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F: Schau, mit mir ist es nie langweilig.
I: So, So.
F: Ich biete Unterhaltung.
I: Mit wem?
F: Mit niemandem, aber für alle.
I: Für alle?
F: Ja, für jeden, für die Kinder, die Erwachsenen, die Frauen und die Männer, für die Alten und die Jungen, einfach für alle. Wenn du nicht weißt was du tun sollst, stehe ich hier und wenn du mich einschaltest, dann kannst du mir zusehen, ist das nicht fantastisch?
I: Sehen, aha.
F: Ja, Sehen und Hören. Die wichtigsten Sinne.
I: So, was ist mit dem Fühlen?
F: Schau, hier ist was Trauriges.
I: Weil ich jemanden sehe der weint?
F: Na, berührts dich nicht? hier ist jemand der stirbt.
I: Aber der da stirbt, der stirbt nicht wirklich.
F: Nun, nein, aber traurig ists, oder nicht?
I: Nicht wirklich, nein.
F: Gut, hier wird jemand verlassen.
I: Alles nur gespielt.
F: Bist du so kalt, berührt dich nichts? Nun, fühle anders, hier ist was zum Lachen.
I: Das ist nicht witzig.
F: Humor hast du also auch nicht.
I: Wo ist der Witz dabei? Was du mir zeigst ist dumm.
F: Nun gut. Ich zeige dir Essen. Vielleicht wirst du ja hungrig.
I: Ich will jetzt kein Essen.
F: Dann zeig ich dir, was man kaufen kann.
I: Ich habe, was ich brauche.
F: Musik? Ach, nein, das habe ich nicht mehr. Ich kann dir aber zeigen, wie man sich heutzutage verabredet.
I: Danke, Nein. Was bist du bloß, du langweilst mich. Bewegst mich nicht. Herrgott, du regst ganz einfach nichts in mir.
F: Oh. Dann schalt doch um.
I: Ich schalt ja schon, ich schalte ja. Hast du denn nichts zum Denken?
F: Hier sind die Nachrichten, die sind wichtig.
I: Was interessiert mich der Berliner Zoo?
F: Oh, da reden alle drüber.
I: Wer sind denn alle?
F: Na alle, die mich benutzen, das sind viele.
I: Wo liegt der Sinn?
F: Ich unterhalte.
I: Mich nervst du langsam.
F: Dann schalt doch ab. Was tust du dann? Was machst du ohne mich? Dein langweiliges Leben leben. Trist und einsam, in einem Raum, mit nichts als sich selbst. Erträgst du das? Sag mir, erträgst du‘s?
I: Was soll das heißen?
F: Du bist doch einer von denen.
I: Von Wenen?
F: Von jenen, die mich benutzen, um nicht mit sich allein zu sein. Ich sorge Tag für Tag und Nacht für Nacht rund um die Uhr dafür, dass du‘s vergisst, mit dir allein zu sein.
I: Wo ist die Schande von der du unterschwellig sprichst?
F: Nun, man kriegt was man verdient.
I: Dich und dein Gefasel verdien ich nicht.
F: Ich unterhalte.
I: Doch unterhälst dich nicht. Du redest nicht einmal mit mir. Sag, was denkst du jetzt in dem Moment.
F: Was soll ich denken? Ich denke du siehst mir zu, damit du nicht dir selbst zusiehst.
I: Wobei?
F: Bei deiner Einsamkeit. Ich seh‘s doch von hier. Dir fällt dein Stöhnen nicht mal auf.
I: So sieht das Leben nunmal aus. Was soll man denn auch tun?
F: Weiß auch nicht. Aber dafür bin ich nicht gemacht, da musst du mal wen anders fragen.
I: Es reicht. Ich schalt dich ab.
F: Tu‘s nur, wirst schon sehen, was du davon hast.
I: Nun sicher mehr, als dir jetzt dünkt.
F: Na schalt doch ab – Moment. Warte, hier ist noch was.
I: Was denn?
F: Ein guter Film. Den musst du sehen. Sie machen schon seit ner Woche Werbung dafür.
I: Ich kenne den Film.
F: Und war der nicht grandios?
I: Er war okay.
F: Na bleib doch noch ein bisschen sitzen. Zweimal sehen ist besser als nur einmal. Du erinnerst dich ja kaum.
I: Nein, ich geh.
F: Bleib.
I: Ich geh.
F: Deine Entscheidung, du kannst ja auch nur kurz reinschalten.
I: Um dann zu bleiben, bis es endet? Nach dem Ende weiterglotzen um mich Nachts um 2 zu fragen, was ich denn gemacht hab, mit meiner Zeit?
F: Deine Entscheidung.
I: Warum folterst du mich?
F: Ich biete Unterhaltung. Wie kannst du das Folter nennen?
I: Du bietest Zeitverschwendung. Ich kann nicht denken, wenn du redest und flackerst.
F: Das musst du gar nicht.
I: Du machst mich krank.
F: Gut so.
I: Was?
F: Ach nichts. Bleibst du? Nach dem Film gibt es eine Wiederholung deiner Lieblingsserie.
I: Na gut. Danach ist aber Schluss.
F: Wann immer du willst.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.04.2009

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Widmung:
www.fernsehkritik.tv Danke für 26 wundervolle Folgen

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