Wir stehen vor ihm. Was dahinter ist, sehen wir nicht. Niemand konnte es uns sagen, weil niemand zurück kam um zu berichten. Wir stehen vor ihm. Der Nebel ist milchig-weiss und wirkt wie eine undurchdringliche Mauer aus überdimensionaler Watte. Was dahinter ist, sehen wir nicht. Wir müssen uns entscheiden. Wir sind allein. Wir sind wir, weil ich, ich bin. Ich kann hinein, weil ich, ich bin. Wir wissen es. Der erste Schritt ist schwer. Ich wage mich voran, denn ich kann hindurch, weil ich, ich bin. Wir sind hilflos, hören und sehen die Stille. Ein kurzes Dämmern in der Unendlichkeit.
Ich bin gefangen. Ich komme weder vorwärts, noch zurück. Wir sind ängstlich, weil wir, wir sind.
Der Nebel gibt uns nicht frei. Er will nicht, denn wir haben noch nicht das gefunden, was wir suchen. Doch was suchen wir? Ich suche vergebens, doch ich sehe nur endlose Watte. Wir riechen das Nichts. Wir schmecken die Leere und die Einsamkeit. Bitter. Der Nebelwall ist unendlich. Wir müssen selbst entscheiden wann wir gehen wollen. Kann ich gehen? Will ich gehen? Ich suche erfolglos, doch ich weiß ich werde finden. Ich bin ich und deshalb einzigartig. Weil ich, ich bin, werde ich finden. Er flüstert mir zu, doch ich verstehe ihn nicht. Er ist leise. Warum ist die Welt so laut, wenn der Stillste das Wichtigste zu sagen hat. Ich verstehe ihn nicht. Der Nebel gibt uns nicht frei. Wir sind allein. Ich setze mich. Der Boden existiert nur in meinen Gedanken, er ist kalt und hart. Er flüstert mir zu. Der Nebel spricht mit mir. Wir sind hilflos, hören und sehen die Stille, aber ich verstehe nicht. Er wird lauter. Er fragt wer ich bin, doch ich kann die Frage nicht beantworten, weil ich, ich bin. Wir wollen gehen, doch ich kann nicht aufstehen. Er hält mich gefangen. Der Nebel gibt uns nicht frei.
Er fragt ob ich Angst habe.
Ja.
Warum hast du Angst?
Weil ich, ich bin.
Wünschst du dir nicht mehr Du zu sein?
Nein.
Du würdest nicht mehr fühlen - keine Angst, keinen Schmerz.
Nein.
Warum willst du existieren, warum willst du, du sein?
Weil ich einzigartig bin, denn ich bin ich.
Er verstummt. Ich bin allein. Wir wollen gehen, doch ich kann nicht aufstehen. Er hält mich gefangen.
Der Nebel umhüllt meinen Kopf. Er dringt in mich ein - liest meine Gedanken und lebt meine Erinnerung. Er spricht wieder.
Warum bist du hergekommen?
Ich suche.
Wonach suchst du?
Ich weiß es nicht.
Wie willst du, der du unwissend bist, finden was du nicht weißt?
Ich weiß es nicht.
Du bist wahrlich du.
Weil ich, ich bin?
Nein. Weil du suchst. Du weißt es existiert, aber du wirst es nicht finden, da du, du bist. Du kannst es nicht finden.
Ich muss es finden.
Du wirst es nicht finden. Deine Suche hört hier auf.
Stille. Ich kann nicht aufstehen. Der Nebel gibt mich nicht frei. Er steckt in meinem Kopf, redet über meine Gedanken. Der Nebel lebt durch mich.
Ich will brüllen, doch ich gebe keinen Ton von mir. Ich höre nichts. Es ist still.
Warum wehrst du dich?
Ich will gehen.
Ich lass dich nicht gehen.
Warum nicht?
Weil du, du bist. Du bist ein Mensch. Verbraucht und bald vergessen.
Lass mich gehen!
Du existierst nicht, wohin willst du gehen?
Ich bin ich. Solange ich das weiß, muss ich existieren.
Willst du es vergessen?
Nein.
Aber du wirst es nicht mehr brauchen. Du bist hier allein.
Ich flehe ihn an, er möge mich gehen lassen. Doch der Nebel hält uns gefangen.
Ich hätte nicht in den Nebel gehen sollen.
Jeder geht durch den Nebel. Früher oder später - seid ihr alle gleich, weil ihr, ihr seid.
Dann verschwand die Stimme. Ich bin gefangen, der Nebel gibt mich nicht frei. Nur langsam frisst er sich durch meine Gedanken. Ich spüre keinen Schmerz. Ich bin allein, fühle mich aber nicht einsam.
Ich sitze da, bis der endlose Nebelwall mich endgültig verschlungen hat.
Tag der Veröffentlichung: 13.07.2009
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