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In einer Zeit viele Jahre nach unserer, nach einer furchtbaren Katastrophe, hatten sich weite Flächen dieser Welt mit Wasser bedeckt. Was einst große, reiche und mächtige Nationen waren, das war jetzt nicht mehr als eine kleine unbedeutende Insel geworden. Noch immer existieren einige, wenige tickende Uhren. Es gibt kaum noch Menschen die in der Lage sind sie zu lesen. Diese Welt hat sich von uns erholt und die Evolution ist nicht stehen geblieben. So gibt es in den Tiefen und Untiefen des Meeres Kreaturen, die den letzten, verbliebenen Menschen auf dieser Erde sehr gefährlich sind. Ihr unwiderstehlicher Gesang lockt alle die ihn zu lange hören, ins Verderben. Gesehen wurden sie nur höchst selten, doch man sagt ihre Schönheit sei sehr groß. Manchmal, so heißt es in alten Erzählungen, verschonten sie unser Leben.

Prinz Jameh war es schon als Kind gegeben, beim Fischfang mit reicher Beute heim zu kehren. Er liebte die wilden Wellen und den Sturm, wenn er über die weite See heulte. Ja er kannte auch den geheimnisvollen Gesang, der bei ihm jedoch keine Wirkung zeigte. Im Gegenteil er hörte ihn sehr gerne und fragte sich des Öfteren dabei, was es wohl für Kreaturen sein mochten. Solch eine klare Stimme, die so weit zu vernehmen war, was vermochte so zu singen?

Selbstverständlich vernachlässigte der junge Mann deshalb keineswegs seine Studien und seine Lehrer zeigten große Zufriedenheit mit seinem Lernverhalten. Dass dieser damit nur ein Minimum tat, ahnten sie nicht im Geringsten. Wo es doch so viele schönere Dinge als lernen gab! So saß er an manchen Tagen stundenlang am Ufer und starrte auf das wogende Meer. Was er zu finden hoffte, das wusste er selber nicht so genau. Im Gluckern der Wellen und im Gurgeln der Brandung schien ihm in einigen wenigen Momenten ein Lachen zu erklingen.

Heiraten würde er wohl auch sehr bald, da sein Vater unbedingt ein Enkelkind wünschte. Naja da war Jameh mit etwas mehr etwas Zurückhaltung bei der Sache, als bei anderen Punkten. Er war doch erst 20 Jahre, da hatten solche Dinge doch noch etwas Zeit...
So blickten seine smaragtgrünen Augen eher ratlos in die Welt, wenn sein Vater mit dem Thema begann.

Wie so oft ging Jameh bei Sonnenuntergang ins Wasser, denn dann hatte es die Sonne den ganzen Tag aufgeheizt. Die leichte Kühle schmeichelte seinem erhitzten Körper und er ließ sich von den Wellen schaukeln. Entspannt tauchte er gerne tiefer unter der Oberfläche. Auf die Art konnte er die schillernd bunten, großen und kleinen Fische bestaunen, welche seinen Weg zahlreich begleiteten. Meist brachte der Prinz einige der schönsten, buntesten Fische mit herauf, damit auch die Anderen in seinem Reich ihre Farbenpracht bestaunen konnten. Niemand wusste woher er das Tauchen so gut gelernt hatte, aber es gab auch niemanden der sich deshalb größere Sorgen machte. So folgte er diesmal einem besonders großen Fisch der aber leider zu schnell für ihn schwamm.

Atemlos tauchte Jameh wieder an die Oberfläche, er sah nicht das lachende Gesicht hinter sich. Er wusste nicht dass es eine Kreatur gab, die ihm die Fische jedesmal zutrieb, damit er sie leichter fangen konnte. Denn was immer es war, es verbarg sich sehr geschickt vor seinen Blicken. Er bemerkte nie jene Kreatur, welche ihm schon immer im Meer den Rücken von anderen Gefahren frei hielt. Prinz Jameh glaubte felsenfest, allein in der See zu schwimmen. Weil das Lachen jenen Wesens immer lautlos war, drehte er sich auch niemals danach um.
Wie viele Jahre ihm wohl noch blieben, ehe sein Vater, der König, ihm eine Braut vor die Nase setzte?!Er wollte einfach keine Heirat! Es gab doch noch seine Brüder, die konnten diese Aufgabe doch auch erfüllen.

Jameh erzählte nie welche versunkenen Städte er manchmal unter sich im Meer erblickte und das auf hohen Gebäuden sehr oft eine Uhr war. In seltenen Fällen erkundete der junge Mann tauchend die alten Gebäudeschluchten und Straßen. Es war einfach erstaunlich, welche verschiedenen Formen es gab! Im Vergleich zu den Trümmern die Erosion geschliffen hatte, existierten jene Bauwerke unter Wasser unbeschädigt.

Sein Tauchgang in diese antiken Gebäude verlief plötzlich anders, denn seine eine Hand wurde ruckartig gegriffen. Etwas zog ihn sehr schnell mit sich in die tiefen Schluchten. Mehr als nur überrascht, strebte Jameh fort, doch er wurde nur härter fest gehalten. Der andere Arm schlang sich kräftig um seinen Oberkörper. Sehr tief hinab ging die Reise durch die Fluten. Der Prinz bekam absolute Panik, da er dringendst Sauerstoff in seinen Lungen benötigte. Endlich reagierte jene Kreatur darauf, doch ganz anders als Jameh es jemals für möglich gehalten hätte. Kalte Lippen pressten sich auf seine! Eine freche, vorwitzige Zunge strich hauchzart über seine beiden Lippen, welche er mehr aus Reflex öffnete. Man war das gut, was für Dinge diese Kreatur da mit ihm machte! Doch nun regte sich heftiger Protest in ihm!!Bildete er sich das nur ein, oder war der Brustkorb an seinem Rücken wirklich flach?!Ein Schauer durchlief seinen Körper...

Hey! Das war sein erster Kuss! Wie konnte ihm dieses Wasauchimmer seinen ersten Kuss klauen?!Es brauchte nicht lange und er sah den Grund ein. Ohne diese Aktion wäre er jetzt Futter für die Fische, die er sonst fing. Flüchtig hatte er auf seine Uhr geschaut, als er hinab gerissen wurde. Die Geschwindigkeit mit der ihn jenes Wesen durch die See zog, empfand der Prinz als furchtbar. Innerhalb weniger Momente wusste er nicht mehr, wie viel Zeit er schon unter der Oberfläche war. Pfeilschnell schien es ihm, dass ihn die Kreatur an schillernden, großen und kleinen Fischen vorbei zog. Durch die alten und längst bewachsenen, steinernen Reste einer fast vergessenen Wirklichkeit ging die Reise. Legenden erzählten ihm, dass da unten einst alles voller Leben gewesen sein musste. Doch dass er es jemals selbst zu Gesicht bekam, daran hätte er nie geglaubt.

Jetzt verringerte es endlich diese irre Geschwindigkeit und er bekam die Gelegenheit jene Kreatur ein Wenig zu betrachten. Es war wirklich schön mit seiner schimmernden Haut, auf der es keine Schuppen gab. Orangefarben besaß es einen Fischschwanz anstelle von Beinen, zwischen den Fingern gab es ausgeprägte Schwimmhäute, am Hals öffneten sich Kiemen. Jameh wurde aus bernsteingelben Augen betrachtet, die von langen Wimpern umrahmt waren. Das ebenmäßige Gesicht umgaben kurze, schwarze Haare. Es war eine eher helle Haut, auf der irgendwie ein leicht samtener Schimmer lag. Ja, Jameh hatte sich nicht geirrt, die Brust dieses Wesens war wirklich flach und der gesamte Körper machte den Eindruck männlich zu sein.

Ja er blieb nach dieser genauen Betrachtung bei seiner Meinung! Nur fragte sich der Prinz langsam, wie lange das Ganze noch gehen würde und weshalb ihm das überhaupt passieren musste...Diese Kreatur verpasste ihm immer dann einen ihrer Küsse, wenn er zu ersticken drohte. Es schien ihr eine außerordentliche Freude zu machen...

„Sag, gefalle ich dir?“
Erklang es rauchig von irgendwo her.
Woher kam diese Stimme?!Verwirrt sah sich Jameh um und hörte zum ersten Mal das klare Lachen. Es Dauerte eine ganze Weile, ehe er verstand, dass die Worte direkt in seinem Kopf erklangen. Weil von dem Prinzen keinerlei Antwort kam, erzählte die Stimme in seinem Kopf weiter.
„Weist du Mensch, wir Syrr töten euch Normalerweise, wenn wir einen von euch erwischen. Doch ich muss sagen, dass du mir gefällst und genau deshalb noch dein Leben hast! Wenn du wüsstest wie lange ich dich schon beobachte und deinen Wünschen lausche. So kenne ich all die Dinge die du willst und jene welche du nicht willst!“

Jameh hörte der leisen Stimme sehr erstaunt zu. Belauschte dieses Wesen ihn etwa schon seit Jahren, wenn er beim Tauchen seinem Stress entkam? Hatte es ihn deshalb unter das Wasser in die Tiefen gerissen? Ratlos waren seine Blicke in das fremde Gesicht, welches im jetzt ein sonniges Lächeln zeigte. Oh er hatte ja vergessen, dass jene Kreatur anscheinend seinen Gedanken lauschen konnte.

Nun konnte Jameh ein übermütiges Grinsen des Wesens sehen. Ein weiterer Kuss landete auf seinem Mund Zum ersten Mal nahm er bewusst dessen Weichheit war. War es deshalb so ein vergnügliches Erlebnis für diese Kreatur? fiel ihm das Verständnis für solches Handeln nicht besonders schwer und so konnte er ein leichtes Grinsen auch nicht unterdrücken...Der Fischschwanz schlang sich um eines seiner Beine und der junge Mann machte große Augen. Das war jetzt grade ein Witz oder?!Offenbar nicht, denn jetzt ging die freie Hand mit ihren Fingerspitzen auf seiner Haut spazieren. Nun streiften sie seine Brustwarzen und er zuckte erschrocken zusammen! Ein leises Kichern bestätigte ihm, das jenes Geschehen pure Absicht war. Natürlich bekam er auch weiterhin den Sauerstoff aus dem Wasser in seine Lungen gepumpt.

Doch nun da der Syrr auch noch in seinen Schritt wanderte, strebte der Prinz von ihm fort. Was die Kreatur bedauerte, denn sie wollte dieses Spielchen noch eine Weile fortsetzen.
Jameh hielt dagegen und zeigte seinen Unmut nun wesentlich deutlicher! Ein dunkles Lachen schien seine Ohren zu kitzeln, bevor der Syrr endlich von ihm abließ .

Weiter ging der Tiefenrausch in die antiken Häuserschluchten und der Prinz begann sich zu fragen, ob er je wieder ans Land kam. Sein Zeitgefühl hatte der junge Mann längst verloren, da in diese Kreatur mit Luft versorgte. Wenn er wirklich ehrlich war, dann hatte sich Jameh noch nie so frei gefühlt, wie mit diesem unbekannten Wesen an seiner Seite. Er kannte nur seine doch sehr kurzen Tauchgänge in eine weitgehend fremde Welt.

Endlich tauchte er wieder mit diesem geheimnisvollen Etwas zur Oberfläche. Gierig japste der junge Mann nach der frischen Luft und blickte nach der Kreatur. Diese hielt einen Fisch in einer ihrer Hände gepackt. Als sie hungrig hinein biss, erkannte er nadelspitze Zähne, welche eine große Schärfe vermuten ließen.

Erneut vernahm er die inzwischen etwas vertraute Stimme in seinem Kopf.

„Weist du es ist so leicht, einen eurer Art zu erwischen. Ihr seid fast schon plump, wenn ihr in unsere Welt kommt. Es ist selten dass sich jemand mit deiner Eleganz bewegen kann! Mir gefielen deine wirbelnden, hellen und glitzernden Haare, deine hellen grünen Augen und deine schlanke Gestalt so gut. Da konnte ich einfach nicht widerstehen und habe dich aus deiner Welt gerissen. Ich bedaure meine Impulsivität ein Wenig, doch du erschienst mir in deiner Situation recht unglücklich.“

Jameh staunte nicht schlecht, diese Kreatur hatte mit nur wenigen Sätzen seine ganze vertrackte Lage zusammengefasst. Offenbar ergab das genügend Grund, um ihn da mit solcher Wucht raus zu reißen.

Jetzt sah er aus echter Neugier erneut auf seine Uhr und staunte fassungslos über die kurze Zeitspanne. Es waren gerade mal 15 Minuten vergangen!!Dabei war ihm diese furchtbar schnelle Reise, endlos lang erschienen! Er lachte laut los, denn was es auch war, dieses unbekannte Wesen hatte ihm die Freiheit geschenkt...

Eine ihm fremde Insel bot einen interessanten Anblick. Jetzt erst fiel dem jungen Mann auf, dass jene Kreatur noch immer bei ihm war. Aber warum?!Nun vielleicht würde er das auch noch in Erfahrung bringen. Doch erst machte er es sich im flachen Wasser bequem und legte sich so dass sein Kopf hoch genug für die leichten Wellen war. Er merkte es kaum, dass sich das fremde Wesen unter Wasser auf seinen Körper legte.

„Wacht auf Prinz!!Die Flut beginnt zu hoch für euch zu steigen, ihr würdet ansonsten ertrinken! Kommt und folgt mir ich führe euch zu anderen eurer Art...“

Jameh erhob erstmals das Wort an jene Kreatur.

„Hast du mich deshalb gerettet, und mich an einen anderen Ort gebracht? Damit ich diese Situation nicht länger ertragen musste? Oder war es, damit ich nicht mit einer Heirat gestraft werde? Warum hast du mir so sehr geholfen, auch wenn ich am Anfang schlicht glaubte, du wolltest mich töten?!Hast du mich hierher geschleppt damit ich mit einigen Menschen auf dieser Insel einen neuen Anfang habe?“

„Ich sagte doch bereits, das du mir gefällst Prinz! Ich habe dich aus rein egoistischen Gründen vor dem Leben gerettet das dir drohte. Du liebst doch deine Unabhängigkeit und das gefiel mir eben sehr! Wenn du es wünscht, weil du es willst, werde ich mein Leben lang an deiner Seite sein ...“

Ungläubig starrte Jameh in die bernsteingelben Augen und in seinem Kopf begann es zu rauchen. Denn das hieße er könnte für immer diese ganzen, großen Geheimnisse erleben und genießen. Ja dann wäre er wirklich in aller Endgültigkeit seine Zukunftssorgen los. Mit einem Zögern nickte er deutlich und zog das Wesen aus dem Wasser, um es innig zu küssen. Atemlos trennten sie sich. Das Leuchten in Jamehs smaragtgrünen Augen würde lebenslang nur auf dieser Kreatur ruhen.


Fin

Impressum

Texte: alles meins!
Bildmaterialien: alles meins!
Tag der Veröffentlichung: 26.01.2013

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