Langsam stieg ich in meine, dunkelblaue Simpsons-Boxershorts und zog mein „New Moon“-Shirt drüber bevor ich in das große Doppelbett krabbelte. Ich war im Urlaub und das nicht allein. Meine beste Freundin Chika, die gerade noch unter der Dusche stand, war mitgekommen und verbrachte mit mir ein chilliges Wochenende in einem kleinen Hotel.
Ich legte mich auf die Seite um einen guten Blick auf die Badezimmertür zu haben. Schließlich wollte ich mir Chikas tollen Körper nicht entgehen lassen. Ich hatte sie schon oft nackt gesehen und beneidete sie jedes Mal für ihren Körper. Sie war schlank, aber nicht dürr. Alles war wohl proportioniert und passte einfach zu ihr. Ihre Brüste waren straff, nicht zu groß und nicht zu klein.Aus Erfahrung her wusste ich, dass ihre Haut immer unsagbar weich war und ich sie immer so oft es ging berühren musste.
Wenn ich mich dagegen betrachtete, hätte ich mich sofort meinen Brechreiz hingeben müssen. Ich hatte mehr als nur drei Gramm zu viel. Meine Haut war vernarbt und an den Beinen schon Cellulitis befallen. Meine Schenkel waren so breit wie ein kleines Ferkel und meine zwei „besten Freunde“ hingen, meiner Meinung nach, viel zu weit unten. Deswegen zeigte ich mich vor ihr auch nie ohne Kleidung. Nicht mal in Unterwäsche, wenn wir shoppen waren und ich mich in der Umkleidekabine umzog. Chika respektierte das und drängte mich auch nie dazu mich ihr zu zeigen. Schließlich kannte sie meine Ängste und wollte mich einfach nicht weiter kränken, so wie viele andere Menschen es schon getan hatten.
Die Badezimmertür öffnete sich und meine Beste trat in das Hotelzimmer. Ein großes weißes Handtuch, welches mit dem Zeichen des Hotels bestickt war, hatte sie um ihren nackten Körper gewickelt. Sie lächelte mir zu und ich schaute mit leicht geröteten Wangen weg. Es war mir peinlich wenn sie bemerkte wenn ich sie anschaute und musterte. Zwar sagte sie mir mal, dass ihr das nichts ausmachte, weil das viele Andere auch taten. Aber ich wollte nicht das Selbe tun wie jeder Andere der sie attraktiv fand. Ich wollte sie nicht so begierig anstarren und mir vorstellen wie es wäre mich mit ihr im Bett zu wälzen. Es wäre zwar falsch, wenn ich jetzt behaupten würde, ich hätte davon noch nicht geträumt, aber ich kenne Chika ja auch. Ich wusste, dass sie ein zerbrechlicher Mensch ist, der sich nach Liebe sehnt. Ich weiß, dass so viele Menschen ihr schon weh getan hatten. Ich konnte nie verstehen warum. Sie war doch ein so liebenswürdiges Mädchen dem man nicht weh tun konnte.
Ich habe sie zwar noch nicht oft weinen gesehen, aber ihre traurigen Blicke bemerkte auch ich mit der Zeit.
Ich spielte an den kleinen Glöckchen die ich um mein Handgelenk trug und wartete dass Chika sich zu mir legte. Wir teilten uns das große Ehebett. Ein einfaches Bett hätte es aber auch getan. Schließlich kuschelten wir uns so eng aneinander dass wir nicht mal die Hälfte der Matratze einnahmen. Es war schön ihren Atem in meinem Nacken zu spüren. Die sanften Küsse, die sie mir gab wenn sie kurz vor dem Einschlafen war und mir somit nochmal verdeutlichen wollte, dass sie für mich da ist und mich gern hat. Dafür liebte ich sie. Ihre Art wie sie mir zu verstanden gab, dass ich ihr etwas bedeute. Diese bedingungslose und unabhängige Liebe mir gegenüber. Ich wusste nicht, wie stark dieses Band zwischen uns war, aber ich hoffte es war so stark, dass wir für immer zusammen bleiben konnten. Und das nicht nur als normale Freunde.
Ich wollte ihr alles geben was sie brauchte. Dieses Gefühl der Zuneigung, nach welchem sie ihr Leben lang gesucht hatte. Denn ich wollte doch das Selbe und ich wusste, dass sie mir das alles geben konnte.
„Na? Zerbrichst du dir wieder deinen süßen Kopf über irgendwas?“, ich schreckte kurz hoch als ich Chikas Stimme vor mir vernahm. Sie kicherte leise und schlüpfte sanft unter die Decke, legte einen Arm beschützend um mich. So wie sie es immer tat, wenn mich etwas beschäftigte. Ich fühlte mich dann als wöllte sie mich vor all meinen quälenden Gedanken befreien. Als wöllte sie meinen Kopf dazu zubringen alles fallen zu lassen und an nichts zu denken. Es gelang ihr jedes Mal sehr gut, wie ich fand.
„Ich hab dich lieb“, flüsterte ich fast tonlos gegen ihren Hals, an dem ich mein Gesicht versteckt hielt. Sie streichelte mir über meinen Arm: „Ich dich doch auch.“
Eigentlich sprachen wir viel miteinander. Über wichtige Dinge, Unwichtige und jene, die mal wichtig werden könnten. Wir alberten herum, hielten uns in den Arm und waren für den Anderen immer dann da, wenn es nötig war. Seit wir uns kenn gelernt hatten, und das war auch noch nicht so lang her, verbrachten wir so viel Zeit wie möglich miteinander. Wir wussten, dass jede Sekunde kostbar war und das Ende immer nah sein konnte. Es trieb mir die Tränen in den Augen wenn ich dran dachte, dass ich irgendwann ohne sie leben musste. Irgendwann, wenn ihre Uhr abgelaufen war. Die Batterien leer und man diese nicht wieder wechseln konnte. Was sollte ich ohne sie tun? Wie sollte ich diese grausame Welt ohne sie aushalten? Gewiss konnte ich das, aber ich wollte einfach nicht. Sie war zu einem festen Bestandteil meines Lebens geworden. Vielleicht war sie sogar schon mein Leben.
„Warum weinst du?“, fragte sie mich flüsternd und ich schaute zu ihr hoch. „Ich denk über so vieles nach…“, antwortete ich wahrheitsgemäß und kuschelte mich instinktiv näher an sie. „An was denkst du?“, fragte sie wieder leise. Ihre Stimme klang in meinen Ohren wie eine sanfte Melodie. Eine vertraute, wie die alten Kinderlieder, die Mama mir immer vorsang wenn ich nicht schlafen konnte. Ihre Stimme klang so vertraut und warm, dass sie mir jedes Mal eine Gänsehaut verursachte. „Daran, was du mir bedeutest…“ „Was bedeute ich dir denn?“ „Alles…“, es war nur noch ein Hauch meiner Stimme, dennoch wusste ich, dass Chika es gehört hatte. Mit einem Finger hob sie meinen Kopf so, dass er über ihrem war und sie mir in die nassen Augen schauen konnte. „Ich liebe dich, Kleines.“, flüsterte sie, bevor sie mit sanftem Druck mein Gesicht zu ihrem dirigierte und unsere Lippen sich trafen. Ich wusste in diesem Moment weder was ich tat, noch was vor sich ging. Ich ließ mich von meinen Gefühlen treiben, so wie ich es immer wollte. Ich tat etwas, ohne groß drüber nachzudenken. Ich handelte einfach aus Instinkt als ich meine Lippen sanft gegen ihre bewegte und meine Augen schloss. Innerlich wusste ich, dass das hier richtig war.
Stundenlang, jedenfalls fühlte es sich so an, liebkosten wir uns leicht mit den Lippen. Erst das Gesicht und später dann den Hals. Wir wollten nicht voneinander lassen, denn wir hatten Angst, dass man uns somit aus der Traumwelt, die wir uns gerade erschaffen hatten, rausreißen konnte. Wir wollten nicht auf den harten Boden der Realität aufschlagen und uns, zum wiederholten Male, das Genick brechen. Wir wollten lieben. Nicht mehr und nicht weniger.
Texte: Bild von photobucket.com
Tag der Veröffentlichung: 05.06.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Alle Mädchen, die Mädchen lieben.