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Umzug in ein neues Leben



"Mum, ich will aber nicht hier weg!" , klagte ich, doch meine Mum blieb hart.
"Fiona, deine Sachen sind schon im Auto verstaut, die Möbel schon im neuen Haus und du kommst jetzt mit!"
Wiederwillig stieg ich in unser Auto, und sah aus dem Fenster.
Ich wollte den Anblick unseres alten Hauses bewahren.
Dad startete den Moter und fuhr die Auffahrt hinunter, um dann irgendwann um eine Kurve zu fahren.
Verzweifelt erhaschte ich noch einen letzten Blick auf das leer stehende Haus, bis es verschwand.
Ich wollte nicht in diese öde Stadt ziehen, in der selten die Sonne schien.
"Dad! Ich will nicht umziehen! Da ist es doch bestimmt sehr uninteressant!"
Doch er gab keine Antwort.
Na toll, jetzt ignorieren sie mich schon.
Wenn ich könnte, würde ich diese verregnete Kleinstadt dem Erdboden gleich machen!
Ich würde sie zerstören, und dann würden wir wieder in unser altes Haus ziehen.
Die Kleinstadt hieß ...
Jetzt hab' ich den Namen dieser doofen Stadt schon vergessen!
Kein Wunder, ich mochte ja nicht einmal den Gedanken an diese schreckliche Stadt.
Hätte mein Dad da bloß keine bessere Arbeitsstelle gefunden!
"Hier war es doch auch schön, wir müssen doch nicht wegen dem Geld umziehen!", murrte ich.
Die restliche Autofahrt über, verfluchte ich die Stadt weiter.
Dann kamen wir an.
Der Himmel war überzogen von Wolken, nirgends kam ein Strahl des Sonnenlichtes durch. Zu allem Überfluss sah es auch noch so aus, als ob in der ganzen Umgebung nur über dieser einen Stadt eine Wolkenwand hing.
Als wir vor unserem neuen Haus stehen blieben verzog ich mein Gesicht.Es war zwar nicht so häslich aber ich mochte es trotzdem nicht.Es war ein kleines Einfamilienhaus mit einem großen Garten.
Mein Vater ging voran und zeigte uns das Haus, das von innen größer war als von außen.
Mein Zimmer war unter dem Dachboden, also gehörte das ganze zweite Stockwerk mir.
Eigentlich war es ja immer das, was ich mir immer gewünscht hatte, aber ich fand es scheußlich, da es da war, wo ich nie hinwollte!
Die Möbel waren schon ausgeräumt, und die Tapete war auch noch in Ordnung, so dass ich die Möbel nur noch zurecht zu rücken brauchte.
Doch das tat ich nicht einmal, ich mochte das Zimmer nicht, also war es auch egal, wie es aussah!
Morgen würde ich auf die High School gehen.
Na super, ich musste ja auch gebracht werden, da ich kein eigenes Auto hatte, und mit meinen sechzehn Jahren auch noch nicht fahren durfte.
Langsam kramte ich ein Buch über Vampire aus den Kartons hervor und fing an zu lesen.
Die Zeit verging, und die Uhrzeiger umrundeten mehrere Male das Uhrblatt.
Bis zum Abend hörte man fast kein Geräusch, doch dann klopfte es.
Es klopfte gegen mein Fenster.
Erschrocken fuhr ich hoch, doch es war nur der Regen, der gegen das Fenster prasselte, und der Ast einer großen Eiche, die im Garten stand.
Erleichtert legte ich mich wieder hin, und bald darauf klappte ich das Buch zu.
Die Dunkelheit war schon herein gebrochen und vom lesen war ich so müde geworden, dass meine Augen genauso wie der Buchdeckel einfach zu fielen.


Erster Schultag



Schrill weckte der Wecker mich, und im Halbschlaf schaltete ich ihn aus.
Es war so schön warm unter meiner Decke, dass ich wieder eindöste.
"Fiona!", rief meine Mutter von unten. "Frühstück ist fertig!"
Sofort schlug ich meine Augen auf und sprang aus dem Bett.
Doch dann erinnerte ich mich daran, dass wir nicht zu Hause waren.
"Ich will nach Hause!", jammerte ich, als ich unten war.
Doch meine Klage wurde nicht beachtet, und es erklang kein Ton beim Frühstück.
Danach ging ich nach oben, und zog mich an.
Als ich mit Zähne putzen, waschen und Haare kämmen fertig war, sah ich in den Spiegel.
Eine blonde Haarpracht umfiel mein Gesicht, und meine braunen Augen sahen mich durch den Spiegel zurück an.
Ich hob meine Hand und berührte meine Wange, die nicht viel Farbe hatte.
Ich bekam nur im Sommer etwas Farbe, und diese verschwand im Winter wieder vollends.
Schnell nahm ich mir ein Zopfgummi und band mir meine Haare locker zusammen, damit sie mich nicht nervten.
"Ich bin fertig!"
Mum wartete schon an der Haustür.
Ohne hin zu sehen hastete ich an ihr vorbei, durch die Tür und schnell in den Wagen.
Die Fahrt über sah ich nur die eintönige Landschaft, und war froh endlich an der Schule zu sein.
Doch diese sah alt und nicht sehr schön aus.
Ich seufzte, und ging auf sie zu.
Da muss ich jetzt wohl durch.
Nachdem ich in meine Klasse kam, setzte ich mich hin und wartete darauf, dass der Unterricht begann.
Viele sprachen mich an, doch ich ignorierte sie.
Nach kurzer Zeit kam dann der Lehrer.
Er begrüßte uns und nannte seinen Namen.
Mr Keith.
Nun sah er sich die Klassenliste an, und fragte nach, wer an- und wer abwesend war.
An meinem Namen angekommen schaute er kurz auf und fragte: "Und Sie sind Miss MacCallan?"
"Ja, leider!"
Er sah mich verdutzt an, und forderte mich dann auf, etwas über mich zu erzählen.
"Ich will nichts über mich erzählen!"
"Aber es wäre doch besser damit sie ihre Klassenkameraden auch besser kennen lernen.
"Nein, nein, nein! Ich erzähle Ihnen nichts über mich, denn das geht sie garnichts an! Ich gehe Sie überhaupt nichts an, also fangen Sie endlich mit dem Unterricht an!"
Er sah mich verdutzt an, fuhr aber wirklich mit dem Unterricht fort.
"Endlich lässt die Nervensäge mich in Ruhe.", murmelte ich.
Als der Unterricht zu Ende war, ging ich aus dem Klassenzimmer und ins nächste.
Ein Mädchen sprach mich an.
"Hallo, ich bin Hanna."
"Scher dich zum Teufel, ich brauche niemanden und hier erst recht nicht! Ich hasse diese Stadt!"
Sie sah mich verdutzt an, und wand sich ab.
Ich hörte nur noch die Worte: "Bei der piepts wohl!"
Aber das war mir egal, ich wollte einfach nur wieder nach Hause, und mir war jedes Mittel Recht, um meinen Willen zu bekommen.


Weg und zurück



Der Rest des Schultages flog an mir vorbei, und wenn ich angesprochen wurde, gab ich patzige Antworten.
Als Mum mich dann abholte, und mich fragte wie es war, sagte ich einfach nur: "Das Schrecklichste in meinem ganzen Leben."
Sie ging nicht weiter darauf ein, und zu Hause setzte ich mich wieder mit einem Buch in mein Zimmer.
Doch nach einer kleinen Zeitspanne fing es wieder an zu regnen.
"Mum! Ich hasse diese Stadt! Es regnet immer nur!"
Man hörte Gepolter und kurz darauf stand meine Mutter im Zimmer.
"Du hörst mir jetzt mal ganz genau zu, du benimmst dich, als ob du keine Erziehung genossen hast, und jetzt hör doch mal auf dich zu beschweren! Für mich und deinen Vater ist es auch eine große Umstellung, und denk nicht, dass es leicht war für uns, von Sonne zu Regen umzu steigen!"
"Jetzt hör doch mal auf dich zu beschweren! Ich benehme mich sehr gut, Mutter!"
"Und warum rufen dann die Lehrer nach einem Tag schon bei uns an und beschweren sich über dein Verhalten!?"
"Weil das alles Idioten sind! Und wenn wir nicht zurück ziehen, ziehe ich aus!"
Meine Mum verschwand ohne ein Wort zu sagen, und ich dachte mir nur im Stillen, dass ich es irgendwie hier wegschaffen würde.
Keine zehn Pferde könnten mich hier halten!
"Ich hasse diese Stadt!", schrie ich.
Dann kamen die Tränen.
Das ist eine doofe Angewohnheit von mir, dass ich immer anfange zu weinen, wenn ich schreie, oder wenn ich mir etwas so sehnlichst wünsche.
Ich verkroch mich in die dunkelste Ecke meines Zimmers und wartete darauf, dass es Mitternacht schlug.
Als es soweit war, holte ich meine Reisetasche unter meinem Bett hervor und warf alles mögliche rein, was ich brauchte.
Dann nahm ich mir noch den Rest meines Geldes und packte ihn ein.
Kurze Zeit später zog ich mir Jacke und Schuhe an, und nahm den Wagenschlüssel.
Als ich nach draußen trat, nieselte es kaum merklich.
Ich verfluchte den Regen und ging zum Auto.
Ich hatte zwar noch keinen Führerschein, aber ein Auto bedienen konnte ja wohl nicht so schwer sein, oder?!
Schnell stieg ich ein und startete den Motor, und das mit dem Ausparken klappte.
Das gesamte Fahren ging recht gut, und ich fand auch nicht, dass es sehr schwer war.
Nachdem ich drei Stunden aus der Stadt weg war, parkte ich an einem kleinen Wald und stieg aus.
Mein Handy und die Schlüssel ließ ich im Auto liegen, das Handy würden sie bestimmt orten, und den Wagen suchen lassen.
Ich ging schnellen Schrittes durch den Wald, stolperte auch mal über Wurzeln, und irgendwann wusste ich nicht mehr wo ich war.
Einfach in eine Richtung gehen Fiona.
Das tat ich auch und erspähte schon bald die ersten Lichtstrahlen.
Ich lief dem Licht entgegen und trat aus dem Wald.
"Nein!", jammerte ich, denn ich war genau da raus gekommen, wo ich rein gegangen war.
Das konnte ja nur mir passieren.
Und natürlich war am Ort die Polizei vorhanden, die mich auch gleich nach Hause brachte.
Warum musste das passieren?!


Streit mit Mum



Meine Arme hatte ich vor der Brust verschränkt, als ich hinten im Polizeiauto saß.
Warum brachten sie mich wieder zurück, zurück in die Stadt die ich so hasste?
Warum taten sie mir das an?
Als wir zu Hause ankamen, kam als erstes meine Mutter aufs Auto zu.
“Fiona! Warum bist du einfach weg gelaufen? Oder eher, warum bist du mit dem Auto gefahren? Es hätte dir etwas passieren können!“
Sie sagte es mit Wut und Verzweiflung in der Stimme.
“Ich hab doch gesagt, dass ich, wenn wir nicht wieder nach Hause fahren, abhaue! Also gib mir nicht die Schuld!“, schrie ich mitten in ihr Gesicht.
“Wir sind zu Hause Fiona!“, ihre Stimme ging unter meinem Gebrüll unter: "Ich meine unser richtiges zu Hause!"
“Geh rein Fiona!“, unterbrach mein Vater mein Gezetere .
Ich stieg aus und knallte alle Türen die mir in den Weg kamen fest zu.
Ich verkroch mich in meinem Zimmer und weinte.
Aber nicht vor Trauer, sondern vor Wut. Wut auf meine Eltern.
Ich hasste diese Stadt ganz einfach. Ich hasste alles was mit ihr zu tun hatte.
Ich konnte hier niemanden leiden.
Meine Mutter ließ mich am Abend in Ruhe, nur mein Vater musste mal wieder raufkommen und mir alles erklären.
Ich hörte ihm gar nicht mehr zu, sondern schrie ihn an: “Lass mich in Ruhe, ich kenn die Geschichte in und auswendig! Ihr habt sie ja mehrmals erzählt. Geh einfach runter, ich will hier nicht bleiben, und ich gehör hier auch nicht hin!“
Mein Vater sagte nichts mehr und ging schweigend aus meinem Zimmer und ließ mich allein.
Wieder alleine.
Die Stille war unheimlich, aber auch beruhigend.
Am nächsten Tag war ich auch nicht besser gelaunt, doch meine Mutter auch nicht und wir redeten kein Wort miteinander.
Mein Vater versuchte ein Gespräch anzufangen, aber diesen kläglichen Versuch überging ich und ignorierte ihn.
"Bringst du mich zur Schule Dad?“, fing ich dann doch ein Gespräch an, denn mein Vater war ja nicht Schuld, und ich brauchte jemanden der mich zur Schule bringen könnte.
"Kann das nicht deine Mutter machen?“
"Nein Schatz, ich kann das nicht!“, es hörte sich an, als ob sie voller Verabscheuung sprach.
Deswegen gab mein Vater nach: "Na schön, ich bringe dich!"
Ich stieg ins Auto und wollte einfach nur weg von zu Hause.
Als wir an der Schule ankamen, schlug mein Vater mir noch schnell vor:“Versuch doch nett zu sein."
"Ich weiß, was du meinst Dad, aber ich kann es nicht und ich will es auch nicht, denn ich hasse diese Gegend!“
Damit war die Sache für mich geklärt und ich stieg aus. Eigentlich war die Schule ja der perfekte Ort um abzuhauen, aber zu Fuß würde ich eh nicht weit kommen.
Also machte ich in der Schule, so gut es für mich möglich war, mit.
Ich konnte mich kaum konzentrieren, denn ich war noch hasserfüllter als zuvor.
Als die Schule zu Ende war ging ich aufs Auto zu, doch ich traute meinen Augen nicht, denn auf dem Beifahrersitz saß meine Mutter.
Ich blieb stehen, schaute sie an und stieg dann hinten ein.
"Könnt ihr mal aufhören euch so zu hassen?“, unterbrach mein Vater die Stille.
"Und kannst du mal aufhören, mir dauernd zu sagen, was ich tun soll? Es reicht allmählich!", schrie ich.
Meine Eltern sahen mich verstört an.
Wie konnten sie mir das nur antun?
Ich hasste diese Stadt auch ohne ihre Hilfe und ihr Zutun.
Ich stieg wieder aus und sagte ihnen, ich würde später zu Fuß nach Hause gehen.
Mein Vater versuchte mich zu überreden mitzufahren, aber ich meckerte ihn nur an:“Vergiss es! Ich werde nicht mit euch zu diesem Haus fahren! Ich will alleine sein!“
Dann knallte ich die Tür so laut zu, dass alle hinschauten.
Mir war es egal, denn ich hasste sie und sie konnten mich hassen, alles war mir im Moment egal, außer das ich hier weg wollte.
Ich schlenderte durch die Straßen und machte einen finsteren Eindruck.
Die Leute schauten mich alle an, als wäre ich eine Außerirdische und flüsterten sich gegenseitig was ins Ohr, was leicht zu erraten war.
Nämlich was ist die denn für eine?!
Ich beachtete sie einfach nicht und schlenderte weiter, bis ich in einen schmalen Weg einbog, der sehr friedlich aussah.
Doch ich merkte, dass ich den falschen Weg genommen hatte.
Trotzdem ging ich weiter.
Kurz nach einer Kurve erblickte ich einen Bach und stellte fest, dass es dort sehr still war. Angenehm still.
Es schienen auch kaum Leute hier lang zu gehen, denn der Weg war mit Gras überwuchert.
Nur ein paar plattgetretene Grashalme deuteten darauf hin, dass der Weg ab und zu benutzt wurde.
Das war das gute an diesem Ort.
Es gab Stellen, an denen man ungestört war.


Er



Ich saß schon eine Weile bei dem Bächlein, als ich Schritte vernahm und schnappte meine Sachen und verschwand im Gebüsch.
Dann hörte ich eine Stimme sagen:“War da nicht gerade ein Geräusch?“
Ich hielt die Luft an, doch zu meinem Pech kam ich aus dem Gleichgewicht und fiel hinten rüber.
Erschrocken wie ich war blieb ich regungslos am Boden liegen.
"Wer ist da? Und was ist passiert?“, rief die Stimme, die ich eben schon gehört hatte.
Kurz darauf kam ein kräftig gebauter Junge und kniete über mir.“Ist Ihnen was passiert?“fragte er mich.
Ich reagierte schnippisch und erwiederte unhöflich: “Mir geht es gut ja! Ich brauche Ihre Hilfe nicht zum aufstehen, ich hab selber Hände zum abstützen und Beine zum aufstehen mitgekriegt!“
Ich sah ihn grob an.
Er musste so etwa im meinem Alter sein.
Doch anstatt grimmig zu schauen über meine Unhöflichkeit grinste er nur.
"Was guckst du so dämlich?“, gab ich grimmig zurück.
"Oh entschuldigung, ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt!“
Er grinste immer noch so blöd.
“Ich bin Justin und mit wem habe ich das Vergnügen?“
Ich war mittlerweile aufgestanden und hatte mir den Dreck abgeputzt, dann sagte ich:“Vergnügen doch wohl eher nicht! Und warum sollte ich dir meinen Namen verraten?“
Ich schnappte mir meine Sachen und ging.
Er sah mir nach und rief:“Für mich war es ein Vergnügen, vielleicht sieht man sich ja nochmal!“
Ich antwortete nicht und begab mich auf den Weg in unser jetziges Haus.
Zuhause schlich ich mich durch die Hintertür herein und in mein Zimmer.
Als es Abend wurde, wollte ich wie immer lesen, doch ich fand mein Buch nicht.
Das schöne Buch war weg.
Ich überlegte nochmal, wo ich es denn hätte liegen lassen können.
Dann fiel es mir wie die Schuppen von den Augen.
Ich hatte es doch mit in der Schule gehabt, und beim Bach gelesen, also konnte es nur auf dem ruhigen Platz sein!
Toll, dachte ich.
Nun konnte ich also nicht mehr lesen.
Ich fiel schneller in den Schlaf als ich gedacht hatte, aber es war mir lieber so.
Am nächsten Morgen lief es wie am Tag zuvor ab.
Ich redete kein Wort mit meiner Mutter und mein Vater brachte mich zur Schule, aber dann war es anders.
Als es zur ersten Stunde klingelte und wir in dem Klassenraum waren stellte unser Lehrer uns einen neuen Mitschüler vor.
“Kinder das ist Justin Scythe. Er ist neu hier und vielleicht könnte ihm jemand die Schule zeigen! Setzen Sie sich, Mr Scythe!“
Ich verfluchte diesen Satz, denn es war nur noch ein freier Platz in der Klasse, und der war neben mir.
Er setzte sich neben mich und konzentrierte sich auf den Unterricht, doch als der Lehrer etwas an die Tafel schrieb, sah er zu mir und grinste.
Dieses Grinsen war der Horror!
Und das musste ich jetzt immer ertragen?
Gott, erbarme dich.
Zum Glück drehte der Lehrer sich wieder um, was Justin aber nicht bemerkte, und so wurde er ermahnt: "Mr Scythe, widmen sie sich bitte dem, was an der Tafel steht, und nicht ihrer Sitznachbarin?!"
Und sofort verschwand das Grinsen und er sah nach vorne.
Zum Glück sah er den Rest der Stunde nicht mehr zu mir, und der Gong befreite mich von meinem Schicksal.
Doch anstatt alleine zu sein; kam Justin zu mir.
"Gehört das Buch dir?“, er holte ein Buch aus seinem Rucksack.
Ich sah ihn an, dann das Buch, dass das Buch war, was ich verloren hatte.
"Gib mir mein Buch!“, verlangte ich und riss ihm das Buch aus der Hand, dann wand ich mich zum gehen, doch er grinste nur.
Ich verdrehte die Augen und ging nun wirklich.
Nach der Schule ging ich an unserem Auto vorbei, denn ich wollte wieder alleine in dieser verabscheuungswürdigen Stadt sein, und meine Eltern würden mich sowieso nur wieder mit irgendeinem uninteressanten Gesprächsthema nerven.
Ich lief wieder geradewegs zu dem Bach und setzte mich, um dort mein Buch hervor zu holen und zu lesen.
"Warum liest du hier?“, fragte mich jemand, Justin war hinter mir aufgetaucht.
Verfolgte mich dieser Typ etwa?!
Er musterte mich.
Ich war verwirrt von dieser Frage und antwortete erst nach einer Minute.
"Äh ...weil es hier eigentlich ruhig und gemütlich ist!“, antwortete ich nach meiner Schweigeminute.
Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln.
"Magst du diese Stadt?“, fragte er weiter.
Ich war nicht vorbereitet auf diese Frage und antwortete so schnell ich konnte:“Ob ich diese Stadt mag? Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber diese Kleinstadt ist das Allerschlimmste was ich je erlebt habe!“
Mir war in dem Moment nicht klar, dass ich immer lauter wurde, aber dann merkte ich es doch und hörte schnell auf.
Er lachte ein wenig und ich guckte ihn nur verstört an.
"Warum lachst du? Ach vergiss es ich gehe!“
Und so stand ich auf und ging meines Weges.


Unfall



Zuhause las ich mal wieder auf meinem Bett, als mein Handy klingelte.
Ich ging heran und hörte eine Stimme sagen: “Hey Fiona! Ich bin es Skara!“
Skara rief mich an!
Meine Skara!
Sie war meine beste Freundin aus der alten Stadt.
"Hey Skara! Na wie geht es dir?“, ich war froh, dass ich mal abgelenkt worden war.
"Ganz gut und dir? Wie ist es bei dir?“, fragte sie, ohne Pause zu machen.
„Naja, ich mag es hier überhaupt nicht. Alles hier ist ... schrecklich und ich will nach Hause zurück, doch wer hört mir zu? Im Moment nur du!“, sprach ich nun.
Meine Probleme sollten sie aber doch nicht belasten!
Nun fing ich unbewusst an, über Justin zu reden.
Sie hörte mir geduldig zu, und das war eine Erleichterung für mich.
Nach ca. 2 Stunden war mein Akku schwach geworden und ich verabschiedete mich schweren Herzens.
Ich ging raus auf meinen Balkon und schaute mir dann den Garten von oben an.
Er war wirklich wunderschön anzusehen, so gepflegte Natur.
Es waren wirklich sehr schöne Plätze dabei, und für einen Moment vergaß ich meine Sorgen und meine Abscheu gegenüber der Stadt, doch plötzlich war eine Bewegung weiter hinten auszumachen.
Es war an dem Platz, an dem die meisten Bäume standen.
Ich konnte eine Gestalt ausmachen, aber ich sah sie nur grob durch die Bäume.
Vom Balkon aus sah es so aus als würde ein Schatten daher huschen.
Ich wusste nicht was ich tun sollte, doch da streifte mich ein Zweig eines großen Astes, der zu der Eiche gehörte.
Es war ein stabiler Ast, so wie es aussah, also versuchte ich am Baum runter zu klettern.
Es ging auch eigentlich ganz gut, denn ich war schon fast auf dem Boden, als ich abrutschte.
Ich schrie nur kurz auf, da ich direkt auf meine Seite gefallen, und mein Kopf grob gegen den Erdboden geknallt war.
Und auf meinen Arm.
Alles tat so weh bei mir.
Es tat so weh, das ich bewegungslos auf dem Boden liegen blieb, und still weinte.
Ich konnte mit den Tränen in den Augen nur schlecht sehen, so dass ich nur eine Gestalt war nahm, die mich betrachtete und dann sagte: “Ich hole Hilfe, bleibe bitte liegen und beweg dich nicht!"
Die Stimme war sehr beruhigend und ich kannte sie auch, aber ich konnte sie nicht ausmachen, da ich nur an meine Schmerzen im Arm denken konnte.
Der ganze Arm schmerzte, als ob man mit dem Hammer tausendmal darauf geschlagen hätte.
"Fiona!“,schrie eine andere Stimme, von der ich mir ziemlich war, dass sie meinem Vater gehörte.
Sie klang so verzweifelt und flehend zugleich.
Er versuchte mich zu beruhigen, aber er brach immer wieder ab weil er mich da liegen sah, und immer wieder mein vom Schmerz verzerrtem Gesicht ansah.
Tränen fielen auf meine Hand.
Weinte er etwa?!
"Der Krankenwagen ist unterwegs!“ ,meine Mutter eilte auf mich zu.
Ich fühlte eine beruhigende Wärme an meiner Hand, sie stammte aber nicht von meinem Vater oder meiner Mutter.
Dann war der Krankenwagen da und ich wurde auf eine Trage gehoben und dann in den Krankenwagen, nachdem ich am Boden untersucht worden war.
"Ich fahr hinterher!", beschloss meine Mutter.
„Schatz, du würdest dich nicht konzentrieren können!“, meinte mein Vater.
“Wir beide würden uns nicht konzentrieren können! Wir bleiben am besten erst mal hier und beruhigen uns!“, er sagte es liebevoll.
So liebevoll, dass ich auch wollte, dass jemand so liebevoll mit mir sprach.
Später im Krankenhaus waren mein Vater und meine Mutter da.
„Dad!“brachte ich heraus.
Ich wollte mich aufsetzen, doch er legte mich wieder behutsam zurück.
Er sah mich an.
"Bleib liegen, bitte!“
Ich wollte wissen was denn geschehen war, denn ich hatte fest geschlafen und konnte mich nur noch teilweise erinnern.
Er erzählte mir, dass was er wusste, was geschehen war.
Ich hatte meinen Arm gebrochen, mir ein paar Rippen geprellt und sonst war alles okay mit mir.
Ich war froh, denn ich war auch mit dem Kopf hart aufgekommen, und hätte ich eine Gehirnerschütterung gehabt, hätte ich ja auch nicht schlafen dürfen, und hätte mich die ganze Zeit gelangweilt.
"Wer war denn der Junge, von dem du erzählt hast, der euch geholt hat?“
"Ich weiß es nicht, er sagte nur er sah vom Weg neben unserem Garten aus, wie du vom Baum gefallen warst. Er ist über den Zaun gesprungen und ist erst zu dir gelaufen und dann zu uns. Ich bin ihm natürlich sofort gefolgt, der muss sehr sportlich sein, denn er ist sofort zu dir wieder hin gesprintet.“
Es klopfte, genau als Dad seinen Satz beendet hatte.
Dad machte auf und ging kurz raus.
Nach kurzer Zeit kam er wieder.
"Der junge Mann will zu dir!“
"Okay, lass ihn rein!“
"Wir warten draußen, wir dürfen dich nämlich wieder mit nach Hause nehmen." Dad zwinkerte mir zu.
Meine Mutter und mein Dad gingen nach draußen.
Dann kam mein Retter rein.
Aber nein, als ich ihn vom nahem sah, war es natürlich Justin, und ich war sichtlich erschrocken als ich ihn sah.


Aus dem Krankenhaus heraus



Er lächelte mich an.
"Wie geht es dir?“
Ich sah ihn nur an, und brauchte meine Zeit um zu antworten:"Äh ... mir geht es soweit ganz gut!“
"Das ist schön zu wissen!“, aus seiner Stimme klang Besorgnis heraus.
"Ja!“,stimmte ich ihm zu.
“Wie konntest du so schnell reagieren?“,fragte ich schnell.
Ihm schien diese Situation nicht zu gefalllen, und als er sprach stockte er:“Ich habe gute Reflexe.“
Ich antwortete nicht und war entäuscht über seine Antwort, und das schien mir auch auf die Stirn geschrieben zu sein, denn er starrte mich fragend an.
“Was ist?“
"Ach gar nichts!“
Wir plauderten noch eine Weile, als er sich verabschiedete und meine Eltern wieder reinkamen.
"Ach Schatz, es tut mir so leid!“, mein Vater endschuldigte sich mal wieder bei mir.
“Wir hätten dich niemals ignorieren dürfen!“
Damit meinte er wohl Mum.
Ich seufzte genervt auf.
Nach einer halben Stunde kam die Schwester herein und meinte:“Sie können nun mit ihrer Tochter nach Hause fahren, aber sie sollte sich ausruhen!"
"Natürlich."
Mein Dad ging hinaus und meine Mum half mir beim umziehen, da ich, wie ich jetzt erst bemerkte, ein Krankenhaushemd trug.
Danach gingen auch wir hinaus zum Auto, wobei meine Mum mich die ganze Zeit beobachtete.
Als wir zu Hause waren, war das erste was ich bemerkte, das Telefonklingeln.
Ich hob ab und meldete mich mit: "McCallan?"
"Hallo, hier ist Justin."
Ich verdrehte die Augen.
Warum war er so fürsorglich?
"Mir geht es gut, ich bin heil zu Hause angekommen und Tschüss!"
Bevor er was erwiedern konnte hatte ich aufgelegt.
"Wer war das?", erklang die Stimme meines Vaters aus dem Wohnzimmer.
"Jemand aus der Schule!", log ich schnell, denn mein Dad würde sauer werden, wenn er rausfände, dass ich meinen Retter so schnell abserviert hatte am Telefon.
Normalerweise würde ich nun auf mein Zimmer gehen und vor mich hinschmollen, doch heute hatte ich dazu keine Lust.
"Mum, darf ich Pizza bestellen?"
"Natürlich Liebling!"
Also griff ich wieder zum Telefon und bestellte die Pizza.
Nachdem ich die Tür geöffnet hatte und die Pizza auch gegessen hatte, nahm ich meine Jacke von der Garderobe und ging hinaus.
Ich könnte diese Stadt ja doch besser kennen lernen, nur um meinem Dad eine Freude zu machen.
Schnell merkte ich, dass es hier nicht so übel war, wie ich dachte.
Es gab zwar keinen Anziehsachenladen, aber eine etwas größere Stadt war eine Stunde entfernt, und da gab es welche.
Ich bog um die Ecke, und ... stoß mit Justin zusammen.
"Entschuldigung.", murmelte er.
"Sorry.", sagte ich zur selben Zeit und wir beide mussten lachen.
Verwundert meinte er nun: "Du kannst ja lachen!", und grinste.
"Warum sollte ich nicht?"
"Du bist immer gleich so eingeschnappt und sagst, dass du es hier doof findest."
"Nein, mein genauer Ausdruck ist, dass ich dieses Städtchen hasse!"
"Stimmt, aber zu mir meintest du sie wäre eines der allerschlimmsten Dinge."
Ich verdrehte die Augen, musste er alles so genau nehmen?
"Warum wohnst du dann hier?", fragte er nun.
"Weil ich gezwungen werde ... aber eigentlich, naja, so schlimm ist es hier doch nicht.", gab ich zu.
Er lachte und meinte, er müsse weiter, und ging.
Ich sah ihm nach.
Irgendwie war er mir ... anders vorgekommen.
Nicht im Gegensatz zu sonst, aber anders als meine anderen Mitmenschen.
Vielleicht war es nur Einbildung, aber etwas in mir sagte, dass er anders war.
Anders als alles, das ich kenne.

Impressum

Texte: Handlung + Figuren gehören mir
Tag der Veröffentlichung: 15.05.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich wiedme dieses Buch allen, die mich unterstützen, doch am meisten meinen besten Freunden.

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