Wir schreiben das Jahr 2320 nach Christus. Wenn nicht ein Wunder geschieht, wird die Erde wegen der Folgen des Klimawandels für alle Zeiten unbewohnbar werden.
Wissenschaftler starten einen letzten verzweifelten Versuch, den Planeten zu retten. Sie konstruieren eine Zeitmaschine, um einen Freiwilligen in das Jahr 1907 zurück zu transponieren mit dem Auftrag, das Rad der Geschichte zu beeinflussen. Die Menschen müssen, im gegenseitigen Einvernehmen, den Ausstoß von CO2 drastisch reduzieren und so die Erderwärmung und den damit verbundenen Anstieg des Meerwasserspiegels verhindern.
Frank wohnt in der South Bronx im Keller eines alten Backsteinhauses.
Er hat einen Job als Handlanger in der Druckerei eines Verlages und lebt unterhalb des Existenzminimums. Eines Nachts hat er einen Traum. Darin wird er von einer übersinnlichen Macht dazu bestimmt, als Schutzengel für ein außergewöhnliches kleines Mädchen, das im Rollstuhl sitzt, zu fungieren. Zuerst glaubt er, der Traum wäre die Folge seines Hungers, aber dann findet er einen Beweis für die Echtheit seines Auftrages, der sein Leben auf den Kopf stellt.
Irgendwas weckte ihn. Es hatte ihn viel Mühe gekostet einzuschlafen. Die Angst, die Sorge auf die bevorstehende Auseinandersetzung hatte ihn lange Zeit wachgehalten, dazu diese mörderische Hitze zusammen mit der schweißtreibenden Schwüle.
Sofort waren die Ereignisse des gestrigen Tages in seinem Gehirn gegenwärtig: Das heftige Klopfen an seiner Tür hatte nichts Gutes verheißen. Der Hausbesitzer, selbst grobschlächtig und brutal, kam in Begleitung seines Handlangers, ebenfalls grobschlächtig und noch brutaler, den längst fälligen Mietzins fordernd. Aufschub bis morgen. Der Schlag auf seine Nase hatte die Forderung untermauert.
Er fand sich am Boden wieder, Sterne kreisten vor seinen Augen, Blutgeschmack im Mund. Der Schmerz war unerträglich gewesen. Er hörte gerade noch die Drohung: „Morgen zahlen, sonst ...“ dann verlor er das Bewusstsein.
Das alte Backsteinhaus in der South Bronx gelegen, heruntergekommen, abbruchreif, von Desperados, Heroinsüchtigen und Ratten bewohnt, war sein Zuhause. Er hatte im Keller eine Kammer für zwanzig Dollar die Woche gemietet und wurde dafür von den übrigen Hausbewohnern „Kellerassel“ genannt. Sein Mitbewohner war eine Ratte, die er Mike nannte. Sich gegen die Rattenplage zu wehren war unmöglich. Die Biester sind schlau und Geld für Gift hatte er nicht, also war es besser gewesen, Mike gewähren zu lassen. Mike verteidigte sein Revier und hielt die anderen Ratten von ihm fern. Mit der Zeit war er zutraulich geworden, dankbar für die Krümel, die er fallen ließ.
Außer zu Sandy hatte er keinen Kontakt zu anderen Hausbewohnern. Sandy war eine platinblond gefärbte, nicht mehr ganz junge Prostituierte, die im Erdgeschoss wohnte. Er hatte ihr beigestanden, als zwei besoffene Jugendliche sie bedrängten. Dafür hatte er Prügel eingesteckt, aber sie war tief beeindruckt, dass er sein Leben für sie aufs Spiel gesetzt hatte und seitdem waren sie befreundet.
Er war im Alter von zehn Jahren mit seinen Eltern aus Irland eingewandert und ein Jahr später Vollwaise geworden. Seine Eltern starben bei dem Überfall eines Amokläufers in einem Kaufhaus, ihn steckte man in ein Waisenhaus, aus dem er mit sechzehn flüchtete. Er schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch, schlief in Hauseingängen, und wenn der Hunger übermächtig wurde, prostituierte er sich.
Dann das unverhoffte Glück. Er lungerte in der Hoffnung ein paar Dollars verdienen zu können vor einem Nobellokal, da traf er Mason. Mason war ein vornehmer, reicher Gay und nahm sich seiner an. Vier Wochen lang war er Mason gefügig und wohnte in Manhattan in seiner Luxuswohnung. Dann hatte Mason genug von ihm und besorgte ihm einen Job als Hilfskraft in der Druckerei eines Verlages mit hundert Dollar Wochenverdienst. Mason gab ihm noch hundert Dollar und dann war er wieder auf der Straße.
Durch einen Aushang am schwarzen Brett seines Arbeitsplatzes, erfuhr er von dieser Bruchbude, und nachdem er die Miete im Voraus für vier Wochen bezahlt hatte, zog er ein.
Die erste Zeit schlief er auf einer Luftmatratze, neugierig beäugt von Mike. Der empfand ihn als Eindringling und biss ihn jede Nacht, bis er ein Käsestück neben der Luftmatratze liegen ließ. Seitdem lebten sie im friedlichen Einvernehmen.
Die Geräuschkulisse war sein ständiger Begleiter. Sirenengeheul von Krankenwagen und Polizei, menschliche Schreie und Motorengeräusche. Jetzt im August kam die Hitze noch dazu und mit ihr die üblen Gerüche von stinkendem Müll und verwesenden Tierkadavern. Er konnte Gerüche sehr gut auseinanderhalten und deren Ursprung bestimmen. Sein Traum war eines Tages Koch zu werden und dazu brauchte man eine feine Nase.
Ein halbes Jahr hatte er als Tellerwäscher gejobbt und dabei dem Koch auf die Finger geschaut. Der Beikoch, ein junger Kerl in seinem Alter, war auf ihn scharf gewesen und für einen Quickie bereit, ihm ein paar Tipps zu verraten. Er durfte, nachdem er die Küche aufgeräumt hatte, lernen Zwiebeln zu schneiden oder Ähnliches und dafür bezahlte er mit seinem Körper. Auf dem Flohmarkt hatte er einen Stapel Kochbücher gekauft und in Gedanken immer wieder alle Rezepte gekocht. Auf diese Weise entfloh er Abend für Abend seinem tristen Alltag und mit der Zeit war er in der Theorie fit, nur die Praxis fehlte.
Nun lag er mit geschlossenen Augen auf seiner Liege und hatte Kopfschmerzen. Vorsichtig führte er die rechte Hand an die Nase, um sie zu betasten. Sie schmerzte und war voll geronnenem Blut, schien aber nicht gebrochen zu sein, wie er beruhigt feststellte.
Von der gegenüberliegenden Wand hörte er ein raschelndes Geräusch und nahm an, dass Mike sich dort aufhielt, dann aber sah er ihn direkt neben seiner Liege herumkrabbeln und wurde hellwach. War etwa dieser Schläger in seine Kammer eingedrungen?
Im fahlen Licht der von der Decke an einem Stromkabel herabhängenden Glühbirne konnte er die Umrisse einer jungen blonden Frau erkennen. Gerade wollte er sich auf seiner Liege aufrichten, da hörte er sie sprechen:
„Bleib liegen und fürchte dich nicht. Ich bin dein Schutzengel.“
„Mein was?“, sprach er vollkommen perplex.
„Du hast richtig gehört, dein Schutzengel“, dann war die Erscheinung verschwunden.
Das sind die Folgen des Hungers, dachte er, ich muss unbedingt etwas essen. Er schaute auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass es kurz vor sechs Uhr war. Zu dieser Zeit kam meistens Sandy von ihrer Nachtarbeit nach Hause.
Sandy vernahm das vereinbarte Klopfen (3 x lang, 3 x kurz, 3 x lang) und wusste, dass er es war. Sie schob an der Tür den großen Riegel beiseite und ließ ihn eintreten.
„Hei Frankie Boy“, begrüßte sie ihn in Anspielung an Frank Sinatra, dessen Vornahme er auch trug.
„Was ist mit deiner Nase geschehen? Mein Gott! Du siehst ja grässlich aus, komm, du brauchst einen Schluck.“
Sandy hatte für alle Eventualitäten eine Flasche Whisky, die sie im Küchenschrank aufbewahrte.
„Wer hat dich so zugerichtet?“
„Ich konnte die Miete nicht zahlen“
„Ah ja!“, sie wusste Bescheid.
„Heute kommen sie wieder. Kannst du mir etwas leihen?“
„Wie viel?“
„Hundert, du bekommst sie Ende der Woche wieder.“
Sandy ging an den Küchenschrank und entnahm aus einer Kaffeekanne einen Hunderter.
„Hier Honey, das ist alles, was ich habe“, sagte sie mit einem Ausdruck des Bedauerns. Er wollte ihr von der Gestalt in seinem Zimmer erzählen, verkniff es sich aber noch im letzten Augenblick. Auf dem Weg zurück in seine Kammer, traf er den Hausbesitzer und wurde gleich bedrängt. Frank nahm schnell den Hundert-Dollar-Schein aus seiner Hosentasche und zahlte seine Mietschulden. Erleichtert fürs Erste sein Wohnungsproblem gelöst zu haben, betrat er seine Kammer, aber von der Lichtgestalt war nichts mehr zu sehen.
Am nächsten Tag, es war Wochenbeginn, fuhr er mit der U-Bahn zu seiner Arbeitsstelle und kam spätabends zurück. Müde und hungrig, er hatte während seiner Mittagspause im Hinterhof der Druckerei im Müllcontainer nach etwas Essbarem gewühlt und ein Paar Sandwichreste gefunden, legte er sich auf seine Liege und schlief ein. Er schlief unruhig und hatte einen merkwürdigen Traum:
Er befand sich in einem Gerichtssaal ohne Publikum und saß alleine vor dem Richterpodest, an dem drei Gestalten saßen. In der Mitte der Richter, ein hagerer alter Mann. Links daneben eine ältere Frau, ebenfalls mit einer Richterrobe bekleidet und rechts die Blonde, die ihn morgens geweckt und behauptete hatte, sein Schutzengel zu sein.
„Was mache ich hier? Wieso stehe ich vor Gericht?“, sprach er laut und ängstlich.
„Sie stehen nicht vor Gericht“, sagte der Richter, „wir sind hier zusammengekommen, um eine Entscheidung zu treffen“
„ ... und wir müssen wissen, ob Sie Widerspruch einlegen werden“, ergänzte die Richterin.
„Widerspruch? Wem soll ich widersprechen?“
„Bleib ruhig Frank. Das geht schon in Ordnung“, sprach sein angeblicher Schutzengel.
„Na, du musst dich gerade melden“, antwortete Frank mit einem spöttischen Unterton. „Wo warst du, als meine Eltern umgebracht wurden?“
„Ich bin nur für deine Unversehrtheit zuständig“, rechtfertigte sich die Blonde.
„Und der Schlag auf die Nase?“
Die Blonde wurde rot im Gesicht und flüsterte:
„Tut mir leid, da habe ich nicht aufgepasst.“
Der Richter unterbrach sie.
„Kommen wir doch bitte zur Sache. Wir befinden uns in einer prekären Situation und benötigen Ihre Hilfe.“
Er gab der Richterin Zeichen weiter zu sprechen.
„Ein kleines Mädchen wird sich bald in einer äußerst lebensbedrohlichen Situation befinden und bedarf eines besonderen Schutzes“, erläuterte diese, „und wir befürchten, dass Ihr gegenwärtiger Schutzengel dieser Aufgabe nicht gewachsen ist.“
„... und daher unsere Frage an Sie“, ergänzte der Richter, „wollen Sie deren Schutz übernehmen, sozusagen ihr Schutzengel werden?“
Frank fiel die Kinnlade herunter.
„Ich? Äh, wieso? Schutzengel?“ begann er zu stammeln.
„Ehrlich gesagt, wir haben einen Engpass. Sie sind der Einzige, der zurzeit in Frage kommt.“
„Ich weiß doch gar nicht, wie so etwas geht“, versuchte er sich zu wehren.
„Kein Problem, Ihr Schutzengel wird Ihnen beratend zur Seite stehen“, sprach der Richter.
„Na bravo, wenn ich an meine Nase denke ...“
„Nun sei nicht nachtragend, ich sagte ja, dass es mir leidtut.“
„Die Sache ist gut dotiert“, warf die Richterin ein.
„Was heißt das?“ Er wurde neugierig.
„Bei erfolgreichem Abschluss haben Sie drei Wünsche frei.“
„... und werden automatisch auf unbestimmte Zeit als Schutzengel übernommen. Sie sind dann sozusagen unkündbar“, sagte der Richter.
„Und Kohle? Gibt es keine Kohle?“
„Nein, Geld gibt es nicht. Auch die drei Wünsche dürfen nicht in materielle Dinge umgetauscht werden“, ergänzte die Richterin.
„Ich brauche aber hundert Dollar, ohne die läuft gar nichts“, sagte Frank im festen Ton.
Der Richter und die Richterin steckten um sich zu beraten ihre Köpfe zusammen, dann sprach der Richter:
„In Anbetracht der außergewöhnlichen Situation gewähren wir Ihnen fünfhundert Dollar und kaufen Sie sich bitte was Vernünftiges zum Anziehen, so können Sie sich nirgendwo sehen lassen.“
Morgens gegen fünf wurde er wach und hatte einen fürchterlichen Hunger. Er trank aus der Sprudelflasche, bis sie leer war und dann ging es ihm etwas besser. „Blöder Traum!“, dachte er „was der Hunger alles bewirkt“ und zog seine Hose an. In seiner rechten Hosentasche steckte etwas! Er griff hinein und zog ein Bündel hundert Dollarscheine heraus.
Ihm wurde schwindelig und musste sich wieder hinlegen. Wo kam das Geld her? War es doch kein Traum gewesen? Blödsinn! Und doch, das Geld war da! Er griff nochmals danach, es waren nach wie vor fünfhundert Dollar.
Den ganzen Tag ging ihm das Geld durch den Kopf und abends nach Arbeitsende traf er eine Entscheidung: „Ich mache Folgendes“, dachte er. „Ich gehe jetzt in die Imbiss-Stube unten an der Ecke und kaufe mir etwas zum Essen. Wenn ich mit dem Geld ohne Schwierigkeiten bezahlen kann, habe ich nicht geträumt.“
Er steckte das Geld zurück in die Hosentasche und lief zur Imbiss-Stube, aber am liebsten hätte er vor dem Eingang kehrt gemacht. Ihm fehlte der Mut. Was, wenn das Geld echt wäre und der Traum kein Traum? Wenn nicht dieser horrende Hunger gewesen wäre. Er ging schnell hinein und bestellte sich an der Theke einen Big Mack für einen Dollar fünfundsiebzig und gab dem Mädchen einen Hundertdollarschein.
„Hei, Süßer! Haste nicht kleiner?“, hörte er sie fragen. Hastig sprach er:
„Ich nehme noch eine große Cola, ein Steak mit Baked Potatoes und ein Stück Apfelkuchen.“
„Haste lang nix gefuttert, was? Macht zehn fünfzig“, aber er hatte plötzlich keinen Hunger mehr.
Zurück in der Bronx ging er gleich zu Sandy, um ihr das Geld zurückzugeben. Sie nahm achtlos den Schein entgegen und sprudelte gleich freudestrahlend los:
„Frankie Boy, gut dass du kommst. Stell dir, vor was mir passiert ist, ich habe eine Reise gewonnen. Ein Wochenende auf Hawaii, First Class mit VIP Betreuung am Flughafen. Keine Economy, verstehst du? Keine Economy, First Class!“
„Toll! Freut mich für dich”, sprach er lustlos.
”Nun mach nicht so ein Gesicht. Du kommst doch mit, die Reise ist für zwei.“ Er machte eine abwehrende Bewegung.
„Doch, doch, das bist du mir schuldig. Ich kenne sonst niemanden“ und nach einer kurzen Pause sagte sie:
„Komisch, ich kann mich nicht erinnern, bei einem Preisausschreiben mitgemacht zu haben.“
Die Reise sollte schon am kommenden Wochenende beginnen, also hatte er noch zwei Tage Zeit, den Rat des Richters zu befolgen und sich ein paar neue Kleidungsstücke zu besorgen. Er kannte einen Secondhand-Laden in der Nähe und war sicher dort das Passende zu finden.
Er hatte gegenüber Sandy ein schlechtes Gewissen, denn dass dieses Preisausschreiben faul war, konnte er aus hundert Meilen Entfernung riechen.
Am Freitagabend einundzwanzig Uhr standen beide vor der Tür, neugierig beäugt von herumlungernden Jugendlichen, und warteten auf die Stretch-Limousine, die sie laut Begleitschreiben zum Flughafen bringen sollte. Der Abflug war für dreiundzwanzig Uhr vorgesehen, sodass sie, bei einer Reisedauer von zehn Stunden, früh am Morgen in Hawaii ankommen würden.
Sandys Outfit war bemerkenswert. Sie trug eine weiße Capri Hose und dazu eine pinkfarbene Bluse, deren 3 obere Knöpfe offen standen und einen großzügigen Einblick auf ihren, immer noch hübschen Busen ermöglichte. An den Füßen hatte sie weiße Söckchen und passend zur Bluse pinkfarbene Turnschuhe angezogen. Auf dem Kopf trug sie einen großen gelben Strohhut mit einer rosafarbenen Schleife und auf der Nase eine große pinkfarbene und mit Strass verzierte Elton-John-Brille.
Wie nicht anders zu erwarten, dauerte es nicht lange, bis die Jugendlichen sich ihnen Grimassen schneidend provozierend näherten und beim Eintreffen der Limousine, dem mit einer Chauffeuruniform bekleidete Fahrer die Chauffeurmütze vom Kopf stupsten und hin und her schubsten, bis er, sobald seine Fahrgäste eingestiegen waren, fluchtartig und mit Vollgas davon fuhr.
Am Flughafen wurden sie von zwei Bodenstewardessen in Empfang genommen, die sich um die Eincheckmodalitäten kümmerten. Sandys Begeisterung war beim Betreten des VIP-Bereiches nicht mehr zu bremsen.
„Oh! Frankie Boy, schau dir das an. Das ist doch ein anderes Leben als bei uns in der Bronx. Dass ich das mal erleben darf!“
Sie war mit ihrem Outfit eindeutig der Hingucker. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, die meisten verachtend, einige belustigt, aber alle schockiert, dass „so eine“ unter ihnen weilte. Sie fanden zwei freie Sitzplätze auf einer Ledergarnitur, neben einer älteren Dame, die kurz danach aufstand, um sich einen anderen Sitzplatz zu suchen. Die Stewardess brachte zwei Drinks und machte keinen Hehl daraus, dass sie es äußerst ungern tat. Sandy schien die ablehnende Haltung ihrer Umwelt nicht wahrzunehmen oder schenkte ihr keine Beachtung. Frank hingegen fühlte sich unwohl in seiner Haut. Er war sich bewusst, dass er nicht dazugehörte und nur die Tatsache, dass er einen Zusammenhang zwischen seinem dubiosen Traum und der gewonnenen Reise erkannte, hinderte ihn daran aufzustehen und den Raum zu verlassen.
Kurz vor der Abflugzeit betrat eine Bodenstewardess den Raum. Sie schob einen Rollstuhl vor sich her, auf dem ein schätzungsweise zehnjähriges Mädchen saß. Ihm war schlagartig klar, dass es sich hier um das bewusste Mädchen handelte, und ihm wurde es mulmig zumute.
„Sandy, lass uns abhauen. Ich habe so eine Vorahnung ...“ versuchte er Sandy zu beeinflussen.
„Bist du verrückt? Was für eine Vorahnung?“
„Ich hatte so einen Traum ...“
„Frankie Boy! Ich hatte auch einen Traum: Einmal, nur einmal im Leben dabei zu sein und der geht gerade in Erfüllung. Also sei ein guter Junge und halte die Klappe“ und damit war für sie die Angelegenheit erledigt.
Die Stewardess, die das Mädchen hereingeschoben hatte, ging zu einem Pult und entnahm daraus ein Mikrofon. Sie verkündete, dass der Zugang an Bord jetzt möglich wäre und begann aus einer Liste Namen zu nennen. Die Aufgerufenen begaben sich zum Ausgang und liefen durch das Innere des Andockarms zum Flugzeug wo sie an Bord von weiteren Stewardessen in Empfang genommen wurden.
Das Mädchen saß schon da, als Sandy und Frank ihre Plätze erreichten. Sie waren numeriert und sein Platz lag neben der Kleinen, die einen Fensterplatz hatte. Sie verstauten ihre Taschen in den Bags über den Sitzen und nahmen dann Platz. Das Mädchen betrachtete sie unverhohlen und nach einer Weile sagte sie zu Frank:
„Ihr seid noch nie geflogen. Stimmt´s?“ Frank nickte mit dem Kopf.
„Ihr braucht keine Angst zu haben, ist alles ganz easy. Ich fliege zu meiner Ma, die besucht einen berühmten Schriftsteller.“ Sie machte eine kurze Pause und dann fragte sie: „Ist sie deine Freundin?“
Er gab ihr zu verstehen, dass sie nur befreundet waren, und erzählte von dem gewonnenen Preisausschreiben.
Mittlerweile waren alle Passagiere an Bord und die Türen verschlossen.
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Francis Madrid 2018 fbraeuer@unitybox.de Germany
Cover: copyright by francis madrid
Tag der Veröffentlichung: 07.03.2018
ISBN: 978-3-7438-9598-0
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