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1. Die Flucht aus dem Nirgendwo



Dunkelheit.
Beklemmung.
Um mich starker Stahl.
Der Sinn meines Lebens - schon lange aufgegeben.
Während ich meinen Kopf an dem kühlen Stahl ablege und lausche, versuche ich mich in eine richtige Position zu legen.
Doch es gelingt nicht. Alles furchtbar eng.
Die Luft wird jedoch nie knapp... und warum?
Weil DIE da sind um mich am Leben zu erhalten.
Ich weiß nicht was es soll... ich weiß nicht wieso es passierte... aber ich weiß, dass es schon ziemlich lange her ist.
Es gab eine Zeit, da wusste ich noch wie es war Blumen zu riechen. Eine Zeit in der man noch den frischen Wind spüren und frei sein konnte. Man dachte nicht nach...
man lebte...
man war vogelfrei.
Moment... ein Geräusch.
Getrappel... Scharren... Klopfgeräusche.
Ich bin nicht alleine hier, das habe ich schon oft gemerkt. Oft höre ich unvermittelt Schreie.
Wo bin ich da nur gelandet.
Es ist ein Ort ohne Hoffnung.
Sie wird einem genommen.
Der neben an....
Die erste Zeit als er kam, war er noch munter. Wut war ein Gefühl, was ich sehr oft bei ihm spürte.
Agressionen... Angst.... Panik.
Jedoch ließ diese Lebendigkeit, die auf einmal die komplette Umgebung füllte, nach kurzer Zeit nach.
Sofort legte sich wieder ein dunkler Schleier über alles... und jetzt... jetzt hört man nichts mehr. Aber ich kann es fühlen... wie es auch bei mir nach einer unabschätzbaren Zeit gekommen ist... ich konnte das Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Gleichgültigkeit fühlen.
Als hätten DIE es ihm und auch mir und allen anderen abgesaugt.
Das Gefühl der Lebendigkeit.
Man verliert hier das Zeitgefühl...eingeschlossen und alleine.
Man vergisst die Dinge die man früher hatte...ich hab aufgehört Dinge zu vermissen.
Ich frage mich oft warum ich wohl hier bin...niemand will mir etwas sagen.
Die reden kaum mit uns. Die halten uns hier einfach wie Tiere.
Wenn sie doch nur sagen würden was sie von uns wollen.
Gestern wurde einer weggebracht, das konnte ich hören. Er hat sich gewehrt aber irgendwann musste er nachgeben. Er hat geschrien und ich hörte ihn auch Stunden später noch schreien. Aber auf einmal war es ruhig.
Er ist noch nicht zurück.
Langsam frage ich mich ob er überhaupt zurück kommt.

Ich werde müde...ich weiß nicht wie spät es ist aber durch das kleine Fenster mit den Gittern dringt kein Licht mehr...es ist also schon dunkel.
Ich will nicht schlafen aber je mehr ich mich dagegen wehre desto schwieriger wird es nicht einzuschlafen… ich kann mich nicht mehr wehren... meine Augen fallen zu.
Ein lautes Pochen und ich wache auf. Es ist schon hell draußen aber ich bin immer noch müde.
Eine Tür geht auf.
Licht dringt durch den Spalt unter der Tür.
Ich habe Angst, dass sie mich holen aber sie gehen an meiner Tür vorbei. Ich bin wohl noch nicht an der Reihe. Sie holen den Mann von nebenan... er wehrt sich schon gar nicht mehr.
Ich sehe Schatten unter der Tür und dann schließt sie sich. Alles ist ruhig und ich schlafe wieder ein.
Ich träume von Freiheit.

In meinem Traum bin ich glücklich. Ich will nicht mehr aufwachen...hier im Traum fühle ich mich gut. Hier im Traum bin ich frei.
Eine Blumenwiese... ich atme tief ein.
Blumen.
Wie lange hab ich sie nicht mehr riechen können?
Vögel... ich sehe wie sie am Himmel umherfliegen.
Wieso sollte ich es nicht auch mal versuchen?
Ich stapfe den Weg an der Wiese entlang und entdecke eine Klippe. Der Ausblick ist so traumhaft, dass man sich gleich wieder in ihm verlieren kann. Eine traumhafte weite. Es ist als gäbe all das hier kein Ende. Ich gehe ein paar Schritte zurück.
Wie habe ich das hier vermisst.
Wie sehr...
Ich nehme Anlauf.
Ein Adrenalinstoß nach dem anderen pulsiert durch meine Adern. Ich spüre wie die Lebensfreude, die mir in der unendlichen Zeit genommen wurde, wie auf einen Schlag zurück kehrt.
Ich spüre wie der Wind mich umhüllt.
- Ich fliege -
Langsam schaue ich nach unten und entdecke ein wundervolles Tal. Ich sehe Tiere und Wälder. Ich kann sogar den Geruch von frischem Tannenduft in meine Nase ziehen und es auf mich wirken lassen. Das atmen macht nun wieder Spaß.
Mein Kopf ist leer und frei.
Ich spüre keine Ängste, keine Hoffnungslosigkeit, keine Gleichgültigkeit. Es ist alles weg. Wie weggeblasen. Alles was vorher einen Sinn ergab, tut es nun nicht mehr. Ich steige auf und fliege der Sonne entgegen, die so hell strahlt, dass ich blinzeln muss.
Doch plötzlich verdunkelt sich alles... die Sonne verschwimmt... und... alles ist wieder anders.
Eine Gestalt taucht vor mir. Ich spüre einen kurzen Schmerz. Eine Ampulle mit Blut glitzert in ihrer Hand... meinem Blut?
"Es ist alles im Sinne der Wissenschaft", säuselt sie und im nächsten Moment ist sie auch wieder verschwunden. Ich schaue mich um… und mit einem Mal stürzen erneut, alle Gefühle auf mich ein. All das, was ich eben nicht mehr fühlen konnte. All das, was wie weggeblasen war.
Plötzlich machte sich eine tiefe Leere in mir breit.
Der Herzschlag des Mannes,
... er hatte gerade in diesem Moment aufgehört zuschlagen...
ich konnte es fühlen. Seine Gefühle waren in mir erloschen. Augenblicklich. Doch dies war nur ein Schicksal... ein Schicksal von vielen... und nur DIE wissen... wann ich an der Reihe bin.
Ich frage mich wozu sie mein Blut brauchen. Was sollte das bedeuten "im Sinne der Wissenschaft". Ich versteh das nicht. Ich möchte endlich wissen was ich hier soll. Kann es nicht endlich vorbei sein? Ich halte das nicht mehr aus.
Ich fühle mich so alleine. Der Mann wird nicht wiederkommen. Ich weiß nicht was mit ihm passiert ist. Ich habe Angst vor dem selben Schicksal.
Die Tür geht auf.
Sie bringen jemand neues. Sie bringen ihn zu mir rein und ketten ihn an die andere Wand.
Es ist ein Mann...er sieht sehr mitgenommen aus und scheint bewusstlos zu sein. Ich frage mich wer er ist.
Sie gehen wieder raus und lassen uns alleine. Ich spreche ihn an aber er regt sich nicht. Ich versuche meine Kette irgendwie vom Handgelenk zu bekommen aber es ist unmöglich. Ich beobachte ihn und warte, dass er aufwacht. Nach einer Weile regt er sich leicht. Ich sehe ihn gespannt an...er wacht auf. Er setzt sich aufrecht hin und erblickt mich. Er guckt sich um... der Raum ist sehr klein. Es befindet sich kaum etwas darin außer ein Fenster und eine Tür. In der Ecke stehen ein seltsamer Stuhl und daneben ein Tisch mit seltsamen Instrumenten, der vorher nicht da war.
Ich frage mich was das ist.
Ich zucke zusammen als er mich anspricht. Ich war so lange allein das ich nicht mehr weiß wie es ist Gesellschaft zu haben.
"Wo bin ich?", fragt er leise. Ich gucke ihn eine Weile an und antworte.
"Im Nirgendwo". Ich freue mich das er hier ist...ich bin nicht mehr allein. Ich frage mich ob ich aus diesem Loch nochmal rauskomme.
Wo ist meine Familie?
Sie müssen sich doch Sorgen machen. Ich glaube daran das sie mich finden und ein unverkennbares Gefühl kommt wieder auf...
ich hätte nicht gedacht, dass ich sowas noch mal fühlen kann.
Hoffnung.
Ich atme tief ein und sauge dieses Gefühl noch mal in mir auf. In der Hoffnung, dass es dadurch mir länger erhalten bleibt. Mit gesenkter Stimme versuche ich dem armen Kerl zu erklären, wie es mir bisher ergangen ist. Obwohl es da ja nicht viel zu erklären gibt.
"Wie konnte ich nur in so eine Lage geraten... was hab ich im Leben nur falsch gemacht. Wieso bin ich jetzt hier? Und wo ist meine Frau und meine Kinder?"
Das schallen der Wände dröhnt in meinem Kopf, doch ich lasse ihn schreien.
Ich verstehe, wie er fühlt... doch auch dies wird bald vergehen, bald wird Frau und Kind nur noch ein Schatten in seinem Gedächtnis sein und doch vorhanden...
"Wieso sitzt du da... verdammt wieso sitzt du da und tust nichts? Wir können hier sicher raus...wir können es schaffen!"
Die Tatsache, dass mir nun die Ohren von seinem Geschrei dröhnen, war klar. Vielleicht wäre es besser gewesen, hätten sie mich hier alleine gelassen und ihn in eine eigene Zelle gesteckt...
seine Euphorie geht mir ein wenig auf den Wecker... was bringt es zu versuchen...
Ich kann tausende von Herzen hier schlagen spüren... und dennoch hat es noch keiner hier weggeschafft, ohne das eins von ihnen aufgehört hat zu schlagen. Sollte ich ihm diesen Strohhalm wegreißen?
Ich blicke in seine grünen Augen und weiß im selben Moment, dass ich es ihm nicht sagen werde.
Ich will dieses blitzen weiterhin sehen, was in meinen, wie ich es in seiner Iris erkennen kann, schon längst erloschen ist.
Ich erschrecke ein wenig, als ich mein Spielbild gesehen habe.
Aschfahl.
Meine dunklen Locken, die einst glänzend über meine Schultern gefallen sind, kleben nun an meinem Körper. Stumpf und ausgefranst. Sie sind gewiss um 30 cm gewachsen.
"Verdammt, hast du einen an der Klatsche? Was starrst du mich so an?"
Das schallen der Wände hatte eben erst aufgehört und nun fing es wieder an. "Entschuldigung", höre ich mich ehrlich sagen.
Schlagartig ist sein Zorn verschwunden.
"Wie bist du hier her gekommen oder soll ich sie sagen?"
Ich muss lachen.
"Wir sind angekettet in einem verschlossenen Raum und du willst mir das Sie anbieten?" Es tut gut zu lachen. Sofort spüre ich einen Schmerz in meinen Mundwinkeln.
Muskelkater.
Wie oft hatte ich schon nicht mehr gelacht?
"Nenn mich Zoey." Er nickt
"Lukas". Nach einer kurzen Pause fragt er erneut: "Also wie kamst du hier her?" Ich überlege kurz.
"Ich weiß es nicht... es ist schon alles so verschwommen... wie kam es nur dazu?"
"Ich weiß nicht, vielleicht gibt es ja irgendwelche Parallelen. Irgendetwas muss uns ja verbinden... was könnten sie suchen?", er überlegt laut. In der Hoffnung ich könne ihm einen Anhaltspunkt geben.
"Ich weiß, dass ich sehr glücklich war... es war die erste Urlaubsreise nach der Geburt unserer beiden Kinder", er seufzt tief und schaut mich mit funkelnden Augen an. Der arme Kerl... es tut mir so wahnsinnig leid.
Ich spiele gedankenverloren mit meinen Fesseln... wie dünn meine Knöchel geworden sind.
"Urlaub..." murmle ich gedankenverloren vor mich hin.

Wie schön wäre es nochmal mit der Familie in den Urlaub zu fahren. Der Glaube meine Familie wieder zu sehen ist zwar da aber er wird immer schwächer. Ich sehe Lukas an und sehe, dass er die Umgebung absucht.
"Du kannst lange suchen...genau das habe ich am Anfang auch getan", sage ich niedergeschlagen zu ihm. Er funkelt mich zornig an.
"Wenn du hier sterben willst dann ist das deine Sache...aber ich will hier raus.", sagt er entschlossen zu mir. Es rüttelt mich auf, ich schau mich auch um und ich sehe den Tisch mit den seltsamen Instrumenten. Warum hab ich da nicht vorher dran gedacht. Ich ärgere mich über mich selbst. Wenn ich da nur dran kommen könnte...da ist bestimmt etwas bei womit ich diese Fesseln aufbrechen kann.
Ich versuche aufzustehen aber meine Muskeln tun weh. Ich habe schon ewig nicht mehr gestanden. Es geht einfach nicht...es tut so weh.
Ich rutsche an der Wand weiter zum Tisch.
Verdammt er ist so weit weg.
Meine Kette spannt sich...es ist noch mindestens ein Meter bis zum Tisch. Ich frage mich wie ich da nur dran kommen kann. Ich sehe mich in meiner Zelle um...es ist nichts da was ich gebrauchen könnte.
Ich denke nach. Da sehe ich es...das Tablett wo sie mir heute Morgen eine "leckere" Portion Haferschleim gebracht haben.
Warum war ich nur so dumm und hab das Tablett weg geworfen. Ich sehe es in der Mitte des Raumes liegen. Ich versuche ran zu kommen aber es geht nicht. Lukas guckt mir gespannt zu...er ist etwas größer als ich.
"Könntest du vielleicht mal versuchen an das Tablett zu kommen?“, frage ich ihn. Er streckt sich und kommt tatsächlich an das Tablett heran. Er zieht es mit dem Fuß zu sich und wirft es mir rüber.
Ich versuche mit dem Tablett den Tisch zu erreichen. Ich strecke mich und kann den Tisch tatsächlich erreichen. ich versuche ihn herzuziehen aber er ist wirklich schwer.
Ich hab keine Wahl...ich schlage das Tablett seitlich gegen den Instrumententisch und mit einem lauten Scheppern fällt er um und alle Instrumente verteilen sich auf dem Boden.
Ich höre Geräusche...die Tür geht auf. Verdammt...sie müssen uns gehört haben.
"Was ist hier denn los? Wer verdammt noch mal hat die Sachen runtergeworfen, hä?"
Stille.
Keiner von uns sagt etwas, sondern schauen den Mann ausdruckslos an, fast abwesend. Eventuell würde er ja selber auf die Idee kommen, dass es von alleine runtergefallen ist... okay das mag Wunschdenken sein, aber über was sollte man in so einer Situation sonst nachdenken... man hofft einfach das Beste.
Fieberhaft hoffe ich, dass er uns jetzt nicht auch beseitigen will... wie so viele andere vor uns.
"So eine Sauerei, ey... nichts ist mehr steril. Alles noch einmal... so ein verdammter Mist.", schimpft der Mann aufgebracht vor sich hin und tritt gegen ein Instrument, welches klirrend ein paar Meter weiter liegen bleibt.
"Was ein scheiß Job... und dafür wird unser einer bezahlt... Wenn ich diese Zusatzzahlen nicht bekommen würde, dass ich euch Psychos hier über Nacht bewache..", er lacht kehlig auf , „dann wäre ich sicher nicht hier... also macht mir hier kein Ärger.. oder wollt ihr etwa, dass ich euch melde?", er funkelt mich an.
Sein Blick ekelt mich an und ich schaue schnell weg. Langsam schaukelt er zu dem weggestoßenen Instrument hinüber und versucht sich zu bücken. Dabei rutscht seine Hose herunter und ein Bauarbeiterdekolltee lässt tief blicken.
Ich verziehe das Gesicht.
Er schnauft bedächtig und dreht sich mit einem schiefen Lächeln grunzend um. "Na Kleine, hast wenigstens was zu gucken, was?" Er lacht dreckig und versucht sich weiter nach dem Instrument zu bücken. Dabei gleitet ihm der Schlüsselring aus der Hosentasche und fällt klirrend zu Boden.
"Was ein Scheiß heute...", stöhnt er und dreht sich nach seinem Schlüssel um. Lukas reagiert blitzschnell und erreicht mit seinen Händen das metallene Instrument. Er holt kurz aus und stößt es dem dicken Wärter ins Fußgelenk.
Der Fette schreit auf und stürzt zu Boden.
"Ahhrg... SCHEIßE! Was fällt euch ein ihr Psychos!"
Schnell versuche ich mit meinem Fuß an den Schlüssel heranzukommen und passe ihn Lukas zu.
"Jetzt komm beeil dich", zische ich Lukas zu und schaue panisch immer wieder zu dem Fetten herüber, der krampfhaft versucht das spitze Instrument wieder aus seinem Fettstumpen zu ziehen.
"Ich mach ja schon... das Schloss klemmt"
Im nächsten Moment war das Schloss seiner Fesseln jedoch geöffnet und er löste auch schnell meine.
Schnell rennt Lukas auf den Mann zu und reißt ihm das Instrument aus dem Bein, was sich als Skalpell entpuppt.
"Ihr dreckigen Psychopisser...", lacht der Fette noch laut und schmerzverzerrt hinter uns her, während ich schnell versuche mit Lukas zu fliehen.

Meine eingeschlafenen Beine machen es mir jedoch nicht einfacher. Kurz bevor die schwere Tür hinter uns ins Schloss fällt, hören wir ihn schreien:
"Ihr kommt hier sowieso nie raus, hört ihr... NIE!!".
Ich versuche mit Lukas Schritt zu halten, doch meine Beine können nicht so schnell. Sie müssen sich an die Bewegung erst gewöhnen. Doch mein Adrenalin treibt sie an.
Plötzlich zieht mich Lukas in einen Seitengang.
"Was ist? Wieso um Gottes Willen blei..." Er schaut mich an und legt den Finger auf meine Lippen und ich verstumme. Er deutet auf die andere Seite an die Decke. Eine Überwachungskamera.
Mit einem leisen Surren dreht sich die Kamera zur anderen Seite.
"Jetzt!", schreit Lukas und zieht mich hinter sich her.
Wir rennen weiter. Ich spüre Schmerzen in meiner Seite, doch ich versuche sie auszublenden. Plötzlich stolpere ich. Die Kamera wendet sich und rotes Licht leuchtet plötzlich überall auf. Eine Computerstimme sagt in einem metallischen Ton:
"Alarmstufe Rot. Testpersonen entkommen. Wiederhole: Testpersonen Entkommen"
Ich stehe auf und schaue entsetzt zu Lukas. Er nimmt mich an der Hand und wir laufen den Gang entlang. Wir kommen zu einer Tür mit einem Fenster die verschlossen ist. Dahinter befindet sich ein Labor oder so was. Aber im Moment interessiert uns das nicht weiter. Wir laufen nach links einen weiteren Gang entlang als wir Schritte um die Ecke kommen hören...wir verstecken uns in einer Nische und 4 bewaffnete Männer laufen vorbei. Lukas guckt mich an und sagt: "Hoffen wir mal das die uns nicht kriegen"
Ich nicke ihm zu. Wir laufen in die Richtung aus der die Männer kamen. Überall sind Überwachungskameras...es wird nicht lange dauern bis sie uns irgendwo gefunden haben.
Ich frage mich wie wir hier nur raus kommen. Es gibt kein Ausgangsschild oder ähnliches. Wir laufen den Gang immer weiter und laufen um eine Ecke als wir wieder vor einer Tür stehen. Links und rechts erstrecken sich weitere Gänge. Lukas geht zur Tür und versucht sie aufzumachen aber sie ist natürlich verschlossen.
"Verdammt, wir brauchen eine Karte um dadurch zu kommen", sagt Lukas mehr zu sich selber als zu mir. Wir hören wieder Schritte und verstecken uns um die Ecke. Lukas späht um die Ecke. Es kommt ein Mann den Gang entlang. "Den schnapp ich mir...der hat bestimmt eine Zugangskarte für diese Tür", sagt Lukas.
Als der Mann kurz vor der Ecke ist springt Lukas raus und rammt den Mann gegen die Wand. Daraufhin rutscht er bewusstlos die Wand herunter. Lukas durchsucht ihn und findet die Zugangskarte. Er zieht sie durch den Kartenleser und es ertönt ein leises Klicken.
Ich öffne die Tür und gehe hindurch...hier erstreckt sich ein neuer Gang. Ich spüre das wir dem Ausgang nah sind...wir laufen den Gang entlang und sehen Links eine Tür. Wir ziehen die Karte durch den Kartenleser und öffnen die Tür. "Das hier muss der Überwachungsraum sein", sage ich zu Lukas.
In dem Raum stehen lauter Monitore...es befindet sich kein Mensch hier drin. Ich finde das sehr verwunderlich, aber sage nichts. Ich will hier einfach nur so schnell wie möglich raus.
Ich sehe die Bilder der Überwachungskamera und auf der gegenüberliegenden Wand befindet sich eine Karte des Komplexes. Er ist riesig aber ich hatte recht...wir sind kurz vor dem Ausgang.
Der Ausgang befindet sich am Ende des nächsten Ganges.
Ich zeige Lukas den weg. Lukas läuft vor und ich folge ihm.
Ich sehe die Tür...wird das wirklich das Ende dieses Albtraums sein?
Glück durchströmt mich und ich bleibe neben Lukas vor der Tür stehen. Ich fühle mich glücklich aber ich habe auch Angst was mich draußen erwartet. Ich öffne die Tür und spüre die frische Luft um meine Nase. Ich hatte vergessen wie schön das ist.
Ich laufe hinaus und werde von der Helligkeit geblendet...vor meinen Augen ist alles weiß.




2. Wohin?




Zwei Männer mit schicken Anzügen stehen in einem Raum mit lauter Monitoren. Sie beobachten dort wie die zwei Testpersonen fliehen.
„Alles läuft nach Plan, jetzt wird sich zeigen wie weit wir gekommen sind. Das Projekt beginnt“ Er lächelt vor sich hin.
„William, denkst du wirklich dass es dieses Risiko wert ist? Was ist wenn etwas schief läuft?“ Er schaute unsicher herüber.
„Na und, du machst dir zu viele Sorgen Jack, deswegen habe ich die Kontrolle über das Projekt. Es gibt nichts was zu uns führen könnte. Wir kommen da fein raus. Lass uns weiter machen.“ Auf einmal klingelt ein Handy. Jack holt sein Handy heraus und geht dran. Er muss nicht viel sagen, denn das Gespräch ist direkt beendet.
„Die Sender sind aktiv. Jetzt wissen wir wohin sie gehen“, sagt er zu William. Beide verlassen den Raum und machen sich auf den Weg zum Auto.

Als sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt haben, sehe ich mich um und was ich sehe lässt mich staunen.
Das Gebäude aus dem wir gekommen sind sieht aus wie eine große Lagerhalle und dieses Gelände scheint riesengroß, denn hier reihen sich Lagerhalle an Lagerhalle.
"Wo sind wir nur?", fragte ich Lukas und er starrt mich nicht minder überrascht an.
"Das ist doch egal...wir müssen hier einfach nur weg", antwortet er.
Wir rennen von der Lagerhalle weg weil wir fürchten, dass die Wachen jederzeit rauskommen. Wir suchen den Ausgang aber alles was wir finden sind mehr Lagerhallen. Verdammt wo sind wir hier nur.
Wir laufen um eine Lagerhalle und sehen 50 Meter weiter ein Auto vor einer anderen Lagerhalle...es kommen 2 Leute raus...beide in schicken Anzügen. Sie gehen auf das Auto zu und steigen ein. Ich frage mich wer sie wohl sind.
"Wir müssen gucken wo sie raus fahren", sagt Lukas zu mir. Er schaut sich um und entdeckt an einer der Lagerhallen eine Leiter die auf das Dach führt. Wir klettern hinauf um herauszufinden wo der Ausgang ist.
Als wir oben stehen und uns umblicken bin ich total erstaunt. Hier kann man sehen wie unglaublich groß das Gelände ist. Wir suchen das Gelände nach dem Auto ab.
"Da ist es", sagt Lukas und zeigt auf eine Stelle die nicht allzu weit entfernt ist. Da ist also der Ausgang aus diesem Albtraum.
Es ist nicht mehr weit bis zu Freiheit.
Mein Herz macht einen Hüpfer.

Wir klettern wieder hinunter und machen uns vorsichtig auf den Weg, immer auf der Hut vor den Wachen die überall patroulieren. Am Zaun angekommen sehen wir, dass wir da nicht ohne Hilfsmittel drüber klettern können und oben auf dem Zaun befindet sich Stacheldraht.
„Wie kommen wir da nur drüber?“ sagte Lukas.
Ich erkenne an einer Lagerhalle in der Nähe eine Mülltonne an der Wand. Ich lauf dorthin um sie zum Zaun zu schieben. Lukas klettert zuerst auf die Mülltonne und reicht mir eine Hand um mir hoch zu helfen. Er zieht seine Jacke aus und wirft sie als Schutz über den Stacheldraht. Ich klettere als erstes hoch und hangel mich über den Zaun.
Als ich drüben bin lasse ich mich fallen und reiße mir mit dem Stacheldraht den Arm auf...Blut tröpfelt aus der Wunde.
Nun kommt Lukas rüber und landet neben mir.
Er sieht meine Wunde und reißt einen Ärmel von seinem T-Shirt ab und verbindet meinen Arm.
"Komm lass uns schnell von hier verschwinden", sagt er und wir laufen die Straße entlang.
Als wir ungefähr 30 Minuten gelaufen sind finden wir eine Seitenstraße in die wir laufen und setzen uns hinter einen Container um etwas Luft zu schnappen. Meine Wunde hat mittlerweile aufgehört zu bluten und ich nehme mir vor sie richtig zu verbinden wenn wir wieder in der "Zivilisation" sind.
Mein mulmiges Gefühl wird immer stärker und ich muss da mit Lukas drüber reden.
„Sag mal, kommt dir das nicht komisch vor?“ Er schaut mich fragend an.
„Ja die Flucht, irgendwie ging das zu einfach. Ein Aushilfsaufseher der die Schlüssel hat. Kein Mensch im Überwachungsraum. Halbherzige Versuche uns aufzuhalten.“ Lukas schaut mich an und es sieht so aus als ob er drüber nachdenken würde.
„Hmm…ja du hast recht, aber vielleicht hatten wir einfach nur Glück. Aber irgendwie will ich da gar nicht drüber nachdenken. Mich interessieren im Moment nur zwei Dinge. Wo sind wir und wie kommen wir hier weg.“
Ich schaue ihn an und mein mulmiges Gefühl bleibt, aber ich verdränge es erst mal in den Hintergrund. Hier weg zu kommen ist erst mal wichtiger. Ich schaue mich um, aber mir kommt hier rein gar nichts bekannt vor. Mir ist der Ort völlig fremd.
Ich würde auch zu gerne wissen wo wir sind.
Ich erkenne nichts wieder.
ALLES kommt mir völlig fremd vor.
Ich hatte diesen Ort noch nie zuvor gesehen. Es bereitet mir Angst nicht zu wissen, wo ich mich befinde.
Wie sollte ich nach Hause finden? Woran sollte ich mich nur orientieren. Es gibt einfach nichts, was mir annähernd bekannt vorkommt. Weder die hohen Gebäude in der Nähe mit ihren Schildern, noch die kleinen Häuser, die auf mich wie in einer kleinen idyllischen Stadt wirken.
Beinahe zu idyllisch.

Als hätte ich das alles nur geträumt und als wäre das, was uns zugestoßen ist, nicht real.
Es passt einfach nicht zu dem Rest.
Aber was bleibt mir anderes übrig als einfach weiter zu laufen und darauf zu hoffen, nicht wieder hier her zurück zu kommen oder erwischt zu werden.
Ich schaue noch einmal zurück, um mich zu vergewissern, dass auch niemand hinter uns her ist und blicke zu Lukas. Er scheint angestrengt darüber nachzudenken, was wir als nächstes tun sollten. Ich schlage vor, es erst mal damit zu versuchen.
Zu versuchen so schnell wie möglich aus der Reichweite dieses schrecklichen Ortes zu entkommen.

"Wir sollten es zumindest versuchen."
"Wenn wir einfach so weiterlaufen, wird das den Einwohnern auffallen. Sie werden gleich merken, dass hier etwas nicht stimmt. Wir wissen nicht, ob sie von dem Geschehen dort drinnen wissen", er macht eine Kopfbewegung, in die Richtung, aus der wir kamen, „Was wenn es so sein sollte Und sie schon über unsere Flucht informiert worden sind? Dann wäre es das Ende jetzt einfach wegzulaufen! Dann wären wir eher wieder an diesem Psycho-Ort als uns lieb ist."
Ich dachte über das nach, was er soeben gesagt hatte und es scheint mir logisch.

Sollten die Einwohner hier wirklich wissen, was hinter diesen Mauern geschieht und es gar billigen, dann hätten wir keine Chance zu entkommen. Dann würde die gesamte Nachbarschaft hinter uns her sein und nicht eher aufgeben, bis sie wieder sicher waren, dass wir einzeln, in den kleinsten und engsten Räumen gezwängt, nicht noch einmal an einen erneuten Ausbruch denken würden, geschweige denn es wieder versuchen.
Was also tun...?
"Sollten wir versuchen uns wie sie zu benehmen? Die wissen doch wer ihr Nachbar ist! Bestimmt!" Ich verfalle in leichte Panik.
Er schaut immer noch angestrengt auf die kleine Vorstadt, in die wir gestolpert waren.
"Vielleicht wäre das Beste, diese Stadt zu umgehen. Sie würden wissen, wenn sie uns sehen, dass wir nicht dorthin gehören."
"Und wenn sie doch nichts von den Versuchen dort drinnen ahnen? Was dann? Wenn sie unwissend sind, dann wären sie vielleicht sogar zuvorkommend, wenn wir sie fragen würden, wie die Stadt hier heißt. Wo wir sind. Wir könnten sagen, wir sind Durchreisende und wissen nicht wo wir sind.", mein Vorschlag klingt ziemlich kläglich, aber ich will nichts unversucht lassen.
Ich will hier weg!
Ich versuchte nur das Gute hier zu suchen.
Ich versuchte mir einzureden, dass es gar nicht so schlimm sein kann, dass die Einwohner Bescheid wussten. Das konnte einfach nicht sein! es musste einfach einen Ausweg aus dem allen geben!





„Komm lass uns weiter laufen, da vorne brennt noch Licht.“ Er zeigt auf ein Haus und wir machen uns auf den Weg dorthin. Es ist nicht weit, aber meine Beine schmerzen sehr. Ich wünsche mir ein Bad, ich kann mich gar nicht mehr erinnern wann ich das letzte Mal gebadet habe.
Lukas läuft vor und ich versuche irgendwie Schritt zu halten. Am Haus angekommen schleicht Lukas sich erst mal vor ein Fenster, er will sehen was dort drin los ist. Ich warte etwas weiter abseits auf seine Rückkehr.
„Es ist eine Familie, sie sitzen im Wohnzimmer vor dem TV, sie haben 2 Töchter. Ich denke wir sollten klingeln und fragen ob sie uns diese Nacht aufnehmen. Morgen sehen wir dann weiter.“ Ich nicke und wir gehen zur Tür. Wir klingeln und ein Mann öffnet die Tür.
Er ist ca. 1,90 m groß, hat braune Haare und freundliche braune Augen.
Er sieht sportlich aus.
Als er uns erblickt, verändert sich sein Blick nicht in Angst, was mich etwas beruhigt. Es macht den Anschein das die Bewohner nichts davon wissen was in den Lagerhallen vorgeht.
„Guten Abend, entschuldigen sie die Störung aber unser Auto hatte 2 km von hier eine Panne und wir kennen uns hier gar nicht aus und würden gerne wissen wo man hier die Nacht verbringen kann.“, sagt Lukas in einem freundlichen Ton. Der Mann lächelt uns an und bittet uns freundlich herein.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 15.11.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Vielen Dank an Cyrondraugh!

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