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Kapitel 1

Mürbe und ermüdet legte sie die Akte zur Seite auf den Stapel auf ihrem Schreibtisch, griff sich die Jacke vom Bürostuhl und ging. Wie lange hatte sie sich auf diesen Augenblick gefreut, den Urlaub im Süden ohne die Last des Alltags im Gepäck und nur sie mit sich und der Natur im Einklang. Die Koffer waren gepackt und auch die Papiere hatte sie sorgfälltig zusammen gelegt und jetzt musste sie nur noch die Wohnung verriegeln und den Terminal mit dem Taxi anfahren.

Grell schienen die Lichter der Landebahn, als sie nach 10 Stunden des Fluges inmitten der Nacht diese erreichte und voller Freude auf einen ausgiebigen und erholsamen Schlaf in dem gebuchten Resort, zog sie mit ihrem Gepäck von dannen. Es waren nur wenige hundert Meter bis zum Ziel und noch immer erinnert sie sich an diesen Geruch des Meeres, welcher ihr ab der ersten Sekunde prägnant auffiel, denn es war nicht das Salz oder diese Brise, welche sie da schreckte, sondern es war dieser unterschwellige Geruch der Argonie. Es lag etwas in der Luft, was nur jetzt und dort da sein wollte, um sie mit der Nase darauf zu stossen.

Sie reckte sich, schob die Bettdecke von den Beinen und lief zum Fenster, um den einmaligen Ausblick auf das Meer zu geniessen, als sie eine Hand an ihrem Oberschenkel spürte. Doch sah sie nichts und niemanden und so verwarf sie dieses Erlebnis sofort und begründete es für sich als logische Folge der latenten Überarbeitung. Aus der Dusche kommend mit der Zahnbürste in der Hand erkundete sie ihr Zimmer. Ein netter freundlicher Raum mit der freien Sicht auf das Meer, pragmatisch möbeliert und spartanisch ausgestattet in der Dekoration aber mit einem grossen Badezimmer, in dem sich nicht nur eine Dusche, sondern auch eine Badewanne befand. Die Tatsache, dass alle Abwässer ungeklärt in das Meer geleitet würden, war für sie erst einmal von nicht grosser Bedeutung und auch die Tatsache, dass es irgend wie seltsam aus dem Abfluss roch, bereitete ihr kein Kopfzerbrechen.

Die ersten 4 Tage waren vergangen wie im Flug, vieles hatte sie in der kurzen Zeit gesehen, die kulinarischen Genüsse sich munden lassen und dem schnöden Mammon gefrönt, als sie beschloss einen Sonnentag am Strand zu verbringen. Übermässig voll war der Strand nicht und auch eine Strandliege war gesichert und während sie auf dieser lag, wurde sie jäh durch einen Schrei ihrem Tagtraum entrissen. Neugierig lief sie zu der Menschentraube, welche sich binnen Sekunden gebildet hatte und erblickte ein auf dem Boden sitzendes Kind mit einem verdreckten Gesicht. Zu dem roch es extrem nach Fäkalien und schnell wurde ihr klar, dass weder ein Unglück über das Kind hinein geprasselt war, noch das sich dieses in einer wahren Notlage befinden würde, denn der Schrei galt einzig als Ausdruck des Ekels vor den eingelieteten Abwässern am Strand.  

Was auch immer es war aber es leitete sie in das Bad inmitten der Nacht und während sie im halbdunklen dort stand, spürte sie wieder diese Hand an ihrem Oberschenkel und wieder sah sie nichts, ausser den kleinen hellen Schein durch einen Spalt im Vorhang des Badezimmerfensters. Dieser endete am Ausfluss der Badewanne und in der Sekunde des Blickes auf diesen erschrak sie, stürzte zurück in das Schlafzimmer, zog sich binnen weniger Sekunden an und verliess das Hotelzimmer ohne auch nur einen Gedanken an ihr zurück gelassenes Gepäck zu verschwenden.

Am späten Abend nahm sie sich am Flughafen ein Taxi zum Revier und verspürte nicht den Hauch der Müdigkeit nach dem langen Flug. Dort angekommen traf sie noch ihre Kollegen der Tagesschicht auf dem Flur, ein kurzer Wortwechsel und das Erstaunen über die vorzeitige Rückkehr liessen sie in dieser Sekunde unberührt, denn sie wollte nur noch zur Reservatenkammer, um die mitgenommenen Dinge der Spurensicherung zu sichten. Nein, sie fand kein einziges Überbleibsel des Kindes in den verschweissten Beuteln. Sofort stürzte sie zu ihrem Schreibtisch, um die Daten des Falles im Computer aufzurufen, der inzwischen 6 Jahre zurück lag. Ja, dieses Verbrechen hatte damals die ganze Welt mit Entsetzen erfüllt und die Medien überschlugen sich mit Mutmassungen und Thesen, was zu dem Verschwinden der kleinen Victoria geführt haben könnte, doch trotz aller Bemühungen verliefen alle Ermittlungen in das Leere. Sowohl die Eltern der Kleinen, als auch deren Zeugen beteuerten, dass alle zum Zeitpunkt des Verschwindens zusammen gegessen hätten und somit fielen die Eltern als Tatverdächtige aus und man konzentrierte sich über Jahre auf die unbekannten Männer mit den Sonnenbrillen, welche da Tage vor dem Verschwinden die Umgebung um das Hotel ausgekundschaftet haben sollen. Doch die Fahndung blieb ohne Erfolg und

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Design Pavoni
Bildmaterialien: Design Pavoni
Lektorat: Design Pavoni
Tag der Veröffentlichung: 29.09.2015
ISBN: 978-3-7396-1598-1

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