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Dragons? 09.2001-03.2004

Drachen. Die gibt es nicht. Oder doch? Und wenn es keine Drachen sind, was sind sie dann? Was sind sie? Woher kommen sie?

Unsere Erzählungen berichten über sie. Wenn die Dämmerung hereinbricht, kann man ihre Schreie hören. Duchdringendes Fauchen, Grollen erklingt am nächtlichen Horizont. Wie Falken stoßen sie herab. Sie haben scharfe und glänzende Krallen, seltsame Haut und leuchtende Farben an ihrem Körper. Das Letzte, was wir hören, ist ein erstickter Schrei, wenn sie eines unserer Kinder fangen. Sie fressen sie noch im Fluge!!Für uns ist es auch sonst nicht gerade ungefährlich. Manchmal greifen sie an und sprühendes Feuer erhellt die Nacht. Man darf sie nicht reizen, sonst verwüsten sie unsere Felder und Ernten. Wir nennen sie Shira, die Grausamen. Durch ihre Wildheit und unbestreitbare Eleganz üben sie eine gewisse Faszination auf uns aus. Auch deshalb ist den Jüngeren verboten, abends die Häuser zu verlassen. Bei uns ist man erst mit 23 Jahren erwachsen, denn dann erst kann man unbehelligt am Abend das Haus verlassen. Sie töten Die Menschen die dem Zauber der Freiheit erliegen, denn so frei wie sie werden wir nie sein! Mit ihren langen Krallen zerreißen Kehle und Herz desjenigen, der ihre Nähe sucht.


Seine beste Freundin war auf diese furchtbare Weise gestorben! Noch immer sah er die starren, toten Augen vor sich!!Jede Nacht kam der gleiche Alptraum, das Röcheln, die im Dunkel glühenden Pupillen und der schrille Schrei des Shira! Sie war doch erst 17 Jahre gewesen! Jeder wusste doch, wie gefährlich Shira waren! Wie hatten die Anderen solche Dinge nur zulassen können?!Er erinnerte sich genau an jenen Abend. Trotz der Gefahr war er auf seine Freundin zugerannt. Er hatte aus Leibeskräften geschrien!

„Nein Jirri! Tu es nicht!!Jirri! Bitte Jirri!“

Doch sie hatte seine Worte nicht mal Gehört...
Es hatte ihr die Kehle zerfetzt, sie tödlich verwundet. Und dennoch waren Ihre letzten Worte ohne Zorn, oder Wut gewesen.

„Kai...Sie sind uns so ähnlich...bunt...frei...und so schön...“
In diesem Augenblick war seine Welt zerbrochen, denn er hatte geglaubt Jirrie eines Tages heiraten zu können. Es war sein siebzehnter Sommer gewesen!!Jetzt war ein Jahr vergangen, seine einst leuchtend blauen Augen und honigblonden Haare hatten jeden Glanz verloren. Es war ihm egal! Den ganzen Tag saß er vor dem Haus und schnitzte Holzfiguren für den Markt. Diese verkauften sich gut und so konnte er eine Kleinigkeit dazuverdienen. Sein Leben war einfach, bäuerlich und bisher ohne Abwechslungen.

Mit leerem Blick schaute er in den Himmel. Tränen rannen ihm unbemerkt über die Wangen. Heute vor einem Jahr war sie gestorben! Er kannte die Antwort auf das Warum, denn seine Freundin hatte ihn nie belogen. Nie wieder würde er für sie da sein können!!Warum nur musste das passieren?!Verzweiflung machte ihn noch immer fast blind...

Die Dämmerung kam und langsam wurde es dunkel. Tief in seine Erinnerungen versunken bemerkte er dies nicht und hörte nicht einmal die schrillen Schreie der Shira!!Seine Eltern waren auf dem Feld, als es passierte. Sie hörten nur seinen Schrei. Er hörte ein lautes Rauschen, über ihm war. Kai wurde gepackt und ruckartig in die Höhe gerissen. Sein Zappeln und Strampeln half ihm nicht, Shira mussten große Kraft besitzen! Er wurde rasch in große Höhe gezogen, so bot sich ihm ein guter Ausblick auf die Umgebung. Der Flug an sich war lautlos und fand schnell ein Ende .Von oben sah er eine tiefe Felsenschlucht und begann jetzt an Höhe zu verlieren. Als er näher an war, konnte er viele Höhlen erkennen. Eine davon war das Ziel des Shira. Er fühlte einen starken Luftzug und landete recht unsanft auf steinernem Boden. Durch etwas Glück war er nur leicht benommen vom harten Aufprall. Daher merkte Kai den warmen Atem in seinem Nacken. Wieso brach ihm der Shira nicht einfach das Genick?!Der Junge hatte es oft genug durch die Ritzen der Fensterscheiben beobachtet!!Stattdessen stand jenes Wesen nun ein paar Meter entfernt .Es hatte die Stacheln auf Rücken und Schwanz drohen aufgerichtet!! Seine großen, glänzenden Flügel waren eng an seinen Körper gelegt. Lange Krallen und Zähne schimmerten im Dunkel. Durchdringendes Fauchen erfüllte die Höhle. Der Schrei des Shira brach sich an den Wänden vielfach, bevor das Echo verklang!

Kai kroch in die hinterste Ecke der Höhle, hockte sich hin und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Die Kreatur hörte auf mit toben, doch es war gleichgültig...
Der Junge begann zu zittern, tränen liefen über sein Gesicht.

Der Shira war wütend über seinen Irrtum!! Was er gepackt hatte, besaß das Aussehen eines Kindes! Zu spät hatte er registriert, das seine Beute zu groß war. Die Nackenwirbel waren zu dick, um sie mit einem Biss auf zu brechen! Wie es da so saß, wirkte es seltsam zerbrechlich auf den Shira. Nun gut er würde es nicht seiner Wut überlassen. Die Nächte waren relativ kühl, auch wenn sein Körper daran angepasst war. Hier besaß er nun die Möglichkeit nach Wärme, in den ungewollt kühlen Nächten. Nein der Shira würde seine Beute nicht mit den anderen teilen! Da sein Organismus nur bedingt Wärme speicherte, war diese Gelegenheit günstig. Es war ihm aufgefallen das jenes Wesen viel Gemütlichkeit versprach. So war seine Beute die perfekte Quelle angenehmer Tage, wenn es kühle Stunden ohne Sonne gab. Der Shira ging auf den Jungen zu, Neugier packte ihn. Er musste die Haare mit der Farbe der Sonne berühren, ihren Duft erfahren!!Es schien in Schlaf versunken...

Kai fuhr zusammen und war schlagartig munter. Der Kopf des Shira war zu nah! Er sah die langen Krallen schimmern!!Eine dieser Krallen bewehrten Hände fuhr durch sein Haar und eine Art Gurren ertönte. Der Shira! Wieso? Weshalb? Was sollte das alles?!Kai wurde von ihm auf die Füße gezogen. Zielsicher brachte ihn die Kreatur zu einem Heuhaufen. Und nun? Der erwartete doch nicht etwa...? Offensichtlich nicht. Uff! Aber was dann?
Der Shira setzte sich auf den Haufen, ließ den Jungen jedoch nicht los. Jenes Wesen zog den jungen zu sich herunter und dessen Körper an seinen. Die zuvor geöffneten Flügel schlossen sich langsam wieder. Er drückte den Körper seiner Beute leicht. Spitze Krallen drangen durch Kais Sachen, als er sich aufbäumte. Es tat weh!! Er konnte vor Schmerz kaum Luft holen!
„Hey was soll das?!Hör auf! Das tut weh!!Bitte!!!“
Der Shira verstand keines seiner Worte wie der Junge merkte. Auch den griff lockerte das Wesen nicht, sodass er gezwungen war, diese Form Nähe zu verdauen. Es war eine knochenharte Nacht, denn sobald sich Kai bewegte, verstärkte der Shira den Druck. Irgendwann hatte der Junge trotz der Schmerzen in den Schlaf gefunden...

Ende Kapitel 1
Mit fast kindlicher Begeisterung begann es der Junge auf und um zu schichten.

Es konnte tatsächlich ein Lächeln im Gesicht haben. Außerdem hatte es irgendeinen fremden Laut von sich gegeben, der erste seit Wochen!!!Der Shira staunte innerlich darüber. Nun ja irgendwann hatte der Shira bemerkt, das seine Beute anscheinend männlich war...Verständlich erschien es ihm nun, dass es seine Form der Übernachtung ablehnte. Es war dem Shira auch das merkwürdige rote Zeug aufgefallen, was am Morgen des Öfteren an seinen Krallen verkrustet war. Dunkelrot...Anfangs hatte es Protest dagegen eingelegt, aber dann hatte er keinen Laut mehr gehört. Bis jetzt! Warum war es ausgerechnet da hinten im Dunkel? Das mit dem Heu war eine gute Idee von seinen Freunden gewesen. Es schien dem Geschmack seines unfreiwilligen Gastes zu entsprechen. Dieser erinnerte den Shira schwach an ein spielendes Junges. War das der Grund der ihn von seinem sonstigen Verhalten abgehalten hatte? Wenn nicht, was sonst hätte noch der Anlass sein sollen? Es gab keine Antwort.

Kai konnte endlich wieder alleine in einem Lager schlafen! Kein plötzliches Erwachen in der Nacht! Keine Krallen mehr im Rücken!!Diese hatten so tiefe Verletzungen hinterlassen, das es sicher Narben geben würde. Endlich wurden die Wunden nicht neu aufgerissen und konnten heilen. Dieser Prozess fühlte sich sehr unangenehm an. Es tat noch weh, doch neue Haut ersetzte den Grind. Rötliche Narben auf heller Hat ergaben keinen schönen Anblick, wie der Junge schaudernd feststellte. Immerhin besaß er sein Leben noch, dieser Umstand war auch etwas.

Wie jenes Wesen feststellte, änderte sich das Verhalten des Jungen kaum. Tagsüber war der Shira nicht anwesend und am Abend hatte sich seine Beute längst im Heu verborgen. So ging das jeden Tag! Bedauerlich diese Sache...Es wäre von Interesse gewesen, das Verhalten etwas besser zu kennen, aber es gab keine Möglichkeit dazu. Es fehlte ihm, Kai zu schnappen, eine Wärmequelle nachts zu besitzen. Er hatte sich zu sehr an diese Sache gewöhnt! Er schlief in völliger Dunkelheit nicht gut, da hätte der Junge kaum gestört. Seine Anwesenheit wäre dem Shira sehr willkommen!!

Mist es ging einfach nicht! Er konnte keinen Schlaf finden...Schlaftrunken tappte Kai zum Vorhang der Höhle, wollte ihn zuziehen. Es ging nicht, dadurch würde der Shira erwachen! Was tun mit so viel freier Zeit im Dunkeln? Zuerst richtete er den Heuhaufen neu auf. Der Mond tauchte in Dämmerung mit seinem weißen Licht. Jirries letzte Worte fielen Kai plötzlich ein. Ob es stimmte? Reine und totale Neugier leitete sein weiteres Handeln...

Zögernd und möglichst leise ging der Junge auf den Shira zu. Er durfte auf keinen Fall erwachen! Kai hatte gesehen, was dann geschah. Jenes Wesen schlief tief und fest. Gott sei Dank! Es war das erste Mal, dass er diese Kreatur in Ruhe betrachten konnte. Die Schuppen glitzerten selbst in diesem Licht schwach. Seine Krallen leuchteten hell im Dämmerlicht. Der Shira sah so harmlos aus! Erstaunlich das der Shira so friedlich, beinahe verletzlich wirken konnte! Jirries Worte waren auf unbegreifliche Art wahr. Lange schaute Kai ihn an, ohne sich zu rühren. Es war verboten einen Dämon zu berühren! Es waren schließlich Gottes Biester!!Kai hatte geglaubt das Gott nur Engel geschaffen hatte. Wenn er das Verbot überschreiten würde, dann wäre das Sünde! So waren die Dinge doch, oder?

Langsam hockte sich der Junge hin und strich leicht über die Haare, wie weich die waren!!Toll! Welche Reaktionen konnte er erwarten?!
Kais Blick glitt über geschlossene Augen, hohe Wangenknochen und eine feine Nase, darüber ließ er sacht seine Fingerspitzen gleiten. Ein zweites Mal dauerte es etwas Länger.

Ende Kapitel 2

Der Junge erschrak über das unvermittelte Gurren. Abwartend hielt er inne, doch jene Kreatur schlief fest. Der Mund stand leicht offen, so wurden die Eckzähne und eine schmale rosa Zunge mit gespaltener Spitze sichtbar. Rot schimmernde Lippen über die Kai mit dem Finger fuhr. Ein weiteres Gurren folgte darauf. Er traute sich wieder ein Lächeln zu. So war das also! Solange man nicht zu viele Dinge verlangte, oder von ihm forderte, gab es keinen Protest. Interessant! Der Junge verlagerte sein Gewicht und legte die Hand an den Hals des Shira. Der Puls schien zu steigen. Kai machte die Augen zu, ließ die Hand weiterstreichen. Die kühle Haut mit den winzigen Schuppen fühlte sich angenehm an. Er konnte das Pulsieren unter der Oberfläche spüren. Es war so lebendig das ihn für einen Moment Ehrfurcht überkam! Er sah dem Wesen in stiller Freude zu, beobachtete die Reaktionen auf seine Berührung.

Zufriedenheit durchströmte Kai wie seit langer Zeit nicht mehr! Es war ihm völlig egal ob Sünde oder nicht, denn was der Junge hier tat, würde keine Person jemals erfahren. Er galt in seinem Volk noch als Kind, keiner traute Kindern dergleichen zu.

Kais Fingerspitzen waren vom Hals über das Schlüsselbein zum Oberkörper des Shira gewandert. Als er verharrte, bog ihm das Wesen seinen Körper leicht entgegen. Die geschlossenen Augenlieder zuckten und ein tiefes Grollen ließ den steinernen Boden vibrieren. Mit aufgerissenen Augen zog der Junge schnell die Hand weg und verkroch sich im Heu. Bald ging die Sonne auf! Ob der Mond wohl noch einmal so hell strahlte?

Die Sonne schien bereits warm, als er aufwachte. Doch heute fühlte er kein Bestreben nach Entspannung. Mit vollster Zufriedenheit streckte sich der Shira zu voller Größe. Gut gelaunt schob er den Vorhang zur Seite und trat hinaus. Er hatte letzte Nacht etwas Merkwürdiges geträumt. Auf eine unbestimmte Art war es angenehm, aber auch fremd gewesen. Er besaß keine Erinnerung an Details, weil er bei Vollmond immer einen sehr tiefen Schlaf hatte, überrascht schaute sich der Shira um. Seine Freunde standen alle vor ihm. So früh am Morgen? Und alle hier versammelt?
Sie sahen ihn seltsam an: hier leichte Röte, dort ein verhaltenes Grinsen und die zwei anderen grienten!!Was er getan hätte letzte Nacht? Ob er es wohl mit dem Mond hätte? Ratlos und ohne Verständnis war sein Gesicht, er hatte tief und fest geschlafen!!Ob er sich sicher sei? JA! Ob er dabei bliebe? Na klar!!Er verstand die Fragen wirklich nicht und schon gar nicht dass sich seine Freunde jetzt fast überkugelten. Die Freunde fingen an zu lachen und ihr Kichern klang ungläubig. Zu fünft machten sie sich auf Beutezug. Gut das nicht so oft Vollmond war...

Kai war wieder allein in der Höhle und wachte erst gegen Mittag auf. Noch einmal fragte er sich nach dem Grund seines Handelns. Weshalb hatte er solche Dinge getan? Wollte er Jirries Worte bestätigen? Hatte er mit Absicht ein Verbot brechen wollen? Oder war es einfach um neue Erfahrungen zu sammeln? Letztendlich waren die Gründe nicht wichtig für seine Entscheidung. Der Junge wusste nicht, ob er seine Familie jemals wieder sah!!Weshalb lebte er überhaupt noch?!Aus welchem Grund ließ ihn der Shira nicht gehen? Er glaubte nicht, seine Familie jemals wieder zu sehen! Was hatte Kai also noch zu verlieren? Nichts !Absolut nichts! Das eigene Leben war egal, wenn Man ständig allein war und in der Nacht Alpträume mit entsprechenden Ängsten aus stand. Jede Nacht!!Die Verletzungen waren vollständig verheilt, doch seitdem verunzierten Narben seinen Rücken. Der Schmerz war auch geblieben! Würde es wohl nie weg gehen? Bei jeder Bewegung seines Rückens, stach es wie tausend kleine Nadeln!!Kai war das hohe Risiko eingegangen, hatte so sein Leben riskiert! Die Sache hatte sich gelohnt, hatte ihn etwas Verlorenes finden lassen. Ja er würde einen Versuch machen, denn es hatte Freude gebracht.

Ende Kapitel 3


Kai erinnerte sich gut, wie der Shira seinen Artgenossen angegriffen hatte. Normalerweise besaßen jene Wesen tieforanges Feuer. Die Augen hatten gegleißt, hell und kalt waren sie gewesen! Ohne jede sonst vorhandene Wärme waren sie und das Feuer war in hellgelber Farbe gewesen. Die Flügel des Shira waren weit abgespreizt, währen sein Schwanz über Gestein peitschte. Nein er hatte nicht die ganze Zeit Feuer gespuckt. Es waren auch keine Verletzungen geblieben, trotzdem hatte sein Gegenüber einen furchtbaren Schrei abgeben. Kai erinnerte sich gut an die Angst, aber auch an das Schuldbewusstsein in den goldgelben Augen, Doch der Shira mit der hellblauen Haut, hatte sich dieses Verhalten selbst eingebrockt! Erst hatte der Junge nicht verstanden, weshalb der andere Shira mit leuchtendrotem Haar lange einfach dastand.

Kai erinnerte sich an die Momente davor...Unsicherheit lag im Blick der flackernden Augen, Wachsamkeit und Angst. In einer geschmeidigen Bewegung hatte sich der blaue Shira neben dem Anderen niedergelassen. Leicht vorn über gebeugt schaute er dem Schlafenden ins Gesicht. Kai konnte sein Anspannung fühlen. Alle weiteren Dinge schienen unter einer Art innerem Zwang ab zu laufen. Schwach war der Mund geöffnet, während die Die Zunge in voller Länge heraushing. Er kniete seitlich vor dem Gelben und strich mit beiden Händen über die Brust. Der Kiefer knackte laut. Das Flackern in den Augen wich einem stetigen, dumpfen Glühen, als er eine Hand in Richtung Bauchnabel streichen ließ. Der Junge hörte bei jeder Bewegung das Kratzen von Krallen auf der Schuppenhaut. Für solche Geräusche war ein leichter Druck notwendig. Sollte das wirklich gut sein? Die Augen waren nun halb geschlossen und die Mimik ähnelte einem Lächeln. Der Shira mit den orangeroten Haaren schlief immer noch!!Als jedoch eine Hand auf dem Knie, die Andere ganz kurz unter dem Bauchnabel war, kam die Grenze.

Er schlug mit der Schwanzkeule blitzartig zu. Nicht schon wieder! Er hasste Berührung so sehr!!Hatte ihn mit voller Kraft von sich gestoßen und gnadenlos angegriffen. Zu oft, zu lange war die Missachtung seiner Grenzen geschehen. Sie hatten ihn nicht nur „angesehen“, nein, sondern auch solche Dinge getan! Es war nicht so, dass er jedes Angebot abgelehnt hatte. Ihres er nach einer Weile angenommen, weil ihre Krallen nicht auf seiner Haut kratzten. Es war gar nicht so schlecht gewesen, mit ihr eine Höhle zu teilen. Sogar für mehrere Nächte hatte er dies getan, aber sie mit in seine Höhle zu nehmen, wollte der Shira nicht. Dabei war sie wirklich schön gewesen mit ihrer hellen orangenen Haut, pupurroten Augen und lagen, zitronengelben Haaren. Doch er hatte keine Bindung gewollt. Als sie das erkannte, da erlosch das Leuchten ihrer Augen schlagartig. In ihrer Trauer und ihrem Schmerz jagte sie ihn aus der Höhle. Er hatte ebenfalls die Eckzähne aufgestellt und beim Rückzug drohend geknurrt.
Kai war schockiert gewesen, erschüttert und konnte doch die Reaktion verstehen. Da war Vorsicht wirklich ratsam! Der Sira hatte nicht aus seinem Schlaf erwachen dürfen, sonst hätte er Kai womöglich mit Haut und Haaren verbrannt! Der Junge hatte oft darüber nachgedacht. Es waren Dinge geschehen, von denen in Kais Volk nichts existierte! Er begann die Engstirnigkeit seiner Leute gegenüber neuen Sachen zu erkennen...Hier war keine Heirat nötig, kein Gebet, niemand bestimmte für ihn eine Partnerin. Es herrschte freie Wahl unter den Shira und somit grenzenlose Freiheit.
Es tat dem Jungen nicht leid, wenn der Shira mal über Nacht fern blieb und erst am nächsten Abend von der Jagt kam.

Der Sommer hatte den Zenit erreicht. Seit dem Frühling war Kai hier und lernte aus seinen Beobachtungen so Einiges. Es war genügend Zeit vergangen, um zu begreifen, dass ihm der Shira keinen weiteren Schaden zufügen würde. Er hatte seine Angst jedoch nicht wirklich verloren. Teilweise verhielt er sich noch wie am Anfang. Viele Dinge hatte erverstanden, aber seit Neuestem gab es Fragen, die er absolut nicht begriff.

Ende Kapitel 4


Das plötzliche Verändern, des Verhaltens vom Shira hatte nach dem Vollmond nicht gestoppt. Doch seitdem fühlte Kai seltsame Ungeduld und den Wunsch, der Shira möge doch keine scharfen Krallen besitzen. Morgen war nach längerer Zeit erneut Vollmond. Durch das Geschehene kannte er die Grenze, die man nicht überschreiten konnte.

Die Wärme der Sonne, die damit verbundene Zufriedenheit fehlte ihm so sehr! Seine Freiheit fehlte ihm auch! Der Shira hatte ihn nicht einen Tag nach draußen gelassen! Ungeduld und Sehnsucht nach unerreichbaren Dingen brannten in ihm. Kai war hier seit Monaten gefangen! Der Glanz in seinen Augen war sehr schnell erloschen. Licht und Helligkeit waren verwehrt, denn jenes Wesen sonnte sich seit einiger Zeit direkt vor dem Eingang. Mit leerem Blick sah er in Richtung Vorhang. Zu Hause würde Kai nun jeden Tag mit seinen Freunden Karten spielen, Baden und Spaß haben. Vor seinen Augen verschwamm die Umgebung und die Bilder der Erinnerungen nahmen ihn gefangen in ihrem Bann. Der Junge sah und hörte nichts von den äußeren Geschehnissen. Als sich der Vorhang öffnete und der Shira auf ihn zutrat, registrierte Kai es nicht. Ausdruckslos sah ihn der Junge und in den goldleuchtenden Sonnuntergang. Einige Tränen rannen ihm über seine Wangen. Die Strahlen brachen sich vielfach darin, ehe sie auf den Boden tropften.

Der Körper vor dem Shira zuckte schwach, als er eine Berührung spürte. Schlagartig sah der Junge wieder klar und erkannte mit scharfem, entsetztem Einatmen das Wesen. Kai blickt in die mintgrünen Augen, hatte der Shira seine Gedanken erkannt?!Voller Angst war der Blick, mit dem er auf das Gesicht vor sich starrte. Wusste der Shira davon, dass er sich nun einen Ausgleich erdacht hatte? Nein er sah nur völlige Irritation und Unwissenheit. Wie gut das jenes Wesen nichts von Allem bemerkt hatte!!Er fror plötzlich und floh in den hinteren Bereich der Höhle. Was sollte das gewesen sein? Der Shira kam sonst nie eher in die Höhle, dieses Verhalten verunsicherte Kai sehr. Das war kein Angriff gewesen! Was konnte es dann bedeuten?

Durch einen Spalt des Vorhangs hatte der Shira den Jungen beobachtet. Er konnte über Stunde keine Bewegung feststellen. Kai saß reglos mit weit offenen Augen da. Er hatte sogar den Vorhang geöffnet, doch es kam keine Reaktion. Um Nahrung zu holen, war der Shira fortgeflogen. Doch der Junge war ihm bei seiner Rückkehr fast leblos erschienen als er seine Beute ablegte. Und nun so etwas! Die Kai umgebende Spannung hatte er deutlich gespürt! Der Shira hatte große Vorsicht an den Tag gelegt wegen des Jungen. Warum kamen die Tränen und das Flackern in der Iris? Weshalb diese Form der Abwehr?!Er hatte ihm nur etwas mitgebracht und sich langsam genähert. War alles nur aus diesem Grund? Kai hatte die mitgebrachten Dinge an sich gepresst und war vor ihm ins Dunkel geflohen. Was war denn jetzt falsch gelaufen?!Er sah den Jungen sonst nie im Hellen sitzen, da dieser wenn der Shira kam, irgendwo in der Höhle verschwand. Später das Wesen festgestellt, das Kai meist schon schlief. Ohne Licht gab es keine Sache, die an dem Jungen auffallen würde. Er hatte Kai ja bisher nur einmal im Tageslicht gesehen. Doch seit er Kais Haare berührte, blieb der dem Eingang fern. Jetzt, selbst nach Monaten, hätte Kai fast geschrien. Das und die ständig vorhandene Angst, konnte er sehen.

Er hatte geglaubt, es würde mit der Zeit wieder vergehen...Sein Benehmen vom Anfang tat ihm schon lange Leid, doch nun war es zu spät!!Es war ihm nicht gegönnt, das helle Haar nochmals zu fühlen. Diese großen Augen in denen sich einzig Angst, Furcht und Trauer spiegelte! Nichts Anderes konnte der Shira Tag für Tag sehen. Mit deutlichem Bedauern, erinnerte er sich an die weiche Stimme, die ebenfalls nur noch in seiner Erinnerung erklang. Der Versuch die Dinge wieder gut zu machen, scheiterte weil ihn der Junge nicht verstand.

Ende Kapitel 5

Kai tat Dinge die das Wesen nicht begriff. Alles Gebrachte vergrub er, später dann hielt er diese Sachen ins Feuer. Erst danach schien es sein Geschmack zu haben. Der Shira betrachtete ihn oft dabei, wie der Junge alle Stücke so behandelte. Ein interessanter Geruch entstand jedes Mal. Erstaunlich das sich Kai nicht wie sonst durch seine Beobachtungen gestört fühlte. Sollte er es doch mit dem Feuer versuchen! Heute bei Vollmond würde der Shira endlich durchschlafen, ohne durch Kais halblaute, nächtliche Schreie zu erwachen. In solchen Nächten weckte ihn nichts auf!!Leider gab es die Gelegenheit, eine ruhige Nacht zu haben, nur alle acht Wochen. Zu schade! Da der Junge seine Nähe mied, wie nichts Anderes, setzte er sich jetzt vor die Höhle. Der Vorhang blieb weiterhin offen...

Goldene, helle Strahlen durchfluteten die Höhle, alles leuchtete in unbekannter Schönheit. Das war einer der wenigen Punkte, die Kai seine Angst vergessen ließen. Mit den Augen eines Kindes betrachtete er die flimmernden Gesteinsformen. Nach ein paar Schritten stand er so außerhalb des Schattens, das die Lichtfäden auf seiner Haut spielten. Bunte, von den Wänden zurückgeworfene Flecken, ergaben ein bizarres Muster auf seinem Körper. Mit leisen Sohlen ging er in Richtung des Eingangs. Staunend sah sich Kai um, dieser Glanz war selbst eines Königs würdig!!

In allen vorstellbaren Farben schimmerte der Stein unter seinen Füßen! Noch immer total gebannt von der Vielfältigkeit, trat der Junge heraus. Längst hatte er den Shira in seiner Umgebung vergessen. Wie er feststellte, war sein Haar zwar länger geworden, aber auch völlig verfilzt. Suchend sah er sich nach etwas um, das er als Kamm benutzen konnte. Schnell fand er einen brauchbaren Gegenstand. Nach einiger Zeit hatte er endlich sein vorher verfilztes Haar entwirrt. Seine Eltern würden über die Länge staunen, hier wuchsen sie schneller!

An Eltern, Freunde und sein Zuhause dachte Kai und sprach jene Worte kaum hörbar aus. Mit Wehmut schaute er zu den Wolken am Himmel. Das Gebet kam von selbst.
„Bitte sag ihnen ich lebe noch, es gibt mich noch! Obwohl der Tod weniger hart wäre als das Leben hier. Er wäre einfacher und mit weniger Schmerz verbunden! Sag ihnen bitte diese Sachen!!“
Er faltete die Hände und legte den Kopf in den Nacken.
„Schütze sie oh Herr! Gib mir die Möglichkeit für einen Rückweg!“

Er breitete die Arme weit aus.
Wieso war er vogelfrei und doch gefangen in Dingen die er nicht verstand?!Nun hatte er die Wärme der Sonne, aber die Ungeduld blieb. Weshalb? Kai wollte nicht so fühlen, weil solche Gefühle nicht richtig waren. Was er getan hatte war Wahnsinn gewesen! Sein Leben für ein derartiges Gefühl zu riskieren, so ein Verhalten war einfach verrückt!!Warum also nochmal so ein Risiko eingehen? Er kannte inzwischen die Antwort, denn sein Körper reagierte, ohne vorher seine Meinung ab zu warten, gegen seinen Willen!!Nannte man das etwa Instinkt?

Kai drehte sich zum Eingang und sah den Shira auch draußen davor sitzend. Beobachtend und so bewegungslos wie eine Statue. Das einzig lebendige waren die zwei Augen, so grün wie ein Aventurin. Seine Haare so orange wie Karneol, seine Krallen wie Perlmutt und die Lippen wie aus Rubin, oder Granat. Der Körper schien wie aus Messing oder Gold zu sein .Sie waren ohne Regung. Ausgerechnet jetzt fiel ihm der letzte Vollmond ein und wurde tiefrot. Nein das war wirklich eine momentan zu peinliche Erinnerung! Er rannte ins schützende Dunkel...

In majestätischer Schönheit ging der Vollmond auf. Am dunklen Himmel funkelten Sterne, wie Diamanten auf schwarzblauem Samt. Schneeweiß beleuchtete die runde Mondscheibe mit ihrem Schein auf Steine und in die Höhlen. Es ließ scharfe Kanten weich und hartes Gestein weicher erscheinen, als es wirklich war. Die Haut mit den leicht durchschimmernden Adern wirkte fast wie Marmor. Kai hatte tatsächlich Schlaf gefunden.

Der Shira lag noch wach und sah den Jungen an, welcher ursprünglich als Beute gedacht war. Zwei Monate hatten verstreichen müssen, damit sich sein Verhalten änderte. Diese Veränderung war überraschend gekommen. Er hatte nicht gedacht, dass Manches so einfach sein würde. Endlich nach so langer Zeit hatte der Shira andere Dinge, als Angst in seinen Augen, seinem Gesicht gesehen. Nicht länger die Ablehnung gegen dieses Leben. Als die Sonne Kais Haut bestrahlte, hatten dessen Augen hell aufgeleuchtet und ein frohes Lächeln ließ dessen Gesicht strahlen. Die Emotionen unbekannt und völlig fremd, hatten auf der Haut und im Körper des Shira einen wilden Tanz aufgeführt. All jene Dinge passierten, weil er den Jungen so beobachtete. Und er fand das so seltene Lächeln auch noch gut!!Wahnsinn! Ob so Etwas wohl noch normal war?!Jedenfalls waren diese Ereignisse sehr befremdend gewesen. Der Shira erinnerte sich daran, was er bei Kai sah, war Freude, Übermut, aber auch Sehnsucht und Trauer gewesen. Und war da noch für einige Momente Ungeduld gewesen?!Weshalb eigentlich? Merkwürdig!

Leios, das war bisher ein Name. Es war bei Ihrem Volk so, dass der Name erst später bestimmt wurde. Die Wahl gestaltete sich abhängig vom jeweiligen Verhalten, sodass es immer zwei Varianten eines Namens gab. Leios galt bei ihm, weil er einfach niemanden jemals an wirklich an sich heran ließ.

Der Junge erwachte, da die Strahlen des Vollmondes in seine Ecke fielen. Der Widerstreit stellte seine Nerven auf eine harte Probe. Langsam erhob sich Kai und ging auf die schlafende Gestalt zu. Die sonst hellgelben Schuppen wirken silbrigweiß. So trügerisch war der entstandene Eindruck von Sanftheit, denn es war das genaue Gegenteil der Wirklichkeit. Kais Meinung hatte sich in der vergangenen Zeit nicht geändert.

Genauso vorsichtig wie beim letzten Mal strich der Junge eine Haarsträhne aus dem Diesmal war dabei jedoch weniger Angst im Spiel. Der Shira wirkte fast kindlich mit dieser zusammen gekrümmten Haltung. Die Gesichtszüge waren völlig entspannt. Ein schwaches Lächeln glitt über Kais Gesicht, als er das sah. Die Augen halb geschlossen, begann er über die hohen Wangenknochen zu fahren... So angenehm kühl und glatt war das Gefühl, es erinnerte ihn an eine Schlange. Es waren geschlossene Augen ohne Brauen, dafür aber mit langen Wimpern. Sie zucken schwach, da der Junge die Lider berührte und einen Kuss auf die Stirn hauchte. Er ließ zwei Finger über den Nasenrücken gleiten und stoppte an den Lippen. Sie waren im Licht hellrot und auf ihnen lag ein Schimmer von Feuchtigkeit. Fast mit Erdbeeren zu vergleichen, wie Kai einfiel und bestimmt waren sie ebenso süß...Ein Versuch zu wagen, ob es stimmte, war ausgeschlossen!

Nun würde er ein paar neue Ideen ausprobieren...Mit weit ausgebreiteten Fingern strich Kai über den Oberkörper des Shira. Kniend fuhr er mit seiner seiner anderen Hand das Dreieck von Unterkiefer und Kehle nach. Langsam und mit Bedacht ließ der Junge die rechte Hand vom Oberkörper zu den Schultern und zum Beckenknochen gleiten. Als er dabei den Druck leicht verstärkte, fühlte er die Verspannungen unter der Haut. Es waren so viele an verschieden Stellen! Weiter konnte Kai nicht nach Verspannungen tasten, sonst würde das Wesen erwachen...

Ende Kapitel 6


Nun erst fiel ihm diese Haltung auf, in die sich der Shira verkrampft hatte. Zusammengerollt lag der schlanke Körper da und zuckte im Schlaf. Der Junge wusste, das ihn der Shira mühelos töten konnte, dennoch wollte er diesen Schmerz wenigstens lindern. Es musste der Grund die Körperhaltung sein. Irgendetwas war geschehen das sein Herz, wenn diese Wesen ein Herz oder derart Vergleichbares besaßen, tief verletzt hatte.

Ein deutlicher Ruck ging durch den großen Körper, als Kai begann. Vom Halsansatz zu den Schultern ließ er die Finger seiner Hände tanzen...

Er sah seine Erinnerungen aus vergangenen Tagen vor seinen Augen .Es war die Freude jener, deren Schmerz er heilte, den Neid der Anderen auf eben diese Person. Nie hatten die Geheilten verstehen können, weshalb Kai keine Gegenleistung, keinen Preis verlangte. Priester hätte er werden können und dabei große Macht besessen. Dennoch hatte der Junge das Angebot abgelehnt.

Seine Bemühungen zeigten Erfolg, die Muskeln wurden für seinen Willen fügbar. Der Körper erschlaffte im Schlaf, jede Anspannung war dahin geschmolzen. Gleichmäßige Atemzüge verrieten entgültige Zufriedenheit. Noch einmal ließ er die rechte Hand über die nun entkrampften Stellen gleiten, nun war die Haut weich nicht hart. Nachdenklich hob der Junge den Blick vom Körper vor sich und sah zum Mond hinauf. Bruchstücke einer uralten Legende fielen ihm ein. Shira, so erzählten jene Worte, konnte man entgegen aller Regeln zähmen. Doch welche Verbote waren dafür zu brechen? Leider kannte Kai den Schluss nicht. Sollten etwa wirklich einige Möglichkeiten existieren?

Zwei Stunden bis zum Sonnenaufgang waren es noch. Die Zeit des Abschieds und des Wartens kam erneut für Kai. Mit einem seltsam mulmigen Gefühl beugte er sich runter und hauchte einen Kuss auf die Stirn. Doch als er dem Shira nochmal auf die Stirn hauchen wollte, sah der Junge plötzlich Jirries anklagendes Gesicht vor sich! Tränen brannten in seinen Augen. Er verlor den Kampf, sie zurück zu halten und presste die Lippen zusammen, um nicht laut zu schreien. Eine dieser Bestien hatte seine Verlobte ohne sichtbare Gefühlsregung getötet!!Helles Mondlicht tauchte seine Tränen in Silber, als sie hinunter auf das Gesicht des Shira fielen.

Die geschlossenen Augenlider zuckten und öffneten sich! Kai erschrak. Der sonst klare Blick war wie durch Nebel verschleiert, als der Shira die Lippen öffnete und seine Eckzähne aufstellte. Und so ein Wesen hatte seine Verlobte getötet! Entsetzen packte ihn, da sich die Klauen in sein Haar verschlungen. So war er unendlich froh, als sich die Augen wieder schlossen und streifte die Klauen aus seinem Haar. Weg hier bevor die Kreatur doch noch erwachte!
„Oh Gott bitte lass es geschehen, das ich den nächsten Vollmond erlebe und hier raus komme! Was hier geschieht, ist so viel schlimmer als der Tod...weder leben noch sterben...“
So murmelte Kai traurig.

Der Shira erwachte, als ihn die Sonne mit ihren warmen Strahlen aus dem Schlaf riss. Fröhlich und mit einem fast verboten wirkenden Grinsen trat er aus der Höhle. So erwiderte er gemütlich den Gesichtsausdruck seiner Freunde, beantwortete alle Fragen. Er hatte wie beim letzten Mal auch in der Nacht irgendeine Show geboten. Ja er hatte wieder geträumt und es war gut gewesen. Ja diesmal konnte er sich erinnern!

Ende Kapitel 7


Ja diesmal konnte er sich erinnern! Woran könnte er sich denn entsinnen? Wie seine Freunde ihn ansahen, dachten sie bestimmt an alle möglichen Sachen. Angenehm waren die Eindrücke. Dann war da noch etwas Weiches und etwas Salziges auf seiner Haut gewesen. Beide Dinge waren auf unbestimmte Art fließend. Sie stellten ihm nur noch eine weitere Frage. Ruhig gab er die Antwort. Ja er hätte das Männchen der fremden Rasse noch in seiner Höhle, doch er wäre völlig abweisend und verängstigt. Dem was er sagte, stimmten seine Freunde zu. Sie wiesen darauf hin, dass diese Eigenschaft auch auf ihn zutreffend war. Doch er solle trotz Allem einmal eines ihrer Rituale versuchen. Diesen Vorschlag meinten sie doch nicht wirklich ernst?!Sie meinten diese Idee sogar sehr ernst und waren ziemlich betrübt wegen seiner schroffen Reaktion.

Leios musste seine Freunde dringend aufheitern! Da kannte er ein paar Sachen, die garantiert für Heiterkeit sorgten...Ja er würde ihrem Rat folgen und sich in Geduld üben. Aber jetzt erst einmal zur Aufheiterung von ihnen. Mit für ihn ungewöhnlich leiser und ebenso weicher Stimme, begann der Shira aus ihrer Sprache aus Mimik, Gestik und Grollen zu erzählen. Seine Freunde sahen ihn mit offenem Mund an und staunten. Diese, seine Show hatte er mit vierzehn Sommern das letzte Mal aufgeführt! Jahre war das schon her!

Es war gewesen, bevor er begriffen hatte, dass dieses Verhalten ungewollte Wirkung hinterließ. Sein Umfeld reagierte auf das kindliche und doch erwachsene Benehmen. Er würde nie ein Weibchen sein, doch er hatte sich einen Spaß daraus gemacht, so zu tun. Damit war sein persönlicher Ärger ins Rollen gekommen! Leios hatte lange gebraucht um zu verstehen, dass die auf sein Getue folgenden Angebote, echt waren. Erschrocken hatte er dann jedes Mal erklärt, es wäre nur ein Spiel zur Aufheiterung seiner Freunde.

Nun war es ihm egal, er würde die Show ohne Stimme vorspielen. Zuviel Aufmerksamkeit war ungesund!!Frühling, meinte er gelassen und begann. Wobei er natürlich alle gezeigten Dinge total übertrieb. Er setzte ein spitzbübisches Lächeln auf ließ die Augenlieder flattern. Die Bewegungen wurden geschmeidig, als er die Schultern im Laufrythmus mitbewegte. Leios senkte die Lieder seiner Augen und grinste verstohlen. Sie sahen ihn noch immer mit Unglauben an. Also gut, da war der zweite Schritt fällig! Er ließ das Grinsen und steckte seine Zunge halb heraus. Nun schlugen die leicht abgespreizten Flügel im schnellen Takt. Er sah. Er sah sich zu ihnen um, endlich entspannten sich ihre Gesichter! Gut!!Die Schrittfolge wurde etwas langsamer, der Shira scharrte mit den Krallen über den Boden. Die Stacheln aufgestellt, peitschte er mit dem Schwanz auf dem Stein, während die Schritte jetzt von Hüftschwung begleitet wurden. Leios war mir seinem Spiel fast fertig. Er hockte sich wie eine Katze hin und ließ den Schwanz in der Luft pendeln. Noch immer kam nicht die von ihm gewünschte Reaktion. Beleidigt stand er auf und wollte davon fliegen, als das erwartete Verhalten eintrat.

Mit fröhlich funkelnden Augen beobachtete Leios, wie sich seine Freunde beim Lachen fast überkugelten. Endlich hatte es geklappt! Sie empfahlen diese Sache, doch einmal vor seinem unfreiwilligen Gast ab zu ziehen. Lachend tippte er sich an die Stirn, doch dies war ein ernster Vorschlag!!

Gemeinsam erhoben sich alle in die Luft, es war Zeit für Beute! Er war erfolgreich mit der Jagt gewesen. Von jedem Feld über das er flog, nahm der Shira einige Früchte mit. Das hier würde er wohl auch mögen, oder? Ach und diese bunten Büschel waren bestimmt ebenfalls gut für seinen Plan. Leios war so vertieft im Zusammensuchen, das er seine Freunde vergaß. So tönte es plötzlich laut von vier Himmelsrichtungen:“Lairan! Lairan!“

Ende Kapitel 8


Was?!Er und Feuer?!Aber mitnichten!!
Seine grünen Augen gefroren zu reinem Eis, als die Vier ansah. Endlich nahmen sie ihre Worte zurück. Feuer diente bei ihm nur dazu, den Anderen eins über zu braten. Im wahrsten Sinne des Wortes war es gemeint und dann war es mit hellem Zitronengelb.

Kai wachte von einem seltsamen Geräusch auf, nachdem er den Tag verschlafen hatte. Tief und kehlig, oder hell und perlend, war der Ton, den der Junge hörte. Er kannte solche Töne, doch sie selbst zu hören, war so lange Zeit her. Jemand lachte und das immer wieder. Verschlafen stand Kai auf und staunte. Er lachte!!Es konnte wohl kaum etwas geben, das an dem Shira fremder wirkte! Kai sah es und glaubte das Geschehen doch nicht.

Jetzt machte Leios einen Sprung und winkte den vier Gestalten am Himmel. Noch immer leise lachend, trat er durch den Vorhang.

Kai bekam volle Panik, als er den Stand der Sonne sah. Was machte der Shira schon um diese Zeit hier?!Es war gerade mal früher Nachmittag! Drehte der jetzt etwa durch, oder waren es die Auswirkungen der Vollmondnacht?!Hoffentlich war diese Nacht ohne negative Folgen geblieben. Der Junge sah dass der Shira leise lachend auf ihn zukam.

Mit einer Geste, die ganz vage an eine Verbeugung erinnerte, hockte er sich vor den Jungen. Nun erst legte das Wesen die Mitbringsel vor seine Füße. Der Junge staunte, es waren so viele und verschiedene Dinge! Wow! Endlich mal wieder Gemüse und Getreide, das hatte ihm wahrlich gefehlt! Dazu sah Kai noch einen kleinen Busch mit roten Beeren daran. Er kannte die Sorte, die schmeckten gut zu Brot. Ein Fisch, genauer gesagt Forelle, und ein junger Hase lagen auch noch da. So ein weiches Fell würde sich gut als Winterkleidung eignen. Kai begann die Pflanzenstücke zu betrachten. Der Shira musste die Felder wirklich geplündert haben! Doch im Moment zählte das nicht. Nacheinander aufgereiht erkannte er Kartoffeln, unreifen Mais, Weizen, Hagebuttenstrauch und noch einige Kräuter vor sich.

Er blickte auf und in weit offene, grüne Augen. Leios war nicht aufgestanden und Kai erkannte die Neugier, welche sich deutlich im Gesicht wiederspiegelte. Seit wann hatte der denn Interesse an den Dingen, die er tat?

Der Shira hatte vor, ihm bei der Zubereitung auf die Finger zu schauen. Mit dem Wasser, das er immer frisch in einem oder zwei großen, tierischen Schädeln brachte, würde der Junge Fisch und ein paar Kräuter kochen. So begann er den Fisch aus zu nehmen, vorher hatte Kai ihn aufgeschlitzt. Steine und diverse restliche Knochen waren dafür hervorragend geeignet. Danach kochte der Junge den Fisch auf dem Feuer und röstete die Kartoffeln in einem anderen Schädel. Auf einen langen leicht angespitzten Stock gespießte Kartoffeln schälte er. Den Hasen würde Kai mit Mais füllen und über dem Feuer grillen. Klasse der Shira war gerade nicht hier! Er ordnete schnell die noch rohen Sachen.
Ein Rascheln und Knacken unterbrach ihn. Beim folgenden lauten Knacken sah er auf. Der Shira hatte tatsächlich neues Holz gebracht! Diesmal blieb er jedoch stehen und beobachtete Kais Reaktionen abwartend. Eine ganze Weile stand er so da, ehe er sich niederließ.

Leios dachte darüber nach, was seine Freunde gesagt hatten. Das ihm jene Dinge unglaubwürdig erschienen. Als sie auch noch erzählt hatten, das artfremde Männchen würde an ihm hängen, hatte er nur gelacht. Der Witz war zu gut gewesen! Hatte er zu seinen Freunden gesagt, nicht nach so einem Beginn. Sie hatten ihn nicht verstanden!

Ende Kapitel 9
Leios begann also den Inhalt der ersten Wochen wieder zu geben. Endlich hatte es in ihrem Kopf und verstand eingerastet. So meinte er zum Abschluss noch fröhlich, das er auch ohne falsches Verhalten nicht mehr als ein Dämon war. Sie alle galten im Volk des Jungen als Dämonen, deshalb war es sinnlos diesen Versuch zu machen. Er solle den Versuch trotzdem machen, hatten die vier gemeint. Leios hätte ja nichts dabei zu verlieren.

Sie hatten seine Schreie gehört und ein paar Mal auch sein Grollen in Schlucht und Gestein. Mehrmals und so laut? Hatte er da gefragt und sie hatten ihm dieses Geschehen bestätigt. Anschließend hatte ihr Gesicht eine wirklich rote Farbe angenommen. Was denn daran so peinlich wäre, hatte Leios irritiert gefragt. So ein Theater bloß wegen ein paar Schreien? Nein natürlich nicht! Nicht einfach so! Doch erstens war er laut gewesen und zweitens hätte er mal den Tonfall hören sollen!!Nun begann Leios zu ahnen worauf seine Freunde hinaus wollten...

Oh nein wie peinlich! Er war nicht rollig, denn sie hatten Herbstanfang nicht Frühling!!Dann fiel Leios ein möglicher Grund ein und alle lauschten gespannt. Er hatte wieder von ihr geträumt, von ihren Smaragtaugen, dem feuerroten Haar und ihrer himmelblauen Haut. Davon wie er sie zum ersten Mal gesehen hatte, Kalmia. Das er fast im Flug abgestürzt wäre, an den ersten nächtlichen Schrei von ihm an sie, daran erinnerte er sich. Ihre Antwort war ebenso deutlich und klar, wie ihre Zustimmung. Auch an ihre schreckliche Krankheit und ihre dadurch erlittene Erblindung erinnerte er sich bitter. Der ein hohes Fieber ein tödliches Ende setzte, denn eine Welt ohne Licht war für sie leer gewesen! Durch ein lautes Knistern kehrte der Shira in die Realität zurück und sah auf.

Es brannte kein Feuer mehr, nur die verbrannten Holzstücke glühten noch. Kais Essen schmeckte so gut wie schon lange nicht mehr! Es war ihm egal, ob er mit oder ohne Beobachtung sein Essen tilgte, wenn der Abstand groß genug war. Doch seit einiger Zeit ließ das Wesen den Schwanz über den Boden peitschen. Hier war die Grenze und der Junge zog sich vor den Höhleneingang zurück! Ein lautes Fauchen sorgte dafür, dass Kai sich beeilte. Auf jeden Fall raus, in der Höhle war die Luft zu warm und stickig! Er erschrak, weil er zu nah eine Bewegung registrierte.

Der Shira saß in geringerem Abstand vor ihm. Der Junge konnte nicht zurück, da im Rücken die Felswand war. Bitte nicht schon wieder! So dachte Kai verzweifelt und beunruhigt.

Jetzt hatte Leios wirklich Ähnlichkeit mit einer Katze. Er kniete stumm vor Kai, mit auf dem Rücken gefalteten Flügeln und auf allen Vieren abgestützt. Irgendwie schaffte der Junge das Kunststück, seine Anwesenheit zu ignorieren und aß weiter. Aber nur so lange bis das Wesen seine Zunge rausstreckte und die linke, krallenbewehrte Hand in Kais Richtung hielt. Mehr geschah jedoch nicht und Kai aß weiter an seinem Fisch. Der Junge schielte öfter über das gebratene Fleisch, der Shira war in der Bewegung erstarrt. Gut! Er halbierte seine Mahlzeit und legte den größeren Teil vor seine Füße. Sollte er es doch nehmen!
Allmählich begann aus der Dämmerung echte Dunkelheit zu werden. Kai wurde vom reichlichen Genuss müde und begann ein zu nicken. Es dauerte nicht lange da hatte der Schlaf ihn übermannt. Lange vermisste süße Träume zogen an ihm vorbei. Er war wieder sechzehn Jahre und das Dorf feierte ein großes Fest für ihn. Kai tanzte mit den Mädchen des Dorfes je einen Tanz, so war es Brauch. Mit nur einem durfte er einen zweiten Tanz wagen, das gehörte dazu. Die Feier begann am frühen Morden und endete mit einem Lagerfeuer. Er liebte Jirrie, also forderte er sie ein zweites Mal auf.

Er hatte den Jungen beobachtet, bis die Dunkelheit vollständig war. Dessen Gesichtszüge waren entspannt und er hatte ein leichtes Lächeln im Gesicht.

Ende Kapitel 10


`Alles würde ich darum geben, deinen Traum zu kennen!!`
So überlegte er, denn Kai gab ab und zu ein Murmeln von sich. Leider konnte Leios diese Sprache nicht verstehen, sonst wäre das Wissen sicher sehr aufschlussreich gewesen. Er musste den Menschen ins Innere der Höhle tragen, draußen waren die Nächte jetzt zu frisch. Hoffentlich erwachte der Junge nicht dabei. Sein Schrei wäre in der gesamten Kolonie zu hören! Der Shira hob ihn vorsichtig hoch und setzte Kai langsam in der Nähe der Holzglut ab.

Las er jedoch aufstehen wollte, griff der Junge nach den Stachelplatten, seiner Schwanzkeule, ohne sie los zu lassen. Jetzt hatte totale Panik! Leios hätte vor Schreck fast laut gehustet und konnte dies grad so unterdrücken. Er sollte aufhören, mit seinem Griff jenen Druck aus zu üben!!Leios wusste, was jetzt kam, war in dieser Situation nicht angebracht. Hoffentlich war der Geruch auch mit der gewünschten Wirkung! Kurz darauf begann ein veilchenartiger Duft die Luft zu erfüllen.

Kai forderte Jirrie ein zweites Mal aufhielt sie mitten im Tanz hoch.
„Jirrie du bist ganz kalt, zieh die etwas wärmere Sachen an!“
Sie ging sofort und brachte ihm drei große, dunkelblaue Blumen mit roten Sprenkeln mit.
Neugierig roch Kai an den Fremden Blüten.
„Die riechen gut Jirrie!“
Er kicherte fröhlich.
„Die muss ich unbedingt Mutter zeigen! Die sind toll!“
Doch Jirrie wollte ihn nicht loslassen, also zog er kurz und kräftig an dem Strauß, bis sie Blumen los ließ.
„Mutter schau mal!Die hat mir Jirrie geschenkt!“
Er legte die Blumen mit Nachdruck auf den Tisch. Sobald die Strahlen der Sonne darauf fielen, überzog die Blütenköpfe ein samtiger Schimmer. Er bekam Appetit auf mehr von diesem Geruch und meist verbargen die die Kelche in ihrer Tiefe auch Nektar. Kai hatte gehört, der von Orchideen sollte süß sein! So hob der Junge einen der Kelche indem er die Blüten vorher fächerte, an seine Lippen. Er kostete die klare Flüssigkeit und es war berauschend süß! Es ließ ihn taumeln, als er trank und Jirrie stützte ihn kurz. Doch er konnte nicht nochmal probieren, war ein sehr bedauerlicher Umstand war. Während seiner Abwesenheit waren Jirries Haare ein ganzes Stück gewachsen. Kai lehnte sich an sie, legte den Kopf in ihre Halsbeuge und erschrak.
„Jirrie du frierst ja immer noch! Da werde ich wohl etwas dagegen unternehmen müssen, sonst erfrierst du vielleicht!“
Er griff in die langen Haarstränen, mit beiden Händen zog er ihren Kopf zu sich heran. Er konnte ihren erstaunten Blick sehen und lächelte leicht.
„Aber Jirrie was ist mit dir, das ablehnst was ich tu?“
Ihre Augen flackerten unruhig, während Kai sie fest hielt.
„Jirrie?“So fragte er.
Denn jetzt sah sie ins Leere, irgendwo hinter ihm. Er drehte sich ebenfalls um und erkannte den Schatten vorm Sonnenuntergang. Mit großer Geschwindigkeit landete dieser auf dem Boden.

„Jirrie komm her...“So flüsterte eine Stimme im Wind, worauf sich das Mädchen in die entsprechende Richtung bewegte.
„Nicht Jirrie! Geh nicht er wird dich zerreissen!!“
Aber stand unter einem Zwang und folgte dem Ruf blind. Kai sprang auf und krallte seine Finger mit aller Kraft um ihren Arm, aber es störte seine Verlobte nicht großartig. Sie schüttelte ihn einfach ab und ging davon. Er hörte nicht mal den Schrei von ihr, es gab keinen!!Der Junge konnte nichts dagegen machen das Jirrie wieder starb, wie jede Nacht. Er stürzte auf das Mädchen zu und merkte dass sie noch lebte. Als er nun vor ihr stand waren ihre Augen grün. Die Haarsträhnen schimmerten orange und purpurn.
„Jirrie ?!Bist du das?!“
Hilflos sah er in den Himmel, es war die Bitte um eine Antwort die nicht kam. Jiries letzte Worte waren rau und kaum verständlich.

Ein durchdringendes Rauschen erfüllte die Luft. Tote Augen und kalte Haut, vertrocknete Orchieden, verfallene Häuser mit unbestellten Feldern davor sah Kai. So viele Gräber ohne Stein, waren ohne Identität. Niemand lebte mehr hier. Hoch oben am Firnament flogen Shira in leuchtenden Farben und unerreichbar fern. Der Junge war allein hier. Nichts das ihm was bedeutete war geblieben!
„So tötet auch mich, oder nehmt mich mit! Es ist so kalt und dunkel hier! Jetzt habt ihr dieses Volk genug gequält ausgelöscht!“
Kai hielt Jirries Kopf in seinen Händen auf dem Schoß.
„Habt mir das Teuerste genommen, was ich je besaß!“
Tränen kamen und waren unaufhaltbar. Seine Schmerzensschreie halten über die leere Ebene, während er durch Jirries Haare fuhr. Irgendwann verstummten seine Schreie. Ein unendlich trauriges Lächeln auf den Lippen, küsste er sie ein letztes Mal. Tränen liefen über ihre nun fast weiße Haut. Jede Nacht der gleiche Alptraum...

Ende Kapitell 11


Leios hatte der Schlag getroffen, als ihn Kai nicht losgelassen, sondern noch fester zudrückte. Es war wirklich nicht gerade als angenehm zu bezeichnen, was er hier tat. Der Shira hatte gewollt, das der Junge seinen Griff lockerte, nichts Anderes!!Aber natürlich, wieder hatte er so unwahrscheinliches `Glück`. Und dann rief er ständig fremde Laute in seine Richtung! Wieso? Der Shira wollte gerade erleichtert aufatmen, als ihm Kai kräftig am Schwanz zog! Jetzt zog er ihn fast aus dem Nest! Musste er die Stacheln am Schwanz, jetzt auch noch auf den Boden drücken?!Das war so unangenehm auf dem harten Stein.

Lachte ihn der Junge jetzt etwa noch aus? Nein, aber der Shira wollte wirklich den Inhalt seines Traumes kennen. Lächelnd, mit geschlossenen Augen, die Stachelplatten in seinen Händen, lag er da. Nun begann Nun begann Kai die Kanten der Unterseite ab zu lecken. Er bog die drei Platten und begann deren Innenseite mit der Zungenspitze nach zu fahren.

Leios bekam totale Panik und ließ deshalb an jenen Flächen eine klare, bläuliche Flüssigkeit austreten. Die besaß einen fruchtähnlichen Geschmack. Kai wurde ohnmächtig weil davon eine kleine Menge schluckte. So verhinderte es einen zweiten Versuch, davon zu trinken. Nun murmelte der Junge erneut etwas Unverständliches und zog ihn an den Haaren zu sich herunter. Plötzlich verstand der Shira dass es offensichtlich von einer Geliebten handelte, dass Kai ihn fast geküsst hätte!!Jedoch wollte er nicht solche Dinge von ihm! Der Shira erstarrte da sich Kai bei ihm anlehnte und wieder fremde Dinge murmelte. Plötzlich verharrte er in seiner Bewegung und verstummte. Dann klang das Murmeln hilflos und verzweifelt, bevor ein durchdringender Schrei die Nacht zerriss. Anschließend krallte sich der Junge in seinen Arm und zog ihn mit voller Kraft heran! Irgendwie schaffte es Leios, das Kai los ließ. Jetzt drückt ihn der Junge mit dem Rücken auf den Boden und weinte hemmungslos. Dann zog er den Kopf des Shiras auf seinen Schoß, lächelte traurig und küsste ihn doch noch.

Der Shira riss sich los und schrie hoch und schrill. Mit voller Geschwindigkeit raste er auf den Erdboden zu, um sich knapp davor ab zu fangen. Wie eine Schlange glitt er flach über den Boden dahin. Ihm war egal, ob er unter Beobachtung stand...

Mit geschlossenen Augen in einem versteinertem Gesicht, flog er plötzlich steil hoch in die Wolken. Tief im Nebel entlud sich noch einmal seine Anspannung in einem klaren, lauten Schrei. Anschließend stürzte er mit eng angelegten Flügeln nach unten. Dort war ein breiter Fluss, in dem er seine Schwingen kühlte. Wasser spritzte um ihn mit weißer Gischt und verdeckte so die Sicht auf ihn. Langsam, wie aus einem Rausch öffnete der Shira die Augen. Das Leben kehrte in sein Gesicht zurück. Aller Augenpaare ruhten auf ihm. Er musste ja eine richtig gute Show geboten haben, so überlegte Leios still. Er hörte das Raunen und Flüstern von allen Seiten.“Leiran! Leiran!“So tönte es einstimmig aus jeder Richtung. Jetzt hörte er eine weiche Stimme sagen:
“Es ist Leiran, welcher das Feuer birgt und nicht mehr Leios der das Eis hütet. Und am Leben erhält.“
Er flog tiefer, wer hatte die so wahren Worte erzählt? Fragend sah er in die Gesichter aller Anwesenden, doch sie schüttelten verneinend den Kopf! Wer war es nur? Wem sollte er nun danken?

Ein Junges von vielleicht vierzehn bis siebzehn Sommern zuckte schlagartig zurück und sah ihn unsicher an. Es gab keine Weibchen die die Farben des Jungens vertraten. Denn es hatte die gleiche Haut- und Haarfarbe wie er. Aus der Nähe wurden auch mintgrüne Augen erkennbar. Also war sein Gegenüber etwas fünf Sommer jünger als er selbst. Es duckte sich wie vor einem Schlag, als er sich vor ihm niederließ. Weshalb sollte man vor Dank Angst haben?

Er bat darum auf zu stehen. Vielleicht erfüllte Leios nun einen Traum, indem er zu diesem wilden Tanz aufforderte. Kai hätte er nie zu solchem Verhalten bringen können! Nie die Grenze zu überschreiten, wegen zu vieler Barrieren, war bitter genug für den Shira. Er konnte jetzt nicht anders handeln. Zögernd wurde sein Angebot angenommen und er bemerkte den Neid der Anderen, die zu ihnen sahen!

Nochmals führte er diesen nicht ungefährlichen Flug aus. Jedoch etwas vorsichtiger als vorhin, ließ er zwischen den einzelnen Wendungen mehr Zeit verstreichen. So dehnte er den Tanz etwas. Dieses Junge war ihm so ähnlich, nur etwas jünger und so hatte Leios bald echte Begeisterung entfacht. Er drehte sich zufällig zu seiner Höhle um. Kai sah ihm zu, bei seinen Kunststücken, ohne den Blick auch nur zu senken! Nach einem schrägen Abwärtsflug trugen ihn seine Schwingen langsam wieder zu den Höhlen. Schützend breitete er sie aus, um sein Gegenüber nach der Landung ab zu schirmen. Es sollte nicht den Neid fühlen müssen. Sonst würde das schnell die Freude am Erlebten mindern und verderben. Der Shira verabschiedete sich und glitt zu Boden. Von hier aus kletterte er zu seiner Höhle zurück. Der Junge sah ihn aus großen Augen an, ehe er ins Dunkel floh.

Jetzt, nach diesen zwei Flügen, fühlte sich Leios wesentlich besser! Seit sehr langer Zeit konnte er wieder lächeln. Dieser Tanz hatte ihm sehr gut getan und er hatte zusätzlich Freude geschenkt.

Langsam und genießend glitt er noch einmal durch die weißen Nebel. Er sah zu wie seine Flügelspitzen die Wolken teilten, welche danach wieder verschmolzen.

Ende Kapitel 12


Leios wählte den Weg zu den Feldern und Siedlungen des Bauernvolkes. Heute würde er wieder für ihn paar andere Dinge als, sonst stehlen und mitbringen...

Kai schaute ihm lange Zeit nach. War dies noch das Wesen, welches ihn entführt hatte? War es jetzt nicht ganz verändert? Oder war da hier alles nur ein geplantes Spiel? Woher kam die Veränderung bei ihm? Der Junge hatte den Shira fliegen sehen, auf eine Art die mit Tango gut zu vergleichen war...
Die war in seiner Kultur nur selten praktiziert worden. Aber weshalb? Allmählich begann er das ruppige Verhalten zu verstehen. Kai hatte die gewagten Kurven beobachtet, die Leios mit geschlossenen Augen zog. Atemlos hatte er das Geschehen verfolgt und begriffen, dass alle anderen Shira genauso gebannt waren.

Die Mimik und der Ausdruck in den Augen war artübergreifend gewesen. Er hatte die gesamte Palette an Emotionen erkannt. Doch als er dann anscheinend auf einen Ruf hin, einen anderen hochzog, sah Kai noch mehr Dinge...
Das Erstaunen eben jenen Wesens, die Angst vor Strafe, aber auch die wachsende Begeisterung für jene Handlungen. Der Blick des anderen Shira, war leicht vernebelt gewesen, als der Tanz endete. Die Anderen hatten scharf die Luft eingesogen, weil es ein zweites Mal begann! Vor allem da Leios nun einen Tanzpartner hatte. Zwei sich völlig gleichende Wesen und dann auch noch so ein Verhalten! Der Junge hatte es in den Gesichtern gelesen: Zorn, Neid, Empörung, Missgunst, aber auch Eifersucht, Trauer. Noch ein weiteres Gefühl konnte er beobachten, aber ohne es zu verstehen. Dann glühten die Augen, das Gesicht, der Körper waren angespannt und der Blick ruhelos am Objekt hängend. Jirrie hatte ihn manchmal ähnlich angeschaut, daher kannte er das, doch hier wirkte es befremdend!

Der Junge hatte ebenfalls ein leichtes Neidgefühl verspürt, denn die Luft in der atemlosen Stille war elektrisiert gewesen. Er dachte laut nach, als er ihn von den hohen Felsen wiederkehren sah. Da war noch etwas neben Unverständnis gewesen. Aber nur sehr ungern gestand sich Kai die Eifersucht ein, die er in sich erkannte.

Er schlich sich vor den Höhleneingang. Krampfhaft und voll Trauer überlegte er, ob er seine Familie wiedersehen würde. Kai dachte an seine Freunde, die ihm so sehr fehlten! Ein tiefer Seufzer kam aus der Brust des Jungen. Zu Hause war es schon Winter, doch hier in der Schlucht, in den Höhlen, fiel nicht mal Schnee! Normalerweise hätte der Junge in der Kälte frieren müssen, doch was war hier schon normal? Seine Haare waren inzwischen hüftlang und er nutzte den Regen um sie zu waschen. Sie würden zu dieser Jahreszeit jeden Abend ein Teelicht anzünden, zur Bitte für Frühling. Nachdenklich schaute er in die Ferne. Eifersucht!!Ob das normal war?!Besonders wenn der Junge an den Tanz von vorhin dachte, der war es definitiv nicht gewesen! Welche Regeln galten hier bei jenen Wesen? Vielleicht waren die Ansichten hier ja völlig verschieden zu seinen.

Ein Schemen glitt an ihm vorüber und der Junge sah auf. Vor ihm schwebte der blaue Shira und sah ihn so merkwürdig an. Die roten Haare schienen vor Spannung zu knistern, während goldgelbe Augen in seine Richtung blickten. So wütend hatte er noch Niemanden erlebt! Die Funken sprühten in seinen Augen und Kai erkannte eine große Bitterkeit darin. Tiefe Trauer und Verzweiflung waren in den Bewegungen erkennbar. Weshalb nur? Nun kletterte er den Felsen neben der Höhle hoch. Scharfe, spitze Krallen auf hartem Gestein, hinterließen kaum Spuren darin. Mit der Rechten ritzte er deutliche Kerben in den Stein. Ein dumpfes Grollen schickte er mehrmals zum Himmel und seine Augen funkelten Kai von oben an. Nun schwang er sich auf den dortigen Felsen. Ohne jede Bewegung, außer ungeduldigem Schwanzpeitschen, saß er da. Worauf wartete der bloß?

Die Sonne ging unter und Leios kam zurück. Doch plötzlich wurde er beim Landen zum Boden gerissen! Der blaue Shira hatte sich zu ihm herunter gestürzt und hielt ihn fest. Die Krallen waren in die Schultergelenke gedrückt, während sich das fremde Wesen über ihn kniete. Als er darufhin aufstehen wollte, bekam er das Schwanzende um die Knöchel geschlungen. Die rechte Hand vergraben im orangenen Haar und die Arme bewegungsunfähig gehalten, fauchte Leios laut und empört ins Gesicht des Anderen. Doch er wurde nicht losgelassen! Jetzt, da sich der Kopf auch noch zu ihm herunter senkte, spie er gelbes Feuer mit voller Kraft. Ein schmerzerfüllter Schrei und gelähmtes Entsetzten waren die Folge davon. Endlich, nach schier endlosen Momenten, wurde er los gelassen.

Er rappelte sich mühsam auf, da sich sein Körper vollständig versteift hatte. Kraftlos taumelte der Shira in die Höhle, ohne den Anderen weiter zu beachten. Hatte er es endlich verstanden?!Das hoffte Leios sehr. Erschöpft rutschte er an der Wand zu Boden. Geschlossene Augen, schneller Atem und dunkelorange Haare zeugten von großer Anstrengung.

Golden schimmerten die winzigen Schuppen im Abendlicht. Gleichmäßige Atemzüge verrieten, dass er schlief. Leise schlich der Junge nach draußen, neugierig schweifte sein Blick über den Horizont. Der blaue Shira war fort, gut! Das bedeutete weniger Ärger. Gefühle, so dachte Kai allmählich, konnten wie Gift sein. Besonders seit er sich diese Art von Neid eingestanden hatte. Es war so kalt, das alles Wasser vor den Höhlen gefror. Aus den Fellen verschiedener Kleintiere hatte sich der Junge warme Sachen genäht. Traurig betrachtete er den Sonnenaufgang nach einer langen, sternenlosen Nacht.
„Bald wird er aufwachen, die Welt in Stille hüllen und gehen!“
Mit einem kaum sichtbaren Lächeln wandte sich sein Kopf. Noch schlief der Shira und trügerisch weiches Licht schien auf ihn. Kai wollte sich neben ihn setzen, doch zu groß war das Risiko.

Er breitete die Flügel aus. Wie Tau glitzerte die Spannfläche, weil sie von der Sonne erhellt wurde. Vor dem Eingang sah der Junge seinen Abflug. Das letzte Mal, so schwor er stumm. Heute war Weihnachten, sie würden ein Fest feiern, tanzen, essen und einfach Spaß haben. Kai würde seine geschnitzten Figuren verschenken. Der Schnee würde das Land mit einer weißen Decke überziehen. Kleine, dunkelgrüne Gewächse blühten dann um diese Zeit. In ihren Häusern entfaltete sich dann der süße Duft. Junge Paare verlobten sich, oder heirateten.

Er stand draußen, ohne den eisigen Wind zu spüren. Seine Tränen gefroren auf der Haut, aber der Junge bemerkte es nicht. Die Kleidung war sehr warm, dennoch riss er das Oberteil von den Schultern. Ein letzter Tag mit diesen Narben, die noch immer deutlich sichtbar waren! Einen einzige Nacht noch, dann wäre alles gleich und vorbei...Was brachte es Kai, das der Shira jetzt früher zurück kam? So nah und so fern, unerreichbar, machte alles noch schlimmer und nahm der Situation jeden Sinn. Einmal noch einen unerfüllbaren Traum träumen und es dann einfach beenden! Seine Welt war ihm verloren, so würde es keine Person je erfahren. Für seine Familie war der Junge längst tot. Keine Reue, keinen Schmerz, keine unmöglichen Wünsche gab es dann noch. Nichts das sein Herz gefangen hielt. Es würde nur Frieden zurückbleiben.

Leios landete in fast in Zeitlupe. Kais Gesicht machte ihm Angst! Der Blick, den er sah, ging ins Leere! Das glückliche Lächeln abwesend, aber entschlossen. Die Sonne tauchte das blasse Gesicht ins Licht. Wenn der Junge weiter so in die Sonne sah, musste er blind werden! War ihm das etwa unwichtig?!Es war das erste Mal, das Leios ein Leuchten in Kais Augen erkannte. Ein strahlendes Lächeln erhellte die Züge und seine honigfarbenen Haare schimmerten leicht. Nun musste der Junge wirklich glücklich sein! Weshalb? Die Haut hatte die anfänglich Sonnenbräune verloren. Nun konnte man die bläulichen Adern darunter sehen. Kai war dünner geworden. Seine Wangenknochen zeichneten sich deutlich im Gesicht ab. Er hatte geweint? Der Shira sah das gefrorene Wasser auf der Haut des Jungen. Woher kam dann das befreite Lächeln? Der musste doch ohne das Felloberteil frieren! Leios erkannte das Zittern. Er verstand nicht wieso Kai sich so verhielt!

Der Junge nahm ihn und seine Mitbringsel nicht wahr. Leer die Augen und steinern das Gesicht, blickte Kai ihn an. Leios erinnerte sich an Kais merkwürdigen Blick. Er hatte ihm auf diese Art nachgesehen! Trotz der vergangenen Zeit glitzerten die Narben noch immer rötlich. Seine Haare fielen fast wie gefaltete Flügel um den Körper. Erstaunlich! Die Haut hatte einen wächsernen Schimmer und Leios erkannte die einzelnen Rippenbögen darunter. Das Schlüsselbein und die Wangenknochen setzten sich scharf vom Körper ab.

Der Shira hatte keine Ahnung, was jetzt das Richtige war. Er beobachtete wie Kai lautlos seufzte, die Augen sich schlossen. Nah und unerreichbar! So schoss es Leios durch den Kopf! Er knirschte ungehalten mit seinen Eckzähnen und schreckte ihn auf. Er meinte ein schwaches Funkeln in den Irissen zu erkennen, doch es erlosch zu schnell. Er nahm ein wenig Abstand, als der Junge die Hand nach dem Sonnenuntergang ausstreckte. Er sah wie Kai langsam aufstand und unbeholfen einige Schritte machte. Kais Augen schauten ihn nicht an, als er Kai in den Weg trat. Er konnte ihn eine unverständliche Sprache murmeln hören, bevor Kai seine Hand sinken ließ. Mechanisch und steif waren die Bewegungen. Jeder Schritt wirkte hölzern, ohne die Eleganz, die ihm sonst zu eigen war. Schwerfällig und müde war jede Geste, die der Junge zur Sonne machte.

Heute war Vollmond!!Kai sah ihn in seiner unvergleichlichen Pracht aufgehen und wie das weiße Licht die Höhle erhellte.
°Es ist das letzte Mal!°
So dachte der Junge lächelnd und wehmütig darüber das sich sein Wunsch sich das erste und letzte Mal erfüllte. Noch immer mit einem Lächeln, setzte er sich vor den Shira. Langsam fuhr seine Hand durch das weiche Haar. Es schimmerte im Licht. Die Tränen in seinen Augen tropften auf die Schuppenhaut. Es war egal, denn dieses Wesen wurde eh nicht wach. Insgeheim wünschte sich Kai jedoch genau diese Reaktion von ihm. Ober Shira ihn vermissen würde? Was für ein Gesicht würde er machen, wenn ihn der Junge küsste? Es war so schade das er so spät wieder kam und so früh ging! So unnahbar !Und weshalb?!Keine Ahnung...Kai sah an sich herab, hart hoben sich die Knochen unter seiner Haut ab. Er gefiel sich nicht in Haut und Knochen! Mit geschlossenen Augen überließ er sich den Gefühlten Eindrücken. Er stützte sich mit gespreizten Fingern auf dem Boden ab und beugte sich über den schlafenden Körper. Er fuhr mit der Zungenspitze über den Nasenrücken, die hohen Wangenknochen und den Haaransatz entlang. Die leicht geöffneten Lippen luden ihn regelrecht zu einem Kuss ein! Eigentlich wollte er seine Lippen nur leicht drauf drücken, doch der Shira hob den Kopf entgegen.

Leios öffnete seine Augen kurz für einen schmalen Spalt. Wow! Es stimmte! Sie hatten recht mit ihren Witzen!!Aber das hier war besser, als in seinen Träumen!!!Wirklich wesentlich krasser als in seiner Fantasie, wie Leios fand...Es wäre ein Fehler nochmals ein zu schlafen!

Der Shira öffnete Mund und Lippen für das Spiel des Jungen. Kai ging das Risiko gerne ein. Mit Großer Vorsicht fuhr sein Zungenspitze an den spitzen Zähnen und am Zahnfleisch entlang. Den Gaumen ließ der Junge aus, dort war der Shira garantiert kitzelig! Er beendete den Kuss indem er sich langsam von den Lippen zurück zog. Der Kopf des Shira sank zurück und die geschlossenen Augenlieder zuckten. Kai öffnete seine Augen einen Spalt breit. Dann fuhr er mir der Zungenspitze an Kieferknochen und Ohren entlang. Als Nächstes glitt er mit der Zunge vom Kinn den Hals entlang bis zum Schlüsselbein. Mit erneut geschlossenen Augen setzte er seinen Weg über das Schlüsselbein fort. Er hielt inne, um dann seinen Kopf auf die Brust zu legen.

Gleichmäßig hörte der Junge den Herzschlag. Die aufeinander folgenden Vibrationen hüllten ihn in einen Kokon aus Freude und Glück. Er merkte kaum, dass seine Haltung unverändert war. Das Lied das er zu summen begann, war alt. Es besaß fünf Strophen von denen er den Vollständigen Text kannte. Er küsste ihn nochmal da sein Schrei sonst zu hören gewesen wäre. Die geschlossenen Lieder zuckten hektisch, blieben aber zu. Vor Angst hatte Kai die Luft angehalten, welche er jetzt ausstieß. Müdigkeit ließ den Jungen einschlafen wo er war.

Leios hatte mit schwachem Grinsen seine Arme um die schmalen Schultern gelegt. Die Sonne erhellte allmählich auch seine Höhle Der Junge in seinen Armen, regte sich erwachend.

Eisig durchfuhr ihn der Schreck!!Kai versucht sich mit aller Kraft sich aus der Umklammerung zu befreien, nur das Leios ihn nicht ließ. Mit wachsender Panik starrte er in mintgrüne Augen. Der Shira gab seinem Streben nur bedingt nach, indem er erlaubte dass sich der Junge aufsetzte. Weiterhin hielt ihn der Shira an den Schultern fest. In den Hellen, blauen Augen glomm ein unheilvolles Feuer auf! Nein! Er würde nie zulassen, dass der Mensch irgendeine kopflose Idee umsetzte...

Kai fühlte die kalte haut an seiner und er war schlagartig hellwach! Die mintgrünen Augen sprühten Funken beim Blick in seine. Der Shira hatte ihn sich aufsetzten lassen, doch warum ließ er ihn nicht los?!Er bekam Gänsehaut, als sich der mit Stacheln bewehrte Schwanz um ihn schlang. Jetzt grinste das sonderbare Wesen ihn fast schon übermütig an. Er setzte alle Kraft dagegen, sich wieder hinunter ziehen zu lassen!!Erfolglos...

Leios sah ihn aufmerksam an. Es war an der Zeit, die Ratschläge seiner Freunde zu befolgen! Jetzt änderte er also seine Taktik. Er zog Kais Oberkörper, trotz Widerstand, wieder nah zu sich. Fassungslos, voll Angst war das Gesicht des Jungen. Leios seufzte hörbar, weil sich in ihm Ratlosigkeit breit machte. Plötzlich hatte er eine passende Idee. Er zog Kais Kopf bis kurz vor seinen.

Die raue Zunge streifte über seine Haut. Zögernd, fast fragend zog sie ihre Kreise über seine Gesichtskonturen. Überrascht machte Kai die Augen zu, da diese Berührung zu viel war. Womit hatte er gerechnet? Hatte er solche Dinge erhofft? Nein, soweit hatte der Junge niemals gedacht! Woher auch?!Er hatte für eine Weile das Atmen vergessen, jetzt holte es nach. Obwohl er noch immer zu träumen glaubte, fiel Stückweise die Anspannung von ihm. Der Griff um die Schultern blieb nicht, jetzt könnte er sich aufrichten...

Der Shira wollte ihn nicht länger gegen den Willen festhalten. Doch umso verblüffender war Kais Reaktion darauf, es gab keine...Es gab keine!!Im Gegenteil ließ ihn der Junge grinsend gewähren und kam dem Shira sogar noch ein Stück entgegen. So fuhr Leios auch den Hals entlang und hinab bis zu den Sachen aus Fell. Diese empfand er plötzlich als unglaubliche Störung. Aber ein Zerreisen würde nur neuen Ärger bedeuten! Er streifte dieses Zeug als soweit es ging nach oben. Was waren das für zwei merkwürdige, dunkle Knubbel auf der Brust? Ob es sich hier doch um ein Weibchen handelte? In ihrem Volk hatten nur diese so etwas! Dann musste da auch Milch rauskommen, wenn er dran nippte.

Genießerisch hielt er still, mit noch immer geschlossenen Augen, folgte im Kopf der gezogenen Spur. Plötzlich aber kitzelte ihn der Shira, so riss er schlagartig die Augen auf. Was machte der da nur?! Uah nein! Er konnte sich nicht länger beherrschen und ein lautes Lachen schüttelte Kai durch. Das was der Shira da tat, kitzelte ihn total. Nur wenige Menschen wussten zu Hause, dass er ausgerechnet da so sehr empfindlich war!!Erst als dem Jungen die Luft dafür ausging, wurde sein Lachen etwas leiser.

Der Junge lachte ihn plötzlich an?!Aber aus welchem Grund machte er das? Leios war zu dem Schluss gekommen, das es doch kein weibliches Wesen sein konnte. Jetzt drückte Kai seinen Kopf um einige Zentimeter tiefer. Er konnte die Erschütterungen spüren, als der Junge nach Luft jappste und verstand. Er konnte vor Lachen kam noch atmen! Jetzt sah er wieder in die hellen Augen. Anstelle von Angst erkannte der Shira in der Tiefe etwas Anderes, das ihn tief verunsicherte. Konnte es wirklich wahr sein, was seine Freunde erzählten?!Aber seit wann?

Es war sehr beruhigend, endlich keine Bedrohung mehr zu fürchten. Auch wenn er den Grund nicht kannte, so war diese Sache hier sehr angenehm. Kai streckte nun erst mal ausgiebig seinen Körper über dem Shira. Er sah den faszinierten Blick aus großen, erstaunten Augen. Irgendwo war das süß, dachte der Junge irritiert. Nein dieser Moment war ohne Gefahr. Ob sich der Shira nun auch anfassen ließ? Kai überdachte die Möglichkeit, ihn ohne Risiko zu berühren. Konnte das Wirklichkeit sein? Aber woher so plötzlich? Niemand würde je davon erfahren...

Ihm stockte der Atem! Er war real und sie hatten Recht!!Fassungslos starrte ihn Leios an. Behutsam strichen die Hände über die kalte Haut, hinterließen eine feurige Spur darauf. Aus halbzuen Augen blickte Kai ihn an, ehe er sich zu einem hauchzarten Kuss entschloss. Die Zungenspitze glitt dabei ebenso flüchtig über die Lippen. Der Junge ließ ihn nicht im Zweifel über sich. Doch jetzt, sah er kurz den inneren Kampf, dabei im Gesicht. Endlich hatte er die Wahrheit erkannt! In diesem Volk war es wohl ein Verbot, so zu handeln? Dieses Mal streiften Kais Hände über den ganzen Körper und er wand sich unter ihnen.

Hey! Wow!!Mit dieser Reaktion hatte der junge nicht gerechnet. Vielleicht war es ein Irrtum, aber es erschien wie eine Forderung nach mehr. Zögernd, aber gerne, kam er dem Angebot nach. Stoßweise ging der Atem des Shira. Die mintgrünen Augen hatte ein Fieberschleier überzogen. Nein mehr kannte der junge leider nicht. Da fehlte ihm deutlich die Erfahrung und das Wissen. Mehr als das hatte er mit seiner Verlobten nie getan! Unsicher sah er nun dieses Wesen an.

Warum hörte Kai so plötzlich auf?!Nachdenklich sah der Shira zu dem Jungen. Der hatte ein reichlich verlegenes Gesicht. Schlagartig fiel es Leios wie Schuppen von den Augen. Dieser Mensch kannte diese Sache gar nicht so!!Erleichtert atmete er aus und zeigte ein fröhliches Lachen. Offenbar musste er notgedrungen die Führung übernehmen. Das hatte nicht zu seinem Plan gehört! Was wenn er den Jungen damit verschreckte?!Seufzend richtete er sich zu einer sitzenden Position auf. Kai zuckte tatsächlich kurz vor ihm zurück, doch war das Einzige was er tat. Der Shira hatte ihn jetzt rittlings auf dem Schoß.

Kai saß bequem, aber unerwartet war es sehr! So nah an dem Shira war er bisher nie. Er fühlte wie dieser den Arm um seine Hüfte legte. Ein kurzes Erschauern, konnte er sich nicht verkneifen! Er konnte durch die Nähe jeden Atemzug des Anderen Körpers spüren... Zögernd legte er seine Arme um den Hals. Langsam zog er sich den Kopf für einen Kuss näher. Mit den Zähnen kratzte Kai leicht über den Nasenrücken und die Wangenknochen. Etwas entschlossener machte er das Gleiche am Schlüsselbein. Er ließ seine Zunge vorwitzig in die Kuhle zwischen beiden Knochen tanzen. Das folgende kichern ließ den Körper des Shira vibrieren.

Wie lange sie so saßen, wie viel Zeit verging, das wusste Leios nicht mehr. Doch nun wollte er Kai ganz. Er schob ihn ein Stück nach hinten und züngelte über dessen Haut. Bedächtig setzte an dem Punkt fort, wo er zuvor unterbrochen hatte. Tiefer suchte sich seine raue Zunge ihren Weg über die samtene Haut. Lächelnd ließ es der Junge geschehen. Er lieferte dem Shira keinerlei Widerstand, bei dessen Handeln. Den erfreute und erstaunte diese klare Veränderung sehr! Also war das Alles doch gewollt! Schön!!

Er merkte wie die Zähne an seinem Lendenschurz zupften. Die durchdringenden Augen sahen ihn fragend an und Kai wurde knallrot!! Das hier war nicht mehr das eher zurückhaltende Spiel, wie davor! Erst ganz allmählich sickerte diese Erkenntnis in seinen Kopf. Atemlos rückte er noch ein Stück zurück, bevor er sich diese Kleidung auch vom Körper streifte. So völlig ohne was auf der Haut, starrte er betreten auf seine Füße. Was kam jetzt noch? Oder war das jetzt alles? Jetzt kniete sich der Shira vor ihn, nahm Kais Hände fort. Was sollte das werden?!

Unauffällig schielte Leios nach oben in das ratlose Gesicht. Oh, der Junge kannte es wohl wirklich nicht. Ob er trotzdem verstehen würde? Er hielt Kais Hände an dessen Oberschenkel gedrückt. Mit seiner Zunge fuhr er über das beste Stück, fühlte das Zucken im Körper. Doch er hielt die Handgelenke mit bestimmtem Druck fest. Nur langsam, mit Vorsicht, setzte Leios die Handlung fort. Er schloss die Augen fast und schlang seine Zunge rund herum. Jetzt zog er sich sacht wieder von der Haut. Seine kalten Lippen saugen leicht an der überhitzten Fläche. Der warme Atem des Shira reizte zusätzlich. Er wagte nicht, auch seine Hände zu benutzen. Der Junge würde sicher beim Loslassen davonstürzen!!Eine kurze Pause gönnte er Kai, denn dieser hatte keine Erklärung dafür. Nur mit seinen kühlen Lippen umschmeichelte er die Spitze. Die ersten Tropfen einer weißen Flüssigkeit leckte er einfach ab. Als es genug war umschlossen seine Lippen die Spitze ganz. Er schluckt alles, was von dieser Flüssigkeit kam. Versehentlich ließ er den Jungen dabei los.

Kai starrte völlig erschrocken herab! Aber was sollte das denn jetzt?!Nein! Dazu braucht er doch keine Hilfe! Wieso nur tat der Shira diese Dinge?!Noch dazu konnte er den Kopf nicht fortschieben. Er wand sich in diesem griff, um frei zu kommen, seine Hände zu bewegen. Seine Beine und sein Magen fühlten sich zunehmend flau an. Unter solchen Berührungen war es schwer eine Bestie in ihm zu sehen. Aber sie waren doch verboten, diese Gefühle!!Er keuchte fast, als vor seinen Augen die Umgebung verschwamm. Glitzernde Punkte waren am Rand seines Sichtfeldes. Er konnte die Zunge >da<fühlen. Oh Gott war das gut!!Er wollte mehr von dieser Sache, viel mehr! So als ob es der Shira wissen würde, erfüllte er diesen Wunsch! Der Atem auf der Haut, streichelte ihn fast schon! Seine Knie fühlten sich butterweich an. Der nutzte seine Zunge so?!Kai klappt der Kiefer vor Überraschung bis zum Anschlag runter. Es packte ihn fast schon das Taumeln, weil er nur noch flirrende Lichtfetzen vor sich sah. Er kam und brachte doch keinen Ton heraus. Wow! Das war ein überwältigendes Erlebnis für ihn. Jetzt spürte er aber auch wie sich der Griff löste und nutzte seine Chance.

Ende Kapitel 13


Leios sah ihm überrascht nach, eben waren die Augen des Jungen noch vernebelt gewesen! Doch nun war ihr Blick von absoluter Panik gekennzeichnet. Jegliche Müdigkeit war verflogen! Jetzt ging er mit unsicheren Füßen rückwärts und seine Hände griffen planlos ins Leere. Schritt für Schritt ging er in Richtung des Ausgangs. Leios überlegte angestrengt nach einer brauchbaren Lösung, doch es fand sich keine. Noch ein weiter Schritt und Kai würde sehr tief fallen! Erschrocken sah er zu ihm, als der Junge zu sprechen begann.

Es waren Worte in einer fremden Sprache gesprochen. Der Junge schaute ihn die ganze Zeit an, ohne den Blick zu senken. Ein unsicheres Lächeln umspielte seinen Mund, doch als der Shira zu ihm stürzen wollte, war es zu spät! Er erkannte noch die jetzt geschlossenen Augen und die Tränen. Seltsamerweise hörte er keinen Schrei, als der Fall begann. Leios sprang so schnell hinterher, wie es sein Körper zuließ. Mit eng angelegten Flügeln rauschte er in die Tiefe. Kurz vor dem Aufprall fing er den Jungen auf. Der Körper, den er nun wieder hoch trug, war zu einer Kugel zusammen geballt. Doch immerhin hatte es keine Verletzungen gegeben.

Er entschloss sich den Jungen zu jenen seiner eigenen Art zurück zu bringen. Tief am Boden glitt er mit seiner Fracht dahin. Die Anderen durften auf keinen Fall etwas davon merken!!Pfeilschnell war der Flug, denn die Entfernung war groß. Langsam gewann er an Höhe und überschaute die gegen. Eng drückte er seinen ehemaligen Gefangenen an sich. Das erste und gleichzeitig das letzte Mal. Er fühlte ein starkes Bedauern. Doch so war es besser, sonst ging er noch zu Grunde. Mit Absicht wählte er einen Umweg, denn es gab Nichts, das er noch verlieren konnte. Das Haus vor dem ihn geschnappt hatte, kam in Sicht. Langsam bremste er ab und landete mit seiner wehrvollen Fracht auf dem Boden. Er lehnte den leichten Körper in Richtung des Sonnenaufgangs an die Hauswand. Lange Zeit noch stand er einfach da.

Kai erwachte durch den eisigen Wind Völlig ohne Möglichkeit sich hin zu stellen, schweifte sein Blick unruhig umher. Diese Häuser kannte er gut, auch die kahlen Felder, auf denen Schnee lag. Es war so kalt hier an der Wand. Den Sonnenaufgang registrierte er kaum. Er war zu Hause, wenn das kein Traum war. Das Glücksgefühl darüber hielt sich Erstaunlicherweise in Grenzen.

Das Dorf begann zu erwachen, allmählich füllten sich die Wege und Straßen mit Pferdekarren. Hoch stand die Sonne am Himmel, doch ihre weißgoldenen Strahlen wärmten ihn nicht wirklich. Kai wurde sich der Kälte des Windes bewusst. Die Tür seines Elternhauses öffnete sich. Seine Mutter trat ins Freie und starrte ihn völlig ungläubig an.

„Kai?!Du bist es wirklich!!Oh Kai wir dachten, dass du tot bist! Wo hast du bloß gesteckt?!Wie geht’s dir jetzt?“

Solche und ähnliche Fragen stürmten auf den Jungen ein. Sein Körper verfügte nun über keinerlei Reserven mehr. Mit seeligem Lächeln tauchte er in eine Ohnmacht ab. Als er erwachte, stand seine Familie um das Bett verteilt. Er wurde ungläubig und besorgt von allen Seiten betrachtet. Es waren so viele zu beantwortende Fragen an ihn. Aber jetzt sagte die Mutter, dass es für heute genug sei. Kai lächelte dankbar und matt. Endlich war er wieder mit seiner Familie vereint. Seine Eltern erzählten ihm wann sie ihn am Haus gefunden hatten. Laut ihren Worten war es am ersten Tag, im ersten Monat am frühen Morgen gewesen.

Während der nächsten Wochen nahm er wieder an Gewicht zu. Seine Mutter hatte sich über seine sehr langen Haare gewundert. Denn sie reichten bis zu den Füßen!

Allmählich kehrte Ruhe in seine Seele ein. Der Junge traf sich mit seinen Freunden. Diese hatten ihn schrecklich vermisst und seinen Tod beklagt! Ihnen verlangte es nach einer genauen Schilderung der passierten Dinge. Also begann Kai zu erzählen, vom Anfang bis zum Ende. Er berichtete über alle Begebenheiten, Umstände und Besonderheiten jener Zeit. Selbst vom Vollmond erzählte er, dass dann an Schlaf nicht zu denken war! Letzteres konnten seine Freunde kaum glauben. Alle wussten doch, wie sehr Kai Jirri geliebt hatte. Die Kumpels zogen ihn zu einem Spaziergang und wollten unbedingt mehr Details von ihm. Mit einem Lachen kam er diesem Wunsch nach. Aber er dämpfte die aufkommende Begeisterung, warnte sie vor unüberlegtem Handeln. An so einem Ort, wie der Schlucht, konnte so etwas unangenehme Folgen haben.

Lachend und voll Fröhlichkeit vergingen die Tage zum Frühling. Zwei von seinen Freunden heirateten, auch der Rest lebte gebunden in einer Beziehung. Trotzdem trafen sie sich oft, denn Kai war eine lange Zeit fort gewesen. Wenn die Dämmerung begann, kamen die Shira wie seit Urzeiten. Die alten Gesetzmäßigkeiten galten unverändert.

Nur für ihn hatten die schrillen Schreie am Firmament ihren Schrecken verloren. Jetzt war Kai alt genug, um am Abend auch im Freien zu sein. Er hatte durch seine Zeit bei den Shira deren Körpersprache gelernt. Mit seinen Augen suchte er im Dunkel den nächtlichen Himmel ab. Denn er war an schwache Helligkeit und komplettes Dunkel gewöhnt. Das war in der tiefen Höhle immer so gewesen! Auch wenn es der Junge jeden Abend aufs Neue probierte, der Erfolg blieb aus.

Jede Nacht glitt sein Blick hinauf zu den Sternen. Bei der Frage was er dort suche, schaute Kai bedrückt. Die Antwort kam im Flüsterton.
„Die Sterne, den Wind, das Rauschen des Windes und die Wolken suche ich.“

Er versuchte die Trauer zu verbergen, welche der Sonnenuntergang in ihm weckte. Kai fühlte die erdrückende Sehnsucht. Es war ein unangenehmer Schmerz, den die Schreie der Shira auslösten. Etwas, das ihm das Atmen schwer machte. Vergebens suchte der Junge die Stimme von Leios….

Heimlich stahl er sich in die verbotenen Wälder davon. Dann kam kahles Land, auf dem kein Halm mehr wuchs. Endlich war Kai bei den Klippen angekommen, sie waren sein Ziel.

Es war dieser Ort, von dem ihn der Shira in jene geheimnisvollen Schluchten trug. Atemlos bestaunte er die karge Schönheit des Gesteins. Der pfiff eisig durch seine Kleidung und ließ ihn frösteln. Kai hatte sich all die Jahre davor gedrückt, seine Stimme mehr als nötig zu nutzen. Auch, als andere seine Begabung erkannten. Aber jetzt trug der Wind seine Stimme über die weite Ebene. Eine starke, doch so zerbrechliche Melodie wehte bis in die Schlucht. Vor langer Zeit hatte jedes Kind dieses Lied gekannt und damit auch dessen Wirkung. Einst gab es wesentlich mehr Worte, als in diesen fünf Strophen.

In Kindertagen hatte ihm seine Großmutter dieses wichtige Lied gelehrt. Selbstverständlich erklärte sie ihm auch die Gründe dafür. Sie hatte ihm für seine Zukunft etwas Ungewöhnliches prophezeit:
„Kai du wirst einen fremden Weg dein Eigen nennen! Gehe ihn, egal was geschehen mag! Die Entscheidung dieses Handelns wird für dich großes Glück bedeuten.“

Seine Großmutter hatte gelächelt, als er gestaunt hatte. Dann hatte sie diese Worte noch ergänzt.
„Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, bringe einen fünfzackigen Stern auf den Boden. Es müssen weiße Linien sein, die einander überschneiden und so eine Art Kreis bilden. Entzünde an jeder Spitze ein Feuer. Wenn du das hast, stell dich nackt in die Mitte und wünsche“
Schnell duckte er sich hinter einen sehr großen Stein. Wenigstens gab es solche Dinger vereinzelt hier! Es war kein Moment zu früh! Lautes Rauschen kündete von schnellem Flügelschlag und geübten Landungen. Mehrere Shira standen auf der Ebene. Oma hatte ihm nur gesagt, dass er sie so rufen konnte und besänftigen, das war alles…Vor Überraschung setzte sein Herz fast aus!

Ende Kapitel 14

Er kannte diese Stimme! Doch was als Nächstes geschah, hatte seine Oma nicht gesagt. Der Junge hielt die Luft an, bei den nächsten Tönen. Wie konnte es sein, das er genau die gleiche Melodie kannte?! Aus welchem Grund wiederholte der Shira das Ganze? Sie standen noch eine Weile da, so als würden sie auf etwas Bestimmtes warten. Endlich verschwanden die Shira wieder.

Was für eine eigenartige Reaktion auf ein altes Lied!!Bei ihm hatte dieselbe Sache viel kraftvoller geklungen. Woher kannten Shira diese Töne? Der Junge eilte ins Dorf zurück. Er musste vor Tagesanbruch wieder im Bett sein Niemand durfte on seinem nächtlichen Ausflug erfahren…

Kai ging es heute richtig gut. Seine Eltern freute es sehr, denn sie hatten seine stille Trauer bemerkt. Aber so wie die Anderen, blieben sie ohne eine Antwort. Er aß mit gesundem Appetit seine Mahlzeiten und packte kräftig mit an. Die jungen Frauen bewunderten seine Ausdauer und sein Geschick bei der Arbeit. Er wusste, dass einige tiefere Gefühle für ihn hatten. Aber Kai konnte im Stillen nur bedauernd lächeln. Schon längst könnte er eine neue Freundin haben, wenn er das wollte. Er konnte es nicht mehr!

Er hatte zwar Details von den Shira erzählt, doch vom letzten Vollmond kein Wort! Wer würde ihm solchen Erlebnisse schon glauben?! Ihm wurde im Magen kurz dabei flau. Nein es war besser, dass sie seine Zurückhaltung anders verstanden.

Er fühlte sich ein wenig wie auf Wolken schwebend vor Glück. Es waren etwa drei Monate vergangen, ehe er den Shira wieder sah. Verträumt schaute er auf den Trägen Fluss. Das Rucken an seiner Angel weckte ihn aus seinen Träumereien. Er packte schnell den Griff seiner Angelrute und zog mit Schwung daran. Sein geduldiges, ruhiges Warten hatte sich gelohnt. Der Junge hielt eine große Forelle in den Händen. Kai baute aus Steinen und Stöcken eine Feuerstelle am Fluss. Mit zwei Steinen entzündete er das trockene Reißig. Er hielt den ausgenommenen Fisch mit einem Stock übers Feuer und ließ ihn fast fallen!

Das konnte nicht Realität sein!!Er kniff seine Augen fest zusammen, doch er sah immer noch den Shira vor sich. Die Verwirrung darüber fegte ihm den Kopf leer! Wie konnte dieses Wesen am Tag hier sein?!! Der Fisch brauchte eine Drehung auf die andere Seite. Beinahe hätte es Kai vergessen! Zögernd sah er wieder hoch und direkt in mintgrüne Augen. Diese zeigten so manche Emotion, die Kai nicht wirklich verstand. Mit größter Aufmerksamkeit folgte der Blick seinen ruckhaften Bewegungen.

Leios sah neugierig in Kais Gesicht. Er hatte nicht den leisesten Schimmer, weshalb es rot wurde. Menschen waren etwas Merkwürdiges!!Oh er hatte ja den Fisch über dem Feuer. Mit großen Augen folgte er dem Jungen! Ein bekannter und verführerischer Geruch wehte zu ihm .Der Shira starrte auf den breiten Fluss. Sollte er einen Versuch wagen? Leios schluckte trocken und grinste unsicher. Nervös peitschte der stachelbewehrte Schwanz über den Waldboden. Ein deutliches Zucken ging durch den Körper. Nein! Er würde es nicht tun, sonst verschreckte er Kai.

Der seufzte vor Erleichterung. Es war gut, das der Shira auf der anderen Seite blieb. Jetzt erkannte Kai, worauf Leios die ganze Zeit starrte: sein Fisch! Wie lange mochte dieses Geschöpf schon zusehen?!Ah nun konnte seine Forelle vom Feuer nehmen. Knusprig braun dampfte sie vor seiner Nase. Der Junge entfernte die großen Mittelgräten, die Wirbelsäule aus dem Fleisch. Jetzt erst probierte er vorsichtig einen Bissen davon. Kai überlegte nur kurz alles Weitere. Mit fröhlichem Kichern winkte er den Shira zu sich heran. Er lachte nicht über das ungläubige Gesicht.

Das war ein Scherz, oder?!Der Shira starrte ungläubig zu den Jungen. Plötzlich begann dieser mit heftigem Husten zu kämpfen. Jetzt wandelte sich Unglauben in Besorgnis! Kai atmete mit deutlich hörbarem Röcheln ein und aus!!Leios zögerte nicht länger, denn sonst würde der Junge noch ersticken…

Er fühlte den kräftigen Schlag auf den oberen Rücken und konnte wieder frei atmen. Kai hustete ein letztes Mal. Nun hielt er eine durchscheinende Gräte in den Fingern. Der Shira riss sie mit dumpfen Grollen fort. Mit großer Vorsicht, legte er seinen Arm jetzt um Kais Schultern. Der lehnte sich gegen die Stütze. Dankbar schloss er für einige Momente die Augen. Panik und Angst verschwanden langsam aus seinem Kopf. Er konnte den Blick des Shira auf seiner Haut spüren, doch ab jetzt war es ohne Unbehagen.

Unendliche Erleichterung machte sich in ihm breit. Der Mensch schien tief entspannt zu sein. Ein verhaltenes Lächeln huschte kurz über seine Lippen, ehe er den Jungen losließ. Leios kippte rücklings ins Gras und drehte sein Gesicht zur Sonne. Mit geschlossenen Lidern vergaß er den Jungen für eine Weile. Die Strahlen erwärmten seinen Körper. Behaglich breitete der Shira im Liegen die Schwingen aus.

Blinzelnd öffnete der Junge seine Augen. Gleißend hell blendete ihn das Licht, so als würde es von der Wasseroberfläche reflektiert. Kai dachte flüchtig nach. Nein es gab hier nur selten Eis auf dem Fluss. Etwas anderes musste also die Reflektion auslösen…Ruckartig wendete er sich der hellen Fläche zu und erstarrte einige Momente lang. Er hätte fast auch den Atem angehalten! Doch daran war nicht zu denken, wie konnte der so ein Aussehen haben?!Im Mondschein hatte der glitzernde Körper zu dürr gewirkt. Hier in der Sonne passte alles wie ein Puzzle zusammen. Nun begann er die anderen Shira zu verstehen. Nun erkannte er den Grund, weshalb sie sogar einen Schlag riskiert hatten…

Leios sank in leichten Schlaf. Er vergaß dabei, an welchem Ort er sich befand. Er hatte den Menschen in seiner Höhle und fühlte den warmen Körper an seinem. Erneut vergrub er seine mit Krallen bewehrten Hände in den hellen Haaren. Halb öffneten sich die blauen Augen und leuchteten auf. Der Kopf von Kai schmiegte sich in seine Hand. Ein offenes Lächeln machte Vertrauen erkennbar. Der Shira zog seine Hand aus den Haaren und umfasste das Kinn. Er hauchte einen zarten Kuss auf die weichen Lippen von Kai…

Erwachend sah sich der Shira um. Kai sah ihn an und doch erkannte er ihn nicht. Jetzt fuhr der junge vor Schreck zusammen. Denn es war ein prüfender Blick zu ihm gewesen! Die mintgrünen Augen sprühten auf einmal Funken konnte das hier die Wirklichkeit sein?!Noch immer fassungslos musterte Leios den Menschen. Hatte er sich eben wirklich nicht geirrt? Konnte es tatsächlich sein, dass ihm dieselben Emotionen entgegengebracht wurden? Woher kam dann diese Veränderung? Woran hatte der Junge bei seinem Anblick denn gedacht?

Kai erschrak furchtbar in diesem Augenblick! Er hatte lange Zeit gebraucht, um das Erlebte und seine Gefühle zu verdauen. Er sah das Funkeln und ließ sich davon einlullen. Ja er verlor sich geradezu in diesem Grün! Endlich gab es wieder eine solche Gelegenheit für ihn. Er scherte sich schon lange nicht mehr um irgendwelche Verbote. Dieses Wesen hätte ihn schon viel eher mit Leichtigkeit getötet, wenn es wollte! Als die Neugier in ihn fast verbrannte, zuckte er vor dem Shira zurück! War es in der Höhle etwa mehr als nur ein Spiel gewesen? Stückweise fügten sich die einzelnen Erlebnisse zu einem Bild zusammen.

Leios folgte mit seinen Augen jeder Bewegung von Kai. Wie lange er doch auf einen solchen Moment gewartet hatte!!Ein Schleier zog sich über die Iris, als sich die Lieder zur Hälfte senkten. Langsam wandte sich der Shira mit seinem Körper dem Jungen zu. Beobachtete sorgfältig jede Reaktion von diesem. Mit Erstaunen erkannte er die klare Neugier in den blauen Irissen. Erkannte außerdem die unsichere Frage in der Tiefe von Kais Augen.

Hier war der Boden deutlich weicher. Verstohlen schielte Kai zu dem Shira. Er sah, wie sich dieser zu ihm drehte und das Räuspern blieb ihm im Hals stecken. Ob es dieses Wesen zuließ, wenn er jetzt davon liefe?!Er glaubte es nicht so ganz…

Wollte der Junge etwa wieder gehen?!Was sollte er dann für eine Reaktion liefern? Für einige Momente fühlte er große Panik in sich aufsteigen. Unendliche Erleichterung durchfuhr ihn, bei seinem Irrtum. Denn Kai stand zwar auf, doch er machte keine Schritte von ihm fort. Der Junge drehte ihm den Rücken zu. Der Shira hielt die Luft an, denn näherte sich der Junge. Er sah das scheue Lächeln, ehe sich Kai neben ihn kniete.

Der Shira würde ihn unter Garantie nicht nochmals verletzen. Diese Erkenntnis war ihm sicher. Er legte seine Fingerspitzen auf die Schultern von Leios. Jetzt musste er kurz durchatmen! Ein kurzer Blick versprach ihm keinerlei Abwehr.

Oh er träumte doch nicht etwa noch seinen Traum?!Nein das war echt!

Ende Kapitel 15


Der Shira würde ihn unter Garantie nicht nochmals verletzen. Diese Erkenntnis war ihm sicher. Er legte seine Fingerspitzen auf die Schultern von Leios. Jetzt musste er kurz durchatmen! Ein kurzer Blick versprach ihm keinerlei Abwehr.

Oh er träumte doch nicht etwa noch seinen Traum?!Nein das war echt!!

Dieser Kuss war keine Illusion. Leios fühlte die samtene Wärme auf seinen Lippen. Heißer Atem streifte kurz auch seine Haut. Fassungslos starrte er in Kais Gesicht! Er hatte den Shira geküsst und der hatte ihm echt nichts getan! Nun verließ ihn sein Mut und er suchte in den Augen nach Ablehnung. Kai fühlte große Erleichterung, als er sie nicht fand. Zögernd lehnte er sich jetzt gegen den kühlen Körper des Shira. Der legte ihm erneut den Arm um die Schultern. Ein fröhliches Grinsen mit funkelnden Augen zeigte ihm Leios nun.

In seinem Kopf rasten die Gedanken. Das Blut jagte ihm durch seine Adern. Die Aufregung legte ganze Teile seines Verstandes lahm. Er verfluchte lautlos die schwere Verständigung zwischen ihnen. Der Mensch sah ihn abwartend an und ein zögerndes Lächeln erhellte sein Gesicht. Der Shira nickte ihm leicht zu und überlegte angestrengt.

Kai sah fasziniert auf die weißen spitzen Schneidezähne des Shira. Die Dinger sahen voll gefährlich aus. Er bedauerte, dass er dieses Wesen nichts fragen konnte. Das melodische Gurren riss ihn aus seinen Gedanken. Fragend sah er dem Shira in die Augen. Was wollte der jetzt damit sagen? Nun blinzelte er und schnappte sich Kais Kopf.

Leios fühlte wie der Junge die Luft anhielt. Erstaunt blickte ihn der Mensch an. Da war ein kurzer Wiederstand, bevor er die Absicht erkannte. Der Shira merkte es schnell. Langsam zog er Kai zu sich, ohne seinen Griff zu lockern. Er wollte diesen Jungen doch nur Küssen. Oh verdammt!!

Er spürte die kühlen Lippen auf seinen und die Finger in seinem Haar. Anscheinend hatte ihn der Shira dieses Mal besser verstanden, als vorher. Es war ein seltsamen Gefühl, diese raue Zunge zu begrüßen. Doch er ließ den Shira gewähren, es war ja nicht unangenehm. Ein Schauer rann ihm über den Rücken. Es war ein aufregendes Erlebnis, dem Ganzen hier nach zu geben.

Oh es gefiel dem Jungen?!Das machte Leios echt stolz, schließlich war es ja eine andere Art, mit der er hier spielte! Diese Vorsicht würde kein anderer Shira wollen, aber der Mensch brauchte sie. Es schien durch seine Zurückhaltung leichter für Kai zu sein…

Kai war froh, dass die messerscharfen Krallen keine Spuren auf seiner Haut hinterließen.
Nein es war in der Höhle kein Spiel gewesen! Erleichterung und Verwirrung durchfluteten seinen Verstand. Ohne länger zu überlegen vergrub er seine Finger in den rötlichen Haaren des Shira. Atemlos brach der Junge den stürmischen Kuss ab. Er wusste nicht, dass seine Augen hell strahlten!

Ein kurzer Blick in Kais Augen, ließ dem Shira das Blut zu Kopf schießen! Leios schluckte vor Verlegenheit. Ob solche Erlebnisse mit einem Menschen öfter vorkamen?! Der Junge gab, wie in der Höhle, seiner forschenden Berührung nach. Würde er sich hier mehr Reaktionen zugestehen? Verzaubert lauschte der Shira auf den rasenden Herzschlag des Jungen. Sacht legte lag sein Kopf darüber. Er gönnte sich ein versonnenes Lächeln, fühlte die Kraulende Hand in seinem Haar.

Erstaunt blinzelte er, da Kai seine Hand jetzt ein wenig zögernd seine Fingerspitzen über seinen Hals zu seinem Oberkörper wandern ließ. Er riss die Augen weit auf, als sich Kais Lippen auf seine legten. Kai lächelte ich ihn still an, dann Beugte er sich mit seinem Oberkörper über den Shira. Jetzt saß der Junge rittlings auf seinem Becken und Leios grinste ihn voll Übermut an. Nun legte Kai seine Unterarme auf die Brust des Shira und fühlte dessen kühle, flüchtige Berührung. Es war keine Umarmung, der Shira hielt ihn nur einige Momente leicht fest.

Kai packte sowas wie Ungeduld, denn wie war es wohl mit einer solchen Kreatur zu schlafen?! Er wollte es plötzlich unbedingt wissen! Wie brachte man die dazu?! Naja er würde es ausprobieren müssen, denn der Shira gab ihm keine Hinweise, sondern ließ ihn machen! So ließ er unsicher seine beiden Hände über den flachen Bauch und tiefer gleiten. Ob das so wirklich ok war? Er wusste es nicht…

Seine Finger umschlossen langsam das erregte(?) Glied jener Kreatur und tippten zögernd auf die Spitze. Ein dunkles, vibrierendes Grollen entkam dem Shira und fragend sah ihn Kai an. Doch zusammen gekniffene Augen und stoßweiser Atem gaben eine deutliche Antwort. Die Mintgrünen Augen glitzerten verhalten und schimmerten wie grüner Samt.

War das wirklich wahr, was der Mensch hier machte, aber waren die nicht eigentlich viel zu sehr verstockt? Oh wow das sollte er weiter machen, mit seine Fingern. Er glaubte zu träumen als ihn Kai jetzt wirklich ernsthaft so anfasste! Seine Lippen schlossen sich doch nicht gerade echt um sein bestes Stück?!Oh er war im Himmel! Denn der Junge machte dass echt gerade…es war gigantisch seine Finger, seine Hände über seinen erhitzten Körper wandern zu fühlen.

Er hob seine Schwingen vom Boden ab und ließ sie über den Menschen gleiten. Überrascht erkannte er dessen Anspannung! Denn Kais Körper war nicht nur etwas wärmer, sondern schien außerdem zu vibrieren! Jetzt hörte er ein raues Stöhnen, anscheinend war diese Anspannung Wirklichkeit. Sollte er das ernsthaft tun?!Was wenn dieser Mensch dann wieder Angst vor ihm hätte, was dann? Doch das Weitere stoppte seine Zweifel endgültig denn nun kreiste der Junge mit seinem Becken. Also deutlicher konnte eine Aufforderung nicht sein, oder?!

Was sollte er noch machen, damit ihn dieses Wesen verstand? Er fühlte sich so hilflos in seiner Aufregung und Gleiches erzählte auch sein Gesicht! Oh! stimmte ja Menschen taten solche Dinge nicht so! Er hatte es völlig vergessen in dieser Situation …

Also stemmte er sich etwas hoch und ein schiefes Grinsen huschte über seine Lippen, als ihn der Junge erstaunt ansah. Doch er wartete jede weitere Reaktion von Leios ab und dieser spürte es klar. Er glitt unter die Kleidung und begann sie hoch zu schieben, denn er wollte ihn ohne! Jetzt stoppte ihn der Junge kurz, um sich den Stoff über den Kopf zu ziehen. Weil er gerade dabei war, machte er genauso mit dem Rest kurzen Prozess, so saß in wenigen Momenten komplett nackt auf dem Becken des Shira und dieser sah ihn groß an.

Wie sehr er es doch vermisst hatte, diesen Menschen so zu betrachten! Wie oft er sich diese Möglichkeit gewünscht hatte, denn bisher war es immer nur ein haltloser Traum
gewesen, krank vor Sehnsucht….

Vorsichtig spreizte er leicht die Beine des Menschen, nachdem er ihn ins Gras gelegt hatte. Auch wenn da keinerlei Widerstand war, merkte er aber deutlich die große Verunsicherung. Aber es war doch der einzige Weg. Kai ergab sich dessen mit einem tiefen Seufzen und nickte dem Shira zu fort zu fahren. Plötzlich verstand ihn nur zu gut!

Der große, kühle Körper über ihm, glitzerte im Licht silbrig, als der Shira sich vorbeugte und sein Becken anhob. Kai schluckte trocken und verstand. Sein Blick saugte sich am Gesicht des Shira fest und er verkrallte sich in dessen Schultern. Mintgrüne Augen sahen ihn kurz besorgt an, doch er griente nur.

Der schmerz hielt sich Erstaunlicherweise in Grenzen, als der der Shira in ihn drang. Ok er hatte dabei auch viel Zeit! Als er sich nach einigen Augenblicken begann sich zu bewegen, erlebte Kai äußerst deutlich, über wie viel Kraft in einer solche Kreatur verfügen konnte! Der laute Schrei jener Kreatur ließ Kai zusammenfahren, ehe er die Erregung erkannte. Sein Blut begann zu kochen, da ihn eine seltsame Hitze fort trug, wie einen Surfer die welle trägt. Seine Fingernägel kratzten über die polierten Schuppen.

Sein Herz raste in Stakkato und bunte Flecken tanzten vor seinen Augen, bevor er das Bewusstsein verlor.

Er kam bald wieder zu sich, durch das Gefühl der rauen Zunge, welche über seinen Köper wanderte. Huch der ließ ja wirklich keine Stelle aus! Kai lief knallrot an und hörte das Kichern des Shira .Genießerisch lehnte er sich zurück und hielt still.

Es war ja so leicht, die Gefahr zu vergessen. Der Shira wirkte jetzt schlafend auf seinem Oberkörper. Kai griff nach einer Hand des Shira und hauchte einen Kuss darauf. Er spürte das überraschte Zucken dieses Wesens. Blinzelnd und verträumt schauten ihn grüne Augen. Trägheit überkam den Jungen und er sank in einen tiefen Schlaf.

Wie viel Zeit war vergangen? Die Sonne stand sehr niedrig am Himmel. Nur selten fühlte er sich so von Wärme umgeben. So sah Kai auch noch nichts von der Dämmerung. Denn der Shira umhüllte seinen Körper mit ledrigen Schwingen. Wohlig rekelte sich der Junge darin, als er allmählich erwachte. Kai sah Leios nun aus leuchtenden Augen an und stützte sich auf seine Hände.

Der Shira folgte dem Unruhigen Blick zum Firnament. Sie kannten beide den Grund dafür. Schon bald würde Dunkelheit hereinbrechen! Bedauernd kletterte Kai von ihm herunter. Doch es gab einfach keinen anderen Weg als diesen.

Schwermütig erhob sich Leios aus dem Gras und spannte seine Schwingen auf. Gerade wollte er zu seinem Rückflug starten, doch der Junge stoppte ihn dabei. Mit erstaunlicher Kraft zog er den Shira zu sich. Wie verzweifelt krallte er sich jetzt in diese Haare. Fast schon aggressiv war der, nun leidenschaftliche, Kuss ehe Kai plötzlich los ließ.

Perplex sah ihm Leios nach. Wow! Damit zum Schluss echt nicht mehr gerechnet. Aber dann erinnerte er sich an die Tränen in Kais Augen. Bedrückt schwang er sich in große Höhen. Ja! Dieser Mensch hatte wegen ihm geweint. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn bei der Erkenntnis.

Er lief in Richtung seines Dorfes. Es war gut, dass er den genauen Weg kannte, sonst hätte er sich zwischen den Sträuchern und Bäumen komplett verlaufen. Blind rannte er schon fast die vertrauten Pfade durchs Gehölz. Bitterkeit übermannte ihn bei dem Gedanken an Leios. Wie könnte er den Anderen jemals von seinen Wünschen erzählen?!

Ende Kapitel 16
Kai wurde besorgt von seinen Eltern angeschaut. Denn es war unverkennbar, das er geweint hatte. Schleppend erzählte er von seinem Erfolg beim Angeln. Dann war es natürlich, dass er keinerlei Abendbrot wollte. Der Junge hütete sich, von den neuen Erlebnissen mit dem Shira zu berichten. So etwas würde nur weitere ungewollte Fragen bedeuten. Er war erleichtert, dass ihm diese Sache erspart blieb.

Auch wenn er vor der Dämmerung wieder im Dorf war, die Sorge um ihn blieb. Verloren starrte der Junge aus dem Fenster. Von tiefstem Schwarz schien ihm heute der Nachthimmel zu sein. Ein paar einzelne Sterne unterstrichen diese Dunkelheit noch deutlicher.Er bemerkte nicht einmal, das ihm die Tränen wieder über die Wangen liefen.Ehe er seine Fenster verschloss, schaute er voll Wehmut nochmals hinaus. War das nun der letzte Moment mit ihm gewesen? Kai gab sich darauf lieber keine Antwort…

Er trudelte und taumelte mehrfach im Flug. Dieser Kuss hatte ihm voll den Verstand geraubt. Leios konnte noch immer die warmen Lippen auf seinen spüren. Atemlos landete er nach einer halben Ewigkeit auf seinem Vorsprung. Diesmal war er über die Späße seiner Freunde froh. Sie lenkten ihn etwas von seinem inneren Schmerz ab. Er sah ratlos in die tiefe Dunkelheit. Was sollte er als Nächstes für Dinge versuchen? Stilles Glück erfüllte ihn, als er an seinen Erfolg dachte.

Der Morgen kam viel zu früh für Kai, denn er hatte die halbe Nacht wach gelegen. Trübsinnig verspeiste er seine Mahlzeit, damit ihn die Anderen mit Fragen verschonten, rang er sich ein Lächeln ab. Schweigsam und in sich gekehrt erledigte er seine Arbeiten. Er ließ seine Freunde glauben, was sie in ihm sehen wollten. Um seine Trauer zu verdrängen, packte er nach Kräften ordentlich mit an. Die verwunderten Blicke ignorierte er völlig.

Leios war ein sehr geschickter Jäger, doch nun verfehlte er zunehmend seine Beute. Wie viel Tage war es her, das er wenigstens irgendein Tier erwischte? Tief grollend hallte sein Knurren durch die Schlucht. Sie wichen ängstlich vor ihm zurück, denn seine Augen funkelten wütend. Ihm fehlte jeder Hunger und Appetit, um seine Beute zu verschlingen. Verstohlen wachten seine Freunde über ihn. Die Sorge um ihren Freund wuchs mit jedem Tag mehr. Wie lange würde er sich noch so verhalten?!

 

Es krachte furchtbar laut auf dem Hausdach. Dumpfe, kraftvolle Schläge donnerten auf die genagelten Holzlatten. Das durchdringende Kreischen, schien direkt und sehr nah über dem Haus zu sein. Der Junge erschauerte vor Unbehagen. Das dunkle Grollen ließ die Wände erzittern. Nun hörte er ganz klar das Kratzen und Scharren der harten Krallen auf Holz. Wieder erklang ein dumpfer Schlag. Seine Eltern ließen ihn nicht einen Moment lang aus den Augen. Sie erschraken heftig, als er eines der Fenster für einen Spalt öffnete. Nein da waren keine Gestalten am Nachthimmel. Erleichtert stieß er die Luft aus. Keine Gefahr.
 

" Du Mama und Papa er wird das Dach zerschlagen, wenn ich jetzt nicht zu ihm rausgehe! "

"Aber Kai er tötet dich! Tu es nicht mein Junge. Bitte!!"

"Mama und Papa das hätte er doch in dieser Schlucht auch schon gekonnt."
 

Da fehlten seinen Eltern die Worte, denn Kai hatte völlig recht. Wortlos starten sie zu ihrem Sohn, der seltsam gefasst war. Er besaß jetzt fast eine zu große Ruhe...Mit großer Sorge sahen sie ihrem Sohn zu. Voller Angst hielten sie die Luft an, als Kai die Tür öffnete.
 

Leios blickte wartend nach unten, denn jetzt passierte etwas Neues. Der Junge war plötzlich nicht mehr hinter den Mauersteinen. Der Shira konnte sehen, wie er einige Schritte machte. Er hörte das Knirschen kleiner Steine. Also war es keine Einbildung! Mit einem Ruck stieß er sich von dem hölzernen Dach ab und landete direkt vor Kai. Er sah den Schreck in den hellen Augen und wartete einige Momente ab.
 

Endlich! Leios zog Kai zu sich und legte seine Arme um diesen. Der Junge vergrub seine Hände in den Haaren des Shira. Dieses Mal passte Leios auf, um ihm keine weiteren Verletzungen zu zufügen. Die raue Zunge fuhr über seine Nasenspitze und Kai grinste darüber. Kurz staunte der Shira, ehe er dem Jungen einen Kuss aufdrücken wollte.
 

Dazu kam es nicht, denn der Junge packte seinen Kopf. Leios schnappte perplex nach Luft. Kais Zunge glitt nun fordernd über die kalten Lippen. Er schickte auf Erkundungsreise über den sehnigen Rücken. Fasziniert folgte er den Muskeln und Knochen unter seinen Fingerspitzen. Berauscht von diesen Berührungen, begann Leios an Kais Hals zu knabbern. Dieser seufzte leise mit halb geschlossenen Augen. Er drehte seinen Kopf so, das ihn der Shira besser erreichen konnte. Der Junge legte seinen Kopf seitlich an den Oberkörper des Shira. Dessen Zunge tanzte als Reaktion über seine Kehle und am Unterkiefer entlang.
 

Diese Zwei hatten die Welt um sich herum völlig vergessen. Jene, die ihnen zusahen, schwankten zwischen Fassungslosigkeit und Zorn. Jetzt ertönte ein Chor von schrillem Kreischen aus dem Geäst der Bäume. Hinter den jetzt offenen Fenstern starrten sie die Dorfbewohner ungläubig an. Alle die ihre Zukunft mit Kai Beziehungsweise Kai geplant hatten, stürmten jetzt auf diesen zu.
 

Leios brach seinen Kuss ab und legte seine Schwingen vor Kais Körper. Der schaute ihm erstaunt ins Gesicht und erkannte den Zorn darin. Verwirrt sah sich der Junge um und erschrak heftig! Nicht nur die anderen Shira, auch das halbe Dorf kam auf sie zu. Ein Zittern durchlief seinen Körper, weil der Junge vor Angst erstarrte. Beruhigend strich der Shira über Kais Haare.
 

Zornbebend wendete der Shira seinen Blick auf jene Bedrohung. Es erklang eine Art von Rasseln deutlich hörbar für alle. Ein dunkles, tiefes Grollen hallte bedrohlich in ihre Ohren. Doch nur kurz stoppten jene Anderen. Jetzt drückte er den Menschen wirklich eng an seinen Körper, denn der Shira stellte seine Schwingen wie einen Schild auf.
 

Seine Stacheln glichen spitzen Dolchen, ala sie nun aufstellte. Er schlug gezielt nach seinen Angreifern. Bisher waren es noch keine Treffer gewesen, aber wenn die Shira es nicht beendeten, würde Leios das ändern!!Er dachte kurz nach,so eine Situation war ihm neu. Seine mintgrünen Augen glühten fast vor Wut. Sie sollten ihre Eifersucht lassen!

   

Impressum

Texte: alles meins!
Bildmaterialien: alles meins!
Tag der Veröffentlichung: 14.01.2013

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