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Dragonfire

Sir Henry war seines Zeichens ein Ritter und ein wirklich guter noch dazu! Er war durchaus als kampferprobt und schlachterfahren zu bezeichnen, denn er hatte schon bei mehreren Schlachten mit seinem treuen Schlachtross Rosinante gekämpft! Dieses Pferd war für seine Wildheit und sein feuriges Temperament gefürchtet, es hatte schon sechs Knappen mit seinen Hufen erschlagen! Jene Eigenschaften hatten Henry allerdings schon öfter das Leben gerettet, sodass er das Tier sehr hoch schätzte und nichts darauf kommen ließ.
Das Äußere Sir Henris machte einiges her, da er mit seinen strahlend blauen Augen, den kurzen blonden Haaren in seiner silbrig grauen und blank polierten Rüstung doch recht auffallend war. So gab es immer ein kollektives Seufzen wenn er irgendwo auftauchte oder ging. Er machte bei Ritterturnieren eine vortreffliche Figur, wenn auf seinem Pferd in voller Montur ankam, so fielen die holden Jungfrauen und edlen Fräulein immer reihenweise vor Begeisterung in Ohnmacht. Jene, welche nicht bewusstlos wurden, warfen ihm huldvoll ihr besticktes, seidenes Taschentuch zu. Denn das war der Preis des Gewinners von einem Ritterturnier, doch er gab sie ihnen jedes Mal souverän lächelnd zurück!
Sir Henri sah sich verstohlen nach einer stillen Ecke um, denn in letzter Zeit war es arg ermüdend. So sehnte er sich sehr nach etwas weniger Aufmerksamkeiten der Damen bei Hofe! Ja es waren echte Schönheiten, aber es erdrückte ihn einfach zunehmend, dass sie ihn derart forderten!
Manchmal bedauerte er sein gutes Aussehen schon fast! Das Schnauben seines Pferdes riss ihn aus seinen Überlegungen. Er kraulte das Tier hinter seinen Ohren und stellte wiederholt fest, wie sehr er dessen Gesellschaft vorzog. Der große Kopf drückte sich in seine Halsbeuge und er holte einen roten Apfel aus der Tasche seiner Kleidung. Gieriges Schmatzen sagte ihm, dass es schmeckte und Henry musste grinsen. Rosinante war ja so was von verfressen!
So langsam wurde ihm klar, dass er seinen König wohl darum bitten musste, den Hof für einige Zeit verlassen zu können. Jetzt brauchte er nur noch eine überzeugende und passende Begründung! Uh! Er fühlte sich in dieser ganzen goldenen Pracht immer etwas unwohl. Da er einen hohen Rang am Königshofe innehatte, besaß er die Erlaubnis, die königliche Bibliothek zu besuchen. Hier hoffte er auf eine Information die ihn weiter brachte. Wachsam blickte er um sich, es wäre lästig, wenn ihm ausgerechnet hier einige der Damen begegnen würden!
Lange blätterte Sir Henri in verschiedenen Büchern ohne die leiseste Aussicht auf Erfolg. Da! dieses eine farbige Bild zeigte einen furchtbaren Lindwurm, der feurige Glut spuckte. Es schien sich um eine Legende, oder Erzählung zu handeln und er las sie mit größtem Eifer! Sollte es hier im Lande tatsächlich eine solche Kreatur geben?! Die alte Schrift erwähnte außerdem, dass er in Höhlen danach suchen müsse, dass diese Wesen außerdem immer eine Jungfrau entführten und einen Goldschatz besaßen. Ja das wäre erstens ein passender Grund und zweitens lohnte sich diese Idee wegen dem Goldschatz vollkommen. Da hatte er den perfekten Grund endlich von hier zu verschwinden!
Er eilte mit schnellen Schritten bis vor die königlichen Gemächer. Vor den verschlossenen Türen blieb er nach Luft ringend stehen, denn so, in dieser Verfassung, konnte er unmöglich vor seinen König treten! Nachdem sich sein Atem beruhigt hatte, trat er gemäßigten Schrittes ein.
Mit vorsichtig gewählten Worten hub er an zu sprechen: „Mylord, ich erbitte Euch in tiefster Demut, mich ziehen zu lassen. In dem Ansinnen Eurem Ruhme und Eurer Pracht mit einer weiteren Trophäe größeren Glanze zu verschaffen!“
Erstaunt sah ihn der König nun an, doch schnell war ihm der Grund klar, denn er kannte seinen Ritter sehr gut.
„So sprecht Sir Henri! Nennt mir den Anlass, damit ich Euch ziehen lasse!“
Henri sah erfreut über so viel Verständnis zu seinem König.
„Mylord, es würde Euch doch sehr zur Ehre gereichen, im Besitze des Kopfes des Lindwurms zu sein, glaubt Ihr nicht?“
Nachdenklich rieb sich der König das Kinn, es stimmte ja was Sir Henry da vorschlug!
„Es sei Sir Henry! Ihr dürft gehen, ich wünsche euch viel Erfolg bei Eurem Einfall!“
Henri verneigte sich tief, ehe er wieder stand.
„Habt Dank Mylord!“
Schwungvollen Schrittes verließ Henri das Gemach und der König sah ihm lächelnd nach, ja dem würde etwas Abstand sicher gut tun!
Sir Henry ritt also erst einige Meilen fort vom Hofe, seine Rüstung und anderen Besitz zog sein Pferd in einem Karren hinter sich her. Natürlich hatte sich Rosinante absolut geweigert, er hatte sie erst mit Äpfeln bestechen müssen!
Seit einigen Tagen war er nun schon unterwegs bis er zu einem Dorf kam, wo die Felder besonders reich unter goldgelben Ähren wogten. Hier wollte er Fragen, denn der alte Texte sagte, das sich Lindwürmer solche Dörfer suchten.
Im Rathaus fand er den Dorfvorsteher und seine bezaubernd schöne Tochter. Diesen Zwei trug er sein Anliegen um einen Drachen vor und sie konnten ihm passende Informationen geben. Als er sich umdrehte, um das Haus zu verlassen, sah er nicht das seltsame Lächeln dieser Zwei.
Es war sonnig in dieser Richtung, in der es eine große Höhle geben sollte. Wenig später erreichte er den beschriebenen Ort. Etwas war hier seltsam, doch im Moment war er einfach zu müde, um sagen zu können was. So befreite er Rosinante vom Geschirr und legte sich ins grüne Gras, der warme Sonnenschein ließ ihn einschlafen. Sein Ross würde schon auf jedwede Gefahr achten, so konnte er hier unbesorgt liegen.
Durch ein lautes Schnauben wurde er ruckartig wach! Was er sah, ließ ihn an seinem Verstand zweifeln. Denn da stand sein sonst so aggressives Tier und ein Fremder kraulte durch die lange Mähne. Im ersten Moment hatte er geglaubt eine Frau zu sehen, doch jetzt war klar, dass es sich um einen Mann handeln musste! Eine eher zierliche Gestalt, langes Haar in einem Zopf und fein geschnittene Gesichtszüge mit heller Haut erklärten seinen Irrtum gut. Der musste von weit her gekommen sein, da seine Kleidung und sein Gesicht so untypisch für dieses Land waren.
„Oh, Ihr seid aus Eurem Schlaf erwacht edler Ritter!“
Jetzt schaute er in ein freundlich, lächelndes Gesicht und wirklich smaragdgrüne Augen. Vor Überraschung fehlten ihm die Worte. Nun ging der Fremde einige Schritte und machte dazu eine weit ausholende Geste.
„Edler Ritter nennt mich einfach Yuu-Chan und wenn Euch dieser schöne Platz auch so gefällt, dann bleibt, so lange Ihr wollt!“
Henri war erstaunt über so viel Entgegenkommen.
„Yuu-chan leider reichen meine Vorräte nur einige Tage und könntest du BITTE aufhören mich derart zu hofieren? Ich bin Henri und einfacher Ritter am Hofe des Königs!“
Jetzt war Yuu wirklich interessiert, denn was machte ein Ritter soweit vom Königshof?! Und noch dazu so ganz ohne Gefolgsleute?
„Oh, Ihr werdet keinen Hunger leiden Henri, versprochen! Aber was sucht Ihr hier überhaupt so fernab?“
Henri grinste, na der war mal echt nett! Aus welchem Land der wohl kam?
„Naja, eigentlich wollte ich mal wieder etwas Abstand vom Hof und so sagte ich meinem Lord, dass ich ihn den Kopf eines Lindwurm bringe! Aus welchem Land kommt ihr, Yuu-chan?“
Ein kalter Schauer rann Yuu über den Rücken, das war gar nicht gut! Der wollte allen Ernstes den Kopf eines Drachen! Allerdings machte ein Blick zu Henri dessen offene Grundnatur deutlich. In ihm begann ein Plan zu entstehen…
„Ich entstamme dem Fernen Osten, das Land heißt China! Gibt es noch andere Gründe, aus denen Ihr hier seid, Henry?“
Ein schweres Seufzen entkam diesem. Ein erschöpftes Auflachen machte ihm die Bedeutung der Lage klar, in der Henri war, doch nun sagte dieser auch etwas dazu.
„Ja wisst Ihr, Yuu-chan, ich bin nicht nur wegen einem Lindwurm losgezogen, sondern aufgrund der weiblichen Wesen!“
Abermals seufzte Henri schwer! Nun war Yuu gespannt, was ihm der Ritter erzählen würde! Jetzt hatte in diesem Lande gerade einmal der Sommer begonnen! Er fand es so ziemlich die beste Zeit im Jahr, denn er liebte die brennende Sonne auf seiner Haut zu spüren!
„Hört, Yuu-chan, es ist etwas mir etwas unangenehm, aber ich bin eigentlich eher ausgezogen, um von der holden Weiblichkeit Abstand zu gewinnen. Leider ist es am Hof so, dass ich dort nur selten so entspannt bin wie jetzt! Da ich eben ihrem Geschmack entspreche, lassen sie mir nur wenig Ruhe. Es ist schön hier und so bleibe ich gern noch eine Weile.“
Die Wochen vergingen und jedes Mal, wenn Yuu vom Dorf kam, so hatte er genug zu essen für sie beide bekommen. Anfangs hatte sich Henri sehr darüber gewundert, doch Yuu hatte ihm erklärt, er helfe den Dorfbewohnern bei wichtigen Dingen und das sei der Lohn! So machte sich der Ritter keine weiteren Gedanken darüber. Er hatte auch längst mitbekommen, wie sehr sie seine Gegenwart im Dorf schätzten und dass sie ihn respektierten. Ebenso war ersichtlich, dass die Tochter des Dorfvorstands liebend gerne seine Frau gewesen wäre! Ein wenig seltsam fand er Yuu schon mit seiner Macke, einen Goldschatz in dieser Höhle zu lagern und den Schmuck, der es war, auch noch zu tragen! Gekrönt wurde das mit der Tatsache, dass er Henri dann immer fragte, ob es ihm stünde und das war bei einem Mann ja echt schwer zu sagen. Inzwischen war es sogar so weit gekommen, dass der Chinese ohne Schwierigkeiten auf Henris Pferd reiten konnte, worüber dieser nur den Kopf zu schütteln vermochte! Ein naher Bach versorgte das Tier und sie mit genügend Wasser in der Hitze.
Ein Bote kam sehr eilig vom Dorf und bat Yuu ihm eilig zu folgen, so kam dieser der Forderung ohne Zögern nach.
„Lord Yuu! Endlich seid Ihr hier, meinem Großvater geht es furchtbar schlecht! Ich bitte euch, helft ihm!“
So trat Lord Yuu an das Bett des Kranken, welcher nur mühsam Luft bekam. Seine kühlen Hände glitten sacht über die fiebrig-heiße Haut des Kranken. Schnell hatte er den Ursprung der Grippe ausgemacht, nun bat er alle Verwandten den Raum zu verlassen. Eilends wurde seinem Verlangen Folge geleistet!
Er konzentrierte sich ein wenig über den Oberkörper des Alten und gleißendes Licht erfüllte das kleine Zimmer. Ein schwaches Stöhnen kam aus der trocken Kehle des Kranken, den ein Gefühl von Wärme einhüllte. Lautlos trat er aus der Kammer und besorgte Gesichter folgten seinen Bewegungen.
„Lasst ihn einige Stunden vollkommen ungestört schlafen, denn erst dann wird er wieder aufwachen.“ So sagte ihnen Yuu lächelnd.
„Habt tausend Dank, Mylord! Wie kann ich euch nur jemals dafür bezahlen?!“
Yuu sah in das Gesicht eines jungen Mädchens, höchstens zwölf Jahre alt. Er wusste ja, dass Bauern nie über besonders viel Geld verfügten.
„Wie ist es, wenn ihr einfach weiterhin für meinen Gast und mich das Essen bereitstellt? Ich denke, das ist die beste Lösung für alle!“
„Habt Dank, Lord Yuu, Ihr seid zu großzügig!“
„Nein, meine Kleine, ich bin einfach gerne hier und eure Verschwiegenheit schützt mich!“
„Oh, aber das ist doch selbstverständlich!“
So rief sie erstaunt, da seine Anwesenheit Wohlstand für das gesamte Dorf hieß! Kannte doch jeder hier das große Geheimnis, über das er verfügte! Denn dank ihm gedieh alles auf den Feldern und all ihr Vieh in den Ställen. Weil er diesmal sogar das Leben Ihres Großvaters gerettet hatte, so bekam er das beste Stück des Sonntagsbratens für sich und seinen Gast.
Auf dem Rückweg in seine Höhle dachte er über den Anfang nach, dass er sich vor einigen Jahrhunderten eben diesen Platz aufgrund seiner Schönheit und Ruhe gesucht hatte und wie schwer es doch war, ehe ihm die Menschen hier vertrauten. Er wusste von der Tatsache, dass er die Tochter des Dorfvorstehers heiraten konnte, doch leider stand ihm nicht der Sinn nach Frauen! Etwas bedauerlich war es schon, denn sie war eine echte Schönheit und er hätte auch keinerlei Widerstand seitens der Dorfleute erfahren! Nur waren seine Pläne leider anders…
Ja er wandelte auf Freiersfüßen, doch unter solchen Umständen war die Suche etwas schwierig zu nennen. Es hatte während seiner Zeit hier immer mal einige sehr schöne Frauen gegeben und wie viel einfacher es doch sein könnte, gefiele ihm eine von diesen Schönheiten für immer! Aber nein er musste ja unbedingt einen Mann für sich finden. Schnell war ihm klar, dass er wohl kaum nach einem der Bauern hier Ausschau halten konnte.
Und jetzt hatte ihm das Schicksal einen attraktiven Fremden vom Königshof geschickt, nur um ihn damit zu narren, dass ihn dieser töten wollte! Oh Scheiße! Wie war es möglich diesen Kämpfer dazu zu bekommen, mit nach China zu reisen?!
Als er wiederkam, saß Henri bei seiner Rosinante auf dem Rücken und ritt in schnellem Galopp durchs Gras. Ja da war im wieder sofort klar, warum es ausgerechnet dieser Ritter sein sollte… Im Grunde dachte Yuu, wollte er doch genau das Gleiche von ihm, wie die ganzen Frauen am Hof! Nur wie sollte er den Ritter für sich gewinnen, der hatte doch mit seinem auffälligen Aussehen freie Wahl!
Naja, er musste es wenigstens mit einer Idee versuchen und so langsam keimte in ihm auch ein genauer Plan, was er dafür machen würde. Auf diesem Weg war das einzige, das er brachte, Zeit. Je länger er für Henri den Kameraden gab, desto größer wurde seine Ungeduld und Eifersucht auf die Frauen. Denn auch hier verschlangen ihn diese mit Blicken.
Es war heute sehr sonnig und Yuu sah seine Chance gekommen, ihn mal mit etwas Neuem zu überraschen. So kam er mit einem goldenen und rötlich gefüllten Kelch zu Henri. Dieser blickte ihn erstaunt an, was für eine Sache brachte der da?
„Hey edler Ritter, ich habe hier ein kostbares Getränk aus meiner Heimat, Ihr solltet es wenigstens probieren!“
Verschlafen rollte sich Henri in die Richtung, aus der die Worte kamen. Langsam setzte er sich auf und sah zu Yuu.
„Ok danke, dann werde ich Probieren, aber passt ein solcher Wein zur Mittagszeit?“
„Es ist kein Wein, Sir Henri. Dafür werden in meiner Heimat sehr hohe Summen geboten! Und ich schenke Euch einen Kelch davon, weil mir an eurer Gesellschaft liegt!“
„Hm, dann muss es wirklich teuer sein und Wein ist es nicht?“
Yuu lachte hell auf.
„Nein und auch keinerlei Bier oder ähnliches! Man könnte sagen, es handelt sich um ein Stärkungsgetränk aus China…“
Die letzten von Yuu’s Worten waren eher gehaucht, als gesagt. Wie eigenartig! So schoss es Henry durch den Kopf. Nun gut er würde es probieren, denn neugierig war er jetzt ja schon darauf, wie diese Flüssigkeit schmeckte!
Im selben Moment überlegte Yuu still, ob er da nicht einen großen Fehler machte, aber er konnte nicht anders. Hatte er doch nach verdammt langen Jahren den einen gefunden, den er seiner Familie vorstellen wollte, um ihn für immer an seiner Seite zu wissen! Aber er brauchte einen überzeugenden Grund, ihn mit in sein Heimatland bringen zu können, denn er wollte Henri nicht gegen dessen Willen verschleppen!
Unvermittelt begann Henri erneut von den Frauen am Hofe zu erzählen und plötzlich fragte er Yuu etwas.
„Sag Yuu-chan, wie sind die Frauen bei euch in China, sind sie auch so sehr aufdringlich? Wie sind sie in ihrem Wesen? Wisst Ihr ich überlege, ob ich mir nicht vielleicht dort eine Gefährtin suchen sollte. Ich meine natürlich nur, wenn sie einen zurückhaltenden Charakter besitzen!“
Yuu schaute ihn absolut verblüfft an, da lieferte ihm Henri ja gerade den absolut perfekten Grund, um ihn freiwillig mit nach China zu nehmen! Das hieße außerdem auch noch, dass er Monate dafür Zeit haben würde…Na wenn das kein Glücksfall für ihn war! Es erschien ihm sogar als ultimative Gelegenheit sein Schicksal in die richtige Richtung zu lenken. Einfacher würden es kaum noch sein können, dann musste er dem Ritter nur seine Gefühle, die Bewegründe und die Wahrheit des ganzen deutlich machen. Ja genau das war der Springende Punkt!
Gut für jemanden von Adel, so wie ihm, war es nicht sonderlich schwer ein schnelles Reiseschiff anzuheuern. Natürlich mit angemessenem Komfort und geräumiger Doppelkabine. Er glaubte nicht, dass dieser Ritter schon jemals per Schiff gereist war, denn das war richtig teuer! So würde dieser wenig Fragen wegen der Kabine stellen…
„Ja Sir Henri, unsere Frauen sind wesentlich kühler, als jene in Eurem Land! So solltet Ihr den Versuch wagen, oder habt ihr Angst vor der Weite der See? Wir werden für Monate absolut nichts Anderes erleben!“
Ein wenig erschrocken sah der Ritter den Chinesen an.
„Werden wir wirklich nur auf diesem Schiff sein?!“
Yuu lächelte ihn tröstend an. Ein kurzes, helles Glitzern geisterte durch die dunklen Augen Yuu’s.
„Naja, ich sehne mich so sehr nach meiner Heimat, dass ich ein schnelles Schiff wählen werde, ok? Aber leider werden sich trotzdem kurze Pausen auf Land ergeben, denn wir müssen für so eine weite Strecke mehrmals unsere Vorräte auftanken! Seid Ihr sicher, dass Ihr eine so lange Fahrt auf einem Schiff durchhaltet?
Yuu ging ein Letztes mal in das Dorf, dessen Leute ihm für so lange Schutz vor neugierigen Fragen geboten hatten. Die Nachricht über seinen Aufbruch und sein Fortgehen war in Windeseile durch das gesamte Dorf gerauscht! So waren alle untröstlich über seinen Abschied, besonders die Tochter des Dorfvorstehers, auch wenn das zu erwarten war. Denn jeder konnte sich denken, dass der Fremde aus der fernen Heimat auch wieder gehen würde.
Das Jahr näherte sich dem Zenit. Im Herbst und Winter war die Gefahr für Stürme besonders groß! Da sollten sie schon möglichst weit von Festland weg sein! Natürlich bekam sein Schlachtross einen bequemen Platz im Bauch des Schiffes. Henri wäre es nie in den Sinn gekommen, es nicht mit zu nehmen!
Das Meer begrüßte sie mit einem Bilderbuchwetter, Henri staunte wie ein Kind und Yuu schmunzelte darüber im Stillen. Die Möwen kreischten über den Schiffen im Hafen. Die Kleineren lagen direkt am Kai vertäut, doch jenes, welches Yuu bestimmt hatte, war deutlich größer und es sah auch unverkennbar stabiler aus.
Die Segel bauschten im Wind auf, denn dieser Wehte recht kräftig auf der weiten See. Henri stand am Bug und sah Europa in der Ferne immer kleiner werden. Wehmut überkam ihn plötzlich und er begann sich zu fragen, wann er es wohl wiedersehen würde…Ein kräftiger Wind brachte sie mit einer recht hohen Geschwindigkeit voran. Das Knarren der Segel und das Ächzen des, ansonsten stabilen Holzes, wurde Henri zunehmend unangenehm. So begab er sich lieber unter das Deck des Schiffes. Diese Reise auf dem Meer, war einfach eine zu neue Erfahrung. Eine gewisse Übelkeit hatte sich zu seinem leichten Unwohlsein dazugesellt. Yuu kam nach ihm sehen, ob es ihm gut erginge und verschwand sofort wieder.
Als er wiederkam, hatte er ein gelbes Pulver und einem Krug dabei. Henri blickte ihn ermattet an, denn inzwischen hatte das Unwohlsein sein Opfer gefordert und der Ritter sich ins Meer übergeben müssen! Ein dankbares Lächeln zierte sein Gesicht, das trotz der momentanen Blässe noch immer anziehend für Yuu war. Dieser rührte die Arznei mit etwas Wasser an und gab sie Henri zu schlucken.
Dem ging es bald wieder besser und so ging er deutlich beschwingter an Deck. Der Kapitän erkundigte sich sogar kurz nach seinem Befinden, schließlich waren sie gut zahlende Gäste auf seinem Schiff!
Währendessen hatte Yuu sich endlich dazu durchgerungen, Henri in dieser Nacht von seinen Gefühlen zu erzählen! Dass er damit auch eine Zurückweisung des Ritters, den ja bisher nur Frauen umschwärmt hatten, riskierte, das hatte er bedacht. Doch er konnte den Zustand, so wie es jetzt war, einfach nicht länger ertragen! So zogen sich die Stunden für Yuu in quälende Länge, ehe endlich der Abend hereinbrach und es ruhiger wurde auf dem Schiff.
Ein wenig von Heimweh geplagt saß Henri ein wenig bedrückt in der Kabine und starrte aufs Meer hinaus. So hörte er auch nicht die Schritte Yuu’s. Dessen lange Haare verwehten plötzlich einen Großteil seines Sichtfeldes.
Der Kuss von Yuu kam so absolut überraschend, dass Henri ihn nur fassungslos ansah. Er war absolut unfähig, auch nur ein einziges Wort zu sagen. So waren seine Augen weit aufgerissen in einem ungläubigen Gesicht. Das Glitzern der grünen Iriden war hypnotisierend, seit wann hatten sich die Dinge so verändert?! Wieso hatte er davon nichts bemerkt?! Fragend und verlegen sah er nun zu Yuu, der verzog keine Miene.
„Warum Yuu-chan?! Was sollte das so plötzlich, Ihr seid doch keine Frau!“
„Auch wenn es für dich sicher total verrückt klingen mag, aber es liegt mir äußerst viel an eurer Nähe! Ich fürchte da sind meine Gefühle wie die einer Frau. “Henri sah ihn an, als kenne er Yuu nicht, sondern sähe ihn zum ersten Mal vor sich. Er wich einige Meter vor ihm zurück, um einen sicheren Abstand zu gewinnen. Yuu’s Gesicht war jetzt sehr ernst auf ihn gerichtet.
„Glaubt ihr, das wüsste ich nicht? Henri hört mir bitte genau zu, ich verlange nicht, dass ihr das einfach so begreift, ok?“
Nun war es an Henri, dem die doch sehr vertraute Ansprache auffiel, zögerlich zu nicken. Eine hektische Röte zog sich über sein Gesicht. er fragte sich still, was über seinen sonst eher beherrschten Begleiter gekommen war. Ein hilfloses Schulterzucken lenkte seine Aufmerksamkeit wieder zu Yuu.
Dieser näherte sich Henri jetzt, ohne weiteres Zögern und sah ihn abwartend an. Erneut küsste ihn Yuu und silberne Schlieren durchzogen die Iris der dunklen Augen. Suchend und zielstrebig strichen seine Hände über den Oberkörper und unter die Kleidung des Ritters. Dem entfuhr ein erstauntes Keuchen und er kniff die Augen zu.
Die kühle Zunge Yuu’s fuhr an seinen Lippen entlang in der Hoffnung, Henri würde sie öffnen, doch der war viel zu verblüfft dafür! Atemlos war sein Blick zu Yuu und fragend, wie solche Dinge sein konnten! Er ließ sich von dem Chinesen in das Bett des Schiffes drücken, ein unsicheres, schiefes Grinsen zog sich über seine Lippen.
Gründlich verlegen rückte er ab, als Yuu über ihm sein Becken an ihm kreisen lies. Ein dunkles Grollen kam aus dem Mund des so zart wirkenden Yuu. Henri hatte das Gefühl, als würden kleine, spitze Zähne seine Haut berühren, wo ihn der Chinese mit Zunge und Lippen streifte…
Das Wispern direkt an seinem Ohr, schickte einen Schauer über den Rücken des Ritters.
„Ich brauche dich Henri und ich schwöre, ich werde nicht wüten, nicht zerstören und mit Feuer Nichts in Brand stecken!“
Irritiert von diesen Worten sah ihm der Ritter in die Augen und was er da erblickte, ließ ihn erstaunen, wie gingen solche Dinge?! Langsam fragte er sich echt, was mit Yuu in Wirklichkeit los war! Denn seine anfangs nur silbern durchzogenen Augen wirkten jetzt wie poliertes Silber und schimmerten wie die Schuppen eines Fisches! Wann hatte sich Yuu eigentlich komplett ausgezogen?! Erwartungsgemäß lief Henri rot an, das war einfach zu viel, auch wenn er genug Erfahrungen mit Frauen hatte, das hier war einfach anders. Jetzt rieb sich der Chinese an ihm und brachte ihn damit fast um den Verstand.
Diesmal gelang es Yuu, seine Zunge in Henris Mund zu bekommen und glitt damit über dessen Zähne. Doch dann entschied er sich, dass er nichts Weiteres mit Henri machen würde, um den nicht zu überfordern!
„Yuu-chan, Ihr habt eine gespaltene Zunge? Gibt es das in China?! Bei uns in Europa ist so was unbekannt!“
Doch Yuu nickte nur lächelnd, anstatt seiner Frage eine Antwort zu liefern. Träge rollte er sich an Henris Körper zusammen, endlich hatten sich seine Wünsche erfüllt, nun galt es nur noch den Ritter davon abzubringen, ihn töten zu wollen!
Weitere langegezogene Wochen auf dem Schiff und ein sicherer Abstand zu Yuu ließen diesen Frösteln, hatte er sich jetzt etwa alles verdorben?! Er hatte sich doch so lange mit seinen Wünschen zurückgehalten! Er hatte Henri tatsächlich einige Tage später dazu bringen können, mit ihm zu schlafen, doch seitdem hielt der sich fern.
In Henris Kopf rauchte es gewaltig, denn er konnte sich nicht zwischen Scham und Faszination entscheiden! Immer wieder schaute er unsicher auf den Chinesen und fragte sich, warum. Warum er? Gab es in China nicht genügend Andere?
„Warum Yuu? Gibt es in China nicht genug zur Auswahl?!“
„Weil ich mich einfach auf den ersten Blick verliebt habe, wie sollte ich dir da sagen können ‚warum‘. In meinem Heimatland hat sich das irgendwie nicht ergeben! Und was wirst du nun machen wegen mir?“
Ein schiefes Grinsen lag auf Henris Lippen, als er jetzt fragte.
„Aber andere Geheimnisse verbirgst du nicht noch vor mir?“
Ein schuldbewusste Zusammenzucken Yuu’s war ihm Antwort genug. Aber wissen wollte er es doch!
„Äh Henri, ich werde es dir zeigen, wenn wir bei meiner Familie sind, ok?“
Was sollte der Ritter schon dazu sagen?!
Nach einigen weiteren Wochen legten sie im Hafen von China an. Eine jubelnde Menge begrüßte die Reisenden. Als Yuu vom Steg schritt, verneigten sich die Anwesenden tief und bildeten eine Gasse zu seiner Familie. Verblüfft sah Henri dem Geschehen zu. Diener kümmerten sich um seines und um das Gepäck Yuu’s, doch bei seinem Pferd bestand Henri mit Nachdruck darauf, es selber zu führen!
„Lord Yuu, endlich seid Ihr wiedergekehrt! Bitte segnet unsere Felder für eine reiche Ernte!“
„Gewiss-gewiss habt bitte einige Momente Geduld!“
Yuu legte Henri den Arm um die Schultern und hauchte diesem einen Kuss auf die Wange. Henri bemerkte die erstaunten und durchaus auch neidischen Blicke auf sich. Doch ehe er Yuu noch etwas dazu fragen konnte, trat dieser einige Meter auf Abstand. Nun legte Yuu ohne den kleinsten Hauch Schamgefühl die Kleider ab und krümmte sich nach vorn. Die helle Haut wurde von dunklen, grünen, silbrig glänzenden Schuppen überzogen, während der Körper seine Form und Größe beträchtlich änderte!
Rauchgraue, große Pupillen ruhten nun auf dem Ritter und eine lange, gespaltene Zunge leckte über dessen Hände. Das Grollen der keineswegs plumpen Kreatur erzitterte den Boden. Henri stand genau zwischen den großen Pranken und sein Mund war trocken!
„Nun edler Ritter, wollt ihr immer noch meinen Kopf zu Eurem König bringen?!“
Ein Raunen ging durch die Menschen, als sie das hörten, doch Yuu brachte sie mit einem Schlagen seines peitschenartigen Schwanzes zu Verstummen. Henri war zu keiner Bewegung fähig. Er konnte nur stottern und hilflos seinen Kopf schütteln, denn die Kreatur in dem alten Buch war eine wirklich abstoßende gewesen, aber diese hier?!
Jetzt machte der Drachen einige vorsichtige Schritte zurück und sein großer Körper begann sich zu schütteln. Die abfallenden Schuppen kamen allerdings nicht auf dem Boden an. Der Wind wehte sie als feinen, silbernen Staub ins Land und Henri sah, dass alles was dieser streifte zu grünen begann! Er schluckte trocken und begriff, den Fehler, welchen er fast begangen hätte!
Nach einiger Zeit drehte sich der große Kopf zu ihm und die Zunge leckte ihm nun übers Gesicht, ehe das große Tier zu schrumpfen begann. Bald darauf stand wieder der eher zierliche Yuu vor ihm, doch dem Ritter fehlten immer noch die Worte.
„Nun wisst Ihr, Sir Henri, warum ich geschwiegen habe! Das, was Ihr für roten Wein hieltet, war mein Blut, denn ein Drachen wird viel älter als Menschen und ich kann mir ein Leben ohne Euch nicht weiter vorstellen! Meine Familie wird Euch willkommen heißen, denn in euren Adern fließt ein Teil meines Blutes, sonst würden euch die Drachen Chinas töten!“
Mit einem wortlos staunendem Ritter und seinem Pferd wählte Yuu nun seine Schritte zu seiner Familie.

Ende

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Tag der Veröffentlichung: 14.02.2013

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