum arbeiten" vom Chris zu hören.
Ich war mir aber nicht sicher, ob ich mir das nur eingebildet hatte, und so schloss ich schnell die Türe, um meine Sachen zu packen. Ich fand einen kaki - farbenen Rucksack bei den Kleidern. Ich verschaffte mir kurz einen Überblick über die Klamotten, und hielt mich relativ genau an das Pulli-Wetter von Chris. Ich legte keinen Wert darauf, ob die Sachen schön oder sexy aussehen würden. Ich wollte das alles nicht, und ich würde versuchen so lange es noch ging, die Sache... zu verzögern.
Nach relativ kurzer Zeit hatte ich meinen Rucksack gepackt. Ich legte bei Kleidung hauptsächlich Wert darauf, dass sie bequem und warm war. Einen Kulturbeutel oder Hygeneartikel hatte ich nirgens gefunden, also ging ich davon aus, dass es, wo auch immer wir hingingen, etwas vorhanden sein würde. Da ich nicht wusste, was ich nun machen sollte, beschloss ich hier im Zimmer auf jemanden zu warten. Ich setzte mich auf den Boden und lehnte mich gegen die Türe. Ich starrte auf den kaki - farbenen Rucksack in der Mitte des Zimmers. Ganz schön armselig. In diesem kleinen Rucksack war eigentlich alles, was ich zum Leben brauchte. Und es war auch alles, was ich für die nächste Zeit hatte. Andere Mädchen, wie es sie auch an meiner Schule zu Hauf gab, hätten Probleme gehabt, überhaupt ihre Hygeneartikel in den Rucksack zu kriegen. Bei denen wäre es bestimmt ganze drei Koffer geworden. In dieser Hinsicht war ich schon anders, als der normale Teenager. Vielleicht war das auch der Grund, warum ich keine richtig guten Freunde hatte. Gerade jetzt fühlte ich mich sehr allein.
Ich stierte weiterhin den Rucksack an. Das sah alles so unpersönlich aus. Gerne hätte ich noch etwas von mir mitgenommen. Einen Teddybär. Ich weiß, das klingt kindisch, aber ich liebte meinen Teddybär. Er war ein Geschenk von meinem kleinen Bruder Fillo gewesen. Langsam wurde ich immer trauriger. Bald würde ich nicht mehr die selbe sein. Ich würde bald schon Mutter sein, und mein Mann ein Fremder für mich. Langsam bahnte sich eine Träne den Weg über meine Wange. Ich schämte mich nicht, dass ich weinte. Vor anderen, vor allem bei Kiran wollte ich keine Schwäche zeigen, doch jetzt sah mich niemand. Dann konnte ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen. Solche Momente würde ich in Zukunft wohl eher weniger haben. Die Zukunft. Was bedeutete das für mich...? Bevor ich noch weiter in Selbstmitleid versinken konnte, spürte ich ein Ruckeln an der Türe. Dann wurde ich von der Türe zur Seite geschoben. Chris steckte seinen Kopf durch die Türe, und fragte
"Bist du fertig?" dann sah er meine nassen Wangen.
Er hockte sich neben mich und hielt mich im Arm. Kurz verspannte ich mich, doch dann spürte ich, dass Chris mich nur trösten wollte und ich entspannte mich wieder. Meinem Gefühl konnte ich in dieser hinsicht immer trauen. Egal was ein Mensch vorhatte, oder ob er gute oder schlechte Absichten hatte, mein Gefühl verriet es mir. Und es täuschte sich nie. Das hatte ich im Laufe meines relativ kurzen Lebens schon festgestellt. Angesichts der Tatsache, dass ich über mein kurzes Leben nachdachte, flossen nur noch mehr Tränen. Ich spürte wie Chris mich noch ein bisschen fester drückte, genoss noch kurz die Umarmung, bevor ich mir die Wangen abwischte und ein leichtes Lächeln aufsetzte.
"Ich bin fertig" brachte ich leise über die Lippen. Chris lächelte mir aufmunternd zu, stand auf und zog mich mit ihm hoch.
"Dann können wir ja losgehen, oder?"
Ich nickte leicht und hängte mir einen Riehmen des Rucksacks über die Schultern. Chris zögerte beim Anblick des Rucksacks kurz. Ich schaute ihn fragend an.
"Na Kiran's Sachen passen da nicht mehr rein" murmelte dieser nur.
Schnell öffnete ich den Rucksack wieder, und legte die Hälfte meiner Kleidung auf den Boden. "
Besser?" fragend schaute ich zu Chris hoch. Dieser lächelte mich aufmunternd an
"Los geht's!" und Chris führte mich über unzählige Gänge, bis wir vor einer Tür standen.
Diese Tür unterschied sich kaum von den Anderen, außer der Tatsache, dass ein Geschwungenes K in schwarzer Schrift auf der Tür prangte. Unsicher sah ich zu Chris.
"Du musst sie schon aufmachen. Kiran sollte drinnen auf uns warten."
Bei dem Gedanken Kiran jetzt wieder zu sehen, wurde mir ein wenig mulmig zu Mute. Wie sollte ich mich verhalten? Ich war mir sehr unsicher. Doch ich spürte auch, wie sich mein Herz ein klein wenig freute, dass ich Kiran gleich wieder sehen würde. Über dieses Gefühl war ich so erstaunt, dass ich einfach, ohne weiter nachzudenken die Zimmertüre öffnete.
Hätte ich das mal lieber nicht getan. Ich blieb wie angewurzelt auf der Türschwelle stehen. Das ist ja eine interessante Art, auf seine zukünftige Lebenspartnerin zu warten. Chris wollte nun auch sehen, was mich so erschreckte, und lugte über meine Schulter in das Zimmer. Er sog scharf die Luft ein. Mitten in dem Zimmer stand ein großes Bett. In diesem Bett lag Kiran, unter ihm eine Dunkelhaarige Schönheit über ihm eine blond gelockte Blondiene. Es war ziemlich offensichtlich bei was wir sie gerade störten. Obwohl stören trifft es nicht ganz. Ungestört machten die drei nähmlich einfach weiter, als wären wir gar nicht da. Ich stand wie versteinert da. Erst das immer schneller werdende Keuchen brachte mich in die Realität zurück. Ich drehte mich um, rannte Chris um, und beförderte uns beide damit von der Türschwelle auf den Flur. Schnell sprang ich auf, und schlug mit einem kauten Knall die Türe zu Kirans Zimmer zu. Ich hatte so eine Wut auf diesen Idioten. Tja, der hat sich wohl gedacht, bevor er mit dieser ollen Jungfrau zusammen sein muss, vögelt er noch einmal alles was ihm unter die Finger kommt. Und mit diesem Arsch musste ich mein restliches kostbares Leben verbringen? Chris hatte sich nun auch aufgerappelt, und setzte an etwas zu sagen. Obwohl ich wusste, dass er es nur gut mit mir meinte, wollte ich im Moment nichts hören. Ich drehte mich einfach um, und rannte den Gang entlang. Ich hörte noch wie Chris meinen Namen rief, doch es war mir im Moment sehr egal. Ich rannte, um mehrere Ecken, durch einige Treppenhäuser, abwechselnd hoch und runter, und hoffte, dass ich mich so verirrte, dass mich keiner fand.
Schließlich kam ich in einem etwas düsteren Bereich an. Hier war vermutlich der Keller. Das Licht war auf stromsparend, und die Gänge waren nicht ganz so hell wie die Anderen. Ich beschloss hier zu bleiben. Ich setzte mich in eine Ecke und kauerte mich zusammen. Dann ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Es gab so viele Gefühle in mir. Wut. Eine unglaubliche Wut darüber, dass Kiran so kurz bevor wir zusammen kamen noch mit einer anderen, nein sogar mit zwei anderen Frauen schafen musste. Ich schlief ja auch nicht mehr mit jedem beliebigen Mann. Na ja, das zählte ja auch eigentlich nicht. Ich schlief nähmlich generell mit niemanden. Ich war ja noch die olle Jungfrau. Dann spürte ich Enttäuschung. Ich war ihm mehr egal, als ich es offensichtlich gehofft hatte. Ich spürte auch tief in mir Liebe zu Kiran, egal in welcher Position ich ihn gerade gesehen hatte. Dann spürte ich noch Hass, auf die Gefährtin in mir, die diese Enttäuschung und Leibe fühlte. Und zu guter letzt war da auch noch eine unendliche Trauer. Und natürlich ganz viel Selbstmitleid. Ich wollte zu meiner Familie. Zu meinem kleinen Bruder Fillo, ihn knuddeln und in den Haaren wuscheln. Ich wollte zu meiner Mama, und mit ihr diskutieren, und reden, von meinem Leben erzählen, und sie um Rat fragen. Ich wollte zu meinem Papa, mit ihm streiten, ob ich bei der Matheaufgabe recht hatte oder er, und wie lange ich mit ein paar Mädels wegbleiben durfte. Doch stattdessen saß ich einfach nur hier, in diesem Loch, und hatte Heimweh. Ich hatte nicht mal mehr ein Erinnerungsstück von Zuhause dabei. Und meiner Familie hatte ich nur einen nichtssagenden Zettel hinterlassen. Sie machten sich bestimmt Sorgen. Wann ich sie wohl wieder sehen würde? Ob ich dann schon schwanger wäre, oder sogar schon Mutter? Sie würden sicherlich aus allen Wolken fallen. Und wenn sie dann Kiran kennen lernten, dann dachten sie bestimmt, dass er nur ein Weiberheld ist, und mich gnadenlos ausnutzt. Womit sie ja eigentlich auch recht hatten. Er war ein Weiberheld und ich wurde ausgenutzt, um Kinder zu kriegen. Und er kümmerte sich nicht um mich. Er vögelt einfach seine Frauen. Und ich sitze hier in diesem Keller, und bin ganz alleine, mit meinen Gefühlen. Wobei, warum muss ich mir das bieten lassen? Warum muss ich hier sitzen. Sollte doch er hier sitzen. Genau, was du kannst, kann ich auch Kiran. Ich gehe einfach in die Stadt, und suche mir einen netten Jungen. Dann schlafe ich mit dem, dann wird mir meine Jungfräulichkeit wenigstens nicht von Kiran genommen. In diesen Genuss würde er nicht kommen. Ich stand auf, und wischte mir entschlossen die Tränen aus dem Gesicht. Dann suchte ich mir den Weg zu einem der Treppenhäuser. Und tatsächlich. Ich fand einen Ausgang. Schnell lief ich hinaus. Es war schon dunkel, also musste ich sehr lange in diesem Keller gehockt haben. Ich lief ziellos die Straße entlang, bis auf einmal ein Auto neben mir hielt. Erst dachte ich, es wären diese Wolfstypen, und ich beschleunigte meine Schritte.
Doch dann rief eine unbekannte Stimme:
"Hey, kann ich dich irgendwie mitnehmen, du siehst ziemlich verloren aus."
Ich drehte mich um, und sah einen Jungen, ungefähr mein Alter, der sich über den Beifahrer Sitz gebeugt hatte, und mir aus dem offenen Fenster entgegenblickte. Bei keinen frenden Männern ins Auto steigen kam mir Mamas Stimme in den Sinn. Doch schnell schob ich diesen Gedanken wieder beiseite, und grinste den fremden Jungen an
. "Gerne" antwortete ich ihm, und schon hatte ich mich auf den Beifahrersitz gesetzt.
Ich hatte ja nichts zu verlieren. Ob ich nun bei Wölfen oder bei fremden Männern festgehalten werde ist ja dann auch egal.
"Wo solls denn hingehen?" fragte er mich neugierig. "Irgendwo in die Stadt" meinte ich.
"Triffst du dich dort mit jemanden?" man, der war aber neugierig.
Ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte? Ich hatte nichts zu verlieren.
"Nein. Ich muss einfach nur raus."
"Gibts Stress Zuhause?"
Okay, der war echt neugierig. Ich kannte ihn ja erst seit zwei Minuten, und es ging ihn nichts an.
"Ja, so in etwa" wich ich seiner Frage aus.
"Willst nicht drüber reden?" Hartnäckig war er auch noch.
"Nein. Einfach nur vergessen." Er grinste mich an.
"Na wenn das so ist, ich kann da eine ganz gute Bar, wo das mit dem Vergessen nicht zu schwer werden würde."
Das klingt nach einer guten Idee. Doch da fällt mir ein, dass ich ja gar kein Geld dabei habe. Den Rucksack habe ich fallen gelassen, als Ich gegen Chris gerannt bin. Und auch sonst hatte ich nichts wertvolles dabei. Ich betrachtete verlegen meine Nägel.
"Also...Ähm... Es ist nur so, dass ich kein Geld dabei habe" gestehe ich, und merke wie ich rot werde.
Der Junge neben mir lacht nur.
"Bist wohl ziemlich übereilg aufgebrochen. Ist aber kein Problem. Der Abend geht auf mich."
"Danke " murmle ich.
Es ist mir immer noch unangenehm. Nach ein paar Minuten Schweigen kommt das Auto zum stehen.
"So da wären wir."
Wir steigen aus, und der Junge führt mich an der Hand in eine kleine, Bar. Drinnen schlägt uns der Geruch von Alkoholentgegen, und es ist rappel voll. Der Junge findet noch einen Platz an der Bar, und zieht mich zu sich. Einen kurzen Augenblick später steht schon ein Glas vor mir. Ich nehme beherzt einen Schluck von der Füssigkeit, und es fängt sofort in meinem Hals an zu brennen. Scheint ziehmlich stark zu sein. Aber egal. Entführt wurde ich ja eigentlich schon, da kann es ja nicht mehr viel schlimmer kommen.
"Wie heißt du eigentlich?" Wollte der Junge wissen.
"Josie, und du?"
"Ich bin Alex" stellt er sich freundlich vor.
Wir stehen noch eine Weile da, und reden über belangloses Zeugs. Dann, wohl schon angeheitert vom Alkohol landet Alex' Hand auf meinem Arsch. Ich lasse sie dort liegen, auch wenn ich nicht auf Alex stehe, kann man ja noch ein bisschen spielen. Und Kiran's Drohung und Besitzgier war mit im Moment ziemlich egal. Er machte ja auch mit Anderen rum. Als Alex dann irgendwann bemerkt, dass seine Hand immer noch da liegt, drückt er leicht zu, sodass ich an ihn gepresst werde. Mir wird erst ein bisschen mulmig, ich habe ein komisches Gefühl bei Alex, doch dann rede ich mir ein, dass es genau das ist, was ich will. Ich lehne mich gegen seine Brust. Kurze Zeit später spüre ich seinen heißen Atem in meinem Gesicht. Sekunden später lagen auch schon seine Lippen auf meinen. Auch wenn Alex nicht mein Typ war, küssen konnte er. Selbst wenn ich noch nie vorher einen Jungen geküsst hatte, musste er wohl ziemlich gut sein, denn auch wenn kein Kribbeln vorhanden war, so war es doch äußerst angenehm. Sacht bat seine Zunge an meinen Lippen um Einlas, welchen ich ihm auch gewährte. Unsere Zungen spielten miteinander,und wenn es jemand anderes gewesen wäre, dann hätte mich dieser Kuss schon ziemlich hieß gemacht. Seine Hände kneteten meinen Po. Mein Herz pochte schnell. Ich wusste, dass ich das hier eigentlich überhaupt nicht wollte. Doch mein Stolz und das Rachegefühl in mir gewannen.
Alex packt meinen Arsch fester, und ich ließ mich von ihm auf seinen Schoß heben. Dort drückte sich schon eine beächtliche Beule gegen meinen Schritt. Langsam ließ er seine Hände unter mein T-Shirt wandern. Er strich sacht über meinen BH, und obwohl ich nicht wirklich scharf auf ihn war, richteten sich meine Nippel etwas auf.
Alex umfasste meine Brüste, und begann sie zu massieren. Unter anderen Umständen hätte ich es vielleicht sehr erregend gefunden, aber irgendein Teil in mir, fand das sehr falsch. Das war nicht mein Typ. Und ich ekelte mich in diesem Moment ein bisschen vor mir selber. Immerhin war ich so auch nicht besser als Kiran.
Andererseits war es schon ein neues und tolles Gefühl begehrt zu werden.
Dann passierten mehrere Dinge gleichzeitig.
Ich merkte, wie Alex anfing, siegessicher zu grinsen. Auch wenn ich nicht mehr ganz nüchtern war, sagte mir mein Gefühl, dass hier etwas ordentlich schief ging. Doch im gleichen Moment hörte ich ein Knurren, und Alex' Lippen waren auf einmal verschwunden. Und schneller als ich meinen eigenen Namen sagen konnte, umgab mich schon frische Nachtluft. Ich schüttelte meinen Kopf. Was war das denn? Und wer war dafür verantwortlich?
"Was hast du dir nur dabei gedacht?" schrie mich Kiran an.
Die Frage nach dem Verantwortlichen hatte sich nun geklärt.
"Das geht dich gar nichts an!" schrie ich pampig zurück.
Normalerweise hätte ich jetzt schüchtern geantwortet, doch der Alkohol hatte mir Mut gegeben.
"Und ob mich das was angeht, wenn du mit Alex Trockensex hast. Außerdem habe ich dir schon gesagt, dass du MEIN bist, und dich nicht mit Anderen vergnügen sollst!" brüllte er zurück.
Jetzt war ich richtig sauer. Wer hatte den damit angefangen?
"Na, aber du! Treibst es gleich mit Zwei, und dass während die zukünftige Mutter deiner Kinder in der Türe steht" schrie ich ihn an.
Doch dann fiel mir noch etwas auf
"Moment mal, wohler kennst du Alex?"
Er schaute mich mit wutverzerrtem Gesicht an
"Alex ist aus dem verfeindetem Rudel."
Oh oh, da hatte ich ja was angerichtet.
"Der wäre ganz sicher nicht so lieb mit die umgegangen wie wir."
Also hatte ich recht, der hatte was geplant. Ich öffnete gerade den Mund um was zu erwiedern, als er mich mit einem wütenden Blick zum Schweigen brachte.
"Mitkommen!" schnautzte er mich an.
Ich rührte mich nicht. Dann wurde ich fest am Handgelenk gepackt, und mitgezogen. Ich rannte neben ihm her. Ab und zu warf ich einen Blick auf sein Gesicht. Ich merkte, wie seine Gesichtszüge sich von wütend zu beleidigt veränderten. Man, der hatte echt Stimmungsschwankungen.
"Ich fass es nicht, dass du echt Alex mir vorgezogen hast." murmelte er irgendwann.
Daher wehte also der Wind. Da war wer eifersüchtig. Ich war ihm also doch nicht so egal.
"Er hat sich halt um mich gekümmert, während du dich mit deinen Frauen bespaßt hast." fauchte ich zurück.
"Kann der überhaupt was?"
Wow, da war wohl jemand sehr von sich überzeugt.
"Also küssen kann er ziemlich gut" ich hatte beschlossen, ihn noch ein bisschen zu reizen. "Und seine Hände erst, wie sie so langsam und zärtlich..." Ich lies den Satz unvollendet.
Wohl keine so gute Idee. Plötzlich blieb er stehen. Er zog mich an sich. Seine eine Hand befand sich an meinem Po, wärend er die Andere in meinen Nacken legte. Er schaute mir in die Augen, und senkte dann seine Lippen auf meine. Es fühlte sich unglaublich an. Seine Lippen waren weich und voll. Viel zu schnell löste er sich von mir.
"Besser?" fragte er.
Es dauerte einen Moment, bis ich realisierte, dass es auf Alex bezogen war. Ich zuckte mit den Schultern und drehte mich von ihm weg um weiter zu gehen. Dass musste wohl sehr an seinem Ego gekratzt haben, denn er zog mich heftig zurück, und drückte erneut seine Lippen auf die meinen. Seine Zunge strich über meine Lippe, und ich öffnete meinen Mund ein Stückchen. Seine Zunge erkundete meinen Mund. Sie spielte mit meiner Zunge. Mit seiner Hand drückte er meine Hüfte näher an die seine. Der Kuss wurde leidenschaftlicher, und es war kein Vergleich zu dem von Alex.
Kiran ließ seine andere Hand unter mein Oberteil wandern, und er zeichnete mit seiner Hand eine feine Linie zu dem Ansatz meines BHs. Dann strich er hauchzart mit der Hand über meine Brust, und massierte sie sanft. Er zog leicht an meinem Nippel und entlockte mir so ein leises Stöhnen.
Ich hätte noch ewig so stehen können. Doch dann spürte ich etwas in der Hose von Kiran. Jetzt wurde ich trotz des Alkohols wieder schüchtern. Immerhin ging es jetzt viel ernster zu als vorhin in der Bar.
Kiran schien das zu merken, denn er beendete den Kuss.
"Besser?" fragte er mich noch einmal.
"Ein bisschen" gab ich zu.
Wir drehten uns um, und gingen weiter. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Kiran zufrieden grinste. Ein wenig sauer bemerkte ich, dass meine Wut wie weggeblasen war. Doch ich beschloss Kiran noch nicht zu vergeben, auch wenn ich im Moment ruhig blieb.
Als wir wieder am Haus ankamen, führte Kiran mich ohne zu zögern zu seinem Zimmer. Er wollte gerade die Türe öffnen, als ich ihm meine Hand entzog, und einen Schritt zurück machte. Er schaute mich verwundert an.
"Nein!" flüsterte ich. Es dauerte einen Moment bis er zu verstehen schien. Er sagte nichts dazu, sondern führte mich nur Schulterzuckend in das Zimmer neben seinem.
"Ich will ein anderes Zimmer!" meinte ich zu ihm, noch bevor ich das Zimmer betrachtet hatte.
"Wieso?" fragte mich Kiran verständnislos.
"Ich will nicht nochmal euer Gestöhne hören müssen." gab ich leise zu, und merkte wie ich augenblicklich rot wurde.
Kiran seufzte.
"Du wirst diese Nacht nichts hören." meinte er dann schließlich.
Es verletzte mich schon, dass er sich nicht dafür entschuldigte. Offensichtlich bereute er seine Tat nicht im geringsten.
"Bring mich doch einfach in ein anderes Zimmer, dann kommst du nicht um deinen Spaß." zickte ich ihn an.
"Würde ich ja wirklich gerne machen, aber ich habe keine Lust mir wieder Sorgen um dich zu machen, dass du mit zwielichten Typen schläfst. Ich habe dir schon mehrmals gesagt, dass du MEIN bist, und dich nicht mit anderen vergnügen sollst."
"Als ob du dir ernsthaft Sorgen gemacht hättest. Dir wäre es doch grad egal gewesen, wenn mir was passiert wäre, weil dann hättest du deine verfickte Freiheit wieder. Außerdem, wie wäre es wenn du dich da selber dran hälst, bevor du irgendetwas von mit erwartest?" keifte ich ihn an.
Kiran zerrte mich am Arm zu der Türe neben seiner.
"Ich muss..." Doch ich wollte seine Antwort nicht hören, und knallte die Türe vor seiner Nase zu. Damit er auch ja nicht auf die Idee kam, ins Zimmer zu kommen, schob ich unter Höchstanstrengung das Bett vor die Türe. Dann erst sah ich mich im Zimmer um. Ich entdeckte noch eine Weitere Türe. Neugierig ging ich zu ihr, und öffnete sie. Dahinter befand sich ein Bad. Schnell ging ich hinein, und zog mich aus. Bei meinem Bein tat es kurz weh, doch als ich dann endlich nackt war, stieg ich unter eine warme Dusche. Sofort entspannte ich mich. Meine Wut verflog weitestgehen, und mein Verstand war wieder so klar, dass ich in Ruhe über das Geschehene nachdenken konnte. Kiran war ein arroganter Playboy, ein Arschloch ohne Gefühle und Herz. Er fand es in Ordnung, dass er sich durch die Gegend vögelte. Er war sehr von sich selbst überzeugt. Er hatte mich zu tiefst verletzt. Und zu guter Letzt hatte ich mich auch noch von ihm küssen lassen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Gar nichts! Meinte eine innere Stimme. Na da hatte sie wohl recht. Nachdem ich noch eine Weile geduscht hatte, trocknete ich mich ab, und schlüpfte kurze Zeit später, nur mit Unterwäsche bekleidet in das Bett. Ich schlief schnell ein. Und sehr zu meinem Erstaunen schien Kiran sein Wort gehalten zu haben, denn ich wurde in der Nacht nicht von Gestöhne oder Schreien geweckt.
Ich wachte auf, weil mein Bett wackelte. Es brauchte eine Weile bis ich realisiert hatte, wo ich mich befand. Und gerade versuchte jemand die Tür zu diesem Zimmer zu öffnen, was jedoch schwer ging, da ich mit dem Bett davor lag.
"Josie, mach auf!" hörte ich Kiran durch die Türe rufen.
Doch ich blieb liegen, als hätte ich nichts gehört.
"Wenn du nicht sofort die Türe aufmachst, dann konne ich zu dir rein!" rief er mir durch die Türe zu. Ich blieb weiterhin liegen. Wie wollte er den reinkommen, wenn ich die Türe versperrt hatte?
"Dann komme ich halt" murmelte Kiran. Das Bett hörte auf zu ruckeln. Einen kurzen Moment hatte ich Angst, er würde die Türe zerstören, doch als nichts geschah, drehte ich mich auf meine andere Seite, und versuchte wieder einzuschlafen. Dann wurde die Tür zum Badezimmer aufgerissen. Ich erschreckte mich, und fuhr herum, um zu sehen, wie Kiran mit einem breiten Grinsen im Türrahmen stand.
"Dachtest wohl, ich habe keinen Zugang zum Bad?" schmunzelte er. Oh, ich hatte gestern gar keine weitere Türe im Bad bemerkt. Aber ich hatte auch nicht danach gesucht.
"Was willst du hier?" Murrte ich.
"Wir müssen los. Eigentlich hätten wir schon gestern los gemusst, aber das ging ja dann doch nicht. Also geht es eben erst heute los." meinte Kiran freundlich. Bei der Erwähnung von gestern verfinsterte sich mein Gesicht. Doch Kiran sagte nichts dazu.
"Jetzt komm, aufstehen!"
Ich verstand nicht, wie Kiran angesichts der Tatsache, dass er mit mir in die Einöde musste, noch so gute Laune haben konnte. Ich bewegte mich nicht aus dem Bett. Da kam Kiran auf mich zu, und zog mit kurzerhand die Decke weg. Ich starrte ihn wütend an. Erst als ich das Verlangen in seinen Augen sah, erinnerte ich mich, dass ich gestern Abend in Unterwäsche ins Bett gegangen war.
"Glotz nicht so! Ist doch nichts neues für dich eine fast nackte Frau zu sehen" zickte ich ihn an. Kiran sagte nichts. Doch seine Augen wanderten zu meinem Gesicht hoch. In seinem Blick spiegelte sich etwas Wildes, Ungezühmes. Und Verlangen und Leidenschaft. Mein Mund wurde trocken.
"Ich bräuchte was zum Anziehen" stammelte ich, und meine ganze Aggressivität, Selbstvertrauen und Mut hatten sich angesichts Kirans Ausdruck in Luft verwandelt. Meine Stimme war nur ein Krächzen. Kiran grinste mich aüusiert an, und ging mit meiner Decke aus dem Raum. Kurz darauf kam er mit ein paar Kleidern in der Hand wieder, welche er neben mich aufs Bett schmiss.
"Anziehen! Und dann komm!" Blaffte er mir zu. Ich wante mich den Kleidern zu. Eine lange enge Hose, ein tief ausgeschnittenes Oberteil und Spitzenunterwäsche. Erst gestern hatte er noch mit diesen zwei Tussen gevögelt, und jetzt denkt er, dass ich ihm alles verziehen hatte, und mich in dieses Outfit quetschte. Ich drehte mich zu Kiran um, welcher immer noch im Türrahmen stand.
"Das zieh ich nicht an. Ich bin nicht eine deiner Frauen, die mit Ausschnitt zum Bauchnabel durch die Gegend turnen und nur darauf warten vom nächsten Mann flachgelegt zu werden!"
Es sollte eigendlich cool klingen, doch mein Gesicht wurde leicht rot als ich das sagte, und auch meine Stimme klang nicht so fest und sicher wie ich es gerne hätte. Ich spürte schon, wie sich Tränen und Wut einen weg nach außen bahnten, wenn ich nur wieder an Gestern dachte. Doch Kiran grinste nur leicht, und meinte arrogant:
"Entweder diese Kleidung oder gar keine."
Ich zwang mich dazu, ihn nicht anzuschreien, dass würde mich nur noch mehr wie ein kleines trotziges Kind wirken lassen.
"Wenn du dann bitte...?" meinte ich gespielt freundlich. Doch auf die ausbleibende Reaktion von ihm, verschwand meine Freundlichkeit, und ich knallte ihm die Tür vor der Nase zu. Vielleicht auch auf die Nase. Doch das war mir egal. Dann zog ich mich schnell um, bevor Kiran noch auf die Idee kommen könnte, die Türe wieder zu öffnen. Wieder musste ich feststellen, dass die Klamotten wie angegossen passten, und wieder fragte ich mich, woher die meine Größen kannten. Ich öffnete die Badezimmertüre.
"Fertig?" fragte mich Kiran leicht angepisst. Das sprach für auf die Nase. Ich nickte, und er zog mich an meinem Handgelenk durch sein Zimmer, wo er sich den nun vollen Rucksack über die Schulter hängte, und dann mit mir im Schlepptau auf den Flur trat. Er zog mich durch die Gänge und Treppenhäuser, bis wir auf einmal draußen standen. Aber nicht auf der Seite der straße, wo ich bisher immer gelandet war, sondern scheinbar auf der anderen Seite des Gebäudes. Vor uns war nur Wald zu sehen. Und es roch verdächtig nach Hund.
"Gehen wir!" meinte Kiran.
"Darf ich Chris noch kurz tschüss sagen?" bat ich. Obwohl ich ihn eigendlich nicht um etwas bitten wollte, wollte ich mich gernen noch von Chris verabschieden. Immerhin war er der einzige, den ich hier irgendwie als Freund betrachten konnte. Doch Kiran zog mir einen Strich durch die Rechnung.
"Chris ist im Moment nicht da. Aber es liegt an dir, wie schnell du ihn wiedersehen wirst." Ich schaute ihn stirnrunzelnd an. Er grinste nur und meinte:
"Ich erklär es dir unterwegs." Damit ging er in den Wald, und zog mich weiterhin hinter sich her.
Es herrschte eine Weile Schweigen zwischen uns, welches ich unterbrach.
"Wohin gehen wir eigendlich?"
"Wir gehen weg von den Anderen" Antwortete er gelangweilt.
"Und wo genau ist weg?" hackte ich leicht genervt nach.
"Ein sehr verlassenes Waldstück. Kaum einer verirrt sich dorthin." Naja, wenigstens keine Wüste oder so.
"Gibt es dort gefährliche Tiere?" mal abgesehen von Werwölfen...
"Keine Angst, ich werde dich beschützen." Er schaute mich belustigt an. Ich quittierte das mit einem Schnauben, begleitet von einem wütenden Blick. Dann war abermals eine weile Schweigen. Wieder war ich es, die es brach.
"Was passiert jetzt?" Obwohl ich es nicht wollte, klang meine Stimme ein wenig ängstlich.
"Wir gehen zu dem Grundstück?" Kiran sagte es, als würde er mich für nicht ganz zurechnungsfähig halten.
"Ja schon, aber danach?"
"Wir dürfen erst wieder zurück, wenn du schwanger bist."
"Ja, das haben sie mir auch gesagt." Dann hing jeder wieder seinen eigenen Gedanken nach. Also musste ich von ihm schwanger werden. Mir taten die Kinder jetzt schon leid. Einen Playboy als Vater. Ich wollte nie eine von den Müttern sein, die von ihrem Mann wegen einer Jüngeren verlassen wurde.
"Hast du keine Angst, weil du Vater wirst?" fragte ich ihn in die Stille. Er musterte mich kurz.
"Hast du etwa Angst" fragte er zurück, ohne auf meine Frage einzugehen. Ich überlegte kurz.
"Ja, schon ein bisschen." gab ich schließlich zu.
"Ich kenn dich ja auch gar nicht." Er warf mir einen überraschten Blick zu.
"Das kann man aber ändern." Jetzt klang er gar nicht mehr so nach dem Macho, der er sonst war. Was die Natur so alles mit den Menschen machte...
"Na dann, bis jetzt hast du bei mir den Stand, dass du ein Arschloch bist, ein Playboy, und aus Erzählungen von anderen Frauen weiß ich, dass ich spätestens wenn das Kind anfängt zu reden alleinerziehende Mutter bin."
"Da hab ich aber noch was zu tun. Aber ich kann dir gleich sagen, dass ich dich nicht verlassen werde. Aber du kannst mir doch ein paar Fragen stellen, damit wir uns besser kennen lernen." schlug er vor. Ich nickte.
"Lieblingsfarbe?" Ich wollte mit etwas leichtem anfangen.
"Blau. Deine?"
"Grün." Ich lächelte. "Passt zu deinen Haaren." schmunzelte er. Das stimmte. Grün vertrug sich wirklich gut mit meinen orangelichen Locken.
"Geschwister?" fuhr er fort.
"Kleinen Bruder, Fillo. Du?"
"Kleine Schwester, Mini."
"Ist sie auch ein Werwolf?" wollte ich neugierig wissen.
"Ja, inzwischen." Ich schaute ihn fragend an. Er bemerkte es, und seufzte.
"Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich dir einiges erklären muss." Jetzt schaute ich kritisch.
"Dann fang mal an."
"Also. Erst mal musst du allgemein etwas über uns wissen. Jeder Gestaltenwandler wird auf jemanden geprägt. Man kann nur einmal und auch nur auf eine Person geprägt werden. Diese Prägung kann auf natürlichem Wege stattfinden, oder es kann nachgeholfen werden. Normalerweise findet die Prägung statt, wenn sich die beiden Menschen begegnen. Dann setzt die Prägung ein, und die beiden müssen sich wiedersehen. Im Laufe ihrer Treffen verstärkt sich die Prägung, und sie kommen am Ende immer zusammen. Jeder Werwolf hat eine Gabe. Bei uns gibt es einen Gesaltenwandler mit der Gabe, Prägungen zu erkennen, und zu verstärken. Also wir haben dich nicht willkürlich ausgesucht. Auch wenn man es dir vielleicht erzählt hat. Der Gestaltenwandler mit der Gabe hat erkannt, dass du zu mir passen würdest. Ich weiß, das muss jetzt komisch klingen, aber wenn du deine eigene Gabe entdeckst, dann wirst du verstehen, wie sowas abläuft." Er hörte kurz auf, um Luft zu holen.
Ich nutzte den Moment, um eine Frage zu stellen: "Also dann hat er uns gar nicht geprägt, sondern die Prägung nur verstärkt?"
Er schaute mich erstaunt an. "Ja, genau das hat er getan."
"Ich war also schon vorher auf dich geprägt. Sobald wir uns getroffen hätten, hätte es angefangen zu funken?" wollte ich neugierig wissen. Kiran schmunzelte.
"Ja, das würde ich vermuten. Sie hat tief in dir geschlummert. Aber vielleicht wären wir uns nie begegnet, uns so muss nachgeholfen werden. Es gibt bei uns ein ausgeklüngeltes System von Gestaltenwandlern, welche ihre verschiedenen Gaben einsetzen, um die Prägungspartner zu finden, und zusammen zuführen." Doch eine Sache verstand ich noch nicht.
"Wieso hat die Prägung dann weh getan?"
"Das ist wie in einer Beziehung auch. Nur haben wir das alles im Schnelldurchlauf erlebt. Die Schmerzen die du am Herzen gespürt hast, waren Glück, Liebe, Leibeskummer, Eifersucht, einfach alles zusammen auf einmal. Weil wir ja die verschiedenen Phasen quasi im Schnelldurchlauf gemacht haben." Klärte er mich auf. Ich dachte eine Weile darüber nach.
Dann fiel mir noch etwas ein: "Lebt ihr länger?" Kiran schmunzelte, als habe er gewusst, das diese Frage kommen würde.
"Ja, ab dem Zeitpunkt, wo wir unsere Gefährtin gefunden haben, und mit ihr vereint sind, haben wir ein ... langes Leben vor uns."
"Was heißt vereint?" wollte ich wissen. "Nach der Prägungsnacht können sich auch die Frauen verwandeln. Dann sind also beide Gestaltenwandler. Somit sind sie in der Natur vereint." Jetzt schaute ich ihn panisch an. "Ich werde ein Werwolf?" ich schrie fast.
"Joa, würd ich so sagen." Kiran schaute mich abschätzend an. Vermutlich rechnete er mit einem hysterischen Anfall meinerseits. Da lag er auch gar nicht so falsch.
"Ich will doch kein Werwolf werden!" allein bei der Vorstellung fing mein Atem an sich zu beschleunigen.
"Hey, sieh es doch mal positiv. Du kriegst eine Gabe! Viele Mädchen wären da sehr stolz drauf!" versuchte Kiran mich zu beruhigen.
"Ich bin aber nicht wie viele Mädchen!" konterte ich.
"Ja, das habe ich bereits gemerkt" meinte Kiran leise, aber es klang nicht bedauernd, eher das Gegenteil... Das brachte mich auch dazu meine nächste Frage zu stellen: "Findest du es schade, das du auf mich geprägt wurdest?" Ich erntete dafür einen erstaunten Blick von Kiran.
"Wie meinst du das? Wieso sollte ich es schade finden?" Ich wurde ein wenig rot.
"Na ja, ich bin halt noch nicht so weit, wie deine ... Gespielinnen. Ich bin jünger als du, ich ..." jetzt wurde ich tomatenrot"bin noch Jungfrau, ich bin verklemmt, und außerdem eine schwache nervige Heulsuse, die vor jedem Scheiß Angst hat."
Ich schaute verlegen zur Seite. Ich wollte gar nicht wissen, wie er auch mein Geständnis reagiert hatte. Es bleib eine Weile still. Das war aber nicht gut. Ganz vorsichtig lugte ich zwischen meinen Locken vor, welche mir vors Gesicht gefallen waren. Ich bemerkte wie Kiran mich nachdenklich musterte. Dann fing er an zu reden:
"Die Frauen die ich bisher hatte sind genau das, was du gesagt hast. Gespielinnen. Mit keiner von denen wäre ich bereit eine Beziehung zu führen, oder eine Familie zu gründen. So groß ist der Altersunterschied glaub ich auch nicht. Das du Jungfrau bist finde ich nicht schlimm, eher sogar noch das Gegenteil davon. Und so verklemmt bist du normalerweise auch nicht. Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich bestimmt auch nicht gerade voll guter Laune und Tatendrang sprühen. Und ich würde auch zeimlich Schiss haben, wenn auf einmal ein Werwolf vor mir steht." So hakte er jeden meiner Punkte und Unterschiede ab. Doch mir viel sehr wohl auf, dass er meine Frage nicht beantwortet hatte. Aber ich wollte ihn auch nicht noch einmal darauf ansprechen. Das würde in einem peinlichen Moment für uns beide enden.
"Wie alt bist du denn?" fragte ich neugierig. Er musterte mich kurz und meinte dann "Neunzehn." Ich fing an zu grinsen,
"Und jetzt wirklich?" Jetzt musste auch er grinsen.
"Dreiundzwanzig." Ich schluckte. Das war schon einiges an Altersunterschied für ein junges Mädchen.
"Und du?" fragte mich Kiran dann.
"Ich bin siebzehn" meinte ich leise.
"Was sind schon sechs Jahre?" versuchte Kiran mich aufzumuntern. Nun sechs Jahre mehr Lebenserfahrung. Als er Achtzehn war, und lange Nächte durchgefeiert hat, sich besoffen hat, und Party ohne Ende gemacht hat, da war ich Zwölf. Habe mich mit albernen Bravo und Mädchen Zeitschriften rumgeschlagen, Doktor Sommer Ratschläge gelesen und für diverse Teeniestars geschwärmt. Auch wenn für manche sechs Jahre nicht viel zu sein schienen, für mich waren es sechs Jahre Lebenserfahrung, die uns trennte. Viele Mädchen an meiner Schule fanden es unheimlich cool einen älteren Freund zu haben. Manche standen total auf zwanzigjährige Männer, und suchten sich dementsprechend immer Freunde, welche viel älter waren, doch ich gehörte nie zu denen. Wie Kiran schon bemerkt hatte, war ich anders. Ich fand es nicht aufregend, wenn sich ein älterer Mann für mich zu interessieren schien. Ich fand es eher unheimlich, und mied solche Menschen nach Möglichkeit immer. Und nun war ich mit einem solchen Mann geprägt. Na ja, also eigendlich interessierte er sich ja nicht für mich, sondern er hatte keine andere Wahl, trotzdem war der Gedanke daran komisch. Wir liefen eine Weile nebeneinander her, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Irgenwann, es musste schon so um die Mittagszeit rum sein wante mir Kiran sein Gesicht zu, und unterbrach mich in meinen Gedanken:
"Möchtest du eine Pause machen?" Ich fühlte mich noch ganz fit.
"Haben wir noch viel vor uns?" stellte ich eine Gegenfrage,
"Also wenn wir in diesem Tempo weiterlaufen, dann kommen wir vorraussichtlich heute Nacht an."
"Dann brauch ich keine Pause zu machen. Noch bin ich fit." Kiran schaute mich abschätzend an, sagte dann aber nichts mehr, und wir ginge stillschweigend weiter, bis die Sonne schon ein wenig tiefer hing. Ein Knurren unterbrach die Stille. Plötzlich versteifte sich Kiran. Er zog mich am Handgelenk näher zu sich, und schaute sich lauernd um.
Nach ein paar Sekunden fragte ich leise: "Was ist denn los?"
Er antwortete noch leiser: "Ich habe ein Knurren gehört."
"War..."
"Scht" unterbrach er mich.
"Aber Kiran..."
"Leise, ich muss mich konzentrieren." Es knurrte schon wieder.
"Hast du das gehört?" fragte mich Kiran. Ich fing an zu lachen.
"Ich glaube, wir sollten uns nach etwas essbarem umschauen, nicht nach Gestaltenwandlern." Erst schaute Kiran mich verdutzt an, doch dann stimmte er in mein Lachen ein. Als wir uns wieder ein bisschen beruhigt hatten, meinte ich zu ihm:
"Es ist aber schön zu wissen, dass du mich wirklich beschützen würdest."
Er lächelte, und wuschelte mir kurz durch die Haare. Auch wenn wir uns noch nicht so lange kannten, hatte diese Geste so etwas vertrautes, und intimes, dass ich für einen kurzen Moment meine ganzen Sorgen und Probleme vergas, und einfach nur den Moment genoss. Dann holte mein Magen mich wieder in die Realität zurück. Kiran lachte nochmals.
"Ich habs ja schon verstanden. Komm, wir gehen essen suchen."
Und mit diesen Worten zog er mich hinter sich her durch den Wald. Kurz darauf kamen wir an einem kleinen Teich an. Am Rande des Teiches standen Büsche. Bei genaueren Betrachten konnte ich sehen, dass es sich hierbei um Brombeerbüsche handelte. Jetzt war ich es, die Kiran an der Hand hinter sich herzerrte. Ich liebte Brombeeren einfach. Das einzig negative an den Beeren war, dass man sie nur Ende Juli bis Mitte Oktober ernten konnte. Das war für eine Brombeerfanatikerin definitiv zu wenig Zeit. Und meiner Meinung nach schmeckten Brombeeren auch nur, wenn sie frisch gepflügt waren. Bei den Büschen angekommen lies ich Kirans Hand los, und streckte meine Arme tief in die Büsche hinein. Ich pflückte so viele Brombeeren, wie sie in meine Hände passten. Kiran lachte, als er mich so sah. Ich drehte mich zu ihm hin und schaute ihn fragend an. "Es sieht nur lustig aus, wie du mit beiden Armen in den Büschen steckst." Ich grinste und zuckte mit den Schultern. "Was man nicht alles für seine Lieblingsfrüchte tut! Willst du auch?" Ich hielt ihm eine Hand voll Brombeeren hin. Dankend nahm er sich die Beeren, und wir stopften uns die Münder voll. Ich weiß nicht wie lange wir an den Büschen standen, aber ich fühlte mich glücklich und unbeschwert. Fern ab, von der Zivilisation, von anderen Frauen, von komischen Typen, und irgendwie fern ab von meinen Problemen. Wir hatten viel Spaß zusammen bei dem Brombeeren. Kiran konnte auch ganz anders sein, als nur arrogant. Wir benahmen uns wie kleine Kinder, sammelten eifrig Beeren, schmissen sie uns gegenseitig in den Mund, und alberten herum.
"Wir sollten langsam wieder los" meinte Kiran nach einiger Zeit. Ich schaute ihn murrend an.
"Noch eine Hand Proviant?" bettelte ich. Er grinste, und ich reckte mich, um noch ein paar besonders dunkle, reife Brombeeren zu erwischen. Da passierte es. Ich verlor das Gleichgewicht, und ehe Kiran reagieren konnte, flog ich vornüber in den Brombeerbusch. Ich spürte, wir meine Haut und mein Oberteil von zahllosen Stacheln zerkratzt wurde. Es brannte höllisch. Doch irgendwie war ich über die ganze Situation so erstaund, dass ich zu lachen anfing. So kam es, dass ich nachmittags lachend im Brombeerbusch lag, und Kiran etwas verdutzt hinter mir stand, nicht wissend, was zu tun war. Doch Kiran schien sich relativ schnell wieder gefasst zu haben, denn ich wurde unter den Armen gepackt, und aus dem Brombeerbusch entfernt. Kiran stellte mich wieder auf dem Boden ab.
"Alles okay?" fragte er vorsichtig.
"Das war irgendwie klar, dass sowas noch passieren musste" brachte ich hervor. Kiran drehte mich zu sich um. Als er in mein Gesicht blickte, sog er erschrocken die Luft ein. Musste wohl ziemlich übel aussehen.
"Tut's arg weh?" erkundigte er sich. Ich zuckte mit den Schultern.
"Es geht." Er fasste mich am Handgelenk, doch als ich zusammenzuckte lies er es schnell wieder los. Er musterte mich kurz, und schob mich dann, mit einer Hand auf dem Rücken zu dem Teich hin. Dort kniete er sich hin, und bedeutete mir es ihm gleich zu tun. Dann zog er sich sein Shirt über den Kopf. Ich schaute ihn verwirrt an.
"Wir sollten zumindest die Stacheln aus deiner Haut entfernen." meinte er, und tauchte sein Shirt in das klare Wasser des Teiches. Währenddessen fiel mein Blick auf seinen nun freien Oberkörper. Er war gut trainiert, und hatte schöne Bauchmuskeln, welche sich anspannten, als er sich vorbeugte, und sein Shirt nass machte. Kiran drehte sich zu mir. Als er soh wo mein Blick lag, fing er an zu grinsen.
"Mach mal den Kopf hoch, dann komm ich besser ran." An seiner Stimme konnte ich merken, dass er versuchte ein selbstgefälliges Lachen zu verbergen. Peinlich berührt streckte ich meinen nun roten Kopf in die Höhe. Kiran fing an, vorsichtig meine Schnitte zu säubern. Es brannte ziemlich, und ich krallte meine Hände in seine Unterarme, und beugte meinen Kopf weiter nach hinten um ihn davon abzuhalten, weiterzumachen. Doch er fasste nur mit seiner Hand in meinen Nacken, und zog meinen Kopf zu sich. Mit der anderen Hand säuberte er nun vorsichtiger mein Gesicht. Ich biss mir auf die Lippe, und versuchte keinen Laut von mir zu geben. Nach einer gefühlten Ewigkeit lies Kiran von mit ab.
"So, das wäre jetzt erledigt. Ich glaube, wir sollten uns allmählich wieder auf den Weg machen." Wir standen auf, Kiran nahm wieder den Rucksack, welchen wir vorher abgelegt hatten, und setzten unseren Weg fort. Nach dem wir eine Weile gelaufen waren, wurde es langsam dunkler, und ich merkte, wie ich langsamer wurde. Eigendlich war ich echt müde und fertig, aber ich wollte es gegenüber Kiran nicht zugeben. Er sollte nicht denken, dass er einen schwachen Teenager an seiner Seite hatte. Ich fragte mich, wie lange wie noch laufen mussten.
Als hätte Kiran meine Gedanken gelesen, meinte er: " Wir müssen noch ein paar Stunden weiterlaufen, bis wir in das Waldgebiet kommen." Ich stöhnte leise auf.
"Wir könnten das natürlich auch anders lösen..." fing Kiran an. Ich blickte ihn gespannt an. "Also ich als Wolf könnte dich auch mitnehmen..." Mein Blick wechselte von gespannt zu panisch. Ich hatte einmal versucht zu reiten, und es war in einem Desaster und im Krankenhaus geendet. Ich war sehr verletzungsgefärdet. Als Kiran meinen Blick bemerkte grinste er.
"Dann gehen wir halt das letzte Stück."
Und so kam es, dass wir einige Stunden später, völlig erschöpft ankamen. Das wir angekommen sind merkte ich lediglich an der Tatsache, dass Kiran mir dies mitteilte. Für mich sah der Wald eh überall gleich aus.
"Wo schlafen wir jetzt?" fragte ich Kiran.
"Wir suchen uns eine Stelle..." Ich lief zu einer Baumgruppe und lies mich auf den Boden fallen. Kiran grinste, griff in den Rucksack und holte eine Decke herraus, welche er neben mir ausbreitete. Ich folgte seiner einladenden Geste, und legte mich neben ihn auf die Decke. Er breitete eine weitere Decke über uns aus, und ich kuschelte mich an Kiran und legte meinen Kopf auf seine Brust. Das letzte was ich noch hörte, ehe ich in einen tieferen Schlaf überglitt, war ein Murmeln von Kiran.
"Nein, ich bereue es nicht." Doch bevor ich mich erkundigen konnte, was er damit meinte, was ich schon weggeglitten.
~Kiran~
Ich betrachtete sie, wie sie so friedlich auf meiner Brust schlummerte. Auch wenn es für einen Playboy wie mich komisch klang, es stimmte, was ich ihr zugeflüstert hatte, bevor sie gänzlich weggedriftet war. Ich bereute es nicht, dass ich sie zur Gefährtin hatte. Auch wenn sie nicht so war, wie die Frauen mit dene ich meistens zu tun hatte, mochte ich sie schon. Das lag zum Teil bestimmt auch an der Prägung, aber ich mochte ihren Charakter. Ich hatte sie schon nach so kurzer Zeit ein wenig lieb gewonnen. Sie war so anders. Ich genoss es, mit ihr rumzualbern, wie heute nachmittag. Normalerweise war ich immer der unnahbare Macho, aber bei ihr musste ich das nicht sein. Ich fühlte mich wohl bei ihr, hatte nicht das Gefühl, dass ich ihr irgendetwas beweisen musste. Anders als bei meinen Gespielinnen, wie Josie sie genannt hatte. Dort hatte ich immer das Gefühl, ich müsste ihnen was beweisen. Sie ertarteten was. Josie war einfach... Ich seufzte tief. Ich verstand meine Gefühle selbst nicht mehr. Ich lies sie an mich ran. Nicht im körperlichem Sinne, sondern ich lies sie an mein Herz. Das verwirrte mich. Das verstand ich nicht. Ich musterte ihre entspannten Gesichtszüge. Sie sah so unschuldig aus wenn sie schlief. So rein. so jung. So... Zerbrechlich. Ich wollte ihr nicht wehtun. Sie war zu jung, um das hier mitzumachen. Sie war mir schon sehr ans Herz gewachsen. Ich konnte nur hoffen, dass sie hier nicht kaptt ging. Ich drückte ihr sanft einen Kuss auf ihr Haar. Der letzte Gedanke bevor auch ich in den Schlaf glitt, war, dass ich sie beschützen wollte.
~Josie~
Etwas kitzelte an meiner Nase. Doch ich wollte nicht aufstehen. Murrend drehte ich den Kopf auf die andere Seite. Das Kitzeln verschwand. Doch kurz darauf vibrierte etwas unter mit. Erschrocken hob ich den Kopf. Es brauchte eine Weile bis ich die Lage erkannt hatte. Kiran schaute mich lachend an. In seiner Hand hielt er ein Blatt. Mein Blick ging nach unten. Die Röte kroch in meine Wangen. Ich lag fast mit meinem ganzen Körper auf Kiran. Ich schaute scheu in Kiran's Gesicht .
"Ich... ähm... sorry?" er fing noch mehr an zu lachen.
"Das ist nicht witzig!" mein Gesicht glühte fast schon. Kiran hörte augenblicklich auf zu lachen, und sein Gesichtsausdruck wurde schelmisch. Dann, ehe ich reagieren konnte, spürte ich schon seine Hand auf meinem Po, welche mich enger an seine Hüfte presste.
"Also mir gefällts!" witzelte Kiran.
Ich spürte eine beachtliche Morgenlatte an meiner Hüfte. Ein Glück hatten wir noch Kleider an. Ich versuchte panisch mich aus seinem Griff zu wenden. Kiran lachte heiser auf.
"So wird das aber nicht besser!" Augenblicklich hörte ich auf mich zu bewegen. Kiran drückte beherzt noch einmal meinen Hintern, bevor er mich loslies, und ich so schnell wie's ging aufsprang und zwischen den Bäumen verschwand. Was war das den eben gewesen? Und warum zum Teufel hatte es mir nicht viel ausgemacht? Nicht viel ausgemacht, es hat dir gefallen, schalt mich eine Stimme in meinem Kopf. Na gut, vielleicht ein bisschen. Aber ich erschreckte mich auch über meine Gefühle. Und jetzt war ich wie ein kleines aufgewühltes Mädchen weggerannt, nur weil ich ... etwas... gespürt hatte? Okay, ich gab zu, ich war ein kleines aufgewühltes Mädchen, weil ich etwas gespürt hatte. Und wie sollte ich bitte dann aus diesem Wald rauskommen, wenn ich schon bei einem kleinen intimen Moment die Flucht ergriff? Aber dann erinnerte ich mich an Bob's Worte. Ich werde ihm verfallen. Dann dürfte das ja auch kein Problem mehr werden. Ich konnte nur hoffen, dass mein Scham auch gleich mit verflog. Sonst müsste ich ja in den nächsten Wochen dauerrot sein.
Ein leises Plätschern durchbrach meine Gedanken. Neugierig geworden, was das Plätschern ausgelöst haben könnte, ging ich dem Geräusch hinterher, und kam an einem kleinen Bächlein an. Es war sehr schmal, und nsah nicht sehr tief aus. Begeistert streifte ich mir, ohne groß nachzudenken meine Kleider vom Leibe, und sprang in das Rinnsal hinein. Es war tiefer als ich dachte. Ich konnte den Boden nicht berühren. Ich hielt mich an einem Stein am Ufer fest, um nicht weggetreiben zu werden. Dann wusch ich mich, und planschte begeistert im Wasser rum. Irgendwann hob ich den Kopf, und sah Kiran zwischen den Bäumen stehen. Er betrachtete mich nachdenklich. Oh je, wie lange hatte er mich schon beobachtet? Jetzt musste er definitiv denken, dass ich noch ein unreifes Kleinkind war. Doch er grinste nur, und kam mit langsamen Schritten auf mich zu. Im Laufen zog er sich seine Kleider aus, ich drehte eilig meinen roten Kopf weg, und Kiran sprang dann schließlich in den Fluss. Ich quieckte erschrocken auf, als er mcih an der Hüfte packte, und unter Wasser zog. Lachend tauchten wir kurz darauf wieder an die Oberfläche. Ich wollte ihn aus Rache tunken, doch ich musste bemerken, dass er im Gegensatz zu mir stehen konnte. Er schaute mich mit blitzenden Augen an.
"Wolltest du mich gerade tunken?" Ich schaute ihn mit großen Augen an.
"N.. Nein! Auf so eine Idee würde ich niemals kommen!"
Dann entwand ich mich geschickt seinen Griff und paddelte so schnell ich konnte Flussabwärts. Kiran fogte dicht hinter mir. Auch wenn ich mein bestes gab, Kiran war einfach zu schnell, und nach kurzter Zeit hatte er mich eingeholt, und hielt mich fest, sodass ich mich nicht mehr bewegen konnte.
"Kiran, lass los!" quietschte ich. Doch Kiran dachte nicht daran, sondern tauchte mit mir in den Armen einfach unter Wasser. Wir hatten noch eine Weile gemeinsam Spaß, bis mir plötzlich kalt wurde.
"Ich muss raus. Langsam wird mir kalt." meinte ich zu Kiran.
Wir hielten uns am Ufer fest, und versuchten raus zuklettern. An dieser Stelle bestand das Ufer aus glitschigen Steinen, und wir rutschten immer wieder ab. Kiran schafte es als Erstes. er setzte sich auf einen Stein, und beobachtete mich amusiert, wie ich verzweifelt versuchte mich aus dem Wasser zu heben. Irgemdwann sah ich ihn bittend an, und er kam auf mich zu, und zog mich an einer Hand aus dem Wasser. Offensichtlich hatte er mich als schwerer eingeschätzt, und ich hatte viel zu viel schwung, und flog geradewegs gegen Kiran. Dieser konnte sich und mich gerade noch halten, und so stürtzten wir wenigstens nicht nach hinten auf die Steine. Ich hatte meine Arme um Kiran geschlungen, und presste so meinen nassen kalten Körper gegen ihn.
"Josie!" rief Kiran empört.
Ich schaute ihn mit großen unschuldigen Augen an
"Was?"
"Du bist ganz kalt und nass."
"Deswegen wärme ich mich ja auch an dir!" entgegnete ich.
Kirans Gesichtsausdruck änderte sich von empört zu schelmisch. Irgendetwas hatte er vor. Blitzschnell löste er meine Arme von sich und hob mich hoch. Schnell klammerte ich meine Arme und beine um Kiran, um nicht wieder ins Wasser zu fliegen.
"Nicht ins Wasser! Nicht ins Wasser!" schrie ich.
Doch Kiran blieb regungslos stehen. Nach ein paar Sekunden hatte er sich wieder gefasst.
"Na dann gehen wir doch lieber schnell zurück in unser Lager, sonst kann ich für nichts garantieren."
Und ohne mich abzusetzen ging er mit mir auf dem Arm am Bach entlang in Richtung Lager. Es war schon nachmittag, und es zog ein leichter Wind auf, was mich frösteln lies. Ich drückte mich noch enger an Kiran, und hielt abrupt inne, als ihm ein Stöhnen entwich. Auch wenn ich noch nie etwas mit einem Jungen hatte, wusste ich sehr wohl, was dieses Stöhnen ausgelöst hatte. Und jetzt erst wurde mir wieder bewusst, dass Kiran und ich unsere gesammte Kleidung am Bach liegengelassen hatten. Da ich außerdem wie ein Äffchen an Kiran geklammert war, spürte ich auch gleich, was ich ausgelöst hatte. Ich wurde rot und versteckte meinen Kopf an Kiran's Schulter. Es war ein komisches Gefühl. Noch nie zuvor hatte ich an einer so intimen Stelle einen Schwanz gespürt. Es war mir ein klein bisschen unangenehm, doch ich wollte nicht von Kiran's Armen runter. AUßerdem war ich neugierig. Es war völlig neu für mich. Und ich spürte die Gefährtin in mir. Sie war ein wenig erregt, und freute sich, dass sie diese Reaktion bei Kiran hervorrufen konnte. Es war schon komisch, diese Sache mit der Prägung. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell gehen würde. Doch schon nach diesen zwei Tagen, welche ich mit Kiran verbracht hatte, kam er mir so viel vertrauter vor, und ich mochte ihn wirklich gerne. Wir blieben stehen. Ich musste feststellen, dass wir schon bei unseren Kleidern angelangt waren. Was sollte ich jetzt machen? Ich konnte mich ja schlecht an Kiran runtergleiten lassen.
"Ähm, Josie, könntest du dich bitte anziehen,... ich will nicht das du hier krank wirst."
Die Gefährtin in mir lachte auf. Jaja, er will nicht das ich krank werde. Ich löste langsam meine Arme und Beine, und Kiran schaffte es, mich auf den Boden abzusetzen, ohne dass es zu intim wurde. Ich bückte mich schnell nach meinen Klamotten, und streifte sie mir über. Als ich mich wieder aufrichtee, war sowohl Kiran, wie auch seine Klamotten verschwunden. Ich machte mich auf den Weg zurück zu unserem Lager, und kurz darauf kam Kiran mit ein paar Früchten zurück. Nachdem wir gemeinsam gegessen hatten, neigte sich der Tag auch schon dem Ende zu, und wir legten uns in gleicher Position wie gesten schlafen.
Die nächste Woche verlief ohne weitere Ereignisse. Wir hatten gemeinsam Spaß und schöne Momente. Kiran und ich kamen uns immer näher. Auch der Sommer neigte sich immer mehr dem Ende zu, und so langsam wurde es nachts kühler, sodass wir uns mit unseren Körpern gegenseitig Wärme spenden mussten. Und sehr zu meinem Glück kam es zu keinen weiteren peinlichen oder intimen Zwischenfällen. Doch vermutlich hatte sich die ganze Peinlichkeit angestaut, und es würde bald zu einer Entladung kommen.
Ich wachte wie jeden morgen an Kiran's Seite auf. Doch ich merkte sofort, dass heute etwas anders war. Als ich merkte was Sache war, sprang ich wie estochen auf.
"Josie? Was ist los?" fragte mich ein verschlafener Kiran.
"Ich ... äh...scheiße!" stotterte ich rum.
So langsam bekam ich immer mehr Panik. Normalerweise war ich kein Mädchen, das bei alles und jedem Angst bekam, doch ich befand mich wirklich in einer aussichtslosen Situation. Man, dabei war alles gerade so schön gewesen. Warum passierte den Heldinnen in den Büchern und Romanen nie sowas? Jetzt setzte sich auch Kiran auf, und schaute mich besorgt an.
"Ist etwas passiert?"
"Ja...oder eigentlich nein... verdammt, was mach ich jetzt?" ich wurde immer verzweifelter. Lange würde ich es nicht mehr aushalten. Bald würde er es sehen. Und ich war mir sicher, er konnte es bestimmt schon riechen, mit seinem Superschnüffler.
"Josie, jetzt sag mir, was Sache ist!" Ich wurde rot, und starrte an ihm vorbei.
"Also, ich ... riechst du das denn nicht?" mir war das Thema so unangenehm, dass ich es nicht aussprechen wollte. Kiran runzelte kurz die Stirn, dann sah ich, wie er mich angrinste.
"Du hast deine Tage?" ich wurde noch röter, und nichte verzweifelt. Kiran fing an zu lachen.
"Kiran, dass ist überhaupt nicht witzig. Was soll ich denn jetzt machen?" Kiran lachte immer noch.
"Also ich bin keine Frau. Ich hab keine Ahnung. Ich geh mal essen besorgen."
Ich schaute ihn verdutzt an. Das konnte er doch nicht machen? Ein bisschen Mitgefühl wäre auch nicht fehl am Platz. Doch Kiran hatte sich mit einem Lachen aus dem Staub gemacht. Ich ging zum Rucksack, und kramte ein Top hervor. Damit ging ich zum Bach, und zerriss das Top. Ich wusch es und bastelte mir eine provisorische Binde daraus. Kiran kam mit dem Essen zurück und wir frühstückten. Der Tag verlief im weiteren ganz friedlich. Ich musste nur alle paar Stunden mich zum Fluss verabschieden.
Gerade hatten wir uns am Fluss noch einmal kurz gewaschen, und gesäubert - zum schwimmen und baden war es inzwischen zu frisch geworden - als wir de Rückweg antraten. Mich beschlich auf einmal ein komisches Gefühl. Ich packte mir Kirans Arm. Er drehte sich zu mir um, und zog fragend eine Augenbraue hoch. Ich legte einen Finger auf die Lippen und füsterte ihm leise ins Ohr:
"Kiran, ich hab ein komisches Gefühl. Ich glaub hier ist wer."
Kiran fragte nicht nach, sondern ging mit leisen Schritten vorraus. Ich folgte ihm ebenso leise. Als wir dann schließlich an unserem Lager ankamen, war dort tatsächlich jemand. Er schien unser Lager zu betrachten. Noch hatte er uns nicht entdeckt. Ich beute mich noch einmal zu Kiran.
"Er ist gefährlich!" flüsterte ich. Ich wusste nicht woher ich das wissen nahm, doch es war einfach so vorhanden. Etwas in mir warnte mich vor dem Mann dort. Kiran nichkte, und trat dann zwischen den Bäumen hervor, Der Mann drehte ruckartig den Kopf in Kirans und meine Richtung. Dann lächelte er, und fing an zu reden:
"Seid ihr alleine hier?"
"Ja" war Kirans knappe Amtwort.
"Und was macht ihr hier, ohne euer Rudel?" Kiran spannte sich an. Auch ich war etwas erschrocken. Der Mann wusste, was wir, oder besser gesagt Kiran war? Einem plötzlichen Impuls folgend trat ich naben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Wir haben kein Rudel." Der Mann fing an zu lächeln.
"Das ist prima. Wir suchen euch." Ich schaute ihn fragend an.
"So, tut ihr das?" meinte Kiran kühl.
"Ja, wir brauchen noch ein paar gute Kämpfer." Er musterte uns kurz.
"Kämpfer?" schnappte Kiran erschrocken. Misstrauisch musterte der Mann ihn.
"Entschuldigung, aber wir sind auf dieses Thema nicht gut zu sprechen. Wir haben jemand sehr nahen verloren, durch einen Kampf." versuchte ich die Situation noch zu retten. Der Mann schaute wieder etwas freundlicher, blieb aber dennoch misstrauisch.
"Wieso brauchen sie uns als Kämpfer?" wollte ich nun neugierig wissen. Die Augen des Mannes begannen zu glänzen.
"Wir sind auf der Suche nach... etwas besonderem. Eine Art Schatz. Wir müssen ihn unbedingt finden, bevor die anderen Rudel ihn in die Finger kriegen." Ich schaute ihn abschätzend an.
"Was ist das für ein Schatz?"
"Es ist ein Schatz, der Macht verleiht. Ihr würdet sogar eine Belohnung kriegen. Und alles war ihr tuen müsst, ist die Anderen davon abzuhalten uns zu dicht zu folgen, oder uns anzugreifen. Also nicht wirklich schwer." Kiran neben mir schien sich nur noch schwer unter Kontrolle halten zu können.
"Und wann soll es losgehen?" fragte ich vorsichtig, Interesse heuchelnd. Das Gesicht des Mannes hellte sich auf.
"Wenn ihr euch entschieden habt, kommt in zwei Wochen zu der alten Buche im Ostwald." Er zwinkerte mir noch zu, bevor er in dem Wald verschwand. Wir verharrten noch einen Moment in unserer Position, bevor Kiran sich umdrehte, und kräftig gegen den Baum trat. Ich zuckte zusammen.
"Kiran?"
"Scheiße!" fluchte er laut.
"Kiran, was ist los?" langsam wurde ich nervös. Erst der Mann, und jetzt Kirans seltsame Reaktion.
"Ich... nichts." Er schaute mich wütend an. Ich zuckte unmerklich unter seinem Blick zusammen. Was war jetzt los? Hatte ich etwas falsches gesagt? Ich öffnete meinen Mund, um Kiran erneut zu fragen, was passiert sei, doch als ich seinen Blick sah, lies ich das besser bleiben.
"Warte nicht auf mich!" murrte er noch, dann war er schon im Wald verschwunden. Jetzt stand ich hier allein auf der Lichtung. Da ich eh nichts machen konnte, beschloss ich, mich schlafen zu legen. Ich kroch in unseren Schlafplatz, doch ich konnte nicht einschlafen. Zu viele Gedanken schweiften mir durch den Kopf, und außerdem fehlte Kiran an meiner Seite. Schließlich gab ich es auf, und beschloss über das Geschehene nachzudenken. Der Mann hatte gesagt, wir sollen die anderen Rudel von ihm vernhalten. Doch warum. Klar, damit sie den Schatz finden konnten, aber konnte man den nicht teilen? Man könnte doch die Macht gemeinsam haben. Aber warum hatte Kiran dann so wütend reagiert? Weil er nicht gegen andere Rudel kämpfen wollte? Aber das machte doch alles keinen Sinn. Ich hatte das Gefühl, dass die Lösung nahezu offensichtlich war, doch ich kam nicht drauf. Irgandwann war ich dann wohl doch eingeschlafen.
Am nächsten Morgen fuhr ich hoch. Ein Gedanke hatte mich geweckt. Ich hatte die Lösung. Ich wusste, warum Kiran so angepisst war. Es war meine Schuld. Es war alles meine Schuld. Kiran wollte zu seinem Rudel zurück, um es zu warnen, doch ich war im Weg. Er konnte nicht zurück, ohne seine Aufgabe hier erfüllt zu haben. Er war traurig, und wütend, weil er wegen mir nicht zu seinem Rudel zurück konnte. Er wollte seinem Rudel die Neuigkeiten erzählen. Aber konnte man in dem Fall nicht eine Ausnahme machen? Ich beschloss ihn zu fragen. Doch wo war er nur? Er lag nicht neben mir, wir die anderen Morgende. Ich beschloss zum Fluss zu gehen. Dort musste ich sowieso hin. Doch auch dort war er nicht. Ich erledigte meine Wäsche, und ging zurück zum Lager. Als ich wieder ankam, sah ich ihn dort sitzen. Er sah so traurig und verzweifelt aus, und alles war meine Schuld. Ich traute mich nicht zu ihm hinzugehen. An diesem Tag sprachen wir kaum ein Wort miteinander. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Diese Nacht lag er wieder neben mir, doch er war abweisen.
So vergingen auch die nächsten Tage. Es wurde kälter, und der Sommer war vorbei. Ich fing an zu frieren, doch ich traute mich nicht wirklich, zu Kiran zu gehen. Wann immer ich Kiran sah, saß er traurig da. Mal in unserem Lager, mal an dem Fluss. Wir sprachen nur das nötigste miteinander. Meine Periode wurde langsam schwächer, bis sie gänzlich aufhörte. Und dann fasste ich eine Entschluss. So konnte es nicht weitergehen. Ich hielt das nicht mehr aus. Ich fühlte mich verdammt schlecht, weil ich schuld war, dass Kiran sich schlecht fühlte. Bald würde es das die Nächte Frost geben, und wir könnten dann eh nicht mehr gut hierbleiben. Wir hatten außerdem nur noch ein bisschen mehr als eine Woche, bevor sich das Rudel des Mannes an der Buche traf. Ich war nicht glücklich mit meiner Entscheidung. Doch ich musste es durchziehen.
Es war gerade mal nachmittag. Ich ging noch zu unserem Bächlein hin, und setzte mich an den Rand. Heute Abend würde ich zu Kiran gehen, und mit ihm reden. Ich spürte, wie mir eine Träne über die Wange rollte. Ich wischte sie nicht weg. Ich lies ihr freien Lauf. Der ersten Träne folgten noch weitere. Doch ich schämte mich nicht. Ich fühlte mich schwach, und ich lies es zu. Ich durfte mich schwach fühlen. Noch einmal. Nachdem ich eine Weile dort gesessen hatte, waren meine Tränen leer. Es fing auch schon an dunkel zu werden. Ich stand auf. Langsam ging ich zu unserem Lager zurück. Jeder Schritt in die Richtung viel mir schwerer als der Vorherige. Dann trat ich auf die Lichtung. Ich sah Kiran auf unserem Lager sitzen. Traurig, in sich gekehrt. Ich atmete einmal tief durch. Ich streckte meinen Rücken, und ging auf Kiran zu. Es viel mir so unglaublich schwer. Doch ich sagte mir immer wieder in meinem Kopf, tu es für Kiran. Für Kiran. Für Kiran. Auch wenn ich es mir am Anfang nicht eingestehen wollte, ich ... Kiran hob den Kopf, und unterbrach damit meine Gedanken. Er sah in mein verheultes Gesicht, und schaute mich traurig an. So sollte er nicht schauen. Alles wird gut. Ich kniete mich neben ihn auf die Decke, und sah ihn weiterhin an.
"Sei zärtlich" hauchte ich ganz leise. Meine Stimme klang kratzig, und war nur schwer zu verstehen. Doch Kiran verstand mich. Seine Augen weiteten sich. Dann nahm ich sein Gesicht in meine Hände, und legte sanft meine Lippen auf seine. Kiran tat nichts. Ich lies meine Hände weiterwandern. Eine Hand vergrub ich in seinem Haar, die andere lies ich über seine Brust, zu dem Saum seines Oberteiles wandern. Als ich dort ankam, erwachte Kiran zum Leben. Er packte mich an der Taille, und drehte mich so, dass ich mit dem Rücken auf der Decke lag. Seine Hände strichen langsam an meinen Seiten hinab. Als sie beim Saum meines Oberteils angekommen sind, zogen sie dieses langsam hoch. Kiran löste seine Lippen von den meinen, und schaute mir in die Augen. In ihnen konnte ich Verlangen, aber auch Trauer und Bedauern erkennen. Doch ich sah noch etwas. Und das brachte mich zum lächeln. Ich sah Liebe in ihnen. Als Kiran mein Lächeln sah, lächelte er schwach zurück. Dann beugte er seinen Kopf runter, und fing an, meinen Bauch zu küssen. Er küsste sich von meinem Bauch hoch, zu meinen Rippen. Überall wo seine Lippen meine Haut berührten fing es an zu kribbeln. Dann lies er kurz von mir ab, um mir das Oberteil auszuziehen. Er wollte sich gerade wieder runterbeugen, als ich ungeduldig mit meinen Fingern an seinem Oberteil zog. Kurz blitzte etwas schelmisches in seinen Augen auf, bevor er sich äußerst sexy sein Oberteil auszog. Ich fuhr mit meinen Fingerspitzen seine klar definierten Brustmuskeln nach. Klar, ich hatte ihn schon mal oben ohne gesehen, doch unter ganz anderen Umständen. Meine Finger liebkosten seine Muskeln, und wanderten langsam zu der schmalen Linie aus dunklen Härchen welche zu seiner Hose führte. Meine Finger erreichten den Bund, und ich öffnete langsam und mit zittrigen Händen den Knopf. Was nun? Sollte ich... Die Entscheidung wurde mir abgenommen. Kiran packte meine Hände, und hielt sie über meinen Kopf fest. Dann drückte er ungestüm seine Lippen auf die meinen. Er presste sein Becken gegen meines, und ich spürte eine harte Beule in seiner Jeans. Kiran lies meine Hände los, und küsste sich eine Spur zu meinen Brüsten. Vorsichtig öffnete er den BH, und hielt dann verzückt den Atem an. Langsam legte er seine Hände an meinen Busen. Leicht drückte er zu. Ich keuchte. Er fing nun an meine Brüste fester zu kneten. Meine Knospen richteten sich auf. Er beugte seinen Kopf und nahm eine Brust in den Mund. Dort züngelte er kurz um sie, und biss dann schließlich leicht in sie hinein, was mir wieder ein Stöhnen entlockte. Mit Verlangen in den Augen wandte er sich nun der anderen Brust zu. Auch diese nahm er in den Mund. Er strich mit seiner Zunge zart um sie, und ich streckte den Rücken durch. Er lachte leise, und zupfte sanft an meiner Brust. Ich krallte meine Hand in seine dunklen, weichen Haare, und zog seinen Kopf zu meinem. Leidenschaftlich lagen seine Lippen auf meinen. Ich lies meine Hände wieder tiefer wandern. Josie, du hast eine Entscheidung getroffen, enttäusche ihn jetzt nicht. Ich nästelte an seinem Hosenverschluss herum, und bekam ihn dann auch ganz auf. Ich lies kurz von seinen Lippen ab, um ihm die Hose abzustreifen. Kiran lag nur noch in Boxershorts neben mir. Sein Atem ging hektisch, und an der Beule in seiner Shorts konnte ich erkennen, wie erregt er war. Langsam bekam ich doch Bammel. Ob es sehr weh tun würde? Egal Josie, du ziehst das jetzt durch. Er wird schon zärtlich mit dir umgehen. Langsam strich ich mit meinen Fingern über seinen Oberschenkel zu seinem letzten Kleidungsstück. Schüchtern schlupften meine Finger unter den Bund seiner Shorts. Ich hatte totales Herzklopfen. Wie er sich wohl anfühlen würde? Meine Hand glitt noch ein Stückchen tiefer. Dann spürte ich ihn. Ich nahm all meinen Mut zusammen, und umfasste ihn fest. Kiran stöhnte laut auf, zog meine Hand weg, und riss sich die Unterhose vom Leib. Sein Penis stand in die Höhe. Ich sah das als Einladung, und umfasste ihn wieder vorsichtig mit der Hand.
"Fester!" sties Kiran hervor. Ich drückte zu. Dann ganz langsam glitt ich an seinem Schaft hoch, und wieder runter. Kiran schmiss seinen Kopf in den Nacken und stöhnte noch einmal. Auch ich merkte, wie sich meine Erregung steigerte. Ich atmete schneller, flacher. Auf einmal zog Kiran meine Hand weg.
"Ich brauche dich. Jetzt." sties er hervor. Dann zog er mir mit einem Ruck meine Hose von den Beinen. Keine Sekunde später folgte ihr meine Unterhose. Kiran positionierte sich über mich, er stützte rechts und links von mir seine Ellenbogen ab, mit seinen Knien spreizte er meine Beine. Ich spürte schon seine von der Lust feuchte Eichel an meinem Eingang.
"Entspann dich!" raunte er mir ins Ohr. Ich atmete tief durch. Dann blickte ich fest in seine dunklen Augen. Langsam drang er in mich ein. Als er meine Unschuld zerstörrte, schrie ich vor Schmerzen auf. Er schaute mich schuldbewusst an.
"Tu es einfach!" brachte ich hervor. Er lächelte leicht, hielt meine Hüfte fest, und drang vollständig in mich ein. Es war ein komisches Gefühl so gedehnt zu werden. Er wartete einen Moment, bis ich mich an ihn gewöhnt hatte. Dann fing er an sich in mir zu bewegen. Er glitt immer ein Stückchen aus mir heraus, um dann weider von neuem zu zustoßen. Mit jedem Stoss spürte ich den Schmerz in mir, und wie er an der Wunde in mir immer wieder rieb. Das tat so verdammt weh. Nach einer Weile spürte ich auch noch etwas anderes als den Schmerz. Lust machte sich in mir breit. Allerdings wurde diese leider immernoch von dem Schmerz überlagert.
Seine Stösse würden schneller, und ich krallte meine Hände in seinen Rücken. Ich reckte mich ihm entgegen und wollte mehr von der Lust spüre.
"Schau mir in die Augen, wenn du kommst." keuchte Ich. Er schaute mich mit lustverschleierten Augen an, und dann kam er. Mit einem lauten Stöhnen ergoss er sich in mir.
Er zog sich erst aus mir zurück, als er wieder zu Atem kam.
Er legte sich neben mich, und nahm mich fest in den Arm.
"Danke" hauchte ich ihm leise ins Ohr.
"Wofür?" fragte er mich ebenso leise zurück.
"Dass ich es mit dir erleben durfte." meinte ich leise. Ich kuschelte mich an ihn. Plötzlich erfüllte mich eine Woge von Liebe zu diesem Mann. Er war nun endgültig mein, und ich war glücklich darüber. Ich liebte ihn wirklich. Und ich merkte, dass ich ihm sein Techtelmechtel mit den zwei Frauen eigendlich schon seit einer Weile verziehen hatte. Ich hob noch ein mal meinen Kopf, sah ihm in die Augen, und hauchte ein "Ich liebe dich". Danach legte ich meinen Kopf auf seine Brust, und fiel in einen tiefen Schlaf. Das letzte was ich hörte war ein gemurmeltes "Ich dich auch."
~Kiran~
Ihre ruhigen Atemzüge liesen darauf schliesen, dass sie schlief. Sie sah so wunderschön aus. Es tat mir im Herzen weh, dass sie sich für mich... geopfert hatte. Sie hatte wohl gemerkt, dass ich so schnell wie möglich zu meinem Rudel zurück wollte, um ihnen die Neuigkeiten zu erzählen. Ich musste Bob unbedingt erzähen, dass Arkans Rudel den Schatz finden wollte. Das durfte unmöglich passieren. Ich hatte den Mann, welcher uns anheuern wollte erkannt. Er gehörte zu Arkans Rudel. Ich musste meinem Rudel beistehen. Obwohl ich dank Josie wieder schnell zu meinem Rudel zurück konnte, war ich traurig. Josie war mir so ans Herz gewachsen. Ich hatte zwar von Anfang an gewusst, dass es nicht leicht für sie werden würde, doch ich wollte nicht so schnell... Sie hätte noch Zeit gebraucht. Sie war noch so unschuldig. Und jetzt wurde sie bald Mutter. Der Gedanke, dass wir bald Nachwuchs kriegen würde, war schon erschreckend. Aber andererseits freute ich mich auch schon. Auch wenn es sicherlich zu früh war, mit Josie Kinder zu haben, dieser Gedanke erfüllte mich mit Glück. Ich dachte noch eine Weile nach, und schief dann auch langsam ein.
~Josie~
Ich wachte am nächsten Morgen schon im Morgengrauen auf. Ich spürte instinktiv, dass sich seit gestern etwas verändert hatte. Ich fühlte mich auf eine bestimmte Weise glücklich. Ich sah zu Kiran rüber. Er schlief noch tief und fest. Schon komisch der Gedanke, dass wir gemeinsam den Rest unseres Lebens verbringen werden. Ich stand vorsichtig auf, um Kiran nicht zu wecken. Ich lief zu unserem Bächlein, und erledigte meine Morgenwäsche. Als ich zurück kam, wachte Kiran gerade auf. "Guten Morgen!" grüßte ich ihn. "Morgen" murmelte er verschlafen zurück. "Los, steh auf, wir haben noch einen langen Heimweg vor uns!" versuchte ich ihn dazu bewegen, sich aus dem Bett zu erheben. Langsam stand er auf. Dann verschwand er zwischen den Bäumen, während ich derweil unser Lager zusammen räumte. Nachdem wir gegessen hatte, grinste Kiran mich an. "Was?" fragte ich ihn. "Hast du diesmal Lust, zurück zu reiten?" Ich überlegte kurz. Ich wollte ungern den ganzen langen Weg wieder zurücklaufen. Zögernd nickte ich. Kurz darauf stand an der Stelle wo eben noch Kiran war, ein großer, dunkler Wolf. Seltsamer Weise hatte ich keine Angst, da ich spürte, dass es Kiran war, und er mir nichts anhaben würde. Doch trotzdem hatte ich respekt vor dem Tier. Ich nahm unseren Rucksack mit den gemeinsamen Klamotten und Decken, und ging langsam auf den Wolf zu. Dieser legte sich auf den Boden, um mir das Aufsteigen zu ermöglichen. Selbst wenn er auf dem Boden lag, ging er mir immer noch knapp über die Hüfte. Ich kletterte vorsichtig auf seinen Rücken. Kaum hatte ich Halt gefunden erhob sich der Wolf, und rannte mit mir durch den Wald. Die Bäume flogen nur so an uns vorbei. Und nachdem ich meine anfängliche Angst abgelegt hatte, machte es sogar richtig Spaß, so durch die Gegend zu fliegen. Vor allem, da ich das sichere Gefühl hatte, dass mir hier oben, auf Kirans Rücken nichts passieren konnte.
Irgendwann verlangsamte Kiran seine Schritte, bis er schließlich ganz zum stehen kam. Er kniete sich wieder hin, und ich sah das als Zeichen, dass mein Ritt vorbei war. Ich rutschte von Kirans Rücken runter. Kiran verwandelte sich zurück, und nahm, fast ein bisschen schüchtern, meine Hand. Dann schritten wir gemeinsam zwischen den Bäumen durch, und standen nach ein paar Metern wieder vor dem Gebäude. Kiran zog mich auf das Gebäude zu. Wir gingen durch unzählige Gänge, und kamen dann vor einer Türe an. Ich erkannte die Türe an dem geschwungenen K wieder. Kiran öffnete seine Zimmertüre, und schob mich in das Zimmer. Mein Blick glitt unweigerlich zu dem großen Bett in der Mitte des Raumes. Es war sauber, leer und aurgeräumt.
"Warte hier auf mich. Ich muss schnell zu Bob, uns die Nachricht mit Arkans Rudel überbringen." meinte Kiran zu mir.
"Welche Nachricht mit Arkans Rudel?" fragte ich.
"Erinnerst du dich noch an den Mann im Wald? Es war ein Mitglied von Arkan's Rudel. Ich habe es an Geruch erkannt. Das Rudel ist... wir sind nicht sonderlich gut darauf zu sprechen. Alex gehört auch zu diesem Rudel." Ich nickte langsam.
"Und jetzt willst du das Bob erzählen, und dann wollt ihr verhindern, dass Arkan's Rudel diesen Schatz findet?" schlussfolgerte ich. Kiran nickte. Kurz darauf lies er mich alleine, und ging Bob aufsuchen.
Währenddessen nahm ich mir die Zeit, zu duschen, und die Sachen anzuziehen, die jemand in Kirans Zimmer gelegt hatte. Dann setzte ich mich auf Kirans Bett, und wartete.
~Kiran~
Ich rannte schon fast zu dem Büro von Bob. Ich kloppfte energisch an seine Tür, und betrat sein Büro ohne eine Antwort abzuwarten. Bob schaute mich an und meinte grinsend "Herein!". Ich grüßte ihn und stellte mich vor seinen Schreibtisch. "Bob, wir sind im Wald vor ein paar Tagen jemanden begegnet. Einem Mitglied aus Arkans Rudel. Sie wollen in einer guten Woche aufbrechen um den Schatz zu finden." Bob schnappte erschrocken nach Luft. "Den Schatz?" Ich nickte; "Wir müssen das verhindern." Bob hatte seine Stirn in Falten gelegt. "Und was schlägst du vor?" Ich überlegte kurz. "Wir sollten uns ebenfalls auf die Suche machen. Wir sollten Suchtrupps losschicken. Und Kämpfer." Bob schüttelte leicht den Kopf, "Und wie ich dich kenne, wills du unbedingt mitgehen?" Ich grinste leicht. Bob kannte mich einfach zu gut. Doch Bob's Miene verdunkelte sich. "Kiran, du hast jetzt eine Gefährtin. Du musst dich um sie und ihr Kind kümmern. Es hat doch geklappt?" Ich schaute verlegen zu Boden. "Ja, sie ist meine Gefährtin." Bob zog die Brauen hoch. "Und das Kind?" "Na ja, ich glaub dafür... war der Zeitpunkt nicht passend..." Bob sah mich mahnend an. Dann solltest du erst recht nicht mitgehen." "Aber... Ich bin einer deiner besten Männer. Ihr braucht mich. Und ich kann auch noch danach..."
"Nein" unterbrach mich Bob. "Du bleibst hier." Ich schaute ihn wütend an, und verlies das Zimmer.
~Josie~
Ich zuckte zusammen, als nach ein paar Minuten die Türe heftig aufgerissen wurde. Vor mir stand ein ziemlich wütend aussehender Kiran. Fragend schaute ich ihn an.
"Ich darf nicht mitgehen!" brachte er hervor.
Er klang wie ein beleidigtes Kind, dass unbedingt in einen Freizeitpark wollte, aber es die Eltern nicht erlaubten.
"Wovon redest du überhaupt?"
"Bob schickt einen Suchtrupp und ein paar Kämpfer los, um den Schatz zu suchen. Obwohl ich einer seiner besten Männer bin, darf ich nicht mit."
Auch wenn er sehr wütend und verletzt darüber zu sein schien, musste ich grinsen. Jetzt hörte er sich wirklich wie ein Kleinkind an.
"Und warum darfst du nicht mit?" doch ich konnte mir die Antwort schon denken.
Kiran schaute nur verlegen auf den Boden.
"Ich bin im Weg." stellte ich nüchtern fest.
"Also, das klingt jetzt so doof,..." stotterte Kiran.
Ich zuckte mit den Schultern, und bemühte mich, mir nichts anmerken zu lassen, dass es mich krängte. Schon wieder stand ich zwischen ihm und seinem Rudel. In gewisser Weise. Er wollte seinem Rudel helfen, doch ich war im Weg. Er musste bei mir bleiben, und dafür sorgen, dass ich Nachwuchs kriege. Und ich fühlte mich mal wieder schuldig, dass Kiran jetzt in dieser Situation war. Wenn ich nicht wäre, dann könnte er jetzt seinem Rudel helfen. Ich stand auf. "Kannst du mich mal bitte zu Bob bringen?" bat ich ihn. Er schaute mich verwundert an, nickte dann aber. Wir durchquerten ein paar Gänge, bis wir wieder vor einer der zahlreichen Türen standen. Kiran kloppfte, und auf ein "Herein" schob er mich durch die Türe.
Ich trat ein. Bob musterte mich erstaunt.
"Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du hierher kommst." geb er zu.
"Ja, ich muss mit dir reden."
"Na dann mal los. Ich kann mir schon denken, worum es geht."
"Also, kann Kiran denn wirklich nicht mitgehen? Mit dem Suchtrupp? Ich könnte ja auch alleine hier bleiben." Ich schaute ihn bittend an. Bob schüttelte den Kopf. "Ihr sollt ein Kind kriegen, und du willst den Vater deines Kindes weg schicken?"
Ich kaute au meiner Lippe.
"Aber wir haben ja noch kein Kind. Und wenn er dann wiederkommt, können wir uns ja um den Nachwuchs kümmern."
Bob schmunzelte mich an.
"Du magst ihn sehr, oder?" Ich wurde rot und schaute verlegen auf den Boden.
"Das ist nicht schlimm. Das muss die doch auch nicht peinlich sein. Aber ihr habt eine Verpflichtung zu erfüllen." Da kam mir eine zündende Idee.
"Und wenn ich mitkomme?" Bob sah mich erschrocken an.
"Wenn es zu einem Kampf kommt? Dann sitzt da eine schwangere Frau?" Ich nickte.
"Schwanger sein ist ja keine Krankheit. Außerdem möchte ich nicht immer zwischen Kiran und seinem Rudel stehen. Sonst fühl ich mich immer so falsch, und fehl am Platz. Bitte Bob!"
Mein letztes Argument schien ihn zum Nachdenken zu bringen.
"Ich überleg es mir mal. Wenn ich zu einer Entscheidung gekommen bin, dann sag ich euch Bescheid."
Ich nickte ihm dankend zu. Dann drehte ich mich um, und ging raus zu Kiran, welcher mich wartend ansah.
"Er überlegt es sich noch."
"Was überlegt er sich?" hakte Kiran erstaunt nach.
"Naja, ob du mitdarfst oder nicht." Ich spürte, wie Kiran mir einen Arm über die Schultern legte, und mich an sich frückte.
"Danke" flüsterte er mir ins Ohr.
Wir hatten gerade die Zimmertüre zu Kirans Zimmer geschlossen, als sie schon wieder aufgerissen wurde. Chris kam hereingestürmt.
"Kiran, mitkommen, Bob will dich sprechen." Chris winkte mir noch einmal kurz zu, bevor er eilig mit Kiran das Zimmer verlies. Ich setzte mich wieder auf die Bettkante, und wartete zum zweiten Mal an diesem Tag auf Kiran.
Nach einer Weile wurde es mir warm, und so ging ich zum Fenster um es zu öffnen. Ich atmete tief die frische Luft ein. Dann schwang ich mich auf's Fenstersims und lies die Beine aus dem Fenster baumeln. Auch wenn es draußen nicht mehr so warm wie noch vor ein paar Wochen war, fror ich nicht. Ich betrachtete den Wald, welcher sich hinter dem Gebäude erstreckte. Ich lies meine Gedanken schweifen, und kam wieder zu meiner Zukunft.
Ich würde den Rest meines Lebens unter Tieren verbringen. Schon eigenartig. Da kam mir ein neuer Gedanke. Kiran hatte gesagt, dass sich nach der Prägung auch die Frauen verwandeln könnten. Und dass wir mit der Verwandlung Gaben kriegen würden. Also ich würde mich verwandeln. In ein Tier. In ein haariges Etwas. In einen Wolf. Wie gut, dass ich Angst vor Hunden hatte. Und nun sollte ich selbst zu einem werden.
Wie die Verwandlung wohl ablaufen würde? Ob es weh tat? Wann würde ich mich verwandeln? Ich beschloss Kiran zu fragen, wenn er wiederkommt. Ob Bob ihm oder besser gesagt uns erlaubt mitzugehen?
Vielleicht durften wir dann meine Schwangerschaft nach hinten verschieben. Ich brannte noch nicht so sehr darauf mit Siebzehn schwanger zu sein. Ich hatte eigendlich so gesehen echt Glück gehabt, dass ich meine Tage so kurz vorher hatte. So konnte ich wenigstens nicht schon schwanger sein.
Ob ich wohl eine gute Mutter werden würde? Obwohl ich dann erst so jung war? Aber es gab ja viele Mütter, die ihre Kinder so jung kriegten. Und man bekam ja auch Hilfe... Doch da fiel mir siedend heiß ein, dass ich ja zu einem Werwolf mutieren würde. Das würde im Krankenhaus bestimmt auffallen. Also würde ich mein Kind zu Hause kriegen müssen? Mit Achtzehn Jahren? Was wäre, wenn da etwas schief ging? Wenn doch nicht alles so klappt...? In diesem Moment würde die Türe aufgerissen. Ich hörte Kiran entsetzt nach Luft schnappen. Kaum einen Augenblick später hatten sich schon kräftige Arme um meinen Bauch geschlungen.
"Josie! Was hattest du vor?" ich hörte die Sorge in seiner Stimme.
Etwas verwirrt antwortete ich:
"Nichts. Ich hab nur nachgedacht. Wieso?"
Er legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Diese Geste hatte etwas sehr vertrautes. Er schnaubte.
"Was soll ich denken, wenn ich in mein Zimmer komme, und du auf dem Fenstersims sitzt, und aussiehst als würdest du gleich rausfallen?"
"Oh. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Ich habe nur einmal kurz frische Luft gebraucht."
"Dazu hätte es auch eine Türe gehabt." zog Kiran mich auf.
Ich ging nicht weiter drauf ein. Viel mehr interessierte mich noch eine andere Sache.
"Was hat Bob zu dir gesagt?" Kiran legte seine Wange an meine. Ich kicherte leise, weil mich seine Barthaare kitzelten.
"Du hast ihn überredet. Wir dürfen mit. Wie hast du das bloß gemacht?" Ich spürte wie Kirans Brust an meinem Rücken leicht vibrierte, als er sprach. Ich lächelte leicht.
"Das verrat ich dir lieber nicht."
"Hmm..." machte Kiran.
Ich schloss die Augen und genoss das Gefühl, ihn so dicht und vertraut bei mir zu haben.Wer weiß, wann ich ihn in den nächsten Tagen noch mal so für mich haben würde. Ups, das klang jetzt verdammt nach eifersüchtiger Freundin. Aber ich spürte, wie sich meine Beziehung zu Kiran verstärkt hatte... Es war wirklich wie Bob es gesagt hatte. Nach der Prägung, und nach der Hochzeitsnacht verstärkten sich die Gefühle für den Partner...
Da fiel mir wieder meine Frage von vorhin ein.
"Du, Kiran..." fragte ich leise, immer noch mit geschlossenen Augen.
"Ja, was willst du wissen?" Ich spürte an meiner Wange, wie Kiran schmunzelte.
"Ist meine Schwangerschaft dann aufgeschoben?" Ich spürte wie ich rot wurde.
"Nein. Ich habe es versucht, aber Bob lässt sich nicht davon überzeugen. Er meint, es wird schon genügend...Gelegenheiten geben." Er machte eine Pause. Dann fügte er noch hinzu:
"Tut mir leid."
"Kannst du ja nichts für." Ich legte meine Hände auf die seinen.
"Werde ich mich eignentlich jetzt auch verwandeln?" fragte ich vorsichtig.
"Ich hoffe jetzt nicht, sonst fällst du aus dem Fenster." scherzte Kiran.
"Nein, ernsthaft jetzt."
"Ja, sehr klischeehaft, beim nächsten Vollmond. Aber ich werde dabei sein. Zusammen werden wir es schaffen. Es ist gar nicht so schwer. Und ich glaube auch kaum, dass du große Schmerzen haben wirst." Ich schmunzelte. Kiran schien mich wirklich schon gut zu kennen. Er wusste, was mir auf dem Herzen lag.
"Wann geht es los?" wollte ich wissen.
"In zwei Tagen. In den nächsten Tagen werden wir alles dafür bereit machen. Und der nächste Vollmond ist auch schon bald."
Ich nickte leicht. Ich hatte schon ein bisschen Bammel, was das ganze Vollmond und Werwolfzeug anbelangt. Und auch auf die Reise und was dort geschehen solllte wusste ich nicht, ob ich mich freuen sollte. Aber mit Kiran an meiner Seite fühlte ich mich wenigsten nicht ganz so alleine.
Wir bleiben noch eine ganze Weile am Fenster stehen. Irgendwann kam Chris rein, und störte unsere Zweisamkeit. Ich freute mich natürlich ihn zu sehen, und nach einer ausführlichen Begrüßung ging es dann auch schon an die Vorbereitung für die Reise. Und während wir durch das Gebäude wuselten, verschwanden meine Gedanken und Zweifel, und ich konzentrierte mich nur noch auf die bevorstehende Reise.
Als ich in der Nacht wieder an Kirans Zimmer ankam, war ich noch alleine. Ich entledigte mich meiner überdrüssigen Klamotten, und fiel wie tot ins Bett, so erledigt war ich.
Ich wurde wach, als sich etwas neben mir bewegte. Ich grummelte etwas unverständliches vor mich hin.
"Entschuldigung, ich wollte dich nicht wecken!" flüsterte mir Kiran ins Ohr. Von dieser Stimme bekam ich Gänsehaut. Er schlang einen Arm um mich, und zog mich an seine Brust. Ich sog seinen Duft ein. Der letzte Gedanke bevor mich der Schlaf wieder übermannte war, dass ich glücklich war, Kiran bei mir zu haben.
Auch die nächsten Tage ähnelten vom Ablauf her dem Ersten. Alle waren in Aufregung vor der bevorstehenden Reise. Durch das gemeinsame Zusammenarbeiten und die Mahlzeiten lernte ich die Anderen Mitglieder vom Rudel besser kennen. Ich konnte schnell zuordnen, von wen ich mich vernhielt, und wer mir nichts böses wollte.
Und nach zwei Tagen voller Vorbereitungen war es endlich so weit. Heute würde es losgehen. Wir würden gleich nach dem Frühstück losgehen. Wir wollten in Menschengestalt die Reise antreten. Wir hatten einiges zu tragen, und von den wenigen Frauen welche mitgingen konnten sich noch nicht alle verwandeln. Mich eingeschlossen.
Wir trafen uns nach dem Frühstück hinter dem Gebäude. Als kontrolliert wurde, dass alle anwesend waren, ging es los. Wir wanderten in Grüppchen durch den Wald. Ich lief neben Kiran her. Wir waren in der Mitte der Gruppe. Es war still, kaum einer sagte ein Wort, und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Ich war sehr aufgeregt, was wir alles auf der Reise erleben würden. Gegen Mittag kamen wir an einer Lichtung an, wo wir Rast machten. Wir häuften unser Gepäck an den Rand der Lichtung. Die Frauen und ein paar Männer blieben hier, um unser Hab und Gut zu bewachen. Vor wem war mir nicht so ganz klar, denn wer traute sich schon, eine solch große Gruppe von Werwölfen anzugreifen. Aber ich hielt meinen Mund, da ich mich mit solchen Sachen nicht auskannte.
Kiran kam zurück, in einem Beutel den er aus seinem Shirt gebildet hatten lagen Brombeeren. Er grinste mich an.
"Hier, ich hab dir etwas mitgebracht. Ich wollte verhindern, dass du selber welche pflücken musst. Wer weiß, wie das endet."
Ich musste nun auch grinsen bei der Erinnerung, wie ich nähere Bekanntschaft mit dem Brombeerbusch geschlossen hatte.
"Danke" meinte ich, und fing an mit Kiran zusammen die Brombeeren zu essen.
Nach einem kurzen Aufenthalt auf der Lichtung ging es weiter durch den Wald. Obwohl ich mich in der Natur und im Wald nicht sehr gut auskannte, merkte ich, dass wir in eine andere Richtung gingen, als Kiran und ich vor ein paar Wochen gegangen sind. Die Gegend hier veränderte sich. Die Bäume wurden karger, und bestand hauptsächlich aus Nadelbäumen. Ich vermutete, dass wir Richtung Norden gingen, und Tannen kältebeständiger waren als Laubbäume. Nachdem wir noch lange in fast vollständiger Ruhe gewandert waren, hielten wir an einem aus dem Boden ragenden Felsen an, und richteten unser Lager für die Nacht. Wir teilten Wachen für die Nacht ein, welche Alarm schlagen sollten, falls ihnen etwas auffiel. Weder Kiran noch ich wurden eingeteilt. Wir machten es uns auf ein paar Decken bequem, und kuschelten uns eng aneinander. Es war komisch, wie schnell sich mein Leben geändert hatte, und wie schnell ich mich an Kiran gewöhnt hatte.
Die Nacht verlief ohne eine Störung, sodass wir uns am Morgen alle gestärkt auf die Reise machen konnten. Wir brachen noch vor dem Frühstück auf, und wanderten in der Morgensonne. Nach dem wir eine Weile in Stille gelaufen waren, hielten wir an. Ich wunderte mich, es war noch nicht so lange her, seit wir aufgebrochen waren, und noch keine Zeit für ein Frühstück. Doch ich wollte die Stille nicht mit meinen neugierigen Fragen durchbrechen. Kiran zog mich dichter zu der Gruppe. Dann trat ein älterer Mann vor die Gruppe und fing an zu sprechen. Er hatte eine rauchige Stimme, und er sprach leise, so dass ich mich sehr konzentrieren musste, um ihn zu verstehen. Ob er wohl so leise sprach, weil er Angst hatte, dass uns jemand belauschte?
"Wir sind nun angekommen. Bei der alten Buche."
Ich sah mich um, aber konnte beim besten Willen keinen Baum sehen, das auf die Beschreibung alte Buche passte.
"Jetzt werden wir gemeinsam durch das Portal gehen. Da ein Mensch alleine nicht durch kann, werden wir uns Parnter suchen, immer ein Gestaltenwandler und ein Mensch."
Also war die besagte alte Buche ein Portal. Doch wo war sie? Konnten vielleicht nur die Gestaltenwandler sie sehen?
"Wir müssen uns beeilen, da ich nicht weiß, wann, oder wie schnell Arkan's Rudel da sein wird."
Und schon traten die Ersten vor, eine junge Frau, und ein älterer Mann. Sie fassten sich an den Händen. Im ersten Moment dachte ich, dass das ja schon ganz schön pädophil war, so ei großer Altersunterschied, er könnte beinahe ihr Vater sein. Doch dann schritten die Beiden auf die Mitte zweier Bäume zu, welche wir ein Tor standen. Sobald sie unter ihnen standen, war es, als gingen sie durch eine Wand. Sie verschwanden einfach. Mir fiel die Kinnlade runter. So was hatte ich noch nie gesehen. Aber das mochte ja nichts heißen. Hier war nichts so wie es schien. Bis vor ein paar Wochen wusste ich nicht ein mal, dass es Wölfe... Gestaltenwandler gab. Was einen wohl dahinter erwartete? Der Mann, welcher gesprochen hatte, sah ungeduldig zu dem Portal hinüber. Dann, nach ein paar Augenblicken, kamen die zwei wieder zum Vorschein. Hä? Hatten sie etwas den Schatz schon gefunden?
"Es ist frei!" teilte die Frau dem Mann mit.
Ach das war ihr Vorhaben gewesen. Dann gingen sie wieder durch das Portal. Und immer mehr Paare folgten ihnen. Kiran drückte meine Hand.
"Hab keine Angst." Ich schaute ihn empört an.
"Ich hab keine Angst!" Er grinste mich an, und nickte wissen. Kiran zog mich vorwärts, immer näher auf das Portal zu. Wir stellten uns in die Reihe, welche sich hinter dem Portal gebildet hatte. Nur noch zwei Paare. Langsam bekam ich doch Schiss. Was erwartete mich dahinter? Wie würden wir zurück kommen? Konnte man in dem Portal verschwinden? Reisten wir in eine andere Welt? Oder nur in eine andere Zeit? Meine Hände wurden feucht. Ich wischte sie an meiner Hose ab.
"Gar keine Angst!" neckte Kiran mich. Ich reckte das Kinn.
"Nee, nur Aufregung." Er grinste.
"Na dann kannst du es sicher kaum erwarten, das Portal zu passieren."
Ich zuckte mit den Schulter. Nun ging das Pärchen vor uns durch. Als nächstes waren wir dran. Wir machten eine Schritt auf das Portal zu. Dann hörten wir ein Knacksen im Wald. Kiran drehte sich um.
"Sie kommen! Macht schnell!" trieb uns der Mann zur Eile an.
Wir waren eines der letzten Paare, die noch hindurch mussten. Ich nickte, und zog Kiran an der Hand, sodasss wir mehr durch das Portal stolperten, als gingen.
Mich empfingen viele Farben. Ein einzger Farbwirbel war um mich herum. Ich sah nichts außer Farben. Ich spürte eine angenehme Wärme. Dann wurden die Farben heller, und heller, bis es schließlich zu einem weiß wurde. Dann knallte ich mit Wucht auf meine Knie. Starker Schmerz durchzuckte mich, die Wunden von meinem Sturz vom Fahrrad waren noch nicht verheilt. Doch dann lenkte mich etwas von meinem Knie ab.
Ich riss die Augen auf. Da war Stein. Und das überall. Unter mir war Stein. Darauf war ein bisschen Sand verteilt. Um mich herum war auch Stein. Überall war Stein. Sie ragten wie Felsen aus dem Boden. Es gab Bäume, die sehr zu meiner Verwunderung auf den Steinen zu wachsen schienen. Ein paar Meter entfernt sah ich den Rest der Gruppe stehen, die schon vor uns durch das Portalgegangen waren. Kiran stand neben mir. Im Gegensatz zu mir war er wohl nicht auf den Knien gelandet. Aber er kannte die Reise mit dem Portal sicherlich schon. Ich schaute mich noch einmal erstaunt um. Ich war gespannt, was diese Welt so mit sich bringen würde.
Auf einmal wurde ich von starken Händen an den Oberarmen gepackt, und auf die Beine gezogen. Ich zuckte schmerzerfüllt zusammen, als ich mein malediertes Knie belasten musste, doch die Hände zwangen mich stehen zu bleiben.
"Wir müssen schnell hier weg, bevor die Anderen kommen. Sonst könnte es unangenehm für uns werden" informierte mich Kiran.
Ich war noch nicht in der Lage etwas zu sagen, also nickte ich nur, und ging mit Kiran schnell zu dem Rest der Gruppe. Und das keine Sekunde zu früh, denn kurz darauf kamen auch schon zwei weitere Leute an. Kaum waren sie gelandet, da fingen sie auch schon an zu schreien:
"Schnell weg von hier, wir müssen uns in Sicherheit bringen, sie sind schon gekommen."
Und schneller als ich es für Möglich gehalten hätte, setzte sich die Gruppe in Bewegung, und wir versteckten uns hinter einer Felswand welche einfach so in der Landschaft stand. Mein Herz klopfte so laut, dass ich dachte, dass mindestens die ganzen Gestaltenwandler es hören müssten. Kiran stand hinter mir und drückte mich an seine starke Brust. Das gab mir ein bisschen Sicherheit und Geborgenheit, die ich im Moment bitter nötig hatte. Es war schon unglaublich, wie schnell ich mich an Kiran gewöhnen konnte, und wie schnell ich ih vertraute, und ihn in mein Herz geschlossen hatte.
"Ich erkläre dir später alles. Aber jetzt müssen wir aufpassen. E könnte sein, das Arkan's Rudel in dem Moment wo wir passiert sind angekommen ist. Wir müssen noch auf unsere Rudelmitglieder warten, welche noch drüben sind. Es müssten noch fünf Personen sein." raunte mir Kiran ins Ohr. Ich nickte leicht. Dann hieß es jetzt also warten und beobachten wer als nächstes durch das Portal kommt. Währenddessen nahm ich mir die Zeit mich genauer umzusehen. Wir ich vorher schon bemerkt hatte, war hier fast alles aus Stein. Der Böden, die Felswände, welche immer wieder aus dem Boden herausragten, und sogar eine kleine Pflanze in der Felswand hinter uns schien ein wenig wie aus Stein auszusehen. Ich streckte vorsichtig meine Hand danach aus. Kiran griff reflexartig um mein Handgelenk, und schaute sich die kleine Pflanze erst einmal genauer an. Dann nickte er leicht, und lies meine Hand wieder los. Also schien die Pflanze wenigsten nicht bissig oder giftig zu sein. Kurz bevor meine Hand die Pflanze berührte, hielt ich inne und warf Kiran einen zaghaften Blick zu. Er lächelte mich sanft an, und das ermutigte mich, die letzten Zentimeter zu überbrücken, und die Pflanze zu berühren. Sie war tatsächlich aus Stein. Jetzt schaute ich noch einmal genauer hin. Wie konnte das bloß sein? Es gab doch keinen so grünen Stein? Oder etwa doch? Die Pflane sah fast aus wie die Pflanzen bei uns auch aussehen. Sie war grün, und hatte an den dünnen Blättern einige Zacken. Doch hatte sie etwas unbewegtes, etwas Starres, woran man sah, dass diese Pflanze eben nicht wie die bei uns war. Ich strich vorsichtig über ein Blatt der Pflanze. Dann hielt ich das Blatt in meinen Händen. Es war einfach abgebrochen. Im selben Moment, wie ich bemerkte, dass ich die Pflanze zerbrochen hatte, bemerkte ich auch, wie etwas mein Bein herunter lief. Erschrocken beugte ich mich vor um mein Bein zu betrachten. Ich hatte im ersten Moment die irrsinnige Vorstellung, die Pflanze hätte etwas mit meinem Bein zu tun. Doch dann sah ich mit großer Erleichterung, dass es nur die Wunde von meinem Fahrradunfall war, welche durch den Sturz auf den harten Steinboden wieder aufgeplatzt war. Doch ich war im Moment viel zu aufgeregt bezüglich der neuen Welt welche sich hier vor meinen Augen bot, als das ich mich hätte auf den Schmerz konzentrieren können.
So betrachtete ich weiter das Blatt dieser eigenartigen Pflanze, als plötzlich Bewegung in die Gruppe kam. Kiran drückte mich fester an sich, und ich lies das Blatt auf den Boden fallen, wo es wie Porzellan zersprang.
"Es kommen welche." informierte Kiran micht.
Ich spürte, wie mein Körper mit Adrenalin durchpumpt wurde. Wir lugten hinter der Felswand hervor, und das was ich sah, lies mich abermals die Augen aufreissen. Es entstand auf der Fläche wo Kiran und ich vorher gelandet waren, ein bunter Lichtwirbel, welcher immer größer wurde.
"Wow" hauchte ich föllig fasziniert.
"Oh" hauchte Kiran.
"Ich hab noch nie gesehen, dass so viele Leutegleichzeitig durch das Portal reisen. Das ist nicht ungefährlich." meinte er angespannt.
Der Lichtwirbel nahm an größe und Farbintensivität zu, und es formten sich fünf Personen daraus. Noch ehe die Personen schaft zu sehen waren, rannten einige von dem Rudel zu ihnen hin, und sobald diese sich ein wenig bewegten, und der Lichtwirbel wieder schwacher wurde, packten unsere Leute zu zweit je eine Person, und schleiften sie von der Stelle weg.
"Aufbruch!" schrie eine der Personen, welche gerade angekommen sind.
Und da erst realisierte ich, dass sie noch zu unserem Rudel gehörten.
Schneller als ich es von so einer großen Gruppe erwartet hätte fingen alle an sich zu bewegen. Scheinbar war der Weg oder zumindest die Richtung bekannt, denn auf einmal fingen alle an in eine Richtung zu rennen, ohne das einer vorraus ging oder den Weg erklrt hatte. Erst als ich ins straucheln geriet, weil Kiran stark an meiner Hand zog, fing auch ich an zu rennen. Mein Bein schmerzte zwar ein wenig, doch aufgrund meines hohen Adrenalinspegels bemerkte ich es kaum.
Wir hatten bereits die erste Felswand hinter uns, welche geschätzte hundert Meter von dem Portal entfernt war, so hatten wir keinen freien Blick meh auf das Portal. Kiran und ich liefen im hinteren Teil der Gruppe, so hörten wir mit als Erstes die Rufe aus Richtung des Portals. Ohne mich umzudrehen wusste ich, dass die Ersten von Arkan's Rudel das Portal passiert hatten. Wir konnten nur hoffen, dass sie noch auf den Rest ihres Rudels warten mussten, und nicht gesehen hatte, in welche Richtung wir gerannt waren. Ich hatte die Hoffnung, dass die Felswand uns verdecken würde. Doch trotzdem legten Kiran und ich noch einen Zahn zu, und bewegten uns auf die Mitte unseres Rudels zu.
Ich rannte wir ich noch nie in meinem Leben gerannt war. Ich war zwar sportlich, und hatte auch in der Schule in Sport immer relativ gute Noten, doch ich hatte nicht geahnt, welche Kräfte in mir steckten. Noch nie zuvor war ich so schnell gerannt. Das lag sicherlich auch an dem hohen Adrenalinspiegel und der Tatsache, dass Kiran mich zum Rennen sogar noch antrieb. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit die wir rannten, spürte ich, wie meine Kräfte sich dem Ende neigten. Es war, als würde mir einer meine Kraft und Energie aus den Knochen und Muskeln saugen. Ich merkte, wie ich langsam hinter Kiran zurückfiel. Auch spürte ich augenblickliich die Schmerzen in meinem Bein wieder, und meine Lungen fühlten sich an, als würden sie gleich unter Sauerstoffmangel aufgeben. Ich fiel immer weiter nach hinten zurück. Kiran schien kein Problem mit dem Tempo zu haben, und wirkte auch nicht im Geringsten geschwächt oder angestrengt. Ich schob das auf seine Wolfsgene. Er drehte sich während dem Laufen sogar um, und schaute wo ich blieb. Als er mich im hinteren Teil der Gruppe sah, veränderte sich sein Gesichtsausdruck von besorgt zu wütend, und er drehte sich wieder nach vorne. Ich verstand nicht so ganz was sein Problem war, aber ich war so mit mir beschäftigt, dass ich nicht weiter darüber nachdenken konnte. Ich wurde immer langsamer, und lief schließlich ganz hinten von der Gruppe. Doch ich war nicht die Einzige, deren Kräfte schwanden. Ein Mädchen, ein bisschen älter als ich fiel auch in der Gruppe zurück. Schliesslich war sie neben mir, und sie schien genauso erledigt zu sein wie ich es war. Sie warf mir einen gequälten Blick zu, den ich erwiederte. Zu mehr waren wir beide momentan nicht in der Lage. Wir liefen neben einander her, und irgendwann war sogar eine kleine Lücke zwischen uns und dem Rudel entstanden.
Kiran drehte sich weiter vorne im Pulk um, und als er mich hinter dem Rudel herrennen sah, wurde seine Miene abermals wütend. Er und ein weiterer Mann liesen sich zu uns nach hinten fallen. Ich schaute die junge Frau neben mir leicht panisch an, nur um zu sehen, dass sie - ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen - das gleiche dachte wie ich. Schlussendlich liefen Kiran und das andere Mann neben uns her. Sie hatten uns in ihre Mitte genommen, sodass Kiran naben mir, und der andere Mann neben dem Mädchen lief. Ich vermutete, dass er ihr Gefährte war.
"Los beeilt euch mal!" herrschte Kiran uns an.
Seine Stimme war kalt, und jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken. Ich war am Ende meiner Kräfte, und meine Beine fühlten sich an, als würden sie mit Magneten Richtung Boden gezogen werden.
"Was daran dass ihr euch beeilen sollt habt ihr nicht verstanden?" raunzte nun auch der andere Mann.
Doch wir beide waren so erledigt, dass wir nicht ein mal mehr antworten konnten. Aber Kiran schien dies nicht zu bemerken, denn er schnauzte und an, was uns denn einfällt.
"Ihr haltet das ganze Rudel auf! Das ist so verantwortungslos von euch! Es kann nicht sein, dass wir alle auf euch warten müssen, und so unser Leben riskieren, nur weil sich zwei kleine Gören zu fein dafür sind, einmal ein bisschen schneller zu laufen."
Diese Worte waren wie ein Messerstich in mein Herz. So etwas aus dem Mund von dem Mann zu hören, der mir seine Liebe gestanden hatte, dem ich meine Liebe gestanden hatte, tat furchtbar weh. Mir blieb für einen Moment die Luft weg, und ich geriet ins Stoplern. Doch ich kam gar nicht dazu zu fallen, oder langsamer zu werden, denn Kiran zog mich wirsch an meinem Arm weiter, sodass wir unser Tempo beibehielten. Ich schrie kurz schmerzhaft unter Kirans Griff auf, doch ich verstummte sofort, als der Griff nur noch schmerzhafter wurde, weil Kiran mich immer schneller mit sich zog. Doch ich konnte nicht mehr. Warum wollte Kiran das nicht verstehen, dass ich nicht so viel Ausdauer, Kraft un Energie hatte, um so schnell zu rennen?
Ich nahm nur noch am Rande war, wie sich noch ein Mann dazugesellte. Ich hörte eine Stimme, die ich glaubte Bob zuordnen zu können.
"Kiran, pass auf. Es reicht. Sie ist noch nicht so weit."
Der Griff um meinen Arm lockerte sich ein wenig, doch weil ich nun nicht mehr so stark gezogen wurde, verlangsamte sich mein Tempo.
"Das reicht fürs Erste" vernahm ich Bob's Stimme.
"Machen wir dort drüben bei der Felsgruppe eine Rast."
Ich suchte noch meine letzten Kreftreserven, und hielt mich an der Hand fest, welche meinen Arm umklammert hielt. Kaum kamen wir bei der Felsgruppe zum stehen, stürzte ich schon auf den Boden zu, und alles wurde schwarz. Ich hörte noch, wie Kiran ein "Scheiße!" murmelte, aber ich wollte mich nur noch ausruhen, und empfing die kommende Dunkelheit mit offenen Armen.
Ich hörte ein leises Stimmengemurmel. Viele Stimmen redeten durcheinander. Ich versuchte mich auf einzelne zu konzentrieren, aber es war vergebens. Sobald ich versuchte etwas herauszuhören, oder zu verstehen, bekam ich furchtbare Kopfschmerzen. Ich versuchte mich zu bewegen. Doch ich konnte nicht, ich hatte keine Kraft dazu. Ich fühlte mich total schwach. Ich mochte es nicht mich schwach zu fühlten, und versuchte erneut, diesmal mit mehr Willen mich zu bewegen, doch wieder passierte nichts. So lag ich eine Weile da, und dachte an nichts, döste so vor mich hin.
Dann veränderte sihc etwas. Ich hörte ein paar Stimmen lauter werden. Sie wurden immer lauter, bis ich das Gefühl hatte, von dem Lärm würde mein Kopf sofort platzen.
"Warum wacht sie nicht auf?" brüllte eine Stimme neben meinem Ohr.
Sie klang recht verzweifelt, und kam mir auch recht bekannt vor, aber ich konnte sie nicht einordnen.
"Lass ihr Zeit. Es war einfach zu viel für sie." meinte eine andere Stimme.
Diese Stimme war leiser, aber immer noch zu laut für meine Ohren.
"Josie! Los, wach schon auf!" hörte ich es direkt neben meinem Ohr sagen.
Ich zuckte vor Schmerz zusammen. So laut, es war so laut, und es tat so weh. Ich hatte das Gefühl bald taub zu werden.
"Sie hat sich bewegt!" schrie diese Stimme nun fröhlich. Ich wollte schreien, und öffnete meinen Mund, doch heraus kam nur ein leises Krächzen. Sofort hatte ich wieder die Aufmerksamkeit der beiden Personen denen diese Stimmen gehörten. Ich spürte ihre Blicke auf mir, auf meinem Gesicht.
"Was hat sie?" rief nun wieder die Stimme.
"Psst!" wies die leisere Stimme die andere Person zurecht. Dann spürte ich einen warmen Atem an meinem Ohr. Ich spannte mich an, da ich befürchtete, dass mir gleich jemand ins Ohr brüllte, doch stattdessen hörte ich leise Worte geflüstert.
"Hallo Josie, ich hoffe du kannst mich verstehen. Ich bin Bob, und du bist bei uns, bei unserem Rudel, in einer Parallelwelt. Wir befinden uns in einer sicheren Stelle, und du bist zusammengeklappt. Deshalb liegst du jetzt hier, und fühlst dich vermutlich ganz schwach. Kannst du versuchen deine Augen zu öffnen? Achtung, es könnte hell werden."
Ich lauschte entspannt der ruhigen Stimme. Erst als eine Weile Stille war, realisierte ich, was Bob gerade zu mir gesagt hatte. Ich versuchte vorsichtig meine Augen zu öffnen, doch ich kriegte es nicht hin. Ich wurde leicht panisch, und versuchte es erneut, doch es klappte nicht. Mein Atem wurde hektischer, panischer. Dann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
"Ganz ruhig. Du musst es nicht hinkriegen. Wir geben dir jetzt etwas zu trinken, danach sollte es besser gehen. Vorsicht, nicht erschrecken, es wird gleich nass..." meinte Bob in ruhigen Tonfall. Ich spürte, wie jemand unter meinen Nacken griff, und ich leicht nach vorne gedrückt werde. Dann ist etwas Hartes an meinen Lippen. Diese werden leicht geöffnet, und eine Flüssigkeit läuft hinein. Sie ist lauwarm, und rinnt mir die Kehle hinunter, als ich reflexartig schlucke.
"Sehr gut!" lobt Bob mich.
Ich frage mich, was daran jetzt so schwer gewesen sein soll, doch ich kann noch nichts erwiedern. Ich werde wieder sanft abgelegt, und eine Hand streichelt über meinen Kopf.
"Wenn du willst kannst du jetzt noch einmal versuchen deine Augen zu öffnen." schlug Bob ruhig vor. Ich versuchte es, und blinzelte ein paar mal, bevor ich die Augen wieder schmerzerfüllt zukniff.
"Zu hell?" fragte Bob besorgt.
Ich brachte ein nicken zustande. Ich versuchte es nochmals, und nach einigem Blinzeln hatten sich meine Augen ein bisschen an das helle Licht gewöhnt. Ich sah mich um, und stellte fest, dass wir immer noch an der Felsgruppe waren, an welcher wir uns zur Rast gesetzt hatten. Neben mir kniete Bob, und betrachtete mich besorgt. Auf der anderen Seite war Chris zu sehen. Seine Miene spiegelte Erleichterung wieder. Ich lächelte schüchtern. Ich fand es lieb von Chris, dass er sich scheinbar um mich gesorgt hatte, obwohl wir uns nicht wirklich kannten. Aber ein bisschen enttäuscht war ich auch, dass Kiran nicht hier war. Wo er mich doch an den Rand meiner Kräfte begracht hatte.
"Wie geht es dir?" fragte Bob mich leise. Ich nickte.
"Gut?" fragte er, und wieder nickte ich.
Bob zog ungläubig eine Augenbraue hoch, und ich hörte Chris leise kichern, was ein sehr süßes Geräusch war.
"Josie, das kannst du jemand anderen erzählen, dass es dir gut geht. Du bist gerade zusammengeklappt, dir geht es bestimmt alles andere als gut." schmunzelte Bob.
Doch der besorgte Ausdruck verschwand nicht aus seinen Augen. Ich lächelte gequält, öffnete meinen Mund, und brachte mit Müh und Not ein Wort raus:
"Schmerzen!" Bob sah mich alamiert an.
"Wo?" fragte er, und ich meinte einen leicht panischen Unterton zu hören. Ich blinzelte mehrmals.
"Augen? Ohren?" fragte Bob, worauf ich nickte.
"Was ist mit deinen Armen und Beinen?" fragte Chris laut, was mich zum zusammenzucken brachte.
"Vorsicht Chris, leise sprechen!" mahnte Bob ihn. Ich lächelte Chris an, welcher sehr schuldbewusst drein schaute.
"Also?" wollte Bob nun wissen. Ich zuckte die Schultern.
"Du weist es nicht?" fragte er leicht ungläubig nach. Ich nickte langsam, dann antwortete ich mit krächzender Stimme:
"Ich spüre nichts!".
Bob nahm dies nickend zur Kenntnis, und legte seine Hand auf meinen Arm.
"Spürst du das?" fragte er mich.
Ich schüttelte den Kopf. Langsam kroch wieder die bekannte Panik in mir hoch. Wo waren meine Nerven? Warum spürte ich nichts?
"Hey, bleib ganz ruhig. Das ist normal, dass du nichts spürst." versuchte Bob mich zu beruhigen, doch an seinem und Chris' Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass es überhaupt nicht normal war, und dass etwas hier gehörig schief lief.
So beruhigte ich mich auch nicht wirklich, sonder wurde nur immer panischer. Chris warf Bob einen verzweifelten Blick zu, doch Bob war ganz auf mich konzentriert, und testete, ob ich andere Körperteile spüren konnte. Mein Kopf, sowie meinen Oberkörper bis zu meiner Hüfte waren spürbar, Arme Beine und der Rest nicht. Ich versuchte mich zu beruhigen, doch es wollte nicht so ganz klappen. Spätestens jetzt wäre auch dem letzten Deppen angesichts Bob's und Chris' konzentrierter Miene klar geworden, dass es nicht nach Ordnung verlief. Doch das eigendliche Problem tauchte jetzt erst auf, in Form von panischen Rufen.
"Bob? Wo ist Bob?" schrie jemand in nicht allzu weiter Entfernung. Bob richtete sich auf.
"Was gibts? Was ist passiert?" fragte er laut. Da er noch so nah bei mir stand hörte ich ein Klingeln in meinen Ohren.
"Sie kommen! Sie kommen! Wir können nicht mehr schnell genug weg, es sind zu viele Menschen dabei!" rief der Mann aufgeregt. Bob nickte. Dann ging er ein paar Schritte von mir weg, und erhob seine Stimme.
"Jeder Mensch geht zu einem Wolf! Jeder Wolf ohne Mensch verwandelt sich! Die Paare schauen, wie sie schnell von hier wegkommen. Falls wir uns verlieren, oder trennen sollten, treffen wir uns am Fluss der Farbe wieder! Und jetzt geht schnell!" Ich sah mit einer Mischung aus Faszination und Angst, wie sich alle Männer nach und nach in Wölfe verwandelten. Einige rannten schon davon, andere warteten auf eine Frau, welche sich entweder auf ihren breiten Rücken setzte, neben ihnen herrannte, oder sich selber ebenfalls in einen Wolf verwandelte. So kam es, dass unsere Raststelle immer lehrer wurde. "Kiran!" brüllte Chris laut. Für einen kurzen Moment wurde mir wieder schwarz vor Augen und ich hörte ein Rauschen in den Ohren, dann legte es sich wieder, und Kiran erschien in meinem Blickfeld.
Bob deutete mit seinem Kopf auf mich und meinte: "Du kümmerst dich um sie. Sei vorsichtig mit ihr!" Dann verwandelten sich auch Bob und Chris in einen Wolf, sodass nur noch Kiran und ich als Menschen zurück blieben. Kiran lieg schnell auf mich zu.
"Los steh auf! Wir müssen so schnell wie möglich hier weg!" meinte er barsch.
Ich versuchte mich hinzusetzen, doch ich konnte meine Arme und Beine immer noch nicht spüren, weshalb mir das mislang.
"Hast du nicht zugehört?" fragte Kiran nun lauter.
Ich presste schmerzerfüllt die Lippen aufeinander. Hinter Kiran knurrte Bob warnend. Dann traten in Kirans Augen ein leicht panischer Gesichtsausdruck, und er drehte sich zu Bob um.
"Und was soll ich jetzt machen?" fauchte er, doch er konnte die Panik darin nicht verbergen. Scheinbar kommunizierte Bob mit Kiran mithilfe Gedankenübertragung, denn Kiran drehte sich zu mir um, und schneller als ich hätte protestieren können hatte er mich schon wir ein kleines Baby auf dem Arm, und war losgerannt.
Ich wurde durchgerüttelt auf Kirans Armen, doch ich wollte mich nicht beschweren, denn die Alternative wäre Arkan's Rudel in die Hände zu fallen, und da zog ich meinen Eisklotz doch lieber vor. Doch ich hörte auch wie Bob und Chris Kiran immer häufiger zubellten, und ich bemerkte, dass Kiran mit mir auf den Armen zu langsam war. Da fasste ich einen Entschluss.
"Kiran, lass mich los." bat ich leise. Doch Kiran beachtete mich gar nicht. Ich versuchte es noch einmal, vielleicht hatte ich mich nicht verständlich genug ausgedrückt.
"Kiran, lass mich hier, du bist zu langsam." Kiran schnaubte nur, doch er machte keinerlei Anstalten mich loszulassen. Also der dritte Versuch.
"Kiran, jetzt lass mich verdammt nochmal los. Ich habe keine Lust darauf, dass du mich wie einen Sack Mehl durch die Gegend hiefst. Ich habe auch keine Lust mehr auf dich. Ich will, dass du mich jetzt und hier loslässt."
Ich sah den Schmerz in Kirans Gesicht, und wusste, nur so konnte ich ihn dazu bringen, mich abzusetzen. Nun war ich es der Bob's warnendes Knurren galt. Doch ich gab nicht auf. Ich verfolgte einen Plan.
"Du lässt mich jetzt los! Wenn du mit mir weitergehst, dann bringen sie uns beide um. Das wäre doch schade um dich. Also rette deinen arroganten Arsch, und las mich los, dann nehmen sie nur mich, und nicht auch noch dich. Ich geh eh drauf, aber du kannst dann endlich wieder frei zu deinen blöden Tussen zurück gehen. Lieben tust du doch nur dich selbst!" schmiss ich ihm entgegen.
Doch die eigentliche Nachricht war eher an Bob und Chris gerichtet, und dem unsicheren Fiepen nach zu urteilen hatten sie mich auch verstanden. Sie schienen Kiran in Gedanken etwas mitzuteilen, denn er hielt abrupt an, und setzte mich auf den Boden, sodass mein Rücken an einen Baumstamm gelehnt war. Dann senkte er seine Lippen auf meine, und ich spürte ein Kirbbeln in meinen Händen. Ich konnte sie wieder bewegen. Kiran bewegte seine Lippen auf den meinen, während ich mit den Händen über seinen Rücken, bis hin zu seinem Po strich. Ich glitt mit meiner Hand in seine Hosentasche, und holte ein Taschenmasser heraus. Was genau in Kirans Kopf vorging wusste ich nicht, doch ich war mir sicher, dass es für Kiran ein Abschiedskuss war. Doch ich konzentrierte mich nicht auf den Kuss. Meine Zunge spielte nur halbherzig mit Kirans. Kiran griff in meine Haare, und zog meinen Kopf leicht nach hinten um ihn zu intensivieren. Jetzt kam mein Einsatz. Ich klappte das Messer auf, und glitt einmal mit der Klinge hinter meinem Kopf entlang. Mit der anderen Hand schubste ich Kiran von mir weg. Kiran schaute geschockt auf seine Hand, welche immer noch in meinen Haaren vergraben war. Nur, dass die Haare nicht mehr an meinem Kopf waren. Er schaute ungläubig zu mir. Ich grinste ihn leicht an, und zischte "Lauf!".
Dann war Kiran auch schon in einen Wolf verwandelt, und Bob und Chris zogen ihn mit sich mit. Jetzt musste ich nur noch hoffen, dass mein Plan wirklich funktionierte. Es war in der Tat nicht meine beste Idee, alleine und schutzlos in einer anderen Welt zurück zubleiben, aber es war unsere einzige Chance. Wenn ich mit Kiran gegangen wäre, wären wir beide gestorben. Wenn Arkan mich jetzt findet, und trotz geschnittener Haare erkennt und tötet, dann sterben wir auch beide, denn ich glaubte mich zu erinnern, dass Kiran und ich nicht ohne einander leben konnten. Wenn Arkan mich aber nicht erkannte, oder trotzdem am Leben lies, dann könnte Kiran zu mit zurück kehren, und mit mir gemeinsam zu dem bunten Fluss, oder wo auch immer der Treffpunkt war fahren.
Ich schreckte aus meinen Gedanken, als ich Stimmen hörte. Jetzt stellte sich heraus, ob mein Plan uns das Leben retten würde.
Es traten zwei Personen hinter den Bäumen hervor. Es waren beide große, muskulöse Männer.
"Hey, du!" rief einer der Männer. Ich reagierte nicht, und hielt den Kopf gesenkt, damit sie nicht mein Gesicht sahen. Ich hatte Angst, dass einer der Männer derjenige sein könnte, der Kiran und mich im Wald angesprochen hatte. Doch es half mir nichts, denn einer der Männer kniete vor mir, und drückte gewaltsam mein Kinn hoch, sodass ich ihnen in die Augen schauen musste.
"Wer bist du?" fauchte mich einer der Männer an. Sollte ich ihm meinen richtigen Namen verraten? Ich entschied mich dagegen.
"Magdalena" brachte ich raus. Das war der einzige Name der mir auf die Schnelle einfiel. Eine meiner Freundinnen hieß so. Der Mann musterte mich kritisch.
"Sicher?" fragte er misstrauisch nach. Ich nickte schüchtern.
"Wo sind sie lang?" fragte der Andere. Ich hob die Schultern. Der Mann trat auf mich zu, und verpasste mir einen Tritt gegen mein Bein. Es wäre wohl ziemlich schmerzhaft gewesen, wenn ich mein Bein hätte spüren können.
"Wir wissen, dass du sie gesehen hast, wir wissen auch, dass du sie berührt hast. Du gehörst zu ihnen oder?" fragte der Mann listig. Ich wusste nicht in wie weit er bluffte, oder ob er es wirklich wusste.
"Leugne es nicht, wir können sie an dir riechen!" zischte mich der Mann an, welcher immer noch mein Kinn in seinem Griff hatte. Ich entschied mich, für einen Teil der Wahrheit. Ich nickte.
"Ich habe zu ihnen gehört, und bin mit ihnen gereist." gestand ich leise. Der Mann vor mir zog eine Augenbraue hoch.
"Habe? Und jetzt nicht mehr? Du lügst doch, kein Rudel lässt einen Wolf alleine, es sei denn, er hat etwas verbrochen. Raus mit der Wahrheit!" während er dies sagte, kam er mit seinem Gesicht immer näher an meines, sodass ich die Spucketröpchen welche er beim sprechen ausspuckte direkt in mein Gesicht bekam. Ich konnte dem Drang mir über das Gesicht zu wischen nur mit Mühe wiederstehen. Das wäre jetzt nicht gut gekommen.
"Ich bin kein Wolf. ich bin bloß mit dem Rudel gereist, weil ich mich in eines der Rudelmitglieder verliebt hatte." bis dahin war das sogar die Wahrheit. Ich hatte mich ja wirklich verliebt. Nur dass ich auch auf den Wolf geprägt war, musste ich ja nicht erwähnen.
"Und warum sitzt du dann hier, und nicht bei deinem Angebeteten auf dem Schoss? Ich kann mir kaum vorstellen, dass er bei solch einer schönen Frau nein sagen würde..." der Mann grinste dreckig. Ich schluckte schwer.
"Das Problem ist, dass ich sie ... " ich biss mir auf die Lippe. Fast hätte ich gesagt, dass ich sie auf ihrer Flucht behindert hätte. Aber ich glaube kaum, dass es so vorteilhaft wäre, wenn ich erzähle, dass wir vor ihrem Rudel fliehen, denn dann hätten sie sicherlich gefragt, warum wir fliehen, und was wir hier überhaupt wollen. Über kurz oder lang wäre dann rausgekommen, wo wir uns treffen, und dass wir ihre Pläne belauscht haben. Also führte ich den Satz anders weiter.
"Ich habe sie eher genervt, sie mussten sich ständig um mich kümmern, da ich schwächer war als alle anderen, und ich habe nur nervige Fragen gestellt. Außerdem ist er immer so abweisend zu mir, wenn... wenn wir nicht nur ... wenn wir so zusammen sind, und reden, ohne miteinander zu schlafen." Das stimmte auch zum Teil. Zwar nicht ganz, da Kiran durchaus auch sehr nett und liebevoll sein konnte, aber er hatte seine Phasen, wo er sehr abweisend war, und sich nur um sich kümmerte.
"Das ist ja alles schön und gut, aber wo sind sie hin, und wo wollten sie hin, was wollten sie finden?" fragte der andere Mann mit gefährlich leiser Stimme.
"Ich weiß nicht, wo sie hin wollten. Ich weiß auch nicht, was sie suchen. Es ist etwas, was nicht für die Ohren und Augen kleiner, naiver Mädchen bestimmt ist. Das ist alles was ich weiß." Die Männer nickten und schauten sich ratlos an.
"Scheint so, als wüsste sie wirklich nichts." Die waren aber auch nicht gerade die Hellsten? Aber ich will mich nicht beschweren. Ich war froh, wenn mein Plan soweit aufging.
"Aber was sollen wir jetzt mit ihr machen? Sie kennt unsere Gesichter. Was, wenn einer von deren Rudel kommt, und sie holt? Oder sie zu ihrem Rudel läuft, und ihnen alles erzählt?" Jetzt bekam ich doch wieder Angst. Sie wollten mir doch nicht etwa was antuen? Ich musste schnell eine Lösung finden.
"Ich werde nicht zu meinem Rudel laufen!" meinte ich schnell, um sie von ihrer Idee abzubringen.
"Ja ja, das würde ich auch sagen. Du willst nur dein Leben retten." feindselig schaute der Mann mich an.
"Nein, wirklich. Sie haben mir ein Getränk gegeben, welches meine Beine lähmt, damit sie sich entfernen können, ohne dass ich ihnen nachrenne. Also werden sie mich ganz bestimmt nicht holen kommen, und ich kann auch nicht zu ihnen laufen. Es ist eher wahrscheinlicher, dass ihr sie somit vor mir findet."
Den letzten Satz hatte ich ganz leise und traurig gesagt, eher nur für mich als für die beiden Männer, denn es war der erste Satz, den ich wirklich auch so meinte, wie ich es gasagt hatte. Doch die Männer schienen mir zu glauben. Ich sah, wie sie sich Blicke zuwarfen, und dann beugte sich einer der Männer zu meinem Ohr, und flüsterte ein paar Worte hinein:
"Wir glauben dir immer noch nicht so ganz. Aber du hast uns genug überzeugt, um dich am Leben zu lassen. Jedoch werden wir es ähnlich wir dein Rudel machen, da wir sichergehen wollen, dass du uns nicht verrätst."
Er lehnte sich wieder zurück, und grinste mich hinterhältig an. Ich verstand nicht so ganz, worauf er hinaus wollte, bis der Mann mein Kinn loslies, dafür aber meine Arme packte. Ich versuchte mich zu wehren, doch ich hatte kaum Zeit dazu, denn in diesem Moment stach einer der Männer eine Nadel in meinen Arm. Sie grinsten mich an.
"Viel Spaß damit, und hoffe für dich, dass du es überlebts."
Mit diesen Worten standen sie auf, und liesen einen lauten Pfiff hören, welcher meine Ohren zum klingeln brachte. Dann sah ich, wie eine Horde an Männern an mir vorbei lief. Es war wie in einer Filmsimulation, wenn man sieht, wie Nashörner die Welt sehen, oder Leute welche Drogen genommen hatten. Alles war so unwirklich, wie ein Film. Die Farben waren vertauscht, die Bilder waren verzehrt, ich konnte nichts mehr richtig erkennen, und jedes noch so kleine Geräusch verursachte mir starke körperliche Schmerzen, an jeder Stelle. Sehr zu meinem Bedauern spürte ich meine Beine wieder, und es fühlte sich an, als würde jemand mit einem Hammer immer wieder darauf einhauen. Ich schrie, doch mein eigener Schrei verursachte mir noch mehr Schmerzen, sodass ich wieder verstummte. Irgendwann kehrte wieder ruhe ein, da scheinbar das ganze Rudel an mir vorbeigelaufen war, doch die Schmerzen wurden nicht schwächer, im Gegenteil, sie wurden immer stärker. Ich fragte mich, was für ein Teufelszeug die Männer mir gespritzt hatten. Ich hörte ein durchdringenden hohen Ton in meinen Ohren, und es fühlte sich an, als würden alle meine Knochen vibrieren. Jetzt konnte ich einen Schrei nicht mehr zurück halten, und schrie schmerzerfüllt. Dadurch wurde ich in einen Farbwirbel gesogen, und meine Wahrnehmungszellen schienen zu explodieren. Meine Knochen fühlten sich an, als würden sie alle durchbrechen, und neu zusammen wachsen. Allerdings ganz falsch und schräg. Ich schrie, doch es hörte sich nicht mehr an wie meine Stimme. Dann wurde mir kurz schwarz vor Augen. Als ich meine Augen wieder öffnete war alles anders als zuvor.
Ich setzte mich hin, nur um festzustellen, dass ich gar keine Schmerzen mehr hatte. Ich stellte mich hin, und bemerkte, dass ich nicht mehr auf meinen zwei Beinen stand. Ich schaute verwundert an mir herunter, und sah nur noch Fell. ich fiepte erschrocken. Es schien so, als wäre ich ein ... ein Wolf? Ich lief probeweiser ein paar Schritte, und es fühlte sich komisch an, ganz anders als ich es erwartet hätte. Ich spürte eine nie zuvor dagewesene Kraft. Ich streckte mich, und schüttelte mich einmal. Ich konnte alle meine Körperteile spüren. Ich hatte keine Schmerzen mehr.
Auf einmal hörte ich mit meinen empfindlichen Wolfsohren ein Geräusch. Ich drehte mich angriffsbereit um, und sah drei Wölfe hinter den Bäumen hervortreten. Sie musterten mich mit vorsicht, aber auch mit ein wenig Neugierde. Ich kannte diese Wölfe.
Einer von ihnen trat auf mich zu. Ich spürte eine tiefe Verbundenheit zu ihm. Ich vertraute ihm sofort. Es kam ein leichter Wind auf, und so wurde mir sein Geruch mit einer verstärkten Intensität in meine empfindliche Wolfsnase geweht. Mein Körper hatte den Geruch wohl unter einem Freund oder etwas in der Art gespeichert, denn ich sprang freudig auf den Wolf zu. Dieser erschrak sich jedoch und machte einen Satz zur Seite, sodass ich vor den drei Wölfen auf meinem Bauch landete. Ich musste wohl sehr lächerlich aussehen, denn ich hörte ein belustigtes Schnauben. Ich hob leicht meinen Kopf und blickte einen etwas älteren Wolf an. Er hatte eine andere Ausstrahlung als jener, welcher gerade zur Seite gesprungen war. Aber auch diesen Wolf hatte ich offensichtlich nicht als Bedrohung abgespeichert. Er strahlte eine Dominanz und Autorität aus, und ich würde ohne zu Zweifeln seine Befehle befolgen.
Ich spürte, wie sich der Wolf neben mir bewegte, und drehte meinen Kopf wieder zu ihm hinüber. Er trat langsam, fast ein wenig schüchtern auf mich zu, und stupste mich mit seiner Schnauze sacht in die Seite. Ich schaute ihn verdutzt an. Ich verstand nicht so ganz was er von mir wollte, und ich war auch noch ganz überwältigt von dem Gefühl von seiner Schnauze auf meinem Fell. Erst als das sanfte Stubsen auffordernder wurde, rappelte ich mich mühsam und ein wenig ungelenk wieder auf die Beine, und kam kurz vor dem Wolf zum stehen.
Wie ich diesen Wolf so ansah, überkam mich eine große Welle von Zuneigung und Liebe zu diesem Wolf, und ich war erstaunt, wie sehr man jemanden lieben konnte. Es fühlte sich an, als würde mein Herz bald überfluten von Liebe.
Ich trat den letzten Schritt auf den Wolf zu, und stupste ihn sanft mit meiner Schnauze gegen seinen Mund. Daraufhin trat er mit seinem Körper neben mich, sodass wir ganz dicht beisammen standen. Ich war überwältigt von diesem Gefühl. Ich spürte sein Fell auf dem meinen, und durch sein Fell konnte ich sogar die Wärme seines Körpers ausmachen. Ich spürte wie sich bei jedem seiner Atemzüge seine Brust ein wenig mehr gegen mich drückte. Ich stand ganz ruhig da, und genoss dieses Gefühl. Ich war stolz solch einen großen und starken Wolf an meiner Seite zu haben.
Nachdem wir eine Weile so standen, hörte ich neben mir ein leichtes Knurren. Etwas wiederwillig drehte ich mich von meinem Wolf weg, und wendete meine Aufmerksamkeit wieder den anderen beiden Wölfen zu.
Diese nickten mir auffordernd zu, und kurz darauf standen an ihrer Stelle zwei Männer vor mir. Auch der Wolf neben mir trat ein paar Schritte zurück, und ein weiterer Mann gesellte sich vor mich. Ich schaute die Männer an, und wusste nicht ganz was sie von mir wollten. Sie schauten mich weiterhin auffordernd an. Doch als ich immer noch nicht reagierte, meinte einer von ihnen zu mir:
"Josie, du kannst dich jetzt wieder zurück verwandeln."
Ich hörte, was er sagte, ich verstand die einzelnen Worte, aber es ergab für mich keinen Sinn. Ich verstand immer noch nicht, was sie von mir wollten.
"Josie, verstehst du uns?" Ich wusste nicht was diese Menschen wollten. Ich legte meinen Kopf leicht schräg, und betrachtete sie aus meinen Wolfsaugen.
Sie redeten eine Weile, aber ihre Worte ergaben für mich keinen Sinn, sodass ich mich in der Gegend umschaute. Ein leichter Wind wehte, und ich konnte Wasser in meiner Nähe ausmachen. Ich beschloss das Wasser aufzusuchen, und trottete langsam und mit meinen Blicken auf den Menschen in Richtung des Wassers. Erst als ich die Menschen nicht mehr sehen konnte, drehte ich mich um, und rannte die paar Meter. Vor mir lag ein Fluss, mit klarem Wasser. Ich wollte schon davon trinken, doch ich hielt mich zurück. Etwas an diesem Wasser war komisch. Es hatte die Farbe von Sand. Es war klar, doch nicht durchsichtig oder mit blau schimmer, sonder es wirkte sandig. Ich roch leicht an diesem Wasser, jedoch konnte ich keinen komischen Geruch ausmachen. Gerade als ich mich dazu entschloss, doch davon zu kosten, spürte ich, wie sich mir Personen näherten. Ich drehte mich um, und die drei Menschen von vorher kamen wieder zu mir. Sie redeten wieder, doch diesmal machte ich mir nicht mal mehr die Mühe zuzuhören.
Dann verwandelte sich einer von ihnen in einen Wolf, und trat vorsichtig auf mich zu. Es war der Wolf, mit dem ich vorher in einer Art Umarmung gestanden hatte. Ich ging zögerlich ein paar Schritte auf ihn zu, bis ich erschrocken stehen blieb, weil der Wolf wütend wurde. Meine Haltung änderte sich von Neugierde zu ängstlich. Ich verlagerte mein Gewicht von den Vorderläufen auf die Hinterläufen, und zog meine Rute ein wenig ein. Der andere Wolf sah dies, und er ging ein paar Schritte zurück. Auf einmal lies er ein frustriertes Brüllen hören, und ich machte mich noch ein wenig kleiner. Der Wolf verwandelte sich wieder in einen Menschen, und kam langsam auf mich zu. Ein paar Meter entfernt steckte er seine Hand in eine Taschen, und holte langsam etwas leicht rötliches heraus. Es waren Haare. Etwas an diesen Haaren zog mich wie magisch an. Ich lief vorsichtig ein bisschen näher zu ihm hin, und betrachtete diese Haare. Dann machte etwas in mir Klick, und ich wollte versuchen, diese Haare mit Händen anzufassen.
Auf einmal wurde ich wieder in einen Farbenwirbel gezogen, und ich spürte wieder diese Schmerzen. Alles tat mir weh, und ich konnte nichts dagegen machen. Ich wollte schreien, doch es kam kein Ton aus mir heraus. Ich spürte noch ein starkes, unerklärliches Jucken, und dann hörten die Schmerzen urplötzlich wieder auf, und ich lag als Mensch auf dem Boden.
Ich öffnete vorsichtig meine Augen, und sah, dass Kiran, Bob und Chris über mich gebeugt waren, und mich besorgt betrachteten.
"Es ist alles in Ordnung." meinte ich sacht um sie zu beruhigen. Kiran nahm mich erleichtert in den Arm, und etwas zögerlich erwiederte ich seine Umarmung.
"Du hast uns einen ziemlichen Schrecken eingejagt." meinte Bob. Aber es klang nicht tadelnd, sondern erleichter. Ich schaute ihn stirnrunzelnd an.
"Wie habe ich das geschafft?" fragte ich verwirrt.
"Wir haben versucht mit dir Kontakt aufzunehmen. Doch du hast nicht geantwortet. Selbst als Kiran versucht hat mit dir in Wolfsform zu kommunizieren hast du keine Regung gezeigt. Was war mit dir los?" fragte Chris mich ein wenig aufgewühlt. Ich schaute ihn mit großen Augen an.
"Ich habe euch nicht verstanden. Ich habe gar nichts verstanden. Ich wusste bis eben nicht mal mehr wer ihr seid. Ich habe auch niemanden in Wolfsform mit mir reden gehört." gab ich verwundert zurück. Kiran und Chris blickten mich sprachlos an, während Bob ein wenig nachdenklich aussah.
"Du musst mir nacher ein paar Fragen beantworten. Aber erst mal müssen wir zu den Anderen zurückfinden. Wir sollten uns dazu schnell auf den Weg machen. Ich glaube kaum dass du es riskieren willst, alleine hier draußen die Nacht zu verbringen, und ich würde ungern von dir verlangen müssen, dass du dich nochmals in einen Wolf verwandelst." Ich nickte leicht, und stand ganz auf. Dann machte sich unser Trupp stillschwiegend auf den Weg zu den Anderen.
Irgendwann wollte ich nicht mehr schweigen, und fragte darum, an niemanden bestimmten gerichtet, wo hin wir den jetzt gingen.
"Wir gehen zu dem Fluss der Farbe." Informierte mich Bob. Ich blieb eine Weile still und dachte nach. Dann fiel mir noch eine Frage ein.
"Tut das immer so weh?" fragte ich wieder in die Gruppe hinein. Es blieb eine Weile still. Dann ergriff wieder Bob das Wort.
"Was genau meinst du denn?" fragte er sanft, und ein wenig ...unsicher?
"Na die Verwandlung. Und die vielen Farben." meinte ich etwas erstaunt. Was dachte er denn sonst was ich meinne.
"Wie tat sie dir denn weh?" fragte Bob wieder. Jetzt erstaunte er mich damit umso mehr. Kannte er das denn nicht? Dabei verwandelten die sich doch andauernd.
"Na man hat halt gespürt, wie alle Knochen brechen, dann dieser Wirbel aus Farben, das unerträgliche Jucken, und dann ist es plötzlich wieder weg." erklärte ich ihm etwas ungeduldig. Erst nach einigen kurzen Momenten der Stille bemerkte ich, wie mich Kiran und Chris total geschockt ansahen, und Bob sehr angestrengt nachdachte.
"Ich habe soetwas noch nie bei meiner Verwandlung gespürt." Meinte dann Chris, als er sich wieder eingekriegt hatte. Ich runzelte die Stirn. Das war in der Tat etwas seltsam. Und hören konnte ich die anderen Wölfe ja auch nicht, wenn ich mich verwandelt hatte.
"Ich will dich nicht beunruhigen" sprach Bob nach einiger Zeit des Nachdenkens dann zu mir, "aber ich kann mir das nicht so ganz erklären, warum das so ist bei dir. Aber ich habe schon mal eine Theorie." Jetzt war ich aber gespannt.
"Warum, oder besser gesagt was war der Anlass, dass du dich verwandelt hast?" Wollte Bob nun wissen. Ich zuckte mit den Schultern.
"Die Männer von Arkan haben mir dieses Zeug gespritzt." war alles was ich dazu sagte. Ich zuckte zusammen, als Kiran auf einmal mit voller Wucht gegen einen Baumstamm trat. Der recht solide wirkende Baum geriet ins Schwanken.
"Was ist los?" wollte ich verwirrt wissen. Doch keiner gab mir auf meine Frage eine Antwort. So war der Rest unseres Weges in Schweigen gehüllt.
Irgendwann spürte ich dann eine Veränderung in dem Wald. Erst konnte ich gar nicht sagen, was los war, doch nach einiger Zeit viel mir auf, dass die sandfarbenen Bäume dunkler wurden. Fast ein wenig grau, bis hin zu schwarz. Das war eine eigenartige Welt. Irgendwann hörte ich mit meinen nun empfindlicheren Ohren ein leises Rauschen. Das Rauschen wurde stärker, und wir kamen auf eine Art Lichtung, auf der viele Menschen versammelt waren. Erst nach genauerem Betrachten konnte ich ausmachen, dass es wohl unser Rudel war.
Wir gingen auf die Leute zu, und es ging eine Veränderung durch die Menge. Für Innenstehende war es bestimmt kaum zu bemerken, doch man konnte förmlich sehen, wie von dem Rudel die Anspannung abfiel, und sie sich nun lockerer verhielten, jetzt, da ihr Alpha wieder da war.
Bob machte sich auch sogleich auf, und verschwand in die Menge. Auch Kiran machte sich schnell wieder auf den Weg, und mischte sich unter die Leute. Er schien wohl immer noch sauer zu sein, wegen dem, was ich zu ihm gesagt hatte, damit er mich in Ruhe lässt, beziehungsweise im Wald zurück lässt. Ich nahm mir vor nacher mal mit ihm zu sprechen.
Zum Glück war Chris noch da, so stand ich wenigstens nicht alleine am Rande der Lichtung. Chris wandte sich mir zu.
"Komm mal mit, ich muss dir etwas zeigen." forderte mich dieser auf, und ging los, ohne auf eine Antwort von mir zu warten. Ich beeilte mich, und hastete hinter Chris her. Dieser durchquerte einmal die Lichtung, und ging dann zwischen ein paar dieser komischen, dunklen Bäume durch. Je weiter wir gingen, desto schwärzer wurden die Bäume. Nach ein paar Sekunden blieb Chris stehen. Er drehte sich zu mir um, und wartete bis ich neben ihm stand. Ich wollte gerade fragen, was wir denn hier wollte, als mein Blick auf den Boden fiel. Auf dem Boden, zwischen den dunken Bäumen schlängelte sich ein bunter Fluss entlang. Der Fluss war besonderer, als ich es mir jemals hätte ausmalen können. Es sah aus, als bestände er nur aus Farben. Wie als wäre es gar kein Wasser, sondern nur buntes Licht, dass so dahin floss. Es war unglaublich. Der Anblick raubte mir vollkommen den Atem. Die Farben waren nicht so gedeckt, wie Acrylfarben es sind, sie waren durchsichtig, aber doch so kräftig. Es tat auch nicht in den Augen weh, so viele und starke Farben auf einmal zu sehen, sondern ich genoss es, dahin zu schauen.
"Und jetzt schau die Bäume an." unterbrach mich Chris sanft in meinem Staunen. Nur wiederwillig hob ich meinen Blick, ich fand den bunten Fluss um so vieles schöner als die schwarzen eigenartigen Bäume, doch als mein Blick die Bäume traf, da sties ich erstaunt die Luft aus. Die schwarzen Bäume waren wie mit einem bunten Nebel belegt, und es schimmerte ganz leicht und bunt auf den schwarzen Bäumen. Ein Wissenschaftler hätte mir jetzt vielleicht erklären können, dass dies nur eine Illusion meiner Augen war, da ich solch eine lange Zeit in den Fluss gestarrt hatte, doch ich wusste, oder viel mehr ich spürte, dass es mehr war als dass. Es war nicht nur eine Illusion, nicht nur ein Spiel was meine Augen und mein Gehirn mit mir spielten. Es war etwas wie Magie.
Und auf einmal fing ich an, diese wundersame Parallelwelt zu mögen. Für solch kleine Dinge, von unendlicher Schönheit und Eleganz.
Ich weiß nicht, wie lange wir noch an dieser zauberhaften Stelle geblieben wären, hätten wir nicht ein leises Rufen von der Lichtung aus gehört. Nur ungern verlies ich diese Stelle.
Als wir zurück beim Rudel waren, herrschte dort ein hektisches Treiben. Die Leute wusselten durcheinander, bereiteten ihr Nachtlager vor, und machten Essen. Eine Frau trat auf uns zu, und teilte uns mit, das wir hier unser Nachtlager aufschlagen würden. Ich sah mich suchend nach Kiran um, konnte ihn aber nicht entdecken. Ich beschloss, dann einfach bei Chris zu bleiben. Wir gingen gemeinsam über die Lichtung, und ich fand mich später bei einigen Frauen wieder, welche etwas Essen zubereiteten. Ich half, wo ich konnte, und verteilte schließlich das Essen auf verschiedene Teller. Die wurden dann so hingestellt, dass sich Jeder einen nehmen konnte.
Erst war ich etwas verwundert. Wie sollte bitte so eine kleine Protion für so große erwachsene Männer reichen, wo doch bekannt war, dass diese immer viel essen. Doch als ich mir schlieslich auch einen Teller genommen hatte, und am ihn am Rande der Lichtung, an einen Baumstamm gelehnt leerte, verstand ich, wie diese Portionen ausreichten. Man fühlte sich danach so satt, als hätte man ein drei Gänge Menu gegessen. Ich musste zugeben, das diese Welt hier, auch wenn sie keinen Schnick schnack wie Technik oder Luxus hatte, schon ihre Vorteile besaß.
Nach dem Essen räumten wir unsere Teller wieder beisammen, und da ich nichts besseres zu tun hatte, und auch vor dem Rudel nicht den Eindruck eines verwöhnten Mädchens machen wollte, half ich noch mit abspülen. Kiran hatte ich immer noch nicht gesehen.
Als wir fertig waren mit Abspülen gingen alle in kleinen Gruppen zu ihren Schlafplätzen. Ich war zu schüchtern, um mich einer dieser Gruppen anzuschließen, und auserdem wollte ich nicht erklären, warum ich alleine, und ohne meinen Gefährten war. So ging ich nochmal zu dem bunten Fluss. Mittlerweile war es schon dunkel geworden, doch ich wurde durch mein Gehör zu dem Fluss geleitet.
Ich setzte mich im Schneidersitzt an das Ufer, und schaute dem bunten Wasser bei seinem Weg über den Boden zu. Ich fragte mich erneute, was ich Kiran getan hatte, dass er mich alleine in seinem Rudel lies. Aber bestimmt war ich ihm gerade zu lästig geworden. Es war sein Rudel, da waren seine Freunde, das war seine Familie. Er wollte bestimmt lieber was mit ihnen machen, als mit einem jüngeren Mädchen rumhängen, dass schüchtern war, nervige Fragen stellte, und dazu noch total schwach und unerfahren. Bestimmt hätte er lieber eine gutaussehende Frau, den verkörperten Sex auf zwei langen schlanken Beinen, welche sich ihm mit Freuden an den Hals warf, und gerne eine Menge Kinder mit ihm bekommen würde. Gerade jetzt fühlte ich mich wieder so schrecklich alleine.
Ich merkte mal wieder, wie gern ich jetzt jemanden gehabt hätte, bei dem ich mich hätte anlehnen können. Ich merkte die Tränen nicht, bis sie mir auf meine Hände fielen. Doch auch dann kümmerte ich mich nicht darum. Mein Blick blieb unverändert auf dem Wasser des Flusses liegen. Ob man wohl davon trinken kann. Durchfuhr mich ein neuer Gedanke. Ich könnte es ja mal ausprobieren. Ich beugte mich ein wenig vor, um das Wasser genauer zu betrachten. Und da geschah es.
Eine der Tränen welche meine Wangen hinunterlief löste sich, und tropfte in den Fluss hinein. Sobald die Träne mit dem Wasser in Berührung kam, färbte sich was Wasser an dieser Stelle Silber, und das Silber breitete sich inner halb von einer Sekunde auf die andere auf dem ganzen Fluss aus. Dann wurde der Fluss wieder bunt. Mir stand mein Mund offen. Soetwas hatte ich mir nicht im Traum ausmalen können, dass es sowas gibt. Und das hätte mir jetzt kein Wissenschaftler auf die Schnelle erklären können.
Während ich noch darüber Staunte, hörte ich hastige Schritte hinter mir.
"Komm sofort da zurück!" rief eine Stimme. Ich war so erschrocken, dass ich einfach tat, was die Stimme von mir verlangte.
"Hast du das Wasser angefasst?" fragte die Stimme jetzt auf einmal neben mir. Ich drehte den Kopf, und sah in Kirans Gesicht. Ich schüttelte benommen den Kopf. Was machte Kiran denn hier?
"Gut. Wir wissen nicht, was passiert, wenn man das Wasser anfässt. Es ist irgendwie besonders, wir haben auch noch nie ein Tier davon trinken sehen." erklärte mir Kiran dann. Es dauerte kurz, bis ich verstand, dass er über den Fluss sprach.
"Ich kann nichts dafür." meinte ich leise. Ich schaute ihn mit großen Augen an. Kirans Gesichtsausdruck spiegelte seine Verwirrung wieder.
"Von was redest du?" fragte er dann.
"Ich kann nichts dafür, dass ich deine Gefährtin bin Kiran." meinte ich immer noch leise. Kirans Gesichtsausdruck änderte sich von verwirrt zu erstaunt. Dann machte er etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Er nahm mich einfach stumm in den Arm, und vergrub sein Gesicht in meinen, nun etwas kürzeren Locken. Nachdem wir eine Weile so ausgeharrt hatten spürte ich, wie Kiran seine Lippen bewegte.
"Ich bin froh, dass du es bist, Josie."
Ich rückte bisschen ab und wandte mein Gesicht Kiran zu, und betrachtete ihn, wie auf seinem Gesicht die vielen Farben von Fluss leuchteten.
Kiran schaute zurück und eine Weile regte sich keiner von uns Beiden.
Dann beugte er sich zu mir herunter und legte seine Lippen auf meine. Ich schloss meine Augen und genoss das Gefühl seiner vollen Lippen.
Der Kuss war erst ganz zart und vorsichtig, dann strich Kiran mit der Zungenspitze über meine Unterlippe, und das Verlangen erwachte in mir. Ich erwiederte den Kuss heiß und wild, und vergrub meine Hände in seinen Haaren. Auch ihn lies das nicht kalt, und ich spürte wie seine Hände auf Wanderschaft gingen.
Sie streichelten erst meinen Rücken und schlüpften dann unter meine Kleidung, um von dort aus meine Taille zu streicheln, und schließlich unter meine Hose fuhren, und meinen Po kneteten, wobei er mir ein Stöhnen entlockte.
Er hob mich hoch und trug mich ein Stückchen weg vom Fluss und dem Lager in den Wald hinein.
Während er mit tragen beschäftigt war, fing ich an von seinem Kiefer zu den Schultern zu küssen und zu beisen, was Kiran wohl ziemlich aus der Fassung brachte.
Er setzte sich schnell auf den Boden und lehnte sich an einen der steinernen Baumstämme. Schnell zog er mir mein Oberteil aus, und befreite mich sogleich auch von meinem BH. Ich lehnte mich etwas zurück, damit Kiran besser an mich dran kam.
Ich stöhnte laut auf, als er eine meiner Nippel in den Mund nahm, und diesen mit Zunge und Zähnen reizte.
Viel zu schnell lies er wieder von der Brust ab, nur um sich jedoch gleich darauf der anderen zu zuwenden, womit er mir abermals ein Stöhnen entlockte.
Ich beugte mich weiter zurück, in Kirans Hände hinein, als dieser mit dem Kopf tiefer ging, und meinen Rippenbogen küsste.
Als ich es nicht mehr aushielt zog ich Kiran wieder zu mir her, und küsste ihn wild und ungestüm.
Ich spürte wie er an meiner Hose nästelte, und half ihm dabei diese auszuziehen. Bei seinem Knopf stellte ich mich ähnlich ungeschickt an, bis er einfach selber seine Hose und Boxershorts runter zog.
Er packte meine Hüfte und zog mich mit einem Ruck auf ihn runter.
Ich warf meinen Kopf zurück und schrie leise auf vor Erregung. Es war ein ganz anderes Gefühl als das erste Mal, diesmal wo keine Schmerzen mehr da waren.
Ich fing an meine Hüfte langsam kreisend zu lassen, und sah mit Freuden wie es Kiran wahnsinnig machen zu schien. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus, und packte wieder meine Hüfte.
Er hob und senkte mein Becken auf sich, sodass er mich immer wieder aufspießte.
Ich spürte wie mein Orgasmus kam, und bewegte mein Becken schneller.
Kiran keuchte laut auf, und ich biss mir auf die Lippe um nicht laut zu schreien.
Meine Muskeln zogen sich um Kirans Härte zusammen, und ich kam zeitgleich mit Kiran mit einem lauten "Aah!"
Er stieß noch ein paar mal in mich, bis ich schweißnass gegen ihn sank.
Ich spürte wie sich Kiran langsam aus mir heraus zog. Ich blieb noch eine Weile auf ihm sitzen, während er mir über den Rücken streichelte.
Während ich so an ihm lehnte und in die Wirklichkeit zurück kehrte, kamen auch meine Gedanken wieder.
Ich verstand es nicht, wie Kiran in Momenten wie solchen so lieb und leidenschaftlich zu mir sein konnte, während er vor seinem Rudel immer total kalt und hartherzig zu mir war.
War ich ihm peinlich oder zu jung und unreif? Er sagte mir zwar immer wieder das er über mich froh war, doch sein Handeln sprach dagegen.
Kiran unterbrach meinen Gedankengang:
"Gehen wir zurück zum Rudel und legen uns schlafen?"
Es war zwar eine Frage, jedoch hörte ich den Befehl darin heraus. Ich biss mir auf die Lippe. Normalerweise war ich immer jemand der sich anpasste, und keine Umstände machen wollte, doch mir war nicht danach mit den Anderen zusammen zu sein im Moment.
"Ich...Ich brauche noch etwas Zeit." meinte ich schließlich bevor mich mein Mut wieder verließ.
"Okay, wie du meinst." Meinte Kiran.
Ich freute mich schon das er Verständnis für mich hatte, doch er erstaunte mich wieder, indem er mich von sich hob, aufstand, seine Hose hochhob und wieder zu dem Rudel zurück ging.
Ich saß komplett sprachlos da.
Ein paar Momente tat ich gar nichts, war noch wie im Schock. Dann sammelte ich wie in Trance meine Kleider ein und zog mich wieder an.
Ich wollte hier nicht bleiben. Nicht hier wo Kiran mich hat sitzen lassen. Das wirkt so als würde ich auf ihn warten.
Ich stand auf und lief wieder zu dem Fluss zurück. Doch kurz bevor ich an das Wasser trat hörte ich ein Schluchzen. Ich schaute mich um und entdeckte an einen Baum gelehnt eine Person.
Unfähig zu wissen wie ich reagieren sollte stand ich kurz da, bis ich meinen Mut nahm und zu der Person hin ging. Ich kniete mich neben sie und wartete ob etwas passieren würde.
Die Person hob den Kopf, und in dem bunten Licht des Flusses erkannte ich das es das Mädchen war, welches mit mir am Ende des Rudels gerannt ist.
Ich bekam einen Anflug von Mut und nahm sie in den Arm. Sie konnte sich nicht mehr halten, und dicke Schluchzer schüttelten sie erneut. Doch auch ich dachte über das Geschehene nach.
Wie kam es das Kiran mich immer wieder fallen lies? Dabei beteuerte er mir doch immer wieder das er über mich froh war. Das er mich liebte. Oder war das alles nur gespielt?
Da durchzuckte mich ein schrecklicher Gedanke.
Was wenn... Nein Josie, hör auf so etwas zu denken. So ist Kiran nicht. Aber was wenn doch? Fragte eine Stimme in mir. Du kennst ihn schließlich nicht.
Was wenn Kiran also nur das Beste für sein Rudel wollte. Was wenn er nur nach seinem Rudel schaute. Er war ein Playboy. Ein Womanizer. Er wusste wie mit Frauen umzugehen war. Wollte er womöglich nur mein Vertrauen gewinnen um für Nachwuchs des Rudels zu sorgen?
Und dann, ich wäre endgültig an ihn gebunden. Wenn er auch noch Kinder von mir hätte. Jetzt war ich immerhin nur alleinie, aber falls ich Kinder hätte, ich war mir sicher ich würde sie nicht alleine lassen wollen.
Leise rollten auch mir die Tränen über das Gesicht.
Ich könnte ja mal mit Kiran reden.
Aber was würde das schon bringen? Er würde mir wieder Honig ums Maul schmieren und versprechen wie lieb er mich hat, nur um mich abermals zu verletzen.
Und ich muss mein Leben mit ihm verbringen.
Wobei... Noch war ich ja nicht schwanger. Sollte ich ihn einfach verlassen? Einfach weg gehen und ihn und sein Rudel im Stich lassen... Aber ob ich das könnte? Denn auc h wenn Kiran hart zu mir ist, ich ihn nicht verstehe und er mir immer wieder weh tut, so gibt es doch einen Teil von mir, der ihn immer lieben wird. Egal was er machte.
Doch die Frage war nun, wie groß dieser Teil war. Würde er es überleben wenn der Rest von mir fliehen will?
Siedend heiß viel mir dann allerdings die Lücke in meinem Plan auf.
Ich war auf Kiran und sein Rudel angewiesen. Ich war in einer Parallelwelt und der Rückgang war mir alleine nicht möglich. Zumal ich mich auch nicht alleine am Leben halten könnte, weder in dieser Welt noch in meiner Welt. Geschweige denn was das Rudel mit meiner Familie machen würde wenn ich einfach abhauen würde.
Abgesehen davon das ich mich schon einmal in einen Wolf verwandelt hatte und dies zweifelsohne wieder tun würde.
Nach einer Weile hob das Mädchen in meinem Arm den Kopf. Sie schniefte und lächelte mich schief an.
"Danke" meinte sie ehrlich.
"Kein Ding" schniefte ich zurück.
Trotz unserer Trauer und Problemen mussten wir beide über diese Situation lachen.
"Wie heißt du eigentlich?" fragte sie irgendwann.
"Ich bin Josie und du?"
"Ich bin Hannah." Lächelte sie. Sie sah schön aus, wie ich sie so im bunten Licht betrachtete.
"Also was ist bei dir los, dass du hier so verzweifelt aussiehst? Ich habe schon gemerkt dass du ein Problem hast als wir zusammen geflohen sind." Meinte sie freundlich. Ich seufzte.
"Also, ich bin die Gefährtin von Kiran..." und damit erzählte ich ihr die Kurzfassung meiner Geschichte. Als ich fertig war schaute ich sie vorsichtig an. Zu meinem Erstaunen lächelte sie.
"Das kommt mir sehr bekannt vor. Ich habe eine ähnliche Geschichte mit meinem Gefährten Dani erlebt." Begann sie. Ich schaute sie ermutigend an.
"Wie du wurde ich elegant entführt. Nur habe ich es ihnen etwas schwerer gemacht, da ich wie eine Irre über einen öffentlichen Strand gerannt bin, wo sie natürlich menschlich und freundlich aussehen mussten. Dani und ich hatten eigentlich eine sehr schöne Zeit zusammen in dem Wald. Und ich bin mir inzwischen fast sicher das ich sein Kind in mir trage. Allerdings ist es ähnlich wie bei dir, dass er häufig, vor allem vor den Anderen immer abweisender ist. Ich bin noch nicht lange im Rudel hier dabei, aber ich habe noch keinerlei Anschluss gefunden hier, und fühle mich total alleingelassen von ihm. Ich mache mir große Sorgen wie das mit den Kindern wird."
Ich nahm sie wieder fest in den Arm.
"Du bist ganz schön tapfer." sprach ich ihr Mut zu.
"Freunde?" fragte sie mich zaghaft.
"Freunde!" bestätigte ich ihr. Und ich spürte in mir eine tiefe Zufriedenheit darüber dass ich eine Gleichgesinnte unter all den Fremden gefunden hatte.
Wir saßen eine Weile zusammen und starrten in das bunte Wasser, bis Hannah die Stille brach.
"Das ist ein komischer Fluss." Ich wartete ob noch etwas kam, doch es blieb still.
Ich hatte das Gefühl als ob ich etwas sagen müsste.
"Wenn meine Tränen hinein fallen, dann wird er silbern." Erzählte ich schließlich.
Sie schaute mich erstaunt an.
"Habe ich zufällig festgestellt" Erklärte ich sogleich.
"Ich finde diesen Fluss immer seltsamer." Sie machte eine Pause. "Spürst du auch diese Anziehung?"
Es war mir vorher nicht aufgefallen, vielleicht auch weil ich so in Gedanken und mit meinen Problemen beschäftigt war, doch jetzt wo Hannah es erwähnte fiel es mir auch auf. Ich nickte.
Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig.
Hannah stand auf und lief ein paar Schritte auf den Fluss zu. Ich stellte mich neben sie, und nahm ihre Hand.
In diesem Moment wurden wir beide von der Anziehungskraft überwälltigt.
Z eitgleich machte sich ein Mann, welcher unbemerkt im Gebüsch gestanden hatten auf den Rükweg, wo er hergekommen ist.
Hannah und ich wurden wie von unsichtbarer Hand in den Fluss hinein gezogen. Ich verspürte Neugierde, gemischt mit panischer Angst vor dem was passierte. Ich umklammerte Hannahs Hand so fest ich konnte, und spürte sie mit dem gleichen Druck erwiedern. Als wir zusammen das Wasser berührten tat sich eine Farbexplosion vor unseren Augen auf, und alles wurde schwarz.
"Hey! Hey!" Hörte ich eine Stimme schreien. Langsam wurde ich wieder wach. Ich nahm war das ich auf etwas hartem lag, und die Sonne mich durch meine geschlossenen Lieder blendete. Ich kniff meine Augen ein paar Mal feste zusammen, bevor ich sie vorsichtig einen Spalt weit öffnete.
Helles Licht schien auf mich herab, und ich befand mich offensichtlich immer noch am Ufer des Flusses. Und neben mir lag auch immer noch Hannah, die meine Hand hielt und ebenfalls gerade erwachte.
"Hey! Hey!" Brüllte jetzt die Stimme neben uns.
Ich drehte meinen Kopf und sah Kiran und einen anderen Mann dastehen. Das musste dann wohl Dani sein.
Ich wandte mich zu Hannah um, die ebenfalls die Situation erfasst hatte.
Das wird Ärger geben. Hörte ich es aus einmal in meinem Kopf.
Was ist das?! Bin ich noch benommen von gestern Nacht? Was ist da überhaupt passiert nach unserem Sturz? Ich blickte immer noch Hannah an, die nun panisch das Gesicht verzog.
Was ist das?! Bin ich verrückt? Fragte es wieder in meinem Kopf. Nur diesmal war nicht ich es.
Wer ist da? Traute ich mich diesmal zu fragen. Hannah schaute mich mit schreckensgeweiteten Augen an.
Das ist jetzt nicht das was ich denke? Das bist jetzt nicht du? Ich muss verrückt sein das zu denken! Hörte ich es wieder. Ich schüttelte langsam den Kopf.
Hannah, kannst du mich hören? Von Hannah kam ein Keuchen. Dann ein Nicken.
Was ist bitte passiert in dem Fluss? stellte Hannah die Frage. Ich konnte es immer noch nicht so ganz fassen, und eine Antwort hatte ich auch nicht parat.
Dann zogen die Männer allerdings wieder unsere Aufmerksamkeit auf sich.
"Hey ihr faulen Mädchen! Was denkt ihr euch eigentlich hier einfach liegen zu bleiben. Sollen wir etwa für euch arbeiten während ihr das Leben genießt?" Wetterte Dani auch gleich schon los.
Ich schluckte.
Josie, steh mir bei.
"Na los, steht schon auf ihr faulen Mädchen!" keifte auch noch Kiran.
Und schon wieder sind sie so unfreundlich. Was haben wir nur getan? Fragte Hannah in meinem Kopf.
Ich weiß es nicht Hannah. Aber bringen wir den Tag hinter uns. Es geht nicht nur dir so. Für mehr Aufmunterung hatte ich nicht die Kraft.
Langsam standen wir beide auf, doch es war den beiden Männern wohl immer noch nicht schnell genug. Kiran tat einen Schritt auf mich zu und zerrte mich am Arm weg von Hannah und dem Fluss Ufer, hin Richtung Lager. Dort schleifte er mich zu den anderen Frauen, die wieder irgendwie tätig waren. Soweit ich das beurteilen konnte machten sie mal wieder essen, und räumten die Lager zusammen während die Männer fast alle weg waren. Zumindest sah ich kaum welche im Lager. Vielleicht suchten sie etwas zu essen.
So stand ich rum bis mir eine der Frauen ein paar Aufgaben gab.
Ich räumte mit den anderen so dies und das zusammen und half am Ende auch einen komischen Brei zu kochen.
Wie gestern wurde dieser auf Portionen verteilt und jeder konnte sich einen Teller nehmen.
Während ich da saß schaute ich mich nach Hannah um. Ich hatte sie nicht mehr gesehen seit Kiran mich von ihr weggezerrt hatte.
Hannah? Kannst du mich hören? Fragte ich vorsichtig. Ich hoffte ich störte sie nicht.
Nach einer Weile hörte ich sie leise schluchzen in meinem Kopf.
Hannah, wo bist du? Wollte ich besorgt wissen.
Du brauchst nicht kommen. Besser du kommst nicht.
Ich war erst mal ratlos was los war. Warum wollte sie nicht das ich kam? War sie vielleicht mit Dani beschäftigt? Aber warum schluchzte sie dann?
Ich beschloss mich trotz ihren Worten auf die Suche nach ihr zu machen.
Ich fand sie wieder mal am Fluss vor, was wohl einer ihrer Lieblingsorte war. Doch sie war nicht alleine. Dani stand bei ihr und schnauzte sie an. Ich wollte erst dazwischen gehen, doch ich wusste nicht worum sie sich stritten. So blieb ich zwischen den Bäumen stehen und hörte erst mal seinen Worten zu.
"Was bildest du dir eigentlich ein?" rief Dani. "Denkst, du seist eine Prinzessin oder wie soll ich das verstehen?"
"Nein, Dani jetzt hör mir doch mal zu..." versuchte Hannah das Wort zu ergreifen.
"Damit ich mir wieder Lügengeschichten anhören darf von wegen Gedankenaustausch?" schrie er aufgebracht.
Darum ging es also. Hannah hatte es ihm erzählt. Erst war ich wütend auf sie, warum sie das tat, es war doch unser Geheimnis dachte ich. Doch auf der anderen Seite konnte ich das auch verstehen. Es war sehr beängstigend und ich wusste auch nicht woher das kam oder was das zu bedeuten hatte. Wäre Kiran nicht einfach verschwunden hätte ich ihn bestimmt auch gefragt was das hieße wenn man in Gedanken reden könnte.
"Das ist nicht möglich! Du lügst mich an, weil du dich nur wichtig machen willst!" schrie Dani aufgebracht.
Das verstand ich nicht ganz. Wieso glaubte ein Werwolf, der sich zudem noch in einer Parallelwelt befand nicht an Übernatürliches?
"Du miese..." fing Dani wieder an. Doch ich hatte genug gehört und trat mit einem Schritt aus den Bäumen hervor.
"Es reicht Dani. Siehst du nicht wie sehr du ihr damit weh tust? Warum bist du so, sie hat dir überhaupt nichts getan und du machts sie bei jeder Gelegenheit fertig." Ich schaute ihn wütend an. Doch ich lies ihn nicht zu Wort kommen. Ich war noch nicht fertig.
"Wie hast du vor mit ihr dein Leben lang zusammen zu sein, und gemeinsam Kinder zu haben, wenn du jetzt so mit ihr umgehst? Denkst du sie wird dir das alles verzeihen und danach glücklich mit dir zusammen sein?
Was soll sie denn machen in einer Welt wo sie sich nicht auskennt und keine Freunde hat? Du bist doch mit nichts zufrieden was sie macht!"
Das alles warf ich ihm vor. Und es tat ungeheuer gut das alles los zu werden. Auch wenn es eigentlich auch Kiran betraf und nicht nur Dani.
"Was bildest du dir eigentlich ein?" fing Dani schon wieder an. Doch ich war fassungslos das er es noch immer nicht verstanden hatte, sodass ich ihn einfach unterbrach.
"Denk vielleicht einfach mal über meine Worte nach bevor du weiter motzt."
Damit ging ich zu Hannah, zog sie hoch und lief mit ihr das Flussufer entlang, weg von Dani.
Danke hörte ich Hannah nach einer Weile.
Keine Ursache. Das musste einfach raus.
Nach einiger Zeit blieben wir stehen und setzten und an das Ufer. Wir redeten nicht viel, sondern saßen einfach nur da und genossen die Stille und unsere Gegenwart.
Hannah kniete am Ufer, und hielt nach einer Weile ihre Hand über das Wasser und spielte mit dem Schatten ihrer Hand den die Sonne auf das bunte Wasser warf.
Ich musste grinsen und kniete mich neben sie, spielte mit meinem Schatten auf ihren zu und wieder weg. Doch dann, als sich unsere Hände berührten geschah etwas seltsames.
Meine Hand hatte die von Hannah berührt, und in dem Moment bewegte sich etwas im Wasser.
"Oh schau, da scheint ein Fisch zu sein." meinte ich erfreut zu Hannah.
"Nein Josie, ich glaube das ist kein Fisch. Das sieht zumindest nicht aus wie einer aus unseren Welt aussieht."
Da bewegte sich auch schon etwas längliches aus dem Wasser heraus, auf unsere Hände zu. Nun wirkte das doch irgendwie sehr skuril, und ich umklammerte die Hand Hannahs fester. Das längliche bunte etwas berührte jedoch nicht unsere Hände, sondern glitt weiter durch die Luft, an den Händen vorbei ud kam etwa dreißig Zentimeter vor unseren Gesichtern zum Halt.
Bei genauerer Betrachtung musste ich feststellen das es eine kugelähnliche Stelle an der Spitze besaß.
Ein Auge? Auch Hannah war diese Stelle aufgefallen.
Ja, das ist mein Auge. Hannah und ich keuchten erschrocken auf. Diese Stimme war nicht von uns. Hatte das Wesen vor uns mit uns gesprochen?
Ja, das habe ich. Aber ich möchte ungerne hier klären wer ich bin. Kommt doch mit mir mit, ich kenne einen schöneren Ort als diesen hier. Meinte es wieder.
Ich schaute Hannah an. Konnte man diesem Wesen vertrauen?
"Wir haben eigentlich keine andere Wahl etwas herauszufinden. Auch über unseren Gedankenaustausch." Gab Hannah zu bedenken.
Ich schaute sie noch immer zweifelnd an. Dann nickte ich. Wir schauten wieder das Wesen vor uns an, das unsere Unterhaltung interessiert gelauscht hatte.
Dann nehmt eure Hände es deutete auf unsere umklammerten Hände und fasst mich an. Ich nehme euch mit mir. Euch kann nichts passieren.
Zögerlich bewegten wir unsere Hände in Richtung des Wesens. Sobald unsere Hand die Oberfläche berührte wurden wir wieder in einen Farbwirbel gesogen.
Ich kam wieder zu mir und befand mich in einer Art Raum. Hannah saß neben mir. Auch sie war bei Bewusstsein und schaute sich interessiert um.
Dann tauchten vor uns wieder dieses längliche Wesen auf, allerdings war diesmal viel mehr davon zu sehen. Es war wie eine lange Schlange, doch kein Ende in Sicht. Wieder hörten wir die Stimme in unserem Kopf.
Willkommen hier in der Elament. Ihr fragt euch sicherlich wer ich bin, und was mit euch geschehen ist. Dazu sag ich euch gleich mehr. Aber zuerst mal eine kurze Einweisung.
Das was nun passiert und ihr erfahren werdet wird euch wahrscheinlich erschrecken. Aber bitte hört es euch bis ganz zum Schluss an, dann werdet ihr es verstehen.
Wenn ihr Fragen habt oder mit mir oder untereinander kommunizieren wollt, tut dies bitte über Gedanken. Sonst wird es hier nur unnötig laut und unbequem.
So, vorerst schon Fragen?
Wir schüttelten den Kopf.
Dann kann ich ja gleich mal beginnen.
Also wie gesagt, ihr seid hier in der Elament, so wird dieser Raum, und eigentlich auch der Fluss von uns genannt. Wir befinden uns hier genau genommen in dem Fluss.
Aber kaum einer weiß von der Elament.
Jetzt die Erklärung was das Elament ist.
Das Elament ist der Zusammenschluss der Elemente. Allerdings sind es hier ein paar mehr Elemente als ihr vielleicht in eurer Welt gelernt habt.
Wir haben das Wasser, das Feuer, die Luft und die Erde. So weit wisst und kennt ihr das ja schon.
Dann gibt es bei uns aber noch das Urelement, das Ament.
Daraus entsteht der Name Elament.
Das Ament hat die anderen Elemente erschaffen. Es ist das Element für das Übernatürliche wie ihr es in eurer Welt nennt. All das was es hier an Gestaltenwandlder und für euch ungewöhnlichen Dingen gibt, wie auch die Portale, sind von dem Ament.
In diesem Fluss ist der Zusammenschluss aller Elemente und des Aments. Deshalb erscheint er für euch bunt, da sich das Licht in vielen Farben und Faccetten wiederspiegelt und bricht.
Es trinkt auch kein Tier davon, da es kein gewöhnliches Wasser ist, sondern beispielsweise auch Feuer drin erhalten ist. Das alles kann aber nur existieren durch das Ament.
So weit Fragen?
Ich blieb stumm. Das musste mein Kopf jetzt erst mal verarbeiten.
Jedes Elemet hat Wesen, Herrscher welche das Element leiten. Ich zum Beispiel bin ein Wasserwesen. Es gibt viele von mir, und wir leiten das Wasser gemeinsam von hier aus.
Doch genug von uns. Kommen wir jetzt zu euch beiden.
Ich muss sagen so etwas wie mit euch ist und noch nie passiert.
Normalerweise überlebt das niemand in den Elamentfluss zu fallen. Es gibt allerdings eine Ausnahme. Wenige, sehr sehr wenige Menschen sind von dem Ament ausgewählt worden, und haben die Gabe mit dem Elament zu kommunizieren.
Dies ist noch nie vorgekommen, da ein Mensch alleine das niemals aushalten könnte mit dem Elament zu kommunizieren. So müssen immer zwei Menschen kommen, und diese vereint mit dem Elament in Kontakt treten, so wie das bei euch der Fall war.
Ihr könnt es als Zufall abtun, das ausgerechnet ihr beiden Gefährten vom gleichen Rudel habt, euch zusammen getan habt in der Verzweiflung bei euren Gefährten und dann gemeinsam zufällig bei Nacht in den Fluss gefallen seid und nun von uns die Gabe der Kommunikation habt. Oder ihr glaubt mir und dem Ament, das es auch Schicksal oder Fügung hätte sein können, das es so gekommen ist.
Mit der Gedankenübertragung könnt ihr nicht nur mit mir, sondern auch mit den anderen Elementen reden. Allerdings fordert das viel Konzentration mit uns in Kontakt zu treten.
Leichter ist es wenn ihr dazu entweder bei dem Element seit, oder hier an diesem Fluss.
Ihr habt durch diese Bindung auch noch weitere Fähigkeiten, die werdet ihr allerdings selber herausfinden müssen.
Sonst noch Fragen?
Hannah nickte, doch ich blieb ganz stumm. Ich hatte das Gefühl mein Kopf platzt, so viel zu viel Wissen war darin. Von Elementen und dem Ament, und Fähigkeiten...
Hat das Verhalten unserer Gefährten...damit etwas zu tun? Traute sich Hannah zu fragen.
Das Wasserwesen nahm eine nachdenkliche Haltung ein soweit das ging. Schließlich nickte es leicht.
Ja, ich bin mir fast sicher das es so ist.
Da sie keine normalen Menschen sind, haben sie auch ein ausgeprägteres Gefühl für Macht und das Übernatürliche.
Und wie genau müssen wir uns das jetzt vorstellen? Fragte Hannah weiter.
Das ist einfach so, das ihr durch diese Gabe eine gewisse Macht haben könntet. Einerseits ist das vor allem für dominante Wölfe schwer zu akzeptieren das es Frauen gibt, gerade sogar ihre Gefährtinnen, welche eine gewisse Macht ausstrahlen.
Andererseits hat eure Macht zudem noch zugenommen seit ihr durch das Portal gegangen seid, da ihr dann ein Schritt näher an dem erlangen eurer Macht wart, und als ihr in den Fluss gefallen seid, kam noch etwas dazu. Und mit jeder Erklärung und Erkenntnis was ihr könnt und was eure Gaben sind, spüren das eure Gefährten das ihr mehr Macht erlangt.
Und abgesehen von dem Aspekt das ihr stark seid, ist da noch etwas anderes.
Ich überlegte. Was könnte das Wesen denn meinen? Was für ein Gefühl... Aber das konnte nicht sein. Dazu hatten die Männer doch gar keinen Grund.
Schließlich sprach Hannah das aus, was ich für unmöglich gehalten hätte.
Haben sie etwa Angst?
Das Wesen nickte.
Das ist genau das was ich glaube. Sie haben Angst das sie euch nicht mehr beschützen können, falls ihr durch eure Macht etwas für andere wertvolles werdet.
Sie haben Angst euch zu verlieren.
Plötzlich fuhr ein Ruck durch das Wesen.
Ihr müsst zurück. Es ist Zeit.
Ehe wir noch ein Wort hätten sagen können wurden wir schon wieder in den Farbstudel gerissen.
Seid achtsam mit ihnen. Sie wollen euch nicht weh tun.
Das war das letzte was ich hörte bevor ich abermals das Bewusstsein verlor.
Diesmal wachten wir nicht am Flussufer auf, sondern ich kam wieder zu Bewusstsein als ich etwas kühles und zugleich scharfes auf der Haut spürte. Ich machte die Augen auf und war sofort geblendet.
Nach kurzem blinzeln gewöhnte ich mich an das Licht und stellte fest das wir uns noch am Fluss befanden. Ich tastete mit meiner Hand nach Halt, und bekam einen Stein am Flussufer zu fassen.
Meine Sinne schärften sich allmählich wieder, und ich nahm war wie Stimmen laut nach uns riefen. Ich bekam etwas Furcht vor dem bevorstehenden Ärger. Es schienen mehr Stimmen zu sein als nur die Kiran und Danis.
Ich drehte mich um und sah Hannah neben mir auftauchen. Als sie sich an das Licht gewöhnt hatte schaute sie mich zweifelnd an. Ich hielt ihr eine Hand hin und zog sie neben mich. Allerdings war der Stein zu hoch und ich zu müde um mich hochzuziehen.
Ich kann nicht mehr. Mir wird das alles zu viel. So viel Wissen.
Ich konnte nur nicken. Das ganze neu gewonnene Wissen über Übernatürliches schien meinen Kopf beinahe zum Platzen zu bringen. Mein Kopf pochte und ich wollte am liebsten nur noch schlafen.
Doch die Stimmen wurden immer aufdringlicher und lauter.
Ich hörte ein Schnauben von Hannah.
Ich bin so fertig, dass ich mich nicht mal mehr vor der bevorstehenden Schimpftirade fürchten kann.
Ich musste grinsen. Das hatte durchaus was.
Dann hörte ich Schritte näher kommen. Chris erschien zwischen den Bäumen. Doch ehe wir etwas sagen konnten wurde Chris kreidebleich und schrie laut
"KIRAN! DANI!"
Hannah stöhnte von der Lautstärke, doch Chris beachtete es nicht. Er blieb wie erstarrt stehen und glotzte uns an wie etwas das er noch nie gesehen hatte.
Von dem Ruf Chris' angelockt kamen immer mehr Mitglieder aus dem Rudel die uns wohl gesucht hatten zwischen den Bäumen hervor. Sie alle reagierten ähnlich wie Chris, und standen mit offenen Mündern da.
Was ist hier los? Wollte ich von Hannah wissen.
Sehen wir irgendwie anders aus? Fragte mich Hannah.
Ich schaute zu ihr rüber.
Außer das du total fertig aussiehst nicht wirklich.
Hannah versuchte ein Grinsen, scheiterte aber.
Dann kamen Kiran und Dani zwischen den Bäumen hervor. Auch sie blieben erst wie erstarrt stehen.
In diesem Moment kam Bob dazu, trat hinter die beiden Gefährten und musterte die Situation. In seinen Augen konnte ich mehr als Erstaunen sehen.
Es war Entsetzen.
Blankes Entsetzen spiegelte sich in seinen Augen wieder. Dann hatte er sich unter Kontrolle. Er gab Kiran und Dani einen heftigen Stoß in den Rücken und zischte ein "Holt sie daraus!"
Die Beiden stoperten wie benommen auf uns zu, um uns aus dem Fluss zu ziehen.
"Verflucht!" entfuhr es einem jüngeren Mann, der zusammen mit seiner Gefährtin da war.
Kiran und Dani blieben wie ertappt stehen.
Wir waren wie auf einem Präsentierteller, und alle starrten uns entsetzt an, manche sogar mit Hass in den Augen. Und weder Dani oder Kiran noch irgend wer anders unternahmen etwas um uns hier zu befreien.
Stattdessen sah uns Kiran ratlos, und Dani voller Wut an.
Fast scheint es mir als seien wir ihnen peinlich stammelte Hannah.
Wir haben aber doch nichts getan. Außer dass wir hier in diese blöden Fluss sind. Versuchte ich sie zu beruhigen.
Sie überlegen ob sie den Zorn des Rudels auf sich ziehen oder lieber uns im Stich lassen. Erkannte Hannah.
Dani rührte sich zuerst. Entschlossen schritt er auf Hannah zu, packte ihre Hand mit der sie sich am Ufer festhielt und zog sie, als wöge sie nichts, aus dem Wasser und hob sie an der Taille über seine Schulter. Er drehte sich um und ging ohne ein Wort zu sagen zwischen den Bäumen hindurch in den Wald.
Hannah verlor dabei das Bewusstsein.
Ich schaute Kiran an. Hoffte das er mir half, denn Kraft hatte ich kaum noch. Doch Kiran bewegte sich nicht.
Es wurde immer unangenehmer. Ich war den Tränen nahe und fühlte mich ausgeliefert. Langsam drohte auch meine Hand abzurutschen von dem Felsen, und mir war klar dass es dann kein gutes Ende nehmen würde.
"Kiran!" rief Bob laut.
Doch als Kiran sich bereits bewegte war es zu spät. Ich rutschte ab, und fiel komplett in den Fluss.
Ich wusste nicht was passieren würde. Aber ich hatte einerseits Gewissheit und andererseits auch keine Angst. Geschweige denn Kraft mir selber zu helfen.
Wenn ich wichtig für die Zukunft sein würde, dann würde mich das Ament, oder was auch immer leben lassen. Wenn meine Aufgabe erfüllt war, dann war es eben so. Ich hatte eh niemanden mehr. Zurück kam ich nicht alleine, Kiran hatte gezögert, und dieses Zögern hatte sich für sein Rudel, statt für mich entschieden. Und falls ich irgendwie zurück kommen sollte, konnte meine Familie mir auch nicht helfen, ich müsste durch diese Bindung bei den Wölfen bleiben.
So trieb ich den Fluss entlang, und langsam wurde alles vor meinen Augen heller.
~Hanna~
Ich wachte irgendwann auf, aus der Bewusstlosigkeit in die ich gefallen war nach dem Dani mich aus dem Fluss geholt hatte.
Der Grund warum ich aufgewacht war, war ein seltsames Gefühl. Ein Drängen. Ich verstand es erst nicht. Das hatte ich noch nie gespürt. Ich versuchte dem Drängen auf den Grund zu gehen. Nach was drängte es mich?
Ich spürte eine sonderbare Aktivität in meinen Beinen. Fast so als würden sie laufen wollen. Fast so, als wüssten sie wohin sie laufen wollen.
Josie! Wie ein Blitz durchfuhr es mich. Wo war sie? Ich wusste instinktiv dass Kiran sie nicht aus dem Wasser geholt hatte. In dem Moment wo er mit mir in den Wald gegange war, ist sie in den Fluss gefallen.
Doch ich hatte eine Verbindung zu ihr. Ich spürte, dass sie noch am Leben war. Oder zumindest nicht tot.
Ich machte die Augen auf. Es war Nacht. Zumindest war alles dunkel, und nur schemenhaft zu erkennen. Ich schaute mich suchend nach Dani um, und konnte ihn etwas neben mir erkennen. Er lag auf einer eigenen Schlafstätte, und es kränkte mich beinahe, ihn so distanziert von mir zu sehen. Beinahe aber nur. Denn die Sorgen um Josie waren stärker.
Leise stand ich auf, und bewegte mich von der Schlafstätte weg. Ich stellte fest, das wir immer noch an dem Lager am Fluss waren. Leise schlich ich mich von dem Lager weg, erst mal Richtung Fluss, in der Hoffnung, das dieser mir auf der Suche nach Josie weiterhelfen könnte.
Als ich jedoch fast beim Ufer war, blieb ich erschrocken stehen. Da stand ein Mann.
Ich wollte mich leise wieder davonschleichen, und einen anderen Weg suchen, doch scheinbar hatte der Mann mich schon entdeckt.
"Komm her Hanna!" sagte er ohne sich umzudrehen.
Ich stellte mich zögerlich neben Bob.
"Was machst du hier alleine am Fluss?" fragte ich ihn. Er schwieg eine Weile.
"Ich habe über euch nachgedacht, Hanna" meinte er schließlich ruhig.
"Ihr seid etwas besonderes. So besonders, dass es einem Angst macht. Unsägliche Angst. Das ist so schrecklich, dass es nicht einmal Legenden oder Märchen gibt. Man wollte es nie aufschreiben. Aus Angst, es könnte sich bewahrheiten." Mein Atem stockte bei Bobs Worten.
"Wir sind keine Monster!" Meinte ich leise.
"Das weiß ich Hanna. Es ist eine andere Art von Angst. Eine Art Angst vor Macht, und vor Wissen. Doch dir das zu erklären könnte die Macht verändern. Wir alle haben Angst, und auch ich habe es."
"Bob" meinte ich entsetzt. "Ich..."
"Geh Hanna!" meinte Bob harsch. "Geh und finde Josie. Du bist die einzige die dazu fähig ist. Geh, und erfülle deine Aufgabe. Eure Aufgabe." Und Bob drehte sich um und verschwand einfach zwischen den Bäumen.
Ich war erst wie erstarrt. Was hatte er gesagt?
Waren wir so mächtig oder so schrecklich, dass ein ganzes Rudel vor uns Angst hatte? Und sich trotzdem keiner traute uns in den schwachen Momenten, die es in letzter Zeit so viele gab, einfach umzubringen.
Bevor ich mir weiter den Kopf zerbrechen konnte, verspürte ich wieder das Drängen, diesmal sogar stärker als zuvor.
Ich beschloss mich auf die Suche zu machen, und meine Aufgabe zu erfüllen Josie zu finden.
~Josie~
Die Helligkeit verschwand und wurde von Dunkelheit vertrieben. Dann kam Kälte hinzu. Und ein Gefühl der Vertrautheit. Dann kam ein wenig Wärme zu der Kälte, und ich nahm ein angenehmes Geräusch war.
Ich zwang mich, auch wenn es unangenehm werden konnte, mehr von meiner Umwelt, von den Gefühlen wahrzunehmen.
Und so langsam kehrte ich in die Realität zurück.
"Josie!" hauchte eine Stimme.
Hanna dachte ich.
Ich bin hier. Neben dir. Bei dir. Hörte ich es in meinem Kopf. Sogleich verspürte ich ein Gefühl großer Erleichterung.
Langsam machte ich meine Augen auf. Ich sah im Abendlicht der Dämmerung eine erschöpfte Hanna neben mir liegen. Sie blickte mir aus einem vor Müdigkeit und Hunger ganz zerfallenem Gesicht in die Augen.
"Hanna" sagte ich abermals.
"Josie" flüsterte Hanna. Ich schaute sie fragend an. Mein Kopf war eine einzige große Frage. Ich konnte sie nicht formulieren, doch Hanna schien zu verstehen, und erklärte leise.
"Ich habe das Rudel verlassen um dich zu finden, Josie. Eine Nacht und einen Tag war ich unterwegs. Ohne schlafen und essen. Und ich habe dich gefunden." meinte Hanna fertig.
"Hanna!"
"Nein Josie. Wir haben eine Aufgabe. Einen Plan. Wir müssen etwas erledigen. Und deshalb bin ich hier. Bob hat mir gesagt, das wir etwas sind, wovor andere Angst haben. Wir sind etwas schreckliches. Es gibt nicht einmal Schauermärchen oder Legenden über uns."
Ich kam fast nicht mit dem Denken hinterher.
"Das wollte ich nicht ohne meine einzige Freundin durchmachen müssen."
Ich schaute sie an, und mir lief langsam und stumm eine Träne aus dem Augenwinkel. Auf einmal leuchtete es silbern um uns herum. Erst da realisierte ich, dass wir noch im Fluss lagen.
Es hatte mich in eine seichte stelle getrieben, und Hanna hatte sich zu mir gelegt, als sie mich vor wenigen Minuten gefunden hatte.
"Nicht schon wieder." stöhnte Hanna, als dann alles von silbernen Licht erfüllt wurde, und wir abermals den Ort wechselten.
Es war, als schwebten wir in Silber. Und irgendwie auch wieder nicht.
Hanna hielt meine Hand, als eine Stimme zu uns tönte.
"Pass auf Mädchen, mit deinen Tränen. Sie können wahre Wunder bewirken."
Weder Hanna noch ich rührten uns.
"Ich hatte erwartet das ihr früher oder später zu mir finden würdet. Wer ich bin werde ich euch nicht erläutern. Es gibt in eurem Vokabular kein Wort oder keine Sätze die es annähernd richtig beschreiben könnten.
Aber da ihr Menschen immer so neugierig seid, kann ich euch sagen, dass ich auch teilweise das bin, was ihr Schicksal nennt."
Es war fast ein bisschen unheimlich wie diese Stimme zu uns sprach.
"Ihr seid anerkannte Personen. Seid offen, ehrlich und gerecht."
Hanna drückte meine Hand ein wenig fester. Scheinbar war auch ihr das alles nicht geheuer.
"Und verschließt euch nicht. Weder vor uns, noch vor der Zukunft."
Es war Stille. Dann,
"Haltet zusammen."
Als wir das nächste Mal zu uns kamen, befande wir uns nicht mehr im Fluss, sondern waren an der gleichen Stelle wo Hanna mich gefunden hatte, und am Ufer.
Wir rappelten uns auf, und standen unschlüssig nebeneinander. Wir hatten beide die gleichen Fragen, doch zu reden wäre nicht hilfreich, da niemand von uns die Antworten auf diese Fragen wusste.
Mein Blick wanderte an Hanna hinunter, und auf einmal stockte mir der Atem.
"Hanna! Was ist das?" Doch auch Hanna schien von etwas geschockt zu sein.
"Josie sieh nur, deine Hand!" Ich schaute zusammen mit Hanna auf meine Hand, und sah das selbe, was ich zuvor bei Hanna entdeckt hatte.
"Ich...du...also..." stotterte ich, nicht recht wissend was ich mit der Tatsache anfangen sollte, das sich ein Tattoo auf meiner Hand befand.
"Josie, das macht mir Angst. Was passiert mit dir?" meinte Hanna mit leicht panischem Unterton.
"Hanna, das passiert nicht nur mit mir." Meinte ich mit ebensolchem Ton und deutete auf ihre rechte Hand. Wie bei mir stand in klare Lettern offen, ehrlich, gerecht auf der Haut.
"D...Das sind die Worte gewesen." Meinte Hanna fassungslos.
"Dem will ich nicht noch einmal begegnen!" meinte ich halb geschockt, halb ironisch.
"Josie. Ich habe Angst. Ich begreife das alles nicht. Seit wir in dieser komischen Welt sind, wird alles anders. Die Leute haben immer mehr Angst vor uns. Wir werden anscheinend schrecklich, und mächtig. Wir fallen in bunte Flüsse, sprechen mit Wasserwesen, und bekommen Tattoos von imaginären Stimmen, die etwas mit Schicksal zu tun haben. Ich will eine Erklärung. Ich will verstehen was mit mir passiert. Ich war ein unschuldiges Mädchen, das ein einfaches, und sehr schönes Leben hatte, bevor das alles hier begonnen hat..." redete Hanna sich in Rage.
"Hanna!" unterbrach ich sie.
"Ruhig. Wir schaffen das. Es beunruhigt mich genauso. Wir wäre es, wenn wir nicht versuchen dass alles jetzt, in diesem Moment begreifen zu wollen. Das schaffen wir nie. Lass und einfach mit der Zeit leben, und versuchen es zu verarbeiten." versuchte ich eine Lösung zu finden. Zugegeben, nicht die beste, aber mir fiel nichts anderes ein. Und ich wollte mich nicht dieser Ohnmacht und Hilflosigkeit geben.
Und auch Hanna schien den Sinn hinter meinen Worten zu verstehen.
"Du hast recht Josie. Lass uns einfach laufen. Dabei kann man immer besser denken."
Wir gingen zusammen in den Wald rein. Wie von selber schlugen wir die gleiche Richtung ein. Und ich war mir sicher, dass keiner von uns beiden so genau wusste, wohin uns unser Weg führte.
Nach einer Weile brach Hanna das Schweigen.
"Weißt du, wonach ich mich jetzt gerade wirklich sehne? So komisch das auch klingt, nach meine, Gefährten. Nach seinen lieben Seiten, und seiner Zuversicht. Und nach dem Beschützer in ihm."
Ich drückte ihre Hand. Als Zeichen der Zustimmung, dass ich verstand, was sie meinte. Und dass es mir ähnlich ging.
Und da würde mir bewusst, wohin wir unterwegs waren. Unterwegs in die Richtung unserer Gefährten.
"Hanna, warum haben unsere Gefährten so eine Wut und Angst uns gegenüber?" brach ich nach einer Weile das Schweigen.
Hanna machte einen nachdenklichen Eindruck.
"Ach Josie." seufzte sie schließlich. "Wenn ich das bloß wüsste. Ich kann dir nur nochmal das sagen was wir bereits wissen. Sie haben einerseits Angst, das sie uns nicht mehr beschützen können. Weil wir zu mächtig werden."
Das machte in gewisser Weise Sinn. Das was einem lieb war nicht beschützen zu können war etwas, was mir tierische Angst verursachte. Allerdings...
"Hanna, wir sind nicht mächtig oder stark. Und ich könnte zugegeben Schutz gerade sehr gut brauchen."
Daraufhin wusste Hanna erst mal nichts zu sagen.
Wir liefen eine Weile schweigend nebeneinander her. Dann blieb ich plötzlich stehen.
Hanna drehte sich erstaunt zu mir um.
Ich legte einen Finger an die Lippen.
Hanna streckte eine Hand leicht aus, und drehe die Handfläche nach oben. Dann wandte sie sich zu ihrer linken Seite. Instinktiv folgte ich ihr, und stellte mich neben sie.
"Was wollt ihr?" fragte Hanna mit selbstbewusster Stimme. Ich zuckte beinahe zusammen von ihrer Entschlossenheit. Sie hatte also ebenfalls ein Gespür für Wesen in ihrem Umfeld.
Erst geschah nichts.
Dann traten beinahe lautlos zwei stämmige Männer aus dem Dunkel zwischen zwei Bäumen hervor.
Ich verspürte Angst. Große Angst. Ich war wie gelähmt. Doch nicht der Anblick dieser Männer rief die Angst hervor, sonder die Waffen die sie in den Händen und am Körper trugen.
Sie waren von oben bis unten bewaffnet mit diversen Messern und Pfeilen, wie ich sie noch nie gesehen habe. Und abgesehen davon zweifelte ich nicht eine Sekunde daran, dass sie auch ohne Waffen nicht lange brauchen würden, uns zu töten.
Und doch schien unser Tod nicht ihr Ziel zu sein. Zumindest nicht ihr vorläufiges Ziel. Denn sonst wären Hanna und ich wohl kaum noch am Leben. Und als ebenbürtige Gegner konnten sie uns doch kaum einschätzen. Was waren schon zwei übermüdete und schwache Mädchen, von ihrem Rudel im Stich gelassen gegen zwei stämmige ausgewachsene Männer.
"Wir wollen wissen, ob ihr es seid." sprach einer der Männer. Er hatte eine tiefe und raue Stimme. Sie hatte etwas starkes, entschlossenes an sich.
Hanna und ich starrten ihn stumm an.
Ich weiß nicht was ich sagen soll gab mit Hanna zu verstehen. Da ich selber auch nicht wusste was erwiedern, da jedes Wort augenscheinlich unseren Tod bedeuten konnte, standen wir einfach stumm da.
Wie wäre es mit einem...halt in der Art, dass es darauf ankommt.... irgendwie herausfinden was sie suchen wäre gut. Ohne es als Frage zu formulieren. Meinte Hanna irgendwann.
Ich zögerte noch kurz. Dann nahm ich meinen Mut zusammen. Langsam, damit es nicht zu auffällig wurde, atmete ich ein.
"Das hängt davon ab, was ihr zu finden hofft." meinte ich dann. Es gelang mir erfolgreich den ängstlichen Unterton zu verstecken. Trotzdem musste ich mich mit aller Macht davon abhalten hektisch zu atmen, und mir die Hände an der Hose abzuwischen.
Die beiden Männer musterten uns, und der Mann der zu uns gesprochen hatte legte überlegend seinen Kopf schief.
Dann ging ein Ruck durch sie.
Mein Herz pochte so laut und schnell, dass ich es überdeutlich in meinen Ohren hörte.
"Wenn ihr es seid, wovon wir ausgehen, dann zeigt uns das Zeichen." meinte der Mann mit der tiefen und rauen Stimme wieder.
Welches Zeichen? Hanna, was meinen sie? Was wollen die von uns? Fragte ich Hanna panisch. Ich hatte das ungute Gefühl das sie nicht mehr so freundlich sein würden wenn wir ihre Erwartungen nicht erfüllten.
Gibt es irgendein Zeichen, dass wir beide haben, das etwas besonderes ist? Irgendwas Josie? Fällt dir was ein? Hanna bemühte sich vergebens ihre Gedanken nicht so verzweifelt klingen zu lassen.
Ach hätte ich mich nur damals getraut mir die Rune tättowieren zu... fing Hanna an. Da fiel es uns beiden wie Schuppen von den Augen.
Ich bemühte mich, mir äußerlich nichts anmerken zu lassen.
Wenn es etwas gab, dann musste es das sein. Das neue Tattoo auf unseren Händen.
Ich drehte meinen Kopf zu Hanna, und nickte ihr zu. Ich weiß, es ist nie schlau, seinen Feind aus den Augen zu lassen, doch komischerweise hatte ich nicht mehr das Gefühl, das die beiden Männer Feinde waren. Oder uns zumindest Schaden zufügen wollten. Dazu hätten sie längst Gelegenheit gehabt.
Glechzeitig hoben Hanna und ich unsere rechte Hand.
Wir drehten sie so, das die Handinnenfläche zu und, und der tättowierte Handrücken zu den Männern zeigte.
Sobald die Männer unsere Hände erblickten, waren sie wie erstarrt.
"Das muss es sein. Ich bin mir fast sicher das es das ist." Hauchte der Mann, der bis jetzt nich nichts gesagt hatte. Auch er hatte eine tiefe Stimmt. Doch seine war im Vergleich samtweich.
"Es ist unser Symbol. Unser Einweihungssymbol!" flüsterte er andächtig.
Ich ließ meine Hand langsam sinken. Da schienen die Männer aus ihrer Starre zu erwachen.
"Kommt mit uns. Hier ist es nicht sicher." meinte wieder der Mann mit der rauen Stimme.
Hanna und ich waren erst noch wie gelähmt. Dann setzten wir uns langsam in Bewegung, und folgten schnell den beiden Männern in die Dunkelheit zwischen den Bäumen bevor wir sie aus den Augen verloren.
Wir stolperten hinter den beiden Männern her, die sich nicht einmal zu uns umdrehten, um zu schauen ob wir noch hinter ihnen waren. Auch hatten sie scheinbar keine Angst, dass einer von uns sie hinterhältig angreifen könnte.
Rein logisch gesehen wäre das bei unserem Zustand auch nicht mehr möglich, und man konnte uns bestimmt auch hören so fertig wie wir hinter ihnen hertrampelten, doch gerade für solche Männer hätte ich gedacht das oberstes Gesetz war, niemals seinen Gegenüber zu unterschätzen.
Nach einem minutenlangen Hetzen durch das Unterholz kamen wir an einer Stelle an, wo zwei Rucksäcke waren, und eine kleine ausgebrannte Stelle am Waldboden wo vermutlich letzte Nacht ein kleines Feuer gebrannt hatte.
Hier blieben die Männer stehen, und wandten sich uns zu.
"Das wichtigste zuerst." ergriff der Mann mit der rauen Stimme das Wort. Ich traute mich das erste Mal seit wir auf sie getroffen waren ihn zu mustern.
Er hatte kinnlanges dunkelblondes Haar, das ein wenig verzottelt hinunter hing, und dazu einen stoppeligen Bartansatz. Er schien so um die fünfundzwanzig Jahre alt zu sein.
Jetzt wo Hanna und ich so nahe bei ihnen waren, stellte ich auch fest, wie groß die beiden ware. Doch durch ihren muskulösen und stämmigen Körperbau konnte man sie nicht als Hünen beschreiben.
"Ihr seid hier sicher. Ihr seht total fertig aus, ihr könnt euch hier gerne niederlassen, wir passen für den Moment auf, dass euch nichts passiert. Wir erklären euch bei Zeit alles."
Obwohl diese Worte von einem mir total fremden Menschen kamen fühlte ich eine große Erleichterung. Total fertig ließ ich mich auf den Boden plumpsen, und Hanna machte es mir kurze Zeit später nach.
Ich sah zu den Männern auf, und erkannte ein leichtes Schmunzeln.
Kurz darauf ließen sich die beiden Männer neben uns sinken. Jedoch bewahrten sie den aufmerksamen Ausdruck bei.
"Ich bin Egmont" meinte der Mann mit der rauen Stimme.
"Und das ist mein Freund und Begleiter Raimund." und er deutete auf den anderen Mann. Dieser sah Egmont vom äußeren sehr ähnlich. Er schien auch um die fünfundzwanzig Jahre zu sein, und seine wirren kinnlangen Haare wurden von einem dunkelbraunen Band zurück gehalten, das zu seinen dunkelbraunen, fast schwarzen Haaren passte. Auch er trug einen stoppeligen Bart, was den beiden ein wildes Aussehen verlieh.
Er war auch von der Statur her total ähnlich gebaut wie Egmont.
Jetzt wo ich die Namen der beiden wusste, schienen sie mir gleich viel freundlicher.
Über ihre eigenartigen Namen machte ich mir keine Gedanken. Ich wusste schließlich nicht was in dieser Welt oder in diesen Kreisen üblich war.
"Ich glaube, wir fangen mal ganz von vorne an, warum wir euch gesucht haben. Ihr scheint mir noch nicht so den Durchblick zu haben." meinte Egmont, und seine raue Stimme rief eine angenehme Wärme hervor. Fast etwas vertrautes.
"Wir sind von einem der Völker wie man sie hier kaum noch kennt. Einer Gruppe die sich die alten Runen zur Lebenserfüllung gemacht hat. Die Runen und die Offenbarungen. Falls ihr von uns gehört habt, dann bestimmt nur in verachtendem Zusammenhang. Oder als Legende." Fing Egmont an.
Ich schaute stirnrunzelnd zu Hanna, doch auch sie schien nicht wirklich eine Ahnung zu haben, wovon sie redeten.
"Wir..." fing Hanna zögerlich an, doch brach dann ab.
"Wir sind nicht von dieser Welt." beendete ich ihren Satz.
Das schien die Männer jetzt wirklich zu erstaunen. Damit hatten sie wohl nicht gerechnet. Ich hoffte bloß, das dies keine Veränderung unserer Situation verursachte.
Doch scheinbar wussten die Männer nicht, wie sie es uns mit unseren Worten nahe bringen sollten.
"Seid ihr aus der Menschenwelt?" fragte Raimund zögerlich.
Hanna und ich nickten synchron.
"Bei euch sind wir zwar bekannter, doch auch der Ruf ist nicht besser. Naja. Wir bitten euch, dass ihr uns erst mal ganz zuhört, und dann fragen könnt, was euch auf dem Herzen liegt." Ergriff Raimund das Wort.
"Soweit ich mich erinnern kann, werden wir in der Menschenwelt Mormonen genannt. Doch das wie es nach außen zu sein scheint, ist es gar nicht. Gewisse Dinge und Details stimmen, jedoch in einem anderen Kontext.
Wir bekommen bei unserem Eintritt in die Gesellschaft der wir uns angeschlossen haben Runen, die auf ein Untergewandt gestickt sind. Jedoch sind das nicht Runen die als Passwort in das Himmelreich gelten, wir es auf der Erde ausgelegt wurde, sondern es sind Runen, anhand man die Zukünftigen erkennen kann.
Jeder von uns bekommt andere Runen, und so hat jeder seine eigene Chance die Zukünftigen zu erkennen."
Für Raimund schien sich nun das alle geklärt zu haben. Doch für mich hatten sich nur noch mehr Fragen aufgetan.
"Was hat es mit dem Gründer und der Vielehe auf sich?" fragte ich ohne lange zu überlegen los.
Doch darauf zuckte Raimund nur mit den Schultern. Allerdings wusste Egmont eine Antwort.
"Wir kommen ursprünlich aus dieser Welt, nicht aus eurer. Doch es wurde uns irgendwann klar, dass die Zukünftigen nicht zwingen hier auftauchen mussten. Deshalb gingen einige von uns in eure Welt. Man musste sich anpassen, und es zu einer Religion umformen, zumindest für die Öffentlichkeit.
Das mit der Vielehe hat einen anderen Zweck. Das mag für euch sehr bizarr erscheinen. Vielleicht erklären wir euch das wann anders." Bei den letzten Sätzen grinste Egmont Raimund an.
Doch vorerst gab ich mich mit dieser Antwort zufrieden.
Jedoch hatte Hanna jetzt eine Frage.
"Was sind die Zukünftigen?" Ich war stolz auf sie, dass ihr diese Frage eingefallen war. Ich selber war so mit meinem neuen Denken und Wissen von den Mormonen beschäftigt, dass mir dieser wichtige Punkt vollkommen entfallen war.
"Die Zukünftigen..." begann Egmont, überlegend wie er es uns am besten verständlich machen konnte.
"Sie sind quasi diejenigen, welche die Zukunft verändern werden. Und zwar grundlegend. In ihrer ganzen Struktur. Viele haben davor Angst, da sich das keiner Vorstellen kann. Es überschreitet das rationale Denken eines Wesens wie wir welche sind. Diese Angst davor ist so elementar, dass sich kaum einer traut, die Geschichte der Zukünftigen zu erzählen, oder sie gar niederzuschreiben. Selbst bei uns wird sie nur mündlich weitergegeben, aus Angst, sie könnte in den falschen Händen Panik oder Krieg auslösen."
Ein eiskalter Schauer durchfuhr mich. Und auch Hanna zuckte neben mir zusammen.
"Das... das klingt..." sie fing an, doch traute sich nicht, den Satz zubeenden.
Raimund nickte. Dann zog er einen Fetzen Stoff aus der Tasche, und hielt ihn uns hin. Darauf zu sehen waren die Buchstaben, exakt genau so, wie wir beide sie auf unseren Händen hatte.
"Wir haben uns den Zukünftigen verschrieben. Sie zu beschützen und auf ihrem Weg zu geleiten. Und wie es aussieht, seit ihr nicht die starken Krieger, wie wir sie alle erwartet haben, sondern könnt den Schutz gut brauchen." Meinte Raimund.
Sondern wir sind schwache arme Mädchen, verloren in einer fremden Welt, die nichts mit alledem zu tun haben müssen, und sind zum Überleben auf ihren Schutz angewiesen. Vervollstädigte Hanna den Satz in meinem Kopf.
Lass uns morgen oder wann ander mit ihnen darüber streiten bat ich. Im Moment bin ich viel zu müde dafür. Und dann nehme ich den Schutz gerne mal an für eine Nacht.
Hanna schien zwar nicht glücklich mit diesem Vorschlag, doch sie sah offensichtlich ein, dass es eine klügere Idee war, als sich in erschöpftem Zustand über neu gewonnene Bekannte aufzuregen.
So legte ich mich rückwärts auf den Boden, und fast sofort fielen mir die Augen zu.
Bevor der Schlaf mich komplett übermannte bekam ich noch einen Fetzen von dem Gespräch zwischen Egmont und Raimund mit.
"Na da werden die anderen aber glücklich sein, über zwei zerbrechliche Mädchen aus der Menschenwelt" meinte Raimund sarkastisch, und ein wenig besorgt.
"Sie werden es akzeptieren. Alle, ausnahmslos. Und täusche dich nich in ihnen. Manch einer wäre daran zerbrochen was die beiden schon durchmachen mussten. Sie mögen zwar zerbrechlich wirken, doch es kommt niemals auf das Äußere an. Und ich bin froh, das kein Krieger der Zukünftige ist. Das wäre nicht auszudenken..."
Mit diesen Worten Egmonts schlief ich ein.
Ich erwachte nach einer traumlosen Nacht, und fühlte mich erstaunlich gut erholt. Ich setzte mich auf, und schaute mich um.
Neben mir schlief Hanna noch tief und fest, und auch Egmont schien zu schlafen. Raimund lehnte mit dem Rücken an einem Baum und schaute zu mir rüber.
"Guten Morgen." grüßte er freundlich.
"Guten Morgen." gab ich zurück.
"Gut geschlafen?" erkundigte er sich.
Ich bejahte und bedankte mich bei ihm, dass sie uns das ermöglicht hatten.
"Raimund, was...ich habe keine Ahnung was ich tun muss." Gestand ich schließlich.
Er schaute mich eine Weile an, ohne die kleinste Regung zu zeigen. Dann lächelte er.
"Weißt du, keiner von uns hat eine Ahnung davon, was ihn erwartet." Begann er.
"Als ich mich den Zukünftigen verschrieben habe, da wusste ich auch nicht, was mein Leben und das Schicksal mir noch bringen wird.
Es war klar, dass ich den Zukünftigen helfen würde, doch keiner weiß, wie und wann diese kommen. Und ob sie es so weit schaffen, dass sie es wirklich wert sind, ihren Titel zu tragen.
Viele denken, es kommt ein Mann. Ein Krieger, ein Richter, ein Weißer, ein Familienvater, ein Tyrann..." zählte er auf.
"Doch viele dachten auch, es könnte eine Frau kommen, die alles umstürzen will, ihr und das Wohl der Frauen an erster Stelle sieht, die ganze Gesellschaft ändern will. Eine hochemanzipierte Frau, welche die Unterdrückung der Männer einleitet. Oder ein Mannsweib, die brutal ist, eine Eiskönigin deren Herz unerreichbar wäre. Eine launische Frau, eine alte Dame,..." Er ließ den Satz unvollendet.
"Und jetzt haben wir euch getroffen. Das hat uns aus der Bahn geworfen."
"Gar nichts von allem, was man für möglich gehalten hätte." Folgerte ich. "Zwei Mädchen, totaler Durchschnitt, die nach Möglichkeiten so schnell wie es geht schwanger werden sollten, ihre Beziehung nicht auf die Reihe kriegen, und sich von der ganzen Welt verraten fühlen."
Schon gleich fühlte ich, wie sich die Last auf meine Schultern drückte.
"Das ist die eine Seite." gestand Raimund. "Aber auf der anderen Seite denke ich, dass jeder erleichtert sein wird, dass ihr nahbare Menschen seid. Keine Unmenschen, keine Wilden und keine Unverletzlichen."
Da hatte er recht. Wir waren niemand von dieser Sorte. Aber jemand besonderes waren wir auch nicht.
Ich hatte keinerlei Führungsqualitäten. Wie sollte ich da eine Welt verändern.
Raimund stand auf, klopfte sich seine Hose ab, und weckte Egmont auf.
Ich robbte zu Hanna, die immer noch schlief. Ich strich ihr die Haare aus dem Gesicht, und rüttelte sie leicht an der Schulter.
Langsam merkte ich, wie sie aufwachte.
Verschlafen schaute sie mich an.
Guten Morgen Hanna. Wie geht es dir? Fragte ich sie.
Sie nickte müde und gähnte erstmal.
Sind wir immernoch bei ihnen? Wollte sie schließlich wissen. Ich bejahte, worauf Hanna die Stirn runzelte.
Hanna, ich glaube, sie wollen uns wirklich helfen. Ich habe vorhin mit Raimund gesprochen. Ich sehe keinen Grund, warum sie uns etwas Böses tu sollten. Versuchte ich sie milde zu stimmen.
Hanna sah mich an.
Du vertraust ihnen. Hab ich recht?
"Ja, das tu ich." sagte ich laut.
Die beiden Männer schauten mich erstaunt an. Vermutlich dachten sie das ich nicht mehr ganz zurechnungsfähig sei. Womit sie im Zweifelsfall vermutlich recht hatten.
Hanna schien zu überlegen. Dann nickte sie.
Es ist nicht die Zeit, an Freunden zu zweifeln. Wir haben genug Feinde. Wenn du ihnen traust, dann verlasse ich mich auf dich.
Ich habe das Gefühl, dass du eine Gabe dafür hast, wem du vertrauen kannst.
Ich schaute sie mit offenem Mund an. Das hätte ich nicht erwartet. Und es rührte mich, dass Hanna mich so ernst nahm.
"Danke Hanna" brachte ich hervor. Obwohl wir uns noch nicht lange kannten, vertraute sie auf Grund meinen Urteils ihr Leben anderen Leuten an.
Schon einige Zeit liefen wir zu viert durch den Wald. Wir waren relativ schnell aufgebrochen, und nur die kurzen Anweisungen wo wir lang gehen sollten unterbrachen das Schweigen.
"Gaben. Was ist damit?" meinte Hanna unvermittelt.
"Was soll damit sein?" fragte Egmont.
Hanna verdrehte die Augen, und ich grinste sie an.
"Wir sollen Gaben haben. Oder sie ausbilden oder so." erläuterte sie worauf sie hinaus wollte.
Darauf schien Egmont nichts einzufallen.
"Ich kenne den Mythos, dass ihr neue Sinne ausbilden werdet." meinte Raimund irgendwann.
"So wie mein Sinn für Gefahr." sprach ich meinen Gedanken laut aus. Die beiden Männer schauten mich erstaunt an.
"Hanna hat das auch!" meinte ich.
"Na ja. Indirekt. Ich spüre das in meinen Händen, wo sich eine Person befindet." erklärte sie, wärend sie etwas rot wurde.
"Das ist ja interessant..." dachte Egmont laut nach.
Hanna zog eine Augenbraue hoch.
"Also, wenn ich das richtig sehe, ergänzt ihr euch in diesem Punkt. Nur zu wissen wo sich eine Person im Umfeld befindet sagt ja noch nichts über ihre Gesinnung aus. Genauso ist es mit der Gefahr, welche überall lauern kann." erklärte Egmont.
Darüber dachte jeder von uns erst mal nach.
Also wenn wir etwas machen, dann nur zusammen. Stellte Hanna irgendwann fest.
"Als ob ich vorhatte irgendwas alleine zu machen." meinte ich laut.
"Das verstehe ich jetzt nicht so ganz." gab Raimund zu.
"Sie hat mit mir gesprochen." gab Hanna zurück, ehe ich ihr zuvorkam und über unsere Gedankenübertragung reden konnte. Irgendwie hatte sie wohl das Gefühl, dass es noch Geheimnisse geben sollte.
Schweigend setzten wir unseren Weg fort.
Entschuldige Josie. Meinte Hanna ein paar Stunden später. Dani hat mich mit seiner Reaktion auf dieses Thema so geschockt, dass ich mich nicht traue, es irgendwem noch zu sagen.
Das war also der Grund. Na gut, das konnte ich respektieren. Zumal ich wirklich keine Lust hatte von den beiden vertrieben zu werden.
Hanna stoppte abrupt. Wir drehten uns zu ihr um. Sie hatte ihren Kopf schief gelegt, und ihre Hand erhoben.
"Zwei Personen." meinte sie leise.
Egmont schaute zu mir. Ich spürte nichts. Einen leichten Druck, aber kein Anzeichen von Gefahr.
Ich schüttelte den Kopf.
Vorsichtig machen Raimund und Egmont ein paar Schritte in die Richtung die Hanna zeigte.
Wir schlichen hinterher.
Die beiden hatten wohl jemanden gesehen, denn sie blieben stehen.
Ich drückte mich an Raimund vorbei.
"Josie" hörte ich eine bekannte Stimme leise flüster.
Mein Denken schaltete sich für einen Moment aus, und ich rannte auf Kiran zu, und warf mich in seine Arme. Ich wollte nichts lieber als vergessen in was für ein Schlamassel ich geraten bin. Kiran schloss mich fest in seine Arme und drückte sein Gesicht in meine Haare. Doch dann schien er sich zu erinnern, wer ich war, oder vielmehr was mir zugestoßen ist. Er löste sich von mir und versteifte sich.
Dieser Augenblick war wie wenn er mich geschlagen hätte. Wenn nicht sogar noch schmerzhafter. So offensichtlich von ihm abgewiesen zu werden, nachdem er mich grade noch im Arm hatte.
Ich hatte das Gefühl es nicht länger auszuhalten ihm so nahe zu sein.
Ich ging rückwärts, bis ich Raimund hinter mir spürte.
Hanna war es wohl ähnlich wie mir ergangen, sie war voller Freude auf ihren Gefährten zugerannt. Dani jedoch schien sich besser im Griff zu haben als Kiran. Er sah irgendwie glücklich aus, sie in den Armen zu haben.
Wäre ich nicht so innig mit Hanna verbunden gewesen, dann hätte mir diese Geste sicherlich sehr weh getan, weil sie mir die eigene verkorkste Beziehung vor Augen führte.
Doch stattdessen freute ich mich irgendwie für Hanna, dass sie so aufgenommen wurde. Sie hatte es nötig.
Kiran starrte mich unterdessen immer noch an.
"Josie" sagte er abermals.
Mein Gesicht war schmerzverzehrt.
"Josie du lebst." stellte Kiran erleichtert fest. Und ab diesem Moment schien ihm alles egal zu sein. Wer ich war, was mir geschehen ist, und dass er mich so verletzt hatte. Er überbrückte den Abstand zwischen uns, und nahm mich abermals in den Arm. Diesmal ließ er mich allerdings nicht wieder los.
Erst konnte ich mich nicht rühren, aber nach ein paar Sekunden schloss ich ganz vorsichtig meine Arme um ihn. Und ich genoss seine Umarmung.
Nebenbei bemerkte ich, wie unsere Begleiter erleichternd aufatmeten.
"Na da haben sie grade nochmal die Kurve gekriegt." Stellte Egmont fest.
Aber es war mir egal was sie sagten. Es war mir egal, dass sich Kiran von mir bedroht gefühlt hatte oder einfach nur Angst gehabt hatte. In diesem Moment vergaß ich alles. Das einzige was zählte war, dass er sein Rudel verlassen hatte, und zu mir zurückgekehrt war.
Nach einer Ewigkeit lösten wir uns aus der Umarmung. Ich schaute Kiran in die Augen.
"Es tut mir so Leid, Josie!" hauchte Kiran mit tränenerstickter Stimme. Und in diesem Moment konnte ich ihn verstehen. Die Gefährtin in mir schien einen sechsten Sinn für Kiran zu haben. Ich spürte, dass er einfach nur große Angst hatte. Die Angst mich nicht beschützen zu können, die Angst über die Macht die ich besaß, Angst vor der Zukunft mit einer mächtigen Frau an seiner Seite. Ich verstand ihn, aber das rechtfertigte noch lange nicht sein Verhalten mir gegenüber.
"Gib mir Zeit!" sagte ich. So schnell konnte ich ihm nicht vergeben.
"Ich gebe dir so viel Zeit wie du brauchst." versprach Kiran. "So etwas wird nicht wieder vorkommen, Josie."
Ich schwieg dazu. Ich wollte mir nicht zu früh wieder Hoffnung machen. Am Ende werde ich doch wieder enttäuscht. Und ich weiß nicht wie oft ich das noch mitmachen konnte.
Egmont räusperte sich.
"Ich will dieses fröhliche Wiedersehen ja ungern stören, aber wir sollten und auf den Weg machen."
"Wohin?" fragte Hanna, welche einen glücklichen Eindruck in den Armen ihres Gefährten machte.
"Zu der Quelle" antwortete Raimund. "Wenn ihr Antworten wollt, dann werdet ihr diese am ehesten an der Quelle des bunten Flusses finden."
Antworten. Klingt eigentlich gut.
Ich weiß ncicht ob ich noch mehr Antworten hören will. Irgendwie wird das alles ja nur komplizierter. Meinte Hanna in meinem Kopf.
Aber was sollen wir sonst machen? Du hast mir doch gesagt, dass wir eine Aufgabe haben. Und was diese Aufgabe ist, werden wir wohl nur herausfinden, wenn wir uns auf den Weg machen. Versuchte ich sie umzustimmen. Und mit der Unterstützung der beiden Herren und unserer Gefährten werden wir das schon schaffen.
Hanna nickte.
Ich verschränkte meine Finger mit Kirans und fragte neuen Mutes nach dem Weg. Egmont ging vorraus und wir folgten ihm schweigend durch den Wald. Wir hielten uns immer in der Nähe des Flusses auf, gingen jedoch nicht direkt neben dem Fluss, um nicht das letzte bisschen Deckung zu verlieren, dass uns der Wald gab.
Nach einer Weile verspürte ich ein Ziehen in meinem Hals. Mir fiel auf, dass ich seit einiger Zeit nichts mehr getrunken hatte.
"Habt ihr zufällig etwas Wasser dabei?" traute ich mich vorsichtig zu fragen.
Keiner antwortete. Ich schaute Kiran fragend an.
"Ich... ähm..." stammelte er. "Wir sind so überstürzt aufgebrochen, da haben wir die Vorräte leider bei den anderen vergessen."
Das war ja mal wieder typisch Mann. Hals über Kopf aufzubrechen, ohne die geringste Planung von Überleben zu haben.
Schweigend setzten wir unseren Weg fort. Nach einiger Zeit Stille hörte ich Hanna in meinem Kopf: Du, wenn wir die Elemente beherrschen können, dann dürfte das mit dem Wasser doch eigentlich nicht so schwer sein, oder?
Das war ja mal eine geniale Idee. Ich fragte mich, warum ich da nicht selber drauf gekommen war. Wenn wir es schaffen würden, mit dem Element Wasser in Kontakt zu treten, dann könnten wir tatsächlich uns aus dem Fluss Trinkwasser beschaffen.
Nach einigen Metern kammen wir an eine Stelle, wo die Bäume nicht mehr ganz so dicht standen, und wir so freien Blick auf den Fluss hatten.
"Wir müssten mal kurz zu dem Fluss." bat Hanna.
Ich ließ Kirans Hand los und ging mit ihr ans Flussufer. Hanna ging vor dem Fluss in die Hocke. Ich tat es ihr gleich. Ich fasste ihre Hand. Und jetzt? Sollen wir in Gedanken mit dem Wasser reden? Fragte ich.
Hallo, Wasser Element? Versuchte es Hanna. Nichts passierte. Warum auch, es wäre ja nur zu schön gewesen, wenn das Wasser mit uns wie ein normaler Mensch reden könnte.
Ich hielt meine Hand über die Oberfläche des Flusses. Dann ließ ich sie sachte über den Farbentrom vo Fluss gleiten. Es fühlte sich komisch an. Ein bisschen warm, was wohl vom Element Feuer kam, aber auch wie ein Strom, ein Windstoß und Wasserfluss zugleich und ich meinte kleine Sandkörner zu spüren, von dem Element Erde. Ich konzentrierte mich auf das Gefühl des Wassers.
"Wasser?" fragte ich, und kam mit dabei ein bisschen doof vor. Wer redet auch schon mit Flüssen?
Doch dann tat sich etwas. Die Farben veränderten sich und wurden überwiegend bläulich mit einem grünen Schimmer. Es funktioniert! Freute sich Hanna. Weiter so!
"Könnten wir etwas Trinkwasser bekommen?" Wagte ich unser Anliegen vorzutragen. Ich fühlte mich dabei leicht bekloppt.
"So funktioniert das nicht" ertönte es in unseren Köpfen.
"Was müssen wir denn machen?" fragte Hanna forsch.
"Ihr müsst es machen wie Er" antwortete es. "Gebt uns was von Euch!"
"Wir haben nichts." Antwortete ich kleinlaut. Daraufhin wurde das Wasser wieder weniger und die anderen Farben mischten sich unter das Blau. Hanna und ich standen auf.
"Tja, ein Versuch war es wert."
"Wäre auch zu schön gewesen wenn es geklappt hätte." stimmte ich ihr zu.
Wir kehrten mit trockenen Kehlen zu den anderen zurück. Wortlos gingen wir unseren Weg weiter. Nach ein paar Stunden fiel mir eine Frage ein.
"Sagt mal, Egmont, gibt es noch einen wie uns? Jemand der mit den Elementen kommunizieren kann?"
Egmont blieb stehen. Das kam so unerwartet von ihm, dass ich beinahe in ihn reingelaufen wäre.
"Ja" sagte er mit einem gefährlichem Unterton in der Stimme. "Es gab mal jemanden. Aber das ist lange her." Er sagte dies so endgültig, dass ich mich nicht traute genauer nachzufragen.
So setzen wir schweigend unseren Weg fort, bis Hanna das nächste Mal unsere kleine Truppe anhielt.
"Josie, wir müssen es nochmal versuchen. Ich sterbe gleich vor Durst."
Wieder gingen wir zwischen den Bäumen zu dem Fluss. Ich ließ meine Handfläche über das Wasser gleiten und trug erneut meine Bitte vor.
"Wir benötigen Trinkwasser. Könnt ihr uns bitte helfen?" Versuchte ich es.
"Warum sollten wir das tun?" Kam die unfreundliche Antwort. Immerhin war es kein klares Nein.
"Weil wir sonst nicht lang überleben." erklärte Hanna.
"Bitte!" fügte ich hinzu.
Es blieb eine Weile lang still. Dann wurde das Wasser klarer, so klar, dass man die Steine auf dem Boden des Flusses sehen konnte.
"Nur dieses eine Mal" hörten wir die Stimme. Doch das war uns egal, wir formten unsere Hände zu einer Schale und tranken gierig aus dem Wasser. Als der erste Durst gelöscht war wunken wir die Männer dazu, damit auch diese sich an dem frischen Wasser erfreuen konnten. Raimund und Egmont füllten zudem noch ihre leeren Wasserflaschen auf. Nachdem wir alle versorgt waren hockte ich mich noch einmal an das Ufer und ließ meine Hand über das Wasser gleiten.
"Danke" flüsterte ich. Und langsam vermischte sich das Wasser mit den anderen Farben.
Gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg zu den Quellen.
Nach einigen Stunden kamen wir auf eine Lichtung, wo das Gras platt getrampelt war. Ich dachte mir zuerst nichts dabei, doch Kiran kniete sich auf den Boden und fuhr mit seinen Fingern über das Gras.
"Sie sind noch nicht lange weg." gab er zu bedenken.
"Wer denn?" fragte Hanna.
"Unser Rudel hat hier Rast gemacht. Sie sind erst seit ein paar Stunden weg." meinte Dani.
"Wir gehen zu ihnen!" bestimmte Kiran. Das war ja mal wieder klar, dass er so schnell wie möglich zu seinem Rudel wollte.
"Aber wir müssen doch zu den Quellen!" gab ich Einspruch in Kirans Plan.
"Das Rudel bietet uns mehr Sicherheit. Alleine könnten wir zum Beispiel Arkans Rudel niemals entgegen treten." Danis Stimme ließ keinen Widerspruch zu.
Ich schaute Hanna an, und verdrehte die Augen. Sie schenkte mir ein kleines Lächeln.
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Edmont Raimund einen Blick zuwarf, den ich nicht deuten konnte. Doch ich zuckte mit den Schultern. Ich vertraute den beiden vollkommen, wenn sie uns hätten umbringe wollen, hätten sie dazu schon längst Gelegenheit gehabt.
Von nun an folgten wir der Fährte des Rudels, welche die Männer irgendwie sahen. Vielleicht hatten sie eine besondere Bindung mit ihrem Rudel und wussten wo es sich aufhielt, denn abgesehen von dem platten Gras am Rastplatz waren für mich keine weiteren Spuren sichtbar.
Nach etwa einzwei Stunden ging eine Veränderung durch Kiran und Dani. Sie beschleunigten ihre Schritte, sodass Hanna und ich Schwierigkeiten hatten ihnen zu folgen. Nach ein paar Metern konnten auch unsere ungeübten Augen schemenhaft die Umrisse von Personen ausmachen. Das Rudel von Bob war in der Nähe. So erleichtert ich einerseits auch war, dass wir nun wieder de Schutz des Rudels genießen konnten, so hatte ich auch Angst, dass Hanna und ich wieder nur eine Belastung für die Männer waren, und nicht mehr beachtet wurden. Hanna schien wohl ähnliche Gedanken zu haben, denn sie wurde nervös und spielte mit ihren Hemdärmeln.
Auf einmal meldete sich mein Gefühl für Gefahr. Ich hatte das Gefühl, dass sich seit meiner Verwandlung zu einem pelzigen Etwas meine Gabe verstärkt hatte.
Gefahr sendete ich Hanna zu. Sie hob ihre Handflächen und deutete dann langsam auf eine Baumgruppe hin. Egmont blieb stehen, und schob Hanna und mich hinter sich. Er hatte bemerkt wie Hanna auf die Baumgruppe gezeigt hatte, und offensichtlich die richtigen Schlüsse gezogen.
"Komm heraus!" sagte Egmont bestimmt.
Erst tat sich nichts, doch dann kam eine Person hinter den Bäumen hervor.
"Hey, alles ist in Ordnung!" kam von der Person. Diese Stimme kannte ich doch irgendwoher. Beim Näherkommen erkannte ich diese Person, und alle Anspannung und das Gefühl der Gefahr fiel von mir ab.
Bob lief mit lässign Schritten auf uns zu. Er klopfte Kiran und Dani auf die Schultern.
"Das habt ihr gut gemacht ihr zwei!" lobte er sie. Damit meinte er vermutlich dass sie uns wiedergefunden haben. Also hatte Bob sie geschickt. Und ich hatte schon gedacht, dass sie freiwillig den Weg auf uns genommen haben, weil sie und lieben. Andererseits, wenn ihnen nichts an uns liegen würde, dann wären sie bestimmt nicht so nett und zuvorkommend. Aber ich war natürlich Bob auch sehr dankbar, dass er die beiden losgeschickt hatte. So sauer und enttäuscht ich auch von Kiran war, irgendwie liebte ich ihn doch. Dummes Herz, blöde Gefährtin in mir.
"Ich bin froh, dass die beiden euch gefunden haben, lasst uns jetzt zu dem Rudel zurück gehen und den Weg zu den Quellen weitersetzen." meinte Bob sanft.
"Wieso zu den Quellen?" Wollte ich neugierig wissen. Also warum wir sechs zu den Quellen wollten war mir einleuchtend, aber warum der Weg des Rudelns und Bob zu den Quellen mussten war mir nicht klar.
"Da finden wir die Antowrt auf alle eure Fragen, und die Macht wird dort ihren Ursprung haben." Erklärte er mir freundlich. Ich nickte.
Wir schlossen zu dem Rudel auf, doch entggen meinen Erwartungen blieben Kiran und Dani bei uns, und machten nicht sofort wieder die Fliege. Mit dem ganzen Rudel kamen wir langsamer vorran als nur zu sechst. Aber das machte mir nichts, ich konnte gut noch eine Weile drauf verzichten, dass ich wusste was meine Aufgabe war. Ja, vielleicht drückte ich mir vor den Verpflichtungen die das Schicksal für mich vorgesehen hatte, aber das wuchs mir alles über den Kopf. So wanderte ich händchenhaltend schweigend mit Kiran mit dem Rudel Richtung Quelle. Wir hatten schon eine Weile nicht mehr von Arkans Rudel gehört, und ich hatte die Befürchtung, dass wir sie an der Quelle treffen würden.
Wir liefen noch einen ganzen Tag ohne an die Quelle zu kommen, bis wir auf einmal ein Rauschen und Plätschern vernahmen. Wir gingen in die Richtung dieses Plätscherns. Kaum dasss wir aus den Bäumen raus traten blieb ich stehen und starrte mit offenem Mund auf das Schauspiel dass sich uns bot. Vor uns war eine Felswand. Oben aus der Wand, direkt aus dem Stein sprudelte die Quelle heraus. Dieses Spiel von dem Elementen in der Quelle zusammen mi dem Licht war einfach unglaublich.
So etwas schönes habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Meldete sich Hanna in meinem Kopf zu Wort. Auch Kiran neben mir, der eigentlich an Übernatürliches gewöhnt sein sollte, da er selber übernatürlich ist, konnte sich vor Staunen nicht bewegen.
Es war Bob der uns aus unserem Staunen holte, indem er mir und Hanna die Hand auf die Schultern legte.
"Lasst uns gehen" meinte er.
Ich hatte ein ungutes Gefühl und spürte einen Groll gegen Bob, da er mich aus meine Staunen riss. Doch ich schob beides auf die Angst vor der Aufgabe welche mich erwarten würde.
Ich schüttelte mich kurz, wodurch Bobs hand von meiner Schulter fiel.
Na, bereit für die Aufgabe die dein Leben verändern wird? Fragte mich Hanna.
Na klar, gerne höre ich mir den Mist an, der wohlmöglich macht, dass ich nie wieder ein normales Leben führen kann. Gab ich sarkastisch zurück.
Dann mal los. Meinte Hanna
Ich hab einfach kein gutes Gefühl bei der Sache. Gab ich zu bedenken.
Hanna drehte sich zu Edmont und Raimund um.
"Ihr kommt doch mit, oder?" Bat sie.
Die beiden nickten, doch in dem Moment fuhr Bob dazwischen.
"Das geht leider nicht. Was da drinnen passiert, das geht nur euch was an, niemanden anderen. Aber die beiden können hier drausen warten. Euch wird nichts passieren." Bobs Ton duldete keinen Widerspruch.
Mein ungutes Gefühl stieg an.
"Und jetzt folgt mir." Bob schien es ganz schön eilig zu haben.
Hanna und ich folgten Bob. Wir gingen am Ufer des Flusses entlang.
Meinst du, wir müssen die Felswand hoch klettern? Fragte Hanna ängstlich.
Ich hoffe nicht. Sonst war es ein Fehler, dass unsere beiden Beschützer nicht mit durften. Wenn ich da hoch muss, dass stürze ich aber sicherlich ab. Meinte ich. Ich drehte mich zu den Beiden um und schaute sie ängstlich an.
Sie nickten mir zu und machten unbemerkt einen Schritt zu uns, bis Dani die beiden am Arm zurück hielt.
Als wir ungefähr neben dem Wasserfall standen machte Bob Halt.
"Ich gehe vor!" bestimmte er.
Ich zuckte die Schultern. Er ging auf die Felswand zu, aber machte keine Anstalten hoch zu kletern, sondern er kletterte auf kleinen Felsvorsprüngen hinter den Wasserfall. Wie klischeehaft, bestimmt gab es dahinter eine Höhle, wo wir die Antworten auf alle unsere Fragen finden würden.
Du, Josie hörte ich Hanna wieso darf eigentlich Bob mit, und die anderen nicht?
Gute Frage, wir können ihn ja gleich fragen. Ich hab eh kein gutes Gefühl bei der Sache.
"Ihr könnt komme." ertönte in diesem Moment die Stimme von Bob.
"Du zuerst!" schickte Hanna mich vor.
Ich fing an vorsichtig meine Füße auf die kleinen Felsbröckchen zu setzen die auch Bob benutzt hatte. Als ich mich hinter dem Wasserfall befand spürte ich die Macht der Elemente so stark wie noch nie zuvor. Ich erzitterte unter dieser enormen Macht, und hielt inne mit dem Klettern. Ich wurde mir bewusst, wie klein und winzig ich war. Was sollte die wichtige Aufgabe für ein Wesen sein, dass so winzig und schmächtig war, wie wir zwei es waren. Es mag schon sein, dass wir beide viel ausgehalten haben, aber im Gegensatz zu dieser Macht und Energie die ich hier spürte, waren wir wie winzig kleine Ameisen im Universum.
Hanna schien sich gerade ähnliche Gedanken zu machen, denn sie war käsebleich im Gesicht und hatte riesige Augen.
"Wo bleibt ihr beiden denn?" drängte Bob zur Eile. Der hatte ja gut Reden. Er musste nicht irgendeine Aufgabe erledigen die ihm ein omniöses Schicksal zugeteilt hatte. Ich setzte mich wieder in Bewegung. Kurz drauf sah ich eine Öffnung etwas über mir in der Felswand, an der Bob auf uns wartete. Doch wie sollte ich da bloß hochkommen? Und vor allem, wie war Bob da hoch gekommen?
"Nimm meine Hand, Josie!" Forderte Bob. Also die Frage wie ich da hoch kommen sollte hatte ich geklärt. Darum also musste Bob mitkommen, sonst würden Hanna und ich die Quellen nie erreichen.
Ich zögerte kurz.
"Josie!" mahnte Bob mich. Na gut, ich hatte auch keine andere Lösung. Ich löste meine Hand von dem Stein und umfasste Bobs ausgestreckte Hand. Unter einiger Kraftaufbringung hob Bob mich hoch, und stellte mich neben sich in die Höhle. Ich schaute mich in der Höhle um, während Bob Hanna hoch hiefte. Es war eine ganz normale, beinahe langweilige Höhle, wenn da nicht das Gefühl der enormen Macht währe, das diese Höhle erfüllte.
"Folgt mir" bestimmte Bob, nachdem er Hanna hochgezogen hatte.
Er ging tiefer in die Höhle hinein, und ich sah, dass die Höhle in einen Gang mündete. Es war wie von Menschenhand gemacht, der Gang, der in perfekter Höhe für einen Menschen, mit leicht gekrümmter Decke tiefer in den Felsen hinein führte.
Nach ein paar Minuten Stille, in denen wir dem Bob den Gang entlang gefolgt sind, öffnete sich der Gang in eine Größere Höhle. Ich blieb so abrupt stehen, dass Hanna in mich rein lief.
Was ist los Josie? Fragte Hanna alamiert.
Gefahr. Ich spüre Gefahr! Gab ich Hanna zu verstehen.
Das muss die Macht der Elemente sein, Ich spüre auch die ganze Zeit so ein Kribbeln in den Händen, aber das kann nicht sein. Von dem Rudel ist niemand außer Bob hier herein gegangen, und ein Unwissender würde weder den Eingang finden, noch hier hoch kommen. Versuchte Hanna mich zu beruhigen.
Du musst wohl Recht haben. Trotzdem ist mir sehr unwohl bei dem Gedanken da jetzt reinzugehen. Und Bob ist ja auch ohne Hilfe hier hoch gekommen. Und er wusste von dem Eingang. Spach ich zu Hanna in Gedanken.
Ja Josie, aber Bob ist ja auch der Alpha. Er wusstevon unserer Macht, noch bevor wir es wussten. Er hat sowas einfach im Gefühl denke ich. Er ist ja nicht umsonst Alpha geworden. Meinte Hanna, beinahe ein bisschen genervt.
Und warum spürst du dann die Anwesenheit von Jemanden? Versuchte ich Hanna auf die Gefahr die ich spürte hinzuweisen.
Einmal läuft Bob vor uns, den spüre ich auch, und außerdem sind an der Quelle bestimmt die Elementwesen da, die ich spüre. Versuchte Hanna ihre Gabe zu beschreiben.
Na gut, dann glaub mir halt nicht meinte ich eingeschnappt. Obwohl Hanna gerade die letze Person war mit der ich mich streiten wollte, tat es mir weh, dass sie mir und meiner Gabe keine Beachtung schenkte. Aber vermutlich hatte sie recht, dass bei dieser gaballten Ansammlung von Macht unsere Gaben einfach verrückt spielten.
"Kommt ihr auch mal?" fragte Bob etwas unfreundlich. Na was ist dem den über die Leber gelaufen? Hanna drängte sich an mir vorbei und ging zu Bob in die Höhle. Ich ging ihr vorsichtig hinterher.
Bevor ich die Höhle erreicht hatte, hörte ich Hanna in meinem Kopf.
Josie, es tut mir furchtbar Leid was ich gesagt habe. Verschwinde!
Ich bekam einen furchtbaren Schreck und blieb wieder stehen. Doch ich war in meiner Flucht nicht schnell genug. Bob kam in den Gang zurück, packte mich am Arm und zog mich in die Höhle hinein. Ich stieß dabei gegen Hanna und schubste sie so noch weiter zu dem fremden Mann, der in der Höhle stand. Meine Gabe hatte mich nicht getrügt. Dieser Mann strahlte Gefahr aus. Er war nicht nur böse, er war die Bosheit in Person.
"Hier sind sie!" meinte Bob mit kalter Stimme. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Ich hatte Bob noch nie so emotionsos reden gehört.
Und dann erst begann ich zu begreifen, dass er uns gerade an diese unheimliche Gesalt ausgeliefert hatte.
"Schön dass ihr beide zu mir gefunden habt!" sprach der Unbekannte uns an. Ich machte einen Schritt rückwärts. Doch ich stieß gegen Bob, der den Rückweg versperrte.
"Tja, ihr werdet hier nicht mehr raus kommen." versprach Bob uns. Ich schaute mich in der Höhle u, und erkannte erst jetzt ihre Schönheit.
Hinter dem Mann war eine Säule, die aus den Elementen bestand. Bei genauerem Betrachtet sah ich, dass es keine Säule war, sondern dass der Fluss aus dem Boden gerade nach oben schoss und in einem Loch in der Decke verschwand. So kam also der Wasserfall aus dem Felsen. Wir waren tatsächlich an der Quelle des Elementenflusses.
Der Unbekannte hatte meinen Blick wohl bemerkt.
"Atemberaubend, nicht? Als ich das erste Mal hier war, kam ich gar nicht aus dem Staunen raus." Ich zuckte beim Klang seiner Stimme Gänsehaut. Sie war so dunkel und tief, dass es einfach nur böse klang. "Und wisst ihr was das Tolle ist? Ihr werdet bald ein Teil von diesem Wunder sein." er lachte, und selbst das klang grußelig.
Der Mann ging ein paar Schritte zur Seite, und da erst sah ich den Altar der hinter ihm im Raum stand. Es sah aus wie in einem Horrorfilm. Ein Steintisch, auf dem ein paar Metallschnallen befestigt waren. Das war mir jetzt eindeutig zu klischeehaft. Ich blinzelte in der Hoffnung das meine Gedanken mir nur einen Streich gespielt hatten. Doch das Tisch verschwand nicht.
"Wie Bob euch schon gesagt hat, ihr werdet hier nicht mehr raus kommen!" meinte nun auch der Mann. Na das waren ja rosige Aussichten.
"Fangen wir an!" Meinte er euphorisch. Er kam langsam auf uns zu, wie ein Raubtier das sich anschleicht.
Na ja, vermutlich war er ebenfalls ein Wolf oder so.
"Warum Bob?" versuhte ich abzulenken. Es klappte. Der Mann blieb stehen und lächelte. Er hatte ja Zeit, wir würden hier so schnell nicht mehr rauskommen.
"Warum? Weil ich Macht will. Mehr Macht als nur der Alpha eines unbedeutenden Rudels zu sein. Ich will der Alpha über alle Rudel sein, die Macht der Elemente beherrschen und nicht mehr in Angst leben, dass einer kommt, der stärker ist." meinte Bob kalt.
Mich erinnerte das sehr an Mafiaangelegenheiten.
Ich verstand nicht, wie ich mich so in Bob hatte täuschen können. Mein Gefühl hatte mich doch immer begleitet und beschützt. Ich erinner mich an die erste Begegnung mit Bob, es scheint mir als wäre es vor Monaten gewesen, jedenfalls hatte ich sofort eine geborgene und sichere Umgebung gefühlt bei ihm. Hatte sich seine Einstellung zu uns erst in den letzten Tagen geändert? In den letzten Stunden?
"Und genau deshalb müsst ihr sterben." Lächelte der Unbekannte und holte mich so aus meinen Gedanken. "Ihr seid eine Gefahr für meine Macht. Ich muss euch leider umbringen."
"Wir wollen gar keine Macht!" meinte Hanna mit einem Zittern in der Stimme.
"Das ist egal. Wenn ich euer mächtiges Blut in den Fluss gebe, dann wird er für immer mir gehorchen, ich werde noch stärker. Aber nun genug der Märchenstunde. Fangen wir an!" Er kam wieder auf uns zu. Er ging zu Hanna, packte sie grob am Arm. Er zog Hanna mit Gewalt zu dem Altar. Hanna schrie und schlug wild um sich. Sie traf ihm mit der Faust am Kiefer und der Mann schrie auf. Das erweckte mich aus meiner Starre. Ich rannte auf den Mann zu und trat ihm in den Rücken. Der Mann stürzte auf den Boden und riss Hanna mit sich. Hanna nutzte diesen Moment und kniff ihn so stark in seine Hand mit der er sie festhielt, dass es anfing zu Bluten. In dem Moment als das Blut auf den Boden tropfte find der Strom der Elemente an zu zischen. Ich trat mit voller Wucht auf seine Unterschenkel, bis es knackte. Der Mann schrie laut auf. Unter seinem Bein bildete sich eine Blutlache und abermals kam der Strom der Elemente ins Wanken.
Der Mann lachte auf, obwohl der große Schmerzen haben musste.
"Jetzt habt ihr verloren!" Schrie er über das Zischen der Elemente hinweg. Ich verstand gar nichts, bis ich merkte, dass die Elemente nicht länger nach oben flossen, sondern sich eine Art Arm bildete, der zeilsicher auf das Blut zufloss.
"TRINK!" rief der Mann und lachte. Mit jedem Wort, dass er von sich gab, gruselte ich mich mehr von ihm.
Hanna hörte auf sich zu wehren. Der Flussarm hatte inzwischen das Blut errecht und für einen kurzen Moment färbte sich der ganze Fluss rot.
"Fessle sie!" befahl der Mann. Auf seinen Befehl kamen noch mehr dieser Flussarme auf uns zu, zogen uns, als wären sie aus Fleisch und Blut, zu der Flusssäule. Ich spürte den Strom in meinem Rücken. Wir wurden nicht hineingezogen, sondern hingen davor, wie an einer Wand.
Der Mann rappelte sich auf, und humpelte zu dem Alter hin. Dort griff er nach einem Messer, welches auf dem Tisch lag. Ich wunderte mich ob es schon die ganze Zeit dort gelegen hatte. Doch meine Gedanken wurden von Hannas Schrei unterbrochen. Hanna schrie so laut sie konnte. Sie wurde komplett hysterisch. Ich konnte sie voll und ganz verstehen. Ich wunderte mich selber warum ich noch klar denken konnte. Denk nach, denk nach, denk nach, Josie. Es muss einen Ausweg geben.
Hanna! Es muss eine Lösung geben! versuchte ich mein Bestes sie zuberuhigen. Hanna verstummte kurz.
Was soll uns jetzt noch weiter helfen? Die Elemente hören nicht auf uns! gab sie total panisch zurück.
Die Elemente! fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Als wir versucht haben etwas zu trinken, da haben sie gesagt, wir müssen es machen wie Er. Wir müssen ihnen etwas von uns geben. Und Egmont hat gesagt, dass es mal jemanden wie uns gab. Jemanden, der mit den Elementen kommunizieren kann. Er ist es. Und er gibt den Elementen Blut, damit sie auf ihn hören.
Und was sollen wir jetzt tun? Ich mache das nicht. Das ist krank. Ich werde mein Blut nicht opfern! Und außerdem sind wir gefesselt, wir können uns nicht bewegen, falls dir das noch nicht aufgefallen ist. Gab Hanna zurück. und leider musste ich ihr Recht geben. Doch ich wollte noch nicht aufgeben.
Elemente, dachte ich, könnt ihr uns bitte helfen! Bitte.
Es blieb still. Ich kam mir denkbar blöd vor.
Wir brauchen Hilfe. Bitte. Sonst sterben wir!
Doch es blieb still. Ich wollte es gerade nochmal versuchen, als ich erneut durch Hannas Schrei abgelenkt wurde. Der Mann kam genau auf sie zu gehumpelt.
"Mit dir fange ich an!" beschloss er. Er hob das Messer und schnitt in seinen Unterarm. Mir wurde schlecht, doch ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Er hielt den tropfenden Arm an einen der Tentakeln mit denen Hanna fixiert wurde. Sobald das Blut den Strom berührte, zischte es erneut.
"Legt sie auf den Altar. Dann bekommt ihr endlich das mächtige Blut." Befahl er dem Elament. Hanna wurde schreiend durch die Lut gehoben und auf den Altar gelegt. Dort machte der Mann sie mit Händen und Füßen an den Schnallen fest. Egal wie sehr Hanna sich wehrte, sie konnte nichts gegen diese Macht ausrichten. Die Flussarme verschwanden und nur einer blieb neben dem Altar in der Luft hängen.
Der Mann hob erneut das Messer.
"Hiermit opfere ich euch, das Mädchen der Zukunft." Und er schnitt Hanna unter schmerzhaften Schreien den Unterarm auf. Sofort sprudelte das Blut geradezu heraus. Jetzt schrie auch ich so laut ich konnte nach Hilfe. Der Arm der neben Hanna in der Luft hing, formte das Ende zu einer Schüssel und fing das Blut von Hannas Arms auf.
"Hilfe, helft mir doch!" Schrie ich. Ich sprach niemand bestimmten an, hoffte vermutlich auf ein Wunder. Und das Wunder geschah dann auch. Ich spürte, wie sich eine der Flusswarme um mein Bein löste. Ich holte mit dem Bein aus, und trat so stark ich konnte gegen das verletze Bein des Mannes, der daraufhin laut aufstöhnte.
"Danke!" bedankte ich mich bei dem Wasser. Ich merkte, wie auch die Griffe um meine anderen Körperteile sich lockerte, sodass ich mich aus den Fesseln des Flusses befreien konnte. Ich schlich mich zu dem Mann, der komplett auf Hanna fokussiert war und trat ihn von hinten in die Kniekehle, dass er erstmal auf die Knie fiel. Dann nahm ich mein Knie hoch, und stieß es mit Kraft gegen seinen Hinterkopf. Ich hatte so viel Schwung, dass er mit dem Kopf an die Kante des Tisches knallte, und durch den Schlag kurz bewusstlos wurde. Ich rüttelte an den Schnallen mit denen Hanna befestigt war, doch sie gaben nicht nach. Vermutlich wurden sie mit Magie oder etwas anderem, ebenfalls unerklärlichem verschlossen. Ich zog mit kurzerhand mein T-Shirt aus und wickelte es sehr umständlich, ihr Arm war ja noch auf dem Tisch fixiert, um die Wunde. Hanna hatte schon das Bewusstsein verloren. Allerdings hoffte ich, dass es nur aufgrund des Schocks und des Schmerzes passiert war.
"Sieh es ein, du kannst unseren Plan nicht stoppen." meinte Bob freudig. Den hatte ich ganz vergessen. Er ging langsam auf den bewusstlosen Unbekannten zu und rüttelte ihn an der Schulter. Dummerweise kam dadurch der Mann wieder zu Bewusstsein.
"Jetzt reicht es!" knurrte der Mann. Er nahm das Messer, warum hatte ich es bloß nicht an mich genommen, schnitt sich in den anderen Unterarm und tropfte das Blut in den Strom der Elemente.
"Haltet sie fest!" war sein Befehl.
Und somit wurde ich wieder festgehalten.
Plötzlich hörte ich Schritte. Und daran dass der Mann inne hielt, ging ich davon aus, dass er diese Schritte ebenfalls hörte.
"Bob, kümmere dich darum!" waren seine Worte. Bob drehte sich entschlossen um und ging ein paar Schritte in den Gang hinein.
"Was wollt ihr hier? Ich habe gesagt ihr sollt draußen warten." Hörte ich dumpf seine Stimme. Das klang danach, als ob unsere Beschützer da waren.
Ich holte Luft um nach Hilfe zu schreien. Jetzt würde alles gut gehen.
"Wenn du einen Mucks sagst, dann ist sie tot." Drohte der Mann, und hielt das Messer genau über dem Herzen von Hanna. Ich atmete leise wieder aus. Scheiße. Was sollte ich bloß machen. Da hatte ich eine Idee.
Hanna! Hörst du mich? Versuchte ich es. Hanna! Es ist wichtig.
Oh man, Josie? Kam es schwach zurück.
Hanna! Dachte ich erfreut. Schrei so laut du kannst. Hilfe naht!
Und Hanna tat genau das, was ich ihr gesagt hatte. Sie schrie so laut sie konnte.
Ich hörte ein Stöhnen und einen dumpfen Aufprall. Dass war dann wohl Bob gewesen. Meine Vermutung bestätigte sich, als Egmont und Raimund aus dem Gang traten. Egmont schüttelte seine Hand ein bisschen. Ich musste grinsen. Jetzt hatten wir eine Chance.
Doch sehr zu meinem Entsetzen schien das dem mysteriösen Unbekannten keine Angst zu machen. Er ließ seine Knöchel knacken und setzte ein diabolisches Lächeln auf.
"Fass sie" befahl er dem Elament.
Ich fragte mich, wie ein Mensch so grausam werden konnte. So machtgierig und besessen. Ob er wohl immer schon so gewesen ist, oder hat ihn seine Gabe mit dem Elament zu kommunizieren erst zu so einer Person werden lassen. Ich hoffe, dass Hanna und ich stark genug sein würden, falls wir das heute überleben. Falls.
Egmont und Raimund waren bestimmt gut ausgebildet, allerdings hatte wohl niemand erahnen können, dass dieser Mann durch sein Blut die Elemente beeinflusst.
Die beiden konnten gar nicht schnell genug reagieren, als sie schon, ähnlich wie ich von dem Elementenstrom fixiert waren.
Jetzt gab es wirklich niemanden mehr, der uns helfen konnte. Dani und Kiran würden sich nie dem Befehl ihres Alphas wiedersetzen und zu der Quelle kommen. Sie vertrauten Bob viel zu sehr und ich konnte es ihnen nicht verübeln. Bis vor wenigen Minuten hatte ich Bob schließlich mein Leben anvertraut. Vermutlich war genau das mein Problem. Ich war zu naiv, ich vertraute fast jeder Person die nett zu mir war. Ich vertraute auf meine Intuition und meine Gefühle und dass sie schon richtig liegen. Aber ich sollte mal anfangen auch daran zu denken, dass Menschen sich verändern können. Gerade bei einem Alpha, das mächtigste Rudelmitglied ist eine Machtgier, ein Rausch nach mehr Macht ja nicht mal so absurd. Wie hatte ich das bloß nicht bedenken können. Ich war viel zu sehr mit der Beziehung von Kiran und mir, der Gabe und dem Elament beschäftigt gewesen, sodass Hannas und mein Leben kurz vorm Ende war.
Ich konnte von niemand mehr Hilfe erwarten. Ich war jetzt auf mich allein gestellt.
Ich muss aus meinem Märchentraum von dem Held der mich retten kommt aufwachen.
Zeit mein eigener Held zu werden.
Wie rettet man sich selbst, wenn man keine Bewegungsfreiheit mehr hat? Ich bezweifel ja, dass ich mich oder Hanna hätte retten können, wenn man mich nicht festhalten würde, aber das Gefühl der Starre und Gefangennahme minderte mein Selbstwertgefühl und meine Selbstsicherheit noch zusätzlich.
Die einzige Waffe die mir also noch blieb war die Macht der Worte. Etwas ungünstig vielleicht, dass ein Mann vor mir stand, der nicht in Redelaune sondern in Tatenlaune war. Er hatte eigentlich genau betrachtet eine Mörderlaune.
Ich musste es jedoch versuchen. Etwas anderes würde mir nicht übrig bleiben.
Ich holte tief Luft.
"Musst du für jede Handlung die du vom Elament willst ein Opfer bringen?" meine Stimme klang viel zu dünn und zu leise, kein Stück selbstbewusst und kämpferisch.
"Sei still!" herrschte mich der Unbekannte an. Mein Herz schlug bis zum Hals. Trotzdem durfte ich mich nicht klein kriegen lassen. Dies war meine einzige Chance. Ich musste es versuchen, was sollte auch schon schief gehen? Ich würde sterben, ich hatte nüchtern betrachtet nicht viel zu verlieren, außer vielleicht ein paar Minuten Lebenszeit, die ich in Fesseln verbringen würde.
"Was hast du zu befürchten wenn du mir antwortest?" Ich hoffte, dass er ein empfindliches Ego hatte und mir sogleich beteuern würde, dass er nichts zu befürchten hat. Vielleicht würde er auch etwas von seinem Plan verraten. Hatte das denn jemals in der Realität funktioniert? Ich kam mir sehr dämlich vor, jeder erwachsene Mann durchschaut doch das Spiel eines jungen naiven Mädchens. Allerdings hätte ich vor wenigen Wochen auch gesagt, dass Gestaltenwandler in der Realität nicht existieren. Oder dass es nur eine Welt gibt und keine Parallelwelten.
"Du sollst still sein habe ich gesagt!" der Unbekannte gab seinen Worten Nachdruck indem er sich aufrichtete und zu mir umdrehte. Ich bekamm noch mehr Herzklopfen, wenn das überhaupt möglich war. Doch er hatte Hanna jetzt im Rücken. Es machte in der momentanen Situation zwar keinen Unterschied, da Hanna keine Hilfe erwarten konnte, doch es verschaffte uns Zeit. Zeit bis mir ein genialer Plan einfiel. Vorausgesetzt, er brachte mich nicht um, da ihn meine Fragen nervten. Wobei mich das auf eine Idee brachte.
"Ein Deal? Ich bin still, wenn du vorher mit mir redest?" Ich hätte das gerne frech oder provokant gesagt, mir fehlte aber der Mut dazu. So klangen die Worte schwach und müde. Ein bisschen resigniert, als wüsste ich selber, dass er überhaupt keinen Deal mit mir eingehen muss um micht zum Schweigen zu bringen. Musste er mit Hanna schließlich auch nicht machen.
Es sah einen kurzen Moment so aus, als überlegte er. Zumindest kam die Antwort nicht so schnell wie die Male davor. Er holte Luft. Ich hatte ihn so weit. Gleich würde er wenigstens mit mir reden. Doch dann schüttelte er nur den Kopf und drehte sich zu Hanna um. Er beugte sich über ihren Körper und schien irgendwas mit der Elamenttentakel zu machen die bei Hanna verblieben war. Ich riss panisch meine Augen auf.
"So ist das immer, Josie" wurde die neue Stille von Raimund unterbrochten "es ist ein Geben und Nehmen. Vor allem wenn Dinge auf Zwang beruhen, muss man etwas opfern. Schmerzen haben."
"So wie bei Kiran und mir?" fragte ich verwirrt. Raimund runzelte kurz die Stirn, er hatte scheinbar kurz Schwierigkeiten meinen Gedankengängen zu folgen. Dann glättete sich sein Gesicht wieder.
"Ich denke es ist vergleichbar. Bei euch wurde die Prägung erzwungen, euch fehlt die Zeit und Vertrautheit, deshalb leidet ihr jetzt. Jeder auf seine eigene Art und Weise." Ich überlegte.
"Ich würde nicht mein Blut opfern. Nicht viel ist für mich solche Schmerzen und Leiden wert. Ich würde in ständigen andauernden schlechten Gefühlen leben."
Scheinbar hatten diese Worte in dem Unbekannten etwas ausgelöst, denn er drehte sich wieder zu mir herum.
"Ich leide nicht unter den Opfern wie ihr es nennt. Es sind keine Opfer, ich habe Macht, ich habe mächtiges Blut, mit welchem ich die Elemente kontrollieren kann. Sie sind fast süchtig danach und ich bin bald der Alleinherrscher." er sagte dies ganz nüchtern und normal, wie jemand das Wetter oder die Nachrichten vorliest. Vielleicht bekam ich auch deshalb eine Gänsehaut. Es schien für ihn inzwischen so normal zu sein, wie für andere Menschen der Wetterbericht. Aber wie konnte so etwas denn normal sein? Es kam mir alles sehr surreal vor.
"Wie bist du darauf gekommen? Dass sie dein Blut wollen." kam mir die Frage in den Sinn.
Der Unbekannte lachte herzlos auf. Ein schreckliches Geräusch war das.
"Du fragst dich besimmt ob der große böse Mann schon immer so böse war, vielleicht hatte er eine schreckliche Kindheit und nur zu wenig Liebe erfahren" ein Ton triefte nur so vor Spott und Hohn.
"Ich kann dich beruhigen, meine Kindheit war ausgezeichnet." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Der Mann strahlte pure Verachtung aus. Er schaute mich abwertend an, als wäre ich Dreck oder ein lästiges Insekt.
"Das Problem mit dem Elament ist die Launenhaftigkeit. Es hatte einen eigenen Willen. Wie ich sowas hasse." Er ging einen weiteren Schritt auf mich zu. Wenn ich mich hätte bewegen können, wäre ich so weit zurück gewichen wie nur möglich. Der Mann grinste nur verächtlich als er meine Ablehnung sah.
Er stand jetzt dirket vor mir und kam mit seinem Gesicht direkt vor meines.
"Das Elament wollte mir nicht so viel Macht geben wie mir zusteht. Es wollte sich weigern. Ich hatte das Gefühl, es wollte mich loswerden." Er schaute mir direkt in meine Augen. Ich konnte mein Herz in den Ohren schlagen hören, meine Hände wurden schweißnass und mein Atem ging hektisch. Der Mann kam mit seinem Mund an mein Ohr.
"Niemand kann sich mir wiedersetzten. Niemand" flüsterte er.
Dann trat er aprubt einen Schritt zurück. Ich verkniff mir ein erleichtertes Aufatmen, obwohl das die Situation nicht geändert hätte. Er konnte gewiss meine Angst sehen und spüren.
"Du willst eine Märchenstunde? Du hast Glück, ich habe keinen Zeitdruck, ihr entkommt mir nicht und meine Ziele sind so gut wie erreicht. Ich gebe dir eine Lehrstunde, damit du in deinem kurzen und sinnlosen Leben immerhin eine wichtige Sache gelert hast."
Ich wusste nicht, wie ich das geschafft hatte, allerdings war ich in diesem kleinen Moment unendlich froh darüber, dass ich einmal mutig war, sodass der Unbekannte wenigstens für ein paar Augenblicke von Hanna abgelenkt war.
"Ihr beiden Kinder hättet nie die wahre Macht des Elaments begriffen. Ihr hättet gedacht, dass es cool" er sprach das Wort wieder mit einer unverkennbaren Verachtung aus "ist, eine Gabe zu haben. Ihr hättet euch etwas ganz besonderes gefühlt und euch bestimmt etwas wie Weltfrieden vorgenommen, Hungersnot verhindern oder sonst eine glorreiche Heldentat." Ich verstand nicht, was an diesen Vorhaben so falsch gewesen wäre. Warum das für ihn so unerstrebenswert war, dass er sich über diese Gedanken lustig machte.
"Dabei versteht ihr nicht, dass die Menschen niemals in Frieden leben können. Es wird immer Hass, Neid und Eifersucht geben. Warum also überhaupt so viel Mühe darauf verwenden, diese unlösbaren Probleme zu lösen? Ich fand es viel" er suchte einen Augenblick nach dem richtigen Wort "amüsanter die Dinge selber zu lenken und die Verzweiflung der Menschen zu beobachten."
Dieser Mann war der grauenhafteste Mensch, den ich jemals zu Gesicht bekommen hatte. Zu meinem Leidwesen würde er vermutlich auch der letzte Mensch sein, den ich je zu Gesicht bekommen würde. Wie konnte jemand so gefühlskalt werden, so viel Freue an dem Leid anderer Menschen haben? Er fand es amüsant, wenn man an den Rand seiner Kräfte kam. Es unterhielt ihn, wenn Kinder verhungerten oder Menschen sich gegenseitig ermoden?
"Die Macht des Elaments beschränkt sich bei Weitem nicht nur auf diese Welt. Eigentlich entfaltet es seine Macht überhaupt erst in der Menschenwelt richtig.
Wie viele von euch haben sich verzweifelt gefragt, warum ihr Gott ihnen solches Leid wie einen Hurricane, einen Tzunamie oder Überflutungen schickt." Jetzt lachte er wieder. Es war ein hämisches und boshaftes Lachen.
"Ich muss den Menschen immer wieder einen Dämpfer verpassen, sonst denken sie noch, sie sind die Krone der Schöpfung wie sie es immer ausdrücken. Sie halten sich für die klügsten und schlausten Wesen des Universums, ich kann sie doch unmöglich in ihrem Glauben lassen, dass sie alles kontrollieren können, mit ihren lächerlichen Maschinen und Technik." Doch! Genau das wäre richtig. Menschen machen Fehler, Menschen verhalten sich doof, aber sie können auch liebevoll sein, verzeihen und aus ihren Fehlern lernen. Deshalb muss man sie doch nicht quälen oder umbringen. Doch ich traute mich nicht ihm zu wiedersprechen.
"Ich bin in meiner Position über alle Wesen erhaben. Ich bin ihr Gott. Sie sollten mich anbeten, mir Opfer bringen und mich auf Knien um Gnade anbetteln. Das würde mir gefallen."
Ich konnte ihn nicht verstehen und ich schätzte, dass niemand das kann. Er war total krank im Kopf. Dieser Mann war ein unberechenbarer Psychopat. Damit konnte ich wirklich nicht umgehen.
Er kam plötzlich wieder ganz nah zu mir.
"Ich habe es gespürt, als ihr in den Fluss gefallen seid" flüsterte er. Ich konnte dabei seinen Atem auf meinen Wangen spüren. Ich hielt unwillkürlich die Luft an, wollte seinen Geruch nicht riechen.
"Ich hatte das Elament so weit, dass es durch mein Blut mir gehorchen musste. Es wollte nicht, aber dieses Opfer war so stark, dass sie mir nicht ihren Willen verweigern konnten. Und dann kamt ihr." Er rümpfte verächtlich die Nase.
"Ich hatte es in all den Jahren so weit trainiert, dass es auf mein Blut angewiesen war. Dass es eine Spende erwartet hatte, nur um mir zu Diensten zu sein, wie ein Drogensüchtiger, der alles macht um an seine nächste Dosis zu kommen." Er richtete sich nun zu seiner vollen Größe auf und blickte auf mich herunter.
"Und dann muss ich sehen, wie zwei erbärmliche Mädchen in den Fluss der Farbe fallen und eine Verbindung mit dem Elament herstellen. Es hatte in all den Jahren vergessen und ihr erinnert es wieder daran, dass eine Verbindung auf niederträchtigen Werten wie Liebe beruhen kann."
Auf einmal packte er mich an den Schultern. Ich schnappte panisch nach Luft und sein Griff war unerwartet schmerzhaft. Er schüttelte mich.
"Ihr habt fast alles kaputt gemacht, nur weil ihr dummen Mädchen euer wertloses Leben nicht im Griff habt. Weil euer erbärmlicher Märchenprinz nur ein Märchen ist." Er brüllte durch die ganze Höhle und das Echo seiner Worte wurde von den Wänden zurückgeworfen. Es kam mir alles so unwirklich vor, wie in einem Film. Ich wünschte, es wäre nur ein Film.
Dann ließ er mich endlich los. Sein Gesicht zierte ein hässliches Lächeln.
"Die Lösung für euer Problem ist dabei gar nicht so schwer, wie ich es anfangs gedacht habe. Wenn ich euer Blut an das Elament gebe, dann werde ich alleine die Macht behalten. Damit hört das Elament hoffentlich mit den peinlichen Revolutionsversuchen auf. Bin ich nicht ein brilliantes Genie?"
Sein Blick verweilte noch einen Wimpernschlag auf mir. Ich war sprachlos angesichts seiner fürchterlichen Taten und Gedanken.
"Ich habe meinen Teil des Deals erledigt. Meinst du nicht auch? Jetzt bist du an der Reihe deine Vereinbarung einzuhalten." Damit drehte er sich ruckartig um und näherte sich der immer noch bewusstlosen Hanna.
Ich hatte keine Worte mehr, ich konnte ihn nicht länger aufhalten.
Elament, hörst du mich? Ich fragte zaghaft in die Stille meiner Gedanken hinein. Erst war es einen Augenblick ruhig. Dann erfüllte mich ein Gefühl von Wärme. Ich deutete dies als Zustimmung.
Ich möchte dich nicht kontrollieren. Ich habe die letzten Tage so viel durchgemacht, ich möchte kein Leid verursachen. Noch immer kam keine Antwort. Dennoch wollte ich nicht aufgeben.
Du... Ihr habt uns doch aus einem bestimmten Grund ausgesucht und uns am Leben gelassen. Bitte hilf uns. Es soll nicht alles umsonst gewesen sein. Mein letzter Versuch. Die Antwort blieb aus.
"Möchtest du zusehen, wie deine kleine Freundin ihren letzten Atemzug macht?" fragte mich der Unbekannte hämisch. Nein, Hanna, bitte nicht. Gib nicht auf, ich brauche dich. Dani braucht dich. Hanna, hörst du mich?
"Wenn ich bitten darf!" rief er, wie ein Schauspieler auf der Bühne. Ich hatte die Vermutung, dass es für ihn genau das war. Ein Spiel und wir waren sein Publikum und Requisiten zugleich. Ich spürte wie ich von den Armen des Elaments durch den Raum bewegt wurde, auf die andere Seite des Altars, sodass ich einen uneingeschränkten Blick auf den Mann und Hanna hatte.
Bitte, Hilf uns! flehte ich in meiner Verzweiflung. Der Unbekannte hatte das Messer wieder in die Mand genommen und holte mit dem Arm aus. Ich starrte mit schreckgeweiteten Augen auf die Szene die sich vor mir abspielte. Gleich war es so weit und meine Freundin wäre tot. Auch wenn wir uns nicht lange kannten, ich wollte keine Menschen verlieren. Ich wollte niemanden sterben sehen. Sie war zu mir eine fürsorgliche und liebevolle Person gewesen, sie hat meine Gefühle verstehen können und ich habe mich bei ihr aufgehoben gefühlt. Würde ich jemals wieder einem Menschen vertrauen können? Ich denke, diese Frage brauche ich mir nicht stellen, da ich nach Hanna das nächste Opfer sein werde.
Der Arm des Mannes spannte sich an, dann stieß er mit einer Kraft direkt Richtung Hannas Herz. Mein gellender Schrei wurde von den Wänden der Höhle zurückgeworfen. In diesem Moment nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung war. Bevor das Messer Hanna traf bekam ich einen heftigen Schlag gegen mein Gesicht und wurde von dem Schwung nach hinten gestoßen. Ich blinzelte und das Bild was sich mir bot verwirrte mich.
Das Messer steckte nicht in Hanna sondern in Egmont. Er hatte sich über Hanna geworfen und sie mit seinem Leben beschützt.
Ich hörte ein Husten. Mein Blick glitt von der Leiche Egmonts zu dem Unbekannten. Blut lief aus seinem Mund, es sprudelte auch aus seinem Hals und verteile sich über seinen ganzen Körper. Er spuckte noch einmal einen Schwall Blut aus, bevor er zusammen brach. Hinter dem Mann stand Raimund. Er hatte einen entschlossenen Ausdruck auf dem Gesicht und hielt noch das Messer in der Hand mit welchem er den Hals des Mannes aufgeschnitten hatte. Das Blut war auch auf seinem Arm verteilt. Er stieg über den Mann und packte Egmont an den Schultern. Mit einem Ächzen hiefte er ihn von Hanna runter und legte ihn auf den Boden etwas abseits der anderen Leiche ab. Dann kniete er sich neben seinen Kameraden auf den Boden und strich ihm die Haare aus der Stirn.
Endlich kam auch in meine Knochen Leben. Ich löste mich aus meiner Schockstarre. Die Umklammerung des Elaments war verschwunden. Scheinbar wurde meine Bitte erhört. Unsere beiden Beschützer waren unsere Rettung gewesen. Ich probierte noch einmal die Fesseln von Hanna zu lösen. Ich brauchte mehrere Anläufe, da meine Hände stark zitterten, doch letztendlich konnte ich Hanna von dem Altar befreien. Ich beugte mich zu ihrem Ohr herunter.
"Hanna, kannst du mich hören? Es ist vorbei." Erst zeigte sie keine Regung, doch nach ein paar Sekunden öffnete sie langsam ihre Augen.
Ist das wahr, Josie? hörte ich ihre Gedanken ist es wirklich vorbei?
"Hanna, wir leben. Lass uns diesen Ort verlassen." Ich half ihr sich hinzusetzen und legte mir ihren Arm um die Schultern. Sich stützte sich auf mich und rutschte vom Alter herunter. Auf mich gestützt standen wir da und sahen zu den beiden Beschützern.
Ist er...? Ich wusste, was Hanna mit der unvollendeten Frage andeuten wollte.
Ja. Er hat sich vor das Messer geworfen. Es sollte dich treffen. Ich sah wie Hanna eine Träne die Wange herunterlief. Ich selber stand vermutlich noch so unter Adrenalin, dass ich zu keinem großen Gefühl mehr fähig war.
Raimund erhob sich. Auch ihm standen die Tränen in den Augen. Er kam zu uns und legte sich Hannas anderen Arm um seine Schulter.
"Gehen wir." sagte er. Langsam machten wir uns auf den Weg aus der Höhle heraus.
"Vor uns" keuchte auf einmal Hanna. Wie angewurzelt blieb ich stehen. Bob hatte versucht die beiden vom Eintreten in die Höhle abzuhalten. Er war wohl bewusstlos gewesen, doch jetzt dran ein Stöhnen und Rascheln an unsere Ohren. Raimund verlagerte Hannas Gewicht auf meine Schultern und schlich leise um die Biegung.
Kurz darauf ertönte ein dumpfer Schlag und Raimund kam zurück. Er nahm seine Position an Hannas Seite wieder ein und gemeinsam giingen wir an dem bewusstlosen Bob vorbei hinaus ins Freie.
Wie sollen wir hier nur wieder runter kommen? Hörte ich Hannas Stimme. Der Aufstieg war schon schwer genug gewesen, ohne dass einer von uns verletzt gewesen war. Aber mit Hanna würden wir den Abstieg so nicht schaffen.
Ihr habt uns befreit. Hörte ich eine sanfte Stimme in meinem Kopf. Kurz darauf entstanden aus den felsigen Steinen ein Weg, den wir mit Hanna gemeinsam zurück gehen konnten.
Danke kam es erleichtert von Hanna.
Vorsichtig gingen wir den Weg entlang und standen kurz darauf wieder bei Kiran und Dani.
"Hanna!" rief Dani erschrocken aus und stürmte auf die zu um sie in seine Arme zu nehmen. Auch Kiran überwand die Lücke zwischen uns und schloss mich in seine Arme.
Erst stand ich starr dar, dann jedoch realisierte ich, dass es vorbei war. Ich hatte überlegt. Ich sank in Kirans Umarmung und ließ meinen Tränen freien Lauf.
Liebe Leser,
keine Sorge, noch ist dieses Buch nicht beendet. Trotzdem habe ich ein paar Anmerkungen zu machen.
Ich möchte mit dem Inhalt dieses Buches keine Person verletzen oder kränken. Alle Parallelen zu lebenden Personen sind nicht beabsichtigt.
Ich bediene mich an einigen Riten und Traditionen der Mormonen, speziell der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage". Ich habe mich auf Grund von Vortägen einige Zeit mit dieser Thematik auseinander gesetzt, und wie ich diese Religionsgemeinschaft darstelle ist keineswegs real, sondern ein Spiel meiner Gedanken.
Ich möchte damit auch nicht die Religionsgemeinschaft diskriminieren, jedoch findet sich in der Öffentlichkeit wenig Literatur über die Glaubensinhalte, Riten, Traditionen der Gemeinde, und deshalb habe ich einfach eine Überlegung hinzugefügt, im Stil von "Was wäre wenn es ganz anders ist als die ganze Welt glaubt".
Vielleicht habe ich auch gerade diese Gruppe gewählt in meiner Geschichte eine besondere Rolle zu spielen, weil sie in unserer heutigen Gesellschaft oft kritisiert wird, oder sich darüber lustig gemacht wird.
Eine weitere Anmerkung möchte ich zu den Namen in dem Buch machen. Für einige dürften einige Namen echt komisch scheinen, aber ich habe da einen kleinen Tick, und habe schon viel Zeit damit verbracht, Namen und Namensbedeutungen zu suchen. Also haben die altmodischen Namen häufig eine passende Bedeutung gehabt...
Wegen der Rechtschreibung möchte ich mich entschuldigen, ich weiß, es sind schon einige Fehler vorhanden. Ich versuche, so schnell wie möglich diese zu beheben. Allerdings ist Rechtschreibung nicht meine Stärke, und Zeit ist momentan nicht in Massen vorhanden bei mir.
Danke fürs Lesen und Reinschauen, ich freue mich über Kritik und Verbesserungsvorschläg,
LG Josame
Texte: bei mir
Bildmaterialien: Google
Tag der Veröffentlichung: 31.03.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch allen meinen Lesern.