Ihre Gestalt warf einen dunklen Schatten auf den Bürgersteig. Er folgte ihr leise, doch sie schaute oft über ihre Schulter, um jemanden auszumachen, der sie verfolgen könnte. Er lächelte. Sie wäre eine leichte Beute, eine zu leichte Beute. Doch er wusste, dass sie etwas Besonderes war. Sie war die Auserwählte. Noch wusste sie von nichts, aber das würde er bald ändern.
1.Kapitel
~~~~~Sie lief schneller und schneller. Sie versuchte ihn einzuholen. Ihre Kehle fühlte sich so an, als würde da ein Feuer toben. Sie wollte es so sehr. Sie wollte wieder dieses Gefühl haben.Wieder das Gefühl des Glücks spüren. Sie wollte wieder spüren wie es ihr die Kehle herunterrann, Stück für Stück das Feuer darin bekämpfte und es schließlich löschte. So wollte nicht irgendein Blut, sie wollte seins.~~~~
Lu schreckte auf. Sie atmete zu schnell, zu flach. Ihr Herz raste. Sie versuchte ihre Atmung wieder zu kontrollieren. "Ich habe nur geträumt. Alles war nur ein böser Traum", versuchte sie sich zu beruhigen. Sie kuschelte sich wieder in ihre Bettdecke und versuchte nocheinmal einzuschlafen, vergeblich. Deshalb schlug sie die Bettdecke zurück und setze sich auf. Sie sah auf die Uhr: 5 Uhr morgens. Noch zweieinhalb Stunden, dann müsste sie zur Schule. Sie seufzte leise und stand schließlich auf. Sie ging ins Bad um zu duschen. Ihr verschwitztes T-Shirt und die Hose landeten im Wäschekorb. Lu stieg in die Duschkabine und ließ das kalte Wasser auf ihren Rücken niederprasseln. Schlagartig wurde sie wach. Sie drehte das wasser noch kälter und hätte beinahe aufgeschrien, aber sie hielt durch. Sie ließ das Wasser weiter laufen. Sie seifte sich ein und blieb so lange unter dem kalten Wasserstrahl, bis ihre Lippen blau warn und sie mit den Zähnen klapperte. Dann stieg sie aus der Duschkabine und wickelte sich sofort in ihr warmes weiches Handtuch. Sie trat zum beschlagenen Spiegel und wischte mit dem Handtusch drüber, sodass sie sich betrachten konnte. Ihre Augen leuchteten in einem dunkelem nachtblau, ihr schwarzes feuchts Haar begann sich schon zu kräuseln. Ihre Lippen waren blutig gebissen, weil sie ständig an diese komischen Träume dachte. Ihre gerade Nase, das blasse Gesicht. Ja, Ionie hatte Recht, sie war hübsch. Ionie war ihre beste Freundin, mit ihr konnte sie über alles reden.
Erst gestern hatten sie eine Liste mit den zehn schönsten Mädchen aus ihrer Klasse erstellt. Ionie hatte sie, Lu, als Erste gekrönt. Als Zweite kam Monique, ein Mädchen mit einer mocca farbenen glänzenden makellosen Haut. Als Dritte wollte Lu Ionie haben, denn sie beneidete sie um ihre dunkelbraunen fast schwarzen langen Locken und ihre dunkelen braunen waren so tief und unergründlich. Lu hatte noch nie solche mandelförmigen Augen gesehen. Sie waren goß und waren von langen dichen Wipern umrahmt. Doch Ionie hatte es abgelehnt. Lu wollte nicht streiten, also ließ sie es bleiben. Als sie mit der Liste fertig waren, musste Ionie gehen. Da nahm Lu einen Stift zur Hand und strich Joanne, ein Mädchen mit roten langen glatten Haaren und moosgrünen Augen, durch und schrieb Ionie daneben.
Sie hatte keine Schuldgefühle, warum auch? Ionie hatte kein Selbstbewusstsein das war alles. Sie wollte nur nachhelfen.
Abermals seufzte sie und ging aus dem Bad. Sie zog sich an und begann ihre Haare zu bändigen.
Um sieben Uhr ging Lu in die Küche um zu frühstücken. "Schau mich nicht so an, Mom, mit mir ist alles okay!", sagte sie als sie die besorgten Blicke ihrer Mutter bemerkte. "Nenn mich nich ´Mom´, Schätzchen, du weißt, dass ich das hasse." "Tut mir Leid, Melody" Dann schnappte sich Lu eine Waffel, aß sie auf und quatschte noch ein bisschen mit Melody. Um halb sieben zog sie Scuhe und Jacke an, schulterte ihre Umhängetasche und ging zur Schule.
2.Kapitel
Mittagspause. Monique starrte Lu und Ionie schon eine Ewigkeit an und beide hatten es schon gemerkt. Joanne schaute auch die ganze Zeit zu ihrem Tisch hinüber, allerdings feindselig im Gegensatz zu Monique. "Glaubst du, die wissen von der Liste?", fragte Ionie. "Wie denn?", fragte Lu zurück. "Stimmt auch wieder. Warum denkst du immer so logisch?", seufzte Ionie. Lu grinste. "Weil ich einen gesunden Menschenverstand habe, im Gegensatz zu dir." "Ich liebe dich auch, Schätzchen", gab Ionie zurück. Beide fingen an zu lachen. Dann klingelte es zur nächsten Stunde. ´Och, nee. Jetzt hab ich Mathe!´, dachte sich Lu. Mathe war eins der Fächer welches sie aus tiefsten Herzen verabscheute. Wer mochte auch schon Mathe? "Ich würde lieber Physik haben, als Mathe!", stöhnte Ionie. "Was glaubst du ich. Ich wurde sogar eine Physikstunde bei Zierda haben wollen als Mathe!" "Zierda? Bist du krank, Lu?" Lu lachte. Mrs. Zierda war die schlimmste Lehrerin des ganzen Kollegiums, wenn nicht sogar auf der ganzen Welt. Sie beeilten sich in Mathe zu kommen, da es schon zum zweiten Mal gegongt hatte.
"Boah, ich bin so froh, dass endlich aus ist. Noch eine Stunde Unterricht und ich wäre tot!", rief Lu, als sie über den Parkplatz schlenderten. "Lu, wenn du mit dem Bus nach Hause willst, dann musst du dich schon beeilen!", rief Ionie ihr über die Schulter, als sie plötzlich losrennt. Die zwei Mädchen rannten schnell zur Bushaltestelle, doch als Lu den Bus erreichte, schloss der seine Türen und fuhr los, mit Ionie drinnen.
Ionie hatte Recht, sie hätte sich einfach beeilen müssen. Wütend auf sich selbst stampfte Lu nach Hause. "Lu! Warte! Lu!" Lu drehte sich um und sah einen Jungen auf sie zu laufen. Hatte er nach ihr gerufen?
Lu war stehen geblieben, so konnte der Junge sie einholen. Als er neben ihr stand, stockte Lu der Atem. Der Junge, er sah echt.....Lu holte tief Luft. Der Typ sah verdammt heiß aus. Er hatte schwarze Haare, die ihm in die Stirn fielen und tiefe dunkle Augen. "Hey, alles in Ordnung?", fragte er lächelnd. Oh Gott! Dieses Lächeln! Diese perfekten geraden weißen Zähne! Lu hatte das Gefühl hier und jetzt umzukippen. Ihr Beine waren wie Pudding. Plötzlich merkte sie, dass sie ihm noch nicht geantwortet hatte. Sie konnte nur benommen nicken. Das Lächeln des Junges wurde breiter. "Komm, ich begleite dich nach Hause, Lu." Moment mal! Woher kannte dieser heiße Typ ihren Namen? Sie hatte ihn noch nie gesehen! Wer war er? Schlagartig erwachte sie aus ihrer Starre. "W-w-w....", stotterte sie. "Wer ich bin? Das wirst du noch früh genug erfahren.", sagte er und blickte sie geheimnisvoll an.
3.Kapitel
Lu ließ sich einfach von ihm mitziehen. Sie war einfach nicht fähig sich zu bewegen. Eigentlich war es ziemlich verlockend, denn normalerwiede wurde sie von Jungs nie beachtet, schon gar nicht von so gutaussehenden. "Vielleicht sollte ich dich mal aufklären.", begann er. ´Keine schlechte Idee. Das erste was ich von dir wissen möchte ist, ob du single bist.´, dachte Lu. Er grinste, als hätte er gewusst, was sie gerade gedacht hatte. "Ich bin Kosta und werde dich...naj du weißt was ich meine.", sagte er. ´Klar, ich weiß total über dein Vorhaben Bescheid!´, dachte Lu sarkastisch. Kosta achtete gar nicht groß auf sie, sondern zog sie einfach weiter mit sich, als wäre sie ein schwerer Kartoffelsack und er nicht stark genung ihn zu tragen. Bei diesem Gedanken, schaute sie unwillkürlich auf seine Arme.
Er trug ein eng anliegendes schwarzes T-Shirt. Seine Muskeln zeichneten sich schwach unter der blassen Haut ab.
Als sie an Lu´s Haus vorbei gingen, rief sie:"Halt! Wo gehst du hin? Ich muss nach Hause!" "Sorry, aber das ist nicht mein Ziel!",sagte Kosta. "Was dein Ziel ist, geht mir sowas von am Arsch vorbei!", mit diesen Worten machte Lu sich von Kosta los und ließ ihn stehen, schweren Herzens komischerweise. Sie drehte sich noch einmal um, aber dort war niemand mehr zu sehen.
4.Kapitel
Lu schaute zuerst verwirrt zu der Stelle, wo Kosta gerade eben noch gestanden hatte, dann aber schüttelte sie den Kopf und ging zur Haustür, in der bereits Melody sie freudenstrahlend erwartete. "Mo- Äh..Melody, was ist los?" "War er das?" Abermals schaute Lu verwirrt drein. ´Was labert die wieder für ´ne Scheiße?´, fragte sich Lu, während Melody sie musterte. Melody war in letzter Zeit ziemlich komisch gewesn, sie hatte gefragt ob sie eventuelle Schmerzen hätte und Lust auf Fleisch, vor allem Rindfleisch. Lu war zwar keine Vegetarierin, doch sie aß Fleisch nicht so gern, vor allem Rindfleisch nicht. Was aber am seltsamsten war, dass Meldoy immer fragte, ob es einen Jungen gäbe, der sie interessierte, was Lu immer verneinte. Lu selbst hatte manchmal das Gefühl, dass sie von den meisten männlichen Wesen ignoriert wurde, Ionie dagegen könnte schon ein Buch über ihre zigtausend Beziehungen schreiben, auf die Lu manchmal eifersüchtig war, doch sie gönnte es ihrer besten Freundin.
"Lu? Hallo! Bist du noch da?", holte Melodys Stimme sie aus ihren Gedanken. Meldoy sah sie besorgt an: "Alles ok?" Lu nickte. "Ich hab nur Hunger.", murmelte Lu. Melody klatschte begeistert in die Hände: "Na? Wie wärs mit....?" "NEIN! Ich will kein Fleisch!" Mit diesen Worten, stürmte Lu ins Haus scnappt sich in der Küche einen Apfel und rannte so schnell wie möglich nach oben in ihr Zimmer.
5.Kapitel
Lu kauerte sich auf ihrem Bett und knabberte wie eine Maus an ihrem Apfel. Nachdem ihre Wut verschwunden war, fühlte sie sich nur noch traurig, unwissend und ratlos. In ihrem Kopf schwirrten ihr so viele unbeantwortete Fragen herum, dass sie vor lauter Nachdenken auch noch Kopfschmerzen bekommen hatte.
Wer war dieser Kosta und was wollte er von ihr?
Warum fragte ihre Mutter immer so komische Sachen?
Plötzlich fühlte Lu sich unwohl,sie hatte das Gefühl, dass das Zimmer immer kleiner, immer enger werden würde und seit wann war es in ihrem Zimmer so furchtbar hei? Lu hatte das Gefühl, als würde sie gleich von dieser schwülen Luft erdrückt werden. Ihre Haut fing an zu prickeln, einen Moment später hatte Lu das Gefühl, als würde ihre Haut in Flammen stehen und verbrennen. Ihre Kehle brannte und Tränen standen ihr in den Augen und drohten herunter zu kullern. Ihr Atem kam nur noch in kurzen abgehackten Stößen, und plötzlich......
War alles weg. Diese körperlichen Qualen waren so schnell wie sie gekommen waren auch wieder verschwunden. Lu stand auf und riss ihr Fenster weit auf. Die kalte Nachtluft schlug ihr entgegen, aber es fühlte sich gut an. Ihr Blick glitt über die Straße, sie war von Häusern und ihren Gärten gesäumt, auf dem Bürgersteig erhoben sich die großen Starßenlaterenen. An einer Laterne blieb ihr Blick hängen. Ihr Atem stockte. Sie kannte diese Gestalt, die dort scheinbar lässig am Pfahl lehnte, sie anschaute und jetzt auch noch die Hand zum Winken hob. Lu schrie auf und schloss das Fenster so schnell sie konnte. Als sie sich erleichtert umdrehte, um sich auf ihr Bett zu legen, schrie sie erneut auf. Diesmal sehr laut und sehr durchdringend.
6.Kapitel
"Hi! Ich freue mich auch dich zu sehen. Mir geht es gut, danke der Nachfrage." Lu erholte sich von dem Schrecken und starrte ihn nun wütend an. "Was fällt dir eigentlich ein? Zuerst willst du mich irgendwo hinschleppen, tust voll geheimnisvoll und so und jetzt stehst du an der Laterne vor meinem Fenster, winkst rüber und in der nächsten Sekunde stehst du in meinem Zimmer! Was soll der Scheiß? Was willst du von mir?",schrie Lu ihn an. Kosta hatte Lu schon einige Male beobachtet und sie noch nie so wütend gesehen. Er fand das echt süß, wie sie ihn mit ihren dunklen blauen Augen anfunkelte. Er fing an zu lachen. "Was lachst du eigentlich? Ist das wirklich so amüsant? Weißt du was? Ich zeige dir gleich was amüsantes!", zetterte Lu. Sie machte einen Schritt auf Kosta zu, hob die Hand und.......
Kosta zuckte nicht zurück. Es hatte den Anschein, dass er nicht einmal gemerkt hatte, dass Lu ihn geschlagen hat. Allerdings sagte er: "Tust du noch einmal so etwas, dann wunder dich nicht über die Konsequenzen." "Uh! Ich habe ja sooo Angst!", entgegnete Lu sarkastisch. Kosta holte tief Luft, um seine hochkochende Wut zu unterdrücken. "Wann gedenkst du abzuhauen?", fragte Lu bissig. "Tut mir Leid, dass ich dich enttäusche, aber du musst mich für einige Tage bei dir aufnehmen.", antwortete Kosta gut gelaunt, während er Lu´s Zimmer begutachtete. "WAS?! Sehe ich aus wie ein Hotel? Ich bin doch kein Bedürftigen-Lager!" Empört drhte sich Kosta zu Lu um. "Glaub mir, ich hab´s mir nicht ausgesucht! Mir macht das ganze Theater genauso wenig Spaß wie dir!" "Dann warum gehst du nicht einfach?" "Weil!", antwortete Kosta trotzig, "ich hoffe dir macht es nichts aus mit mir das Bett zu teilen." "Ich hoffe DIR macht es nichts aus dich mit dem Boden anzufreuden, denn zu mir unter die Bettdecke wirst du nicht kommen!", sagte Lu, "Wenn meine Mutter mitbekommt, dass ich einen Jungen im meinem Zimmer beherberge, flippt sie aus. Sie lässt mir einiges durchgehen, aber das mit Sicherheit nicht!" "Enspannt dich! Ich habe nicht vor dich zu verführen!" Schlagartig wurde Lu rot. "Wie süß!", meinte Kosta. Lu flüchtete ins Bad.
´Oh mein Gott! Bin ich jetzt völlig übergeschnappt? Der Kerl ist zwar heiß, aber ein verrückter Psycho und wahrscheinlich auch noch ein Perverser!´ Lu begegnete sich selbst im Spiegel: Ihre Augen glänzten und die Wangen waren gerötet. ´Ich muss den Kopf frei kriegen!´ Sie ließ heißes Wasser in die Badewanne laufen und entledigte sich ihrer Kleider. Als sie in die Wanne steigen wollte wurde ihr unvermittelbar schwarz vor den Augen.
Krampfhaft versuchte Lu die Schwärze weg zu blinzeln und sich gleichzeitig jeweils links und rechts am Wannenrand festzuhalten, um nicht kopfüber in die Badewanne zu fallen. Ihr Herz schlug zu schnell und es dauerte einige Minuten, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Lu vergewisserte sich, ob sie nicht noch einmal fast in Ohnmacht fallen würde, dann stieg sie in die Badewanne.
Das Wasser war schon kalt geworden, deshalb stellte sie wieder das heiße Wasser an und ließ ein wenig Schaumbad ins Wasser tropfen. Nach wenigen Minuten war das ganze Bad mit Orangenduft erfüllt und die Wanne voll mit Schaum.
Lu ließ den Tag noch einmal Revue passieren: Die komischen Blicke von Monique und Joanne, die Begegnung mit Kosta, die komischen Fragen ihrer Mutter und wieder Kosta. Was wollte er eigentlich von ihr? Lu seufzte leise, zog dann schließlich den Stöpsel aus der Badewanne und stieg aus der Wanne heraus, anschließend wickelte sie sich ihn ihr warmes Handtuch. In ihrem Zimmer konnte Lu Kosta rumoren hören. Was er wohl tat? ´Bestimmt richtet er es sich gemütlich ein´, dachte Lu sarkastisch.
7.Kapitel
Lu wickelte ihr Handtuch fest um ihren Körper, damit es nicht verrutschte und so einige Körperteile, die Lu nicht aller Welt offenbaren wollte, möglichst bedeckt blieben. Dann ging sie aus dem Bad raus, versuchte Kosta zu ignorieren, und öffnete ihren Kleiderschrank, um ein Tanktop, Unterwäsche und eine Hose zum Schlafen heraus zu fischen. Noch immer auf taub geschaltet, ging Lu zurück ins Bad um sich anzuziehen und Zähne zu putzen.
"Nur weil du jetzt eine WG gegründet hast, heißt das noch lange nicht, dass ich mit dir Best-Friends-Forever-and ever mache!", sagte Lu, als sie wieder aus dem Bad kam. "Hatte ich eigentlich auch gar nicht vor!", sagte Kosta beleidigt, "ich will dich nur besser kennen lernen." Lu riss überrascht die Augen auf, dann fing sie an zu lachen. Kosta sah sie verwirrt an, bei seinem Gesichtsausdruck musste Lu noch mehr lachen.
"Der war gut!", sagte Lu, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte. "Ich meine es aber Ernst!", rief Kosta empört. Schlagartig wurde Lu ernst: Ich weiß", dann legte sie ihm eine Hand auf die Schulter, lehnte sich zu ihm und flüsterte, während er sie mit offenem Mund anstarrte: "Du brauchst dich nicht anzustrengen, denn das wird die einzige Seite von mir sein, die du kennen lernen wirst." Lu lehnte sich zurück, dann sagte sie, als wäre nichts geschehen: "Ich mache jetzt Hausaufgaben, tu mir bitte den Gefallen und verbreite deine hohle ´Schlauheit´ wo anders, ja?" Kosta starrte sie noch immer benommen an, dann nickte er langsam. Ldrehte sich ginsend zu ihrem Schreibtisch, kramte aus ihrer Tasche, die Sachen für ihre Hausaufgaben heraus und machte sich an die Arbeit. Kosta schaute ihr schweigend zu und ließ nur ab und zu seinen Blick durch Lu´s Zimmer schweifen.
Als Lu fertig war räumte sie ihre Schulsachen wieder in die Tasche, knipste ihre Nachttischlampe an, schaltete die Deckenbeleuchtung aus und legte sich ins Bett, schnappte sich ihr Buch, Immortals Tochter der Finsternis von Melissa de la Cruz, welches sie gerade las und warf noch einen letzten Blick auf das Sofa, auf dem sie Kosta mitsamt einer Decke und Kissen dorthin verfrachtet hatte, damit er aufhörte sie zu nerven. Dieser schaute sie an und drehte sich wortlos auf dem Sofa um und versuchte anscheinend einzuschlafen, Lu seuzte leise. ´Der kann einem echt auf die Nerven gehen.´ Sie klappte das Buch auf und begann zu lesen.
Knapp 30 seiten später, schaltete Lu das Licht aus und legte sich bequem hin und schlief schließlich ein....
8.Kapitel
~~~~Metallisch salziger Geruch hing in der Luft. Ihre Kleidung klebte auf ihrer Haut, an einigen Stellen waren sie zerrissen. Obwohl es dunkel war, hatte sie das Gefühl, dass es Tag war. Rufe, Geschrei, ein Knurren und dein ein wohliges Stöhnen. Aus ihrem Kiefer ragten ihre Eckzähne spitz und lang hervor. Etwas Helles näherte sich, es war zu grell für ihre Augen. Sie knurrte leise, setzte zum Sprung an und sprang fauchend wie ein Raubtier auf ihr nächstes Opfer.~~~~
Lu schreckte aus dem Schlaf auf. Kosta stand plötzlich neben ihr, sie hätte am liebsten laut aufgeschrien. "Alles in Ordnung?", fragte er sanft. Lu legte ihre rechte Hand auf ihre Brust, fühlte ihren schnellen Herzschlag, versuchte ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu riegen. "Ja", keuchte sie dann irgendwann hervor. Kosta sah sie forschend an, dann setzte er sich zu ihr auf die Bettdecke und griff nach Lu´s Arm. Er strich mit seinen Fingerspitzen über die Innenseite ihres Armes, sanft, es sah so aus als würde er etwas suchen. Er murmelte etwas unverständliches. Lu versuchte im schwachen Mondschein seine Züge auf seinem Gesicht zu lesen, doch sie konnte nichts erkennen. Er ließ ihren Arm los, stand aprupt auf und legte sich wortlos auf das Sofa. Verwirrt sah Lu ihn an, schüttelte dann den Kopf und sah auf die Uhr. Es würde nicht mehr lange dauern bis ihr Wecker klingelt. Sie seufzte leise, schaltete den Alarm aus und stand auf um sich für die Schule fertig zu machen. "Du hast nicht vor den ganzen Tag hier zu verbringen, oder?", fragte Lu hoffnungsvoll aus dem Bad. Kosta zuckte zusammen. "Nein", antwortete dieser tonlos. Lu kam aus dem Bad und blieb dirket vor dem Sofa stehen. "Was ist los mit dir?", fragte sie. "Nichts", antwortete Kosta abweisend, "du wirst es früh genug erfahren." Irgendetwas an seinem Tonfall verriet Lu, dass es nichts Gutes heißen sollte, die Angst, dass etwas Schlimmes passieren könnte, schnürte ihr die Kehle zu.
Sie trat einen Schritt zurück, ob unbewusst oder bewusst, das wusste sie nicht mehr, ihr war das auch in diesem Moment herzlich egal, denn plötzlich, wie am Abend zuvor, wurde ihr Zimmer immer kleiner und alles drehte sich um sie herum. Es war wie gestern und doch ganz anders, sie wusste nur nicht was nicht gleich war. Es fühlte sich an als würde sie statt Blut heißes flüssiges Magma in ihren Adern haben. Lu krümte sich, presste die Hände, zu Fäusten geballt, gegen den Bauch. Keuchte und stöhnte. Ein rießiges Feuer tobte in ihrem ganzen Körper, sie hatte das Gefühl verbrennen zu müssen. Ihr Oberkiefer began zu schmerzen. Lu wusste nicht mehr wo sie war, sie spürte wie sie gegen etwas Hartes stieß, sie taumelte, sie hörte wie etwas zu Bruch ging, hörte verzweifelte Rufe, ob es ihr eigenes Schreien war? ´Es ist endgültig vorbei´, dachte sie bevor sie in schwarzes Nichts getaucht wurde.
9. Kapitel
Dunkle Leere umhüllte sie. Mit einem Rotstich. Sie roch etwas metallisch Salziges. Sie versuchte die Augen zu öffnen, doch es ging nicht. Es war als würden ihre Augenlider festkleben. Nach, ihr so vorkommenden, Minuten gab sie es auf und versuchte ihren Körper zu bewegen. Sie hörte wie etwas plätscherte, etwas Flüssiges stieß gegen ihren Körper. Vorsichtig hob sie ihre Hand, sie zitterte, und führte sie zu ihrem Mund. Etwas tropfte auf ihre Lippen, sie fuhr mit der Zunge am Fingerknöchel entlang. Sie stöhnte leise vor Entzückung. Es schmeckte metallsich salzig. Es rann dick und warm ihre Kehle hinab. Dunkel und flüssig. ´Das Leben schmeckt so köstlich!´, dachte sie. Sie erschrak über sich selbst.
Sie wagte ihre Augen zu öffnen. Es funktionierte! Langsam öffnete sie sie. Blinzelte kurz. Es war dunkel. Es störte sie aber nicht im Geringsten. Sie konnte alles ganz genau sehen und wahrnehmen. Sie war in einem fremden Raum. Jetzt erkannte sie auch in was sie lag. Nackt. Es war Blut. Köstliches, süßes, dunkles Blut. Die Gier kam so plötzlich. Aus ihrem Oberkiefer brachen ihre Eckzähne scharf lang und spitz hervor. Sie wollte es trinken. Unbedingt. Um jeden Preis. Alles gehörte ihr. Doch dann merkte sie, dass etwas nicht stimmte.
Die Gier verpuffte sofort.
Sie war nicht mehr sie selbst. Sie war anders. Ein anderes Wesen. ´Ich trinke Blut, ich habe lange Eckzähne. Ich bin ein....Vampir? ´
"Ganz genau, mein Schatz."
Lu schreckte zusammen.
Ihre Mutter stand neben ihr. Neben der Blut gefüllten Wanne. Doch irgendetwas war anders an ihrer Mutter. "Mum", flüsterte Lu. Es klang seltsam. Hilflos. Schwach.
Nachdem Lu die Worte ausgesprochen hatte, veränderte sich das Gesicht ihrer Mutter. Es wurde zu einer starren harten kalten Maske. "Rede nicht so mit mir, Mädchen! Ich bin Melody. Nenn mich gefälligst auch so!", sagte sie schneidend kalt. Dann drehte sie sich um und ging. "Melody!" Lu setzte sich auf. Es plätscherte. Es drohte aus der Wanne zu fliessen. An der Tür drehte Melody sich nocheinmal zu Lu. "Denk nicht einmal daran! Leg dich sofort wieder hin! Ich werde dir schon Bescheid sagen, wann du dein Blutbad", sie lächelte bei diesem Wort, " beenden sollst! Kosta hat wirklich hervorragende Arbeit geleistet!" Dann war sie weg. Lu sank zurück. ´Kosta hat hervorragende Arbeit geleistet? Woher kennt Mum Kosta? Bin ich wirklich ein Vampir? Oh mein Gott!´ Lu zerbrach sich weiter den Kopf. Selbstvergessen plantschte sie im Blut herum. Dann hörte sie Schritte vor der Tür. Stimmen. Es klang wie ein Streit. Dann steckte jemand einen Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür.
Er rief noch etwas zur Tür hinaus, dann schloss er sie und ging auf Lu zu. Mit einer raubkatzenähnlichen Eleganz wie Lu auffiel.
"Du hast es gewusst", sagte Lu ruhig, als würden sie sich gerade auf der Straße begegnen und sie nicht in einer Wanne voll mit Blut sitzen. Dazu auch noch nackt. Vor einem Junge. Das ließ sie kalt. Es war ihr egal. Er antwortete nicht, sah sie einfach nur an. Er blieb neben der Wanne stehen. "Warum hast du mir nichts gesagt?", fragte Lu. Sie sah zu ihm hinauf. Kosta blickte mit einem Gesichtsausdruck auf sie herab, der alles Mögliche sein konnte: Angst, Schmerz, Trauer, Wut. Am Ende sah er nur noch schuldbewusst aus. Dann veränderte sich sein Gesicht. Es wurde zu einer starren Maske. Emotionslos. Er presste die Lippen fest aufeinander. Lu sah ihn unverwandt an.
10. Kapitel
"Du musst hier raus.", sagte er dann. Es klang als würde er durch zusammengebissene Zähne sprechen. "Aber meine...", fing Lu an. "NEIN!", unterbrach Kosta sie heftig. Er drehte sich abrupt um, versuchte sich anscheinend zu beruhigen. Sie sah wie sich seine Rückenmuskeln anspannten und er seine Schultern hochzog. Dann ließ er sie wieder locker. Das ging einige Male so, dann drehte er sich wieder zu Lu um. Er beugte sich zu Lu, unwillkürlich presste sie sich tiefer in die Wanne, er umschloss jeweils den Wannenrand mit einer Hand und sagte sichtlich darum bemüht ruhig zu bleiben: "Diese Frau ist nicht deine Mutter. Dein richtiger Name ist Luna und nicht Lousiana. Du bist die Tochter der Göttin Luna und eines Sterblichen. Melody hält dich für etwas wunderbares und will Hokus-Pokus mit dir veranstalten. Hätte ich gewusst was sie vorhat, hätte ich ihr niemals geholfen. Es tut mir Leid, Lu. Wirklich. Ich wollte dich niemals in Gefahr bringen." Er verstummte. ´Ich bin die Tochter einer römischen Göttin?´ "Heißt das ich bin eine Halbgöttin?", fragte Lu entgeistert. "Nicht mehr.", antwortete Kosta. "Warum?", fragte Lu. "Du bist ein Vampir. Dadurch wird deine Macht verstärkt. Du könntest womöglich als die nächste Königin der Vampire gekrönt werden. Ich glaube das will Melody nämlich erreichen.", sagte Kosta und rieb sich die Stirn. Er schien einen Moment zu überlegen. Lu fiel noch etwas ein. "Wie soll ich hier rauskommen? Wo bin ich überhaupt?" Jetzt sah Kosta sie wieder an. Zwischen seinen dunklen Augenbrauen erschien eine steile Falte. "Glaub mir. Es ist besser wenn du nicht erfährst wo du gerade bist. Und das zweite. Gib mir noch ein bisschen Zeit." "Kommt darauf an. Wie lang haben wir noch Zeit?", fragte Lu spöttisch. Er hob eine Braue. "Ich weiß es nicht", flüsterte er. "Kosta, was wird...", Lu verstummte mitten im Satz. "Was machst du hier? Ich habe dir befohlen, diesen Raum nicht zu betreten!", schrie Melody von der Tür her. "Wachen! Schafft ihn fort und sie gleich mit!", rief sie zur Tür hinaus. Gleich darauf stürmten zwei Muskelbepackte Männer in den Raum zerrten Kosta raus und Lu aus der Wanne, hüllten sie eilig in ein großes Handtuch. Der eine hievte sie sich wie einen Sack auf den Rücken. Lu schrie und trat um sich. "Benimm dich, Mädchen, ansonsten muss dein Freund die Konsequenzen tragen!", sagte Melody durch ihr Gebrüll. Schlagartig wurde Lu ruhig. Sie hing schlaff in den Armen des Wächters und ließ sich hinaus schleppen.
11.Kapitel
“So, da du jetzt dein Blutbad leider beenden musstest, weil dich jemand gestört hat, bekommst ein bisschen was zu trinken. Es hat mich eigentlich gewundert, dass du nicht die ganze Wanne leer getrunken hast!”, sagte Melody, die Lu gerade in ein wunderschönes altertümliches rotes Seidenkleid steckte. Lu war das alles egal. Sie wusste jetzt, dass diese Frau nicht ihre Mutter war, ihr es aber eine Zeit lang vorgegaukelt hat, eine ziemlich lange Zeit lang. “Warum?” Melodys Kopf erschien wieder aus dem Kleiderschrank. “Was warum?”, fragte sie. Lu holte tief Luft. Melody hatte eine gefährlich freundliches Lächeln aufgesetzt. “Warum das alles? Was willst du von mir? Was hast du mit meinen Eltern getan?” Melodys Lächeln verschwand, es war zu einer wütenden Fratze verzogen. Ihre Oberlippe zuckte manchmal nach oben während sie sprach, wobei man ihre zu langen Eckzähne sehen konnte. “Deine Mutter Luna, die römische Mondgöttin”, sie sprach es aus wie eine Beleidigung, “vergnügte sich immer mit Sterblichen, allerdings kümmerte sie sich nie um die daraus hervorgebrachten Kinder. Wozu auch? Es waren nur Jungs. Doch dann bist du geboren. Luna, die Zweite. Ich war die Priesterin ihres Tempels auf dem Aventin in Rom. Die höchste Priesterin. Ich hatte leider das Vergnügen sozusagen die Babysitterin dieser ungezogenen Bengel zu spielen. Sie waren nie von Bedeutung. Eigentlich wäre ein Mädchen es auch gewesen. Wärest du nicht von deiner Mutter und einem Sterblichen gezeugt worden sein. Das machte die ganze Sache schon interessanter. Es gab unzählige Legenden um eine Halbgöttin des Mondes. Du wärst fast so berühmt wie Herkules. Aber nur fast. Naja, egal. Das tut jetzt nichts zur Sache. Zu dieser Zeit wurde Konstantin zum Kaiser gewählt. Oh Mann, er sah so gut aus. Oh. Entschuldige, ich komme wieder vom Thema ab. Das Christentum wurde eingeführt. Ich wurde aus Rom vertrieben. Man wollte Lunas Tempel in Brand setzten, doch ich konnte es verhindern, beziehungsweise du. Du warst ein kleines Baby. Und süß. Man wollte dich mir wegnehmen, Luna wollte dich nicht hergeben, ich habe ihr dann auf eine etwas ungemütliche Weise zu verstehen gegeben, dass es so das Beste für dich wäre, dass ich dich aufziehe.”, Melody grinste teuflisch, Lu sah sie erschreckt an, “sie wurde von mir zu Pluto, dem Gott der Unterwelt, geschickt, keine Sorge ihr geht es dort gut.” “Aber ich bin doch 16 und das ganze ist vor….” “Mein Kind, du bist eigentlich eine Halbgöttin gewesen, bei dir dauert der Alterungsprozess ein wenig länger. Da du jetzt aber ein Vampir bist, wirst du gar nicht mehr altern können.” “Wie…?” “Wie es passiert ist, dass du ein Vampir geworden bist? Bestimmte Leute leiden an Krämpfen im ganzen Körper, haben Zahnschmerzen, die Gier nach Blut. Das sind alles Symptome dafür, dass man auserwählt wurde, ein Vampir zu werden, bei dir war das aber nicht der Fall, also habe ich ein wenig nachgeholfen und Kosta hat dich dann letzte Nacht gebissen.” “das heißt es gibt zwei Arten um ein Vampir zu werden?” “Ja, so kann man das nennen.” “Und wozu brauchst du mich?” “Naja, da du eine ehemalige Halbgöttin bist, die jetzt ein Vampir ist, kann ich dich nun als Königin der Vampire krönen, Und jetzt halt deinen Mund und halt still, ich muss dich schminken und die Haare machen!”
Nachdem Melody das Zimmer verlassen hatte, war Lu alleine zurück geblieben. Melody hatte sie hier eingesperrt, damit sie nicht fliehen konnte oder im Gebäude, wo sie sich befanden, herumschnüffeln konnte. Lu betrachtete sich in dem hohen Spiegel. Das Kleid war tiefrot, es hatte goldene Verzierungen, die wie eine Schrift aussahen. Vorne vom Schlüsselbein bis unterhalb ihres Bauchnabels wurde es durch eine goldene Kordel zusammen gehalten. Das Kleid war doch ein bisschen freizügig. Lu hätte es freiwillig niemals angezogen. Die Ärmel waren als Puffärmel verarbeitet worden. Melody hatte ihre Augen mit schwarzem Kajal dick umrandet und viel getuscht, sodass ihre Augen gut zur Geltung kamen, ihre schwarze Lockenpracht wurde nur vorne geglättet und nach hinten über die hintere Lockenmähne als Pferdeschwanz zusammengebunden. Auf die Stirn und an den Schläfen entlang bis zu den Wangenknochen hatte Melody dieselben kunstvollen Zeichen wie auf dem Kleid gemalt. Lu musste zugeben, dass Melody sich Mühe gemacht hatte, damit Lu gut aussah. Lu seufzte leise. ´All die Jahre hatte sie mich angelogen. All die Jahre hatte ich gedacht, dass Melody meine Mutter war, während meine echte in der Unterwelt schmorrte umgeben von Zerberus und Pluto und sonst wem´ Lu packte eine plötzliche Wut. So hatte große Lust etwas zu zerstören. Sie griff nach dem nächst gelegenen Gegenstand und warf ihn gegen die Wand. Glas zersprang in tausend und abertausenden von Teilen. Doch Lu kümmerte es nicht. Sie machte weiter. Es gefiel ihr wie das Glas gegen die Wand schellte, was für ein Farbspiel es dann gab, wenn es im Licht auf den Boden aufprallte und wenn buntes Glas sich mit durchsichtigem auf dem Boden vermischte. Als sie nichts mehr aus Glas fand, warf sie den Spiegel um, wühlte im Kleiderschrank nach den hässlichsten Gewändern und zerriss sie, als es keine mehr gab warf sie den Schminktisch um. Das Glas in dem der Lidschatten war zerbarste, die Tuben in denen Macara war liefen aus, Puder verteilte sich auf dem teuer aussehenden grünen Teppich. Es war Lu egal, es war nicht ihr Zimmer, die Konsequenzen waren ihr gleichgültig, sie wollte nur kaputt machen, ihrer Wut freien Lauf lassen. Sie nahm das Bettzeug auseinander. Schüttelte das Kissen so lange und heftig bis die Federn endlich herausquellen, zerriss die teure Seiden-Bettwäsche, das Spannbettlaken nahm sie weg und knüllte es zusammen, warf es anschließend achtlos in das Chaos was sie im Zimmer bisher angestellt hatte. Dann hielt sie inne. Sah sich das verwüstete Zimmer an und erschrak über sich selbst. ´Habe ich das alles wirklich angerichtet?´, fragte sich Lu während sie durch das Zimmer wanderte und die großen Glasscherben aufhob um sie dann ins Licht zu halten. Das Licht schien durch das Glas und erhellte einen Stück vom Boden. Zum ersten Mal wurde sich Lu bewusst was wirklich geschehen war. Wie alles angefangen hatte.
Lu saß auf dem unbezogenen Bett und spielte weiter mit den Glasscherben, als Melody wieder kam. Melody schenkte der Verwüstung kaum Beachtung. Sie grinste nur leicht vor sich hin. Anscheinend hatte sie genau das erwartet. Sie packte Lu beim Arm und zerrte sie durch die Tür. Lu ließ die Scherben los, auch sie zersprangen am Boden. Melody zerrte sie weiter durch etliche Korridore. “Wo ist Kosta?”, fragte Lu. “Er war ein böser Junge, er bekommt jetzt seine gerechte Strafe!”, sagte Melody hart. “Was hat er denn getan?”, fragte Lu hilflos. Sie hatte Angst um ihn. “Er hatte sich meiner Befehle widersetzt und das war ein Fehler!” Melody bedachte Lu mit einem Blick aus dem Augenwinkel. “Und du solltset ihm nicht gleichtun, ansonsten kann die Sache zwischen uns ziemlich ungemütlich werden, mein Mädchen!” Lu schauderte.
Sie kamen zu einem prächtig geschmückten Saal. Er sah zwar düster aus, war aber gleichzeitig irgendwie feierlich. “Was tun wir hier?”, fragte Lu verwirrt. “Das”, sagte Melody feierlich, “ist der Saal in der deine Krönung heute Nacht statt finden wird!”
12.Kapitel
Der Raum war dunkel, die Wände kahl, der Boden kalt. Es war schmutzig hier. Er saß in einer Ecke, angekettet, den Rücken zu ihr gedreht, selbst von hier konnte sie sehen, dass er zitterte. Aber nicht weil ihm kalt war ,nein, er hatte Hunger. Großen Hunger.. “Komm mir nicht zu nahe!”, warnte er sie leise von der Ecke her. Er hatte ihre Anwesenheit gespürt. Sie hatte selber schon gemerkt wie fein ihre Sinne geworden sind. Wie die eines Raubtieres. “Sie muss!”, donnerte einer der Wächter, die Melody ihr mitgeschickt hatte. “Nicht, dass du uns verloren gehst,”, hatte sie spöttisch gesagt. Jetzt erst drehte sich Kosta zu Lu, ihm stockte der Atem, er schluckte mehrmals, sichtlich bemüht nicht gleich los zu sabbern. Lu verdrehte die Augen. ´Seit wann sind königliche Gewänder so freizügig? Wollen die Schneider etwa zeigen, dass die Königin Sex-Appeal hat, oder was?´ “Los beweg dich!”, sagte der Wächter und stieß Lu grob in Kostas Richtung. Kosta dämmerte, was das werden sollte und seufzte ergeben. Er bog den Kopf zurück. Aus Lu Oberkiefer brachen ihre unübersehbar langen Eckzähne hervor. Sie kniete sich vor ihm. Legte beide Hände auf seine Schultern, beugte sich vor und strich mit ihren Lippen an seiner Haut entlang um seine Halsschlagader zu finden.. Er hörte ihn leise stöhnen.
Endlich fand sie ihn, spürte das Blut unter der Haut pulsieren, dann biss sie zu. Blitzschnell. Sein Blut füllte ihren Mund, süß und dunkel. Dann wurde sie brutal von ihm weggerissen. Kosta schrie. ”Du kannst später mehr haben, wir müssen jetzt zurück!”, sagte eine Stimme neben ihrem Ohr. Dann wurde sie rausgeschleift. Lu war noch zu benommen, um die Worte zu verstehen. Es durchströmte sie ein Gefühl des Glücks, der Freude. ´Das ist voll unangebracht! Kosta sitzt da fest und was ist mit mir? Ich bin happy, weil ich sein Blut getrunken habe! Das ist vollkommen krank! Ich bin… ich bin wie ein Junkie! Ich bin total high! Wegen Blut!´ Jetzt war Lu nicht mehr glücklich, sie hatte das Gefühl völlig durchzudrehen , hysterisch zu werden. Die Wächter zerrten sie bis zum Krönungssaal.
“Lu, sei ein braves Mädchen und setz dich auf deinen Thron.”, sagte Melody trügerisch schmeicheln, als sie den Krönungssaal betrat. Melody stand auf einem Podest, neben ihr war ein Thron. Er war golden, die Polster waren aus rotem Samt, die Armlehnen waren mit schwarzen Zeichen verziert. Genau wie ihr Gesicht und ihr Kleid. Lu zögerte. Kosta hatte alles so grauenhaft erzählt, als er sie damals verbotenerweise aufgesucht hatte, als sie in der Wanne war. ´Ich habe keine andere Wahl. Was kann denn groß passieren, wenn ich Königin bin?´ Lu zuckte innerlich mit den Schultern und ging zum Thron, um sich dort hinzusetzen. Melody trat vor, sprang vom Podest hinunter und betrachtete Lu. Ein paar Mal verzog sie das Gesicht, dann strahlte sie. “Du siehst perfekt aus, mein Schatz. Ich bin so glücklich. Das wird dir bestimmt gefallen!” Sie kam in einer eleganten Bewegung wieder zu ihr, beugte sich zu ihr hinunter. Lu drückte sich unwillkürlich fest gegen die Lehne. “Dann kannst du auch Kosta für dich allein haben. Sozusagen als Spielzeug.”, flüsterte Melody ihr ins Ohr. Lu fühlte wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. Melody richtete sich breit grinsend wieder auf. “Vorausgesetzt dein Ehemann erlaubt es dir!”, sagte sie trocken. Lu erschrak. “W-w-was?”, stotterte sie.
“Darf ich dir vorstellen? Eduardo Martinez”, Melody trat zur Seite. Dort stand ein Mann. Er hatte dunkelbraune Haare, deren Spitzen seine Schultern fast berührten, er hatte grüne Augen, die wie Smaragde leuchteten. Er trug einen sportlichen Anzug. Er verbeugte sich. Die Verbeugung wirkte spöttisch. Sein Mund hatte ein höhnisches Lächeln. “Hallo, meine Verlobte!” Er hatte eine tiefe weiche Stimme. ´Den Typ kann man nicht mit Kosta vergleichen. Kosta sieht einfach besser aus.´ Lu war irritiert. Seit wann verglich sie andere Männer mit Kosta? “Schau doch nicht wie ein erschrockenes Kalb! Ich bin wie du!”, sagte Eduardo und bei seinem Lächeln zeigte er Lu auch gleich seine gefährlich lang spitzen Eckzähne. Lu schloss kurz die Augen. ´Okay, ich spiele ihr Spiel mit!´ Sie öffnete die Augen wieder und strahlte, dann stand sie auf und ging auf ihn zu. Sie ging um ihn herum. Blieb dann vor ihm stehen und blickte ihm fest in die Augen. Währenddessen sagte sie: “Du meine Güte, Melody! Wo hast diesen Kerl her?” Melody sah erschrocken aus. “Warum? Gefällt er dir nicht? Oh nein!” Lu lächelte gütig. “Aber nein. Er ist es! Er ist perfekt! So habe ich mir meinen Traummann vorgestellt!” Melody strahlte. “Ich hab es doch gewusst! Ich kennen eben deinen Jungsgeschmack!”, sagte sie triumphierend. “Im Gegensatz zu diesem Bauerntrampel Kosta sieht dein Zukünftiger einfach perfekt aus!”, rief Melody entzückt. Lu kochte innerlich vor Wut. ´Ja, ist mir ziemlich auf die Nerven gegangen, aber keiner beschimpft ihn, außer ICH!´ Lu wollte schon Kosta verteidigen, doch dann besann sie sich und klappte den Mund wieder zu. ´Ich muss einfach nur brav mitspielen, dann werde ich alles herauskriegen´, dachte sich Lu.
“Herrin!”, rief ein Wächter der eilig in den Saal gelaufen kam. “Herrin!”, keuchte er. “Was ist? Sprich! Ich habe nicht sehr viel Zeit!”, herrschte Melody ihn an. Fast tat er Lu leid. Aber nur fast. “Er ist uns entwischt!”, keuchte er. Er stützte die Hände auf die Knie. ´Der Typ sieht ja total fertig aus!´, dachte Lu. Der Wächter hatte einen nicht gerade schmächtigen Körperbau. Er war sehr….breit. “WAS! Was tust du eigentlich noch hier? Los, beweg deinen fetten Hintern und folg ihm!”, brüllte Melody ihn an. “Er ist uns entkommen!”, widersprach er. Sofort schlug er sich die Hand vor den Mund. Anscheinend hatte er gemerkt, dass er seiner Herrin widersprochen hatte. Melodys Augen wurden schmal. Selbst Lu hatte in all den Jahren gelernt: Du darfst alles, aber widersprich nicht! Lu versuchte die Lage zu entschärfen: “Danke, dass du uns gewarnt hast. Versammle alle und sag, dass er entkommen ist. Postier je zwei Wächter an jeden Ausgang hier im Gebäude! Los, schnell!” Der Wächter nickte und rannte schnaufend davon. Melody und Eduardo sahen sie nur belämmert an. “Das…das…das war….das war ausgezeichnet! Ach, Lu! Du wirst die perfekte Königin!”, sagte Melody und klatschte begeistert in die Hände. “Komm, Lu. Ich bringe dich in deine Zimmer. Dort kannst du dir die Zeit weiter vertreiben.”, sagte Lu und zog sie mit sich.
Melody führte Lu wieder durch endlose Korridore, allerdings sanfter als zuvor. Anscheinend hatte Lu ein paar Pluspunkte bei Melody gesammelt. Melody öffnete die Tür und ließ Lu eintreten. “Dein Zimmer!”, sagte Melody feierlich. Lu staunte. Die Wände waren in einem orange gestrichen. Es sah freundlich, gemütlich und einladend aus. Es sah wie ein ganz normales Teenie-Zimmer aus. Nicht wie ein königliches Zimmer, wie das welches sie auseinander genommen hatte. Lu ließ sich auf das Bett sinken. “Lu, es tut mir Leid, wie sich das alles zuträgt, aber glaub mir danach hast du deine Ruhe. Es ist zu deinem eigenem Wohle.”, sagte Melody entschuldigend, als sie sich zur Tür wandte um hinaus zu gehen. Dort drehte sie sich noch mal um: “Kann ich dir vertrauen oder soll ich doch abschließen?” Lu schüttelte den Kopf. “Dann bleib bitte hier.” Lu nickte abermals. Melody schloss die Tür. Lu trat zum Bücherregal und zog Jane Austens Stolz und Vorurteil heraus. Sie würde nicht Melodys Vertrauen missbrauchen. Sie wollte nicht wie Rapunzel auf einem meterhohen Turm enden. Lu ließ sich auf dem Korbstuhl am Balkon nieder. Schaute heraus. Sie sah nur jede Menge Gärten. Nichts Bekanntes. Sie seufzte ´Wo bin ich bloß?´ Dann schlug sie das Buch auf und begann zu lesen.
13.Kapitel
Nach ungefähr dreißig Seiten später, wurde sie vom Lesen abgelenkt. Es war ein Geräusch. Ein Rascheln vom Vorhang. Ein Schatten huschte hinter ihrem Rücken an ihr vorbei. Sie drehte sich erschrocken um. Doch da war niemand. Dann legte ihr jemand die Hand an den Mund, um ihren Schrei zu ersticken. “Scht! Beruhige dich! Ich bin es nur!”, flüsterte eine allzubekannte Stimme an ihrem Ohr. “Kosta!”, rief sie, drehte sich um und fiel ihm um den Hals. Lu spürte seine Hände an ihren Hüften, sie glitten langsam nach oben zu ihrem Rücken. Für einen Moment blieb ihr die Luft weg ´Nein! Ich bin nicht in ihn verliebt!´ Er nahm sie fester in seine Arme. ´Er riecht so gut…´ Lu schüttelte innerlich den Kopf. ´Er hat mich in diese Lage gebracht!´, erinnerte sie sich selbst. ´Und will mich auch wieder befreien!´, widersprach sie sich selbst. Sie löste sich von ihm. Schaute in seine Augen, es kam ihr so vor, als wären sie noch dunkler. ´Ging das überhaupt?´, fragte sie sich. “Du…du hast Durst.” Kosta nickte zögernd. Er blickte drein, als schämte er sich dafür. “Willst du…”, setzte Lu an. Energisch schüttelte er den Kopf. “Wann hast du zum letzten Mal getrunken?”, fragte Lu. Sie war fest entschlossen, ihm ihr Blut anzubieten. “Lu, ich…” “Kosta, du musst!”, sagte sie störrisch. Kosta schaute sie unschlüssig an. Sein Blick wanderte von ihren Augen hinab zu ihrer Kehle. Er schluckte. Seine Augen nahmen ein rötliches Schwarz an. Seine Oberlippe zuckte, sie verbargen seine nun verlängerten Eckzähne. “Na gut!”, sagte er widerwillig.
Lu setzte sich auf das Bett. Kosta neben sie. Er strich ihr das Haar von der Schulter weg. Beugte sich zu ihr. Seine Lippen, warm, fuhren sanft über ihre Haut. Lu verspürte den Drang etwas ganz anderes mit ihm zu machen, doch sie riss sich zusammen und bog den Hals weiter zurück. Kosta schlang einen Arm um ihre Taille, seine Hand streichelte sanft ihre Seite. Noch immer fuhr er mit seinen Lippen über ihre weiche Haut. Sanft. Vorsichtig. Wie eine Liebkosung. Dann biss er zu. Es ging so schnell, dass Lu es noch nicht einmal spürte. Er war vorsichtig. Wie zur Beruhigung fuhr Kostas Hand weiter an Lu´s Seite entlang. Kosta schluckte langsam, seine Lippen bewegten sich auf ihrer Haut. Es war rein süße Ekstase für sie. Sie stöhnte leise. Hob ihre Hand und fuhr ihm durch sein weiches schwarzes Haar. Dann zog er die Zähne aus ihrem Hals, Lu spürte wie sich die die zwei kleinen Löcher sofort schlossen. Kosta ließ nicht von ihr ab. Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Hals.
Kosta seufzte leise. “Wir müssen dich hier raus bringen.”, flüsterte er, wahrscheinlich um die Stimmung nicht zu zerstören. Das holte Lu auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie stand auf, Kosta ließ sofort von ihr ab. “Und wie stellst du dir das vor? Ich habe diesen ganzen Rummel immer noch nicht verstanden! Was bringt es Melody mich zur Königin zu krönen und mir einen spanischen Ehemann auf den Hals zu zwängen?!”, fragte Lu und begann im Zimmer unruhig umher zu gehen. “Moment mal! Sie will dich verheiraten? Bei deiner Krönung?”, fragte Kosta fassungslos. “Ja, hast du das nicht gewusst? Ich habe gedacht du weißt den ganzen Plan?”, fragte Lu entgeistert zurück. “Eben nicht”, murmelte Kosta. “Wer ist der Glückliche?”, fragte er. “Eduardo Martinez” “WAS?! Der Kerl weiß noch nicht einmal was ein weibliches Lebewesen überhaupt ist! Wie kann Melody es wagen?! Ist sie jetzt vollkommen übergeschnappt?!” Kosta war aufgestanden und hatte angefangen herum zu toben. “Was ist denn mit dem Typ nicht in Ordnung?” , fragte Lu zaghaft, als Kosta wieder ruhig geworden ist. “Aber natürlich…ja…das könnte es sein…”, murmelte Kosta nachdenklich vor sich hin. “Kosta?” “Hm?”, fragte er geistesabwesend. “Was ist los?” “Nichts. Was glaubst du? Lust, deinen Zukünftigen schon vor der Hochzeitsnacht zu verführen?”, fragte Kosta mit einem geheimnisvollen Lächeln. Lu wusste nicht warum, aber sie lächelte mit, denn sie war sich sicher, dass Kosta einen genialen Plan hatte.
Nachdem Kosta wieder verschwunden war, sank Lu zurück in den Korbstuhl mit einer Erkenntnis, bei der sie nicht sicher war ob sie glücklich oder traurig sein sollte ´Ich habe mich unsterblich in Kosta verliebt´, gestand sie sich jetzt ein. ´Na super! Meine Krönung und Hochzeit wird vorbereitet und ich verliebe mich gerade! Das wäre eine perfekte Filmvorlage!´, dachte Lu ironisch. Sie sah hinaus zum Fenster. ´Wird es hier überhaupt hell?´, dachte sie und betrachtet den dunklen Himmel. Die ganze Welt da draußen hatte eine traurige Atmosphäre. ´Grabes-Stimmung´, schoss es ihr durch den Kopf. Sie schüttelte den Kopf und begann wieder weiter zu lesen.
Als Lu das nächste Kapitel begann, steckte Melody den Kopf durch die Tür. “Hallo, mein Kind! Na, bereit Königin zu werden?”, fragte sie hocherfreut. “Das ist doch der Traum jedes kleinen Mädchens!”, rief Lu mit gezwungenem Lächeln, doch Melody merkte das nicht. Sie kontrollierte, ob alles an Lu noch sitze und half gegebenenfalls noch mal nach. Lu betrachtete Melody. Sie hatte sich umgezogen. Sie trug ein Kleid aus grünem Brokat. Es betonte ihre olivbraune Haut. Ihr blondes Haar hing in langen Locken über ihren Schultern. Warum war ihr nie aufgefallen, dass sie ihrer Mutter nicht ähnlich sah? Sie sahen so unterschiedlich aus. ´Wie Tag und Nacht´, schoss es ihr durch den Kopf. “Was ist mit meinem Vater passiert?”, fragte Lu unvermittelt. Melody strich gerade eine schwarze Locke zurück, als sie sich versteifte. “Er….er wollte dich zurück haben. Ich hatte keine andere Wahl, Lu. Er stand mir im Weg”, sagte Melody in einem bedauernden Ton. Lu kaufte es ihr nicht ab. “Was bringt es dir.”, wollte sie wissen. “Wenn ich es dir sage, dann wirst du dich weigern”, entgegnete sie heftig. “Kein Kommentar”, sagte Lu geheimnisvoll.
Der Saal war prächtig geschmückt und voll mit Leuten oder Vampiren. Lu konnte es nicht genau sagen, aber es waren doch eindeutig Vampire. Menschen hatten hier schließlich nichts zu suchen. Lu musste hinter den Saaltüren warten, bis Melody die Krönung und Trauung ankündigte. Lu wartete geduldig und hoffte, dass Kostas Plan funktionieren würde. Wenn sie Melody richtig einschätzte war sie jetzt richtig nervös, sie hatte Angst, dass bei Lu´s Trauung und Krönung etwas schief gehen könnte. Das war perfekt. Melody wäre dann sehr beschäftigt. Währenddessen konnte Kosta sich dann unbemerkt unter die Menge mischen, zuvor musste er aber die Krone stehlen, damit Lu nicht Königin werden konnte. “Und was ist mit Eduardo?”, hatte Lu zweifelnd gefragt. “Um den wirst du dich an Ort und Stelle kümmern”, hatte er gesagt. Lu musste dann eine riesige Szene machen. “Richtig auf Drama-Queen”, hatte Kosta gesagt. “Das ist mein zweiter Name!”, hatte Lu erwidert.
“Dürfte ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten?”, hörte Lu Melody im Saal durch ein Mikrofon sprechen. Lu spannte ihren Körper an und entspannte sich dann wieder. ´Es wird alles nach Plan laufen´, beruhigte sie sich. Melody hatte eine ewig lange Rede vorbereitet. Lu begann sich schon zu langweilen, als die Wachen sie endlich in den Saal schoben. Lu ging an den Menschenmassen vorbei, den Blick geradeaus gerichtet, Kopf hoch, gerade Haltung. Sie hörte wie die Leute um sie herum miteinander flüsterten : “Atemberaubend.” “Wunderschöne Haare” “Perfekter Teint” Sie lächelte kurz, als Melody ihr die Hand gab um ihr auf das Podest zu helfen. Melody blickte nervös um sich, als würde sie merken das etwas nicht stimmte. Leider hatte Melody recht: Einer der Männer löste sich aus der Menge und flüsterte Melody etwas hektisch ins Ohr. Melody zischte etwas zurück, worauf der Mann heftig nickte. Dann nahm Melody ein Kissen darauf lag eine Kette, es war aus schwarzem Leder und es hing ein leuchtender Rubin daran. ´Das Zeichen des Bluts´, dachte Lu, während Melody es in ihrem Nacken schloss. Dann nahm sie ein Armband, es war golden in der Mitte war ebenfalls ein Rubin eingefasst. Sie streifte es Lu über das Handgelenk. Zuletzt kam die Krone. Lu sog die Luft ein ´Was? Da stimmt etwas nicht!´ Doch ließ sich nichts anmerken. Mit starrem Blick, sah sie in die Menge, während Melody ihr die Krone aufsetzte. Sie entdeckte Kosta. Er langte in sein Jackett und zog etwas unauffällig hervor, es blitzte silbern im Licht. Lu lächelte, sofort ließ Kosta es wieder verschwinden .
´Es ist also nur eine Kopie, die ich gerade auf dem Kopf trage´, dachte Lu beruhigt.
“Luna die Zweite, Tochter der römischen Mondgöttin Luna die Erste und des sterblichen Kaufmannes Dareios Manipheistos, willst du den Königinnentitel annehmen?”, sagte Melody mit gehobener Stimme.
“Ja”, antwortete Lu. ´Der Name meines Vaters klingt griechisch. Wie der von Kosta´, dachte Lu. Melody lächelte. Eduardo Martinez trat zu ihnen. “Lasst uns mit der Hochzeitszeremonie beginnen!”, rief Melody. “Ich hoffe du wirst eine gute Ehefrau sein!”, flüsterte Eduardo Lu ins Ohr. Lu lächelte nur.
“Eduardo Hernandez Martinez, Sohn des spanischen Adligen Juan Ercortes Martinez und der Prinzessin Esmeralda Valdinez Ihatez von Mexiko, willst du die hier anwesende Luna die Zweite, Tochter der römischen Mondgöttin Luna die Erste und des sterblichen Kaufmannes Dareios Manipheistos zu deiner rechtmäßig angetrauten Frau nehmen und sie ewig lieben bis in alle Ewigkeiten?” “Ja”, antwortete Eduardo grinsend. “Luna die Zweite, Tochter der römischen Mondgöttin Luna die Erste und des sterblichen Kaufmannes Dareios Manipheistos, willst du den hier anwesenden
Eduardo Hernandez Martinez, Sohn des spanischen Adligen Juan Ercortes Martinez und der Prinzessin Esmeralda Valdinez Ihatez von Mexiko zu deinem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen und ihn bis in alle Ewigkeiten nehmen?” Lu schaute nervös um sich, dabei begegnete sie Kostas Blick, dieser nickte. “Ja!”, antwortete sie. “Ihr dürft die Braut nun küssen.” Lu schaute Eduardo entsetzt an, dieser grinste nur und zog sie zu sich. Seine Lippen fühlten sich angenehm weich an. Sie fühlte seine Zunge die um Einlass bat. Da zog sich Lu zurück. Eduardo schaute enttäuscht. Dann, ohne Vorwarnung, hob er sie hoch und trug sie durch das Saaltor. “Du entschuldigst, aber da wir Vampire keine Nahrung mehr zu uns nehmen können, ist die Trauung schon vorbei und wir können jetzt unseren Spaß haben.”, grinste er während er mit Lu auf dem Arm durch die Korridore spazierte. Erst jetzt fiel Lu auf, dass Eduardo mit einem leichtem Akzent sprach.
“Wohin so eilig, Eduardo?” “Konstantinos.”, zischte Eduardo durch zusammengebissene Zähne. Er setzte Lu auf dem Boden ab: “Du bleibst hier! Ich hab es doch gewusst! Ich habe Melody gesagt, dass sie ihn wegsperren sollte!” ´Hat sie doch!´, dachte Lu und verdrehte die Augen. “Braucht deine Bauernmutter nicht mehr deine Hilfe?”, fragte Eduardo Kosta höhnisch. Für einen kurzen Moment wurden Kostas Augen schmal. “Nein, sie bekommt genug Hilfe von deiner Mutter!”, rief Kosta. Eduardos Lächeln verschwand, er sah Kosta aus schmalen Augen an, seine Eckzähne zuckten hinter seine Oberlippe. Dann stürzte er sich mit einem Wutschrei auf Kosta, dieser warf ihn sofort auf den Boden und holte etwas aus seinem Jackett. ´Ein Pfahl! Nein! Er wird doch nicht…!?´, dachte Lu erschrocken. Lu bedeckte ihre Augen mit ihren Händen, sah aber trotzdem das Szenario. Kosta holte aus und stieß dem unter sich windenden Eduardo den Holzpfahl mitten ins Herz. Lu wird diesen Anblick niemals vergessen: Eduardo schaute Kosta mit leerem Blick an, die Augen glasig, tot, weit aufgerissen. Aus seinem Mund und aus den Nasenlöchern kam Blut heraus geflossen.. Kosta zog den Pflock heraus. Lu schluckte. Kosta sah sie erst jetzt an. “Komm her”, flüsterte er. Lu zögerte zuerst, dann ging sie doch zu ihm und er schloss sie schützend in die Arme. Sanft wiegte er sie hin und her. Schloss seine Arme fester um sie. “Das ist aber herzallerliebst!”, rief eine allzu bekannte Stimme. Sofort ließ Kosta Lu los. “Dir ist schon klar, dass du ins Exil kommen kannst, wenn du einen Vampir ohne triftigen Grund und ohne Erlaubnis des Rates tötest, oder?”, fragte Melody und ging langsam auf die beiden zu. Ihre Schritt wurden von den Wänden zurück geworfen. Lu trat einen kleinen Schritt zurück. ´Exil?´, dachte Lu verwirrt. Als hätte Melody ihre Gedanken gelesen, sagte sie zu Lu: “Dein Freund hatte schon einige Taten begangen, die nicht gerade angemessen waren.” Melody beugte sich vor. “Komm mit mir, Luna, ich werde dich alles lehren und einen neuen Ehemann für dich finden, der besser ist als”, sie deutete mit dem Kinn in Eduardos Richtung, “ dieser tote Waschlappen. Komm mit mir , Luna, und alles wird besser.” Melody streckte ihr die Hand entgegen. Lu war ganz hypnotisiert von Melodys Worten, Blick und Stimme. Lu hob wie im Trance die Hand, erstarrte aber dann mitten in der Bewegung. Sie schlug Melodys Hand weg, schrie und trat um sich. Sie stürzte sich auf Melody, spürte wie jemand seine Arme um ihre Mitte schlang, doch sie fauchte und schlug sie weg. Lu verlor die Kontrolle über sich selbst. Sie biss zu, Blut füllte ihren Mund, es war süßer als das von Kosta. Lu knurrte und grub ihre Zähne fester ins Fleisch. Melody drückte ihre Hände gegen Lu´s Schultern und versuchte sie von sich weg zu schieben. Melodys Herzschlag wurde immer schwächer. Ihre Hände fielen von Lu´s Schultern ab. Ihr Herzschlag verebbte. Lu richtete sich langsam auf und starrte entsetzt auf Melodys leblosen Körper. ´Ich habe getötet....Oh mein Gott! Ich habe Melody getötet!´Lu empfand Ekel gegenüber sich selbst. Angewidert stand sie auf. Sie begegnete Kostas Blick. In seinem Gesicht konnte sie ebenfalls Entsetzten sehen. Dann räusperte er sich und zuckte mit den Scjultern. "Irgendwer musste ihr ein Ende bereiten. Dass du diejenige sein wirst, hätte ich nicht gedacht", sagte er und lächelte kurz. Lu zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln. "Und jetzt?", fragte sie. Mit einem Mal war sie schrecjlich müde. Sie sehnte sich nach Schlaf. "Ich würde sagen, wir verschwinden von hier.", sagte Kosta und griff sanft nach Lu´s Arm.
Zusammen gingen sie durch die unendlich langen Korridore, stiegen Treppen hinab und landten schließlich in einer dunklen Garage. Kosta holte etwas aus seiner Hosentasche hervor. Er zögerte kurz, dann holte er die Krone aus seinem Jackett. Die Krone war silbern, es war eigentlich mehr ein Diadem. Mehrere dünne, silberne Stäbchen waren ineinander geschlungen. Wie bei den anderen Schmuckstücken, war auch in der Mitte der Krone ein leuchtender Rubin eingefasst. Kosta nahm die Kopie von Lu´s Kopf weg und setzte ihr das Original vorsichtig auf das Haar. "Du bist trotzdem die Königin der Vampire", flüsterte Kosta und strich ihr sanft eine schwarze Locke von der Wange weg. Lu merkte wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie senkte den Kopf und hoffte, dass Kosta es nicht bemerkte. "Komm", sagte er und erst jetzt erkannte sie, was er in der Hand hielt. Einen Autoschlüssel. Er drückte auf den Knopf und in der Dunkelheit blinkte zweimal orangenes Licht auf zusammen mit einem Klicken. Sie gingen auf das Auto zu, ein schwarzer BMW. Er half ihr beim Einsteigen. Lu überlegte wie alt Kosta war, wie er zu einem Vampir geworden war,... ´Ich kenne in kaum!´, dachte Lu verzweifelt. "Alles in Ordunung?", fragte Kosta besorgt. Lu zuckte zusammen, sah ihn dann an und lächelte. "Ja, alles in Ordung." Doch Kosta wusste es besser. Er merkte wie Lu nervös ihr Haar zurück strich. Sie log und beide wussten es.
15.Kapitel
Ein leichtes Rütteln an ihrer Schulter ließ Lu ihre Augen öffnen. "Na, gut geschlafen?", fragte Kosta grinsend. Lu blinzelte ein paar Mal. Kosta lachte leise und legte sich wieder neben ihr zurück. Lu schaute sich verwirrt um. Er bemerkte ihre Verwirrtheit. Wieder lachte er. "Du bist im Auto eingeschlafen, ich habe dich in das nächste Hotel getragen. Mein Gott, haben die mich blöd angeguckt!" ´Hotel?´, dachte Lu. "Es dauert noch ein bisschen bis zu deinem Zuhause, außerdem scheint die Sonne." Er deutete zu den mit Vorhängen behängten Fenstern. Lu nickte. Weshalb auch immer. Sie schaute sich um. Ein kleiner Fernsehre stand auf einem Glasregal, daneben die Fernbedienung. Ein Tisch mit edlen Schnitzereien an jedem Tischbein, dazu zwei Stühle. Auf Lu´s und auch auf Kostas Bettseite war ein Nachtkästchen, eine elde Lampe stand darauf. Eine Tür, die zum Badezimmer führte, stand offen. Das Zimmer sah teuer aus. Lu spürte wie die Müdigkeit zurückkam, in ihre Knochen drang, versuchte sie in den Schlaf zu wiegen. Seufzend legte sie sich zurück. Kuschelte sich in die Decke und schloss die Augen. Sie spürte noch wie Kosta die Decke zurecht rückte, dann schlief sie ein.
Sie hörte Wasser rauschen. Langsam öffnete Lu die Augen. Die Angst, dass sie wieder an disem schrecklichen Ort war, war rießig. "Na? Schon wach?", fragte Kosta, der vor ihr stand. Lu öffnete die Augen und vergaß zu atmen. Kosta stand vor ihr, ohne T-Shirt nur mit einer Jeans bekleidet. Seine Haare waren noch nass. Kosta sah sie besorgt an. "Alles in Ordnung?", fragte er. Lu nickte. Sie merkte, dass sie die ganze Zeit über nicht geatmet hat. Schnell holte sie tief Luft und stieß sie dann wieder aus. Kosta fuhr sie mit der Hand durch die Haare. "Ich habe Kleider für uns besorgt, ich hoffe die Größe stimmt." Er warf ihr ein Bündel voll mit Kleider zu. Lu betrachtete die Klamotten. Es war genau ihr Stil. ´Wow!´, dachte Lu, ´ein Junge, der was von Mode versteht.´ "Ich glaube, ich gehe mal duschen!", sagte Lu und schob sich vom Bett. Kosta nickte langsam und fuhr sich wieder durch seine schwarzen Haare. ´Ist er wgen etwas nervös?´, fragte sich Lu, während sie ins Bad ging. Das Bad war sehr groß. Das Waschbecken war aus Marmor, über dem Waschbecken hing ein dreiseitiger Spiegel, der noch beschlagen war. Es gab eine Duschkabine und eine Badewanne. Lu entscheid sich zuerst für die Badewanne, aber dann doch für die Duschkabine. ´Badewannen werde ich wohl eine Zeit lang meiden´, dachte Lu grimmig und ließ ihre Kleider, die, wie sie festgestellt hatte, noch immer aus dem roten Kleid bestand, zu Boden gleiten. Sie stieg in die Duschkabine und drehte heißes Wasser auf. Jeder Wassertropfen, der auf ihre Haut prallte, wusch alles weg. ´Hoffentlich auch die Erinnerung!´, dachte Lu bitter.
16.Kapitel
Als Lu wieder aus dem Badezimmer kam, lag Kosta ausgestreckt aufdem Bett und hatte ein Handy in der Hand. Erst als sie sich dem Bett näherte erkannte sie, dass es ihr eigenes war. "Du solltest dich mal bei deiner Freundin melden", sagte er ohne sie anzusehen und als wäre es das Normalste von der Welt in fremden Handys herum zu schnüffeln. "Sag mal,ist das sowas wie ein Hobby von dir?", fragte Lu im Plauderton, während sie sich auf das Bett setzte. "Hm?", machte er und sah sie an. "Ob Stalking sowas wie ein Hobby von dir ist!", wiederholte Lu genervt ihre Frage. Kosta grinste. "Du bist die Zehnte in diesem Jahr!", antwortete er belustigt. Lu schnaubte und versuchte Kosta ihr Handy weg zu nehmen. Kosta fing an zu lachen, während Lu immer noch verzweifelt versuchte ihm das Handy ab zu nehmen. Sie beugte sich über ihn, die Hand an seiner Brust abstützend, die andere Hand zu seinem ausgestreckten Arm ringend. Dann ertönte eine, Lu wohlbekannte, Melodie, Kosta hielt ihr das Mobiltelefon vor die Nase. "Geh lieber ran, ansonsten kriegt die noch einen Anfall, weil du nicht ab nimmst.", sagte er mit einem schiefen Lächeln. Lu seufzte und nahm das Gespräch entgegen. "Lu, oh mein Gott! Lu, bist das wirklich? Lu, alles in Ordnung? Warum antwortest du nicht?", schrie Ionie panisch in den Lautsprecher des Handys. "Ionie, mir geht es gut. Ich komme bald nach Hause.", versuchte Lu ihre beste Freundin zu beruhigen. "Was? Du bist gar nicht zu Hause? Ich dachte du bist krank? Das hat jedenfalls Melody gesagt.", schrie Ionie wieder. "Könntest du bitte aufhören in das Handy zu brüllen? Ich habe schon Ohrenschmerzen", sagte Lu. Am anderen Ende der Leitung war es plötzlich still. "Ionie? Ionie? Hallo?" Lu wurde panisch. Besorgt sah Kosta sie an. "Komm sofort zu ihr, allein. Und es wird ihr nichts passieren", sagte eine fremde männliche Stimme in der anderen leitung. Lu hörte im Hintergrund ein leises Wimmern, dann ein Schrei. Mitten im Schrei legte jemand auf. Lu sah das Handy an. Langsam fing sie an zu realisieren was überhaupt passier war. ´Ionie ist in Gefahr und das meinentwegen.´Sie sah Kosta an. "Ich muss zu ihr", sagte sie und machte sich auf die Suche nach dem Autoschlüssel. Kosta wies sie darauf hin, das er auf dem Tisch läge. Sie schnappte ihn sich und wollte schon zur Tür gehen, als Kosta ihr den Weg vertrat. "Was glaubst du wird das für Konsequenzen geben? Was sagt dir, das deine Freundin wirklich in Gefahr ist? Was wenn es eine Falle ist?", fragte Kosta. "Woher willst du das wissen, Kosta?", schrie Lu ihn an und versuchte an ihm vorbei zu kommen. "Wer sagt, dass du dieser Ionie vertrauen kannst?", sagte er scheinbar gelassen. "Wer sagt, dass ich dir vertrauen kann?!", schrie Lu. Dann pachte sie ihn und warf ihn auf die gegenüberliegende Seite, aufs Bett. Das Bett brach mit der Wucht, mit der Lu ihn geschleudert hatte, zusammen. Lu drehte sich erschrocken zu ihm um. In seinen Augen konnte sie Schmerz, Trauer und Angst sehen. "Es tut mir Leid", flüsterte sie und verließ das Zimmer.
Alles war verschwommen und doch sah Lu alles scharf. Aber die restliche Einrichtung des edlen Hotels interessierte sie nicht. Sie wollte auf den schnellsten Weg zu Ionie. Ihrer besten Freundin.
Sie lief mit geschmeidig schnellen Schritten in die Garage. Dort empfing sie eine Dunkelheit und eine gespenstische Stille, nur ab und an hörte man wie etwas leise auf den grauen schmutzigen Boden tropfte. Lu´s Sinne waren noch nie so empfindlich wie jetzt. Sie roch das Benzin, hier und da eine leichte Wolke verschiedener Parfums der Hotelgäste. Sie ging die unzähligen Reihen von Autos entlang bis sie glaubte Kostas schwarzen BMW entdeckt zu haben. Sie drückte auf den Knopf des Schlüssels, um die Zentralverriegelung auszuschalten. In der Dunkelheit blinkten die orangenen Lichter des Autos auf. Sie öffnete die Tür, stieg ein und hielt inne. Sie wusste doch noch nicht einmal wo sie sich gerade befand. Einmal mehr wünschte sie sich, sie hätte Kosta nicht zum Teufel geschickt. Sie startete den Motor, fuhr aus der Parklücke und fuhr hinauf durch ein Tor.
Im Auto wurde es ihr zu heiß und stickig. Sie öffnete das Fenster und die kalte Nachtluft strömte herein. Lu´s schwarze Locken wirbelten im Wind, sodass sie nichts sah und das Fenster ein kleines Stückchen schloss. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und versuchte sich auf die Straße zu konzentrieren, doch ihre Gedanken schweiften immer zu Kosta bis sie beinahe vergaß warum sie eigentlich im Auto saß und wohin sie eigentlich fahren wollte. Sie schüttelte in Gedanken den Kopf und sah auf die Straße. Sie war in einem Kaff, es war sogar noch kleiner als das Kaff in dem sie lebte.´Wo werde ich jetzt eigentlich wohnen? Ich habe Melody umgebracht, von der ich glaubte sie sei meine Mutter.´ Erst jetzt fiel ihr auch auf, dass sie Melody noch nie hatte menschliche Nahrung zu sich nehmen sehen. ´Wieso habe ich das nie bemerkt?´, fragte sie sich. Sie war wütend auf sich selbst. Natürlich, sie war ihr ganzes Leben lang belogen worden, aber Melody hatte alles für sie getan: Bei Liebeskummer getröstet, nie bei schlechten Noten geschimpft, sogar als Melody sie beim Rauchen und Trinken erwischt hatte, war sie nicht sauer. Trotzdem hatte sie keines von beiden je wieder angerührt. Lu stiegen die Tränen in die Augen, die sie trotzig wegwischte. Was war aber mit ihrer echten Mutter geschehen? Melody hatte gesagt, sie sei in der Unterwelt gefangen. Griechische Mythologie hatten sie in der Schule nicht sehr ausführlich besprochen. Lu´s Geschichtslehrer war der Meinung, dass die Zeit von Kennedy viel wichtiger sei. Lu kannte nur die wichtigsten wie Zeus und Hera oder Hermes und Aphrodite. Ausserdem wusste sie, dass die Götter ihre Gestalt wandeln können. Aber sie hatte bei dem Thema auch nicht sehr gut aufgepasst, weil sie der Meinung war, dass sie das nie wieder in ihrem leben brauchen würde. Und jetzt stellte sich heraus, dass Lu eine Halbgöttin war. Entschuldige, gewesen war. Jetzt nicht mehr.
Lu fuhr in die Auffahrt von Ionies Haus. Sie sah Licht im Wohnzimmer brennen. Hinter zugezogenen Gardinen sah sie zwei Schatten. Lu schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Geschehen im Haus:
"NEIN! NEIN! Lass mich los! HILFE! HIL-" "Sei still, du kleines Miststück! Wenn deine kleine Freundin erstmal da ist, beginnt der Spaß so richtig. In spätestens...hm..sagen wir drei Stunden werdet ihr hier tot von der Polizei aufgefunfen werden und nicht mal die besten Ärzte werden eure tatsächliche Todesursache heraus finden, weil ich euch ein nettes Gift zuvor verabreichen werde, das geschmacks-sowie geruchsneutral ist und nicht nachgewiesen werden kann."
Das reichte ihr schon. Lu stieg die Übelkeit hoch. Da drinnen erwartete sie der Tod. Und für den war sie noch nicht bereit.
17.Kapitel
Lu holte tief Luft und versuchte die in ihr aufsteigende Panik zu ersticken.
Sie zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und stieg aus, während sie den Schlüssel in ihre Hosentasche steckte. Vor der Haustür blieb sie stehen. Wieder holte sie tief Luft, hob stolz wie eine Königin den Kopf und klingelte. ´Wenn ich schon sterben muss, dann aber würdevoll´, dachte sich Lu, als sich die Tür öffnete,
Diese ganzen Kidnapping-Szenen sahen in den Filmen irgendwie gefährlicher aus, fand Lu. Nicht, dass ihr Kekse und Kaffee angeboten wurde, aber der Typ, der vor ihr stand, hatte echt nichts Angsteinflössendes an sich. Der Kerl war kaum älter als sie, maximal 19 Jahre alt. Ein bisschen pickelig. Und was Lu am meisten anwiderte, abgesehen von den fettigen langen blonden Haaren, war, dass er fürchterlich stank. "Komm rein", krächzte er mit heiserer Stimme. Lu trat ein und blieb stehen. Das Wohnzimmer war verwüstet, genauso die Küche. "Was hast du mit ihr gemacht und wo ist sie jetzt?", fragte Lu. Ihre Stimme sollte eigentlich fest und gefährlich klingen, stattdessen war sie ängstlich und zittrig. So viel zum Thema heldenhaft und mutig. Der Junge grinste boshaft. ´Wenigstens hat er keine verfaulten Zähne´, dachte Lu. Im Gegenteil, seine Zähne warehn sogar strahlend weiß. ´Wer ist dieser gruselige Typ?´Lu musterte ihn nochmal. Seine Kleidung bestand aus einem T-Shirt mit einem Bandlogo, einer schwarzen zerschlissenen Lederjacke und einer zerrissenen verwaschenen Jeans. Dazu abgetretene Sportschuhe. Seine gesamte Haltung strahlt etwas von -Ich bin cool, wenn ich schmutzig bin- und -Hahaha, ich habe hier zwei Mädels und ich werde jetzt meinen Spaß haben- Lu schauderte. Was Lu wusste, war zwar nicht viel, aber hilfreich. Er war ein Mensch, sie ein Vampir. Dennoch konnte sie ihn nicht umbringen.
"Wo ist sie? Was hast du mit ihr gemacht?" "Beruhig dich! Sie sitz in der Ecke und heult." "Wo?", fauchte sie in an. Erschrocken trat er einen Schritt zurück. "Du-du...", stotterte er. Lu hielt inne. Sie tastete mit ihrer Zunge nach ihren Eckzähnen. Aprupt drehte sie sich um. "Bist ein-bist ein Vampir?", fragte er ängstlich. Lu holte tief Luft. "Sag mal ansonsten geht es dir noch gut, oder? Erst nimmst du das Haus meiner Freundin plus sie in deinen Besitz, dann bestellst du mich hier her und jetzt fragst du ob ich ein Vampir bin? Was bist du nur für ein Freak?", brüllte sie ihn an. Er fuhr zusammen. Seine Augen weiteten sich. "Du bist....Genau wie er", flüsterte er ehrfürchtig. "Was?", fragte Lu entgeistert. "Erkennst du mich denn nicht?",fragte er und ging auf sie zu, Lu wich aber zurück. Ihn schien es nicht zu kümmern. Seine dunklen Augen fixierten sie. "Wer bist du?", fragte Lu. Sie stieß gegen den Tisch. "Ich bin sein Bruder", antwortete er. ´Kostas Bruder?´, schoss es ihr durch den Kopf, während sie seine dunkelbraunen, fast schwarzen, Augen starrte. "Ich bin Kostas Bruder", sagte er. "Das kann doch nicht sein, er ist doch-" "Ein Vampir?", beendete er ihren Satz. Lu konnte nur noch nicken. "Genau genommen bin ich nicht direkt sein Bruder. Komplizierte Geschichte. Ich bin ein Mischling. Mein Mutter ist auch Kostas Mutter." Lu hoffte diese komplizierte Geschichte auch noch zu erfahren.
"Warum das alles?", fragte Lu ihn, nachdem er Ionie geholt hatte. Er zuckte mit den Schultern. "Ich wollte die Vampirkönigin kennenlernen." Ionie klammerte sich an Lu und verfolgte schweigend das Gespräch. "Jetz mal im Ernst", sagte Lu, "Weißt du was? Wie wäre es, wenn wir nochmal von vorne anfangen?", schlug er vor. "Ok. Ich bin Luna, kurz Lu. Das ist Ionie, meine beste Freundin. Jetz bist du dran." "Ok, ich bi Theo, eigentlich Theodosius, Bruder von konstantinos, Sohn von-" "Ja, ist gut. Wir haben es kapiert.", fuhr Lu ihn an. Lu war nervös und dadurch sehr reizbar. "Was willst du?", fragte Lu nochmal. Theo´s Augen wurden schmal. Er presste die Lippen zusammen. Er starrte auf seine Hände. Dann blickte er auf, sah Lu fest in die Augen und sagte: "Deinen Tod."
18.Kapitel
Lu war unfähig sich zu bewegen. “W-W-Was?”, fragte sie und blinzelte. Theo hob den blick und sah sie grinsend an. Es war ein teuflisches Grinsen. “Du hast schon richtig verstanden. Ich will deinen Tod und den deiner kleinen Freundin gleich dazu. Allerdings werde ich mir nicht selbst die Finger schmutzig machen-” “Du hast es auch gar nicht mehr nötig! Sie sind schon schmutzig genug!”, warf Lu bissig ein. Theo beachtete sie gar nicht, sondern fuhr unbeirrt fort: “Ich will das jemanden tun lassen, der mit dieser Tätigkeit schon vertraut ist und dir mit Sicherheit bekannt ist.” Ionie, die immer noch in Lu´s Armen lag, stieß einen Schrei aus, schob die Arme ihrer Freundin weg und sprang auf. “Was hat sie dir getan? Was habe ich dir getan? Was wird hier überhaupt gespielt?”, schrie sie hysterisch. Lu hörte, dass jemand an die Tür klopfte. Theo stand auf und Lu versuchte Ionie zu beruhigen. Ionie murmelte nur noch vor sich hin. ´Sie ist psychisch total im Eimer! ´, dachte Lu und musterte Ionie besorgt und gleichzeitig auch nachdenklich.
“Mädels? Darf ich euch vorstellen: Mein Bruder Kosta.” Theo stand zusammen mit Kosta in der Tür. Als Lu Kosta erblickte platzte sie:
“Ich habe es gewusst! Ich habe es gewusst! Du bist ein elender Lügner und Betrüger!” Kosta kam auf sie zu. “Lu, ich-” “Nein! Fass mich nicht an. Komm nicht mal in meine Nähe! Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!”, schrie Lu ihn an. Kosta wich traurig zurück.
“Tut mir Leid, Prinzesschen, du musst ihn in deine Nähe lassen, denn er wird dich töten!”, sagte Theo und grinste fies. Das ging Lu auf die Nerven. Sie sprang vom Sofa auf, Ionie wich erschrocken zurück. Lu stürzte sich auf Theo. Beide fielen zu Boden, Kosta schrie irgendetwas, aber das war Lu egal. Sie wollte nur Theo wehtun, ihm Schmerz zufügen wie er es getan hatte. Sie schlug ihn mit geballter Faust ins Gesicht. Sie hörte wie seine Knochen brachen. Sie schlug weiter auf ihn ein.
Plötzlich sah sie dünne rote Rinnsäle sein Gesicht herunter liefen. Sie hielt inne, wie gebannt schaute sie zu wie Theos Blut sich seine Wege über sein Gesicht bahnte. Sie schob sein schmutziges blondes Haar zurück, beugte sich herunter zu seinem Hals und biss zu. Theos Blut schmeckte dunkel und herb. Seine Hände drückten gegen Lu´s Schultern. Sie knurrte und biss fester zu. Theo schrie. Jemand versuchte sie weg zu reißen. Sie knurrte lauter. Theo versuchte nicht mehr sich zu wehren.
Lu hielt inne, sie merkte wie Theos Herzschlag langsamer wurde. ´Er ist Kostas Bruder ´, sagte ihr ihre vernünftige Stimme. ´Aber er will Ionie und mich umbringen! ´, widersprach sie sich selbst.
Langsam zog sie ihre Zähne aus seinem Hals. Er sah sie mit geweiteten Augen an. Angewidert von sich selbst stand sie auf. Sie begegnete Ionies Blick. Sie sah geschockt aus. Lu´s Blick wanderte zu Kosta. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. War er wütend? Oder traurig? Oder doch geschockt? Lu wusste es nicht.
Lu kniete sich zu Theo. “Es…es tut mir Leid, Theo. Ich wollte das nicht tun. Ich…”, Lu verstummte. Es tat ihr wirklich leid. Sie wollte Theo nicht wehtun, auch nicht Kosta. Lu wusste zwar nicht wie nah sich die Brüder standen, aber sie glaubte, dass sie sich genug gern hätten um nicht dem anderen den Tod zu wünschen.
Sie half Theo auf und brachte ihm zum Sofa. Ionie machte sofort Platz. Theo sagte nichts, er sah Lu immer noch an.
“Du solltest dich beherrschen können, Lu”, sagte Kosta hinter ihr mit erschreckend kalter Stimme. Lu schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. Ihre überlangen Eckzähne hatten sich schon längst wieder zurückgezogen. ´Nicht auf Kosta losgehen. Nicht auf Kosta losgehen. ´ Lu wiederholte ihr Mantra, während sie den Biss an Theos Hals untersuchte. Sein Fleisch hatte Lu vollkommen zerfetzt. Ein wenig Blut sickert noch aus der Wunde. Es tropfte auf das weiße Polster und breitete sich in sekundenschnelle aus. ´Das wird nicht wieder rausgehen´, dachte Lu. Sie wandte sich an Ionie: “Kannst du mir bitte den Verbandkasten holen?” Ionie nickte langsam und stand auf. ´Sie hat Angst vor mir. ´, dachte Lu. Nach wenigen Minuten war Ionie mit dem Kasten da und Lu begann Theo zu verarzten.
Nachdem Lu fertig war, erwachte Theo aus seiner Starre. “Danke”, krächzte er. Lu versuchte zu lächeln, aber es misslang ihr. Theo setzte sich auf. Lu blieb am Boden hocken. Es war still im Raum, nur ab und zu hörten sie wie Ionie zittrig Luft holte. Dann durchbrach Lu die Stille: “Warum willst du Ionie und mich töten lassen?” Sie sah Theo an.
Tag der Veröffentlichung: 01.12.2010
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