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Vampire und andere Katastrophen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vampire und andere Katastrophen.

 

Von

 

Francis Madrid

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright © by Francisco Bräuer 2017

E-Mail: fbraeuer@unitybox.de

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Druck und Verlag: BookRix GmbH

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donald Murphy, genannt Doc, ist Schriftsteller. Er möchte gerne ein Buch über Vampire schreiben, glaubt aber nicht an der Existenz solcher Wesen. Das ändert sich, als er Alina eine reizende französische Vampirin kennenlernt, die sein beschauliches Leben auf dem Kopf stellt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Teil 1

 

 

 

 

 

 

Vampire sind auch nur Menschen.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

»Ich habe Dein letztes Buch gelesen Doc. Was Du über Vampire schreibst finde ich übertrieben.«, sagte Mr.  Black genannt Blacky. »Das ist blanker Unsinn.«

Doc, antwortete ruhig und besonnen:

»Meine Güte, warum echauffierst du dich so? Jedes Volk braucht einen Aberglauben, es liegt in der Natur des Menschen.«

Doc trank genüsslich aus seinem Glas. Der trockene Rotwein schmeckte hervorragend und belebte seine Stimmung.

Die Männer trafen sich jeden Mittwochabend im Gasthaus » L’auberge « in einem Dorf im Elsass  vor den Toren Colmars, um Karten zu spielen. Es war eine lieb gewonnene Gewohnheit, beide genossen die Stunden in der urigen, heimeligen Atmosphäre des Lokals und ganz nebenbei pflegten sie den Kontakt zu den Einheimischen.

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Sarah, die Serviererin, eine nicht mehr ganz junge adrette Blondine, deren Haarfarbe je nach Jahreszeit von Blond über Braun bis Rot wechselte, kam an den Tisch und schaute auf die Gläser, um den Füllstand zu überprüfen. Sie machte kein Hehl daraus, dass sie Doc mochte. Ein Wort von ihm und sie wäre mit ihm sofort ins Bett gesprungen. Aber Doc hatte bisher nicht auf ihre Annäherungsversuche reagiert. Kein noch so tiefes Dekolleté oder knapper Rock hatte seine Aufmerksamkeit erregt.

 Blacky hingegen hätte nicht Nein gesagt, wenn er je gefragt worden wäre. Doch da bestand wiederum ihrerseits kein Interesse. Sie hörte Doc sagen:

 

»Alle sind verrückt nach Vampirgeschichten. Nur Du folgst nicht diesen Trend, aber das ist ja auch Dein gutes Recht.«

 

Man hätte Doc ohne weiteres als Lebenskünstler bezeichnen können. Er war Schriftsteller, mit Anfang fünfzig im besten Mannesalter und, wie man unschwer an seinem leichten Bauchansatz erkennen konnte, außerdem ein Genießer. Er hatte volles, leicht grau meliertes Haar mit natürlichen kleinen Locken. Da er die tägliche Rasur als vollkommen überflüssig ansah, trug er meistens einen Dreitagebart, der seine Männlichkeit aber durchaus positiv betonte. Er war einen Meter achtzig groß und seine sportlichen Aktivitäten als Ruderer während seiner Studienzeit hatten ihm zudem breite Schultern beschert. Daher war er im näheren Umkreis beim weiblichen Geschlecht einigermaßen bekannt und begehrt.

 Bevor  Blacky antworten konnte, sagte Sarah:

 

»Das ist gut. Vampirgeschichten sind cool. Noch´ n Roten, Doc?«

 

Als sie zurück zum Tresen lief, sagte  Blacky:

 

»Du solltest ihr den Gefallen tun und sie nach Hause begleiten, dann gibt sie vielleicht Ruhe.«

 

 Blackys Erscheinungsbild war dem von Doc in jeder Hinsicht entgegengesetzt. Er war circa einen Meter siebzig und recht hager. Sein Lieblingsspruch – »Ich habe eine Kalorien-Immunität« – machte deutlich, dass er essen konnte, was er wollte, ohne zuzunehmen. Blacky war immer rasiert und trug sein dunkles, schütteres Haar nach hinten gekämmt. Er war ein begnadeter Mathematiker und Analytiker, was im krassen Gegensatz zu der Tatsache stand, dass er fast alle Kartenspiele verlor. Doc hatte zu diesem Umstand eine eigene Meinung. Seiner Ansicht nach war der Anblick von Sarahs kurzem Rock der Grund für  Blackys verminderte geistige Leistungsfähigkeit.

 

Beide kannten sich seit ihrer Studienzeit und hatten sich lange Zeit aus den Augen verloren. Sowohl Doc als auch  Blacky, waren in London geboren und hatten in Cambridge Naturwissenschaften studiert. Während  Blacky sein Studium bis zum Schluss durchzog, brach Doc ab, um wie er sagte "Den schönsten aber schlecht bezahltesten Job dieser Welt auszuüben. Die Schriftstellerei" 

  Blackys Onkel besaß in der Provence ein Weingut und er verbrachte dort seine Semesterferien. Doc, hatte ebenfalls in den Semesterferien dort gearbeitet und sein Budget aufgebessert.

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 Blacky hatte Nancy, eine Amerikanerin, geheiratet und war nach dem Tod seines Onkels voll in die Weinwirtschaft eingestiegen. Er hatte keine Kinder.

 

Doc hingegen war ledig geblieben. Obwohl er Frauen geradezu verehrte, war er, wie er sagte »beziehungsunfähig«. Was nicht zuletzt an seinem Beruf lag, denn zum Schreiben braucht man viel Zeit und Ruhe, und seine Partnerinnen, insgesamt drei an der Zahl, hatten dafür wenig Verständnis gezeigt. Nach dem Scheitern seiner letzten Beziehung mit einer deutschen Krankenschwester war Doc im Elsass geblieben. Er wohnte seither zur Miete im selben Dorf wie  Blacky. Es hatte ein großes Hallo gegeben, als sie sich zufällig an im dörflichen Einkaufladen begegneten. Seitdem pflegten sie jeden Mittwoch ihren Spielabend.

  Blacky fand es nicht sonderlich überraschend, das Spiel zu verlieren. Es wurde ohnehin Zeit nach Hause zu fahren, denn Nancy wurde unruhig, wenn er zu spät kam.

Doc winkte Sarah herbei: »Bringst du uns zwei Cappuccino, Süße?«, fragte er. Sie strahlte ihn an, in der Hoffnung, er würde sie nun endlich wahrnehmen. Doch Doc zeigte zu ihrem Leidwesen keine Reaktion. Draußen vor der Tür gaben sich beide Männer die Hand zum Abschied und Blacky sagte:

 

»Nancy lässt dich grüßen. Hast du Lust am Sonntag vorbeizukommen? Es gibt Wildschweinbraten.«

Nancy war eine Verehrerin seiner Schreibkunst und immer hocherfreut ihn zu sehen.

»Gerne. Grüß bitte Nancy von mir.«

 

Es war eine wunderschöne laue Sommernacht und Vollmond. Er lief gemächlichen Schrittes durch den Ort und genoss die würzige Landluft. Das Haus, in dem er wohnte, war ein altes Fachwerkhaus und vor mehr als hundert Jahren erbaut worden. Er bewohnte die Dachgeschosswohnung, die eine Größe von fünfundachtzig Quadratmetern und sehr großzügige Räumlichkeiten hatte. Diese waren zum Teil durch Schrägen eingeengt, wirkten aber dadurch umso gemütlicher.

 

Über seiner Wohnung gab es noch einen großen Dachboden, der sich flächenmäßig über die gesamte Wohnung erstreckte. Der Dachboden war im Laufe der Jahre unverändert geblieben und mit seinen in das Dach hineinreichenden großen Nischen als Rumpelkammer für allerlei Kram missbraucht worden, was sich wiederum als wahre Fundgrube für Antiquitätensammler erwies. Der bauliche Zustand des Raumes entsprach allerdings nicht den modernen Anforderungen unserer Zeit. Überall zog es und teilweise konnte man durch die Dachbalken nach draußen sehen. Im Sommer war es ein Eldorado für Wespen, die hier gerne ihre Nester bauten und im Winter war es die reinste Kühlkammer.

 

Er hätte den Dachboden gerne zusammen mit der Dachwohnung gekauft. Doch seine Vermieterin wollte nichts davon wissen. Da aber die anderen Mietparteien den Dachboden überhaupt nicht nutzten, war er der einzige Nutznießer dieses Raumes. In der äußersten, von vorne nicht einsehbaren Ecke des Dachbodens befand sich eine kleine abschließbare Kammer mit einer Dachluke, die er für sich als Bastelzimmer nutzte.

 

Die anderen Wohnungen, drei an der Zahl, waren auch bewohnt. Zwei waren vermietet und die dritte, die Parterrewohnung wurde von der Hausbesitzerin, Madame Souciére, selbst bewohnt.

 Madame Souciéres Heimat waren die französischen Pyrenäen und sie hatte in jungen Jahren dieses, damals abgeschiedene Haus, geerbt. Sie musste schon an die Hundert sein, war aber noch sehr agil und unternehmungslustig. Doc hatte ihr schon hier und da geholfen und die eine oder andere Glühbirne ausgewechselt. Seine Hilfsbereitschaft hatte dazu geführt, dass er bei Madame Souciére hoch im Kurs stand und sie ihn anhimmelte.

 

»Monsieur Doc, wenn isch wäär noch mal zwanzisch, Sie nisch vor mir sischeer, Oh, là, là«, hatte sie in ihrem unverkennbaren französischen Akzent geträllert und ihn dabei angelächelt. Ihm fiel auf, dass sie für ihr Alter ungewöhnlich schöne weiße Zähne hatte.

 

Die Wohnung im ersten Stock bewohnte ein lebenslustiger, etwas exaltierter Mensch. Er war Damenfrisör und hatte, soweit Doc wusste, etwas außerhalb des Ortes eine alte Scheune gemietet, die er zum Haarstudio umfunktioniert hatte. Udo war schwul und immer auf der Suche nach einem passenden Lebensgefährten. Er war ebenfalls wie Doc Pfeifenraucher. Das hatte dazu geführt, dass beide ihre Tabaksorten gelegentlich tauschten und dazu einen guten Rotwein tranken. Bei einem dieser Treffen hatte er Doc seine Sympathie bekundet:

»Doc, mein Goott, bis du süüß. Haach, schade, dass du hetero bist. Du wärst der Riiichtigee für mich.«

 

In der Wohnung im zweiten Stock, also direkt unter seine Wohnung, wohnte Jürgen, ein Generalvertreter für Möbel, mit seiner jungen Frau. Vroni, so hieß die junge Dame, kam aus Österreich und war, keinem Abenteuer abgeneigt. Dadurch, dass ihr Mann oft berufsbedingt tagelang unterwegs war, litt sie sehr unter Einsamkeitsschüben und dementsprechend oft konnte man spät in der Nacht verhaltene Schritte auf der knarrenden Holztreppe hören, die es eilig hatten ungesehen das Haus zu verlassen. Wenn Jürgen freitags von seiner Wochentour nach Hause kam, dauerte es nicht lange, bis die Stereoanlage auf volle Lautstärke eingeschaltet wurde, um Vronis eindeutige Lustschreie zu übertönen.

 

Alles in allem war das ein ruhiges Haus ohne außergewöhnliche Vorkommnisse, wenn man von dem einen Mal absehen möchte. Madame Souciére hielt gelegentlich spiritistische Sitzungen ab und lud ihm an eine teilzunehmen. Da Doc als Schriftsteller immer auf der Suche nach interessanten Inhalten war, sagte er, in der Hoffnung auf ein inspirierendes Erlebnis, zu. Es war noch zwei anderen älteren Damen anwesend, deren Bestreben es war mit dem Jenseits Kontakt aufzunehmen, um einen Toten in einer Erbschaftsangelegenheit zu befragen. Leider war er zu seiner Schande, als Madame Souciére ihren monotonen Sing Sang begann, eingeschlafen und erst durch den Geruch nach verschmorten Kabeln aufgewacht. Die anderen Damen hatten die Sitzung bereits verlassen und Madame Souciére saß gedankenverloren vor ihrer rauchenden Glaskugel. Ohne sich umzudrehen, sprach sie:

 

»Diese Sitzüngen sind ein Katastrof. Isch weiß nisch warüm isch das noch mach, mon Dieu.«

 

»Ist alles in Ordnung Madame?«

 

Sie drehte sich um und er erschrak. Sie war weiß wie die Wand und aus ihrem Mund tropfte Blut. »Soll ich einen Arzt rufen?«, fragte er, aber sie versicherte ihm, dass sie in Ordnung wäre und er beruhig gehen könnte. Als er sie ein paar Tage später traf, war sie wieder die nette, schelmische, alte Dame.

 

Beim Betreten seiner Wohnung war es kurz nach dreiundzwanzig Uhr und für ihn zu früh, um sich schlafen zu legen. Er ging in sein Arbeitszimmer, mit der Absicht, noch etwas an seinem Roman zu schreiben und setzte sich vor seinem Computer. Wie er so

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: by Francis Madrid
Bildmaterialien: by Francis Madrid
Cover: 370187 _original_R_K_by_ich pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 11.05.2024
ISBN: 978-3-7554-7958-1

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