Ich rieche noch den Duft Deiner letzten Zigarette,
dann bist Du gegangen.
Tränen kullern über meine Wange
und benetzen meine Lippen.
Salzgeschmack in meinem Mund
Ein kleiner Vogel sucht vor meinem Fenster nach Krümel
ich friere, aber niemand schließt das Fenster
Es wird ein früher Winter, sagt man
Eisig wird mir ums Herz
Der Stuhl mir gegenüber, bleibt leer
Ich kann den Anblick nicht ertragen und schaue weg ins Leere
Ich möchte aufstehen, aber ich sitze fest in meinem Rollstuhl
Du bist gegangen und ich bin gefangen in meinen Erinnerungen
Die Zeit verliert ihre Bedeutung, so wie es war, so wie es ist, wie wird es werden?
Ohne Dich? Ohne Dich?
Ich spüre Deine Hand auf meinem Arm. Sie streichelt mich sanft.
Drehe den Kopf zur Seite und sehe Dich neben mir im Bett liegen
Vom Zahn der Zeit gezeichnet, die Finger knochig und dünn,
abgemagert und voller Altersflecken, streichelt Deine Hand meinen Arm.
Du bist da.
Ich ergreife Deine Hand und Du schließt die Finger fest um die Meine,
so als hättest Du Angst mich zu verlieren.
Unsere Finger krallen sich ineinander, drücken fest zu, lassen los.
Immer wieder.
Dann öffnen sie sich, nur die Fingerspitzen berühren sich noch,
so als würden sie es bedauern keinen Kontakt zu spüren,
aber ich weiß.
Du bist da.
Sie weinte und es brach mir das Herz.
Sie weinte und ich konnte es nicht ertragen.
Ich konnte alles ihr geben nur weinen durfte sie nicht.
Weine nicht, weine nicht, hörte ich mich sagen.
Ich gebe gern mein Leben für Dich, aber weine nicht.
Ich bin bei ihr geblieben, viele Jahre sind vergangen und ich bereue es nicht.
Und solltest Du eines Tages im Schlafgewand mich suchen.
Dann bitte weine nicht.
Die Blätter fallen und bedecken den Boden mit bunten Farben.
Ich höre sie im Schlafzimmer aufräumen.
Ich rufe nach ihr, aber sie hört mich nicht.
Letzte Zeit hört sie schlecht.
Du machst mir Angst, sagt sie.
Sie hat Angst mich zu verlieren.
Die Blätter fallen. Ich sitze am Fenster und schaue zu.
Meine Welt ist klein geworden, nur das Fenster ist mir geblieben.
Wind kommt auf und wirbelt die Blätter am Boden.
Es entstehen farbige Muster, der Zufall spielt mit.
Es ist schon so lange her. Damals mit einundzwanzig.
Im Frühling des Lebens sah alles so einfach aus.
Jetzt ist Herbst geworden.
Wo ist sie? Sie ist so still
Sie macht mir Angst. Angst dass ich sie verliere.
Die Zeit vergeht, fragt nicht nach Sekunden, eilt fort im Takt der Zeiger, wenn sie das Ziffernblatt umrunden.
Die Zeit ist nicht nur Zeit. es ist die Zeit die uns gegeben, in der wir eine Zeitlang leben.
Das Leben schaut nicht auf die Zeit.
Es lebt, vergeht, was danach bleibt sind endlose Weiten, Tiefen, Höhen, Breiten
Der Mensch kann die Zeit nicht fassen und müht sich, sie los zu lassen.
Die Zeit ist ein Geschenk des Lebens.
Vergessen wir es, leben wir vergebens.
Lachen, Weinen, Schweigen
Lieben, Leiden, Kämpfen
Schreien, Sprechen, Singen,
Denken, Träumen, Glauben,
Immer weiter laufen, niemals stehen bleiben
Glück empfinden, Schmerz ertragen, Streiten und
Nie nach dem Sinn des Ganzen fragen.
Das nennt man Leben.
WISCH UND WEG !
Betty ist neunzehn und Single. Sie ist nicht aus Überzeugung Single, vielmehr hat das Leben oder wenn man es, so will, das Schicksal, es nicht gut mit ihr gemeint. Schon als Kind wurde sie in der Schule gemobbt und ihre Mutter, fütterte sie mit Pizza und Schokolade, bis sie übergewichtig wurde, was ihre Probleme noch verschärfte. So wuchs sie, auf sich alleine gestellt, bis das Jugendamt sie in einem Jugendheim steckte. Dort wurde sie Mitglied einer Gang und drohte ins Drogenmilieu abzurutschen. Die zuständige Betreuerin erkannte auf Grund eines psychiatrischen Gutachtens den Ernst der Lage und organisierte für sie eine kleine Wohnung, in der sie frei von negativen Einflüssen ihr Leben neu ordnen konnte.
Es ist Heiligabend und Betty liegt lustlos auf ihrem Bett.
Es klingelt an der Tür. Den ersten Impuls zur Tür zu laufen unterdrückt sie. Sie erwartet keinen Besuch, denn außer ihre Betreuerin kommt niemand zu ihr und heute am Heiligenabend kommt sie bestimmt nicht. Es klingelt wieder und wieder. Sie öffnet die Tür und sieht einen alten Mann, eingepackt im einen schmutzigen, Mantel. Vor der Brust hängt an einem Gurt befestigt ein Tablett, das er mit beiden Händen hält. Darin befinden sich undefinierbare Gegenstände, die sie mit einem Blick erfasst.
„Was soll die Klingelei. Ich brauche nichts“, faucht sie ihn an und knallt ihn die Tür vor die Nase zu.
Es klingelt wieder. Sie öffnet und will gerade eine Schimpftirade loswerden, da hält sie inne. Irgendwas an diesen Bettler
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Francis Madrid fbraeuer@unitybox.de
Bildmaterialien: Francis Madrid
Cover: Francis Madrid
Lektorat: ---
Korrektorat: --
Übersetzung: ---
Satz: ---
Tag der Veröffentlichung: 20.09.2021
ISBN: 978-3-7554-4391-9
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle einsamen Seelen.